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Hermann Weise -j- Hermann Weise, der Westlausitzer Mundartbichter, ist am Sonntag, 16. April, abends 6 Uhr einem Herzschlag plötz lich und unerwartet erlegen. Mit ihm geht wieder einer der Kämpfer für das Oberlausitzer Volkstum dahin. Mit einer großen und wahren Liebe ging er an seine schlichte Volks kunst, die weiter nichts sein wollte, als ein treues Spiegel bild heimatlicher Werte. Hermann Weise verstand es, ähn lich wie Wilhelm Friedrich in der Südlausitz, so auch in der Westlausitz altes Hetmatgut vor der Vergessenheit zu be wahren und der Mundart wieder zu verdienter Achtung zu verhelfen. Auf zwei Gebiete fällt Weise's Betätigung, der mit großem Fleiße und unermüdlich an sein Schaffen ging. Auf dem Gebiete der Dramatisierung, auf dem er zwar Er folge erzielte, war ihm nicht der große Wurf vergönnt, wie er Wilhelm Friedrich zu mindest in einigen seiner Stücke gelang. So hat sein dreiaktiges Volksschauspiel „Der Hei mat treu", welches am 6. Oktober in Ohorn durch die Ohorner „Volksbühne" uraufgeführt wurde, nicht den ein heitlichen Zug wie ihn alle Friedrich'schen Stücke besitzen. Weise hat sich hier in die Gefahr begeben, aus der Umwelt der Mundart und des Volkstümlichen in die des Hoch deutschen und der Gesellschaft überzugehen. Der erste Akt dieses Stückes ist entschieden von starker Wirkung und die Behandlung des Dialekts ist gut. Einen guten Erfolg brachte die acht Tage vor seinem Tode, am 8. April, er folgte Uraufführung seines neuen Heimatstückes „Heemte- zauber". Wenn wir bei Hermann Weise auf Wilhelm Friedrich zu sprechen kommen, so hat das innere Gründe, denn nicht zuletzt haben die Erfolge Friedrichs und der „Thalia" in Reichenau die Westlausitzer mit Weise an der Spitze stark angeregt. So kommt es auch, daß sich Weise auf das Ge biet der Dramatik begab, und sich die Ohorner „Volks bühne" zu einer beachtlichen Spielschar entwickelte, die für die Westlausitz bestimmt die Bedeutung hat, wie die „Thalia" für die Südlausitz. Unter Hans Roßner hat sie sich sehr gut entwickelt und es fehlt ihr nicht an ausgezeich neten Charakter-Typen. Seinen Haupterfolg darf aber Weise seinen Prosa arbeiten zuschreiben. Hier hat er etwas Dauerwertiges ge. schaffen und sich die Herzen aller Leser gar bald erobert. Mit einem warmen Gemüt und einer anheimelnden Art versteht er hier seiner Heimat und dem Leben ihrer Men schen mancherlei Schönes abzulauschen. Es mangelt ihm dabet nicht an einer feinen Beobachtungsgabe. Über 100 solcher Erzählungen, Skizzen und Plaudereien sind aus seiner Feder hervorgegangen und als eine der schönsten von ihnen sei hier nur „Derr Liedelschuster" genannt, den er auch in die 1926 erschienene Auslese „Westlausitzer Kiefernästl" aufnahm. Auch einige Heimatlieder schuf Weise, denen Friedel Engler in Pulsnitz einen Weg bahnte. Der Dichter trug sich noch mit dem Plane, in der Art der „West lausitzer Kiefernästl" zwei weitere Bücher unter dem Titel „Westlausitzer Heemtebliemel" und „Westlausitzer Kroatz- beeren" herauszugeben. Die Westlausitz verdankt Hermann Weise viel und er verstand es, nicht nur ihr viel zu geben, sondern auch für sie zu werben. So nahm er begeistert an den Heimattagen 1923 in Bautzen teil und knüpfte freundschaftliche Bande mit den Schriftstellern anderer Lausitzer Gegenden. Die Gesellschaft für Lausitzer Schrifttum verliert in ihm ein treues Mitglied. Als Mensch zeigte Weise ein tiefes, warm herziges Gemüt. Im schönen Städtchen Pulsnitz übte er als Werkmeister beim Pfefferküchler Gottlieb Bubnick sei nen Brotberuf aus. Seiner Heimat aber ist Weise, der am 16. März seinen 55. Geburtstag feierte, viel zu früh ent rissen worden. Herbert Henkner, Bautzen. Die Beisetzungsfeier für Hermann Weise in Pulsnitz Am Mittwoch nachmittag wurde unter überaus zahl reicher Anteilnahme der Westlausitzer Heimatdichter Her mann Weise hier zur letzten Ruhe gebettet. Ein langer, langer Zug bewegte sich um 4 Uhr unter dem Geläut der Glocken vom Trauerhause Nr. 11 am Markte unter Vor antritt des Militärvereins mit trauerumflorter Fahne hinaus nach dem Gottesacker. Unter denen, die dem blumenüberdeckten Sarge folgten, befand sich Hofrat Rentsch aus Kamenz. Die Trauerfeier fand am Grabe statt, da der Himmel, der bisher ein Schneegestöber nach dem anderen geschickt hatte, sich aufklärte. Freundlich grüßte die Frühlingssonnc vom blauen Himmel. Die Friedhofskapelle wäre viel zu klein gewesen, all die Teilnehmer zu fassen. Mit dem Ge sang des Männergesangvereins „Stumm schläft der Sän ger!" nahm die Trauerfeier ihren Anfang. Und nun hielt Herr Oberpfarrer Schulze die tiefempfundene Gedächt nisrede und entwarf ein vortreffliches Bild des Entschlafe nen, der allezeit so selbstlos und bescheiden war, der mit seinen poetischen Gaben in so uneigennütziger Weise diente, wo er nur konnte. Sein tiefes und frommes Gemüt offen bart er in seinen Dichtungen. Im Auftrage der Landsmannschaft „Pugro" — das sind Pulsnitzer und Großröhrsdorfer in Dresden — sprach Oberlehrer i. R. B. Störzner- Arnsdorf und rief dem Entschlafenen für alles, was er der Landsmannschaft ge wesen war, den herzlichsten Dank der Landsmannschaft in die Ewigkeit nach. Seine Worte standen unter dem Motto: „Der Heimat treu", und er kennzeichnete den Verstorbenen als einen treuen Freund der Heimat und der Landsmann schaften. Hermann Weise werde nie von seinen Freunden und Bekannten vergessen werden, seine Werke haben ihn unsterblich gemacht. Am Sarge war vorher als äußeres Dankeszeichen vom Vorsitzenden der „Pugro", Oberpost inspektor Fleischer-Dresden, ein Kranz niedergelegt worden. Oberlehrer Reinhold Korn-Großröhrsdorf rief dem Verstorbenen im Auftrage der Gesellschaft für Lau sitzer Schrifttum, Sitz Bautzen, ein „Habe Dank" in die Ewigkeit nach und legte einen Kranz namens der Gesell schaft am Grabe nieder. Desgleichen wurde auch im Namen der „Volksspielkunstgemeinschaft Anton Ohorn" in Puls nitz ein schöner Kranz niedergelegt. Nach einem zweiten Gesang des Männergesangvereins fand die Trauerfeier mit Gebet und Segen ihren Abschluß. Sodann nahm die Schießabteilung des Militärvereins Aus stellung am Grabe und ordnete sich zum Ehrenfeuer,- drei Salven über das offene Grab galten als letzte Ehrung dem Kriegsteilnehmer und Kameraden. Mit tiefem Weh im Herzen nahmen alle Abschied vom Grabe, das die irdi sche Hülle eines lieben, guten Mannes, eines treuen Hei matfreundes birgt. Hermann Weise wirb unvergessen blei ben. Unter den Namen verdienter Pulsnitzer wirb man auch Weises Namen künftig immer nennen. * Uraufführung von Hermann Weise's „Heemtezauber" Am ersten Osterfeiertaq empfina die Dolkrspielkunstb'weaung im Pulsnitzer Bezirk einen neuen Impuls durch die Uraufführung de« »Heemtezauber«", eine« Weftlousitzer Balksschouspiels von unserem heimischen Dichter Hermann Weis». Die Bolksspielkunstgemeinschaft »Anton Ohorn" verhalf dem lanoe erwarteten Stück vor dem dicht besetzten Saale der »Eiche" in Ohorn zu einem recht erfreuliche» Erfolae. Der wurde in erster Linie durch di» umsichtige Regiesiibrung der Herren M. O. Horn und Erwin Kaiser gewShrleistet. Ihnen «ar es gelungen, den umfangreichen .Apparat", den das Stück erheischt — der Theaterzettel nennt nicht weniger als 24 Personen l —. so zusammenzufassen und zu handhaben, daß nirgends ein Leerlauf zu spüren war. Es kam jedenfalls ein, Leistung zustande, durch die der »Htemtezauber", de» Hermann Wnse den Spielern im Hindlick