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Herr M. Walter Schurig-Leipzig ist. Am 29. Januar d. I. ? trat derselbe mit dem Vorschlag an mich heran, ob ich prinzipiell zu einer Verschmelzung der beiden Blätter be- i reit sei. Aus Standorts-Rücksichten, um der Verbreitung i bis zur Grenzmark willen, müsse der Verlagsort allerdings Sommerfeld bleiben s! D. U.j. Ich, bezw. mein Verlag, würde in geeigneter Weise dann mitbeteiligt. Herr Schurig ging bei diesem Vorschlag wörtlich davon aus: „Da das bisherige Verbreitungsgebiet — die Niederlausitz, die eigentliche „Lausitz" (? D. U.) — sich als zu klein erwiesen hat, das selbe nicht nur nach Norden und Osten zu erweitern, son dern in erster Linie nach Süden um die Oberlausitz." Er betonte weiter: „Seit 1850 ist jede Zeitschrift — die vom Staat finanzierten wissenschaftlichen periodischen Veröffent lichungen ausgenommen — nach wenigen Jahren des Be stehens eingegangen, wenn sie nur ein Teilgebiet dieses f Ostens bearbeitete. Die letzte, die sich noch gehalten hat, ist § Ihre Oberlausitzer Heimatzeitung." Herr Schurig mußte sich also in Erkenntnis dessen be wußt sein, daß es schwer ist, überhaupt eine heimatliche Zeitschrift herauszugeben und so ließ ich ihm (durch zeit weise Abwesenheit verzögert) am 16. Februar folgendes Schreiben zugehen: „Wenn auch Ihre Anregung so weit ganz beachtlich ist, so würde die Ansführung jedoch nicht znm Nutzen der beiden Zeitschriften sein. Vor allen Dingen ist die Wesensart der Bewohnerschaft der Oberlausitz mit der der Niederlansitz so grundverschieden, daß der Inhalt. einer verschmolzenen Zeitschrift für diese Bezirke stets nur einen gewissen Teil der Leserschaft befriedigen würde. In der Zeit des Bestehens der „OHZ." habe ich, rvie alle anderen Heimatzeitschriften leider ebenfalls, die ungünstige Erfahrung machen müssen von einer Interesselosigkeit der Bevölkerung an heimatlichen Be strebungen. Ob ich bei dieser Sachlage die „OHZ." noch weiter herausbringen kann, ist sehr fraglich. Sollte sich auch in diesem Jahre das Interesse nicht erhöhen, so wird wohl am Ende des Jahres die letzte Nummer erscheinen. Ich bedauere, Ihnen keine andere Meinungsäuße rung bekanntgeben zu können." * Hierauf ging mir von Herrn Schurig unter dem 2. April ein Schreiben zu, aus dem ich zur restlosen Klar legung folgendes bekannt gebe: „Für Ihr Schreiben vom 16. Februar danke ich Ihnen: ich möchte jedoch noch einmal auf die Sache zurückkommen. Unsere Auflageziffer von garantiert 250 bezahlten Stück zwingt uns, vom 2. Vierteljahr 1928 ab die Oberlausitz mit einzubeziehen. Wir können damit nicht mehr warten, um die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Verlages nicht allzu sehr zu überlasten. — Die Propa ganda ist in den letzten Tagen schon begonnen worden. — Die Sonderschriftleitung des heimatwissenschastlichen Teiles für die Oberlausitz hat Herr Dr. Frenzel, Bautzen, übernommen. Da Sie nun schreiben, daß Sie die „Oberlausitzer Heimatzeitung" eingehen lassen werden, da weiterhin auch schon jetzt ein nennenswerter Verdienst für Sie aus der Sache nicht mehr herauskommen wird, bitte ich Sie nochmals, mein Schreiben in Erwägung zu ziehen. Freilich: infolge der Art der Zeitschriften und der Verschiedenheiten der beiden Landschaften werden sich die Leserkreise beider Blätter nicht decken. (Also ganz meine Meinung vom Schreiben vom 16. Febr. D. U.) Es ist unmöglich, zu sagen, wievtele Abonnenten der OHZ. auch der L. H. treu bleiben werden. Da Sie nach Ihrem Schreiben die Lust an der Sache verloren haben (Stimmt nicht. D. U.) und wir vorläufig auch nur ein -Unternehmen (Der Ausdruck war zu schwerwiegend für dieses Unterneh men, weshalb ich ihn aus höflicher Kollegialität nur punktiert bezeichne. D. U.) sind, so dürfte es im Inter esse der Heimatbewegung am praktischsten sein, wenn wir mit der L. H. das Experiment in folgender Weise fortführen: Sie überlassen uns vorläufig ohue Ver gütung Ihre Abonnenten und lassen die OHZ. ein gehen. (Doch sehr gut. D. U.) Bleibt nun die über nommene Auflageziffer mindestens während eines Jah res aus gleicher Höhe, dann erhalten Sie eine ange messene Entschädigung, sinkt sie, dann entsprechend weniger. Über das Nähere, das Wie und Wann, können wir uns später unterhalten,- ich bitte vorläufig nur um Ihre grundsätzliche Stellungnahme. (NB. Es ist selbstverständlich, daß Sie dann in der L. H. einen kostenlosen Reklamcplatz behalten.) — Eine solche Lösung wie die angegebene wird sowohl in Görlitz, wie auch in Bautzen als die erwünschte an gesehen. (Ich habe gerade das Gegenteil gehört. D. U.) Meine am 25. April gegebene Antwort möchte ich zur Beurteilung der Angelegenheit gleichfalls folgen lassen: „Ihre Zuschrift vom 2. d. M. bietet manches, wor über man erstaunt sein muß. Für mich sind zwei Punkte bemerkenswert: 1. Die zahlende Bezieherzahl 250 Ihrer Zeitschrift. Eine so niedrige Zahl ist erstens einmal bedauerlich im Interesse der guten Sache, zweitens ist dadurch das Unternehmen, wie Sie selbst sagen, ein -Unter ¬ nehmen. (Siehe oben. D. U.) Sie werden, das kann ich Ihnen versichern, m. E. keine große Freude an dieser Unternehmung haben, außer der ideellen. Ihre Andeu tung von einem Reingewinn, der einer Grenzland spende zufließt, ist zwar gutgemeint, doch wird dieser Spende wohl allen bisher gemachten Erfahrungen mit Heimatzeitschriften gemäß kaum ein nennenswerter Be trag zufließen. Der Bezugspreis ist im Verhältnis zur Anfmachnng von vornherein entschieden zu niedrig. Wenn Sie nicht das Glück haben sollten, eine aus giebige Bezieherzahl zu erhalten — und das bezweifle ich — so wird und mnß die Zeitschrift nur vegetieren. Ihr Vorstoß nach der sächs. Oberlausitz wird auch über einen Anfangserfolg nicht hinausgehen. Damit komme ich zu 2. Sie machen mir den Vorschlag, die Herausgabe der „OHZ." einzustellen und Ihnen die Bezieher zu überlassen. Dieser Rat ist ein Kuriosum. Das glauben Sie wohl selbst nicht, daß jemand auf so einen famosen Vorschlag eingeht. Woher stammt er? Die Bezieher einer in höherer Auflage erscheinenden Zeitschrift einer solchen mit niedrigerer Auflage zu überlassen — das dürfte wohl noch nicht dagewesen sein. In meinem Schreiben vom 16. Febr. 28 habe ich nur angedeutet, daß die „OHZ." nur bis Ende d. I. erscheinen würde, wenn nicht größeres Interesse für sie gezeigt würde. Ich faßte also vorläufig nur eine noch unbestimmte Maßnahme ins Auge, zu der noch keine bestimmten Schlüsse gezogen werden konnten. Was in meinen Kräften steht, werde ich tun, die „OHZ." im Dienste der Heimat weiter erscheinen zn lassen. Es will mir nnn scheinen, daß Sie bereits anderer seits von einem Eingehen der „OHZ." gesprochen haben. Sollte dies der Fall sein, so muß ich Sie ersuchen, ein solches Gerücht sofort in entsprechender Form zu wider rufen. Ich sehe Ihrer klaren unzweideutigen Antwort sofort entgegen, andernfalls müßte ich die mir geeig neten Schritte unternehmen."