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Der Zittauer Pastor Prim. Gottlieb Urban Hausdorf <1685 geb. in Bernstadt, 1762 gest. in Zittau) verfaßte geist liche Lieder für das Zittauer, Görlitzer und andere Ge sangbücher neben Hochzeits-, Ehestands- und Begräbnis liedern. Christian Gregor <1764 Direktor der Brüder- unität und 1789 Bischof der Brüderkirche) schuf für das neue Brüdergesangbuch 108 Kirchenlieder. Der Görlitzer Rektor Samuel Großer <1664—1736) dichtete eine ganze Anzahl geistlicher Lieder, die in mehreren öffentlichen Ge sangbüchern, 29 davon im Görlitzischen Gesangbuche und im Burkersdorfer Anhang, erschienen. II. Die epische Dichtung In beachtlichem Maße ist die epische Dichtung bei den Lausitzer Poeten vertreten, wenngleich sie hinter der Fülle von Lyrik dem Umfange nach weit zurücksteht. Sie darf auch nicht durchweg im rein literarischen Sinne gewertet werden, das würde in vielen Fällen nicht dem ausgespro chen heimatlichen Charakter entsprechen. Heimatdichtung will und muß zum größten Teile mit einem ganz bestimm ten Maßstabe gemessen sein. Das besagt aber nicht, daß dabei Form und Stil kritiklos oder restlos wohlwollend hingenommen werden müssen. Es kann und mutz schließ lich, wie das meist im Wesen der Heimatdichtung begrün det liegt, auch eine gute Dichtung, die rein Heimatliches behandelt, eben auf einen mehr oder weniger engen Kreis beschränkt bleiben, für den sie ausgesprochen Interesse hat. Man kommt der Heimatdichtung erst dann nahe, wenn man sich davon frei macht, sie mit dem Maßstabe der all gemeinen großen Literatur zu betrachten, ohne sie als eine Dichtung zweiter Klasse anzusehen. Viele ausgezeichnete Heimatdichter haben darunter viel zu leiden und wir soll ten ihnen ihr Schassen nicht durch eine falsche Einstellung vergällen. Schliefilicb schulden wir ihnen Dank, daß sie uns mit den Augen des Dichters die Schönheit der Heimat eröffnen und dem Heimatgedankcn erst einen schönen In halt geben. Heimatdichtung ist eine schöne und edle Par allele zur Heimatkunde und Heimatgeschichte. Unter den Epikern der Lausitz treffen wir die meisten auch bei der Lyrik an. Ausgesprochene Epiker, abgesehen von der Mundart, sind nur wenige zu nennen. Von den größeren epischen Werken ist zunächst ein Lied aus dem Sachsenlande von Oskar Ludwig Richter zu erwähnen. Im Verlag Louis Mosche 1920 erschienen. Es betitelt sich „Martin von Meißen" oder „Das Veilchen vom Czorneboh" nnd behandelt die Bekämpfung der Sor ben durch den Meißner Bischof mit Hilfe Martins von Siebeneichen, schildert den Sturz des schwarzen Gottes Czorneboh und die Verwandlung seines Töchterchens Fijawka in ein Veilchen, das nur zur Osterzeit blüht und dem Glück bringt, der es findet. Das Werk hat eine schöne flüssige Sprache. Anschaulich wird der Kampf geschildert, dem Czorneboh unterliegt. Nun, mein Volk, geh ruhig schlafen,' Fijawka, besorge nichts. Czorneboh, der Gott des Dunkels, Trotzet kühn dem Gott des Lichts. Der Kampf entscheidet sich: Aber alsobald ein Beben Rings die Erde zittern macht, Czornebohs gewaltge Feste Laut in allen Fugen kracht. Ihre mächt'gen Mauerstücke Engelhände rings vcrstreun,- Nnd der alte grimme Götze Czorneboh — er wird zu Stein. Aber droben auf dem Berge Sprießt empor beim Amsellied Gar ein wnnderholdes Veilchen, Übern Ostertag es blüht. Blühet alle Jahre wieder In der heil'gen Osterzeit. Wer das holde Veilchen findet, Findet Glück und Seligkeit. Größere epische Werke schuf einer unserer besten Dich ter, der mit seinem Namen jedoch nur wenig hervortritt, Richard Hille <Baützen). Er liebt das Sonett und im Blute liegt ihm die Satire, die er auch nicht selten auf das Tagesgeschehen anwendet. Jedoch er ist dabei nicht allzu bissig. Verschiedentlich erinnert er uns an Rückerts Geharnischte Sonette. Seine epischen Gedichte sind vielfach von einem feinen lyrischen Hauch überzogen und in seiner bedeutendsten Arbeit, dem großen Epos „Jürg Emmerich, der Bürgermeister von Görlitz" <„Heimatklänge", Bautzen, Nr. 45, 49 und 50 1929) sind mehrere Stellen von seiner Lyrik. So der Abschied Jürg Emmerichs: Abstieg vom Turm Weh, es wird Nacht. Was steht ihr stumm? Ihr Träger, uehmt die Gurte um! Ich muß hinab,- leb wohl mein Turm! Schütz Flur und Stadt! Trotz Krieg und Sturm! Ihr Niesenberge blau im Süd, Von letzter Sonne überglüht. Du bunkelstolzes Neißeband, Da heideduftend Wendenland, Du hehres All, du bunte Pracht — Es spricht sich schwer, dies: Gute Nacht! Einen weiteren großen Zyklus bilden seine „Czorne- boh-Gedichte" <„Heimatklänge", Bautzen, Nr. 4—9, 1930), sein Kranz von 27 herrlichen Gedichten — landschaftliche Betrachtungen und geschichtliche Erinnerungen um Czorne boh und Hochkirch bieten den Stoff. Auch hier treffen wir schöne lyrische Stellen an: Es zieht ein Bauer seinen Pflug Still durch die braune Erde, Als schrieb er in ein leeres Buch Das große Wort: Es werde! Von den Sonetten sind zu nennen „Schulmeister-Sonette" <„Heimatklänge", 1929), „Bautzener Sonette" ^Heimat klänge", 1929), „Dresdener Sonette" <„Heimatklänge", 1930) und „Sonette aus Bad Brückenau" <„Heimatklänge", 1930). In den „Haüsfrauen-Sonetten" <1929) versteht der Dichter feinfühlend, die Gedanken einer Mutter und Hausfrau ab zulauschen. Auch der Ballade wendet er sich zu, so „König Wenzel der Faule von Böhmen", der Technik weiß er mit einem Poem „Braunkohlenbagger in der Lausitzer Heide" Verständnis zu bringen. Und schließlich läßt er seiner sati rischen Neigung in verstreuten, bunt wechselnden Spott gedichten auf Tagesereignisse freien Lauf und in seinen „Spänen" gibt er davon kurze Proben. Er klagt darin auch gegen die Übertreibung des Sportes: Bist du Narr? So schreib Gedichte! Bist du klug? Dann Sportberichte! Ein Dritter, der uns ein größeres Epos geschenkt hat, ist Erich Klansnitzer fVautzen). Der junge Dichter ringt in seiner Seele um tiefe Erkenntnis, nur von weni gen in diesem Ringen erkannt. Zweifel und ein stilles Sehnen nach Vollendung kämpfen in seiner Brust, starker dichterischer Drang, das Suchen nach neuen Wegen, das nicht ohne Enttäuschung ist, geben seinem Schaffen ein ganz eigenes Gepräge. Das alles findet seinen besten Nieder schlag in dem großen romanhaften und reimlosen dreitei ligen Epos „Neiar". In ihm offenbart der Dichter sich selbst. Um aber seiner Eigenart noch einen besonderen Nachdruck zu verleihen, hat er sich dazu entschlossen, auch sein eigener Verleger und Drucker zu sein. In beachtlicher Fertigkeit hat er 1929 das über 100 Seiten starke Werk in