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Auerthal-Zeitung : 27.05.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189405278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18940527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18940527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuerthal-Zeitung
- Jahr1894
- Monat1894-05
- Tag1894-05-27
- Monat1894-05
- Jahr1894
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 27.05.1894
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Wei» in Deutschland mehr vd« weniger «in Luxusartikel ist. Thatsächlich verhindert die nickt vorhandene Möglichkeit ver Be steuerung der Weint in manchen Kommunen die Heranziehung der Bier- auch innerbald der Grenzen, welche die Reicksgesetzgedung ge stattet. Beim Branntwein liegt die Frage ander-, denn ver Brannt wein ist ja vom Reick schon mit über 200 vCt. seine» Wetthe» besteuert, darum muß man sehr vorficktig sein in der stärkeren Besteuerung d«S Branntwein». DaS Bier ist in der norddeutschen Brau steuergeineinschaft mit 79 Ma- für da» Hektoliter besteuert, während di« Gemeinden eS mit 65 Pfg. besteuern, also nahezu ebenso hoch. Daher steht die Frage einer höheren Besteuerung deS Biere» durch die Kommunen in innigstem Zusammenhang mit der anderweitigen Gestaltung der Bierfteuer in der norddeutschen Brausteuergemein- ickast, und die Herren, welche in dieser Beziehung «ine Erweiterung für die Kommunen haben wollen, werden Veranlassung Haden, für die Nothwendigkeit einer anderweitigen Regelung der Bier steuer im Reiche einzutreten. Früher batte die Frag« der in direkten Steuern in den Gemeinden diese Dringlichkeit nicht wie deute und wurde nach andern Gesichtspunkten deurtheilt; e» be stand eine Abneigung gegen jede indirekte Besteuerung. Di« Er fahrung hat aber diese volkSwirthschaflliche Tbeori« beseitigt. Es ist heute kaum bestritten, daß ein hoch entwickelte» Staats wesen ohne Heranziehung der indirekten Steuern, der Zölle und Verbrauchsabgaben überbauet nickt bestehen kann. Streitig find nur die Grenzen. — Wo der Ausgadeetat einer Gemeinde «ine weitere Anspannung der direkten Besteuerung au»- ickließt, namentlich bei sluktuircnder Bevölkerung, ist eine in be stimmten Grenzen zu fassend« Besteuerung von Gebäuden nach meiner Ueberzeugung eine wahr« Woklthat auch sür di« untersten BolkSklafien. Für diese ist eine Erhöhung der direkten Steuern weit drückender al» ein« mäßige Abgabe sür ein Genußmittel, welche» sie einsckränken oder ganz ausgeben können. (Sebr richtig! recht».) Die Noll» der Dinge ist hier oft stärker al» die Gedanken und Theorien der Menscken. Im klebrigen bin ich weit entfernt, indirekte Steuern als Regel den Gemeinden auflegen zu wollen. Ich kenne Gemeinden, wo ick als Stadtverordneter gegen die Einführung einer indirekten Steuer stimmen würde. In vielen Jnduilricbezirken de» Westen- wäre bingegen die Einführung der indirekten Steuer eine Wohlthat. Wenn ick nun auch im allgemeinen die Dringlichkeit der Sacke durchaus nickt verkenne, so möchte ich doch glauben, daß wir die definitive Gestaltung der kommunalen Verhältnisse und Lasten erst weiden bcurthcilen können, wenn am I. April die gesammten Realsteuern den Ge meinden überwiesen sind und wenn die Gemeinden auf Grund des Kommunaladgabegesetze» ihre kommunalen Abgaben aller Art neu gestaltet haben. In dieser Beziehung werden gewaltige Aenderungen hervortreten, namentlich da, wo bisher verkehrter Weise, z. B. in der Vaterstadt brs Abg. v. Eynern, Real steuern gar nicht erhoben sind, sondern bloS Pcrsonalsteuern. Die Gemeinden weiden außerdem ihren Steurrbedarf sehr wesent lich verringern können durw eine richtigere Gestaltung des Ge bühren- und Beiiragswesen». Mit anderen Worten: bei der anderweitigen Gestaltung und Vertheilung des Abgabenwesens wird sich vielleicht die Frage der indirekten Besteuerung der Ge tränke nach dem I. Avril in vielen Gemeinden ganz anders ge stalten als man heute übersehen kann. Dasselbe gilt von der Gewerbesteuer. Ick habe es schon ost ausgesprochen, daß ick die Gewerbesteuer, wie sie heute besteht, als Staatsstcuer, am die Dauer, namentlich sür größere Städte und Jndustriebezirk«, nicht für geeignet halte. Daß eine Beseitigung der Schranken der Neicksgesetzgebung in Bezug auf die Kommunalabgaben erwünscht ist, bestreite ick nicht; nur halte ick die Frage in diesem Jahre nock nickt für spruchreif. Aber ick kann versickern, daß die vreußncke Staatsrcgierung das Ziel, welches ich mehrfach bezeichnet habe, unbedingt festhalten wird. Nack Schluß der Interpellation werden noch die Wahlen der Adgg. Lobmann und Beumer sür gütig erklärt. Schluß 2 Nbr. Nächste Sitzung Freitag >> Uhr. (Zweite Bergihung des Antrags Ring; zweite Berathuug deS westsäliscken Fischereigesetzes und Petitionen.) ÄuS der Aelchshauptstadt. Berlin, 25. Mai >894. * Se. Majestät der Kaiser wird, wie der B. Ztg. au» Kiel geschrieben wird, Ende Juni von dort aus an Bord der Nacht „Hokenzollern" eine auf mehrere Wochen berechnete Reise antreten. Ec wird sich dabei nach Cowes begeben, um den dort ftatlfindenden Segelregatten beizuwohnen. Von Cowes soll dann die Fahrt nack Schottland gehen, wo der Kaiser an den Hock landjagden theilnehinen wird. Ob Schottland da» Endziel der Reis« bilden wird, oder ob sich nock eine Fahrt zum Nordkap an schließt, darüber find cndgiltige Dispositionen bislang nicht bekannt geworden. — Sämmtliche Kinder unsere» Königshauses sollten nach einer Miitheilung, die vor einiger Zeit durch die Blätter ging, nicht geimvft sein. Daraufhin wandte sich der SanilälS- >- rath Dr. Schenk in Stadt-Sulza in seiner Eigenschaft als groß- , »herzoglicher Jmpsarzt au das Oderhofmari ckallamt in Beilin mir der Bitte um Aufklärung. Daraufhin erhielt er am >9. d. M. folgende Antwort: „Der Inhalt des Schreiben» nebst Beilage, welche- Euer Wohlgeboren untcrm >5. März cr. an da königliche Ober - Hofmarsckallämt eingereicht haben, ist aus dem Vorrragswege Seiner Majestät dem Kaiser zur Kenntniß gebracht. In Anerkennung der Gründe, die bezügliche Auflage veranlaßt baden, bin ich beauftragt, zu bestätigen, daß die säinmtlichen kaiserlichen Kinder der vorschriftsmäßigen Impfung unterzogen worden sind, und stelle Euer Wohlgeboren Ermessen anheim, von dem gegebenen Bescheid Ge brauch zu machen, wenn Allgemeininteressen «S erfordern sollten. Mit vorzüglicher Hochachtung und Ergebenheit Dr. L «uthold, Leibarzt Seiner Majestät de» Kaisers und Königs." . X lieber die Herleitung de» Namen» „Berlin" machte Oberlehrer Dr. W Hamer in der letztes Sitzung der Gesellschaft kür Heimalhkunve der Provinz Brandenburg einige interessante Andeutungen. Seiner auch vom Sradtratd Friedel getheilten Ansicht nach ist da» Wort slavisch und entstanden au» Bo (gut, geeignet) und Ralina (Ackerland) b«zeichnet also ein Gebiet, das sich für Ackerland eigne«. Auch Kölln hängt nicht mit Colonia zusammen, sondern ist gleichfalls wendischen Ursprung» und kommt von Colm (Pfahl), bezeichnet also einen Ort mit und auf hölzeMM Bollwerk. DqS W-ndischebat Lberhaupt di« Ort-namen der Marr wesentlich beeinflußt. Bei der Bildung dieser Namen haben vor allem Pflanzen, Thier« und Personennamen Verwin dung gefunden. — Ueber den Fremdenverkehr in Berlin find in der letzten Generalversammlung der Berliner Hotelgeselliebaft nach dem „Grundeigenlbum" Mittheilungen gemach«, auS denen der- vorgeht, daß derselbe in den letzten Jahren stetig abg « nom- men hat. Dana» ist der Fremdenverkehr im Sommer de» Vorjahre» fast gänzlich ausgefallen, weil die Amerikaner, die in dieser Zeit da» Haupikomingent stellten, fast ganz aus geblieben waren. Der Fremdenverkehr in Berlin hat im November >892 24000 Personen umfaßt, im November >893 nur 2>000 Personen; im Dezember >892 ist Berlin von 21559 Fremden besucht worden, >893 dagegen von >5 800 Personen. Zu berücksichtigen ist hierbei, daß Ende >892 in Berlin 3>5 Hotels vorhanden waren, >893 dagegen 354. Im ersten Vierteljahr« >894 baden 8> 500 Fremde Berlin besucht gegen 105 000 in der gleichen Zeit des Vorjahres. )( Eine blutige Schlägerei, die den Tod «ine» Menschen zur Folge hatte, hat sich am 22. d. M. Abend- an der Gotzkowski- drücke abgespielt. Ein Wächter wurde durch «inen noch nicht er mittelten Mann von dem Vorfälle benachrichtigt und fand bei seiner Ankunft zwei im Gesicht und am Kopf stark blutende Per sonen vor. Als er sie aufsorderle, fick im Moabiter Krankenbause verbinden zu lasten, erhielt er di- unfreundliche Antwort, daß ihn das nichts angebe. Am 23, Morgens, meldete fick im Krankenhaus« Moabit der Arbeiter Emil Sachse mit mehrfachen Quetschungen im Gesicht und aus dem Kopfe und einer Darm zerreißung, die nock an demselben Tag« den Tod zur Folge hatte. Vorher konnte er noch miitberlen, daß er am Abend vorher an jener Brücke von Unbekannt«, überfallen sei. Das Ksrso-Ftst zilin Bestell der Armen- und Kranlen- -flege Berlins. Seit mehreren Jahren schon hat Berlin just so wie Rom und Nizza, London, Paris und Wien seinen Blumenkorso, aus den es mit voller» Recht stolz sein darf. Nach früheren kleinen mißglückten Versuchen ist eS nun da» dritte Rial, daß diese» Blumenfest von seltener Schönheit und großartigstem Reiz zu Stand- gekommen ist, und fortan wird es sich alljährlich wieder holen. Das Unternehmen paßt io recht in die Schönheiten des dies jährigen Frühlings hinein. Der Flieder steht nock in üppigster Biüthe und die Kastanicndäume sind mit ihren pyramidenarligen Blumen kerzen von oben bis unten geschmückt. Wie ein einziger Riesen strauß präjentirt sich der bäum- und blülhenreiche Westen der ReichSbauptstadt. Von Frühlingsdüften umweht liegt „Westcnd" da; Hunderte blumenbekränzter Wagen und eine vieltausend köpfige Menschenjchar bewegen sich durch seine Straßen der Trabrennbahn zu, auf der fick der Korso absvielte. Seit Wochen ickon hat man das Fest vorbereitet und sich auf sein Erscheinen gefreut. Daß die glänzenden mate riellen Resultate wohlthäligem Zwecke bestimmt sind und den Armen und Kranken Berlins zu Gu;e kommen sollen, erhöht das Wohlgekühl, welches das Fest allen Theilnehmern gewährt. Freilich baden derlei öffentliche Veranstaltungen erst ihren großslädiisck- eleganten und lebensvoll-vornehmen Charakter angenommen, seit die Königliche Familie und die Hofgesellschaft fick an ihnen mit vollem Jntcreffe und heiterem Frohsinn beiheiligen. Auch diesem Blumenkorso bat die lebhafte Initiative der Kaiserin, deren Ge mahl leider dem Feste nicht beiwohnen konnte, Frische, Leben und fröhlichste Stimmung verliehen. War daS Fest am Mittwoch auch nicht vom Kaiserwetter begünstig« und der Fest platz nicht vom Hellen Frühlingslicht bestrahlt, so hat das Schau spiel darum doch nichts an Interesse eingedüßt. Schon von >2 Ubr Mittags an begann die Anfahrt der Equipagen durch den Thiergarten die Charlottenburger Chaussee oder den Kursürstenvamm entlang nach dem Versammlungsort, der Trabrennbahn in Westcnd. Die reich dekornten Gewanne riefen schon bei ihrer vereinzelten Anfahrt den jubelnden Beifall der Schaulustigen hervor. Zu eigentlick prächtiger, ja künst lerischer Wirkung gestaltete sich das Bild freilich erst, als alle aus einem Platze vereinigt waren. Das war ein buntes, bewegtes, reizvolles Gemälde von unbeschreiblichem Zauber! Da herischte nur ein fröhlicher Geist, ein gemeinsamer Zug in dem ganzen Arrangement, und nur den einen Ehrgeiz gab es, sich in geschmackvoller Ausschmückung der Wogen zu überbieten. Um eine annähernde Vorstellung von der Füll« und Blumenprackt des Festes zu geben, genügt wohl die Angabe, daß gegen 300 000 Mark für Blumen zur Dekoration der Wagen ausgegeben worden sein sollen. Die Bahn selbst war sehr reich dekorirt und bot beim Betreten einen überraschenden Anblick. Durch eine hohe Ehrenpforte gelangte man aus Len ersten Platz, der mit eleganten KioSken besetzt war, in denen Damen vom Theater, darunter Frl. Reisenhofer und Frl. Wagen, Blumen und Erfrischungen feilboten. Do» Geläuf« war mit Hohen dekorativen Bogen überspannt, und Flaggenmasten säumten es zu beiden Seiten deS Ricbtergebäudes ein. Den Mittelpunkt bildete der überaus schön und geschmackvoll dekorirte Kaiserpavillou mit seiner Fülle von Blumen. Hier standen die Herren vom Komitee mit dem Hofmarschall Frhr. v. Buddenbrock an der Stütze, geschmückt mit dem silbernen Vercinsabzeichen und gelber Rose, sowie die Herren, die das Prei»rickteramt übernommen batten, Exzellenz Graf Lebndorff, Rittmeister Frhr. v. Esebeck und Professor Frcyberg, um die Anfahrt der Mitglieder des Hofes zu erwarten. Es erschien zunächst Prinz Friedrich Leopold mit dem Major v. Krosigk, bald nach ihm seine Gemahlin mit ihrem Bruder, dem Herzog Ernst Günther. Die Prinzessin trug ein Kleid von braunrother Farbe mit Heller Mantille, Lazu einen schwarzen Sammethut mit rothen Blumen. In dem Coach ihres Gemahl» traf die Prinzessin Aribert von Anhalt «in, die eine hellbraune Toilette mit rosa Jabot gewählt hatte, begleitet von ihrer Hosdame Fräulein von Caprivi. Der KreiS um den Pavillon batte fich immer mehr vergrößert, als die Ankunft der Kaiserin gemeldet wurde, bei deren Erscheinen die Purvurstandarte auf dem Pavillon in die Höhe stieg. Die hohe Frau, bei deren Anfahrt die Nationalhymne gespielt wurde, trug ein roth und grün schillert-:- Kleid mit Perl spitzenbesatz und einen Hut mit rosa Rosen; eine Pelzboa und Muff schützten gegen die kühle Zugluft. Der Kaiserin wurde beim Verlassen de» Wagen» vom Grasen Lehndorff «in kostbare» Bouquet au» Marschall Niel-Rosen überreicht. Gleiche Bouquet» aus La France - Rosen und Veilchen hatten di« Prin- zesfinnen erhalte». Mit der Kaiserin war die Prinzesfin Heinrich gekommen, die in einem bräunlichen Kleide mit braunem Cape erschien und einem mit Maiglöckchen und Rosen garnirten Hütchen. Eine Ueberraschung harrt« ver Kaiserin noch, al» sie den Pavillon beirrten hatte und den Blick nach vor wärts richtete. Hier halte ihr herzoglicher Bruder an bekränzten Masten 8 Reiben seemännische Signal« hissen lassen, di« mit ihren bunten Wimpeln den Gruß: «Es lebe der Kaiser und di« Kaiserin" hinübersandten. Später erschien im Kaiserlichen Pavillon noch die Herzogin von Anhalt, die bei ihrem Sobne zum Besuch weil«. In den Logen hatte sich die Hosgesellsckast ziemlich zahlreich «»gefunden. Man sah hier den Prinzen Heinrich XIX. Reuß mit Gemahlin und deren Schwestern, den Prinzen Pleß mit Gemahlin. Prinz und Prinzessin Marie Hohenlohe, die Grafen und Gräfinnen Hobenau u. a. m. Balo noch Ankunft der Kaiserin, etwas nach 2 Ubr, hörte man da» Läuten mit der Glocke und kurz darauf erdröhnte der Boden von den Husen eines zaklreichen Felde», da» den Piqueur» und einer starken Meute zur Parforcejagd folgte. Einige zwanzig Reiter waren in den Sattel gestiegen, um den Kampf um den Ehrenpreis auszunehmen. Ueber Gräben und Hürden ging eS in flottem Galopp unter Leitung des Major Grafen Dohna, bis Lieu«. Frhr. v. Richtkofen vom 3. Garde - Ulanen - Regiment den Fuchsschwanz in Händen hielt und mit ihm vor dem Kaiservavillon erschien, wo da- ganze Feld noch einmal salutirte. ES folgte ein Kunstfahren, bei dem der russische BotsckaflsjekretLr von Knorrina für daS Zweispännigsahren und Kammerhcrr von AlvenSleben-Neugatters- leben für Dierspännigfahren durch Preise ausgezeichnet wurde». In einem »weijpännigen Herrenlabren erhielt Kammersänger Bulß, der selbst fuhr, den ersten Preis, im offenen Viererzug-Fahren Baron Römer aus Kaffengrün, und im einspännigen Trabfahren Herrn C. Schmidts Ickw. H. Black Jamie den Ehrenpreis. Hieran schloß sich die Hauptnummer des Tages — der Blumen-Korsv. In vier aneinander vorübersahrenden und sich so begegnenden Wagenreiben vollzog sich das Korjofahren. Der Wagen der Kaiserin und die Gefäbrts der hohen Herrschaften bewegten fick in den Mittelreihen. Vorauf fuhr ver Oberstallmeister Graf Wedel in einem zweispännigen Wagen, dahinter mit zwei Vor reitern der Wagen der Kaiserin » la Daumont. Die Kaiserin balle neben sich die Prinzessin Heinrich und vis-ä-vis die drei ältesten Söhne, die kurz vorher gekommen waren. Der Kaiserin folgten in vierspännigen Wagen die Herren und Damen ihrer Begleitung. Dann kam eine vierspännige Equipage mit der Prinzessin Leopold und dem Herzoge Ernst Günther; ebenfalls vierspännig fuhr Prin, Friedrich Leopold mit seinem Adjutanten. Diesem schloß fich die Mailcooch des Prinzen Aribert von Anhalt an, in der außer der Prinzessin noch Regiments- Kameraden mit ihren Damen saßen. Der Erbprinz von Koburg fuhr zwciivännig. Auf ein gegebenes Zeichen nahm dann die UataiUs äss tlsurs ihren Anfang. DaS war ein Herüber und Hinüber mit den duftenden Wurfgeschossen, wie Blumenregen bernieder- stiömend auf die Insassen der Wagen oder von den Hufen der Pferde zertreten. Mit mütterlichem Stolze blickte die Kaiserin auf ihre Söhne, die an dem Werfen lebhaften Antdeil nahmen. Gegen 5 Uhr war der Korso zu Ende und bald lag der Platz menschen leer da. Zum Schluffe erfordert es nock die Pflicht, etwas Aus führlicher über die Dekorationen zu sagen. Die von sechs Trakehner Rappen gezogene Equipage der Kaiserin machte in jeder Be ziehung einen stolzen, fürstlichen Eindruck. Zur Ausschmückung waren an Blumen nur die schönsten Exemplare der herrlichen gelben Maröchal Niel-Rosen und die eigenartigen Blüthen der Cyznipedien, einer seltenen Orchidcenart, gewählt, die in ihrer Farbenzusammenstellung wundervoll mit einander harmonirien. Ein Gewinde dieser Blumen zog fich in den ganzen Fond» der Equipage und aus ihm hingen lange. Asvaragni-Ranken in ihren dünnen hellgrünen dicht befederten Fäden über die Außenwände herab. Vor der Kaiserin breitete sich auf den, Bock und dessen ganzem Umfange ein entzückendes Parterre auS M rickal Niel-Rosen und Orchideen aus, neben dem sich aus den Laterneiiständern bohe Sträuße erhoben. In gleich entzückender Weise waren die Einfassungen der Sitze, die Schutz schleifen über den Rädern bis zu den Trittbrettern dekorirt. Mit Marschall Niel - Rosen waren die Mähnen der Pferde durch flochten, auf deren rabenschwarzem Haar die gilben Rosen wie Helles Gold leuchteten. Die im Sattel fitzenden Fahrer sowie die Vorreiter und die Dienerschaft trugen große Sträuße an der Brust und ebenso waren dis Geschirre geziert. Die Deko. ration der kaiserlichen Equipage und aller anderen Hofcquipagcn war aus besonderen Befehl der Kaiserin deren Hoflieferanrin Frau Louise Bock, Unter den Linden, übertragen, die auch schon bei den voraufgegangenen Korjofesten di« Ausschmückung übernommen hatte. Unter den Equipagen der höchsten Herrschaften, die nur die Pferde geschmückt hatten, ist allein noch die Mailcoach de» Prinzen Aribert von Anhalt zu erwähnen, dessen Viererzug von der Firma Leuchtmann kostbar mit weißen und granitsarbigen Nelken dekorirt war. Aus der großen Menge der zu förmlichen Blumentempeln und Hainen verwandelten Gefährte können wir nur einige der be- merkensweitbeften hervorheben, die besonderes Aussehen erregten. So die Coach des russischen Botschaftssekretärs Baron von Knorring, m der man die Freifrau von Reischach und die Gemahlin des bayerischen Leaationssekretärs Frhrn. v. Ritter bemerkte. Das vierspännige Gefährt war in gelbe Marguerites und Mai blumen gehüllt, aus dem herbstlich gefärbtes Weinlaub hervor webte. Aus den bohen Körben ragten hohe Bouquets hervor, und Pferde und Diener trugen Sträuße aus den genannten Blumen. Prachtvoll war die große Mailcoach der Gardes du Corps, die wohl mir anderthalb Dutzend Offizieren besetzt war. Sie leuchtete ganz in den Regimentsfarben Weiß und Roth mit oleickcn Schleifen. Die Blumen bestanden aus weißen und rothen Rosen, Maiblumen und rothen Nelken; die Füllung der Laternen ständer wechselte in den Farben. Prinz Max Hohenlohe fuhr mit der Gräfin Frankenberg in einem zweispännigen Wagen, der ebenso wie die Pferde mit weißem Flieder und rothen Schleifen äußerst geschmackvoll dekorirt war. Graf v. Magnil vom 2. Garde- Ulanen-Regiment brachte eine originelle Abwechslung stt di« Reihe der eleganten Equipagen. Er hatte als Gefährt einen Wiener Fiaker gewählt, der nur mit rothen Rosen augeputzt war und auf dem Rücksitz eine Kiepe trug, deren dickte Füllung auS den nänilicken Blumen bestand. Der elegante Vierspänner des Rittmeister» o. Arnim vom 1. GarLe-Dragoner-Regiment, neben dem dessen Gemahlin saß, reigte eine ungemein geschmackvolle Dekoration au» tiefrothem Mohn- und Kornähren. Frau v. Buff«, neben der die Gemahlin deS Hosmarschall» Freiherrn von Buddenbrock saß, hatte ihren Wagen ganz in Goldregen gehüllt und dement sprechend eine duftige gelb« Toilette angelegt- Eins der auf fallendsten und der elegantesten Gefährte war der Viererzug des Rittergutsbesitzer» Kelch auf Bollensdorf, der zugleich durch feine originelle Garnitur die allgemeinste Auf merksamkeit und Bewunderung erregte. Den unteren Theil de» Wagen» umspannt« ein Netz von dunkelblauen Kornblume», üb»
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