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Auerthal-Zeitung : 17.08.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189408174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18940817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18940817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuerthal-Zeitung
- Jahr1894
- Monat1894-08
- Tag1894-08-17
- Monat1894-08
- Jahr1894
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 17.08.1894
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stori- allen- Einige bekannte, der Pariser Aristokratie angehörige Persönlichkeiten nahmen am Donners tag an der Küste der Bretagne ein unfreiwilliges Seebad. Graf und Gräfin v. MonteSqmon und Marquis und Marquise v. Aramon waren im Laufe des Tages in St. Malo angekommen und wollten, trotz des stürmischen Wetters die Ueberfahrt nach dem Badeorte Dinard auf einem Segelkutter bewerkstelligen Dieser schlug unter wegs um, und die Insassen konnten nur mit Mühe gerettet werden. Ein Matrose ertrank dabei. DaS sämtliche Gepäck, worunter ein Koffer mit 130 000 Frank Inhalt, ging verloren. Die Sammlung für die durch das Erd beben in Konstantinopel Verunglückten übersteigt bereits 400 000 Mk. und wird sich aller Wahr scheinlichkeit nach noch um ein Bedeutendes er höhen. Es war ein kluger Gedanke deS Grotz- herrn, eine bronzene Medaille zu stiften, die an alle jene Personen verliehen wird, die wenigstens zehn Pfund spenden. Infolgedessen hat sich auch bereits in den Nächsten Tagen eine sichtbare Steigerung der Sammlung durch Beträge von über zehn Pfund gezeigt. Ueber den EisenbahnunfaU auf der Union Pacific-Eisenbahn liegt folgende nähere Mitteilung vor: Das Eisenbahnunglück auf der Union Pacific-Bahn bei Lincoln in Nebraska war ohne Zweifel das Werk von Uebelthätern. Die Brücke geht dort 40 Fuß hoch über den Abgrund. Die Verbrecher hatten eine Schiene ausgehoben, damit der Zug auf der Brücke ent gleisen mußte. Der Zug hatte außer der Maschine nur zwei Wagen. Der Kessel der Lokomotive explodierte und der Wagen und die Brücke gerieten in Brand. Die fünfzehn Fahr gäste des Pullmannschen Schlafwagens wurden gerettet. Alle aber waren verletzt. Der Loko motivführer und der Heizer verbrannten unter der Lokomotive. Im Rauchwagen fand jeder sofort seinen Tod oder er wurde langsam ver sengt. Im ganzen sind etwa zwölf Personen um das Leben gekommen. Entsetzliche Leiden hat die größtenteils zu Grunde gegangene Besatzung der auf der Höhe von Rio Grande 'do Sul untergegangenen Bark „Kronprinz Fredrik" ausgestanden. Der mit dem Dampfer „Porto Alegre" in Hamburg ein getroffene Führer dieses Schiffes, Kapitän Struckmann, erzählt darüber: Das Schiff be fand sich auf der Reise von Grimsby nach Buenos Aires. Auf der Höhe von Rio Grande (Brasilien) wurde es durch Nebelschießen der Ladung am 2. Juni zum Kentern gebracht. Alle Anstrengungen, das Schiff durch Trimmen der Ladung wieder aufzurichten, waren ver gebens .und Kapitän Struckmann entschloß sich daher, mit der aus 14 Mann bestehenden. Be satzung in das noch einzig vorhandene Boot — die übrigen waren von dem Sturme zerschlagen — zu gehen und sich zu retten. Zweimal kenterte das Boot, wobei der Seaclmacher und der Steward ertranken und alle Lebensmittel und Gerätschaften bis auf ein Ruder verloren gingen. Nur. begann eine schwere Zeit für die Schiff brüchigen. Notdürftig bekleidet, stets durchnäßt, hätten sie viele Strapazen durchzumachen. Am zweiten Tage starben acht Mann, unter ihnen der Schwager des Kapitäns, der Steuermann . ... 7... .... ,..7....... —7 Men, wurden nasse Tücher um den Hals ge legt; als einzige Nahrung dienten rohe, fliegende fische. Am neunten Tage kam eine Bark in (Acht, die allem Anscheine nach die Unglücklichen retten wollte. Das Boot wurde auf die Bark zugestcuert, als diese plötzlich wieder vollbraßte, ihren Kurs nach Süden fortsetzte und somit die verzweifelten Schiffbrüchigen ihrem Schicksale über ließ. Der Mut der Bedauernswerten sank immer mehr. Am zehnten Tage fiel etwas Regen, und es wurde so viel wie möglich davon in einem Süd wester (Kopfbedeckung) aufgefangen. Am elften Tag;, als auch der Zimmermann und ein Matrose bewußtlos im Boote und nur noch Kapitän Struckman.i, sowie'ein Leichtmatrose sich bei Besinnung befanden, kam die Rettung. Die vier von vierzehn Mann am Leben Gebliebenen wurden von einem Segler gerettet und in Rio Grande do Sul gelandet, wo sie sich bald ziem lich erholten. Goldschwindel. Vor einigen Monaten Bahnwärter Krall befindet sich seit Eröffnung der Rattbor—Kattowitzer Strecke (damals WilhelmSbahn) im Jahre 1844 in derselben Wärterbude hinter Rybnik auch noch heute, wie vor fünfzig Jahren, In Altdorf bei Nürnberg, der histori schen früheren Universitätsstadt, in der Wallen stein seine Studenten Weiche ausführte, fand am Sonntag, ausschließ ich von Altdorfer Einwoh nern dargcstellt, die erste Aufführung des Fest spiels „Wallenstein in Altdorf" statt. Die Bühne war in dem historischen Universitätshofe errichtet. Die interessante Aufführung fand lebhaften Bei- . fall. Das Festspiel ging in Szene an derselben Stätte, an der sich die Handlung vor nahezu 800 Jahren abgespielt hat, selbst der historische Earcer, in welchen Wallenstein seinen Hund ein gelassen haben soll, spielte > In natur» eine wesentliche Rolle. Selbstmord Heinrich kkufflers. In Wien hat sich am Sonntag der allbekannte Börsen spekulant Heinrich Kuffler erschossen, der ehe malige Mitschuldige des Eskomptebank-DirektorS Lukas Jauner, der 1884 dieser Bank beinahe 2 Mill. Gulden unterschlug und sich erschoß. Kuffler erhielt eine vierjährige Kerkerstrafe, nach deren Verbüßung er sich wieder dem Börsenspiel zuwandte. Vom Glück begünstigt, kam er wieder . zu bedeutendem Vermögen, das er jedoch durch verfehlte Spekulationen größtenteils wieder verlor. Er machte Darlehnsgeschäfte, bei denen er große Beträge einbüßte. In letzter Zeit zog tr sich infolge emes schweren Nervenleidens von der Börse zurück. Ein eigentümlicher „Kossuth. Kultus" ist entstanden. Der Schloßherr und Gestüts inhaber Graf Nikolaus Esterhazy, hat einen Renner auf den Namen „Kossuth" getauft und dieses Pferd für das Budapester Sommermeeting angemeldet. Der „Budapester Hirlap" bemerkt hierzu: „Wir garantieren, daß dieses Pferd in Budapest nicht laufen wird. Man hat wohl einen Rostbraten nach Esterhazy und seine ganze Epoche nach Kossuth benennen können; es geht aber nicht an, ein Rennpferd „Kossuth" zu nennen. Möge Graf Esterhazy lieber bei seinem „Spirifankerl" bleiben. Der Banknotenfälscher Mayer entfloh auf dem Transport von Magyar - Peterd nach Mohacs und wurde später beim Bache Csele tot aufgefunden. Die Obduktion der Leiche ergab, das der Tod durch Sonnenstich und Herzschlag infolge raschen Laufens bei der Flucht verursacht worden ist. Casimir - Perier — ein Geschäfts reisender! Der Verein der französischen Handelsreisenden hat Herrn Casimir-Perier, den Präsidenten der französischen Republik, zu seinem Ehrenpräsidenten erwählt, und derselbe hat diese Auszeichnung des Vereins, der jetzt 20 000'Mit glieder zählt, angenommen. Auch Gambetta war Ehrenpräsident des Vereins, er führte immer bei dessen Jahresmahl den Vorsitz. Als die „Hohenzollern" mit dem deut schen Kaiser an Bord am vergangenen Montag um die Mittagsstunde Dover passierte, dauerte es, wie nachttäglich gemeldet wird, volle zwanzig. Minuten, ehe der Salut, mit welchem die Kaiser jacht die britische Flagge begrüßt hatte, von der an Bord war. Um den quälenden Durst zu Küste aus erwidert wurde, und thatsächlich war " . - die stolze Jacht bereits wieder außer Sicht, als die Geschütze der Küstcnbatterie ihren ehernen Mund öffneten. Der Vorfall wurde in der Stadt lebhaft besprochen. (Der militärische Dienst - scheint demnach in Dover nicht sonderlich strene. gehandhabt zu werden.) Die neue Towerbrücke in London hatte in den ersten zwei Wochen ihrer Benutzung einen ganz unglaublichen Verkehr; während dieser Zeit haben sie nicht weniger als 1270 000 Per sonen überschritten: In zwölf Tagen wurde sie von 7r- »00 Fahrzeugen benutzt. Die Joche, die zum Durchlässen der Schiffe dienen, mußten während der Zeit 300 Mal gehoben werden, um 370 Fahrzeuge durchzulassen. Diese Hebung macht sich jedoch nur bei den allergrößten Segel schiffen notwendig, während Dampfer und kleinere Segel ohne weiteres unter der Brücke hinweg fahren. Im Durchschnitt passierten täglich 80 000 Personen und 6500 Fahrzeuge die Brücke. Keine Blutvergiftung mehr! Dr. Vopelius in Degenloch bei Stuttgart schreibt: „Fast täglich liest man in den öffent lichen Blättern von Todesfällen, die durch Blut vergiftung nach kleinen unscheinbaren Verletzungen herbeigeführt wurden. — Jeder neue mir zu Ge sicht kommende Fall versetzt mir einen Stich in das Herz. Die Thatsache, daß überhaupt noch eine Blutvergiftung trotz rechtzeitiger ärztlicher Behandlung tötlich verläuft, schmerzt mich um so mehr, als ich mit dem, meinen Kollegen schon vor drei Jahren im ärztlichen Praktiker — Ab handlung über „innere Antiseptts" übergebenen, an mir selbst zweimal erprobten, absolut sicher helfenden Mittel, dem Creolin-Pearson, immer wieder neue Erfolge aufzuwcifcn im stände bin. Es drängt mich deshalb, zur Verhütung weiterer Sterbcfälle heute durch die allgemeine Presse auf tauchte in Adelaide dir Nachricht auf, auf Tas manien sei ein Berg entdeckt worden, der fast ganz aus gediegenem Golde bestehe. Die Sache machte großes Aufsehen, und auf Grund einer Untersuchung, dir allerdings eine Menge gediege ne» Gold, und stark goldhaltiges Erz zu Tage förderte, wurde die Sache als richtig bestätigt. Der Besitzer des „goldenen Berget, Barker, trat an die Spitze eines sofort gebildeten Syndi kats, dessen Prospekt den Wert des Gegenstandes auf mindestens 20. Millionen Lstrl. bezifferte. Einigen erfahrenen Minern kam aber die Sache verdächtig vor; sie veranlaßten eine genaue Untersuchung der Mine „Mount Huxley" durch den RegierungSgeologrn Montgomery und den Mineninspektor Harrison, und nun kam ein kaum glaublicher Schwindel zu Tage. Barker hatte durch gekaufte Bergleute die Mine an etwa achtzig Stellen „versalzen", d..h. aufgekausteS Golden, Riffgold, ja ganze „NuggetL" Goldklumpen) in geschickter Weise anbringen lassen; wo nicht „ge salzen" war, fanden sich kaum Spuren von Gold. Eingehendste.nochmalige Untersuchung der Mine ergab noch nicht einmal für einen halben Penny Gold für die Tonne Quarz. Den Schwindlern wird der Prozeß gemacht werden. Die meisten „Sharehalter" wollen an ihren Ver lust noch ga? nicht glauben. GerichtshaUe. Würzburg. Das hiesige Landgericht hat neuerdings eine Entscheidung von allgemeiner Bedeutung in einer Entmündlgungsangelegenheit gefällt. Ein im dortigen Bezirk pramzierender Arzt hatte einen Handwerksmeister, ohne daß er ihn gesehen, für wahnsinnig und genieingefährlich erklärt und seine Ueberführung m eine Irren anstalt angeordnet. Die Kau hatte den Antrag gestellt, weil ihr Mann angeblich an chronischem Alkoholismus leide. Der Geschädigte stellte gegen den Arzt Strafantrag, der sich einer Unterlassung einer ihm obliegenden Amtshand lung dadurch schuldig gemacht, daß er sein Zeugnis ohne eine persönliche Untersuchung des Kranken abgegeben. Der Staatsanwalt nahm die Klage auf, und der Gerichtshof hat dem Kläger recht gegeben, den Arzt für schuldig er klärt. Der Staatsanwalt hob in seiner Be gründung hervor, daß es sich um die Sicher stellung der persönlichen Freiheit „gegenüber einer allzu zärtlichen Umarmung der Psychiatrie" handle, denn schließlich würde kein Mensch davor sicher sein, auf Grund einer Denunziation von Familienangehörigen und eines oberflächlichen Gutachtens in eine Irrenanstalt gebracht zu werden. Brünn. In Pamietitz bei Boskowitz wurde Ende Oktober 1861,- also vor 33 Jahren, der Bauer Johann Ruziczka, während er mit seiner Familie beim Nachtmahl saß, durch einen Schuß, der von der Straße her durch das Fenster ab gefeuert worden war, getötet. Schon damals war der Tagelöhner Franz Kopetzky des Mordes verdächtig erschienen. Er wurde verhaftet und angeklagt, aus Mangel an Beweisen die Unter suchung jedoch wieder eingestellt. In der letzten Zeit traten aber so viele Beweise gegen ihn zu Tage, daß neuerdings die Anklage wider ihn er hoben wurde. Der nunmehr 60jährige Mörder wurde jetzt vom Schwurgericht zu lebenslänglichem schweren Kerker verurteilt. das Creolin als zweifellos sicheres Heilmittel gegen jede Blutvergiftung aufmerksam zu mach«. An 113 Fällen durfte ich innerhalb sieben Jahren die Wirksamkeit dieses herrlichen Medi- kamentS bestätigt sticken. Die Anwendung des selben ist «ine sehr einfache, von jedem Laien leicht ausführbare, da eS beziehentlich etwaiger Giftigkeit durchaus unschädlich ist. Zur Ver hütung der Blutvergiftung wäscht man jede noch so kleine Wunde mit Creolin auS. DaS letztere bereitet man sich sehr leicht, indem man in eine Kaffeetasse voll lauwarmen StzasserS 20 Tropfen Creolin-Pearson thut und gut umrührt. Nach Auswaschung der Wunde verbindet man dieselbe mit einer mit diesem Wasser getränkten leinenen oder Gazebinde. Nach drei bis vier Tagen heilt die Wunde ohne weitere Folgen. — Sind die Zeichen von Blutvergiftung schon vorhanden, die insbesondere durch Schwellungen, Rötungen und Schmerzhaftigkeit des Gliedes im Verein mit Fieber sich äußern, dann genügen die Aus waschungen und der Verband nicht mehr allein. Man muß alsdann von dem Creolin innerlich Gebrauch machen, und zwar nimmt man davon, je nach dem Grade der Krankheit und nach dem Alter des davon Ergriffenen, zwei bis dreistünd lich 15 bis 20 bis 25 Tropfen ein. Des Theer- geschmackes wegen, nimmt man es am besten in kalter Milch oder in Oblaten. Rian verrührt 15 bis 20 bis 25 Tropfen in-drei Eßlöffel voll Milch, trinkt das Gemisch in einem Schluck hin unter und läßt noch beliebig viel lautere Milch nachfolgen. Diese Kur, die gewöhnlich 10 bis 15 Tage dauert, fttzt man bis zur Heilung fort. Meinen großartigen Erfolgen mit diesem Büttel entsprechend, kann ich hier ohne Uebertreibung versichern, daß unter Anwendung desselben keine Blutvergiftung mehr tötlich verläuft. Es sollte deshalb in jeder Haushaltung, für vorkommen den Gebrauch, Creolin vorrätig gehalten werden. Dasselbe ist in jeder Apotheke erhältlich. Daß man bei schwer;» Fällen diese Behandlung von einem Arzt leiten läßt, brauche ich wohl nicht besonders zu betonen." Kirnte» Allerlei. Gewöhnliche Postkarten dürfen vom 1. d. ab nicht mehr wie bisher nach Beklebung mit einer 10-Psennigmarke für den Weltpostver kehr benutzt werden, was den Postämtern durch eine erneute Verfügung in Erinnerung gebracht zu sein scheint; denn aus verschiedenen Orten wird gemeldet, daß in den letzten Tagen solche Karten mit dem Vermerk: .„Unzulässig zurück", den Absendern wiedcrgegeben worden sind. Eine heitere Spukgeschichte wird aus dem Samlandc gemeldet. Große Aufregung, so schreibt die ,Kbg. Allg. Zig.', herrschte in einer Familie in R. Nachts ließ sich in einem Zimmer des Oberstocks stets ein Geräusch hören, als ob eine Walze plötzlich in Bewegung gesetzt würde oder als.ob ein Rad hin und her ginge. Die Bewegung wiederholte sich in unregelmäßiger Reihenfolge. Der Besitzer ging, von seinem Sohn begleitet, die Treppe hinauf nach dem ge dachten Zimmer. Auf der Treppe hörten sie noch das Geräusch, doch in das Zimmer ein getreten, war der Spuk verstummt nnd sie konnten auch sonst nichts Auffälliges bemerken. Kaum aber hatten die Dianner ihren Platz am Familientisch wieder eingenommen, als der tolle Spuk von neuem anging. Nach langer, vergeb licher Mühe fand man eine auf dem Boden liegende Weinflasche, in die eine Maus gekrochen war. Sie hatte sich an den Zuckererbscn, die von der Hausfrau in die Flasche gethan und schließlich der Vergessenheit anheimgefallen waren, so gütlich gethan, daß sie durch den engen Hals nicht wieder zurück konnte. Keinen Ausweg findend, sprang die Maus nun in der Flasche herum und brachte damit die Flasche ins Nollen. Je nachdem. Student (der sich einen Anzug hat anmessen lassen): .„Wie lange ge brauchen Sie durchschnittlich, üm einen Anzug fertig zu stellen, Meister?" — Schneider: „Das kommt darauf an . . . wollen Sie 'n bar oder in Raten bezahlen?" Der Protz. A.: „Was für Landschaften malt denn eigentlich Ihr Sohn?" — Gutsbe sitzer: „Natürlich unsere eigenen!" Aber dort in der abgelegenen Fensternische erspähte er jetzt eine leise Bewegung, die von einer schlanken, schwarzgekleideten Gestalt ausging, die trübe in den grauen Wintertag hinauSstarrte. Mit dem glückseligen Rufe „Inez!" war er schon neben ihr. Sie wich angstvoll zurück. „Harald, wir hatten damals Abschied genommen," flüsterte sie vorwurfsvoll. „Keine Trennung mehr," frohlockte er. „Andy selbst hat das Wort gelöst. Frei bin ich, um mich nur in deine süße Haft zu geben. Inez, willst du mich halten immerdar?" „In.Ewigkeit," flüsterte sie überwältigt. „Es ist wie ein Traum, Harald, in wenigen Stunden wäre ich gegangen, mir in der Fremde eine Heimat zu suchen." „Nun wirst du sie bei mir, in meiner Liebe finden. Und kannst du dich auch ganz daheim fühlen bei mir, du mein scheues, fremdes Weltkind?" Sie nickte erglühend. „Die Kunst ist wie die Kirche, sie gewährt Andacht und Trost — du gibst mir das Glück, mit dir. stehe ich im Leben. O, daß mein Vater dies noch erfahren hätte, du warst ihm lieb." „Und in seinen! Geiste will ich handeln, wenn ich dich nicht deiner Kunst raube. Nein, mein süßes Lieb, den göttlichen Funken in deiner Seele darf selbst die Flamme meiner Liebe nicht ersticken, vereinigen sie sich zu reinem, strahlenden Feuer." „Harald!" rief sie in überströmendem Glücks - gcfühl, „dich hatte ich und brauche meine Kunst nicht lassen.! Trägt die Erde einen glücklicheren Menschen?" „Nur mich," lächelte er. „Diese Ueberzeugung kannst auch du mir nicht nehmen." Und zum ersten Male nach dem Tode ihres Vaters verklärte ein Lächeln ihr schönes Gesicht. Juanita glaubte ihren Augen nicht trauen zu dürfen, als sie das Atelier betrat, mit einem Gesuch an ihre junge Herrin, und diese nun als selige Braut an der Seite des Grafen fand. „Die Jungfrau und alle Heiligen seien ge lobt," rief die treue Dienerin in froher Rührung. „Mein Herzblättchen, ist denn das nun Nicht viel schöner, als wenn du zehn erste Preise errungen hättest, die sonst nur deinen Ehrgeiz befriedigten? Wie anders schaust du aus in deiner Herzensfreude, deinem bräutlichen Glück!" Später erzählte ihr Inez dann die frobe Kunde, - daß Graf Harald den alten Stammsitz ihrer Mutter in Spanien zurückkaufen nnd restau rieren werde. Nach ihrer bald stattfindenden Vermählung werde man dort einige Zeit leben, und dann solle Juanita in dem allen Schloß als Kastellanin installiert werden, um dasselbe stets für einen gelegentlichen Aufenthalt der jungen Herrschaften wohnlich zu erhalten. Der Tag sollte Inez noch mehr des Ueber- raschenden bringen. Später kam Andy, um der Freundin, mit der sie auch künftig in traulichem Verkehr zu bleiben hoffte, sobald das Chaos des Umsturzes sich erst ein wenig gelichtet, wie sie sagte, die große Wandlung ihres Schicksals zu berichten. Eine tiefe Beschämung lag auf Komtesse Andys reizendem Gesicht, als sie den ganzen Leichtsinn ihres jungen Lebens beichtete, und wie sie zur inneren Einkehr gekommen sei. „Wahrlich, Inez," schloß sie sehr emst, .ich erkämpfe mir das Glück nur schwer. Wenn es mir auch endlich gelang, das Widerstreben meines guten Papas soweit zu besiege», daß er Felix wenigstens offiziell als Schwiegersohn anerkennen wird, so habe ich doch meine Mutter verloren. Sie ist grenzenlos erbittert und völlig unversöhnlich." „Meine arme Andy, die Zeit wird auch hier mildem. Eine echte Mutter wird nicht länger zürnen, sobald sie ihr Kind wahrhaft glücklich sieht. Und das hast du um uns alle verdient, du tapferes kleines Herz," sagte Inez innig, das zarte Geschöpfchen umarmend, das sich nun doch so brav und energisch erwiesen.' „Gewiß, ich werde glücklich sein, und wenn dies Bewußtsein und der innige Dank meines Verlobten mich nicht aufrecht hielte, so müßte ich verzagen, denn eS ist jetzt einfach unerträg lich bei mir zu Hause. Mama will mich nicht sehen und Papa nur verstohlen; ein Glück, daß wenigstens Erik wohlgemut in Schweden fitzt, sonst wäre der dumme Junge am Ende mir gegenüber auch noch in Verlegenheit. — Der liebe alte Papa, er kann es ja doch nicht lange ohne seinen Wildfang aushalten und wird „Frau Tiedow" nur zu bald täglich besuchen'." Andy lächelte schon wieder mit der ganzen Zuversicht deS verzogenen Lieblings. „Felix wird nuch demnach sobald als thunlich in unser kleines Paradies führen, das wir vor läufig in Berlin finden werden. Unsere exklusiven Kreise werden mich natürlich fallen lassen. Bah, was mache ich mii daraus. Wenn Felix erst den „Professor" hat, sind daS kann bald sein, da sein Stern im Steigen ist, dann werde ich erklustv." Sie lachte so heiter, ivie nur die alte Andy eS konnte. „Uebrigens, die Gräfin Pritt witz schickte mir schon ihre Karte p. x. o., der noch eine zweite beigefügt war, eine Allegorie der Narrheit. Sie überließ eS meinem Scharfsinn, unter diesem Sinnbild mich oder sich zu verstehen." „Wird Harald unter der Trennung von ihr leiden?" warf Inez schüchtern ein. „Leiden?" Andy lachte hell auf. „Freuen soll und wird er sich auch hoffentlich, daß er seine dslls-mörs endlich auf schickliche Weise los wird. In der That, Inez, es ist ein Segen für euch beide, daß sich diese Frau, die ihm das Leben in denkbar niedrigster Weise verhärmte und beengte, nun freiwillig von ihm trennt. Siehe, Inez, ich wäre ihr vielleicht gewachsen gewesen, well ich eben selber eine maßlos ver wöhnte Herrscherin war, aber du, scheue Wild taube, hättest schließlich nur eine grausame Kerker meisterin in der stolzen, herzlosen Dame gefunden. Nein, die Vorsehung hat es da sehr gut mit dir gemeint und erhalte euch ein Glück, düs ihr nun so voll und schön genießen werdet, wie eS wenigen Menschen vergönnt ist." „Auch von deinem Leben werden sich die Schatten lichten, meine Andy." „Zn Felix' Nähe sehe ich nur daS gedeihliche Licht," rief Andy freudestrahlend. „Ein Wort, ein Blick von ihm, läßt alle Schatten weichen. Was ich für ihn dahingegeben, erscheint mir nichtig, und ich sühle, daß nur eine tiefe Seelen liebe uns wahrhaft beglücken und erheben kann. Inez' schönes, ernstes Besicht erglänzte. Sie bekannte sich zu demselben großen Evangelium der Liebe. Auch ihre Seele lebte. . Ende.
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