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Auerthal-Zeitung : 09.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189801096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuerthal-Zeitung
- Jahr1898
- Monat1898-01
- Tag1898-01-09
- Monat1898-01
- Jahr1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 09.01.1898
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Gemeinnütziges. Ausgleiten bei Glatteis. Während der Winterzeit, wo ost während der Nacht plötzlich Gartenarbeiten 1« Januar. Blumengarten: Bei gelinder Witte« rung kann man noch Knollen von Anemonen und Ranunkeln auf Gartenbeeten auSpflanzen, ebenso Zwiebeln von Hyacinthen und Tulpen; Primeln und Aurikeln werden mit recht gutem Erfolge in Kästchen ausgesäet, deren Oberfläche mit Schnee bedeckt wird, auf welchen man die Samen schwach auSstreut und die Kästen dann an sonniger Stelle im Freien aufstellt. Bei strenger schnee loser Kälte decke mm alle mit Blumenzwiebeln und empfindlichen Stmden bepflanzten Beete durch leichtes Ueberstreuen mit alter Lohe oder Laub; die UeberwinterungSkästen schütze man durch Umschläge von Pferdedung und Stroh decken. Die Rasenplätze find mit Kompost zu überfahren, die Komposthaufen umzusetzen, alle Beete umzugraben und in rauher Furche liegen zu lassen. Bei günstiger Witterung blühen Loloboins nixer und Drantdio kiswalis im Freien. AuSzusäen find sofort Cyclamen, im Laufe des MonatS Knollenbegonien, GeS- neriaceen, Palmen, Limo»», xoäie» und Farne, letztere auf Torfstücke in Schalen ohne Abzug, in welchen unten immer etwas Wasser steht. Man deckt die Schale mV Glasscheiben. Ende deS Monats oder im Februar vermehrt man aus Stecklingen von mgetriebenen Pflanzen: Fuchsten, Heliotrop, Petunien (gefüllte), Ver benen, Lcnttanen, Bouvardien, Cuphea, Abutilon, Graphalien, Santolinen rc. Alle Blumensämereien find zeitig zu bestellen. Gemüsegarten: DaS Gemüseland ist, wenn eS die Witterung gestattet, zu düngen, zu rajolen und umzugraben. Bei starker Kälte ist es nicht zweckmäßig, Mistbeete anzulegen, soll eS aber doch geschehen, so beschränke mm sich auf solche für das Treiben von Spargel, Karotten, Radies, Gartensalat, Blumenkohl und Gurken. Die Frühgemüsepflanzen werden erst im Februar und März ausgesäet. Die im Januar in Betrieb zu nehmenden Mistbeete find sehr warm anzulegen, man benutze nur reinen, frischen Pferdedung und gebe von solchem starke Umsätze. Die Beete find mV Strohmatten und Brettern zu decken, doch ist jeder Sonnenblick durch Abdecken zu benutzen. Die eingeschlagenen Md gedeckten Gemüse find bei müder Witte rung und Sonnenschein zu lüsten, vor Abend bei hartem Frost aber wieder zu decken. Im Keller im Sand eingeschlagene Gemüse find zeitweilig leicht mV Wasser zu bespritzen, damit fie nicht verwelken. Steckzwiebeln find in Beuteln oder Netzen in der Nähe des warmen Ofens mfzuhängen. Speisezwiebeln, die nicht in ganz frostfreien Räumen lagern, find bei Kälte leicht zu decken, bei milder Witterung aber entferne mm die Decken. Ein leichter Frost schadet ihnen nicht, wenn mm es vermeidet, fie im gefrorenen Zustande zu berühren. Obstgarten: Bei frostfreiem Wetter werden hochstämmige Obstbäume ausgeputzt, die Beerensträucher find zu schneiden, zu düngen und der Boden umzugraben. Ebenso beginnt man mV dem Schnitt der Formobstbäume. Edelreiser und Stecklinge find zu , schneiden; erstere schlägt mm an schattiger Stelle des Gartens in die ^rde ein, letztere werden ge bündelt in flache Grüben gelegt und ganz mV Erde bedeckt. DaS Moos von älteren Obstbäumen ist vorsichtig abzukratzen, der Stamm und die stärkeren Neste find mV einem Anstrich von Kalkmilch zu versehen. Die Obstläger find mindesten» alle 8 Tage durchzusehen, faulende Früchte werden entfernt, die in der Tafelreife am weitesten vorgeschrittenen verkauft oder verspeist. Gerichtsftalle. Berlin. Eine heitere Sache hat das Kammer gericht beschäftigt. Ein Bierhändler war, well er die Schmkwirtschaft ohne die erforderliche Erlaubnis bettieben hatte, zu einer Geldstrafe von 30 Mk. verurteilt worden. Gegen diese Entscheidung legte er Berufung bet der Straf kammer ein, die indessen das Rechtsmittel als unbegründet verwarf. Der Angeklagte besaß einen offenen Laden und hmdelte auch mit Flaschenbier; da nun häufig Leute von ihm Bier zum Genuß auf der Stelle haben wollten, so ließ er, um mV der Behörde nicht in Kon flikt zu geraten, ein Loch in der Wand seines Hauses anbringen und reichte die entkorkten Bierflaschen durch das Loch auf die Straße. Die Strafkammer erklärte, der Angeklagte habe sich durch die Verabreichung von Bier zum Genuß auf der Straße durch das Loch in der Mauer ebenso strafbar gemacht, als ob er den Leuten Tische und Stühle auf die Straße gesetzt hätte. DaS Kammergericht wies die Revision deS Angeklagten zurück. Venedig. Wer Venedig gesehen hat, kennt auch die Scharen von Tauben, die tagsüber den Markusplatz so anmutig beleben und mit Einbruch der Dunkelheit ihre Nester in den Nischen und Dachluken der Prokuratien auf suchen. ES ist ein beliebter Zeitvertreib, mm könnte fast auch sagen: ein zur Pflicht ge wordener Brauch der fremden Besucher von Venedig, den Tauben Futter zu streuen, fie an zulocken und so vertraulich zu machen, daß fie ms der Hand fressen oder sich auf Kopf und Schultern niederlassen; Damen und Kinder, von Tmben umflattert, bilden eine stehende, mannigfaltig wechselnde Staffage deS prächtigen Platzes. WaS die Tauben von S. Marco treiben und wovon fie leben, ist offenkundig; aber mancher Fremde hat wohl schon vergeblich die Frage gestellt, wem fie gehören. Vielfach wird angenommen, fie seien herrenloses Gut, und der Gedanke liegt nahe, wenn man die Tmben in ihrer völlig ungebundenen Freiheit steht. Mer das ist nicht richtig, vielmehr ist das Eigentumsrecht auf die Tmben ausdrück lich und gerichtlich der Gemeinde-Verwaltung von Venedig zuerkannt. Dies geschah erst neuerdings wieder durch ein Urteil des Kafsa- tionShofes, der höchsten richterlichen Instanz in Italien, und zwar aus folgendem Anlaß: Vor einigen Monaten haben zwei junge Leute mV Flintenschüssen vier Tmben des Markusplatzes getötet, und der Prätor, der Richter für kleinere Sachen, verurteilte die Thäter zu je drei Tagen Hast und 10 Lira Entschädigung, indem er die Tauben als Eigentum der Gemeinde ansah. Dagegen legten die beiden Verurteilten Berufung ein und suchten die Auffassung durchzusetzen, Annies Allerlei. Der allgemeine deutsche Sprachverein hat die Bearbeitung eines Verdeutschungs- Wörterbuchs der HeereSsprache in Angriff ge nommen. Es soll aus drei Abschnitten bestehen, welche folgende Bestmdteile des Heerwesens behandeln: 1) Infanterie-, Kavallerie-, Remon- tierungS- und Milvär-Veterinärwesen; 2) Militär- Sanitäts» und Medizinalwesen; 3) Militär- VerwaltungS-, Kassen-, Verpflegung» und Be- kleidungSwesen. Flintenkugeln. Ein menschenfreundlicher Mars-Sohn will Flintenkugeln aus Papier mit einer Umhüllung aus Aluminium einführen, indem er behauptet, durch Versuche dargethan zu haben, daß durch solche Kugeln der Ge troffene kampfunfähig wird, ohne daß die Wun- den so schlimm werden, wie bei den derzeit im Gebrauch befindlichen Geschaffen. Solche Kugeln sollen nur reine, schnell wieder hellende Wund kanäle verursachen. Leider sagt der menschen freundliche Offizier — es ist ein Franzose — nichts über die Wirkung seines Geschosses auf den getroffenen Knochen; seine Zerschmetterung durch die Geschosse verursacht aber gerade die allerschwersten Verwundungen von alle», die im Kriege oorzukommen pflegen. Ein Fernsprecher-Idyll. In einem süddeutschen Städtchen wurde dieser Tage die neu eingerichtete Fernsprechleitung zum ersten Male erprobt. Nach allen Richtungen sandte der prüfende Beamte durch den Draht Grüße und Fragen. AuS den Antworten, die er er hielt, teilen die,M. N. N/ folgende mit: Aus Freiburg (Stimme eines weiblichen Beamten): .Hä, des isch aber nett, daß Sie jetzt ou An schluß Habel Ja frili, m'r versteht jedi Silb'. — AuS Reullingen (Stimme eines weiblichen Beamten): I soll mV Jhna a Gschpräch afange ? Ja aber 's fällt m'r grad nex ei zum Schwatza. Wann mei Geburtstag sei? O Sie, der ischt jo scho lang gwä! — Aus Stuttgart: So so, ischt d'Lkitung bei Jhna fertig? Ja ja, ma verschteht's s.. mäßig guet. So a Telephon ischt halt doch a gottfträflig gscheide Einrichtung! — Aus Frankfurt: Ei waS wolle Sie dann! So, Sie hawwe's jetzt auch? D' Leitung geht wirklich foi l — AuS Köln: Jewiß dal, et jeht auSjezäichnet, ich versteh janz jenau, wat je- sprachen wird. — Aus München: Jetzt do schaugt's her! DöS freut mi! Gratuliere! Guet is d' Levung. Schad, daß wir net a Mal z'samm trinken können. — Aus Berlin: Sier Berlin. Leitung ausjezeichnet, aber jar keene Zeit. Schluß. Kaum möglicher Wunsch. In dem Mausoleum des bekannten Millionärs John Mackay auf dem Greenwood-Friedhof ist jetzt die aus einem einzigen Stück Granit-bestehende, 50 Tonnen schwere Deckplatte eingesetzt worden. „Leicht sei dir die Erde!" Im Zeitalter des Rades. Papa: „Ich will dir einen guten Rat geben, Bob." — Bob: „Gib mir lieber ein gutes Rad, Papa." Immer derselbe. Student (zu einem Herrn, der auf einem Ozeandampfer, während eine» fürchterlichen Sturmes, in Todesangst auf den Knieen liegt): „Mein Herr, das Schiff geht unter! Da find Sie wohl so gut und pumpen mir hundert Mark. Sie können fie ja doch nicht mehr brauchen." fand man nur noch die eine Seite und den Boden de» Schiffe» vor. SS war in dem stürmischen Wetter völlig zertrümmert worden, nachdem eS auf Grund geraten war. Madrid. In einer Fabrik in San Manjoya, Provinz Oviedo, explodierten 200 Kilogramm Dynamit. Die Fabrik wurde zerstört: sieben Personen wurden getötet, zahlreiche verwundet, darunter mehrere schwer. MoSka«. Professor Sacharjin, . der be kannte Moskauer Arzt, ist gestorben. Sacharjin war der Arzt deS Zaren Alexander. Er trat mit grober Ungeniertheit, auch bei Hofe, auf und bestand -. B. mV großer Hartnäckigkeit darauf, sobald eS ihm beliebe, seine Besuche beim Kaiser auch in Filzschuhen und Morgen joppe machen zu dürfen. Port Said. Nach Mitteilungen aus Abessinien ist der NeguS Menelik fest entschlossen, im Jahre 1900 eine große Rundreise durch Europa zu machen, wozu schon jetzt vielerlei Vorbereitungen getroffen werden. Menelik hatte anfangs die Einladung deS französischen Ge sandten Lagarde zum Besuche der großen Pariser Ausstellung des Jahres 1900 ausge- schlagen. Als er aber erfuhr, welche außer ordentlichen Ehrungen dem Könige von Siam an allen Höfen und in allen Hauptstädten zu teil geworden find, entschloß er sich doch dazu, die Reise zu unternehmen. Wie«. Seinen 111. Geburtstag beging dieser Tage der älteste Mann Wien», und zwar der Invalide L. Kohn. Der Greis, der sich noch vollkommen geistig frisch befindet, konnte noch im letzten Sommer, von seiner 75jährigen Frau unterstützt, kurze Spaziergänge in der Nähe seiner Behausung unternehmen, doch ist er fett Eintritt der kälteren Jahreszeit gezwungen, das Zimmer zu hüten. Vor ungefähr zwei Jahren verlor er durch den Tod seinen Bruder, der ein Aller von 102 Jahren erreichte. Kürz lich wurde der Greis von einem Wiener Bild hauer modelliert und mV einem Gipsabguß der Porttätbüste beschenkt, WaS ihm eine große Freude bereitete. Kohn lebt mit seiner Frau, die ihn trotz ihres hohen Alters mit wahrer Selbstaufopferung pflegt, sehr kümmerlich von einer Rente von acht Gulden monatlich. Krakau. Die 50jährige Gattin deS Lem berger Schulrates Baranowski, Mutter von S Kindern, hat sich hier auf das Bahngeleise gelegt, als ein Eilzug heranfuhr. Die Frau wurde furchtbar verstümmelt und blieb auf der Stelle tot. Paris. Der Miteigentümer deS großen Modemagazins Soll Llsrekö, Hosbiller, wurde am Dienstag von seiner Gattin erschossen. Während die Tochter und das Dienstmädchen sich um den Sterbenden bemühten, brachte sich die Frau Hosbiller zwei Schüsse bei, die indes nicht lebensgefährlich find. Als ihr mvgeteilt wmde, daß ihr Gatte tot sei, sagte fie: „Er wollte mit einer anderen leben, ich mußte ihm diese dummen Gedanken austreiben." Antwerpen. Eine schlimme Ueberfahrt hatte der in Antwerpen am Montag mit einer zweitägigen Verspätung aus New Jork einge- troffene deutsche Dampfer „Friesland". Unter wegs wütete ein so heftiger Sturm, daß das Schiff infolge der Zertrümmerung der Masten und deS TauwerkeS Stunden hindurch willenlos umhergetrieben wurde. Vor der Insel Wight war eine Röhre deS Dampfkessels geplatzt; der erste Mechaniker wurde schrecklich verbrannt und getötet, fünf Mann wurden verletzt und erhielten Brandwunden, zwei dieser Leute schweben in Lebensgefahr. Zwei Bugfierschiffe wurden dem Dampfer zur Hilfe gesendet und führten ihn nach Antwerpen. Rotterdam. Die hiesige Bürgergarde war im Börsengebäude in Parade aufgestellt, um an läßlich des neuen Jahres bei der OrdenLVer teilung an treugediente Mannschaften zugegen zu sein. Gerade sollte die Festlichkeit beginnen, als ein Schütze (Schütter) vortrat und einen Schnaps verlangte. Der Kommandant, ob der vorschriftswidrigen Anfrage erbost, befahl dem durstigen Krieger, sich nach dem Dienst zur Rechtfertigung zu melden. Nachdem die Ordre zur Auflösung der Truppenmacht gegeben, meinte jedoch unser Schütter, dem Vaterlande schon lange genug seine Thätigkeit gewidmet zu haben, und eilte, ohne der Auf forderung des Obersten Folge zu leisten, nach Hause. Einige Vorgesetzte suchten ihn nun festzuhalten, doch zu rasch sollte sich zeigen, daß die Mehrzahl der Untergebenen damit garnicht einverstanden war. FlugS hatte sich eine große Anzahl Schütter zusammenge- knäult, welche, mit Thätlichkeiten drohend, die Freigabe ihres unbotmäßigen Kameraden for derten. Die Sache war kritisch, doch inzwischen hatten sich die Offiziere schon hilfesuchend an die Vertreter der Helligen Hermandad gewandt. Geschlossen formiert rückte eine Polizeiabteilung im Eilschritt heran, und mit blanken Säbeln rechts und links einhauend, trieb fie die ehrsame Bürgergarde auseinander und brachte zuguter letzt den widerspänstigen Vaterlandsverteidiger vor das Forum des Kommandanten , der ihm den Durst auf Genever für längere Zev vertrieb. Kopenhagen. In der „Jammervucht" an der nordöstlichen Küste Jütlands ist das große schwedische Schiff „Truest" von Mad gescheitert, wobei die ganze Besatzung ihren Tod fand. Erk durch die an Land getriebenen Wrackstücke und Leichen erhielten die Strandvögte Kenntnis von dem Unglück. Unter den Kleidungsstücken, die an Land trieben, befanden sich auch solche von Frauen und Kindern. Als ein Rettungs boot zu dem gescheiterten Schiff hinausfuhr, lassen lachte fie, wenn fie sich vergegenwärtigte, wie diese alle Luxusbäder nach ihr durchsuchen würden. Alice merkte bald, daß bei den so unver hofft Wiedergefundenen die Verhältnisse wohl nicht so günstig lagen, wie ihre eigenen, und war zartfühlend genug, nicht zu forschen, aus Furcht, irgend eine wunde Stelle zu berühren. Das Kind, daS inzwischen mV dem Hunde Freundschaft geschlossen hatte, war in der näch sten halben Stunde alleiniger Gegenstand der Unterhaltung. Dann aber begann Magda ohne Zögem: „Waram fragst du nicht, Alice? Fürchte nicht, daß wir deine Teilnahme falsch deuten; eS wvd uns beiden im Gegenteil wohllhun, einer teilnehmenden Seele unser übervolles Herz auSzuschütten." „WaS ist'S mV euch? O erzählt, und wenn ich helfen kann, thu ich'S mV Freuden. Ihr habt keine Ahnung davon, wie viel ich euch zu danken habe l Schon allein, daß ich meine Tanz übungen nicht zu unterbrechen brauchte, war von unberechenbarer Tragweve, ganz abgesehen von dem, va» ich im Umgänge mit euch pro fitierte. Weißt du, Bertha, daß man in Paris von mir sagte, ich sei auf der Bühne eine aus gezeichnete Tänzerin, aber i« gewöhnlichen Leben jeder Zoll eine Gräfin?" Es war schon ziemlich spät, al» die drei sich trennten. Rückhaltlos hatte Alice alle» er fahren, was die Freundinnen Bitteres erduldet hatten und fie empfand inniges Mitleid. Die halbe Nacht brachte fie schlaflos za, so hatten fie die Mittellungen aufgeregt. Ihr war ein Gedanke gekommen, wie Magda zu helfen sei, „Und warum?" „Denke nur, wenn die Vertraulichkeiten, zu denen du zu den Schauspielern auf der Bühne verpflichtet bist, sich nachher fortsetzen, die Familiarität, wie fie unter Kollegen und Kolleginnen herrscht. Siehst du, davon bleibe ich unberührt, wenn es mir nicht gefällt. Ich sage noch einmal: folge meinem Rat, geh zum Ballet!" „Nein, Mice," mischte sich nun auch Bertha in daS Gespräch, „es geht nicht, wir find es unserem Namen, unserer Stellung schuldig." „Eurem Namen, Eurer Stellung? Leni ist einfach Frau Hilmer, und ist es etwas Unehren hafte», Tänzerin zu sein? Ich habe mich in Petersburg, Wien und Paris stets in den feinsten Kreisen bewegt und nie eine Demüti gung oder Nichtachtung erfahren. WaS wirst du nächsten Winter beginnen? Du wirst m t Leni eingezogen leben, du wirst berechnen müssen, ob du noch einen Damenkaffee geben kannst oder nicht, und ob du dir einen neuen Winter mantel gönnen darfst. Sieh, ich war für sechs Monat in Petersburg engagiert und erhielt da für zehntausend Rubel. Dabei tanze ich die Woche höchsten» dreimal. Die Proben dauern eine, höchstens ein und eine halbe Stunde für mich. Abend», wenn nicht gerade ein großes Ballet gegeben wvd, dauert die Vorstellung ebenso lauge. Die übrige Zett ist mein. Und, Leut, laß nur erst ein einziger Mal den Sturm de» Beifall» dich umrauschen, dann wirst du begreifen, wenn ich sage, ich tausche mV keiner Königin. Ich bin auch für den nächsten Winter dort engagiert." «w (Fortsetzung folgt.) „Nun, Alice, laß hören." „Ich fürchte nur, du wirst mV böse sein, obgleich mein Vorschlag gut gemeint ist." „Nun, so sprich." „Werde Tänzerin! Geh zum Ballet!" Bertha und Magda fuhren in die Höhe. „Aber Alice l" riefen beide fast vorwurfsvoll. „Seht ihr, ihr seid mV böse, und doch bin ich der festen Ueberzeugung, Leni würde ihr Glück machen." „WaS nennst du Glück?" „Unabhängig sein! Und das ist man nur, wenn man Geld hat; erwirbt man sich da» selbst, so ist die Unabhängigkeit noch größer. Leni, folge meinem Rat, geh zum Ballet." „Nein, nimmermehr!" „Und warum nicht?" „O nein, ich könnte mich nie dazu ent schließen, öffentlich zu tanzen." „Du würdest dich bald daran gewöhnen." „Onein, sprich nichtdavon. Ich eineTLnzertn!" „Und würdest du Sängerin oder Schau spielerin lieber werden?" „Viel eher, als Tänzerin." „DaS ist doch kein Unterschied?" „Doch, Alice, denke nur, deine Kostüme, TriLt und Tanzröcke." „Und wenn du als Sängerin oder Schau spielerin in Männerkleidung austreten mußt, ist da» etwa» andere» ?" „Ich glaube doch, Alice. Auch kommt e» ja so selten vor." „Und ich sage dir, Leni, ich will zehnmal lieber Tänzerin sein, al» Schauspielerm oder Sängerin." Glattei» auf den Fußsteigen und Straßen ein tritt und da» Gehen gefährlich macht, sei auf folgende» Schutzmittel gegen da» AuSzleiten auf Glatteis aufmerksam gemacht. 50 Gramm dicken Terpentin, LOO Gram» Kolophonium, 50 Gram« Benzin und 250 Gramm Spiritus läßt man in einer Flasche an einem warmen Orte so lange stehen, bis eine Lösung de» Terpentins und Kolophoniums erfolgt ist. Mt dieser Lösung bestreiche man einige Male die Schuhsohlen und lasse die Flüssigkeit ein trocknen. Wasche« der seidenen Tücher. Man wäscht die Tücher am besten in Kartoffelwasser ohne Seife. Man schäle einige Kartoffeln, reibe fie in eine Schüssel mV frischem Wasser, lasse fie einige Stunden stehen und presse fie durch ein Sieb. Die Tücher werden in diesem Wasser sehr schön rein und erhalten ihren frühem Glanz. daß die Tauben wild und keinem Besitzer ge hörig, folglich auch für jedermann jagdbar seien. Aber der Appellhof bestätigte das Urteil de» PrätorS, und als sich die Taubenjäger auch da bei nicht beruhigen wollte», mußte sich der Kassationshof mV der Frage beschäftigen und entschied endgültig übereinstimmend mV den vor hergehenden Instanzen. doch fie hatte ihn sofort als unausführbar er kannt und verworfen. Hartnäckig aber kam er immer wieder, und so beschloß sie endlich, ihn von den Schwestern wenigstens in Erwägung ziehen zu lassen. Mt diesem Entschluß schlief fie ein und erwachte erst als die Sonne schon hoch am Himmel stand. Eingedenk ihrer Verabredung, sich am See zu treffen und eine Bootfahrt zu machen, er hob fie sich schnell, klingelte und bestellte ihr Frühstück. Nachdem dies eingenommen, machte fie rasch Toilette und begab sich auf den Weg zur See. Fips, der klebte schwarze Pintscher, sprang lustig bellend voran und wurde von Olga mV lautem Jubel begrüßt. Sie kam eben, gefolgt von Bertha und Magda, vom Walde her. Ein Boot war schnell gemietet. Alle stiegen ein und atmeten mit Entzücken die frische Lust. ES wat Sonntag. Von fem hörte man Glockenläuten, überall kamen von den Ufern de» See» Fahrzeuge mV sonntäglich geputzten Land leuten. Alle steuerten dem Dorfe zu, wo die Freundinnen wohnten. ES war die nächste Kirche, und die Landleute wollten den Götter dienst nicht versäumen. Alle doei waren in ernster, nachdenklicher Stimmung. War eS die sonntägliche Stille, die fie so schweigsam machte, oder ging jede von ihnen ihren eigenen Gedanken nach. Endlich unterbrach Alice da» Schweig«. „Weißt du, Leni," — fie nannte Magda ihrer früher« Gewohnheit gemäß noch immer so, — „ich möchte dv ein« Vorschlag machen."
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