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Auerthal-Zeitung : 20.02.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189802205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuerthal-Zeitung
- Jahr1898
- Monat1898-02
- Tag1898-02-20
- Monat1898-02
- Jahr1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 20.02.1898
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Kn,ries Allerlei. Ein sich drehender Palast soll den Glanz« Punkt der Pariser Welt-Ausstellung bilden, so wie auf der vorhergehenden der Eiffelturm und auf der Chicagoer Ausstellung das große Schaukelrad. Der Palast soll aus einem sechs eckigen Gebäude von 105 Meter Höhe bestehen, welches 25 Stockwerke enthalten wird. Der ganze Palast wird mit GlaS, Nickel« und Aluminiumblech bedeckt sein und mittels 20 000 Glüh« und 2000 Bogenlampen beleuchtet werden, welche so angeordnet find, daß sie die vielen Türmchen, Säulen, Balköne und Statuen zur vollen Wirkung bringen. Im untersten Stock« werk soll ein Glockenspiel von 64 Glocken, so« wie ein mächtige», durch Druckluft betriebenes Orchestrion Aufnahme finden. DaS ganze Ge bäude soll sich auf einem Zapfen drehen, wobei es durch hydrauliche Apparate die Bewegung erhält, und zwar derart, daß es eine Umdrehung wo Stunde macht. Die Besucher können also, ohne ihren Platz zu verlassen, das ganze Panorama der Ausstellung und der Stadt lang sam an sich vorüberziehen lassen. Der Anfang vom Ende. Ein Ehepaar, das sich auf der Straße geprügelt hat, erscheint in Begleitung eines Freundes auf der Polizei wache und der Polizei-Leutnant wendet sich an den Freund mit der Frage: „Sie haben dem Anfang deS Streites beigewohnt— „Gewiß. Vor zwei Jahren!" — „Was, vor zwei Jahren?" — „Na ja, ich war doch auf der Hochzeit der beiden." Kathederblüte. Professor: „Früher glaubte man allgemein, daß Homer ein blinder Sänger Gemeinnittsiges. Gier frisch z« erhalten. Die Frage, wie man Eier lange frisch erhallen könne, beant wortet R. Strauch auf Gmnd einiger Versuche in einer Schrift „das Hühnerei als Nahrungs mittel und das Konservieren der Eier." Strauch bewahrte Eier, die einige Tage all und abge waschen waren, vom 1. Juli bis Ende Februar nach 20 verschiedenen Arten auf. Dabei wurden im Salzwasser alle Eier unbrauchbar, dagegen blieben beim Ueberziehen mit Vaseline, in Kalk wasser und in Wasserglas alle Eier gut. Die Mehrzahl erhielt sich brauchbar beim Bestreichen mit Wasserglas, Kollodium, Lack oder Speck schwarte, bei der Behandlung mit Borsäure und Wasserglas, mit Kaliumpermanganat und beim Einlegen in Asche. Verquollene Schublade« wieder in Gang zu bringe«. Man bestreiche die zu streng gehenden Telle mit geschabtem Feder alaun, d. i. Speckstein oder venetianischer Kreide. Zieleazia. Bei den letzten ManSvem des Gardekorp» hatte sich ein auf dem hiesigen Marktplatz aufgestelltes Geschütz de» 2. Sarde- Feldartlllerie-Regiment» plötzlich entladen, und rin Unteroffizier hatte den Schlagbolzen zurück gedreht. Durch den Schuß wurden drei Per sonen nicht unerheblich verletzt. Zwei der Ver letzten erhielten jetzt je 300 Mk.; einer von ihnen,., ein Schneidermeister, ist jedoch damit nicht zufrieden, well er durch die Verletzung arbeitsunfähig wurde. Er beabsichtigt, den «lageweg zu beschreiten. Gleichzeitig wurde be kannt, daß der betreffende Unteroffizier drei Tage gelinden Arrest und sein Hauptmann drei Tage Kasernenarrest erhielten. Mainz. DaS Komitee des Karnevalverein» veröffentlicht jetzt da» Programm für den Jubi- läumSfestzua am Fastnachtsonntag. Vierzig Gruppen find bereit» angemeldet, darunter: chinesischer Zopf, Jndianergruppen, Buffallo Bill, Altweibermühle, Ranzengarde, Prinzen garde, österreichisches Abgeordnetenhaus, Chur mainzer Garde, chinesische Radfahrer und zum Schluß: Moguntia huldigt dem Prinzen Karne val, gefolgt von einem Prunkwagen des närrischen Ministeriums. Hildesheim. Der tausendjährige Rosenstock am hiesigen Dom schwebt in Gefahr. Er ist von einem Schädling befallen, der sich über den ganzen Strauch verbreitet hat. Die Behörde hat bereits Anordnungen getroffen, den Rosen stock von diesem gefährlichen Feinde zu befreien. Lüneburg. Kanadische Riesenhirsche, Wapitis, hat der Hamburger Reeder Lösen« in seinem Jagdparke in der Lüneburger Heide aussetzen lassen. Die Tiere gedeihen vortrefflich und haben sich in fünf Jahren auf zwölf vermehrt. Hamburg. Ein Mobilienhändler erstand auf einer Auktion einen altmodischen Sekretär, den er alsbald an einen Handwerker weiter ver kaufte. Bei eingehender Besichtigung deS Sekretärs stieß der Käufer auf ein geheimes Fach, daS zahlreiche, nach Hunderten zählende Schriftstücke enthielt. Die Briese, die aus allen Weltgegenden stammen, bieten ein erschreckendes Bi d sittlicher Verkommenheit; denn alle ohne > Ausnahme find die Bestätigungen für erhaltene Menschenware, junge Mädchen, die der Brief empfänger verkauft hatte. Jeder Brief trug genau die Summe verzeichnet, die der Menschen händler für seine „Ware" erhalten hatte. Der Adressat selbst ist noch nicht gefunden, doch muß er, den Briefen nach zu urteilen, ein überaus wett verzweigtes Geschäft gehabt haben; denn die Schreiben find aus London, Paris, Amster dam, vielen Städten Oesterreich-Ungarns, der Türkei, Rumäniens, Spaniens, Portugals, Nord amerikas und sogar Deutschlands datiert. Die Polizei hat die Briefe beschlagnahmt und sofort die geeigneten Maßnahmen zur Ermittelung der . Schuldigen getroffen. Münden (Hann.) In dem Feuilleton eines hiesigen Blattes hatte ein Herr W. die Stickerinnen der Mündener Fahnenfabrik harmlos nur als „Mädchen" bezeichnet. Die Damen, Künstlerinnen in ihrem Fach, wollten sich diese Titulatur, die sie nach ihrer Meinung auf eine gleiche Stufe mit den Fabrikarbeiterinnen und Dienstmädchen stellt, nicht gefallen lassen und opponierten hier gegen in verschiedenen „Eingesandt" der ,M. N/ Die Fabrikarbeiterinnen und Dienstmädchen thaten nun wiederum dar, daß sie sich mit den Fahnen- Damen, diesen Künstlerinnen, was Titel, Her kunft und Bildung anbetreffe, vollkommen gleich berechtigt fühlten. Dieser Zeitungskrieg artete nun vergangenen Freitag in Straßenkrawalle aus, so daß die Polizei die gekränkten und er grimmten kampflustigen Damen auseinander- treiben mußte. Wohlan. In Großkreidel geriet das zwei jährige Söhnchen des Bauerngutsbefitzers Bach stein in den Treibriemen der Dreschmaschine und wurde getötet. Tübingen. In der Klinik von Professor v. Liebermeister ist seit einer Woche das „schla fende Mädchen" Johanna Mattes von Neudingen (Württemberg) untergebracht, das seit 170 Tagen fast gar keine Nahrung zu sich genommen haben soll. Die Kranke ist in der Klinik einigemal aus dem Schlafzustand erwacht, hat einige Sätze e'vrochen, auch etwas Wasser gewunken, da- -"näheren Staniza ein starker Kosakenposten be fände, begab er sich dahin, anstatt nach dem weiteren Mosdok. Seine Ankunft erregte daselbst große Auf regung; die verhältnismäßig kleine LösungS- summe war von den Kameraden des Obersten bald zusammengebracht, und Iwan konnte wieder aufbrechen, um die völlige Befreiung des Obersten zu bewirken. Man stellte ihm eine Kibitke zur Verfügung, um den Grafen darin transportieren zu können, ilind der Kommandeur des KosakenposteuS, der eine neue Verräter« befürchtete, ordnete auch noch die Begleitung einer Anzahl Kosaken an, so sehr auch Iwan dagegen protestierte. Diese Vorsicht wäre wieder dem Grafen beinahe verderblich geworden. - Der Tschetschenze, sein Wirt, hatte ihn während d« Abwesenheit Iwans gut und verschwiegen gepflegt. Sobald er aber in der Ferne die Lanzen der Kosaken austauchen sah, hielt er sich selbst für verraten, und mit der angeborenen Wildheit seines Charakters schleppte er den «och schwachen Grafen auf da» Dach seines Hauses, band ihn an einen Pfosten und stellte sich ihm mit der Flinte in der Hand gegenüber, d^m nahenden Iwan zuschreiend: „Noch einen Schritt, und ich zerschmettere dem Obersten daS Gehirn, und habe noch hundert Patronen für meine Feinde und den Verräter." „Du bist nicht verraten," schrie Iwan in größter Erregung hinüber, „denn diese Be gleitung ist nur zum Schutz deS Obersten. Ich bringe dir die zweihundert Rubel und halte zuein Wort." Sespenroder blieben zu Hause, der eine davon sei der Bürgermeister und der andere der Flur schütz, und zwar wechselten ste alle Jahre ihre Aemter, indem der frühere Flurschütz Bürger- meister und der frühere Bürgermeister fürs nächste Jahr Flurschütz werde. Die Gemarkung Sespenrod zählte 304 Morgen Land, Wiesen und Wald; das Feld ist größtenteils nicht sehr furchtbar und dabei schwer zu bebauen. Ende der vierziger Jahre beschlössen nun die armen SeSvenroder, gemeinsam nach Amerika auSzu- wandern. Sie verkauften ihren Ort und ihre Gemarkung an die benachbarte Gemeinde Heilberscheid und machten sich mit ihren wenigen Habseligkeiten auf die große Reise. Die Heilberscheider brachen nach und nach die Wohn hütten des verlassenen Dorfes ab und ver wandten daS brauchbare Material für Bauten in Heilberscheid. Die Stätte, wo das Dorf früher stand, ist mit Gras bewachsen und Wiese geworden, einige ganz niedrige Gemäuer find nur noch für den genauen Beobachter sichtbar. Nur die Dorflinde steht noch und die Quelle fließt noch, aus der die Sespenroder einst tranken. Diese fanden auch in Amerika daS erhoffte Glück nicht und kehrten zum großen Teil nach Europa zurück. Sie nahmen in Heilberscheid Wohnung. Von den Auswanderern leben dort jetzt noch zwei ave Männer. Der kleine Wetterprophet. „Blamachen, ich glaube, wir werden schlechte» Wetter be kommen." — „So, weshalb denn?" — „Ja, das Barometer ist gefallen." — „Nun, woher weißt du denn daS?" — „Ich habe es soeben heruntergeworfen." -rr>„ gegen sich geweigert, etwa» zu essen. Da zu befürchten würe, daß die Verdauungsorgaue schließlich etuschrumpfen, hat man «ft künstlicher Ernährung begonnen und der Kranken mittels eine» Schlauches etwas Milch -»geführt. Prof, v. Ltebermeister glaubt, da» Mädchen am Leben erhallen zu können. , Wien. Mehrere hiesige medizinische Blätter greifen Prof. Schweninger an und kündigen für die nächste Zeit eine Kundgebung der Wiener Aerztekammer gegen ibn an. Und zwar sei Schweninger anläßlich seiner neulichen Anwesen heft in Wien und in dem hier gehaltenen Bor trag standeSwidrig aufgetreten. Er Unterstehe nicht der Gerichtsbarkeit der Wiener Kammer, sonst würde nach der StandeSordnung sämtlicher österreichischen Aerztekammern sein Auftreten als unzu ässige Reklame erklärt und im Diszipssnar« Wege bestraft werden. Daher könne nur eine Kundgebung gegen ihn erfolgen. — So weit die Wiener Nachricht. (Nach den Berichten, die nach dem Schwenmaerschen Vortrag in Wien Vorlagen, hat sich dieser dort ziemlich im gleichen Sinne geäußert wie kurze Zett vorher in Berlin. In diesem Berliner Vortrage war nun nichts zu finden, was über die Grenzen einer erlaubten Kritik hinauSzugehen schien.) Graz. Bei einer Aufführung deS „Lohen- grin" kam es am Montag bei den Worten: „Für deutsches Land daS deutsche Schwert, so sei deS Reiches Kraft bewährt!" zu einer so ge waltigen nationalen Kundgebung, wie sie daS Grazer Theater noch nicht gesehen hat. DaS Publikum erhob sich, die Frauen schwenkten Taschentücher, und minutenlanges Heilrufen durchbrauste das Theater. Montpellier. In dem Städtchen Lunel erfolgte letzter Tage die bürgerliche und kirch liche Trauung deS WeinhändlerS August de Bourbon mit einem Fräulein Madeleine Cuille. Der Bräutigam ist ein Nachkomme deS 1845 zu Delft in Holland gestorbenen Uhrmachers Karl Wilhelm Naundorf, der sich für den Sohn Ludwigs XVI. ausgab und dessen Kinder von den holländischen Gerichten die Abänderung ihres Namens in de Bourbon erwirkten. Auch das Standesamt von Lunel trug das Ehepaar unter diesem Namen ein. Bei der kirchlichen Trauung wahrte der Geistliche in einer Ansprache alle Achtung vor der bestehenden Regierung, erklärte sich aber zugleich für einen entschiedenen und ergebenen Anhänger der Naundorf. Auch verlas er ein Telegramm, durch das der Papst „dem Prinzen und der Prinzessin de Bourbon" den Segen erteilte. London. Als Lord Salisbury am Dienstag abend mit seinem Sohne Lord William Cecil in einer Equipage von einer Spazierfahrt zurück kehrte, erfaßte bei dem Wohnhause am Eingänge des Parks ein starker Windstoß eines der massiven eisernen Thore und schleuderte das selbe gegen das Gefährt, welches in zwei Teile geschnitten wurde. Die Insassen kamen unver sehrt aus den Trümmern hervor. Der Unfall hatte keinerlei schädliche Folgen für den Premier minister. Turin. Der 8100 Meter lange Tunnel unter dem Col di Tenda (Piemont) wurde am Montag nach neunjähriger Arbeit durchschlagen. Das Zusammentreffen von Nord und Süd ge lang vortrefflich. Durch diesen Tunnel geht die neue Bahn von Cuneo nach Mentone, die Turin mit der Riviera verbindet. Mailand. In Appiano, ,in der Nähe des ComerseeS, ist ein Mann namens Scalini ge storben, der in der Gegend durch seine Wohl- thätigkeü ebenso sehr bekannt war wodurch seine Schrullen. Test Jahren bereits hüte er seine Wohnung nicht mehr verlassen, und doch sagte er zu seinen Bekannten: „Heute bin ich nach dem Comersee gegangen, heute nach Canobbio", oder sonst einem Ort der Umgegend. Mit einem Kilometerzeiger in der Hand durch schritt er täglich seine weiten Gemächer und seinen großen Garten, bi» er den Weg zurückgclegt hatte, den er in seiner Ein bildung machen wollte. Auch sein Testament legt Zeugnis ab von seiner Eigenheft. Der Stadt Brufsati, einer Nachbargemeinde von Appiano, vermachte er 30000 Lira unter der Bedingung, daß sie bi» zu einem Haine auf Gerichtshalle. Kovttn. Ein krasser Fall von Aberglaubm und Unwissenheit beschäftigte am Dienstag das Schöffen gericht. Auf der Anklagebank befand sich die deS Betruges beschuldigte Witwe Heidfeld, eine Frau, die sich durch Kartenlegm ernährt und deren in der KrautSstratze gelegene bescheidene Wohnung von Leuten aller Stände besucht werden soll. Die An geklagte befaßt sich aber auch damit, abtrünnig gewordene Liebhaber oder Ehemänner wieder dem früheren Gegenstand ihrer Liebe zurückzuführen, und welche sonderbare Mittel ste dazu anwendet, daS lehrte der Fall des Dienstmädchens Mauk, der zur Sprache kam. Die Zeugin M. erzählte, daß ste zu der Angeklagten gekommen sei, um sich die Karten legen zu lassen. Die Angeklagte habe dabei wie über rascht die Frage aufgeworfen: „Sie kennen gewiß einen Herrn, der sich von Ihnen abgewendet hat?" Dies war nun allerdings der Fall. Die Zeugin hatte am Kaisers Geburtstag den flotten Ulan Stephan kennen gelernt und war in Liebe zu ihm entbrannt. Stephan hatte aber nichts wieder von sich hören lassen trotz vieler Briefe, worin die Zeugin um Fortsetzung deS Verhältnisses gebeten hatte. Sie erzählte der Kartenlegerin von der Geschichte. „Den wollen wir bald wieder kriegen, ich habe meine Zaubermittel, die nie fehlschlagen," hatte die Ange klagte geantwortet. Und nun begann der Zauber. Das Mädchen erhielt den Auftrag, eine weiße Taube zu kaufen und der Angeklagten zu bringen. Die Taube wurde geschlachtet, die Angeklagte briet und verzehrte sie. Nur das Herz erhielt das Mädchen, mit dem Auftrage, es zu Hause zu verbrennen und die Asche zu vergraben. Nach acht Tagen würde dann der Mann, der ihr da« „gebrannte Herzeleid" ange- than habe, zu ihr zurückkehren. Das Mädchen, das der Angeklagten „für ihre Bemühungen" zwei Mark zahlen mußte, folgte der Weisung. Aber Stephan kam nicht. „Dann müssen kräftigere Mittel angewendct werden," meinte die Angeklagte. Zunächst die Frosch keule. Die Angeklagte zeigte dem Mädchen eine solche und da sic von einem amerikanischen Frosch herrührte, mußte die Zeugin 3 Mk. dafür zahlen. Die Frosch keule wurde verbrannt und vergrabm — Stephan kam nicht. Nun hatte die Zeugin größere Opfer zu bringen. Die Angeklagte gab an, daß sie ein Handtuch zum „Anbinden" Stephans bedürfe, nachdem die Zeugin sich die frischgewaschenen Hände darin ab getrocknet, daß sie serner einen Bettüberzug ver brennen und die Kammer des Mädchens mit Ehren preis und GlückSwurzcln ausräuchern müsse. Das kostete der Zeugin viel Geld, aber Stephan kam nicht. „Dann müssen wir es mit den Liebestropfen der Madame Scholz in Potsdam versuchen, aber die kosten 10 Mk.", erklärte die Angeklagte. Die Zeugin gab ihr 10 Mk. und erhielt dafür ein kleines Fläschchen Tropfen, die sie einnehmm mußte. Man konnte nicht sagen, daß dies Mittel wirkungslos war — sie würden selbst für Stephans Magen zu stark gewesen sein — aber er hielt sich nach wie vor sern. Die Zeugin mutzte sich nun bei abnehmendem Mond um Mitternacht an die Spree begeben und ffutaufwärts eine Kanne voll Wasser schöpfen, das sie über Brennnessel gießen mußte, aber auch diese Wasser- und Ncsselkur prallte an Stephan wirkungs los ab. Nun schritt die Angeklagte zum letzten Mittel. Sie ging mit dem Mädchen nach der Kaserne, hinter dessen Mauern der Ungetreue weilte. Vor dem Eingang streute die „Zauberin" unter allerlei leise gemurmelten Beschwörungen ein weitzeS Pulver — das von ihr erfundene „Totenpulver". „Wenn daS nichr hilft, Hilst überhaupt nichts," „.-.r. V„s. meinte sie beim Fortgehen. Stephan kam nicht, ßewesen fei; spätere Forscher behaupten, daß Jttzt kam das einfältige Mädchen, welches der An- Homer gar nicht gelebt habe. Die Wahrheu geklagten nach und nach 41 Mk. geopfert hatte, aus liegt natürlich in der Mitte !" den Verdacht, daß man „faulen Zauber" niit ihr getrieben habe. Sie erstattete Anzeige. Im Termin behauptete die Angeklagte, daß sie von der Wirk samkeit ihrer „Sympathiemittel" um so mehr über zeugt sei, da sie dieselben selbst mit Erfolg gegen einen ihrer früheren Ehemänner, welcher reuig zu ihr zurückaekehrt sei, angewendet habe. Sie berief sich aus ihre halbtaube Aufwärterin darüber, daß viele Damen ihren Dank durch Geschenke zu erkennen gegeben hätten, weil die Mittel sich so glänzeud be wahrt hätten. Die» wurde allerdings von der Auf wärterin bekundet, aber auch, daß die Angeklagte sich bisweilen über die Dummheit der Menschen luftig gemacht habe. Der Staatsanwalt beantragte eine Gefängnisstrafe von 6 Monat, der Verteidiger ein niedrigere» Strafmaß. Das Urteil lautete auf 3 Monat Gefängnis. OaU». Die Strafkammer verurteilte den drei- undoreißigjährigen Arbeiter (früheren Bäckermeister) Dienemann aus Kleinwechsungen (Kreis Nord hausen) wegen Majestätsbcleidigung, dem Anträge de» Staat» anwalt» gemäß, zu einem Jahr Ge fängnis. Mainz. Der internattonale Schwindler AdrianuS Gorter, der sich auch Paul Francis de Rohan und van der ^Heyden aus Delder nannte, wurde zu drei Jahr 1 Monat Zuchthaus, 6 Wochen Haft, Landes verweisung und 10 Jahr Ehrverlust verurteilt. Von der Beschuldigung eine» in Bingen begangenen Dieb stahls wurde er freigesprochen. Die Ordenskleidung und der Druck-Apparat, dessen sich der Schwindler zur Herstellung seiner falschen Zeugnisse bediente, wurden eingezogen. Sin verschwundene» Dorf. Verschwundene Dörfer zählt man gar viele ans, jedoch au» früherer Zett. Einzig dürste ein erst Ende der vierziger Jahre in unserem Jahrhundert völlig verlassenes Dorf dastehen. In Sespenrod, Amt Wallmerod in Nassau, unweit Montabaur, zählte man noch 1840 16 Familien, 63 Ein wohner in 13 Wohnhäusern. Der Ort, über dem Gehlbach in höchst romantischer Gebirgs gegend gelegen, wurde fast ganz von armen Kesselflickern bewohnt, die, ihr Handwerk be treibend, von Ort zu Ort zogen und sich nur in der kalten Jahreszeit zu Hause aushielten. Die Umwohnenden sagten scherzhaft, nur zwei seinen Ländereien eine mindesten» fünf Meter breite Straße erbauen lass« an deren Endpunkt er begraben sein will. 50 000 Lira vermachte er seiner alten Köchin, seinem treuen Diener 10000 Lira, sowie. seine gesamten Ländereien im Werte von 80 000 Lira. Warschau. Eine Falschmünzerbande ist in Dubno .im Gouvernement Wolhynien entdeckt worden, welche Hundertrubelscheine und Gold münzen fabrizierte. Nach hartnäckiger Gegen wehr wurden acht Personen verhaftet. Eine große Anzahl der falschen Münzen find in der Verbrecherwerkstatt vorgefunden worden; man glaubt aber, daß bereit» viele in» Ausland ge langt find. Konstantinopel. Heftiger Schneefall herrscht seit mehreren Tagen in Konstantinopel. Zwei Soldaten find in der Nacht auf einer Brücke erfroren. In Konstantinopel selbst herrscht Teuerung und Mangel an Heizmaterial. Auf dem Schwarzen Meer toben fortgesetzt heftige Stürme, so daß die Post- und Paffagierdampfer nicht auslaufen können. dachte in diesem Augenblick schwerlich an die wilden Tschetschenzen uvd ihre Grausamkeit. Seitwärts im weiten, lichterfüllten prächtigen Saal, und mit strahlendem Blick zu dem Oberst hinüberschauend, lehnte ein jugendlicher Kosaken- Unteroffizier an einem mit den denkbarsten Lecker« bissen besetzten Büffelt. Es war Iwan, der treue Dentschik, den seines Kaisers Gnade zum Unteroffizier beför dert und ihm eine lebenslängliche Pension aus gesetzt hatte. Dachte er jetzt an das blutige Beil in der Tschetschenzenhütte deS alten Ibrahim? Die Klänge einer vollen Orchestermustk rauschten durch den Saal, und war e» nur Täuschung, oder klang aus ihrem RythmuS immer wiederkehrend der Refrain: — „Hai hiult, Hai hiuti, Dich Olga, dich vergeß ich nie!" Ende. „Die Kosaken zurück, oder ich gebe Feuer," rief der Tschetschenze wütend, und legte die Flinte drohend an. DaS kleine Detachement ritt eine Strecke zurück, und Iwan wollte näher kommen, aber der argwöhnische Räuber erlaubte ihm auch die» nicht. Er mußte etwa hundert Schritte vor dem Hause daS Geld auf die Erde hin zählen und sich dann zurückziehen. Der Tschetschenze kam jetzt vom Dach her unter und holte sich seinen Lohn. Dann kehrte er zum Obersten zurück und bat ihn um Ver zeihung wegen seine» schroffen Auftretens, zu dem er seiner eigenen Sicherheft wegen gezwungen sei. „Ich erinnere mich nur, daß du mich al» deinen Gast gepflegt und dein Versprechen ge halten hast. Aber nimm mir wieder diese Bande ab." > - Unter der Mithilfe de» Tschetschenzen durste jetzt Iwan seinen Herrn in die bereitstehende Kibitke befördern und hatte noch an demselben die wohlverdiente Freude, ihn wohlbehalten in die Arme seiner Freunde zurückführen zu können. ' 10. ' ES war wieder im Spätsommer, und zwar deS Jahre» 1851. Auf der Besitzung de» Grafen von OfschinSka feierte mm die Hochzeit de» Obersten Graf ArgutinSky mit der schönen Paulowna. Sin ebenso schöner, stattlicher Mann von etwa dreißig Jahren, dessen noch etwa» blaffe» Gesicht vor Freude und Wonne strahle, hielt die glückliche junge Frau liebevoll umfangen und
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