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Auerthal-Zeitung : 25.05.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189805257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980525
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980525
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuerthal-Zeitung
- Jahr1898
- Monat1898-05
- Tag1898-05-25
- Monat1898-05
- Jahr1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 25.05.1898
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mne die bed vor Car det wurde, Erzeug be- Havma ringe- gleicht man diese Fiille mit jenen rätsckhaft« Verbrechen, die un».M» Ueberlteferungen de» kannt gro unserer Kultur, die in »amentalen Gesetze von werden auch von der Erfolge angevendet; WslMfche U»«dfch«m. G»« fh»a»isch-a«erira«tsche» Kriege. 'Die spanische «tlantic-Flotte ist in den kubanischen Gewässern ein» getroffen; zwei amerikanische Schiff«, welche Santiago de Tuba beschossen, zogen sich schleunig zurück. -Die amerikanischen Militär- und Marine« behbrden erachten er für absolut notwendig, um jede Verbindung Blancor mit Madrid und Lerveras Geschwader zu verhindern, sämtliche Kabel, welche eine solche Verbindung erwäg- licken, zu zerschneiden, obgleich die meisten und deSsckben BaumeS, seien stammverwandt l Man brau«' " ' ' ' ' - einzelne Jr mehr die schlecht ein So find wir heute thatsächlich schon so wett gelangt, daß wir einzelne Erscheinungen au» der großen Welt, aus der Summe der Erscheinungen dieses EntwickelungSganges und Prozesses her- auslbsen können und fernen physiologischen Wert bestimmen. Dadurch schwindet auch sein ganzer Nimbus des Rätselhaften, Unbegreiflichen. Wir beherrschen die Materie und ihre physio logisch begründeten Veränderungen: man braucht ja nur auf die Erfolge der Spektroskopie und spektroskopischen Analyse zu verweisen. Ein gewisses Mißtrauen deS „Rätselhaften" im Falle Luise Günther gegenüber scheint somit begründet; dieses „Rätselhafte" wdL auch that sächlich durch die immer aufs neue zu Tage tretenden Beobachtungen und Erfahrungen bald auf das zurückgeführt werden köynen, waS es thatsächlich ist: die Ohnmacht, einen bereits er griffenen Faden zu verfolgen, wenn ch einmal der Hand entglitten ist und wenn Mittlerwelle einige Zeit verstreicht, die der Verbrecher nicht unbenutzt vorübergehen läßt. Mr«. Mah »ad Ferm. Meiningen. Auf die an den Herzog von Sachsen-Meiningen vom Vorsitzenden der Handels und Gewerbekammer in Pößneck gerichtete.Be glückwünschung zur Errettung aus Lebens gefahr, hat der Herzog telegraphisch geantwortet: „Cadenabbia, 15. Mai. Herzlichen Dank! In Luino waren wir nicht, wie .Dorfztg.' sagt; mitten unter den Streikenden, als auf diese ge schossen wurde, sondern im Hotelgarten. Hier herrscht tiefer Frieden und die Bevölkerung ist auf die Mailänder Arbeiter schlecht zu sprechen. Georg." Leipzig. Aus Anlaß der 50jährigen Gedenk feier des ersten deutschen Parlaments haben die 9 noch lebenden „alten Frankfurter" von der Erbkaiserpartei: Backhaus, Biedermann, Hevm, Jordan, Meier, Mevifien, Schorn, Schrader, an den damaligen Lever jener Versammlung, den ReichSgerichtspräfidenten a. D. v. Simson eine Adresse gerichtet, welche mit der Bitte schließt, dem Fürsten Bismarck die Versicherung der Anhänglichkeit und Dankbarkeit übermitteln zu. wollen. Präsident v. Simson hat nach der .Nationalztg/ dieser Anregung entsprochen/ Insterburg. Ein interessanter Gedenkstein aus der Zeit der russischen Okkupation Ost preußens (1757—1761) befindet sich i« Dorfe Szierraudßen (Kreis Insterburg). Auf der einen Sette des Steines steht di« noch gut erhaltene Inschrift: „Gefecht bet Szierraudßen zwischen Russen und Preußen am 20. August 1757 im »DieSchiffSkataftrophe > denaS^ über welche schon bericht hat ein amerikanisches Fahl troffen. Sine in Madrid aus Hava gangene Depesche bestätigt die Meldung von dem Unfall, der sich in Cardenar an Bord eines amerikanischen KriegSfahrzeugeS infolge einer Torpedo - Explosion ereignete. Die Zahl der mnS Leben Gekommenen beträgt 18. ungarischen Handel repräsentierte Wert im richtigen Verhältnis zu jenen Kosten stehen wmde, mit denen die -u seine« Schutze unter nommene Vermehrung der Seemacht verbunden wäre." EttgliM». -Sm HimmelfahrtStage ist endlich William Gwart Gladstone von seinen Leiden erlöst worden. Ec stand im 8V. Lebensjahre. Seine Beerdigung erfolgt in der Westminster- abtet auf Staatskosten. Malt«». * Nack einer offiziösen Meldung a«S Rom hält der Ministerrat häufige Sitzungen ab, um diejenigen Maßnahmen sestzustellen, zu welchen sich die Regierung durch die Unruhen der jüngsten Zeit veranlaßt sieht. DaS Kabinett wird von der Kammer Vollmachten zur Abänderung einer ganzen Reihe von Ge setzen, unter denen sich, wie zum Teil bereits angekündigt wurde, diejenigen betr. daSWahl- recht, die P r esse, das Vereins- und Bersammlungsrecht, daS Sicher heitswesen und das Zwangsdomizil, befinden, verlangen. Ferner wird an einem umfassenden Plan für Maßnahmen auf wirt schaftlichem Gebiete gearbeitet. Die Gerüchte, daß im Schoße des Ministeriums bezüglich mancher Einzelheiten dieser Projette Meinungsverschiedenheiten bestehen, werden an unterrichteter Stelle bestritten. Unter allen Um ständen sei, wie man versichert, der Minister präsident Rudini entschlossen, an dem von ihm entworfenen Programm festzuhalten. -Die bei den norditalienischen Unruhen beschlagnahmten Briefschaften der Aufrührer sollen angeblich keinen Zweifel an dem Bestehen eines ,As ins kleinste aus gearbeiteten hochverrätenschen Planes lassen, entweder eine lombardische Republik in nur losem Zusammenhänge mV dem übrigen Italien, oder eine aus der Lombardei und dem angrenzenden schweizerischen Kanton Tessin zu bildende lombardisch-tesstnische Republik zu errichten. Die LoStrennung von Italien wurde damit begründet, die reiche Lombardei fühle den Zusammenhang mit dem übrigen Italien wie eine schwere Last, müsse für die übrigen Pro vinzen arbeiten und sei wirtschaftlich und politisch in jeder Beziehung in der Entwickelung gehemmt. Der Beginn dieser Republik war für Anfang Juli anberaumt worden, infolge der Brotkrawalle der letzten Woche wurde jedoch schon der 12. Mai bestimmt. Allein die Ungeduld eines Teiles der Verschwörer wollte auch diese Frist nicht abwarten, und so wurde der Plan ver eitelt. — Zahlreiche ernsthafte Blätter, wie ,Lombardia', .Perseverenza', ,Gazetta di Venezia' und ,Piemontesa' wollen diesen scheinbar so un geheuerlichen Plan bestätigen. Schweden-Norwegen. -Eine Steigerung der norwegischen Militärlaften ist im Werke. Nach einem Telegramme aus Christiania schlägt die Regierung vor, für außerordentliche Verteidigungs zwecke 16 Millionen Kronen zu bewilligen, davon 9'/, Millionen zum Bau zweier Panzerschiffe. Für dieses Jahr werden 9 200 000 Kronen gefordert. Spanien. *Das neue Ministerium Sagasta hat sich konstituiert; die Mitglieder leisteten am Freitag der Königin den Treueid. Balkanstaaten. * Die Pforte will, dem Drängen Ruß lands nachgebend, an dieses 5 bis 600 000 türk. Pfund auf die Rückstände der Krieg 8 - entschädigung des Jahres 1878 leisten. *Nach einem Bericht aus Konstanti nopel erklärte die Pforte, 25 Transportschiffe seien nach Volo beordert. 60000 bis 70 000 Mann und 9000 Pferde würden auf dem See wege und der Rest auf dem Landwege Thessalien verlassen. -Der Führer der serbischen Radikalen, Pasitsch, ist in dem gegen ihn angestrengten Majestäts-Beleidigungsprozesse freigesprochen worden. Dieser Ausgang 1 Prozesses ist für den Exkönig Milan, Be, St« der Linie .... . bitterung im Kampse um die Existenz Daran» resultieren keineswegs die Grundbedingungen für die Abnahme der Verbrechen, — aber wohl die von Tag zu Lag sich steigernde Schwierig kett, sie zu verbergen. UebrigenS vollziehen sich diese schritte der Veredlung von Geschlecht zu Geschlecht zu« großen Teile auf Koste» der bst. Auf Grund dieser Erkenntnis hat e» die «oder« Wissenschaft aussprechen können: Mit den Fort schritten der Jahrhunderte »ch«« auch die An lagen für geistige Krankheit« zu, — Genialität, Jäfinu uw Verbrechen feien die Blüten eine» ckt hierbei ' selbstredend nicht daS dtviduum vor Augen zu hab«, viel lumme der Individuen, die als Ge- LeirtsMimd. * Am Sonntag fand diefeterliche Kon firmation der beiden ältesten Söhne deS Kaiserpaares, Prinzen Friedrich Wilhelm und Eitel Friedrich statt. Kaiser Franz Joseph und der Sultan haben den Prinzen hohe Ordensdekorationen gesandt. -Der Statthalter von Elsaß- Lothringen gibt bekamt, daß der Kaiser ihm wiederholt seine hohe Befriedigung über den Empfang kundgegeben hat, der beiden Majestäten in den verschiedenen Orten ihres Aufenthaltes im Lande und namentlich auch in Straßburg aus allen Kreisen der Bevölkerung in so herzlicher Weise zu teil geworden ist. * Die BestättgungSmkunden des am 6. März d. in Peking unterzeichneten deutsch-chinesi- schenVertrageS bett. dieKiautschou- Bucht find am Donnerstag im Auswärtigen Amte zwischen dem Staatssekretär v. Bülow und dem chinesischen Gesandten Li Hai-Hwan aus- gewechselt worden. * Der Umstand, daß Prof. Schweninger nach Friedrichsruh berufen wurde, hat zu dem Gerücht von einer neuerlichen Erkrankung des Fürsten BiSmarck Anlaß gegeben. Wie Schweninger indessen vorführt, ist der Zustand des Fürsten befriedigend. -Dem nächsten Reichstag dürste, wie die ,B. P. N.' hören, ein Gesetzentwurf vorgelegt werden, der die Stellung der Patent anwälte einer allgemeinen Regelung unter ziehen soll. * Die bayrische Kammer der Reichsräte hat am Mittwoch das Vereinsgesetz in der Fassung der Abgeordnetenkammer ange nommen. Die lebhafte Debatte drehte sich hauptsächlich um die Zulassung der Frauen zu öffentlichen Versammlungen und zu gewissen Polstischen Vereinen, doch wurden die Ausschuß anträge, welche die Zulassung der Frauen be schränken wollten, abgelehnt. Oesterreich-Uaaar«. * Ueber den Besuch des Prinzen Heinrich in Peking äußert sich das Orgm des Wiener Auswärtigen Amtes, das ,Fremdenbl.', folgendermaßen: „In dem großen Zugeständnis des Gegenbesuches des Kaisers von China bei dem Prinzen Heinrich von Preußen spricht sich der Wandel der Zeit und das Aufsteigen Deutschlands zur Kolonialmacht ms. Der Besuch des Prinzen Heinrich in Peking ist trotz der Inbesitznahme von Kimtschou nur ein Besuch der Freundschaft und verfolgt auch schwerlich mdere Ziele, als dem Kaiser, dem Hofe und dem Volke von China einen lebendigeren Begriff von Deutschland und seiner freundschaftlichen Gesinnung beizubrtngen und die sonstigen Beziehungen zu erleichtern." -Der Bericht der ungarischen Dele gationen lehnt die verlmgte Flotten vermehrung ab. Der überseeische Handel . . Ungams ist, wie der Bericht betont, „so gering,! des daß wir voraussichtlich noch sehr lange mf jene in dessen Interesse die Anklage gegen den ihm Zeit werden warten müssen, wo der durch den unbequemen und verhaßten Parteiführer erhoben en , . daß für rätselhafte, unaufgMärte Vorgänge nur noch wenig Raum Übchsoletbt. Damtt geht aber auch Hmd in Hand etne Veredlung um " 'einerung der Gesittung, somit agch eine igerung der Bedürfnisse , und Verschärfung ErMschiugun«L,wi- W i» letz« UND Ek* worden war. e«ne unzweifelhafte Schlapp^ die th« unter Umständen noch vettere Verdrießlich keit« bereiten kann. ««ertka. * Die Beziehungen A« e r tt a » «u S^ » t« brttannien gestatte« sich immer herz licher, während, die zu Frankreich schwieriger werden. -Im Repräsentantenhause pt Washington ist et« ganz neue Archlegung der Monroe- Doktrin verkünd^ worden, etne Auslegung, nach der auch die Kanarischen Inseln und die Philippinen als Amme und AnexionSobjette Amerika» betrachtet werden könnten, eine Theorie, die nicht verfehlen wird, die Aufmerksamkeit Europas mf sich zu Men. Hill legte dm Bericht deS Ausschusses für auSwärtigeAngÄegen- heften vor, der die Annexion der Hawai-Jnseln durch die Ver. Staat« empfiehlt. Der Bericht hebt in der Besorgnis, die Juseln könnten unter japanische Herrschaft fallen, die Bedeutung eiüer sofortigen AnneAon hervor und schließt, die Annexion stehe in Uebereinstimmung mit der Monroe-Doktrin, die „zwar jeder europäisch« Macht verbiete, sich in die Angelegenheit deS amerikanischen Festlandes oder der benach barten Inseln einzumischen, den Ver. Staaten jedoch in dieser Hinsicht keine Be schränkung auferlege." - Rätselhafte Verbrecher». Der Fall Luise Günther, die bekanntlich in der Hasenheise zu Berlin ermordet aufgefunden worden ist, scheint sich jenen Verbrechen anreihen zu voll«, die ohne Sühne bleiben. Die fieberhafte Thätigkeit der Polizei, Licht in dieses Dunkel zu bringen und den Thäter der strafenden. Ge rechtigkeit zuzuführen, hat bisher kein greifbares Resultat gezeitigt. Von Tag zu Tag schwindet die Möglichkeit einer Enthüllung, die Spuren des Verbrechens verblassen immer mehr, — wenn nicht ein glücklicher Zufall einttitt, ist die Tagesgeschichte um ein „rätselhaftes Verbrechen" reicher. Freilich ist mit dem Helfer Zufall zu rechnen, denn die Erfahrung der Kriminalistik lehrt eS, daß jedes begangene Verbrechen wenig stens eine Schlinge offen läßt, in der sich der Verbrecher dann selbst fängt. Ausnahmen bestätigen nur die Regel. Diese Ausnahmen gehören aber in jene Reihe der rätselhaften', unaufgeklärten Verbrech«, deren es leider Legion gibt, die ungerächt geblieben find und es wohl in alle Ewigkeit bleiben werden. Wer kennt nicht die schrecklichen, schauder haften Morde Jack the Nippers in Whitechapel (London), die monatelang die ganze Welt mit Entsetzen erfüllten und bis heute ungesühnt ge blieben find? Gerade auf diese Fälle weist die Ermordung der Luise Günther hin, denn Jack the Ripper hat seine Opfer ähnlich verstümmelt wie der unbekannte Mörder von der Hasenheide daS seine. Zu den rätselhaften, unaufgeklärten Verbrechen zählen auch noch die historisch be rühmten Fälle deS Knabenmordes von Xanten und deS Mädchenmordes in Korfu. Hier wie dort ist der Thäter unentdeckt geblieben. In Berlin selbst wird wohl noch der grauen hafte Mord an der Prostituierten Ritsche in aller Erinnerung sein. Der Mörder ist bis heute trotz der genauesten und peinlichsten Personalbeschrei bung nicht ermittelt worden. Ebenso ist ungesühnt geblieben die Ermordung der Krankenpflegerin Helene Schmeichel, die an Hellem Tage unter den fürchterlichen Streichen des Mörders fiel. In diesem Falle wurde der Mörder sogar ge sehen und beschrieben, — aber der Maurer Thiede, der dieses Mordes wegen angeklagt worden ist, mußte wegen Mangels an Bewesen freige sprochen werden und konnte nm wegen eines anderen schweren Sittlichkeitsverbrechens, dessen er überführt worden, zu einer mehrjährigen Zuchthausstrafe verurteiü werd«. Aus dem Jahre 1896 brauchen wir bloß die Fälle Willy Burr und Klara Galle hervorzuheben, beide Ermordete wurden am Kottbuser Damm aufge funden, — vom Thäter fehlt bis heute jede Spur, genau wie von den Mördern des Pfand leihers Zeidler aus der Pankstraße und der Prostituierten Thiele aus der Linienstraße! Ver yHatte sie ein Körbchen oder eine Tasche am Arm, als ob sie in einen Laden ginge?" „N«», >chen zu wollen. Routh blickte derS" ließ sich recht gut an und Mrs. Routh, welche von Natur einen industriellen Sinn hatte, half wacker mit, indessen fühlte ihr Gatte, welchem die gänzliche Aenderung ihres Wesens nicht entgangen war, eine instinktive Furcht vor irgend einem Ereignisse von ihrer Sette. Nicht, daß er an ihrer Liebe zweifelte, er wußte sehr gut, daß diese ihm fürs ganze Leben gehörte, aber das Seltsame ihres Wesens frappierte ihn und er beobachtete und bewachte sie, ohne daß sie es merke. Jetzt eben, als er mit der Hand voll Briefe in daS Zimmer trat, fand er sie nicht zu Hause. Er dachte, sie müsse im Augen blick wieder erscheinen, wartete aber vergebens. Auch das Dienstmädchen hatte sie nicht gesehen und so rief er nun James Swain herbei, welcher eben sein Mittagbrot mit großem Behagen ver zehrte, und fragte ihn, ob er eine Dame aus diesem Hause habe gehen sehen. „Ja", antwortete Swain, „ich habe die Dame gesehen, sie ging,die Straße hinunter." Arm, als ob sie in einen Laden ginge?" Mein, die Dame schien einen Spaziergang macken zu wollen." Routh blickte jetzt erst aufmerksam in deS Knaben Gesicht. „Habe ich dich nicht schon irgendwo gesehen ?" fragte er rasch. Eine dunkle Röte flog über James' Gesicht, dann aber entgegnete er ruhig: „Gewiß Herr, Sie und Ihre Lady haben mir manchen Pfennig geschenkt." Routh blickte zerstreut und nachdenklich vor sich hi«. James wurde eS ungemütlich, er trat Der verstoßene Sohn. 15) Au» dem Englischen von Julie Düngern. GoNsetzung.) Der ehrliche Bursche hatte ganz recht, wenn er Harriets Isoliertheit beklagte, allein es war ihr eigener Wille, daß es sich so verhielt. Das Leben ihres Mannes gestattete ihr keinen näheren Umgang, höchstens waren eS die Opfer, welche sich ihr Gatte ausersehen und die sie zuwellen zu unterhalten hatte. Im übrigen füllte die leidenschaftliche Liebe, welche sie für Routh fühlte, ihr ganzes Herz aus. Trotz dieser Liebe aber war sie seit letzter Zeit in Aussehen, Bmehmen und den Gewohnheiten deS täglichen Lebens sehr verändert. Der Glanz ihrer schönen Augen war getrübt, ihre Wangen hatten die jugendliche Rundung ver loren, eS war etwas wie Versteinerung über ihr Gesicht gekommen. Der Ausdruck desselben, welcher früher Ruhe auSsvrach, war jetzt streng geworden. Auch ihre Stimme hatte nicht mehr den früheren harmonisch« Klang. Ihre Klei dung, welche sich sonst durch geschmackvolle Ein fachheit auszeichnete, war jetzt vernachlässigt und nicht immer kleidsam. Auch ihr inneres Wesen war ganz verändert. Sonst war sie der gute Kamerad ihres Mannes gewesen, hatte manches von der leicht« Sette angesehen, mit raschem Impulse überall -ugegrtff«, wo sie sich nützlich erweisen konnte, jetzt aber handelte und arbeitete sie zwar ebenso fleißig, aber eS machte ihr sichtliche Mühe und kostete Ueberwindung. Routh war inzwischen wirklich ein Geschäftsmann ge worden; di« neue Kompanieschaft «ft „Fltn- von einem Fuße auf den anderen und zeigte Lust, fortzugehen. Endlich erwachte Harriets Gatte aus seinen tiefen Gedanken, er schenke dem Burschen einen Schilling und ging auf sein Zimmer, was James Swain auf den Ge danken brachte, heute nichts mehr zu arbeiten und seinem Vergnügen nachzugehen. Endlich kam Harriet zurück; sie war er staunt, ihren Gatten zu finden, welchen sie vor sechs Uhr nicht zu Hause erwartet hatte. Er entgegnete, daß er wegen dem Turnbridge- Kanal Papiere habe holen müssen und zufällig dem Briefträger begegnet sei, welcher ihm dies übergeben habe. „Lese dm Brief und sage mir, was da zu thun ist." Sie setzte fick an seine Seite und laS den an Georg Stainberg gerichteten Brief seines Stiefvater-; sie faltete denselben wieder zu sammen und sagte «ft natürlich «Higer Stimme: „Stewart, dies ist ein Kopf der Hydra, die wir heraufbeschworen - es wäre höchst unvor sichtig, den Brief zu unterschlagen, wappn« wir unS dagegen, so gut wir können, denn eS wer den noch andere Häupter erschein«. Der Brief der allen Ellen, den wir damals, uyterschlug«, war nicht so wichtig, als der vöti Mr. Carter. Die Geheimhaltung deS letzteren würde früher oder später herauSkouuuen, wir müssen ihn also an Stainberg absenden. ES ist jetzt nichts anderes zu thun, als unseren Umzug zu br-, schleunigen, wir wollten ohnehin in kurz« Zett auS diesem Hause fortziehen; laß unS dies jetzt gleich thun." „Eine Abreise wäre daS beste, doch die ist jetzt unmöglich, Harriet," entgegnete He Gatte, „bedenke, was bei den Unternehmungen auf dem Spiele steht. Aber Georg darf auf keinen Fall zurückkehren, denn dann wird er sogleich nach Amherst gehen und alles entdecken." Harriet Röuths Gesicht wurde immer finster«, als sie sagte: „Hoffentlich wird er sich nicht mutwillig m Gefahr begeben, und ist er darin, so —" Ihre Lippen zitterten und ihr Auge blickte drohend. „Sei nicht melodramatisch, Harriet, eS sieht dir so gar nicht ähnlich." „Set nicht ungeduldig, Stewart," bat sie sanft, „du weißt, ich bin die ave nicht mehr, doch jetzt ist mir ein gut« Gedanke gekommen. Ich werde nach Amherst geh« und die alte Frau, die auf Poyinings Haus hält, aufsuch«. Sie wird mich als eine Freundin Georg« gut empfmg« und nach dem was sie sagt, könn« wir beschließen, wa« mft dem Brief zu thun sei? „Bet Jupiter, da» ist eiue prächtige Idee, Harry," sagte Routh, „Und nicht die geringste Gefahr dabet, iM Gegenteil, Stainberg wird eS al» eine große Freundlichkeit von deintr Seite aufnehmen. Ich werde dir alle Zeit dazu lassen, denn ich habe Geschäfte -und werde nicht zu Hause ess«. Du bist ein« ausgezeichnet^ Betittertn, Harry." . . , Unter den egoistischen Eigenschaft«, welche Roush besaß, war aück di«, all« häuslich« Unannehmlichkeiten aus dem Wege zu geh«. Harrtet hatte noch niemals etwa» Besondere»-, dabei gefunden, aber heute war sie eine andere. In dem Augenblick, wo Routh daS Zimmer verlass« wome, schlang fi, ihr« Ar« um th» und weinte bitterlich.
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