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Auerthal-Zeitung : 22.07.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189807222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18980722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18980722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuerthal-Zeitung
- Jahr1898
- Monat1898-07
- Tag1898-07-22
- Monat1898-07
- Jahr1898
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 22.07.1898
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V-littsch- »»»dfcha«. Wo» spanisch-«mertkauischen «rtege. *DK Aussichten acks Friede« bestem sich täglich. Sowohl M Washington wie tu Madrid hofft man. daß der Fall San Jagos »um Frieden führen werde. Auch der Wioerftand etn^lner KahtntttSmttglied« de» spanischen Mtniftertum» schWt im Adwehmen zu sein. Sagafta hat erklärt, er sei bereft, auf ieinem Posten »u verharren unV"M Frieden «ttzuarbesten. Der Kampf auf Cuba müsse auf» gegeben werden, weil die Amerikaner die Herren »ur See seieu Hd, hie Insel owShungern wür den, ohne sich den spastischen Kugeln auszusetzen. Zahlreiche spanische Handelskammern ersuchen die Regierung, Frieden zu schließen, um Spanien vor dem wirtschaftlichen? Untergang zu bewahren. * Die spanische Garnison von Ean Iago unter General Toral verließ am Sonntag früh 9 Uhr die Verschanzungen und rückte in die amerikanischen Linien ein. Hier wurden regi- menterweise die Waffen niedergelegt. Gleichzeitig wprhr die spanische Flagge nieder geholt und an ihrer Stelle daS ameri kanische Banner gehißt. * DaS gelbe Fieber unter den amerika nischen Truppen tritt, wie Depeschen vom Kriegs schauplatz melden, in milder Form auf. ES find, wie vom Kriegsdepartement erklärt wird, unter den amerikanischen Truppen in 24 Stunden nur 23 neue Erkrankungen an gelbem Fieber und drei Todesfälle vorgekommen. Wegen des gelben Fiebers sollen keine wetteren Truppen nach San Jago gesandt werden. Da gegen werden amerikanische Truppen nach Porto- rico gehen. * * * Deutschland. * Der Kaiser traf am 16. d. in Dront - heim ein, von wo aus die Weiterreise am Dienstag erfolgte. * Kaiser Wilhelm soll einem englischen Blatte zufo'ge Sachverständige beauftragt haben, ihm alle Einzelheiten über die Dynamit- Geschütze des amerikanischen Kreuzers „Veiuvius" zn berichten, der bekanntlich bei den Bombardements auf die Hafenbefestigungen von San Jago mehrfach in Aktion getreten ist. Es heißt, daß die Kruppsche Firma eine solche Kanone zu Versuchszwecken anfertigen soll. "Seit dem 15. d. wenden die Zollämter an der russischen Grenze auf direkte Anweisung des russischen Finanzministers auf verschiedene Einfuhrartikel, ähnlich wie vor zwei Jahren, wieder höhere Tarifsätze an. *Jn Berlin tritt in nächster Zeit eine Kommission zu Besprechungen über das Gesetz betr. den Verkehr mit Wein, weinhaltigen und weinähnlichen Getränken vom 20. April 1892, zusammen. * EL darf als sicher angenommen werden, daß im nächstjährigen preuß. Staats- hauShaltsetat die Ausgaben für das gewerbliche Unterrichtswesen wiederum eine Steigerung erfahren werden. In den neunziger Jahren haben gerade diese Aus gaben stetige Erhöhungen aufzuweisen gehabt. Sie find im Ordinarium von 1,7 Millionen im Jahre 1890/91 auf 4,5 Millionen im Jahre 1898/99 und im Extraordinarium von rund 100 000 auf nahezu 590 000 Mk. gestiegen. Die gesamte Steigerung hat demgemäß in der angegebenen Zett bereits die Summe von 3,2 Millionen erreicht. Man kann eS als wahr scheinlich ansehen, daß am Ende des neunziger Jahrzehnts die Steigerung die 3V, Millionen so überschreiten wird, daß sie sich um 4 Millionen bewegen wird. * Das vom preuß. Landtag angenommene Gesetz, welches fünf Millionen Mark zur Ver besserung der Wohnungsverhältnisse von Arbeitern in Staatsbetrieben und von Unterbeamten bestimmt, ist vom Kaiser in Travemünde vollzogen und un.Reichsanzeiger' 'eröffentlicht worden. *Eine Erweiterung der Ansied lungskommission ist dem,Hamb. Ko«.' zufolge geplant. Innerhalb der preußischen Re gierung besteht die Absicht, eine Erweiterung der «nfiedluntzbowmisfion herbeizuführen und di« Thätigkeit der «weiterten AnfiedlungS- kounuisstan ebenso wie auf die Provinz Ost preußen auch auf di« Provinzen Schlesien, Pommern und Mark Brandenburg sich auSdehneu zu lassen. Oestencetch-Uuaar«. «Anttis di vormittag» fand unter Vorsitz der Grafen Thun ein Mintsterrat statt^zu welchem alle auf Urlaub befindlichen Minister nach Wien beordert waren. Wie verlautet, wurden neue den Deutschen zu machende Vorschläge berate«. Thun läßt offiziell ver sichern, daß er nicht daran denke, das Sprachen gesetz mittels 8 14 zu dekretieren. Frankreich. "Der zweite Zolaprozeß, der für Montag angesetzt war, hat einen schnellen Ab schluß gefunden. In Abwesenheit des An geklagten wurde derselbe zu einem Jahr Ge fängnis und 3000 Frank Geldbuße verurteilt. *,Echo de Paris' erfährt, die Frei- lassungEsterhazySfei unmittelbar bevor stehend. — ES verlautet, daß im Kabinett ernste Meinungsverschiedenheiten wegen derDreyfuS-Affäre auSgebrochen seien. Cavaignac sei wegen der Verhaftung Esterhazys aufgebracht und habe seiner Meinung Brisson gegenüber entschiedenen Ausdruck gegeben. Darauf sei auch daS „Unwohlsein" Brissons zurückzuführen. *Jn Pariser Handelskreisen herrscht die An sicht, daß die Regierung bereit sei, im Monat Oktober, nach erfolgtem Einvernehmen mit Rußland, die Unterhandlungen wegen Ab schaffung der Zuckerprämien wieder aufzunehmen. England. * Der Ministerpräsident Lord Salisbury, der bekanntlich schon längere Zett kränkelt, hat sich einer gefährlichen Operation unterziehen müssen. Malten. "Die anläßlich der letzten Unruhen zu den Waffen einberufene JahreSklaffe 1871 der Karabinieri ist wieder entlassen worden. Spanien. "Ein Berliner Blatt bringt gleich drei ver schiedene Telegramme über die Karlisten- bewegung. Sie lauten: Don KarloS trifft umfassende Vorbereitungen zur Abreise nach Spanien. Die Umgebung des Präten denten versichert, Don Karlos werde bald als König in Madrid einziehen. — Der Hauptver treter Don Karlos', der Herzog von Solferino, ist eingetroffen, um die Leitung der karlistischen Agitation zu übernehmen. — Die Regierung ordnete die strengste Bewachung Weyler 8 an, der verdächtig ist, sich an die Spitze der Karlisten stellen zu wollen. Rusilaa». *Rußlands Festsetzung am Roten Meer scheint eine Thatsache zu sein. Es wird in bestimmter Form gemeldet, daß der russische Gesandte Wlassow mit dem Negus Menelik einen Vertrag abgeschlossen habe. In Peters burg hatte man sein Augenmerk auf daS kl eine Sultanat Raheita zwischen der franzö sischen Kolonie Obock und dem italienischen Assab gerichtet. Da überhaupt kein anderes Stück der Küste des Roten Meeres mehr frei ist, so kann sich die Abmachung nur darauf beziehen. Der russische Besitz wird sich unmittelbar an die französische Kolonie anschließen, durch welche mit Fertigstellung der Eisenbahn nach Harrar der Hauptverkehr nach Abessinien seinen Weg nehmen wird. Balkanttaaren. * Tausend schnellfeuernde Feld geschütze neuester Gattung, von denen jedes 8000 Mark kostet, bw 'ne Türkei nach einer Konstantinopeler,Tin 8' Meldung inDeutsch- land bestellt. Die Dingungen seien geregelt, der Vertrag harre nur deS Jrade des Sultans. «Neu. "Zur Unterstützung deS Aufstandes in Südchina kommen hervorragende Persönlich keiten da »euchinesischeu Partei m» allen Weltteilen in Canton »usammeu. Gerücht weise verlaulet, «S solle eine neu« Regierung gebildet werden, welche aus Chinesen oefteh«, die mit europäischen Ideen erfüllt seien und für welche die Unterstützung England» undJapan» gesichert sei. * Wie au» Loudon gemeldet wird, hat die Aussöhnung de» älteftm Bruders de» SchahvonPersien ».Silt-US-Sultan, mit de« Schah in englischen diplomatischen Kreisen nicht angenehm berührt, da da Prinz, ein langjährig« Parteigänger England», mit dies« Annäherung gleichzeitig eine Schwenkung in das russische Lag« vollzogen habe. Man weist daraus hin, daß nunmehr da diplomatische Einfluß Großbritannien» in Pasten in keinem angesehenen Mitglied« der Herrscherfamllie «ine Stütze finde, während jen« Rußlands am Perfi schen Hofe imm« mehr zur Geltung gelange. — In gutes Deutsch übersetzt, bedauern die Eng land«, daß sie in Pasten nun nicht «ehr einen Prätendenten zur Verfügung haben, den sie im Notfälle auSspielen können. Zur Krka«pf«ng der Hundewut. D« bekannte Chirurg Prof. v. Nußbaum schrieb 1882: „ES gibt «in Ti«, welches den Menschen so arg schadet wie da Hund. In Deutschland allein staben jährlich über hundett- zwanzig Menschen den schrecklichen Tod der Hundswut, die bis zur Stunde ganz unheilbar ist." Drei Jahre spät« war eS dem Genie Pasteurs gelungen, eine wirksame Behandlung dies« Krankheit zu entdecken. Schon 1884 hatte er gefunden, daß durch Ueberimpfung von Teilen des Nervensystems wulerkrankter Tiere, in dem das Wutgift sich besonders entwickelt, bei andern Tieren mit zweifelloser Sicherheit die Wut er zeugt werden kann. Während nur bei Kaninchen und Meerschweinchen durch Fortimpfung von einem Tier -um andern die Virulenz (Giftigkeit) deS WutgifteS verstärkt wurde, nahm sie beim Durchgang durch Affen ab. Hiermit war eine erste Methode da Schutzimpfung gegen die Wut ge geben. Man begann ein Tia mit dem schwachen Wutgift eines Affen zu impfen und ging all mählich zu immer größeren Dosen über, bis schließlich daS vimlente Gift von Kaninchen ein gespritzt wurde. Dadurch wurde das betreffende Tier gegen Bisse toller Tine immun. Eine neue Entdeckung Pasteurs machte bald die kost spielige Benutzung von Affen überflüssig. Er sand nämlich, daß durch Trocknen des Rücken markes infizierter Tiere, in dem daS Wutgift hauptsächlich enthalten ist, die Virulenz allmählich schwindet. Um einen geeigneten Impfstoff zu «hatten, impft man nun von Kaninchen zu Kaninchen, bis ein gleichbleibendes Latenzstadium der Krankheit erzieü wird, was nach etwa fünf undzwanzig Uebertragungen geschieht. Dann wird daS Rückenmark herauspräpariert, in Stückchen zerschnitten und unter ein« Glasglocke, in der Aetzkali ist, getrocknet. Zur Impfung werden die Stückchen mit steriler Bouillon ver rieben und dann eingespritzt. Man beginnt mit dem Stückchen Rückenmark, das am längsten getrocknet, also am wenigsten giftig ist, und geht allmählich zu imm« giftigerem Material üb«. Auf diese Weise gelang eS nicht nur, Tiere gegen Hundswut zu schützen, sondern auch bereits gebissene vor dem sicheren Tode zu retten. Die erste Anwendung seiner Methode beim Menschen machte Pasteur im Juli 1885, und zwar mit glänzendem Erfolge. Bei schweren Fällen wird jetzt die sog. intensive Methode an gewandt, die in einer beschleunigten Ausführung d« Impfungen besteht. So werden z. B. am ersten Tage Einspritzungen von zwölf, zehn und acht Tage altem Rückenmark gemacht, an dem zweiten Tage von sechs, vier und zwei Tage altem; am dritten Tag wird das einen Tag alte Mark eingespritzt. Diese Behandlung wird zweimal wiederholt. Durch diese Methode, die besonders in Frankreich in dem Institut Pasteur und seitdem an vielen anderen Orten auSgeübt wird, find glänzende Erfolge «ziev worden. Während nach Bölling« die Sterblichkeit der von wutkranken Tieren Gebissenen ohne örtliche Behandlung der Wunden 83 Prozent und bei denen, wo die Bißstelle sofort ausgebrannt od« W°"> 0,79 0,55 ausgeschnitten wurde, imm« noch 83 Prozent beträgt, find die Resultate der Pafteurschen Impfungen i« Jpstitut Pasteur nach eine« von dem Doktor Pottevm erstatteten Bericht folgend«: t) (ystorben) ^Sterblichkeit 2b IS 9 0,38 0,82 0,25 0,22 0,8« 0,50 0,33 0,30 0,39 also bish« im Institut . . . sonen behandelt; davon starben 96 gleich 0,46 Prozent. Diese Zahlen sprechen im »«gleich zu d« oben angeführten für sich allein. Von den 20166 berichteten Fällen war bet 2872 die Wut experimentell nachgewiesen, indem man durch UeLerimpfung des Rückenmarkes von dem beißenden Tiere bä anderen Tieren die Wut «zeugte; bet 11547 Fällen war die Wut von Tierärzten festgestellt; in den übrigen 4737 Fällen waren die beißenden Tiere nur wutverdächtig. Von dem im Jahre 1897 behandelten Personen waren übrigens 175 Ausländ«, darunter acht Deutsche. (Nat.-Ztg.) (Jahr) (behandeli 1886 2671 1887 . 1770 1888 1622 1889 1830 1890 1540 1891 1559 1892 1790 1893 1648 1894 1887 1895 1520 1896 1308 1897 1511 Zusammen wurden Pasteur 20166 Pers Po« Nah «ad Fer«. Benthe«. Ein entsetzliches Grubenunglück, bei dem, wie bish« festgestellt, 24 Bergleute den Tod fanden und zwei schwer verwundet wurden, hat sich Montag früh im Gräflich Schaff- gotschschen Gotthardschacht der PauluSgrube bei Morgenroth dadurch zugetragen, daß ein Seil d« Förderschaale ausrutschte. Da in jedem Schacht Fangvorrichtungen angebracht find, um eine etwa abstürzende Schale aufzuhalten, so wird angenommen, daß diese in vorliegendem Falle nicht gut od« garnicht funktioniert haben. Hannover. Die Errichtung eines Mädchen- gymnafiums hat der hiesige Verein Frauen- bildungSreform beschlossen. Die Anstalt soll, wenn möglich, bneVS Ostern 1899 eröffnet werden. Erfurt. Unsere große Domglocke, die be rühmte „Gloriosa", wird in ihrem Lag« um 60 Grad gedreht, weil die Stellen, an die d« Klöppel nun schon 400 Jahre schlägt — die Glocke wurde im Jahre 1497 gegossen und 1498 aufgehängt — derart auSgehämmert find, daß ein Springen des Metallkörpers zu befürchten wäre. Breslau. Die .Schlesische Zeitung' be stätigt die Meldung von dem Unglücksfall auf dem LamSdorfer Schießplatz. Derselbe ereignete sich infolge der Explosion eines alten blindge ladenen Geschosses, auf welches beim Scheiben einbau ein« der Scheibenpfähle stieß und den Zünder im Geschosse zum Explodieren brachte. Der den Scheibeneinbau kettende Artillerieoffizier und fieben Mann wurden zum Teil schwer verletzt. Brückenau. In d« Nähe d« Stadt wurde die Sinn durch Zuführung giftiger Stoffe derart verunreinigt, daß eine große An- zahl Forellen verendeten. Die That stellt stch als ein Racheakt gegen den Besitz« des Fisch- wasierS, Kommerzienrat Roth, dar, der als Pächter des Bades Brückenau mit den Be wohnern der Stadt mehrfache Differenzen hatte. Hamm. Drei Wilddiebe wurden in dem Jagdbezirk bet dem Dorf Dolberg von mehreren Forstbeamten auf frischer That überrascht. Als ein Wilder« auf den ihm am nächsten stehenden Förster schießen wollte, kam ihm dieser durch einen Schuß in den Arm zuvor. D« Ge troffene wurde durch einen zweiten Schuß kampfunfähig gemacht und verhaftet; die andern Wild«« waren inzwischen entflohen. Ttuhm. Im Dorfe Schweinegrube schlug beim Gewitter der Blitz in ein Haus und den Tisch, um welchen sechs Männer und die Gast« Wirtsfrau beim Abendbrot saßen. Wunderbarer weise kamen sämtliche Personen mit dem Schrecken davon. Die Männer erlitten fast nur eine augenblickliche Betäubung, der Frau wur>>c In Nautin angelangt, sandte Roden sofort einen GertchtSdien« zu Röver mit dem in freundschaftlich-höfliche Form gekleideten Er suchen, sofort im Amtsgerichtsgebäude zu er scheinen. Kaum war der Bote fort, als der Potti« Fräulein Lebius anmeldete. „Ist das nicht die Braut RöverS, daS Mädchen, wegen dessen die beiden Männer einander eifersüchtig gegenüber standen?" fragte der Rat. D« Assessor bejahte. „Wir wollen Ke vor dem Bäcker vernehmen!" fuhr d« Landgerichtsrat sott und ließ Regina hereinfübren. Er schien durch ihre eigentümliche phantastische Schönheit nicht wenig überrascht. Wahrscheinlich hatte er nur vermut«, irgend ein hübsches, unbedeutendes Landmädchen in ihr zu finden. Dem Assessor erschien sie heut schön« denn je, freilich auch noch merkwürdiger als sonst. Ihre sonst so gleichmäßig bleichen Wangen schimmerte« zu« ersten Mal« in eine« feinen Rot, ein unheimliches Feu« glühte in d« uner- forschlichen Tiefe der schönen Augen. Roden wies sie auf ihre Bemerkung, daß sie in d« Mordassäre eine wichtige Angabe zu machen hab«, an den Landgerichtsrat, Web ab« ttn Zimm«, «ährend dieser sie vernahm, und legte einen Bogen Papier zurecht, um nötigen falls ein Protokoll ntserzuschretbeu. Nachdem Regina ihren Namen, Stand und Alter — letzteres auf 19 Jahre, — bezeichnet fwhr sie «tt ein« Art wilden Hasse» fort: .Ich weiß nicht meine Herren, ob Sie schon einen V«dacht in betreff de» «Rdtrk^ch« Baron» Clotenau gefaßt haben. Ich bin im stände, diesen Mann zu bezeichnen und bitte, daß Sie mich darüber zu Protokoll zu vernehmen. ES ist der Bäckermeister Röver." Mit einem Gesichte voll zufriedenen Trium phes blickte der Rat auf seinen jungen Kollegen, welcher erbleichend ausrief : „Fräulein Lebuis', haben Sie auch überlegt, welche Bedeutung ein solche» Wort an dieser Stelle hat?" „Sehr genau," antwortete Regina und die Ruhe, mit welcher sie sprach, kontrastierte auf fällig mit d« in ihren Augen lodernden, heißen Glut. Roden wollte heftig erwidern, ab« der Rat legte sich mtt eine« energischen: „Bitte, über lassen Sie daS mir, Herr Assessor l" ins Mittel. Er begann denn auch in sein« gewohnten Weise zu inquirieren: „Bor allen Dingen^ mein Fräulein.in welchen Beziehungen standen Sie zu dem Baron und dem Bäckermeister ? Beide bewarben sich um Ihre Gunst?? „Jawohl,'^ gab Regina -ur Antwort. Sie schien, nicht geglaubt zu haben daß auch ihre intimsten Angelegenheiten -ur Sprache kommen würden. „Dn Herr Assessor sagte mir davon," fuhr der Rat sott. „Schließlich bevorzugten Sie den Bäck« Stöver und gaben ih« Jhri Jawott^ Da» war Sonntag, also vorgestern. Röver hatte hoch also keine Ursache mehr zur Eifer sucht." , . „Ich empfing Sonntag abend einen Brief von de« BaroN? „Aha, und Röv« «führ dttStz*^ - „Pah, etwa weil Sie ihn seit Ihrer Jugend kennen? Sie sagten ja selbst, daß Sie ihn jahrelang aus dem Gesicht verloren hatten. Wissen Sie genau, wie stch sein Charakter unter dessen entwickelt hat?" „Jedenfalls mcht zum Schlechten, Herr Rat." „Mag sein; ein Mörder au» Eifersucht ist gewöhnlich auch nicht daS, was man so sonst einen schlechten Charakter, eine Berbrechernatur nennt. Stände der Bäckermeister eine Stufe höher im Leben, so hätte« den Baron Clotenau gefordert uud regelrecht im Duell erschossen — vielleicht auch umgekehrt! Und schließlich haben wir eS hi« auch mit ein« Art Duell zu thun, wem, auch iu ein« Form, welche die Anwen dung der milderen Duell - Paragraphen au»- schließen muß. ... Wollen Sie nachher sogleich vnaulaffen, daß Röver behuf» sofortiger Ver nehmung im SerichtSgebäude erscheint." „V«hastet?" „Noch nicht, mein lieb« Herr von Roden; wie Sie sagen, gehött « de« gebildeten Hand- Werksstande, den besseren BÜrgerkretfeu an. . . man muß also Rücksicht nehmen. Natürlich ist aber auch dafür Sorge zu tragen, daß « un» nicht entkommt." Rode« verbeugte stch zustimmend. Er konnte für den Freund nichts wett« thun. Der Land- gerichtSrat Wefferiug war eia« jen« Krimi nalisten, welche für ein Verbrechen da» leb- hastest« Interesse hegen, die Individualität de» Thättt» ab« fast gar nicht berücksichtigen. Der »«brech« «regte in ihm durchau» keinen Ab scheu, er behandelte ihn sog« «Kein« gewissen ZunetGwch'wam d« Fall recht -.intemffc«" war. Werratene Liebe. E Krimmal-Novelle von Han» Richter. lS»rtse*uog.) Man erzählte sich wiederholt, welch eifer süchtiger Haß »wischen diesem und dem Toten bestanden hatte, wie sie sich gegenseitig bedroht, wie d« sonst so besonnene Bäckermeister zuletzt dr eine fieberhafte Aufregung geraten sei, wenn « den Baron auch Mr von weitem gesehen od« den Namen Clotenau gehött habe. Gegen Mittag kam d« telegraphisch benach richtigte Untersuchungsrichter de» zuständigen LaudgerichttS an, em älterer LaudgerichtSrat, der den Ruf eine» erfahrenen und gewiegten Sttminaliften besaß, lieber fein glattrasiertes, scharfes, kluges Gesicht flog ein geringfchätziges Lächeln, al» « von Rod«r hörte, wie wenig reelle Ausbeute die Lokalbefichtiguug «geben habe. Sr wachte sich sofort selbst au die Arbeit, «ußte ab« sehr bald inne werden, daß auch « nicht» NeueS zu entdecken wußte. Mittag war längst vorüber, al» die Gerichts kommission nach Nautin zurückkehre. Unterwegs fragte der < LaudgerichtSrat den Assessor nach Röv«, denn ihm war dies« direkt als der mut maßliche Thäter genannt worden, wa» bei Roden doch kein« gewagt hatte. „Der Bäck« ist der Thäter," sagte da Landgerichtsrat mV groß« Bestimmtheit, al» a da» Berhältui» der beide» Nebenbuhler er- fahre» hatte. „Hat er de» Mord nicht selbst begangen, so hat« eine» anderen da»u verleitet." „Ich halte th» dessen sicht fÄ fähig," wandte
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