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Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge : 21.10.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-190910218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19091021
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19091021
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
- Jahr1909
- Monat1909-10
- Tag1909-10-21
- Monat1909-10
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17 Beilage zum A«er Tageblatt. 2l. OttaVer Nr. 24S IS Berliner Brief Die -i L daß an- ?ie Molt ist ein ungctüsics Problem nur darum, weil lvastr- uehmbarkeit und lvirklichkcit sich nicht derben. Mären sie identisch, so würden wenige Jahrhunderte genügen, alte Makrsteit zu finden. daß die Mädchen in später Nachtstunde einem Feuerwerker ge folgt sind. Der Feuerwerker aber leugnet jede Schuld und be hauptet, nichts sagen zu können, weil er in total iberauschtem In stand gewesen war und sich an wie nächtlichen Vorgänge nicht mehr erinnern könne. Die Behörde nimmt zwar an, daß die Mädchen aus Scham in das Wasser gegangen sind, aber wer will sich unterfangen, daraus einen Eid zu leisten? — Auch dieser mysteriöse Fall ist eigentlich nur einer unter vielen ähnlichen, die im Polizeibericht stehen, aber es ist manchmal gut, den Din gen auf den Grund zu gehen, weil sie sich bei näherem Zusehen doch charakteristischer darstellcn, als man im ersten Augenblick anzunehmen bereit war. Doch auch an erfreulichen Ereignissen hat die Woche manchqs gebracht. So war die große Protestversammlung der Konfitürenhändler geigen den Achtuhr-Ladenschluß ein schönes Zeichen für den Versuch, sich das Recht zu erkämpfen, selbst über seine Zeit und sein Geld verfügen zu dürfen. Ganz so einfach ist nämlich die Sache nicht; denn die Polizei hat erklärt: Um 8 Uhr abends werde» die Geschäfte geschlossen, also heißt es für den Bürger: Order parieren! Nun läßt sich ja manches zu gunsten des Achtuhr-Ladenschlusses anführen; immerhin aber gibt es doch unzählige kleine Leute, die selbständig ihr Geschäft be treiben und gern etwas länger arbeiten, nur um noch ein paar Mark zu lösen, Das dürfen sie aber nicht. Die Konfitürenhänd ler rechnen hingegen der Behörde nach, daß viele von ihnen mit einem jährlichen Ausfall bis 13 000 Mark rechnen müßten, das ist zum mindesten ein Weniger am Reinverdienst von 130V Mark. Steuern und Spesen sind die gleichen geblieben, woher also das Defizit decken? Auch der Magistrat hatte einen sehr großen Sturm. Ueber eine halbe Million würde weniger an Gas gebraucht! — Stimmen diese Ziffern, so hat wirklich der Achtuhr-Ladenschluß mehr Schaden angerichtet, als Nutzen gestiftet. Vom Segen der Arbeit weiß auch ein Neunzigjähriger zu erzählen, der Zeit seines Lebens nie um 8 Uhr aufgehört hat zu arbeiten, der auf humanitärem und sozialpolitischem Gebiete allbekannte In haber eines Hypothekeninstitutes, Gustav Thölde. Der heute noch rüstig schaffende Greis ist auch einer der Gründer des Asyls für Obdachlose, und in dieser Eigenschaft hat er einmal etwas pe- tan, was ihm so leicht niemand nachmacht. Es soll ihm näm lich einmal nahcgelegt worden sein, die Protektion einer sehr hochstehenden Dame nachzusuchen, weil besagte Dame gern Pro- tektorin des Asylvereins werden wollte. Da meinte Herr Gustav Thölde stolz, daß er keine hohe Protektorin brauche, und für die Ehre bestens danke. Co geschehen in Berlin von einem Manne, der kein Sozialdemokrat ist. Fast zu gleicher Zeit, als der Mann seinen 90. Geburtstag feierte, spielte sich in Potsdam ein eben so feierliches Ereignis ab. In der dortigen Nikolaikirche wur den nämlich zwei aus fürstlichem Geschlecht stammende Mohamme daner durch die heilige Taufe in die Gemeinschaft der Christen heit ausgenommen. Eo war zugleich das erstemal, daß zwei mohammedanische Geistliche von einem früheren mohammedanischen Geistlichen die heilige Taufe empfingen Der festliche Akt wurde mit dem ganzen kirchlichen Pomp ge feiert, und es war ein eigenartiges Schauspiel, die dunklen Wü stensöhne, von allem Weltlichen abgewandt, als Träger der ern sten Handlung zu sehen. Für die kirchlichen Kreise war die Taufe der Mohammedaner ein Tag der reinsten Freude. -o In das blaffe müde Antlitz der jungen Frau kam plötzlich Leben; sie schob mit einer heftige» Bewegung des Unwillens die große, fleißige, weiße Hand zunick, die sich auf die ihrige gelegt hatte. „Halst du ihn für einen Schuft, Mama?" fragte sie so drohens, daß die Gräfin wohl fühlte, sie sei zu weit gegangen. Dennoch lenkte sie nicht ein. „Er ist leidenschaftlich, unberechenbar," sagte sie achselzuckend, „und ich denke, nach den Erfahrungen, die du bereits an ihm gemacht hast —" „Vergiß nicht, daß ich ihn freigegeben habe!" fiel ihr Marie stolz ins Wort. „Seit ich zu dem Bewußtsein gekommen bin, daß seine einstige Leidenschaft für mich nur vorübergehende Auf wallung gewesen ist, seit ich weiß, daß auch ich ihn nicht mehr liebe, seit dieser Stunde bin ich sein Weib nur noch dem Namen nach. Unsere beiden Knaben liegen in ihrem Grabe; es gibt nichts gemeinsames mehr zwischen uns; wie Fremde gehen wir neben einander Herl" „Er führt ein zügelloses, ausschweifendes Leben!" fiel die Gräfin ein. „Immerhin würde es selbst seinen ärgsten Feinden schwer fallen, ihm eine Ehrlosigkeit nachzuweiscn. Er ist seiner Fesseln ledig und folgt wieder seiner künstlerischen Zigeunernatur, aber eines Schurkenstreiches wäre er unfähig. So sehr ich meine über, eilte Heirat bereue, so sehr ich wünschte, ich hätte ihn nie gesehen, so vollkommen ist doch in dieser Beziehung mein Vertrauen zu ihm." ' Die Gräfin zuckte die Achseln. „Man sollte wahrhaftig meinen, daß du ihn noch immer liebst," sagte sie mit herbem Spott. „Ich ihn rieben!" rief sie ganz außer sich, und ibre Stimme sank erst wieder, als die Gräfin durch eine schnelle Gebärde zur ' Vorsicht mahnte. „Wie kannst du etwas derartiges vermuten, Mama?" fuhr sie leise und bebend vor Aufregung fort. „Denkst du so gering von meinem Stolze? Kein Fremder könnte mir gleichgültiger sein, als er es ist. Wollte Gott, daß ich die Fesseln dieser Ehe, diese» Namens auch vor der Welt abschütteln könnte, daß ich wieder sein könnte, was ich einst war. Aber ich bin Katholikin, und zudem — auch wenn meine Ehe löslich wäre — ich will keinen Skandal vor der Welt. Was ich in törichter Blindheit auf mich nahm, das will ich auch ertragen. Die Jahre Winters so einsam und unglücklich, wie ich es dir kaum beschreiben kann. Herbert war bci seiner Rückkehr außcr sich über meine nervöse Abspannung; er behauptete — und, wie ich glaube, mit Recht —, daß ich nicht allein und meinen Gedanken überlassen bleiben dürse. Er riet mir dringend, eine Gesellschafterin zu engagieren alber das wollte ich nicht. Eine bezahlte Gefährtin, eine Person, die dazu gemietet wäre, mich zu unterhalten, die kleine Dienerin ist und auch keine gleichberechtigte Freundin! Nein, nicht um die Welt! Dieses herzige, naive, bewegliche Kind war gerade das, was ich brauchte. Ich bin beinahe heiter, seit sie hier ist. Ihre Gegenwart hat auch noch einen anderen großen Vorteil. Es siel meinem — sie hatte sagen wollen: meinem Gat ten, aber sie verbesserte sich — „es fiel Wesenberg und mir in letzter Zeit manchmal schwer, den Schein zu wahren. Es kamen Stunden, in denen wir uns nicht ausweichen konnten, gelegent lich auch ein Diner, bei dem wir uns allein gegcnllbersaßen. Schon ein erzwungenes Tete-a-tete war ihm ganz ebenso uner träglich als mir selbst. Das ist nun anders geworden. Eva mit ihrer köstlichen Ungezwungenheit hilft uns über das Pein liche der Situation hinweg. Wesenberg hat sie sehr gern." Die Gräfin hatte die Handschuhe abgezogen und streifte die selben zwischen den Fingern hin »nd her, während sic in ihrer schleppenden, halblauten Art sagte: „Er teil« also deinen Geschmack?" „Natürlich, Mama! Wenn du sie näher kennst, wirst auch du nicht umhin können, sic gern zu haben, sie ist unwiderstehlich liebenSwürd'g und so reizend hübsch." „Nicht halb so schön wie du!" Marie Wesenbcrg lächelte matt. „Da» ist Ansichtssache, Mama," sagte sie. „Ich möchte darauf schwören, daß die meisten Männer ihre bezaubernde Unkorrektheit meiner tadellosen, kalten Schönheit vorziehen würden." Die Gräfin richtete sich in ihrem Sessel auf; sie beugte sich zu ihrer Tochter vornüber und dämpfte ihre Stimme zum Flüstern herab. „Die meisten Männer wohl nicht, Marie," sagte sie, „aber vielleicht dein eigener Gatte!" Diesmal hatte die alte Dame den Bogen zu straff gespannt; der Pfeil schoß weit hinaus üvrrS Ziel, daß er treffen sollte. Neues aus aller Welt. * Würgengel Cholera. In dem Berliner Vororte Lich te n b c r g erkrankte unter choleraverdächtigen Erscheinungen ein Mann namens Kapischke. Der Patient ist in der Lharitü isoliert. — Die amtliche Meldung über Cholerafälle in Andreisch - ken (Ostpreußen) wird dahin berichtigt, daß außcr dem Arbeiter Schulz auch der Arbeiter Naujoik an Cholera v e r st o r b e n ist. Bei der Ehefrau des letztere» sind zwar Cholerabazillen sestge- stellt, jedoch liegt bisher eine Erkrankung nicht vor. '' Verheerender Taifun. In Hon/gkong wütete vorgestern ein Taifun, der unter den Schissen großen Schaden anrichtete und Hsifzs Herzen. Roman aus der Gesellschaft von Gräfin Tschürnau. (14. Fortsetzung.) «Öldruck uerv-wn. „Ein hübsches Kind, sagte sie, sehr graziös und trotz ihrer iübersprudelnden Lebhaftigkeit von entschieden vornehmem Auf treten. Dennoch ist sie nicht mein Genre, hm, — ich weiß nicht recht, wie ich mich ausdrücken soll, aber ich glaube, sie gehört zu den jungen Mädchen, die ein besonderes Talent dazu haben, sie und andere in Ungelegenheitcn zu bringen. Wenn sie minder hübsch wäre, würde mir ihre Ueberspannthcit und Phantasterei minder gefährlich erscheinen, aber so wie sie nun einmal ist — jedenfalls denk« ich, daß du eine große Torheit begangen hast, als du sie für Monate unter deine Obhut nahmst. Diese leb haften Mädchen sind schwer zu hüten." „Nicht, wenn sie so kindlich unschuldig sind, wie meine kleine Eva —" „Gerade dann erst recht. Sie laufen blindlings in die Ge fahr hinein und merken den Schaden erst, wenn er nicht zu bes sern ist. Ich will nur wünschen, daß du nicht Grund hast, deine Herzensgüte zu bereuen." Di« gezogene, lebhafte Sprechweise der Gräfin war an sich fchon geeignet, Ungeduld zu erregen, und Marie war denn auch ungeduldig, gereizt sogar, wenn schon sie sich redlich Mühe gab, ihrer Mutter das zu verbergen. „Ich danke im Gegenteil dem Himmel täglich dafür, daß er Eva zu mir geführt hat," sagte sis „M«in Leben ist so unendlich angenehmer, seit sie bei mir ist. Ich war mitten in dem Vergnügungsstrudel dieses letzten vieleSchiffsverluste herbetsührte. Mehrere Häuser st eingestürzt, viele Dschunken find gesunken. In Makao i ei» französisches und ein portugiesisches Kanonenboot durch den » Orkan auf ein Reisfeld geworfen worden. Ferner wird au»: Manilla unterm 2Ü. Oktober telegraphiert: Der Taifun, der in Hongkong und Makao wütete, richtete auch im nördlichen Teile sowie dem Innern der Insel Luz »sn große Verheerungen an und forderte viele Menschenleben. * Die Aehnlichkeit mit Kaiser Wilhelm. In BincenneS ereignete sich ein merkwürdiger Vorfall. Ein deutscher Ge heimrat und angeblicher Milchbruder des Deutschen Kaisers besuchte eine dort gelegene Fabrck, deren Mitbesitzer er ist. , Einige Leute, denen seine große Aehnlichkeit init Kaiser Wilhelm s aufgefallen war, verbreiteten nun in dem Städtchen das Ge- j» rücht, daß Kaiser Wilhelm incoxnito dort weile und soeben eine Fabrik besichtige. Es datierte nicht lange, da hatte sich vor deni betreffenden Etablissement eine dichte Menschenmenge angesammelt, und als dann nach längerer Zeit der deutsche Geheiinrat wieder erschien, um in seiner Equipage wegzufahren, da hatte alle er Mühe, sich der Neugier der Leute zu erwehren. Erst später erfuhr er, welchem Umstande er diese Zudringlich keit zu verdanken habe. * Ein niedliches Intermezzo ereignete sich am Montag nach mittag auf dem Kieler Bah »Hofe. Als der Zug nach Lübeck abgchcn sollte, stellte es sich heraus, daß eine Unschuld vom Lande in aller Gemütlichkeit, wohl um die Aussicht bester genieß.n zu können, znm — Bremser Häuschen eines Magens empor» geklettert war und sich dort häuslich niedergelassen Hane. Nur mit Mühe gelang es dem Schaffner, dem Mädchen klarzumachen, jener allerdings lauschige, aber auch lustige Raum für einen deren bestimmt sei, und sie zum Herabsteigen zu veranlassen, * Ungewöhnliche Witterungsverhältniffe in Brasilien. Dürre, die in den Nvrdstaaten Vrasilcns herrscht, wird immer mehr zu einer nationalen Kalamität. Eine furchtbare Hitze lagert über dem ganzen Lande, so daß die Feldarbeiten an vielen Orten eingestellt werden mußten. Eine ganze Reihe von Personen ist bereits Hitzschlägen zum Opfer gefallen. Der Schaden, den die Dürre anrichtet, ist unermeßlich; das Vieh fällt in Scharen, da es weder Futter noch Wasser findet. Die Regierungen der besonders von dec Ungunst dec Witterung betroffenen Gebiete haben beschlossen, eine Hilfsaktion für dte am meisten geschädigten Farmer in die Wege zu leiten. * Der Tod als Jagdgast. Auf tragische Weise verunglückte am Dienstag nachmittag der in weiten Kreisen bekannte Direk tor und Begründer der Genossenschaft Berliner Grundbesitzer Callenbach bei einer Treibjagd im Eraeninger Forst dadurch, daß sich sein Gewehr von selb st entlud und die Ladung dem Getroffenen in den Unterleib ging. Tätlich verletzt wurde Cal lenbach, der erst im 47. Lebensjahre stand, in das Rathenower Krankenhaus geschafft, wo er am Mittwoch verschied. * Ein weiblicher Räuberhauptmann. Die Umgebungen der Stadt Catanzaro in Süditalien werden von einer Räuber bande heimgesucht, deren Anführerin ein junges Weib ist, Die Leute, die sie gesehen haben, rühmen ihre Schönheit. Ihr Gatte, ein Bandit, war einst von Karabinern« getötet worben, sein Weib hob den Karabiner auf und gelobte an der Leiche des Ge fallenen Rache zu nehmen. Bisher ist es noch nicht gelungen, ihrer habhaft zu werden. * Die vertauschten Cherubim. Der Lehrer hatte in der Schule den Kindern vom Grafen Zeppelin erzählt, von seinen lenkbaren drei 2., die iw Kriegsfälle g'ile Äusklärungsdienste leisten könnten. Daraufhin deklamierte, wie die Dculsche Ztg. erzählt, ein Junge beim letzten Sedanfeste die 3. Strophe des Geibelschen Gedichtes: Am 3. September 1870 wie folgt: Vom Rhein gefahren kam fromm und stark. Mik Deutschlands Scharen der Held der Mark; Die Banner flogen, und über ihin In Wolken zogen die — Zeppelin. Ehre sei Gott in der Höhe! — Nachdruck verdaten, (Keue Sensationen. — Tic Gräfin Strachwitz. — Schluhknpittel des Dahselprozesses. — Tappelseibitiuvrd zweier Mädchen. — Boni Vaueru- niädchen zur Gräfin. — Ein Grus siir 7', Mk. — Verschwiegene Salons. — Erpresser und Publikum. — Vlus Schani iu den Tod. — Ter unzujriedene Kaufitürenhändler. — Für eine halbe Million weniger Gas. —Ein Neun zigjähriger. — Die abgelehuie Protektorin. — Getanste Mohammedaner.) Die nach Sensationen spähenden Berliner sind in der ocr» ganqcncn Woche voll auf ihre Kosten gekommen; sie haben der Fälle genug g.babt, nm im EasühauS oder in der Bar, beim Pil sener oder en luwille ausreichend zu diskutieren und sich »wer die Schlechtigkeit der Well im allgemeinen und über die besondere Berliner Unmoral zu entrüsten. Sie hatten den Fall der Gräfin Strachwitz und das Scklnßlapitel des Dcrhselprozesses, sie hatten den Hackradt-Proz ß, der mit einem Tödeeuue-l endete, undcinn Doppelsclbstmord zweier Mädchen, die unter sch? sellsamen Um ständen den Tod in de Havel gesucht und gesunden ballen. Am meisten hat wohl d e Affäre der Gräfin Strachwitz die Gewitter erregt, und tur Telegraph >wrd gewiß die Kunde von diesem Ereignis in alle Lande getragen Huben. SUls.rmeiwcise haben sich die guten Berliner wieder einmal üiur Erscheinungen des Millionengctriebes echauffiert, die ne seit Jahr und Tag kennen, sreil.ch ohne daß — n ie in diesem Falle — Mord und Selbstmord als Begleüumstände auflrcilcn. Diß dieses schlaue Baucinmadcl r och ihrem Am stieg zu einer nominellen Gräfin, die ihm bare 7-a Mk g>löstet Hai, einen Lwon jur die L.lcwelt unterhlcll, war staiubeka utt, über alle WUt 'chieg u i, ans einmal zu wundern, daß so etwas in Bei l in erntiere. W rs eigentlich an der Sache reizt, liegt am einem anderen Gebiet; man weiß eben nicht genau, warum d,r kaum 2> Fahre alle Freund die vm viele Jahre allere Freundin n ieöeigeknu llt hat. Und auch andere wissen cs nich>. Der Mund der traurigen Held.» des Drainas >0 für enng veistammt, und so nuro man vergebens nach den wirtlicher Motiven grüvelu. Das eme icheint indessen sicher, daß der Liebhaver eereiis eiui- wmaßen außerhalb der Ge- sellickasl gestanden Hai, denn nur ficiivillig cugaglert inin sich so tief an eine Gräfin StrachwP -ieser Acl, daß wo», haltlos üe- worden, znm Revolver grein Der Ausgang des D a h s e l - P > o z e s s e s fuhr auf einer anderen Seile der Berliner Sens.rriens-Kavnel. Und hier stritt man sich nur ob des relativ milden luteils, ras dar Gericht im Gegensatz zu dem Antrag dis S-aatSarwalis g-.salli Hal. Ob damii die Tätigkeit der E prrsser verbilv.dcn werden wnd? Schwer lich! Es würde aber auch nrchl der Fall >ein, >elbst m an der Spruch der Richter härter aucgejcillen wäre. Diese Auswüchse werden immer wieder zntuge In N o, wo rs so viele uinoige Men schen gibt, wie in Berlni. und wo diese Mem'ch-n ans Furcht vor einem öffenilichen Skandal n ch! losort lum Sloulsanivalt den Ei prcsser überliefern^, Im Anfang den len immer sie gu'cn Leut chen: Ach was, lieber opserst du ein p ar braune Lappen, als daß die Geschichte heranskonimi! Aber die Braun-, n sind umsonst geopfe.t; denn solch cin edler Menschenfreund läßt sei» Opfer nicht locker und zi-ht und zieht, bis es röchelnd am Boden liegt. Und schließlich kommt doch der Kladderadatsch. Daria» öll'.en die Sündigen wenigstens klüger sein und dem Eivresser den einzig richtigen Weg weise». Durch tue Präzis der Gerichte neuerdings, die Oeffentijchkeil bei dergleichen Prozessen völl-g auszuschließen, wird sur den Kläger der Schrecken genommen. Mögen doch hinter geschlossenen Türen pikante Geschichten aufgcrolll werden; pikante Avcnlnren gehcn ja die Allgemeinheit absolut nichis an, und so braucht niemand Finch: zu haben, sich durch die Presse bloßgestcllt zn fchen. Die dritte Sensation spielt nur znm Teil nach Berlin herüber; sie Hal sich in dein benachbarten Spandau ereignet und umsaßt den Selbstmord zweier Mädchen, von denen eins aus Berlin stammt. Beide Mädchen wurden, wie schon erwähnt als Leichen aus der Havel gelandet; das Geheimnisvolle l-egt aber in den Ereignissen, die sich vor dem Dvppelselbstmord abgespielt haben müssen. Beide Mädchen waren nämlich vorher in Geseeliciicril non Svldaeen und Zivilisten in einigen Casus und Restaurants in Spandau gesehen worden. Die ganze Korona aber war schwer bezecht. Festgestellt ist ferner,
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