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Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge : 19.09.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-191309196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19130919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19130919
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
- Jahr1913
- Monat1913-09
- Tag1913-09-19
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Freitag» 19. September 1913. M Anzeiger für Sas Erzgebirge WKMßD- mit -er wöchentliche« Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. MWKZ M Sprrchstu«»« S«r «e-aNion mitHmnahm, »rr SomUag, nachmittag» 4-s Uhr. — T»lrgramm.^ör,ss», Lagetlatt fimey-ttirge. Jewfinech««. ?*L .«hm«,' o,ft<wm,«> «n««,«. für nnvrrtkmgl «tagrfanSt» Manuskript» kann chmvühr nicht grlristrt Mtk-eu. tNam,st^rÄcht»^«cht«.»a»»ft. Nr. 21S. Freitag» 19. September 1913. S. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Der Reichskanzler Dr. von Bethmünn Holl- weg ist von seinem Urlaub zurück gekehrt und hat die Leitung /einer Amtsgeschäfte Wieder übernommen. * Das neue Theatergefetz ist so wett fertigge- stellt, daß es dem Bund eSrate noch in die. sem Jahre vorgelegt werden kann. Prinzessin Sofia von Sachsen-Weimar ist (Ivie es heißt durch Selbstmord) im 26. Lebens jahre in Heidelberg plötzlich gestorben.*) * Die Tschechen planen die Errichtung von sechzig tschechischen Schule n in Nordwe st böhmen. * Das grtechi sche Königspaar trifft in einigen Wo chen aus Schloß Friedrich »Hof wieder ein und begibt sich erst von Berlin aus nach Athen zurück. * Bet Nizza stürzte ein Lokalbahnzug in eine Schlucht. Zwölf Tote und dreizehn ver- letzte wurden geborgen.*) 1 riLtzer»» steh« an anderer Siele. IW- Mutmaßlich« Witterung am 20. September: Süd- meftwind, zeitweise nebelig, sonst Hestert, tagsüber wartm, nacht» kalt, vorwiegend trocken. -Mc Deulschtanä unä Oesterreich. Als seinerzeit die Mckndschu-Dyna sti e ge stürzt und durch die sogenannte kaiserliche Repu blik abgelöst Wurde, hoffte man, daß eine neue Aera im Reiche der Mitte heranbrechen Werde. War doch die Bewegung von den Anhängern moderner Reformen nach europäischem Muster ausgegangen und ihre Führer waren an die Spitze der neuen Regierung gestellt. Die ser Wechsel trat allerdings zu plötzlich ein, denn Ein richtungen, die Hunderte von Jahren bestanden haben, find zu fest eingewurzelt, alS daß sie von heute auf morgen sich beseitigen ließen. AehNliche Erscheinungen hat man ja auch in Japan erlebt, als Dort urplötzlich alles nach europäischem Muster reformiert Wurde, ob- Wohl die Japaner weit schmiegsamer sind al» die Chi nesen, die einen durchaus konservativen Charakter hab«». Die große Masse de» chinesischen Volke» ist für einen derartigen Umschwung, wie er eingetreten ist, iwch nicht reif genug, es kann sich nur um die Auslese gebildeter Personen handeln, also um «inen recht kleinen Kreis, aus dem sich die leitenden Persönlichkeiten rekrutieren. Andererseits konnte es nicht Wundernehmen, daß bald eine Gegenreaktion eintrat, die Unruhen im Ge folge haben mutzte. Diese sind jetzt niedergeschlagen, auch die von Japan drohende Gefahr scheint abge wendet zu sein, nachdem über die jüngsten Differenzen eine Verständigung erzielt worden sein soll. Die Bahn für eine friedliche Innere Entwicklung und ein BorwärtSschreiten aus wirtschaftlichem Gebiete Wäre also frei, Wenn nicht über kurz oder lang — wa» keineswegs so gantz von den Hand zu wessen ist — erneute Schwierig keiten austauchen. In einer solchen Periode etnzusetzen, um für die Interessen des eigenen Landes etwa- zu erzielen, ist Aufgabe weitblickender Staatsmänner, darum erscheint e» angebracht, daß auch di« deutsche Regierung in erhöhtem Matze ihr Augenmerk auf China richtet, um uns eventuell nicht von anderen verdrängen zu lassen. E» darf sich nicht blotz darum handeln, datz deutsche Armeeinspekteure nach China gehen oder daß junge Chinesen ihre militärische Ausbildung in Deutsch, land erhalten, vielmehr mutz danach gestrebt werden, datz es uns gelingt, sowohl auf die Verwaltung einen gewissen bestimmenden Einfluß zu gewinnen, al» auch unserem Ausfuhrhandel Vorteil« zu ver schaffen. Einige erfreulich« Ansätze hierzu stnd inzwischen gemacht worden, in verschiedenen Aemtern befinden sich deutsche Ratgeber? ihr« Zahl ist aber nicht allzu groß, auch au» anderen Staaten werden dazu derartig« Be amte gestellt, unter den SS dieser Beamten befinden sich nur fünf Deutsch«. ES mützte versucht Werden, diese Zckhl zu erhöhen, wenn auch dadurch gleichwohl die Be gehrlichkeit anderer Mächte geweckt werden könnte. Nur eine rücksichtslos« Sllbvgenpolitik kann hier helfen, an deren Mächten ist e» ja auch gleichgültig, Wenn Deutsch, land zurückstehen mutz. Deutschland hat in China ge wichtige wirtschaftlich« Interessen, die e» nachdrücklichst zu vertreten gilt. Ringsherum lauern die übrigen Mit bewerber, insbesondere Japan, das mit aller Macht da nach trachtet, sich den chinesischen Markt zu erschließen und die europäischen Konkurrenten zu verdrängen. Man sollt« bei den leitenden Stellen Deutschland» e» nicht immer al» Pflicht betrachten, Samthandschuhe anzu legen. Die kulturelle Veäeutung äes Geburtenrückgangs. Die Tatsache, datz in den letzten Jahren sich im Deutschen Reiche «in Zurückgehen der Geburtenziffer bemerkbar ge mocht hat, ist in vielen Fällen die Veranlassung zu recht schwarzseherischen Betrachtungen gewesen. Von einer ande- ren Seite betrachtet «in Aufsatz, den G. Büscher in der Ethi- scheu Kultur veröffentlicht, das Problem und seine Ausfüh rungen find, auch wenn inan sich nicht Mit ihnen etnverstan- den erklärt, der Beachtung wert. Es ist bekanntlich «ine in der lebenden Natur durchgehends beobachtete Erscheinung, so führt Büscher u. a. aus, datz ein Geschöpf desto weniger Nachkommen erzeugt, je höher es ovganifiett ist. In der Menschenwelt scheint ein ähnliches Gesetz zu walten. Denn bekanntlich find es die höchststehenden Kulturvölker, bei denen fich der Geburtenrückgang am meisten fühlbar macht. Doch wendet der Pessimist ein, das wäre rocht gut und schön, wenn es die besseren menschlichen Eigenschaften wären, di« den Rückgang der Geburten herbeifilhren. Aber es sei der ge- meinst« Egoismus, Genußsucht, Irreligiosität, das Zeichen eines schnöden Materialismus der Gesinnung, der immer weiter um fich greif«. Es ist zuzugeben, datz daran etwas Wahres ist, aber erreicht Vie Natur ihre Zwecke immer nur durch die edelsten Mittel? Sendet fie nicht Krieg und Seu chen in die WÄt? Sind nicht die großartigen materiellen Fortschritte unserer Zeit großenteils der Habgier und Selbst- sucht zu danken? Und wenn es wirklich Vie minderwertig sten Elemente sind, die von der Beschränkung der Kinder zahl am meisten Gebrauch machen, so wirken fie damit doch offenbar auf ihr« Ausmerzung hin. Man hat berechnet, datz die Nachkommenschaft einer Einzigen Verbrecherin Dutzende von Morden und zahllos» andere Untaten beging und dem Staat« mehrer« Millionen Mark gekostet hat. Datz Vie Na tur die Tendenz hat, auch in der Menschenwett die minder wertigen Elemente allmählich auszumerzsn, beweist di« be- kannte Tatsache, datz die Frauen, die fich dem Laster ergeben, gewöhnlich unfruchtbar find. Da» Z usammendräckgen der Menschen in Nie- senstädten von Hundorttausenden und Millionen Ein wohnern ist unnatürlich. Es -errtttzt das Band der Sympa thie, das di« Menschen von Natur mit einander verknüpft. Wenn uns auf einer einsamen Wanderung in den Bergen, wo wir stundenlang niemand sehen, ein Mensch begegnet, so macht ein Gruß, «ine flüchtige Geste, oder gar sein bloßer Anblick «inen solchen Eindruck auf uns, daß wir ihn ost nie wieder vergossen. Aber niemand wird die Personen, die ihm am Strand in London, Unter den Linden in Berlin, oder auf den Pariser Boulevards begegnet find, in gleicher Weise im Gedächtnis behalten können. Wir müssen fie ver gessen. Mit dem Vergessen aber schleicht fich Kälte und Gleich gültigkeit ins Herz. Bismarck wies in seinen sozialpolitischen Reden mehrmals daraufhin, daß es nur in den Städten! vor- kommt. Auf dem Lande ist das kaum denkbar. Ist das nicht merkwürdig? In der Stadt ich man doch von ungleich mehr Menschen umgeben und wären daher die Menschen in der Stadt gleich hilfsbereit wie aus dem Lande, so mützte man in der Stadt viel bessere Chancen haben, vor Hunger und Elend geschützt zu sein. Da» Gegenteil ist der Fall. Der englische Lord, der die ganze Nacht bet seinem kranken Förster wacht, liest in seiner Morgenzeitig ohne Aufregung, daß wieder einmal in der Nähe seiner palastähnlichen Residenz ein armer Mensch verhungert aufgefunden worden ist. Einen Mord, der in einem Dorfe begangen wird, empfinden die Dorfbewohner fast ab» persönlichen Schimpf, über dem fie nur im Flüsterton reden möchten. Für viel« Großstädter ist ein Jakob Grimm. Zu« öv. Gedenktag« seine« Lod« (W. September ISIS). n«d»ua »-rboi.n, Man ist so sehr gewöhnt, von den Brüdern Grimm nur zu reden, datz es manchen sogar schwer wird, di« geistige Physiognomie beider auseinander zu halten, und doch waren beide, wie es bei so bedeutenden Männern ja auch nicht an ders möglich, trotz ihre» Zusammenwirken» und trotzdem da» Bedeutendste, das von ihnen ausg-ng, ihre Tätigkeit inein ander fließen ließ, von ganz gesonderter Eigenart, und ohne die Bedeutung de» einen zu unterschätzen, kann man getrost sagen, Jakob Grimm, der Aeltere der Müder, der morgen vor einem halben Jahrhundert dahtnging, war «oeifello» auch der Größere, der Bedeutendere, auch der Selbständigere von beiden, der Anreger auch de» Jüngeren. Freilich waren fie den Lebensweg in Schritt und Tritt gemeinsam gegangen: JakobKarlLudwig Grimm batte am 4. Januar 178V in Hanau da» Licht der WÄt erblickt, wo Wilhelm rin Jahr später geboren ward. In Steinau, wohin der Vater, ein Jurist, dann al» Amtsmann versetzt worden mar, ver lebten die Kinder die ersten Jugendjahre, und beide Mü der kamen 1798 nach Kassel, wo sie da» Lyzeum besuchten, be zogen dann die Universität Matburg, Jakob 1892, Wilhelm ein Jahr später. Jakob wollte fich der Rechtswissenschaft wid- men, wurde aber durch Wachler» geistreiche .Vorträge auf das Studium der deutschen Sprache hingelenkt. Savigny aber suchte Leide Brüder für recht-wissenschaftliche Studien zu gewinnen und ficherte.sich Jakob* Hilfe, al» er fich 180» zu wissenschaftlichen Studien nach.Pari» begab. So trennte fich eine Zeitlang der Weg, da auch Wilhelm, durch ^Krankheit gezwungen, sich der Verfolgung irgendwelcher Beruftplän« enthalten mutzte. Vielleicht wäre die Trennung auch dauernd geworden, wenn nicht Wilhelm in di« Heimat hätte zurück- fthren müssen. Der Mts* wa? g^ststben. Ni- Mutter noch jüngere Ge- > blieben dann beide Brüder doch auf Nein« Anstellungen mit nach Kassel kom-1 geringen Gehältern an der Bibliothek in Kassel angewiesen. Es war die Zett Der Kurfürst von Hessen hatte offenbar gar kein Berständ- ni» ,für die Bedeutung dieser Männer, deren Ruhm bereit» über Hessens Heimat hinaus zu wachsen begann, denn be reit» im Jahre 1819 war der erste Band der deutschen Grammatik erschienen, jenes Werkes, das nicht nur in da» Wesen der deutschen Sprache, sondern des deutschen Al tertums selbst hineinleuchtete und da» epochal für die deut sche Altertumswissenschaft wirkte. Da fie fich ganz dem Werden dieses und anderer größe rer Werke widmen konnten, gaben sich die beiden boscheilde» neu Gelehrten mit der ihnen gebotenen Stellung zufrieden, hingen fie doch auch an ihrer hessischen Heimat, und waren fie doch auch von Jugend an an eine bescheidene Lebensfüh rung gewöhnt. Da aber geschah im Jahre 1829 da» Un erhörte, datz man sie nach dem Tode ihre» Vorgesetzten Ml- kes Mit dem wohlerworbenen Anspruch auf Beförderung tzu- rückwie», und nun folgten fie einer Berufung nach Döttin gen, Jakob al» ordentlicher Professor und Bibliothekar, Wil- Helm, der sich inzwischen verheiratet batte, als Uuterbiblio- thskar. Die geliebte und gewohnte Heimat aufzugeben, Wem uns hart und schmerzhaft, doch folgten wir dem Gefühl der Ehre und entschieden uns Mr die bedingte Annahme des Ge botenen. Hier in Göttingen erschienen die zwei anderen epochalen Werke, deren Grundlage in Kassel gelegt worden war, Die deutschen RechtsatteMMer und Die deutsche My thologie, die über da» Nechtsleben und die Religion der alten Deutschen -um ersten Male Verständnis verbreiteten. Daneben wurde die Deutsche Grammatik vollendet, Und zahl reich« kleinere Werke entstanden hier. Ab« nur acht Jahr« de» Wirken» war ihnen in Göttingen -«schieden, denn im Ich« 1887 gehörten auch fie zu den berühmten Göttin, g«rSieb« n laußer ihnen noch di« Professoren Albrecht, Dahlmann, Ewald, Geroinu» und W. Weber), die gegen den durste seiner Hilft und Unterstützung, da" i schwister vorhanden waren. So mutzte er ... men, um Kne Staatsstellung zu suchen. Es war die Zett de» Königreich» Westfalen, Johannes von Müller war J6- rome» Kabinettssekretär, und der verschafft« ihm eine An stellung al» Bibliothekar de» König», eine Stellung, dieganz nach dem Herzen Grimm» war, denn fie bot ihm die Dache, fich ganz seinen deutsch-philosophischen Studien zu widmen. Wilhelm war inzwischen auch nach Kassel zurückgekchtt, 'wo er fich ohne Amt aufhielt und mehr und mehr vom Bruder auf dessen Studien hingelenkt wurde. So ist denn an man chen der Arbeiten kaum mit Entschiedenheit zu sagen, welch Anteil dem einen oder andern gehört. An den Kinder- und Hausmärchen, di« fie beide 1812 erscheinen ließen, darf dem jüngeren.wohl da» Hauptanteil der Bearbeitung zuerkannt werden, wenn auch Jakob der Anreger der Arbeit gewesen ist. Hier sollen denn auch nicht die einzelnen Werke Jakob« oder der Brüder überhaupt besprochen werden. Abgesehen von den Werken, die der jugendliche Gelehrte -ter veröffentlichte, erwarb er.sich auch noch ein «rotze» Der- thtt verloren gingen. Napoleon wollte alle», ww» tr- gend von Schätzen der Kunst und Wissenschaft an Wett in Deutschland war, in Patt» ansammeln. Jakob Grimm wußte gegen seine Ueberzeugung mancherlei Wertvolle» al» wert- lo» hintzustellen und rettet« e» so seiner Heimat und feinem Kurfürsten, der es ihm, al» er wieder in -essen seine Regie- runa antreten durfte, nur wenig dankte. Zwar behielt der Kurfürst ihn in seinen Diensten und macht« ihn, während Wilhelm die Bibliothekarsstell« de» älteren Bruder» «r- hielt, zum Legattonssekretär de» hessischen Gesandten Grafen Keller, al» welcher er in» Hauptquartier der Verbündeten kam und in Patt- Mitglied.jener Kommission wurde, die di« entführten literarischen Schätze heimholen mutzte, später dann Aich dem in Mrn vriwshntte, ober Vittassun-gLLruch mit dem ein neuer Kchritz von
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