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Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge : 03.10.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-191310037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19131003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19131003
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- ZeitungAuer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
- Jahr1913
- Monat1913-10
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Nr. 230. Freitag» 3. Oktober 1913. S. Jahrgang. Diese Rümmer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Das preußische Militärwochenblatt meldet die Beför derung des sächsischen Prinzen Fried rich Christian a la suite des Manen-Regiments Hennigs von Treffenfeld (Altmärk.) Nr. 16, zum Oberleutnant. * Am Norden von Deutsch.SLdioestafrika sind Unruhen, durch Buschleute verursacht, ausgebro chen; ein Farmer wurde ermordet.*) * König Gustav von Schweden ist erkrankt und muß sich aus ärztlichen Rat bis auf weiteres aller Regierungsangelegenheiten enthalten*- Griechenland mobilisiert seine Marin« und trifft auch für seine Landarmee die erforderlichen Vorbereitungen, um für den Ausbruch eines offenen Konflikte» mit der Türket gerüstet zu sein. * Die Bank von England erhöht« ihden Diskont von 4»/, auf ü Prozent. * Die Wahl de» Präsidenten der chinesischen Republik soll am ü. Oktober, die d«S Vize- Präsidenten am 6. Oktober stattftnden. Mr« Amtseinführung erfolgt am 10. Oktober. an and.r.r Welfenlroh. Die in letzter Zelt aufgetauchten Zweifel, ob di« Cumderländer trotz der Vermählung de» Prinzen Ernst August mit der Kaisertochter und trotz seine» Treueides als Offizier und trotz seine» Briese» an 1>te preutzische Regierung auf Hannover doch nicht zu verzich- ton gedächten, erhalten fetzt neue Rührung. Zur selben Zeit, da es fast al» ein Akt der.Huldseligkeit und freundlichen Gesinnung gegen Preußen aufgefaßt Wird, wenn der Herzog von Cumberland an einem Manöver teilnimmt, bei dem auch preußische Truppen Mitwirken, hielt der welfisch« ReichStagSabgeordnete ColShorn bei einer Geburtstagsfeier für den Herzog von Tumber, land in Diepholz «ine Red«, in der klipp und klar be hauptet wird, daß di« Cumderländer bisher in keiner Weise auf Hannover verzichtet haben und in Zukunft auch nicht zu verzichten gedenken. Alle», was man bisher berechtigt war, al» Versöhnung der Tumberländer mit den Hohenzollern anzusehen, bezeichnet« der Welfen. führer nur al» Anzeichen, Pie schlecht orientiert« Leut« zü einem grundfalschen Glauben verleiten konnten. Der Diäerol unä äie Frauen. Zu Diderot» LVOjiihrtgem Geburtstag« am 8. Oktober ISIS. Von Tugen Jsolani. (Scht ß.) N.chdr ck «rboten Sophie Voland war keineswegs schön, war nicht mehr jung, als Diderot sie kennen lernte, war kränklich, so- daß ihr Rheumatismus sie sogar zuweilen zwang, am Stock zu gehen; sie mußte beim Lesen und Arbeiten eine Brille tragen, was sie noch weniger schön erscheinen ließ. Alle» das aber vermochte nicht die Liebe Diderot» zu schmälern; wie ein liebeglühender Jüngling zeigt sich noch der Fünfzigjäh rige in seinen Driesen. Er erzählt seiner Geliebten alle», was ihn nur irgendwie beschäftigt, holt sogar aus VeM Schatze seiner Erinnerungen Jugenderlebnisse hervor, um sich und feine Seele ihr ganz zu sachlichen. Aber immer "wieder gibt er Versicherungen feiner innigen Lieb« und fördert Gegen. Versicherungen heraus. Karl Rosenkranz sagt von diesen Briefen in seinem Buch über Diderot: Rousseau hat sein« Bekenntnisse mit der ausgesprochenen Absicht verfaßt, in ihnen ein getreueste» Bild seine» Leben« aufzurollen. Weil er aber diese Absicht in apologetischer Tendenz verfolgte, so hat er auch ost ihr zuliebe die Darstellung gefärbt, nament lich von da an, wo er sich mit Theresen dauernd verband, und noch mehr von da an, wo er mit seinen Men Freunden gebrochen hatte. Gr ist daher oft unwahr geworden. Diderot hat die Briefe an Sophie Voland ohne jede weitere Absicht geschrieben, al» die der offensten, aufrichtigsten Mitteilung seiner Gefühle, seiner Urteile, seiner Erlebnisse. So find sie zu einem Bekenntnis geworden, aus welchem man ihn al» Menschen auf da» genaueste kennen lernen kann, er ver- schweigt seiner Geliebten nicht», weder Gute» noch Böse». Er macht ihr bi» in da» Innerste seiner Seele gleichsam durchsichtig und macht es uns möglich, ihn in den höchsten wie in den niedrigsten Angelsgeichetten des Menschen sich letzthin laut gewordene Argwohn, daß der Brief des Prinzen an die preußische Regierung nur unverbindliche Beteuerungen und Erklärungen enthalt«, aber keinen Verzicht auf Hannover bedeute, wurde von dem Welfen- führer in seiner Rede mit größter Entschiedenheit als Wochr bestätigt. Er verstteg sich sogar zu dem, wie wir hoffen wollen, von den Cumberländern selbst nicht ge billigten Ausspruch, daß der Eid des Prinzen Ernst August zu den preußischen Fahnen nichts zu 'sagen hab«, daß der Fahneneid nicht für da» Leben, sondern nur für die Zeit verpflichte, in der man Soldat ist. Und wenn man geneigt sein sollte, diese an KraftauSdrücken reiche Red« deS WelfenführerS nur als ein mit Neben rücksichten verbundenes Manifest der Partei anzusehen, so wird man leider durch den Schluß seiner Rede, für den er offensichtlich die stärkste Wirkung aufgespart hatte, eines anderen belehrt. Er erklärt« da, aus dem Munde de» Herzogs in Gmunden erfahren zu haben, daß weder dieser noch di« preußisch« Regierung den Brief de» Prinzen Ernst August al» einen Verzicht betrachten. Heute tritt der Bundesrat wieder zusammen und e» darf wohl nicht nur vermutet, sondern kann erwartet Werden, daß er di« Welfenfrage aus seine Tagesord nung setzen und Klarheit in dieser di« Öffentlichkeit Nun schon lange genug beunruhigenden Angelegenheit schaffen wird. Der Welsensührer ColShorn ist nicht iden. tisch mit den Cumberländern selber uikd wenn auch der erwähnte Ausspruch de» Men Herzog» wahr Win sollt«, dann bleibt noch immer «in Unterschied zwischen ihm und seinem Sohn. Daß die langgehegt« Abneigung gegen Preußen bei dem alten Herzog nicht so bald schwinden würde, hat Wohl jeder angenommen, etwa» anderes ist aber die Frage, ob auch der Prinz, der doch guS freien Stücken Vie verwandtschaftlich« Verbindung mit dem Hohenzvllerntzouse eingegangen ist, letzten Ende» di« gleich« unversöhnlich« Haltung einnehmen wird, wie sein »ater. Nachdem der Kaiser feierlich den politischen Charakter der GH« feiner Tochter mit dem Welfenprtnzen betont hat, Worunter natürlich nur der Verzicht auf »Hannover verstanden werden kann, utttßt« di« Vereitelung dieser Absicht de» Kaiser» nicht nur Viesen, sondern auch di« Ratton peinlich enttäuschen. UM so wünschenswerter ist e», daß vor der Thron besteigung de» Prinzen volle Klarheit über die Stellung der Welfen zu Preußen geschaffen wird, und daß diese nach der «inen oder anderen Seite deutlich Stellung nehmen. Altzu großen Hoffnungen darf man sich aller- ding» in dieser Hinsicht nicht hingeben, Wenn man auch bestenfalls annimmt, daß die Welfen durch ihr« neuer- ltche lebhafte Agitation Vie Tumverländer für ihre na tionalistischen Absichten vechfltchten wollen. Die Welfeufvage unv der Bundesrat. wie au» BuNdeSratSkreisen gemeldet wird, steht di» braunschweigische Frage nicht auf der Tagesordnung der heutigen Bundesratssitzung. Di« Berl. Börsenztg. daraus entsteht, ist ein für ihn entschieden günstiger, denn es ist unmöglich, seiner unendlichen Liebenswürdigkeit zu widerstehen. Wir sehen hier, daß es ihm mit 'seiner Ver ehrung der Tugend vollkommen Ernst war; daß er alle Pflich- ten, welche ihm oblagen, mit Gewissenhaftigkeit zu erfüllen strebt«; daß er immer den ganzen Menschen einsetzte. . . . Börne, der gerade seine Pariser Briefe schrieb, als Di derot» Briefe an Sophie Voland zuerst veröffentlicht wur den (1830), sagt darüber — und man kann in diesen Wor- ten wohl Übechaupt den Eindruck wiöderfinden, den die Publikation damals machte: Daß so beredte Briefe zugleich so tief sein könnten — lch hätte es nie gedacht. Sie nehmen kein Ende, und doch hört da» Vergnügen, st« zu lesen, nur mit jeder letzten Zeile auf. Alles ist darin, das Schlechte und Gute, Schön« und Häßliche, Gift und Balsam, Gestank und Wohlgeruch, Ekel und Erquickung des 18. Jahrhunderts, denn man mutz jene Zeit als di« Apotheke betrachten und di» Schriftsteller al» di« Apotheker, welche unser Jahrhundert geheilt haben. . . . Diese Brief« Diderots an Sophie Bo- land enthüllen auch vollkommen sein Verhältnis zu seiner Fn-a und zu seiner Tochter. Al» di« Gattin im Herbst 17W seh- schwer krank war, ist er trostlos und fühlt sich so nieder, gedrückt, daß ihm das Lächeln unmöglich geworden ist, und er erzählt sechs Jahre später seiner FreuMn, wie er seine Tochter eines Tage» mit ihrer künftigen Bestimmung als Gattin und Mutter bekannt macht«. Wenn ich dies «Kind mrlöre, würde ich vor Schmer- umkommen; ich liebe es mehr, al» ich Ihnen sagen kann, schrieb er, und er sorgt« sich, st« glücklich zu verheiraten und angemessen auszustatten. In dieser Sorge um sie kam er auf den sonderbaren Einfall, seine Bibliothek zu verkaufen und sich da» Nutznießung-recht bi» zu seinem Tode vorzubechalten. Er unternahm zu die sem Zweck verschiedene «ersuch«, aber es gelang nicht, end lich vermittelte Grimm e», daß die Kaiserin Katha- ri na von Rußland seinen Wunsch erfüllte. Siekaufte bemerkt dazu: Ob die» andeuten soll, daß die Meldung recht habe, Wonach Preutzen wünsch«, der Bundesrat! möge die Hindernisse für die Thronbesteigung de» Prin zen Ernst August al» beseitigt ansehen, steht dahin. In jedem Falle ist e» bemerkenswert, daß Geheimrat v. Bode, der braunschweigische Bevollmächtigte beim Bundesrat, vor einigen Tagen in Braunschweig weifte und mit dem braunschweigischen Ministerium konferierte. Der Zugenäfursorgelag. (Von unserem Berliner cN - Mitarbeiter.) ZnDarm stabt hält in diesen Tagen die deutsche Zen trale für Jugendfürsorge ihr« diesjährige Hauptverfamm» lang ab. Sie kann in unserer Zeit auf weitgehendes Ver ständnis rechnen, was sich schon in der Teilnchmerzahl von über 500 zu erkennen gibt. Auch den Wind der behördlichen Begünstigung hat sie in ihren Segeln. Man Hütte glauben können, daß über ihre Ziele so weitgehend Einmütigkeit herrscht, datz e» zu einer großen Diskussion eigentlich nicht kommen könne. Trotzdem gab es ein« große Debatte, al» deren springender Punkt eine interessante Frag« immer wie der hervortrat. Da» war di« Frage, ob man der Verwahr- sosungder Jugend durch die Eltern mit neuen Gesetzen betkomnnn müsse, oder ob dazu die bestehenben Gesetze schon «»»reichten und nur für deren Handhabung noch der nötige Seist nicht vorhanden sei. Wo ein trunksüchtiger Familien vater seine Familie in» Elend bringt und moralsch wie wirt schaftlich gefährdet, da gibt e» ja auch heute schon verschie dene Instanzen, die um Hilf« angegangen werden können. E» gibt gesetzliche Handhaben, um den notorischen Trinker zu entmündimn, um schlimmstenfalls seine Ehe zu lösen, um ihn in ein« Trinkerheilanstalt zu bringen. Daneben arbei ten verschiedene Wohltättgkeitsoereine und neuerding» ins besondere die Trinkerfürsorgestellen, Vie mit Rat und Tat namentlich den unglücklichen Gatttnen und Müttern bei- stehen, di« unter dem furchtbaren Joch einer Trinkerehe zu leiden haben. Aber au» dem Referat von Dr. Frieda D ü n- sing ging leider hervor, daß die Hilfe von all diesen Stel len in einer großen Zahl der Fälle zu spät kommt oder nicht au »reicht. Sie stellte deshalb al» Forderung auf, die G e- fetze der Trunksucht gegenüLer zu verschärf«!». Da» Mißliche ist nur, worauf namentlich DirÄtor Schwander in der Diskussion hinwies, daß auch bessere Gesetze das Ziel noch nicht erreichten. Die Schwierigkeiten ltegen weniger in den Mängeln der Gesetzgebung al» darin, daß der Trunksucht überhaupt schwer bötzukommen ist. Die Grenzen zwischen einem mäßigen und unmäßigen Trinker sind eben in der Praxi« gar zu schwer zu ziehen. Oft richtet ein brutaler Charakter, auch wenn er nur gelegentlich «inen Rausch mit nach Hatzi« -ringt, schon da» größte Unheil an. Der notorische Säufer aber ist so schwer kutterbar, daß er von manchen Setten für Überhaupt unheilbar «Märt wurde. Das ging ja nun gewiß zu wett. Und Professor Aschaf fenburg, der gerade auf dem Gebiet« der Bekämpfung des Alloholismus als Autorität gelten darf, wies darauf dte Bibliothek für 18 000 Franken und ernannte ihn zum Bibliothekar mit 1800 Franken jährlichem Gehalt und lieh ihm dieses für fünfzig Jahre, also 80 000 Franken, voraus, bezahlen. Diderot hatte denn auch die Freude, seine Tochter an einen engeren Landsmann, Herrn von Vaudeul au» Lanyres, zu verheiraten und mit seinen Enkeln spielen zu können. Katharina machte dieses kaiserliche Geschenk — so muh man den Ankauf nennen — natürlich nicht ohne politische Absicht; sie wollte den französischen Hof demütigen und den Verherrliche! der revolutionären Bewegung sich gewinnen; flr wollte sich al» Philosophin zeigen, wie es damals mchr als zu anderen Zeiten die Fürsten Überhaupt liebten, vor allem als Beschützer und Freunde der Wissenschaft zu glän zen. Diderot seW war von jenem Gnadengeschenk, das ihm sogar nebenbei noch mancherlei Aerger und Demütigung eintrug, so erfüllt, daß er beschloß, die beschwerliche Reise von 700—800 Meilen nach Petersburg zw unternehmen, um der Kaiserin zu danken. Gr untermchm dies« Fahrt im Alter von sechzig Jahren. Di« Kaiserin zeigt« sich dem Phi losophen gegenüber selbst ganz al» Philosophin und schat tete ihm jede Freiheit ihr gegenüber. Jederzeit dutfte er zwischen s und 6 Uhr zu ihr kommen. Er brachte viele Stunden in ihrem Kabinett zu und unterhielt sich mit ihr in freimütigster Weise. In der Lebhaftigkeit des Gesprächs klopfte er ihr zuweilen auf die Kni«, was sie gar nicht Übel- nahm, und er war von der Selbstherrscherin auf dem Aaren, thron so bezaubert, daß er sie die Seel« eines Brutus in der Gestatt einer Kleopatra nannte. Si« bvschenkte ihn, der di« heftige Kält« schwer ertrug, auch mit einem pelzgefütter ten Staatsrock und einem Muff und hätte ihn mit Gnaden beweisen überhäuft, wenn er es zugelassen hätte. Diderot erbat sich aber Mr kostenfreie Rückkehr und «in Andenken von etwa», da» st« selbst im Gebrauch gehabt; er erhielt einen Ring, und in einem Wagen, den dte Kaiserin eigen» Mr ihn so hatte einrichten lassen, daß «r darin essen und
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