ARBEITS- UND BAUTECHNIK Der Werkstoff Die alten Bauweisen beschränken sich auf Bau stoffe aus der nächsten Umgebung und verwen den sie nach Möglichkeit in ihrem natürlichen Vorkommen. In der Lausitz standen Holz, Stein, Lehm und Stroh seit alters her zur Ver fügung. Der Stein tritt im Lausitzer Bergland als mäch tiges Granitmassiv überall zutage, das nur stel lenweise durch Syenit, Porphyr und Basalt unterbrochen wird. Nördlich des Gebirges be herrscht die Grauwacke das geologische Bild, während in der Niederlausitz der Felsenunter- grund bereits über hundert Meter unter der jetzigen Erdoberfläche liegt und von glazialen Geschieben überdeckt ist. Trotz der leichten Ab baumöglichkeit hat man jedoch bis vor etwa hundert Jahren im Lausitzer Bergland den Stein nicht in nennenswertem Maße gebrochen und bearbeitet. Man baute in Holz, weil das gesün der und billiger war. Der Stein wurde auch im Lausitzer Bergland nur als Findling zur Unter fütterung der Schwellen und Stiele benutzt. Der Übergang zum Massivbau zeichnete sich beim Bauernhaus zunächst in der Ausmauerung der Blockstuben in den Erdgeschossen ab, wäh rend die Obergeschosse bis heute ihr schönes Fachwerk bewahrt haben. Dabei haben sowohl konstruktive als auch hygienische Gründe mit gesprochen. Der heute spürbare Holzmangel hat im 19. Jahrhundert noch keine entscheidende Rolle gespielt. Vermutlich haben viele wohl habende Großbauern auch aus Repräsentations gründen nach dem Vorbild der Güter und Schlösser ihre Gebäude um diese Zeit von Grund auf in Stein errichtet. Wenn auch der Massivbau größere Dauerhaftig keit und funktionelle Verbesserungen mit sich brachte, so darf nicht übersehen werden, daß die etwa 60 cm dicken Bruchsteinwände nur etwa ein Fünftel der Wärmedämmung einer 15 cm dicken Kiefernholzwand oder die Hälfte der Wärmedämmung einer 15 cm dicken Lehm fachwerkwand gewährleisten und daher bei wei tem nicht den Mindestanforderungen unseres Klimabereiches entsprechen. 1 Die neuen, geräu migen Stuben und Ställe waren deshalb meist ungesünder als die alten Blockwandkonstruk tionen. Weit höhere Bedeutung kommt in unserem Gebiet dem Lehm zu. Da die Südgrenze der äußersten Vereisung mitten im Lausitzer Ge birge verläuft, ist der Lehm meist eiszeitlicher Herkunft, er entsteht jedoch auch aus dem an stehenden Granit durch Verwitterung des Feld spatteils. Als alleiniger Wandbaustoff fand er nur stellenweise in der Lausitzer Heide Ver wendung. Umgebindehäuser, deren Stubenwände nicht in Schrotholzbau, sondern in der Technik des Lehmwellerbaus hergestellt sind, rechnen zu den Ausnahmen, wobei wir annehmen können, daß eine schadhafte Blockstube wegen Holzmangel in dieser neuen Technik erneuert wurde. Lehm diente ferner als Verputz der Blockwände oder Fugenverstrich, als Lehmschlag über der Stuben decke und in der Tenne, als Lehmzopf für die Deckung des Dachfirstes, als Lehmstaken für die Ausfachung der Fachwerkwände und die Herstellung des Rauchschlotes und als Material zum Ofenbau. 1 vgl. Wärmeleitzahlen auf Seite 74