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Auer Tageblatt : 27.03.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-192203278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19220327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19220327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuer Tageblatt
- Jahr1922
- Monat1922-03
- Tag1922-03-27
- Monat1922-03
- Jahr1922
- Titel
- Auer Tageblatt : 27.03.1922
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Ns. f». Inn Tageblatt und »tyttg« für da» Orsgebttg«. MsAttg, den 8? VAK, LMß. rrrer«e psttttfche Mel-tttt-ett. Le» «««« Nelchsnmähsunzeminlfte». vir Lokalanzelgn nennt al« den kommend»» Netchsemähmngsminifter d«n Ab- geordnet«» de« bayerischen vauernbunde« tm Reichstag, Anton Fehr, Professor an der Hochschule für- Landwirtschaft in Freising. Dem Blatt« zufolge sollen di« Verhandlungen de» Reichskanzler, mit Fehr unmittelbar vor dem Abschluß stehen. Fehr würde al« Ernährungsminister nicht als Vertreter der Partei, sondern al» Fach Minister anzusehrn sein. Personalabbau bei der Eisenbahn. Der Eisenbahnrtat beschäftigt« am Sonnabend noch den Hauptausschuß de« Reichstage». Nach einem von fast allen Parteien unterstützten Antrag soll der Personalbestand der Betriebs« Verwaltung eingeschränkt werden- Bon den Gehaltsgruppen 13 bis 10 sollen 56 Stellen als künftig wegfallend bezeichnet werden, bet ^11, 8 und 7 sollen 812 Stellen künftig wegfallen, bei den Gehaltsgruppen 6 bi» L soll sich der Abbau auf 7S67 Stellen erstrecken. Erhöhung der Postgebühren ab 1 Juli. Halbamtlich wird bekanntgegeben, daß eine Erhöhung de» Posttartses vorauilsicht lich vor dem 1. Juli nicht in Kraft treten werde. Diese offi ziöse Mitteilung läßt erkennen, daß aufgeschoben nicht aufgeho ben ist, und daß die Post zum 1. Julivertevert werden wird, d. h. zum selben Zeitpunkte, zu dem auch mit einer Er höhung der Personentartfe auf der Eisenbahn zu rech nen ist. Sine Not« wegen der Petersdorfer Schießereien. Di« interalliierte Kommission in Oberschlesiea hat die Audite- ferungvonlLPersonen, wegen Verdachte- an der Be teiligung bei dem Petersdorfer Zwischenfall verlangt; die Kom mission beruft sich darauf, daß fie den deutschen Strafgerichten unterworfene Verbrecher, die nach Oberschleflen geflüchtet wa ren, auf Antrag der deutschen Regierung stet» ausgeliefert Hobe. Die deutsche Reichsregierung hat, um die Berechtigung de» Ausliefungsersuchens zu prüfen, um Uebersenbung der Unter- lagen ersucht. Um die Polizei — wieder eine Rote. Irr dem Schrift wechsel zwischen Deutschland und der interalliierten Militär- Kontrollkommission in Sachen der Schutzpolizei ist eine neue Note der letzteren dem Reichsminister des Auswärtigen über- geben worden, in der bestritten wird, daß der Nachweis geführt sei, daß die Organisation der Schutzpolizei auf den Stand von1913umgestellt sei. Die Note, die eine Reihe von Lücken und Unterlassungen in der deutschen Antwort rügt, verlangt, daß die AusführungSbestimmungen zur Sicherstellung der Umgestaltung der Polizei bi» zum LI. Mat erlassen werden. Uebergabe von Reichsbankgold an bis Bank von England. Im Laufe der nächsten Woche wird damit begonnen werden die bv Millionen Goldmark, die bet der Bank von England als Grundlage für deutsche Industrie- und Handelskredite hinterlegt werden sollen, von der Meichsbank nach dort zu überführen Nach einem bereit« vor längerer Zeit vom Reichstag angenommenen Gesetze werden diese im Ausland befindlichen Goldbestände al» zum Goldbe stände der Reichsbank gehörig bilanziert werden können. Der Raub der W-ichseldörser verschoben. Die Bot schafterkonferenz hat beschlossen, die Ausführung de» Be schlusses der Erenzkommission in der Weichselfrage vor läufig auszusetzen und zunächst die Grenzkommtssion um Mitteilung der Gründe zu ersuchen, die zu ihrem Be schlüsse geführt hätten; alsdann wird sie prüfen, ob die deutsche Deputation angehört werden soll. — Dieser Beschluß der Botschafterkonferenz trägt den Schritten Rechnung, die die deutsche Regierung, wie gemeldet, unternommen hat, um eine Hinausschiebung der Besetzung des an Polen abzutretenden Gebietes zu erreichen. Russische «nd deutsch; Monarchisten Hand kn Hand. Die russischen Monarchisten sind in Berlin zu einer Tagung zu sammengetreten, an der nach Meldung von russischen in Ber lin erscheinenden Zeitungen auch deutsche Monarchisten wie Graf Reventlow teilnehmen werden. ES ist nicht über mäßig taktvoll von den Russen, in diesem kritischen Augenblick das ihnen gemährte Gastrecht für politische Zwecke auszunutzen, noch unverständlicher ist e« aber, daß sich Deutsche in einer Zeit, in der die WiedergutmachungSangelegrnheit noch keines wegs erledigt ist, daran beteiligen. VlitfKhmm» de» Arbeltsdieustpflicht I« h« Schweiz. Der Nationalrat hat am Freitag «inen Antrag üb«, di« Ein führung der sechsmonatigen Arbettsdienftpflicht für di« gesamt« Schweizer Jugend angenommen. Bet de« ^männlichen Jugend soll di« Zeit für milttärisch« Aus« I bildung angerechnet «erden. Der Dienst soll in verbesserungs larbeiten, in der Ausführung von Snnenkolontsatton und der- I gleichen bestehen, während di, «etblich« Jugend nach l zurückgelegtem 18- Lebensjahr« mit der Kinder- und Kranken pflege und Wohlfahrts-Einrichtungen beschäftigt werden soll Di« Angehörigen der verschiedenen Landesteil« sollen hierbei in Fühlung miteinander gebracht «erden- Da« IchtSs«! b« vardanellen. Nach Meldung der Agenee Hava» wurde von der Konferenz der Außenminister bet der Regelung der Frag« der Freiheit der Meer,»engen das annatoltsch« User neutralisiert, jedoch nicht der Kontrolle der Meeresengenkommtssion unterstellt. Die Halbinsel Gallipoli soll Griechenland überlassen werden. Al» Grenz« Thrazien» sind di« Engländer nicht ge neigt, die Linie Enos—Midia anzunehmen. Adrianopel würde daher bei Griechenland verbleiben. Dl« Lrientkonferenz hat bi« Führ« der an der Regelung der Angelegenheiten de» nahen Osten» betroffenen Rationen nach Paris eingeladen; unterdessen nimmt die Konferenz nicht den erwarteten ruhige» Verlauf. Nicht nur, daß die Zutei lung Adrianopel« große Schwierigkeiten macht, die englische Presse beklagt sich über Indiskretionen au» deu Ver handlungen, durch die die türkenfetndlich« Berichterstattung der französischen Blätter erleichtert werde. Von 9Laät unä Lanä. Au«. L7. März 1S22. Neu» Gesetzentwürfe. Da» Lesamtmjntstertum hat in seiner Sitzung vom 24. März beschlossen, dem Landtage 11. den Entwurf ein,» Gesetze» zur Abänderung des Gesetze» über di« Dienstbezüg« der Gemeind,beamten, 2. den Entwurf eins» Gesetzes über die Hundesteuer vorzulegrn. Die Nnhrungsmlttelkänf« der sächsischen Regierung. Der vor Jahresfrist auf deutschnattonalen Antrag eingesetzte par lamentarische Untersuchungsausschuß des Landtage» der zur Aufgabe hatte, die Nahrungsmitteletnkäufe der säch sischen Regierung nachzuprüfen, hat durch einstimmigen Be schluß festgestellt, daß nicht der mindeste Anhaltspunkt dafür sich ergeben habe, an der persönlichen Ehrenhaftigkeit de» frü heren WirtschaftsmtnisterS Schwarz zu zweifeln. Steuern ohn« End« i Der Rechtsausschuß de« sächsischen Landtages hat bekanntlich di« Vorlage über di« Wohnung», bauabgab« in erster Lesung angenommen. Danach sollen 1S21 fünf Prozent, in den folgenden Jahren 10 Prozent vom Nutzungswrrt und den Nutzungsberechtigten all der Gebäude erhoben werden, di« vor dem 1. Juli 1918 fertig gestellt waren Die Gemeinden und die selbständigen Gutsbrzirke sollen für 1921 200 Prozent und für die folgenden Jahre 100 Prozent Zuschlag erheben dürfen. Man rechnet für 1922 mit einer Einnahme von etwa 300 Millionen Mark- Zum Ausgleich sollen vom 1- April dss. I». all« Miet- oder Pachtwert- und Bauwertsteuern wegfallen. Störungen lm Telefonbetrieb und in der Zuführung elektrischen Strom«» hat der starke Schneefall verursacht, der über Nacht eingesetzt hat. Außerordentlich zahlreich waren heute die Störungen tm Fernsprechverkehr in unserer Stadt durch Brüche aller Art, die der schwere, nasse Schnee hervor rief. Aus üemjelven Grunde blieb seit dem Vormittag der elek trische Strom au», was in manchen Betrieben unliebsam« Störungen hervorrirf. 1290 Papknnark für LV SolbMark. Der Ankauf von Gold für da» Reich durch die ReichSLank und Post erfolgt in der Woche vom 27. März bi» 3. April zum Preise von 1200 Mark für ein Zwanzigmarkstück, 600 Mart für ein Zehnmark stück. Für die ausländischen Goldmünzen werden entsprechende Preise gezahlt. Der Ankauf von Reichsstlbermünzen durch die Reichsbank und Post erfolgt vom L7. März bi» auf wettere» zum Llfachen Betrag de» Nennwerte». Di« Sonnenfinsternl» am SS. März. D«r Beginn des morgigen Sonnenfinsternis ist in unsere« Gegend um 2,29 Uhr (M.-E.-Z.) zu beobachten. E» wird nach Verlauf der ersten viittelstunds, alfo gesen >/«8 Uhr. nur Kn« gang schn.slr Einbuchtung bedeckt «scheinen, di, sich km «eiteren verloufe etwa» vergrbßrrt und nach links hin verschiebt, vis 8,29 Uhr das Maximum der Finsternis erreicht ist, wobei «in knappes Drittel des Sonnenburchmrsser» bedeckt erscheint. Um 4,26 Uhr hat di« Finsternis für di, Beobachter bet uns ihr End, erreicht. Sm täglichen Leben wird kaum ein« Abnahme der Tages- Helligkeit oder der Wärme zu bemerken sein. Zu der Beo bachtung der Sonn, ist di« Benutzung eines vlendglase» (buntes oder berußte» Glas oder «in« entwickelt« Photoplatt-) unentbehrlich, wenn man nicht ein« Schädigung de» Augen lichte» riskieren «ilt. Neus Kleinverkaufepreis, sür Zuck«. Am 21. Mär, fand in der LandespreisprÜfungsstell« sür Sachsen «in« Be sprechung über di« Angemessenheit de» Kleinvrrkaussprrtst» für Zucker statt, an der auch Spttzenvertreter de» Kleinhandels und der Konsumvereine tetlnahmen- Auf Grund der heutigen Großhandelspreis« wurden di, Kleinhandelspreis« wie folgt al» angemessen pro ein Pfund bezeichnet: Gemahl. Meli» 9.60 bis 10 —, gemahl. Raffinade und alle anderen Sorten, außer Würfel-Zucker 9 80 bi, 10.20, Würfel-Zucker 10 60 bi« 11.— Mark. Sobald Erhöhungen der Fracht und Kon- sumsteuer eintrrten, erhöht sich, entsprechend dem neuen Groß handelspreis«, auch der Kleinhandelspreis. Neuer Tarif für Reisegepäck. Ein« wesentlich« Neuerung tritt zum 1. April in den Preisen für dir Beförderung des Reisegepäck» «in. Der Tarif wird bedeutend vereinfacht, aber stark verteuert, etwa um 40 bis 50 Prozent, die Ge- wichtsstufen fallen fort- Auch die Kilometertabelle, die jetzt Sprünge von 50 zu 50 Kilometer vorsieht, wird geändert. C» werden von 13 Kilometer an nur klein« Stufen von j« zwei Kilometer angrordnet- Die Berechnung erfolgt dann unter Zugrundelegung eine» Gewichtssatzes von 10 Kilogramm. 30 Kilogramm kosten vom 1- April an für 800 Kilometer 32,40 Mk. (jetzt 29 MH 50 Kilogramm fü, 600 Kilometer 90 Mk. (jetzt 61 MH Leipzig, 26 März. Di» hohen Fletschpretse. Die Leipziger Fletschertnnung erhebt öffentlich Klag« über di« planlosen Aufkäufe von Schlachttieren durch Agenten aus dem Rheinland und anderen Grenzgebieten, di« durch ungeheuerliche Preisüberbietungen das Vieh gleich reihenweise aus dem Markte nehmen. Den hiesigen Fleischern bleibt nicht» übrig, als schnell zuzufassen und gleichhoh« Preise an- zulegrn, um überhaupt Schlachtvieh zu erhalten. Darauf sind zum größten Teil dte rapide steigenden Preis« für Fletsch und Fletschwaren zurückzuführen; st« ««rden auch noch w«tt«r beträchtlich anziehen. Dritten, 26. März Vsvhaftvng »ivsü Vr<». dnerstnderMorbfache Ar,Serge,./ In DreSdeu wurde ein nationalistischer Schriftsteller namen» Poeschl unter der Beschuldigung verhaftet, denMördernEr-ber« ger» zur Flucht verholsen zu haben, indem er ihnen salsche Pässe verschaffte. Erstatter der Anzeige war ein bet Poeschl beschäftigter Stenotypist, der außerdem behauptet hatte, Poeschl habe bet dem Kapp-Putsch eine Rolle gespielt, sei an der Einmauerung der Geschützrohre in Heidenau beteiligt und hab, bei Kipsdors ein Militärflugzeug verborgen. Die letzteren Anschuldigungen sollen erfunden sein. Bezüglich der Begünstigung der Erzbergermörder schweben dir Erörte rungen noch bet der Staatsanwaltschaft. Poeschl ist jedoch aus der Untersuchungshaft wieder entlassen worden. Freital bet Dresden, 26. März. Nach sieben Jah ren aus Rußland zurückgekehrt. De, Glasmacher Franz Har dal kehrt» dieser Tag«, nachdem «r sieben Jahr« nichts hatte von sich hören lassen, au» Rußland zu seinen Angehörigen nach Freital zurück- Er hatte am Weltkrieg« teilgenommen und war, da kein Lebenszeichen von ihm in die Heimat gelangt ist, von allen für tot gehalten worden. Meißen, 26 März. Schwerer Kassenraub. In der Stetngutfabrik Sörnewitz wurde am Freitag abend gegen >/.8 Uhr ein schwerer Aassenraub aurgeführt. Zwei markiert« Männe» drangen in d«n Kassenraum ein und S «droht«* den allein anwesende« Kassierer mit dem Revolver. Sie ent nähme« dan« au« dem Seldschrank «ine größer« Summ« und Die Rsthevsteirr». Roman von Erich Eben st ein. Oopyriekt ISIS by Greiner L Tomp, Berlin W. SN. Nachdruck und UebersetzungSrecht in fremd« Sprachen »erboten. 1. Kapitel. „Erzähle weiter, Mütterchen Weuk! Wie wäre»..?" „Pst, schrei nicht so laut, Kindl Wenn dein Großvater Höri, daß wir uns duzen, wie in deiner Kinderzett, — ich, die alte Haushälterin auf Monrepos und du, die junge Gräfin Notherstein, daS gäbe wieder schönen Verdruß! Du w ißt, er mag es überhaupt nicht leiden, wenn wir zu sammen schwatzen." „Ach, Großpapa ist ja im Garten. Ich sah eS vom Fenster oben, wie ihm Federlein mit gewohnter Feierlichkeit Zeitung, Fußbank und Pfeife zu den Grünbuchen nach trug. Darum schlüpfte ich denn ja rasch zu dir herab. Ls ist zu hübsch, wenn du von ve gangenen Zeiten und von meinen Eitern erzählst. Aber fahre nun fort l Papa und Mama liebten sich also heimlich. Und dann? Was geschah dann?" „Nun, dann heirateten sie einander heimlich drttben in England. Wie da» eben früher Mode war. Das weißt du ja wohl schon." „Hatten sie sich sehr, sehr lieb?" Zwei wunderschöne, veilchenblaue Augen, von langen, dunklen Wimpern beschattet, starrten gespannt zu der alten Frau auf. Diese fuhr mit ihrer verarbeiteten Hand ein wenig ungeduldig über da» ltchtbraune lockige Haar de» jungen Mädchens. „Na, ich denke wohl, du dumme Heine Do j Warum hätten sie einander denn sonst all«r Welt zum Trotz ge heiratet ?" „Und sie waren glücklich nachher? Sehr? voll kommen ?" „Das will ich meinen l Der Himmel auf Erden war e», besonders seitdem du -ur Welt kamst, und — obwohl ihnen dein Großvater da» Leben schwer genug machte." „Lebten sie denn bet ihm hier auf Monrepos?" „Bewahre! Er wollte ja von deiner lieben Mama nie etwa» wissen, die, wie er sagte, durch die bürgerlich« H. trat seines Sohnes Karriere zerstört hätte. Dein Vater war nämlich tm Auswärtigen Amt und sollte «ine Fürstin Onslaja heiraten Dann hätte er einen Gesandtenposten bekomme«. UebrigenS hätte ihm dein Großvater die Bür. gerliche vielleicht noch verziehen, wenn sie nur nicht auch ein« Schauspielerin gewesen wäre, die ihre eigene Familie deshalb verleugnete und verstieß.* „Ist eS denn etwas Schlimmes Schauspielerin zu sein?" „Gar nicht. Besonders wenn man Talent hat und so einfach und zurückgezogen lebt, wie deine Mutter. Heut zutage heiraten ja viele Adelige Schauspielerinnen, und man denkt anders darüber Aber damals war e» schon etwas Unerhörte», daß der Träger eines uralten Namens kurzweg eine einfache Schauspielerin heiratete, die noch nicht einmal berühmt war. Gar bei den RotherstetnS, die sich immer für besondere Menschen hielten." „Aber Mamas Angehörige? Warum verstießen denn die meine arme Mama?" „Dte Trolls? Ach, die waren auf ihr Geld, da» st« mit ihrer berühmten Troll-Gchokolade verdient hatten, ge- nau so hochmütig und eingebildet, wie di« RotherstetnS auf ihren Abel. Die fühlten sich entsetzlich blamiert vor der Welt, daß eine von ihnen sich etnbtldet, Talent zur Bühne zu haben. Schauspielerin, da» war denen nur etwas Minderwertiges, Verdächtige», und wenn Dort» Troll nicht kurzweg eine» Tage« durchgegangen wäre — freiwillig hätten sie sie nie ziehen lassen. Dafür enterbten sie die alten Troll» denn auch, und deiner Mutter Geschwister gaben ihr nachher nicht einmal den Pflichtteil, der ihr doch gesetzlich zugestanden hätte. Obwohl sie dämm» in bitterer Not war und dte schwerste Zett ihre» Lebens durchmacht«. Denn der alte Troll starb just zwei Wochen nach deinem Vater. Ja, ja — ein gutes versöhnendes Wort von den Ihren damals hätte deiner Mutter vielleicht Kraft gegeben, wetrerzuleben. Aber so —" „Mama starb bald nach Papa, nicht war?" „Ja. Am Typhu», den sie sich bei seiner Pflege zu. gezogen hatte. Kaum drei Jahre waren sie verheiratet." Die alte Frau seufzte tief auf. Do, die auf einem Schemel zu ihren Füßen saß, legt« den Lockenkopf schmeichelnd an die Knie der Haushälterin. „Und dann kamen wir nach Monrepos, und du wurdest mein liebe», gute» Mütterchen, ohne daß ich sicher zugrunde gegangen wäre Aber weißt du, wa» mich wundert? Daß Großpapa un» überhaupt ausnahm, nachdem er doch so häßlich gegen Mama war." „Na, au» gutem Herzen hat er un» nicht genommen, da» kannst du mir glauben. Er tat e» einerseits dem Namen Rotherstein zuliebe, andererseits, weil dein Papa es in seinem Testament ausdrücklich bestimmte: tm Fall seine geliebte Frau stürbe, solltest du hier eine Heimat finden, uud mich dürfe man alsdann nicht treunen von dir." Frau Wenk» Blicke wurden finster. „Gehaßt hat uns der alte Herr redlich dafür, dich um deiner Mutter willen, mich, weil ich dieser allzeit treu er geben war und nie vergessen konnte, wie unrecht er an ihr gehandelt hatte. Uebrtgens habe ich mein Brot hier nicht umsonst gegessen, und dein« Erziehung hat ihm auch wenta genug gekostet! Wenn unser Herr Pfarrer und sein Fräulein Schwester sich nicht au» purer Nächstenliebe deiner angenommen hätten, vu wüßtest bet Gott nicht mehr als jede» Dorfkind in Vichelstetn. Immer hieß es: „Kein Geld da i" Aber wenn »r's auch, weiß Gott, nicht dick hat, ich mein«, dazu müßte er Mittel und Wege schassen, um dich jetzt, wo du erwachsen List, in standesgemäße Um gebung zu bringen, damit du dich auch im Benehmen ver vollkommnest. Sprachen »mb Musik allein tnn'S nicht zur richtigen Bildung . ." Ein« bitterböse Falt« zog sich auf Frau Wenks Stirn. „Sind dte Rotverstetns denn so arm?" fragte Do. „Du sagtest doch einmal, es gäbe einen Familienfonds, und die Grafenegger hätten einen großen fürstlichen vistt, und Großpapa düäm« eine Apanage."
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