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Erzgebirgischer Volksfreund : 28.02.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-186502283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18650228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18650228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1865
- Monat1865-02
- Tag1865-02-28
- Monat1865-02
- Jahr1865
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 28.02.1865
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Krone, de« Hauses Hohenzollern befinden. Es müßte nun aller dings mit merkwürdigen Dingen zugehen, wenn die preußischen Kron juristen nicht finden sollten, daß neben den Erbansprüchen des preu ßischen Hauses alle ander» nicht bestehen können. Die Rechtsge lehrten find nie um gute Gründe verlegen, wenn der Vollmachtgeber nöthigenfalls die Macht besitzt, denselben Nachdruck zu geben. An-' genommen also, daß die preußischen Kronsyndtci eines Tages zu dem Resultate gelangen, der hohenzollern'sche Anspruch sei der beste und legitimste, des Erbprinzen Friedrich von Augusten burg Recht erscheine daneben wie eine Usurpation, so mag das vielleicht politisch und staatsrechtlich ein Unsinn sein, aber hinter diesem Unsinn steht am Ende eine große Macht: die Armee des Kö nigs von Preußen und der Wunsch aller guten Preußen, die Her- zogthümer dem Staatsgebiete einverleibt zu sehen. Wie leicht ist dagegen in der andern Wagschale das Augustenburg'sche Recht und der Wunsch der daran festhaltendc» SchleSwig-Holsteiner, ein Recht und ein Wunsch, hinter dem gar keine Macht steht! Nnn nehme man an, daß das Petersburger Cabinet stillschweigend mit der Ccdirung des oldenburgischen Anspruchs an Preußen einverstanden ist, so hat Hr. v. Bismarck, dieser große preußische Seilermeister, alle Ele mente in Händen, ein dickes, legitimistisches Tau zu drehen, mittelst welchem er schließlich die Herzogthümer unauflöslich mit dem Preu ßischen Staatskörper verbinden kann. Diese neueste Anwendung des Legitimitäts-Princips kann im voraus des Beifalls aller Echtconser- vativen sicher sein, die darin zugleich auch ein vortreffliches Aus- kunftsmittcl erblicken, der vom Kaiser Napoleon im Süden des Welt- theils vertretenen neuen Politik dieses Prachtstück altlegitimistischer Annexionskunst gegenüberzustellen. Die Officiösen, welche uns seit Monaten erzählen, daß die öster reichische Politik eine engere oder engste Verbindung zwischen Preu ßen und den Herzogtümern nimmer Massen könne und wolle, wer den hierauf freilich antworten, daß eine solche Lösung gegen Oester reich, gegen den deutschen Bund nicht möglich sei, daß derselben vom Wiener Cabinete im Vereine mit den Mittelstaaten ans das ent schiedenste entgegengetreten werden würde. Offen gesagt, haben wir den Glauben in die Ersprießlichkeit einer derartigen österreichischen Politik verloren. Trotz aller diplomatischen Noten im Sinne der Bnndespolitik sehen wir nicht, daß Preußen nur im mindesten zurückwcicht. Es ist vom Beginne der schleswig-holstein'schen Ver wicklung immer dieselbe Taktik. Unter Protestationen des aufrich tigen Festhaltens am Londoner Vertrage wurden die Herzogthümer erobert, unter den fortwährenden Protestationen Oesterreichs gegen die Annexion schreitet diese mit Riesenschritten ihrer Verwirklichung entgegen. Wenn Preußen heute einen kühnen Griff thut und die Herzogthümer für preußisches Staatsgebiet erklärt, wer wird es hindern? Glaubt noch Jemand im Ernste daran, daß Oesterreich an der Spitze der Mittelstaaten Preußen deshalb den Krieg erklärt? Rußlands Zustimmung scheint Herr v. Bismarck sicher zu sein, Eng- laud wird die Faust im Sacke ballen, und Frankreich wird sich hü ten, daraus einen c»»u» b^lli zu machen und einen Compensations- krieg zu unternehmen, in welchen es, ganz abgesehen von de» ihm drohenden Verwicklungen mit Nordamerika, Eins gegen Drei stünde. Die europäische Constcllation ist der Annexions-Politik Preußens ent schieden günstig, und hat man es in Berlin erst so weit gebracht, so wird man so blöde nicht sein, diese Gunst der Verhältnisse zu über sehen. Es ist daher anzunehmen, daß die nächste nach Wien gelan gende preußische Depesche sich nicht mehr mit den Bedingungen be fassen wird, von denen Preußen die Constituirung eines nordalbin- gischcn Staates abhängig macht, sondern daß sic ohneweitcrs die Be dingung der einfachen Annexion der Herzogthümer im Namen des legitime» Rechts und der Macht der Krone Preußens formuliren wird Die schleswig holstein'sche Frage ist der Probirstein der Politik, deren erster Ning in Kissingen und Karlsbad geschmiedet wurde. Die Diplomaten und die Cabinete spinnen die Fäden der Tagespo litik geschäftig hin und her, aber sie arbeiten umsonst, wenn sie nicht der Zufall dazu führt, ihr Werk dein Gesammtplane anzup assen, zu dessen über ihren Häuptern schwebendem Gcheimniß ihnen der Schlüs sel fehlt. Dieser Gesammtpla» reicht weit hinaus über die Grenzen der schleswig holstein'sche» Frage. Ist diese einmal zum voraussicht lichen Definitivum gediehen, so wird dieser feststehende Gesammt- plan sich weiter entwickeln. Der Kaiser der Franzosen erkennt die Situation, und fein Friedensprogramm ist warlich nicht das Er- gebniß seines souveränen Beliebens. Er hält es für klug, die wei tere Entwicklung abzuwarten, und kann dies am leichtesten unter dem Schutze einer harmlosen Friedenspolitik. Sollte im Laufe der Zeit die Macht allzu hart niit dem Rechte verfahren, so wird es sich nicht lange besinnen, als der Beschützer der unterdrückten liberalen Idee« hervorzutreten und eine andere Sprache zu reden al» die ist, welche wir jüngst aus seinem Munde vernommen haben. Deutschland. Oesterreich. Die wiener Correspondenz der Hamburgen Börsen- Halle sagt, man erkenne in Wien, „daß das berliner Cabinet Oester reich gegenüber die sogenannte Politik des Mürbemachens verfolge". Allein man fei an. entscheidender Stelle wenig geneigt, dem berliner Cabinet die Verwirklichung dieses Plans so leicht zu machen. Vor erst werde nochmals Graf K«rolyi, unter Hinweisung auf die Stim mung des übrigen Deutschland, in Berlin den Fortgang der Ver handlungen in der ernstesten Weise betreiben. Würde dies erfolg los sein, so dürste wol eine „hohe Persönlichkeit" in einer Special- misflon sich nach Berlin begeben, um die letzten Anstrengungen zur Erhaltung der „Entente" zwischen den deutschen Großmächten zu machen. Sollten aber alle diese Bemühungen des wiener Cabinets um die Erhaltung des bundesgenösstschen Verhältnisses zu Preußen auf solchen Grundlagen, die vom Auslande als keine störenden Ele mente in dem Gleichgewichte der europäischen Machtverhältnisse be trachtet werden könnten (wohl ohne Machtvergrößerung Preußens?), scheitern, dann dürfte für Oesterreich der Monient gekommen sein, „denjenigen Weg zu betreten, den man für derlei Eventualitäten in Erwägung zu ziehen schon jetzt für angezeigt erachtet". In keinem Fall werde Oesterreich „sich mürbe machen lassen". — Dem grazer Telegraph wird aus Wien mitgetheilt, daß ein beträchtlicher Theil der Linken des österreich'schen Abgeordnetenhauses, nämlich die Mit glieder der sogenannten Opposition, die Absicht habe, falls das Mi nisterium in seiner jetzigen Haltung gegenüber dem Hause beharren sollte, ihre Mandate niederznlegen. Die „Presse" bemerkt dazu: „Uns ist von einem solchen Entschlusse nichts bekannt geworden. Sollte indessen diese Absicht wirklich bestehen, so würden wir dies tief beklagen, denn wir halten diese Taktik für eine verfehlte. Ohne zwingende Nothwendigkeit soll man den Kampfplatz nicht ränmen, weil man sonst den Gegner in den unbeschränkten Besitz des Ter rains setzt." Preußen. Nachrichten aus Kiel zufolge will der Großherzog von Oldenburg seine Erbansprüche auf Schleswig-Holstein an — Preußen abtreten. Die Bestätigung dieser Nachricht wird abzu warten sein. — Die Budgatcommisston des Abgeordnetenhauses be- rieth in ihrer vorletzten Sitzung die zum Generalbericht gestellten Anträge. Die Anträge: „1) das Haus wolle beschließen, der Regie rung zu erklären, im Staatshaushaltsetat sei eine richtige Verthei- lung der Staatsausgaben nicht erkennbar; S) der Militäretat bedarf einer wesentlichen Umgestaltung und Ermäßigung; 3) für Protuc- tivzwecke (Stromregulirungen, Wegebauten, Landesverbefferunge», Unterricht, Wissenschaften) und Gehaltsverbesscrungcn seien größere Summen zu verwenden; 4) es sei jetzt der geeignete Zeitpunkt zu Reformen und zur Ermäßigung drückender und zweckwidriger Staats lasten (Gerichtskosten- und Briefportohcrabsetzung) wie zur Aufhebung des Salzmonopols" — werden angenommen. Zum dritten Anträge wird der Zusatz angenommen: „nnd Verbesserung des Soldes der Unteroffiziere und Gemeinen." Alsdann wirb die Sitzung vertagt. Virchow stellt einen neuen, den siebenten Antrag: „das Hans niöge die Staatsregierung auffordern, den vorgelegten Entwurf zurückzu ziehen und einen neuen Etat, der den sechs Anträgen der Budget commission entsprechend gemacht sei, vorzulegen." Braunschweig. Nach einer am 24. Febr. vormittags inBcr- Im eingetroffene» telegraphischen Nachricht war das herzogliche Residenzschloß in Braunschweig durch Heizröhren am 23 Febr., abends 8 Uhr, in Brand gerathen und bis Mitternacht vollständig niedergebrannt. Obgleich ein Hofball im Schlosse stattfand, so ist doch niemand beschädigt worden. Die prachtvolle Brunonia, das vom Lande dem Herzog zum sünfundzwanzigjährig-n Regierungs jubiläum zum Geschenk gemachte Standbild, ist zusammengestürzt. Das Schloß selbst ist bekanntlich erst nach 1830 neu aufgebaut, nach dem bei Gelegenheit der Verjagung des Herzogs Karl das alte Schloß in Brand gesteckt worden war. Die Neue Preußische Zeitung schreibt: „Wie wir weiter höre», ist das Schloß bis auf einen kleinen Theil des linken Flügels aus gebrannt. Die Victoria, welche auf dem Schloß stand, ist beim Hinunterfallen durch eine gewölbte Decke bis in das zweite Stock werk durchgeschlagen. Die vom Herzoge bewohnten Gemächer be fanden sich in dem vom Feuer zerstörten rechten Flügel. Bekannt lich brannte das alte Schloß bei den 1830 stattgefundenen Unruhen nieder und das neue, unter der Rcgiernng des jetztregierenden Her zogs erbaut, war eins der schönsten Schlösser."
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