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Erzgebirgischer Volksfreund : 23.01.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-187301238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18730123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18730123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1873
- Monat1873-01
- Tag1873-01-23
- Monat1873-01
- Jahr1873
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 23.01.1873
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70 2-geSOefchrcht-. D-utfchland. Verl in, 20. Jan. Der Kaiser hat folgende CabinetSordre erlassen: Soldaten «einer Armee! Ich habe den heutigen Tag — durch das letzte rühm liche Gefecht vor Paris und durch die Schlacht bei St. Qumtin, einer der «euen Ehrentage--« Armee — gewählt, um die Siegeszeichen des letzten Krie ges denen hinzuzUfitgen, welche aus früheren glorreichen Kriegen in der Gir »isonkirche in Potsdam aufgestellt find. Gott war mit uns und hat Großes an uns gethan. Die Vertreter der ganzm Armee, welche der heutigen Feier beiwohnten, werden wie Ich, vor Allem das Gefühl deS tiefsten Dankes gegen den Allmächtigen empfunden haben. Rächst diesem Danke aber gedenke ich mit Stolz und Rührung Meiner Armee, ihrer Tapferkeit, ihrer ausdauernden Hinge bung und tief bewegt ihrer Opfer. Die dankende Erinnerung an Alles, was die Armee in diesem Feldzüge geleistet, wird in Meinem Herzen bis zu seinem legten Schlage fortleben, der Nachwelt aber werden die Siegeszeichen, welche wir heute aufstellen, ein redendes Zeugniß hiefür bleiben. Mögen die kommenden Generationen das Erbe unserer Väter, dm altm Ruhm und die Waffenehre der Armee, eben so treu hüte», wie Ihr eS gethan habt. Potsdam, IS. Januar 1873. gez. Wilhelm. Berlin. Fürst Bismarck, obwohl erst um Neujahr mit der Brillanten- Decoration zum Schwarzen Adler-Orden bedacht,, ist von seinem Jagdausflug; in die Provinz nicht zum Ordensfest nach Berlin zurückgekehrt. Berliner Blät ter melden einstlbig, er habe sich beim Könige „entschuldigt". Wer da weiß, welchen hohen Werth dieser auf die alljährlich am 18. Januar wiederkehrenden Feierlichkeiten legt, dem möchte jene Entschuldigung Manches zu denken geben. Königsberg i. P.., 20. Jan. Nach den Berichten der heute einge- kommenen Schiffe ist da- Haff vollständig frei von TiS und die Segelschifffahrt eröffnet. Wegen des Barometerstandes befürchtet man den Ausbruch eines OrcanS und find sämmtliche Schiffe in den diesseitigen Häfen gewarnt. Frankreich. Parts, 15. Jan. General Riviere hat seinm Bericht über die Affaire Vazaine vollendet. Nach einer detaillirten Schilderung der Thatsachen hält er die Anklage in Betreff zweier Punkte aufrecht: 1) Ungerechtfertigte Cavitula- tion, 2) Vernachlässigung der nölhigen pflichtgemäßen Obsorge aus politischen Gründm. In Betreff deS drittm und am meisten gravirmdm Punktes, Ein- verständniß mit dem Feinde, wurde die Anklage aufgegeben, aber schon das Ber gehm Nr. 1 kann Kraft der Verordnung von 1812 die Todesstrafe nach sich ziehen. Der Proceß wird nun sicher Anfangs März eröffnet werdm. Paris, 18. Jan. Hier ist allen Klöstern und auch an Notre Dame deS VictoireS die Weisung gegeben, die Gläubigen dahin zu bedeuten, daß der plötz liche Tod Napoleon ttl der erste Erfolg der Gebete ist, welche Frankreich an Rotre Dame de LourdeS gerichtet hat, da daS Abschetden deS Exkaisers die Rück kehr und Wiedereinsetzung de- Königs Henri V. so sichtlich befördere. Dieses Stichworr trifft zusammen mit dem Artikel deS „Offervatore Romano", welcher erklärt, daß die Katholiken sich nicht an der Subskription für das Denkmal be- rheiligen dürfen, welches man dem Exkaiser Napoleon zu errichten beabsichtigt, da Navoleon die Ursache der jetzigen Lage in Italien sei. Der Bischof von Versailles, der eben so sehr ein Feind Rapoleon'S war, wie Msqr. Darboy, wird sich hinter der erwähnten Weisung zu verstecken suchen. Man versichert, der Erzbischof von Paris werde nur stille Messen für den verstorbenen Erkaiser erlauben. Alle- daö, um Henri V. die Wege zu bahnen. Man wird sehen, ob die Bonapartisten, wie tue adligen Herren in Versailles sich schmeicheln, sich auf die Seite der Legitimisten schlagen werdm. Paris, 18. Jan. Wie verlautet, bereiten die Arbeiter von Paris einen großartigen Protest gegen den Brief vor, den der ehemalige Communist und jetzige Bonapartist JuleS AmigueS die fünfzig französischen Arbeiter, die ex nach EhiSlehurst führte, an die Er-Kaiserin schreiben lief. In den officiellen Kreisen fängt man an, einzusehen, daß die Rechte ent schlossen ist, Herrn ThierS nur ganz unbedeutende Eoncesstonen zu machen, und vor Allem die Frage Betreffs der Form der Regierung zurückhalten will. ThierS scheint sich jedoch auf der Defensive halten und die Angriffe der Rechten ab- wartm zu wollen. Derselbe hat auch der Minorität der Dreißiger-Eommission, die sich gestern zu ihm begab, die größte Mäßigung angerathen. Diese Hal tung fängt jedoch an, ihm in den Augen der großen Menge, die dem Provi sorium endlich ein Ende gemacht haben will, gewaltig zu schaden. Die „Re- publique Francaise" sucht dies ThierS heute begreiflich zu machen, indem sie zugleich die Minister Goulard und Dufaure icharfangrrist, welche, wie sie sagt, die, welche sie anhören, zu: Unpopularität und zum Ruin hinführen müff-n. Die Ckricalen sind äußerst ungehalten, daß es ihnen gestern nicht gelang, Ju leS Simon zu stürzen. Nächsten Montag kommt die Interpellation über sein Rundschreiben zur DiScussion, und man hofft, ihn dann endlich los zu werden. Italien. Die Nachricht von dem Tode Napoleons hat auf das Gemüth deS PavsteS einen tiefen Eindruck gemacht. Man schreibt hierüber der „Unita Nazwnale" aus Rom: Sobald der Papst die Nachricht durch den Cardinal Bonaparte nicht durch die Exkaiserin Eugenie vernahm, sendete er an diese ein Condolenz- Telegramm und laS in seiner Privatkapelle eine Messe für das Seelenheil deS Verstorbenen. Die erste Nachricht von dem Todesfälle wirkt; wie ein Donner schlag auf den alten Mann und Personen aus seiner nächsten Umgebung ver sichern, daß er mehrere Tage gebraucht habe, ehe er seine alte gute Laune wie der fand. Er hat eS auch jetzt nicht gern, wenn in seiner Gegenwart von dem Todten gesprochen wird und wenn dennoch das Gespräch auf ihn kommt, so bricht er kurz ab und lenkt eS auf einen andern Gegenstand. So steht er nun seine berühmten Zeitgenossen, einen nach dem ander: Hinsterben und wird so der Welt, die ihn umgibt, immer fremder. „Das wird der Napoleon anqe- richtet haben", pflegte er zu sagen, so oft etwas politisch Wichtiges vorfiel. Rapoleon'S Fall war auch -er Sturz der weltlichen Macht deS Papstes. Kai- ser »mb Papst verloren an einem Tage die Henschast, und kaum war Rapo- leon Gefangener des Königs von Preußen geworden und auf WilhelmShöhe einaefchloffm, so schloß fich der Papst in dm Batican ein und sagte, er sei Gefangener de- Königs von Italien. Diese Aehnlichkeit ihres beiderseitigen Schicksal- maa ihm bei der Kunde vom Tode Rapoleon'S vorgeschwebt und darum die Nachricht auf ihn dm tiefm Eindruck gemacht haben." England. London, 17. Jan. In Camdm-House, EhiSlehurst, fand gestern e« Jmpertalistm-Empfang statt, worüber dm» „Daily Telegraph" Folgende- gemeldet wird: „Sestern versammeltm fich die Verwandten der kaiserlichen Fa milie, sowie die Soldatm und Staatsmänner, die herbeigeeilt warm, um an der Leichenfeier Theil zu nehmen, in Camden-Place und wurden von der Kai serin und ihrem Sohne formell empfangen. Der eindrucksvolle Empfang trug einigermaßen einm offiriellm Charakter, doch war die Strenge der Etiquette durch da- jüngste Unglück, das eln großes Haus befallen, gemäßigt, uud fola- lich durch eine Nachgiebigkeit gegen die bei gewöhnlichen Hof-Ceremonien nicht statthafte» wärmeren Empfindungen gekennzeichnet. Die ergebenen Anhänger de- Kaiserreiches befriedigten ihre heißesten Gefühle durch Entfaltung grenzenloser Loyalität und Liebe für die Kaiserin und den kaiserlichen Prinzen. Die Halle und Galerie von Camben-Plac« dtmten zum Empfange jener getreuen An hänger der Bonapartistischen Sache, deren Ramm in der Chronik deS kaiser lichen Frankreichs einen hervorragenden Platz einnehmm; aber nicht allein die ser, sondern auch einer Anzahl französischer Arbeiter, deren Kleidung, die ein fache blaue Blouse, sie als eine Gruppe in dieser verschieden zusammmgesetztm Versammlung hervorstecden ließ. Diese Handwerker hatten sich zusammen in einem Winkel der Halle aufgestellt, woselbst sie schweigend daS Erscheinen der Kaiserin und ihres Sohnes erwarteten. Erst als diese Hauptkützen der Sorge, der Hoffnungen und der traditionellen Ehre der Napoleonischen Dynastie die Scene betraten, brach der Enthusiasmus aller Anwesenden ohne Unterschied aus. Die Kaiserin, die sehr blaß auSsah, schritt mit dem kaiserlichen Prinzen lang sam die Reihen der anwesenden Getreuen entlang. Jeder, der vornan stand, knieete nieder, als die verwittwete Kaiserin und ihr Sohn vorüberschritten. Der Empfang dauerte beinahe eine Stunde, worauf sich die Kaiserin in ihre Ge mächer zurückzog und nicht mehr gesehen wurde." Der großartige Strike der Eisen- und Kohlengrubm-Arbeiter in Süd- WaleS dauert mit geringer Hoffnung auf eine baldige Beendigung noch im mer fort. Arbeitgeber wie Arbeiter scheinen gleich entschlossen zu sein, sich nicht nachgiebig zu zeigen. Die 50,000 feiernden Arbeiter opfern wöchentlich 100,000 Lstrl. in Löhnen und fallen größtentheilS den Armenkassen zur Last. Bis jetzt ist eS noch nicht zu Gewaltthätigkeiten gekommen, aber eine düstere Bitterkeit zwischen den Eisenarbeitern und den Bergleuten läßt daS Schlimmste befürchten. Nachdem man sich in London einige Tage mit dem befriedigenden Ge danken beruhigt, daß es den Russen nur darum zu thun sei, den Khan von Khiwa wegen seiner Sünden zu strafen und dann die hoffentlich gewitzigten Khiwaner im Bollgenuß ihrer Unabhängigkeit zu lassen, bricht wie ein Blitz aus heiterem Himmel plötzlich die Nachricht über England herein, Persien habe vor zwei Jahren durch einen geheimen Vertrag das Ettrekthal an Rußland abge treten. Die „Morning-Post" rührt alsbald kräftig die Lärmtrommel. Bon KroduovalkS bis Ettrek, ruft sie aus, das ist in der That ein Sprung im Vorrücken der Russen. Allein die heimliche Erwerbung eines so wetten GrenzstcicheS am kaSpischen Meere ist noch der am wenigsten bedeurende Punkt dieser auffallenden B reinbarung. Bon der Mündung des Ettrek geht der Weg der vordringenden Russen dem Ettrekthale entlang zunächst nach der Stadt Muühed, und von MuShed aus ist der nächste Punkt HeraS, der westliche Schlüssel von Indien. Man kann nicht länger die Rothwendigkeit, die barba rischen Khiwaner zu züchtigen, in den Vordergrund stellen. Rußland steht in Koraffan, und diese Thatsache, welche da- Herz jedes Engländers mit Ent rüstung erfüllen wird, läßt nur Eine Erklärung zu. DaS darf aber nicht sein. ES darf keinen russischen Bezirk Koraffan geben. ES ist eine strenge Pflicht nicht nur uns selbst, sondern auch Rußland gegenüber, daß wir mit Entschlos senheit, und zwar sofort erklären, daß der geheime, hinter unserem Rücken zu unserem Rachtheile geschloffene Vertrag null und nichtig ist. Gestern erst er klärte sich Rußland mit dem 8wtu» «zu» zufrieden. Dieser 8t»t»z »zu« kann nicht erläutert werden, als schließe er die geheime Vereinbarung ein. Rußland ist stark, allein eS ist beiweitem nicht im Verhältnisse zu seinen Anmaßungen stark. Auf jeden Fall ist eS heute im Ettrekthale nicht so stark, als eS in zehn Jahren sein wird, wenn man ihm gestattet, sich in Koraffan fortzusetzen. Wenn England heute nicht mit seinem Beto ins Mittel tritt, so werden sich in zehn Jahren die Schwierigkeiten, welche sich an jenes Beto knüpfen, unendlich ver mehrt haben. Wir können eS nicht gestatten, daß eine so offene Drohung ge gen unsere indische Suprematie fortdauert. Wir haben nicht Delhi und My sore, die Mahratten und die Sikhs bezwungen, um durch Rußlands geheime Diplomatie daS Werk britischer Tapferkeit und britischen Unternehmungsgeistes unterwühlen zu lassen. Wir haben nicht den indischen Aufstand unterdrückt, um noch, ehe eine Generation vergangen, Kosaken - Patrouillen die Pässe von Afghanistan abkreifen zu lassen. Die Grenzlinie für die B'rgröß'runa Ruß lands muß irgendwo gezogen werden, auf alle Fälle aber muß sich dieselbe ein gutes Stück nördlich deS EttrekthaleS hinziehen. London, 20. Jan. Ueber den Grafen Schuwalow verlautet, daß der selbe hier nur deS Czaren persönliche Ansichten auSqedrückt und nicht etwa bindende B-rsicherunq-n angeboten habe. Die Reis- war durchaus nicht von englisch-r Seite veranlaßt, vielmehr aus dem von Rußland gehegten Wunsche eines Ausgleichs auf Grundlage einer neutralen Zone in Central-Asien, die vermuthllch durch eine G:bietSthe°lung markirt wrrv'n sollte, hervorgeganqen. Lord Granv'lle erhob Einspruch. Die Occupatio» KbiwaS wird von England geduldet; für den Fall dauernder Innehaltung deS Khanats aber würde Eng land, militärischen Rathschlägen folgend, Afghanistan eine GebietSauSdehnung nach Norden gestatten und selbst ein starke- Corps in Quettah stationiren Dänemark. Kopenhagen, 20. Jan. Wegen deS Ablebens des Kaisers Rapole on ist die Anlegung einer vierzehntägiqen Hoftrauer angeordnet. Schweden. Stockholm, 20. Jan. Heute wurde der schwedische Reichstag vom Könige in Person eröffnet. Die von dem Könige verlesene Thronrede wirft einen Rückblick auf die segensreiche Thätigkeit der schwedischen Könige aus dem Hause Bernadotte, ge denkt namentlich deS jüngst verschiedenen Königs Karl XV und giebt de« Wunsche des jetzt regierenden Königs Ausdruck, daß die bisherige Union «tt Norwegen sich noch inniger entwickeln möge. Unter Erwähnung der freund schaftlichen, intimen Beziehungen zu dem Königreiche Dänemark wird die Hoff- «ung au-gedrückt, daß die zwischen den skandinavischen Regierungen vereinbarte Münzconventton zu allseitiger Annahme gelange. Unter den dem Reichstage vorzult-genden Gesetzentwürfen führt die Thronrede eine Vorlage über Bildung eines SeneralstabeS, als Vorlauser de- i« nächsten Jahre de» Reichstage M
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