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01 Erzgebirgischer Volksfreund : 14.04.1878
- Titel
- 01
- Erscheinungsdatum
- 1878-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-18780414010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-1878041401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-1878041401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1878
- Monat1878-04
- Tag1878-04-14
- Monat1878-04
- Jahr1878
- Titel
- 01 Erzgebirgischer Volksfreund : 14.04.1878
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Gaststube fortfetzt«, zufährt«, war von inwendig vrrriegelt. Nachdem inzwischen Ludwig« Onkel herbtigekvmmm, schlug man die Kammerthüre mit eia« Axt ein. vor Ranch konnte «an anfangs nicht» sehen. Bald aber bemerkt» «an, daß r er entstandene Zug da» klimmende Stroh 1» einem in der Sammer stehenden Vette zv Heller Flamme anfachte und daß die Ludwig'schen Eheleute ermordet in der Sammer lagen. Da« Feuer wurde schnell gelöscht. Zündhölzchen und vrandstoff deuteten sofort auf Brandstiftung. Die mit gräßlichen Wanden b-deckten 8 ichen der Ludwig'schsn Eheleute fühlten sich bereit» stark »erkohlt an. Beide waren mit Sleioern, die Leiche der verehel. Ludwig noch mit zwei Stühlen bedeckt. Ludwig lag nur mit Hemd und Unterhosen bekleidet dicht neben seinem Bette, die verehel. Ludwig recht« neben der Thüre und vollständig angekleidet. Der in der Kammer stehende Soffer Ludwig«, in welchem er 50V Thaler nachweislich verwahrte, war leer, ebenso war die Gemeindelade — Ludwig war Gemeindevorstand — de« darin befindlichen Gelde« bi« auf ein übersehene« Zwanzigmarkstück seine« haaren Inhalt« beraubt. Einige Sparcassenbücher fand man unberührt in der Gemeindelade vor. Der Geldbeutel Ludwig«, die Geldtasche seiner Frau lagen geleert am Boden. Bei Ludwig fanden sich 13 Wun den, wovon 3 unbedingt tödtlich, zwei HalSwu 'den, welche die Rück. »Wirbelsäule getrennt, sogar momentan tödtlich waren. An der Frau wurden 5 Wunden wahrgenommen, wovon ebenfall« mehrere absolut und eine momentan tödt lich war. Bei beiden Leichen war da« Schädeldach voll ständig zertrümmert. Die Beschaffenheit der Wunden be wies, daß letztre den Ludwig'schen Eheleuten bei Lebzeiten beigebracht worden. Selbstmord erschien vollständig ausge schlossen. Sämmtliche Wunden waren mit einem heil- oder hackenarttgen, wuchtigen Instrumente hervorgebracht worden. Die verehel. Ludwig hatte der Todesstreich offenbar im Fleischgewölbe getroffen. Von hier war sie in die Sam mer geschafft worden. DaS dort angelegte Feuer sollte jede Spur der teuflischen That beseitigen. Die Zeit der Verübung der That onlangend, wurde fistgestellt, daß sie gegen Mitternacht begangen worden sein müsse. Denn NachtS 11 Uhr hatte man noch Licht in der Gaststube wahrgenommen und Ludwig- dort gesehen. In der Gast stube fand man noch unaufgewaschene Gläser. Die Lud wig, die für eine peinlich accurate Frau galt, pflegte jeden Abend vor dem Schlafengehen noch aufzuwaschen und auk- zuräumen. Früh 5 Uhr wurden Ludwigs ermordet, die Leichen halb erkaltet, gefunden. Der Feststellung de« ob- jectiven ThatbestandeS folgte die Vernehmung deS Ange klagten Meher, welcher die That leugnete. Dieser Der- nehmung war Folgendes zu entnehmen. Der vollständig vermögenslose Meher war seit dem 13. März 1876 Wald hüter bei Herrn Ulbrig, hatte als solcher freie Wohnung und Feuerung, etwa« Areal zur freien Benutzung. Festen Lohn bezog er nicht. Außerdem erhielt er monatlich 27 M. Jnvalidenpension und vierteljährlich 13 M. Unterstü tzung vom National Hilfsverein in Dresden. Er contra- hirte in der kurzen Zeit, wo er in Jäger-Walde wohnte, ! gegen 190 M. Schulden, die bis zum ersten Pfingst - feiertage 1877 unbezahlt blieben. Mehrers Umstände weisen darauf hin, daß er unmittelbar vor dem oben erwähnten Tage von Geldmitteln völlig entblößt war. Er nahm mehrere kleine Darlehne auf, versetzte seine Uhr in Plauen und schrieb an seinen Bruder, er möge ihm doch ein Paar Hosen schicken, da die letzte« zerrissen seien und er kein Geld habe, sich neue zu kaufen, da» Geld da für wolle er ihm später schon schicken. Am ersten Pfingst feiertage war bei Meyer Geld in Hülle und Fülle vorhan den. Er kaufte Sachen, gab seiner Frau einen Fünfmark schein und seiner Schwester 19 M , er fubr am zweite« Pfingstfeiertage nach Böhmen zu seiner Schwiegermutter in MichelSberg, indem er von OelSnitz bi« Eger denCou- rlerzug benutzte, verausgabte hiernach in ganz kurzer Zeit Über 93 M. und besaß, als er am 24. Mai in der Woh nung seiner Schwiegermutter verhaftet wurde, noch 21 M. Meyer diesen Thatsachen gegenüber, die er für richtig an erkennen mußte, behauptete in der Hauptverhandlung er habe 120 M. ersparte« Geld besessen und davon seine Ausgaben bestritten. Ich höchsten Grade auffällig waren weiter seine Angaben üben sein Thun und Treiben in der Nacht vom 19. zum 20. Mai 1877. Bi« ;11 Uhr ist Meyer beim Bahnwärter Lorenz gewesen, der etwa j Stunde von seiner Wohnung und ebensoweit von Lotten- grün entfernt wohnt. Von dort hat er sich nach der ReinSdorfer Reuth begeben, die in der Richtung nach Lot- tengrün liegt, und will gewackt haben, damit dort keine Birken gestohlen würden. Die« will er gethan haben, weil eS ihm vom Jäger Gehrisch, bez. dessen Sohn, dem Jägerburschen Gehrisch, geheißen worden. Gegen 41 Uhr will er nach Hause zurückgekehrt sein und sich anstatt inS Bett auf den Heuboden gelegt haben. Al« Grund hier für giebt er an, er sei angetrunken gewesen. Nach etwa einer Stande will er, weil e« ihn gefroren habe, erwacht sein und fick zu Bette begeben h .ben. Meher verkehrte wie er einräumen mußte, öfter im Ladwigs den Gasthofe, wöchentlich mehrere Male. E» war anzunehmen, daß er die Ludwiglchen Verhältnisse genau kannte und namentlich die nöthige OrtStenntniß besaß; er stellte dies entschieden in Abrede, insbesondere daß er gewußt, daß sich an der Gaststube die Schlafkammer befand, daß Ludwigs dort ihr Geld verwahrten und Ludwig sich vor Kurzem Geld in Plauen geholt, welches er seiner in Neuensalz verheirathe- ten Tochter zum Ankäufe eine« Gutes geben wollte. Am 11. April fand die eingehende Erörterung der gegen Meyer vorliegenden entfernteren und nahen Ber- dochtsgründe statt, welche die Voruntersuchung zu Tage gefördert. Zunächst erörterte der Präsident die Frage, ob die That Mey-rn ;r;nt'"ve'' sei. Au« den AuSsag-n «, die Türkei an die von ihr verweigerten Wünsche En- «pa's zu binden. Wenn die Mächte ander« Mittel fän den zur Versöhnung ihrer Jatrreffen mit den Umgestal- tnngea da Orient, so wünsche Rußland nicht» Bessere«, al» daß darüber di«kutirt und der Präliminarvertrag in diese« Sinne abgeändert werde, vorausgesetzt nur, daß diese Lösungen die Krieg-erfolge, die so viel Blut kosteten, nicht ft» Zweifel stellten und den Opfern Rechnung trügen, die Rußland allein brachte, um da» zu erreichen, wa« Europa für »othwendig hielt, was Europa zu realistren aber nicht rmternehmeo wollte. Au» S t. Pet erSburgtelegraphirt man der „Time-" Die officiellen Kreis« glauben, daß der Congreß binnen Surzem zusammentreten werde. Diese Ueberzeugung habe eine ziemlich solide Unterlage, da Deutschland die Ab sicht, zu Gunsten de» Frieden» zu wirken, nicht aufge- geben habe. Wer Lotteugrüner Doppelmord. Den Schluß der gegenwärtigen ersten Ouartalsitzung de» Zwickauer Königl. Schwurgerichtehof» bildete der Lot- tengrüner Doppelmord. Am 10. April eröffnete der Präsident, Herr AppellationSrath Seifert, die Sitzung, bei tockcher die Königl. Staatsanwaltschaft durch Herrn StaaiS- anwalt Eubasch von hier, die Bertheidigung vurch Herrn Adv. Dr. Schumann au» Plauen vertreten war, mit einem Hinweise auf die Wichtigkeit der Sitzung und die Schwere der vorliegenden Verbrechen. Hieraus wurde der Angeklagte, der Waldhüter Johann Friedrich August Meyer au« Dröda feffello» vorgeführt. Trotz der langen Untersuchungshaft und der Schwere de» auf ihm lastenden Verdacht» voll ständig ungebeugt, betritt er in straffer Haltung die Anklage- ' bank und mustert vor Allem mit seinen Augen ruhig den starkgefüllte« Zuschauerraum. Zuvörderst wurde mit Bil dung der Geschwcrnenbank verfahren. Dieselbe wurde zu sammengesetzt au» den Herren Medicinalrath Dr. Rascher a»S Zwickau, Baumeister Becker au» Zwickau, Advokat Lachmann au» Auerbach, Baumeister Bochmann au» Aue, Rittergutspachter Husch aus Remse, Advocat Nicolai au- Wahlen, AmtShauptmann V»del aus Zwickau, Stadtrath Urban au» Zwickau, Kaufmann Hassinger aus Zwickau, Rittergutsbesitzer Mühlmann aus Thanhof, Fabrikbesitzer Franz Dietel au« Wilkau und Bergingenieur Oehlschlägel au» Zwickau. Al» 'ErgänzungSgeschworner wurde Herr Buchhändler Bräuninger au» Zwickau auSgeloost. Hierauf schritt nach dem Aufrufe und dem Abtreten der geladenen Zeugen der Präsident zur Vernehmung de» Angeklagten Über seine persönlichen Verhältnisse. Meyer ist 29 Jahre alt, in Dröda geboren, genoß Elementarunterricht, wurde im evangelischen Glauben confirmirt und hat kein Handwerk «lernt. Er war Soldat und machte den letzten Feldzug nach Frankreich mit, trieb früher Handarbeit und war seit März 1876 herrschaftlicher Waldhüter im Dienstede« Herrn Uibrig auf Mechelgrün, wohnhaft in Jägerswald bei Lot- tengrün. Er ist seit 1873 verheirathet, Vater von zwei _ Kindern, ganz vermögenslos und einmal wegen Unter schlagung bestraft. SuS dem zum Vorlesen gebrachten An- klageerkenntniß geht hervor, daß Meher beschuldigt ist, in der Nacht vom 19. zum 20. Mai 1877 die Ludwig'schen ! Eheleute zu Lottengrün ermordet, dieselben etwa um 1400 M. beraubt und hierauf , zur Verdeckung seiner That Feuer an gelegt, außerdem in der Nacht vom 12. zum 13. Mai 1877, wo er an Ausführung des scho« damals geplanten Morde» verhindert worden, den Gemeindeältesten Schneider in Lot- tengrün mittel» «ine« armstarken Knittels vorsätzlich in da» Gesicht geschlagen und denselben hierdurch an seiner Gesund heit geschädigt zu haben. Der Präsident verschritt nach Verlesung de» Anklageerkenninlsse» zur Beweisaufnahme und eröffnete diese mit der Feststellung de» objectivm That- beflande« bezüglich de» Lottengrüner Morde», die eine ziem liche Zeit um deswillen in Anspruch nahm, weil aus einem hier nicht näher zu erörternden Grunde die Besichtigungs protokolle sowie das ObductionS- und SectionSprotocoll nicht einfach vorgelesen werden konnten, deren Inhalt vielmehr durch Zeugenabhörungen reproducirt werden mußte. Die Beweisaufnahme ergab in der angegebenen Richtung etwa Folgendes. Der 55 Jahre alte GasthosSbefitzer und Flei- schermeister Carl Friedrich Ludwig und dessen 53 Jahre alte Ehefrau bezogen seit November 1876 den von ihnen neu erbauten Gasthof in Lottengrün und bewohnten ihn ganz allein. Ihre Kinder bewirthfchafteten da« ihnen gehörige Gut in Lottengrün. Der jetzt im 19. Jahre stehende Sohn Ludwigs, Franz Ludwig, verließ seine Eltern am 19. Mai Abends gegen 10 Uhr und erhielt von seinem Vater den Auftrag, am Morgen des anderen Tages — de« ersten Pfingstfeiertags — wieder zu kommen und nach OelSnitz zu fahren, um Kleie zu holen. Franz Ludwig betrat aman- - dern Morgen gegen 5 Uhr den Gasthof seines Vaters durch die wider Erwarten offene Hinterthüre und bemerkte in der Hausflur sofort eine starke Blutspur, die vom Fleischgewölbe her bi« an die Thüre zur Gaststube führte. Die in der Hausflur befindliche Küchenthüre und Gaststubenthüre fand Franz Ludw a verschlossen. Auch die vordere Hausthüre war verschlossen. In da« Fleischgewölbe konnte Ludwig ungehindert e ntr-ten. Hier nahm derselbe eine große Blut- lache wahr und sah, daß auf der Wage ein Viertel Wurst, auf. der Ladentafel ein Fünfzigpfennigstück lag. Ludwig ist wieder hinaus und im Hofe an die Schlafkammer seiner Eltern gegangen. Hier bemerkte er, daß im Innern Alles voll Rauch war und letzterer durch das nur angelehnte Fenster in« Freie drang. Ludwig rief hierauf den gerade vorübergehenden Handarbeiter Zeidler herbei, stieg von außen durch ein eingeschlagenes Fenster in die Küchenstube ein und gelangte aus dieser in die Gaststube. Die von letztrer in di« Schlafkammer führende Thüre, auf welche tie in der Hausflur bcnmk'c Bluispur, die sich durch die d«r hierüber abgehörteo Zeuge« ging Folgende» hsM* M-Her war, wenn er sich im angetrunkenen Zustande Er fand, äußerst heftig, mißhandelte seine Frau und Mstw» Kinder und bekundete bei verschiedenen Gelegenheit«, «I» groß« Mißachtung de» Leben» Anderer, von dm dich« Zeugenaussagen über diesen Punkt möge nur die de» Waldarbeiter Kummer hervorgehoben werden. Dieter te- zeugt«: im Sommer 1876 sei er einmal beim Frühstückte oder ve-per mit Meyer auf die Leute zu spreche« qe-mr- men, die Geld hätten und sich nicht so zu schinden Sra rP- ten wie sie, dabei habe Meyer geäußert, „eS sei egal, ad man einen Ochsen erschlage oder einen Menschen, wem« man nur dadurch zu Etwa» kommen könnte!" worauf ihur^ Kummer entgegnete, „man könne doch dann nicht mehr nr^ hig sein «vd müsse fürchten, daß e» herau-kommr", und! Mlyrr hi" zu gefügt habe, „man müsse nur fest sein, w«r er einmal so etwa« thue, bringe man au« ihm nkchttljur-- aus." Nach eingehender Erörterung der Frage, ob «eh er dis That zuzutrauen sei, kam zur Sprache, ob Meper die zur Ausführung dec That erforderliche OrtSkeuntNkß besessen und namentlich ob er mit den LebenSgewohnhüt« " der Ludwig'schen Eheleute vertraut gewesen und in-befsw- dere Kenntnis davon gehabt habe, daß dieselben eine arS- ßere Geldsumme im Hause gehabt und diese in der Schlaf- kammer verwahrt hatten. In dieser Bestehung wmde ermittelt, daß Meyer namentlich Sonnabend» im LadwV- schen Gasthofe verkehrt und ost Wurst oder Käse drfeltft gegessen, daß Ludwig» wiederholt und ohne HeimlichGL Geld aus der dicht an der Gaststube gelegenen Kaemwrr — namentlich beim Wechseln von Geldstücken — Heuck« geholt und hinaus getragen, den Besitz von Geld nie her heimlicht und besonder» die verehel. Ludwig, wen« ickcht mit dem Besitze von Geld geprahlt, doch höchst undokftch- tiq sich hierüber gegen ihre Gäste geäußert habe. Weiter hin beschäftigte sich die Beweisaufnahme mit ErörkerunU dessen, wa« über das Benehmen Meyer» vor und «Wh der That bekannt geworden, sowie mit der Erwäge«? ter Frage, wa« von den Angaben Meyer» über sek« Thun und Treiben zur Zeit der That zu halte« fei. Hierbei ergab sich namentlich Folgende». Acht Tage war dem Morde, am Abende de» 12. Mai 1877, befand sich der frühere Gemeindeälteste und jetzige Gemeindevorstaad Schneider von Lottengrün mit zwei anderen Personen isr. Ludwigschen Gasthofe und gerieth mit den Anwesenden erst wegen einer GutStoxe, dann wegen einer Wafferservktht in einen Wortstreit. E« war schon sehr spät, al» er sich entfernte. Draußen hörte er au» der Richtung, in der seine Wohnung liegt, Jemand die Dorfstraße herunter kommen, dabei schoß ihm der Gedanke durch den KopL, e« könne der Liebhaber seiner Tochier sein, welchen er nicht leiden mochte, und trat, um den Herankommeube« zu beobachten, zur Seite an den Giebel de« Ludwigschen Gasthofs. Der Herankommende ging rubig vorüber. Un mittelbar darauf traten die Ludwigschen Gäste, mit denen Schneider zuvor Streit gehabt, au« der Thüre de« Gast hof«. Schneider wollte von diesen Personen nicht gefehew sein, damit diese nicht denken sollten, er habe vor de« Fenstern der Gaststube ihr Gespräch belauscht, uud trat au« diesem Grunde noch weiter zurück bi« an die Hintere Giebelecke. E« war bereit« früh in der dritten Stunde und dämmrig. Schneider bemerkte eine Person, die unter dem Fenster der Ludwigschen Schlaffammer am Bode« lag. Er trat darauf zu. Da sprang die Person auk mG versetzte ihm mit einem angeblich „armstarken" KÄttÄ einen Schlag crnf den Kopf, daß er fast die Besinn«^ verlor und ihm das Blut über da« Gesicht lief. Ehe e« zu einem zweiten Schlage kam, zu welchem der Unbekannte schon ausbolte, erkannte Schneider in demselben de« An- getagten Meyer und rief ihm zu: „Kerl, Da bist doch nicht gescheidt!" Meyer entgegnete: „Um Gotte-wM«. Du bist e«, Dich wollte ich nicht schlagen, Du sahst sw weiß au«!" In jener Nacht trug Schneider eine weißzramr Hose, der ermordete Ladwig eine weiße Schürze. Meyer beredete Schneidern, der in den Gasthof zurück wollte, um sich da» Blut abzuwaschen, die« nicht zu thun und bat denselben, über den Vorfall zu schweigen. Die Frage, warum sich Meyer an die Hintere Giebelecke de- Luvwig- schen Hause« gelegt, beantwortete derselbe Schneidern gae nicht. Bei der Hauvtserhandlung erklärte Meyer, er habe in der Gaststube Streit gehört, sei deshalb nicht himin- geqangen, habe sich einstweilen an die Giebelecke gesetzt, sei dort eingeschlafen, habe plötzlich „etwa« laufen" höle-r und au- dem Schlaks erwachend zugeschlagen. Ganz «»-- haltbar stellten sich Meyer« Angaben über sein Thun mw Treiben zur Zeit der That dar. Daß er am 19. Mai Abends beim Bahnwärter Lorenz gewesen, war richtig. Trotz Zureden entfernte er sich von dort 411 Uhr Nacht« in vollständig nüchternem Zustande und schätzte »or, »r müsse nach Hause, weil 'er den andern Tag zeitig nach Plauen verreisen wolle. Lorenz wollte ihn ein Stück gleiten, da der nächste und beste Weg nach JägerSwatd auf der Bahnstrecke hjnfübrte. Meyer lehnte die« ab uud entfernte sich eilig durch die Reuth in der Richtung nach Lottengrün. Lorenz sah kein Beil bei Meyer, der nur einen starken Stock bei sich führte. Der Jäger Gehrisch und sein Sohn bestritten, daß sie Meher geheißen, in der fraglichen Nacht in der Reuth zu wachen, junge Birk« würden nicht so ästimirt. meinten sie. Aeußerst bedenklich erschien da« Verhalten Mehers nach der That. Sek» plötzlichen Geldausgaben sind schon erwähnt. Die Ab gaben, die sie erklären sollten, erwiesen sich nach den Ab gaben v-rschiedener Zeugen al« offenbar unwahr. Andere Zeugen wußten von einer großen Niedergeschlagenheit un» Ruhelosigkeit Meher« zu erzählen. Daz» kam seine plötz liche Reise nach Oesterreich, sein auffälliges Verhalten na tz der Arretur auf dem Transporte von MichelSberg nach
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