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Erzgebirgischer Volksfreund : 30.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-188704302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18870430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18870430
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1887
- Monat1887-04
- Tag1887-04-30
- Monat1887-04
- Jahr1887
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 30.04.1887
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Preis vierteljährlich LMartS0Psemchu. Erscheint täglich, mit Auänahme de« kenn, und Festtage. Tageblatt für Johanngeorgenstadt «nd Umgegend. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenfels. Redaction, Verlag und Druck von C. M. Gärtner in Schneeberg. 97 Sonnabend, den 30. April 1887 Fahrplan Niederschlema-Schneeberg 2 s Berlin, 27. April. Die Untersuchuna über die nähern Umstände, wie die Verhaftung de« PolizeteommtffarS Schnäbele au-geführt worden, ist auf deutscher Seite noch nicht endgültig abgeschlossen. Man kann demnach den Aus- gang der Angelegenheit noch nicht mit Sicherheit Voraus sagen, hält aber in allen unterrichteten «reisen daran fest, daß bet der offenkundig« gternng und trotz der Hl Königliche Seueraldtreetton -er sstchfifcheu StaatSetsenbahueu. Hoffmann. Vom 1. Mai ds. IS. an werben die Frühpersonenzüge: 4 Uhr 4b Min. an» Schneeberg und 6 - 2b . - Nie-erschlenea wieder täglich verkehren. Dresden, am 21. April 1847. daß bet der offenkundigen Friedensliebe der deutschen Re gierung und trotz der Hetzerete« der französischen Revanche- blätter der Vorfall in einer alle Bethetltgten befriedigenden WAtz geschlichtet werden wird. Bon dieser noch zwrtfel- hastitz Frage betreffs der Art der Verhaftung ist aber wohl zu kennen die Frage nach den Gründen der Verhaftung, die zur Zett völlig aufgeklärt ist und bei der die Person des Schnäbele als solche -an, in den Hintergrund tritt. Oefts-Peich» Da- „Wiener Fremdenblatt" äußert: In de« Augen blicke, da man von deutscher Seite mit aller Loyalttät den Rechtsstandpunkt eingenommen hat, bietet die Affatre zu wetteren Besorgnissen keinen Anlaß mehr. Allein selbs wenn die deutsche Regierung die Enthaftung SchnäbeleS verfügen sollte, wird man in Paris nicht zweifeln dürfen, daß Srenzbeamte anderen Aufgaben zu dienen haben, als bet Umtrieben gegen die Sicherheit des Nachbarstaates mit- zuwirke«. Interessant ist die folgende Aeußerung der Pa- riser „Autorttt": „Herr Schnäbel« war ein Agent de» General Boulanger, welchem er über die Vorgänge in Elsaß-Lothringen berichtete; er hatte ganz besondere Fonds des Krieg-Ministeriums für diese« Dtenstzwetg, bet de« er eigene Agenten verwandte, die schon seit einiger Zett ver haftet wurden." Run, wenn eine französische Zeitung dies zngesteht, dann sehen wir den Grund »er Aufregung über die Verhaftung, die jenseits der Vogesen herrscht, nicht ein. Daß die deutsche Polizei berechttgt war, auf deutschem Ge biet« die Verhaftung vorzunehmen, da» kann auch franzö- schersett» nicht bestritten werden; nach dem Artikel 7 de» Jocks ä'iaatraotio» orimiusUs verfährt Frankreich gegen «Ständer, dir sich t« »«»land« eine» «erbrechens gegen te Sicherheit des französischen Staates ,« Schulden kommen teßen, ganz ebenso. Roch stärker wird die Berechtigung er Verhaftung begründet durch die Thatsache, daß Schnä- bele seine deutschfeindlichen Umtriebe meist auf deutschem Boden in- Werk setzte. Frankreich. Auch in dem leitenden Comitee der Patriotenliga herrscht sett der Verhaftung Schnäbele'- große Bewegung. Jndeß werden die Verhandlungen von dieser revanchelustigea Gesellschaft sehr geheim gehalten; die Blätter beschränken sich nur, den Zusammentritt de- leitenden Comttee» anzuzetgeu. Dagegen werden über die Ursachen de« Rücktrittes Deroulede'» noch immer weitere Einzelheiten laut. So soll der gegen wärtige Vorsitzende der Patriotenliga, San»boeuf, ein Elsässer «nd wüthender Deutschenhaffer, über die Gründe de» Rück tritte« Deroulede'S einem Berichterstatter de« „GauloiS" Folgendes erklärt haben: „Schon sett längerer Zelt war D-roulede von einem großen Ekel gegen die Politik der französischen Regierung ergriffen; bereit« beim Antritt seiner Rundreise durch Europa war er nicht mehr von denselben Hoffnungen erfüllt, al« gelegentlich der Abreise PaulVert'S nach Tonkin. Deroulede verließ Frankreich, um einige Monate der kläglichen inneren Politik fern zu bleiben. Tr kam gekräftigt von seiner Reiss zurück; die vielen Sympathie bezeugungen, welche er während derselben entzegennahm, die Freude, Frankreich überall geliebt zu sehen, und ganz besonders sei« Aufenthalt in Rußland, wo die mit Katkow gehabten Besprechungen ihn von der Nothwendigkett eine» französisch-russischen Bündnisse« überzeugten, erfüllten Derou lede bei seiner Rückkehr nach Fraakretch mit neuer Zuoer- sicht. Als er jedoch diesen seinen Gefühlen und Wahr nehmungen im „Drapeau", dem Parteiorgan dec Patrioten- liga, Ausdruck verlieh, mußte er erkennen, daß seine gegen Deutschland gerichtete Propaganda und die Empfehlung eines französich-rusfischen Bündnisse« in Patt-nu - gecinge» Jntereffe erweckten. Bereit« stark verstimmt, mißfiel ihm päter die Haltung der französtschen Regierung und der Presse, welche gegen die von den Deutschen bet den jüngsten Reichstagswahlen geübte Pression auf Elsaß-Lothringen atht »rotestirten, so sehr, daß er von dem Vorsitze und der Le;- ung der Patrtotenltga zurückzutreten beschloß." — SanS- boeuf versicherte noch, die Liga werde, wohl wissend, daß Deutschland aus der Lauer liege, sich jeder Kundgebung oder Herausforderung gegen den Nachbarstaat enthalten. Ob nun nach den neuesten Vorgängen und Stimmung»- äußerungen in Pari» die Patriotenliga nach dem Rück tritte Deroulede'S klüger wird, dürste immerhin zu be zweifeln sein. -^PartS, 27. April. Die Blätter bringen folgende Herr Fran, Eduard Kretzschmar in Friedrich-grün beabsichtigt, in dem unter Rr. 67 de» Brand-V erficherungS-KatasterS, Nr. 84 a de» Flurbuch» für FrievrichSgrün gelegenen Grundstück -ine Schlachterei zu errichten. In Gemäßheit 8 17 der Reichsgewerbeordnung vom 21. Juni 186S wird dle» mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, so weit sie nicht auf besonderen PrivatrechtS-Titeln beruhe?-, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Zwickau, am 23. April 1887. Königliche «mtshanptmannfchaft. v. Bose. W. Friedens erhalten. — Die Frage, ob Schnäbele den deutschen Boden in folge der Aufforderung eine- deutschen Beamten betreten hat, ist noch nicht endgültig aufgeklärt, Erhebungen da rüber find aber im Gange. Diese Frage ist allerdings von Bedeutung und, wie die „B-rl. Poltt. Nachr." schrei ben, wird deutscherseits anerkannt, daß eine Aufforderung des deutschen Beamten Gautsch an Schnäbele, yerüberzu- kommen, einem „freien Geleit" gleich zu erachten sein, daß also die Verhaftung SchnäbeleS stch nicht aufrecht erhalten lassen würde, wenn er wirklich auf Grund einer solchen Veranlassung das deutsche Gebiet betreten hätte. — Live eigenthümliche Arbeit hat der Hotelbesitzer W. in Belziq (Anhalt) übernommen. Ec hat sich nämlich durch eine Wette verpflichtet, in 2 Jahren die ganze Bibel ab,»schreiben. Der Vertrag ist notariell abgeschlossen und besagt, daß die Abschrift fehlerlos sein muß; sämmUtche Punkte, Kommata muß sie enthalten, sonst erhält Herr G. die 2000 Mark — den Preis für seine Arbeit — UW In Erfurt entstand am 26. April Abends um */,10 Uhr Feuer, durch welches die Dachstühle von drei Häusern zerstört wurden. Während man, so gut es ging, Mobilien barg, jammerte eine alte Frau laut um ihren Sohn, wel cher auf den Boden stch befinden «ußte. Dieser Sohn, ein etwa 30jähriger Trunkenbold, hatte im Laufe des Tage- Geld von seiner Mutter verlangt und gedroht, „die Bude anstecken zu wollen", wenn es nicht nach seine« Willen singe. Die Drohung hatte der am Spätabend betrunken Seimkehrende ausgeführt, war aber selber in den Fla««en umgekommen. Man fand ihn nach längerem Sachen hinter dem Schornstein als angekohlte Leiche vor. ' In den größeren Städten Württemberg- hat gestern sie Feier de« hundertjährigen Geburtstags Ludwig Uhlanvs iattgefunden ; in Stuttgart wohnte die Königin Olga mi dem gelammten Hose der öffentlichen Feier auf dem Markt platze bei. In dieser Hinsicht ist es Jahren ein französischer Srenzpolizeicommiffar wider alle« Völkerrecht seine amtliche Stellung dazu mißbraucht hat, die Sicherheit de- deutschen Reichs und die Ruhe und Ordnung im deutschen Reich-laude zu untergraben. SS ist selbstoer- stäudltch, daß der Schwerpunkt der diplomatischen Verhand lungen, die der jetzige Sinzelfall Schnäbele zwischen Deutsch land und Frankreich hervorgerufen, in dieser Frage liegen wird. Sollen solche gefährliche Vorkommnisse nicht wieder Vorkommen, so wird Frankreich mit größter Gewissenhaftig keit dafür etntreten müsse», daß derartige gegen Deutsch land gerichtete hochverrätherische Unternehmungen in Zu kunft an der Grenze nicht wieder geplant werden dürfen. Die Entschiedenheit, mit der bisher die deutsche Regierung gegen diese Unternehmungen vorgegangen ist, bürgt dafür, daß sie auch bei den jetzigen Verhandlungen allen Nachdruck darauf legen wird, sie. für die Zukunft unmöglich zu ma chen. Dann würde allerdings der Fall Schnäbele eine schwerwiegende Bedeutung für die fernere Bewachung des staitgefuneen. Schnäbele habe bei der ersten Vernehmung jede Schuld geleugnet und behauptet, seine Verhaftung sei auf frauzöfische» Gebiete erfolgt, er halte aber letztere Be hauptung nicht mehr bestimmt aufrecht, gebe vielmehr die Möglichkeit eine- Jrrthums zu, räume ein, die fraglichen dr«i «riefe geschrieben »nd die als landesoerräthertsch gekennzeichnete Korrespondenz Klein'- ver«tttelt zu habe«. Der von Schnäbele und Klein genannte Oberst Vincent sei der aus den LandeSverrath-prozeffen wieder Sarauw und Prohl berettS bekannt« Chef de» französischen Nachrichten bureau-. Der Untersuchungsrichter habe gegen Schnäbele de« Haftbefehl wegen Landesverraths erlassen. Der An- geschuldtgte Srebert scheine zu den französischen Srenzpolizei- beamten tu-besonder« ,u dem Poltzetko«misiar Gerber in Avrtcourt ähnliche Beziehungen wie Klein zu Schnäbel« unterhalten zu haben. Tagesgefchichte. Deutschland. Berlin, 28. April. Der BudgetauSschuß de» Reichs tage» berieth heute in sechsstündiger Sitzung den Nachtrag» «tat durch, wobei die Kasernenbauteo, bezüglich deren not keine Pläne Vorlagen, sowie die für die Erhöhung der Schlag fertigkett der Armee geforderten fünfzig Millionen, welch für das Nrttllerieetabliffement bestimmt sein sollen, auSge schieden wurden. Die übrigen Positionen wurden unver ändert bewilligt. Ueber die Forderungen für strategisch Bahnen wird in nächster Sitzung am Sonnabend Beschlu gefaßt. De« Vernehmen nach wird der Buude-rath übe die Branntweinsteuer bereits an Sonnabend beruthen. — Die zuständige Commission de- Reichstag- nahm das verbot der Mischbutter mit 20 gegen 7 Stimmen an. Kunstbutter darf nur würfelförmig verkauft werden und di Fässer und Umhüllungen sollen eine durch den Bunde-rat zu bestür mende Farbe tragen; ferner soll jede-Stück Kunst butter den Namen der Firma de- Fabrikanten und de- Fa brikats führen. Berlin, 28. April. Die „Nordd. Allg. Ztg." bring die dem Auswärtigen Amte über den Fall Schnäbele vom Reichsjustiza»te zugegangene Mtttheiluug. Danach wurde» im Monat Februar der Handelsagent Klein in Straßbur, «nd der Fabrikant Srebert in Schiltigheim unter de« Ber dacht des Lande-verrath- verhaftet und zur Untersuchung gezogen. Bei Klein wurden drei Briefe gefunden, welche Auskunft über die Befestigungsarbeiten in Straßburg ver langen und aus welchen stch ergiebt, daß der Brtefschreiber gleiche Nacyrtchtea bereits aus Metz erhalten hat. Klein gestand nach anfänglichem Leugnen, daß er t« Jahre 1879 oder 1880 von dem französtschen Poltzeiazenten Htrschtzguev in Paris mit der Spionage in Mainz »nd Straßburg be auftragt worden sei und für seine Auskunft über die Be schaffenheit, die Lage und Konstruktion der Forts in Mainz und Straßburg bezügliche Thättgkett bis zu seiner Verhaf tung 200 Mark monatlich erhalten habe. Vor etwa zwei Jahren meldete th« Hirschhauer, er habe mit der Sache nichts weiter zu thun, werde ihn aber an den Chef des Renseignements, den Obersten Vincent in Paris, empfehlen, und er solle seine Briefe an Pisard in Nancy adresfiren. Er habe die- aethan, bis er von Schnäbele zu einer Zu sammenkunft eingeladen und aufgefordert worden sei, seine Briefe künftig an Kenzig in Pont-ü-Mouffon zu adresstren. Die bei th« gefundenen Briefe rührten von Schnäbele her. In Folge dieses Geständnisse- habe der UntersuchunSrichter die Fahndung auf Schnäbele und dessen Verhaftung bei Betreten deutschen Gebiet-aageordnet. Die Verhaftung Schnäbele's habe erwiesenermaßen auf deutschem Gebiete officiöse Mittheilung: „Die deutsche Regierung hat den französischen Botschafter in Kenntutß gesetzt, sie habe jetzt alle Schriftstücke der Untersuchung über Pagny in Händen. Die Sache scheine auf gutem Wege und es wäre nicht un möglich, daß eine rasche befriedigende Lösung die Sendung der Acten der deutschen Untersuchung nach Pari- nutzlos machte." Diese Mittheilung wirft sehr beschwichtigend in rari-. — Heut« hatte Herbette eine neue Unterredung mit Herbert Bismarck. Die gestrige Unterredung zwischen bet- den bet Graf Vt-«akck- Empfang« soll schr herzlich gewesen sein. Laut der Liberte hätte Graf Herbert «Smarck geäu- ßertr „Mr, «ein «ater und ich, wünschen sehe, zu einer raschen Lösung zu gelangen." Wie verlautet, soll e- stch bloß «och um formelle Schwierigkeiten und um die Art und Weise handeln, wie Schnäbele» Freilassung stattfinden , könne. — Graf Münster wird am Samstag wieder in > Pari» eiutreffen. — Temp» erklärt die Nachricht für unbe gründet, daß Mohrenhet« gestern mit Flouren» eine Zu- sammenkunft gehabt habe: Mohrenheim sei erst gestern Abend in Part» etngetroffe«, sei aber zum Empfange bet Flouren» erschienen. Neetzka«». Such die rassisch« Presse fährt kort, in d«r Affaire Schnäbele blindltag» g«g«n Deutschland loSzuztehen. Die „Now. Wre«." zächnet stch insofern vorthetlhaft au», al te e« wenigsten» d«r Mühe werth findet, zu erwähnen, daß ihr« bt»herigen Nachricht«» nur au« französtschen Quellen stammen. I« klebrigen stellt aber auch st« die Lag« al- ernst dar und erinnert an di« spanisch« Lqndtdatar und d«n Zwischenfall Benedetti im Jahr« 1870; auch d«r Brand von Moskau habe «iaem Talgltchte seine Entstehung verdankt. Di« „Moskauer Zettuag" steht bereit» diu Kct«g in Sicht, für sie unterliegt e» natürlich keinem Zweifel, daß di« deutschea Behörden da» Völkerrecht verlegt Haden «ad daß die Verhaftung Schnäbel«'» ans franMschrm Oe-
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