Suche löschen...
Erzgebirgischer Volksfreund : 10.05.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-190505102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19050510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19050510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1905
- Monat1905-05
- Tag1905-05-10
- Monat1905-05
- Jahr1905
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 10.05.1905
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
3« «chiller» 1V0. Lod-Stag-. Mit einer Einmütigkeit ohnegleichen begeht Alldeutschland, begeht die Welt am heutigen 9. Mai den Tag des Gedächt nisses an den großen Dichter, der vor hundert Jahren uns genommen wurde und dennoch unter uns lebt und noch heute so unvermindert in begeisternder Frische auf alle Schichten ves Volkes, auf jedes Lebensalter, auf jedes Geschlecht wirkt, als wäre er noch der Unsere, als schritte er mitten unter uns dahin und befruchte uns täglich neu mit den Werken seines gewaltigen, erhabenen Geistes. Wie ein Frühlingssturm braust heute an Schillers Erinnerungstage die allgemeine Begeister ung durch die Welt dahin, und indem wir den Heros unseres Volkes feiern, durchdringt unS das Hochgefühl, daß er unser war, daß in ihm das Beste seiner Eigenart Gestalt gewann und uns selbst und den anderen Völkern offenbar wurde. Ein stetes Vorwärts und ein stetes Aufwärts war Schillers dichterisches Schaffen. Kraftvoll wild und überschwänglich setzt er ein mit den Sturm- und Drang - Dramen seiner Jugend: den „Räubern", die in Flammenworten allem Be stehenden den Krieg ankündigen, gegen alle konventionelle Sitte und Überlieferung Sturm laufen und nur die schran kenlose Freiheit des Individuums gelten lassen, der „Ver schwörung des Fiesko", die, politisches Charakterdrama mit bürgerlichem Trauerspiel mischend, ehrgeizige Selbstsucht in den Mittelpunkt stellt, „Kabale und Liebe", dessen heißer Ruf nach sozialer Gerechtigkeit wie gegen das mächtige Vorurteil der Standesunterschiede mit erschütternder Gewalt ertönt. Dann geht es empor zum „Don Carlos", der, noch vielfach Sturm- und Drang-Gedanken gestaltend, doch schon an Stelle der unbedingten Freiheit des Einzelnen weltbürger liche Ideen und die innere Freiheit des Gedankens und der Menschenwürde setzt und, auch iu der Form zum ersten Male des gehobenen Verses sich bedienend, im Umfang weit über den Rahmen eines Bühnenabends hinauswachsend, politische und seelische Konflikte zu einem hinreißenden hohen Liede der Freundschaft steigert. Zuletzt, nach langer Pause, erreicht er die volle Höhe in den großen Geschichtsdramen der reifen Zeit, von denen jedes einzelne einen neuen Beweis liefert für die Wahrheit seines Wortes: „Jeder Stoff will seine eigne Form." Mit der Sicherheit des Meisters findet er für die ge waltigste deutsche Charaktertragödie, die weit ausgreifende Wallensteindichtung, wie für die musterhaft streng gebaute Leidenschaftstragödie „Maria Stuart", für die mystisch romantische Welt und die psychologische Entwicklung der „Jungfrau von Orleans", wie für den Wettstreit mit den antiken Tragikern in dem Schicksalsdrama „Die Braut von Messina" und endlich für das ganz frei ausgestaltete Schau spiel „Wilhelm Tell", das die Freiheit der allgemeinen Men schenrechte wie der dem engeren Vaterlande erstrittenen politisch nationalen Selbständigkeit gleich feurig verherrlicht, jeweilen eine neue aus dem Stoffe geborene und mit ihm zu untrenn barer Einheit verwachsene Form. Noch „Demetrius", das letzte, nicht mehr vollendete Werk, das nicht nur die gestalten reichste sondern auch die an dramatischer und tragischer Wirkung größte seiner Bühnendichtungen geworden wäre, zeigt ihn auf neuer Bahn. Denselben Aufstieg können wir ver folgen in der Lyrik, von den überschwänglich glühenden Ueber- treibungen der Jugenddichtung in der „Anthologie" über die jubelnden Dithyramben und die elegischen Gesänge der mitt leren Periode (das Lied an die Freude, Die Künstler, Die Götter Griechenlands) bis zu der gehaltschweren philosophischen Gedankenlyrik, den mit dramatischer Lebendigkeit gestaltenden Balladen, den wundervoll plastischen Gedichten in Distichen- form und der Verherrlichung echtdeutschen Bürgertums im Lied von der Glocke aus der Zeit seiner Reife. Daß Schiller schon in seinem 46. Jahre vom Leben schied, war der schwerste Schlag, den unser Geistesleben be troffen, keiner ist nach ihm auferstanden, der, so wie er, edle Volkstümlichkeit mit hoher Kunstvollendung zu vereinigen gewußt hätte. Und so bedeuten seine großen dichterischen Werke heute wie vordem den wertvollsten geistigen Besitz unseres gesamten Volkes. T a g e s g e s ch i ch t e. Deutschland. Karlsruhe, 8. Mai. Der Kaiser wurde von der ge samten großherzoglichen Familie zum Bahnhof geleitet und ift vormittags 10^ Uhr nach der Hohkönigsburg beziehungs weise nach Straßburg abgereist. Straßburg, 8. Mai. Der Kaiser traf mittels Son derzuges aus Karlsruhe mittags 11 Uhr 55 Minuten hier ein und fuhr um 12 Ühr 5 Minuten nach St. Pilt weiter, von wo die Fahrt nach der Hohkönigsburg mittels Automo bils erfolgte. Der Statthalter erwartete den Kaiser auf dem Bahnhofe und bestieg den Zug, um mit dem Kaiser nach der Hohkönigsburg weiterzufahren. Der Kaiser verließ den Son derzug nicht. St. Pilt, 8. Mai. Der Kaiser traf nachmittags 1 Uhr auf dem hiesigen Bahnhofe ein und wurde vom Kreisdirektor Heitmann empfangen. Sodann fuhr der Kaiser im Automobil durch das reichgeschmückte Städtchen St. Pilt auf die Hoh königsburg. Bei seinem Eintreffen dort wurde auf dem Burg fried die Kaiserstandarte gehißt. Auf der Burg wurde der Kaiser von Geheimrat Dilckmann, Forstmeister Gümbd und dem Architekten Eckhardt empfangen. Es wurde sodann ein Rundgang durch die Burg angetreteu. Der Kaiser sprach sich mehrfach sehr anerkennend über die seit dem vorigen Jahre in der Wiederherstellung der Burg gemachten Fortschritte aus. Nach einem Imbiß im Schloß erfolgte um 4 Uhr nachmittags die Rückfahrt über Thannenkirch und Bergheim zum Bahnhofe Rappoltsweiler, von wo die Reise nach Straßburg angetreten wurde. Straßburg, 8. Mai. Der Kaiser traf von seinem Besuche auf der Hohkönigsburg heute nachmittag auf dem hie sigen Bahnhöfe ein. Offizieller Empfang fand nicht statt, es waren daher auf dem Bahnhofe nur anwesend Staatssekretär v. Köller und der kommandierende General Ritter Hentschel von Gilgenheimb, Gouverneur General v. Moßner, Stadt kommandant Generalleutnant v. Pawlowski, sowie Polizeiprä sident v. Dall. Der Kaiser begrüßte die erschienenen Herren anfs freundlichste. Vor dem Bahnhofe erstattete Generalleutnant Hüne den Frontrapport. Der Kaiser, der Generalsuniform trug, bestieg mit dem Fürsten-Statthalter den Wagenundfuhr nach dem Kaiserpalast. In den reichgeschmückten Straße» bil deten Truppen Spalier, die äußerst zahlreiche Menschenmenge begrüßte den Kaiser mit begeisterten Hochrufen. Wildpark-Station, 8. Mai. Die Kaiserin ist abends 7 Uhr 45 Min, mittels Sonderruges hier einaetroffen und vom Kronprinzen, dem Prinzen August Wilhelm und der Prinzessin Viktoria Luise, sowie ihrer Schwester, der Prinzessin Feodora, empangen worden. Die Begrüßung war überaus herzlich. Die Herrschaften begaben sich zu. Wagen nach dem Neuen Palais. — Aus Südwest-Afrika liegt folgende amtliche Meldung vor: Zur Erkundung des Kaukau-Feldes brach Oberleutnant Gräff der zehnten Kompagnie mit 30 Mann und sechs Kamelen am 15. März von Otjituo in Richtung Neinei auf. Wassermangel und dichter Busch zwangen ihn, nicht längs des Apato, sondern über Karakubisa am Omu- ramba und Amatako zu marschieren. Am 12. April traf er bei Kaurama eine Hererowerft, stürmte sie nach heftigem Widerstand und erbeutete 90 Stück Großvieh. Vom Feinde fielen sieben Mann, diesseits ein Reiter. Hierauf wurde eine große Werft bei Gautscha festgestellt, zu deren Fort- nahme die Stärke der Patrouille nicht ausreichte. Oberleut nant Gräff wartet bei Ukeidis eine Verstärkung von 40 Mann mit zwei Maschinengewehren ab, die zu ihm abgeschickt wurde. In den Karasbergen erreichte am 26. April Leutnant von Detten mit einem Zuge bei Ganams (20 km östlich Nurudas) den nach Osten abziehenden Morenga, den er angriff. Nach dem am 27. April Hauptmann Winterfeldt mit Verstärkungen eingetroffen war, wurde der Gegner mit einem Verlust von mindestens 15 Toten in die Berge östlich Ganams geworfen, wo seine Spuren auseinander laufen. Diesseits sind sechs Mann gefallen, zehn Mann sind verwundet. Die gegen die Banden des Bethanier-Kapitäns Cornelius entsandte Abteilung Zwehl traf am 1. d. M. drei Werften am Kutip (etwa 75 km südwestlich Gibeon) und warf den Gegner, von dem 24 Mann fielen, in südöstlicher Richtung. Fünfhundert Stück Großvieh und zweitausend Stück Kleinvieh wurden erbeutet. Diesseits sind keine Verluste zu verzeichnen. — Auf dem Platze des zu Beginn des Aufstandes in Südwestafrika ermordeten Farmers Zimmermann, an der Bahnstrecke zwischen Karibik und Okahandja gelegen, wurde Ende der letzten Woche die Frau des Ingenieurs Schenkel ermordet. Herr Schenkel ist, so schreibt die Deutschsüdwest afrikanische Zeitung, noch nicht lange im Lande und hatte gegen Weihnachten den Zimmermannschen Platz bezogen. Als er, nachdem er mehrere Tage in Geschäften abwesend gewesen, Ende voriger Woche nach Hause zurückkehrte, fand er seine Frau in gräßlicher Weise ermordet. Sein kleines, erst gegen Weihnachten geborenes Kind hatte eine auf dem Platze be dienstete Bergdamarafrau an sich genommen und genährt. Einem eingeborenen Diener war die Kehle durchschnitten, be wegliche Habe geraubt oder zerstört. Soweit bisher bekannt, waren die Täter Herero. Bom ruffisch-japanischen Kriegsschauplatz. — Verschärfung des japanisch- fran zösischen Konflikts. Die Situation in Ostasien wird augenblicklich völlig beherrscht durch den Unwillen der Japaner über die Auslegung der Neutralitätspflichten seitens der Franzosen. Es wurde bereits berichtet, daß die allgemeine Stimmung in Japan auf die Ergreifung von Repressalien gegen Frankreich gerichtet ist und die Einzelheiten über die tatsächliche, wenn auch nur indirekte Begünstigung der russischen Flotte während ihres Aufenthalts an der fran- zösisch-Ainesischen Küste, die jetzt bekannt werden, sind wohl geeignet, die Erregung in Japan noch mehr zu steigern. Ein Telegramm aus London, 8. Mai meldet hierüber: Der Vertreter der Agentur Laffan sendet aus Hongkong eine Depesche, deren Expedierung von Saigon aus die französischen Behörden unter Berufung auf Artikel 7 der Petersburger Telegraphen-Konvention verweigert hatten. Danach hätte der Korrespondent in der Kamranh-Bai durch Augenschein die Ueberzeugung gewonnen, daß die russische Flotte ohne die Gastfreiheit der Franzosen, die ihr ermöglichte, sich in jener Bucht zu sammeln und unter weitgehender Benutzung der französischen Telegraphen mit Vorräten vollauf zu versehen, in die größte Verlegenheit geraten wäre. Bei ihrer Ankunft in der Kamranhbucht gingen ihre Vorräte an Koh len, frischem Wasser und anderen Lebensmitteln auf die Neige. Die Neuversorgung in dem vorzüglichen Hafen vou Kamranh war den Russen um so leichter gemacht, als er zum Konzes sionsgebiet des Marquis de Barthälemy-Pontalis gehört und sämtliche Güter dort ohne Zollumstände übernommen werden konnten. Es geschah wohl auf Grund vorheriger Vereinbar ung zwischen den Russen und dem Konzessionär und im Ein verständnis mit der französischen Regierung, welche die An häufung und Bereithaltung ungeheurer Vorratsmengen für die Russen in Saigon ungehindert hatte geschehen lassen. Prinz Lieven, der Kommandant des in Saigon internierten Kreu zers „Diana", leitete die von dem russischen Armeelieferanten , Ginsberg besorgte Neuverproviantierung der russischen Flotte. Deutsche und französische Transportschiffe verdienten an der ^Überführung der Vorräte von Saigon nach KamranhUnsum men. Die Gütereinnahme auf den russischen Schiffen vollzog sich vor den Augen des französischen Admirals de JonquiSres. Erst als nach acht Tagen die ersten Meldungen darüber nach Europa gelangt waren, riet er den Russen, schleunigst abzu dampfen und begab sich nach Nathrang. Die Russen fuhren aber in ihrer Proviant-Einnahme unbekümmert fort. Durch schnittlich trafen täglich drei Transportdampfer aus Saigon ein. Der französische Kreuzer „Descartes" sah ruhig zu, wie Mengen von Konterbande auf Dschunken und Booten von dem französischen Dampfer „Quangnam" unter Aufsicht rus sischer Zahlmeister umgeladen wurden. Erst nach zehn Tagen veranlaßte auf den erneuten japanischen Protest hin Admiral de Jonquidres die Russen zur Abfahrt. — Zur diplomatischen Lage ist zu vermerken, daß der angefachte Zwiespalt zwischen Japan und Frankreich auch weitere europäische Mächte in seinen Bereich zu ziehen beginnt. Es besteht nämlich die große Gefahr, daß die bis herigen Bemühungen, den Krieg lediglich auf Ostasien zu be schränken, zunichte gemacht werden könnten und daß infolge des englisch-japanischen Bündnisses auch England mit in den Konflikt verwickelt werde. England sucht den drohenden Kom plikationen selbstverständlich auf jede Weise zu begegnen, indem es zunächst seinen Einfluß in Paris aufbietet, um die dortige Regierung zum Einstellen der bisher Roschdjestwensky gewährten Vergünstigungen zu veranlassen. I — Aus London wird hierzu dem „L. A." depeschiert: Die Erregung der Japaner über die Duldung und Unter stützung der russischen Flotte in den französischen Gewässern hat nach Tokioter Meldungen einen gefährlichen Grad erreicht, i Die vereinigten Handelskammern Japans sind im Begriff, 'alle Geschäftsverbindungen mit französischen Firmen abzu- ' brechen. Die Entrüstung gegen Frankreich ist ebenso groß wie die gegen Rußland kurz vor Ausbruch des Krieges. Die Blätter fordern die Beschießung eines französischen Hafens und zitteren mit wachsender Ungeduld das japanisch-englische Bündnis, dessen Oasus koväsrm durch die materiell feindselige Haltung Frankreichs gegeben sei. Die hiesige Regierungspresfe sucht beschwichtigend zu wirken, indem sie einerseits Frankreich seine Neutralitätspflichten vorhält, was der „Times" zufolge durch Lord Lansdowne bereits Herrn Delcassä gegenüber mit Nachdruck geschehen wäre. Vor allem aber ermahnt sie an dererseits die Japaner zur Geduld und Nachsicht. Die Blät ter weisen darauf hin, daß, wenn Japan Frankreich jetzt als kriegführende Macht behandeln würde, ganz Europa in den Kampf verwickelt werden müßte. Die Japaner möchten also ihren an sich zweifellosen Rechtsstandpunkt lieber nicht zu energisch vertreten. Aus Sachsen. — Zur Angelegenheit der Gräfin Montignoso schreibt das „Dr. Journ.": „Gegenüber verschiedenen Äußerungen in der Presse können wir mitteilen, daß sich am 2. d. M. der Staatsminister Dr. Otto im Auftrage Sr. Majestät des Kö nigs nach Florenz begeben hat, um mit der Frau Gräfin Montignoso zu verhandeln. Es ist dort auch ein der Geneh migung Sr. Majestät des Königs bedürfender neuer Vertrag vereinbart und niedergeschrieben worden. Herr Staatsminister Dr. Otto ist vorgestern nach Dresden zurückgekehrt. Über den Inhalt des Vertrages Mitteilung zu machen, sind wir nicht in der Lage, weil die Entschließung Sr. Majestät zur Zeit dazu noch aussteht. Der „D. A." fügt hinzu, daß Exzellenz Dr. Otto nur mit der Frau Gräfin allein verhandelt hat, daß also die Gräfin keinen ihrer Rechtsvertreter zu rate ge zogen hat. Oertliche Angelegenheiten. Schneeberg, 9. Mai. Zur Vorfeier des 100. Todes tages Schillers hatte der Chor des Königlichen Gymnasiums am gestrigen Abend im Saale von „Stadt Leipzig" eine Auf führung veranstaltet, der zahlreiche Gäste aus Stadt und Um gegend beiwohnten. Die Feier wurde eröffnet mit dem Trauermarsch aus der 3. Symphonie von Beethoven für Violine und Pianoforte : der Goethesche Epilog zu Schillers Glocke leitete über zu der Glocke v. Schiller, componiert v. Romberg für Chor und Solo mit Pianofortebegleitung. Die Soli hatten Frau Professor Strüver, Herr 8tuck. tkeol. Seydel und Herr Bürgerschullehrer Kayser mit dankens wertester Bereitwilligkeit übernommen. Die, wenngleich ältere, Komposition wirkte dank der gehobenen Stimmung des Publi kums recht gut, und , alles Dargebotene wurde mit freund lichem Beifall ausgenommen. Schneeberg, 9. Mai. Die Schillerfeier im Königl. Gymnasium, die durch die Anwesenheit zahlreicher Gäste aus gezeichnet war, begann mit dem Vortrag des folgenden Hymnus: Schiller, erhabener Sänger des Wahren, Guten und Schönen, sei uns gegrüßt. Stimme von oben, Bote des Himmels, Bote des Friebens, göttlicher Sänger, sei uns gegrüßt. Grüße der Höhe, himmlische Achsen irdischem Leben streute der Sänger; sei uns gegrüßt. Blumen im Herzen blühen dir ewig, schöner als Rosen, Blumen der Liebe; sei uns gegrüßt. Darauf folgten Schülerdeklamattonen, u. a. wurden Kassandra, der Ring des Polykrates und der Monolog aus Wilhelm Tell I V. 3: „Durch diese hohle Gasse muß er kommen" vorgetragen. An den Gesang des Liedes „An die Freude" schloß sich die Fest rede des Herrn Konrektors Professor vr. Fritzsche „Ueber Schillers Volkstümlichkeit und deren Gründe, seinen Freiheits gedanken und seinen Idealismus." Mit dem Chorgesang von Schillers Dithyrambus, komponiert von Richter, schloß der festliche Aktus. Schneeberg, 9. Mai. Die Gedenkfeier an den 100- jährigen Todestag des Lieblingsdichters des deutschen Volkes, Friedrich Schiller, wurde im Kgl. Seminar heute Vor mittag auch durch einen Aktus begangen. Nachdem Passa caglia von Rheinberger Sonate op. 123 für Orgel verklungen war, hielt Herr Seminaroberlehrer vr. Bruntsch die Rede, in der er in geistvollen, aus begeistertem Herzen kommenden Wor ten eine Würdigung Schillers, des großen, erhabenen Dichters und Menschen gab. In knappen Zügen zeigte zuerst der Redner den Dichter als Kämpfer gegen so viele widrige Ver hältnisse, um sodann seine Bedeutung als Dichter, besonders als Dramatiker, sowie als Philosoph darzulegen. Die Rede zeigte am Schlüsse, wie das Schöne im allgemeinen die Welt war, in der Schiller lebte und wie das Erhabene im beson deren seinen eigentümlichen Genius bildete, der ihn immerfort zu den lichten Höhen des reinsten Idealismus emporhob und wie er daher für alle Zeiten in den Seelen unserer Jugend, in den Herzen der deutschen Männer und Frauen fortleben wird. An die Rede schlossen sich in sehr ansprechender Weise Deklamationen Schillerscher Gedichte an, worauf der Festge sang an die Künstler von Mendelssohn, vorgetragen vom Männerchor des Seminars, unter Leitung des Herrn Semi naroberlehrer Mättig, die schöne Feier beendete. Schneeberg. Die Begeisterung für unseren Dichter heros Friedrich Schiller hat die Gemüter erfaßt; am 100sten Gedenktage seines Todes flutet der Strom heiliger Liebe aus tiefstem Herzensgründe hervor. Das bewiesen die Aufführun gen im Königl. Lehrerseminar. Zur Darstellung gelangte: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder, Trauer spiel mit Chören von F. Schiller. — Von vornherein sei er wähnt, daß die Tragödie in ungekürzter Fassung dargeboten wurde. Die Wirkung des nach griechischer Art eingefügten Chores ist wohl vielen noch von der Antigone - Aufführung her in Erinnerung. Durch einen jugendfrisch gedichteten, schön gesprochenen Prolog wurde die Feier eingeleitet. Eine gewaltige Aufgabe hatten sich die Zöglinge des Seminars ge stellt, sie wurde aber nach monatelanger, rastloser, bis ins ein zelnste durchgefeilter Einstudierung glänzend gelöst. Alles war so sicher gelernt, daß die Hörer im Gefühl wohltnender
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder