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Erzgebirgischer Volksfreund : 17.09.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192509170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19250917
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19250917
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1925
- Monat1925-09
- Tag1925-09-17
- Monat1925-09
- Jahr1925
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 17.09.1925
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* Steuerfreie« spare«. Da« neue Einkommensteuergesetz vom 10. August 1925 enthält zwei für da» Spargeschäft außer, ordentlich wichtige Bestimmungen. Während früher auch von den Zinsen der Spareinlagen 10 Prozent al« „Steuerabzug vom Kapitalertrag" vom Schuldner, d. h. der Dani, Sparkasse, Kreditgenossenschaft usw. an das Finanzamt abzufiihren waren, gilt diese Bestimmung jetzt nur für die Zinsen und Dividenden von Wertpapieren. Die Zinsen auf Spareinlagen Meßen also dem Sparer ungekürzt zu. Ebenso wichtig wie die Befreiung der Sparguthabenzinsen vom Kapltalertragssteuevabzrlg sind die Bestimmungen des 8 17. Hiernach zahlen nämlich Spar- einlagen für den Steuerpflichtigen und sein« nicht selbständig veranllagten Haushaltungsanaehörigen, sofern die RUckzichlung de« Kapitals nur für den Todesfall oder für den Fäll des Erlebens innerhalb einer Zeit von nicht weniger als zwanzig Jahren vereinbart ist und die Vereinbarung unter Verzicht beider Dortvagsteile auf eine Abänderung oder Aufhebung dem für den Steuerpflichtigen zuständigen Finanzamt angezeigt wird, zu den ,x,bzugsfähigen Sonderleistungen". Wenn also z. B. jemand sich «in Sparkonto eröffnen läßt, und dabei gegen- seitig vereinbart wird, daß das Kapital (und möglicherweise auch die Zinsen und Zinseszinsen, was das Gesetz aber nicht verlangt!) nicht vor zwanzig Jahren gekündigt werden darf, so ist das jeweils gesparte Geld einkommensteuerfvei. Es darf also bei der jährlichen Steuerveranlagung abgesetzt werden, wie die sonstigen steuerfreien Sondorleistungen, z. B. gewisse Ver sicherungsbeiträge, Prämien und Ausgaben für die Fort bildung im eigenen Berufe. Mit diesen Abzügen dürfen die jährlichen Spargelder zusammen 'den Betrag von 480 Reichs mark nicht übersteigen. Dieser Betrag erhöht sich jedoch für die zur Haushaltung des Steuerpflichtigen zählende Ehefrau sowie für jedes Nicht selbständig zu veranlagende aber zu seiner Haushaltung zählende minderjährige Kind um je 100 Reichs mark. Demgemäß kann ein Arbeiter oder Beamter mit Frau und drei Kindern jährlich bis 880 Reichsmark „steuerfrei" sparen. * Anzeichen eine» frühen und strengen Winter»? Nach den Erfahrungen alter Küstenfischer ist es ein untrügliches Anzeichen eines zeitigen und sehr strengen Winters, wenn gegen den Herbst in den südlichen deutschen Seegewässern in der Nähe der Küste Seehunde erscheinen. Jetzt ist die Anwesen- heit dieser Tiere in der Flensburger und Kieler Förde sest- gostellt worden. In Flensburg kam ein mächtiger Seehund sogar bis an das Hafengestade, die Jagd auf ihn war ergebnis- los. Die Fischerkreise erwarten einen sehr baldigen Kälte einbruch. Ferner sind auf den nord friesischen Inseln Sylt und Föhr die ersten Wildgänse, Wildenten und sonstige nordische Wasservögel erschienen. Sie ziehen, aus dem Norden kommend, über das Wattenmeer nach Süden. Schneeberg, 16. Sept. Der Albert-Zwsigverein Schnee berg und Umgebung hielt am 10. L. M. im Kasino seine Haupt versammlung ab. Jahres- und Kassenbericht wurden geneh migt. In den Vorstand zugewählt wurde Frau Bergrat Dr. Poser, Radiumbad Obsrschlema. Der Jahresbeitrag wurde wiederum auf 5 RM. festgesetzt. Die Einziehung soll erst im November erfolgen. Mitglieder, die den Jahresbeitrag in zwei Raten abführen, bezahlen die zweite Rate im März 1926. In Zukunft sollen die Mitglieder zu den Hauptversammlungen nicht nur Lurch Bekanntmachung im Erzgeb. Volksfreund, sondern auch noch schriftlich eingeladen werden. Neustädtel, 16. Sept. Im Hausbesitzervevein (I. P.) wer- den Donnerstag, den 17. September, abends 8 Uhr, im „Karls bader Haus" 2 wichtige Vorträge gehalten. Hr. Hent- schel-Aue spricht über Aufwertung und Hausbesitz, Hr. Gießel- Plauen über Versicherungsschutz der Hausbesitzer. Neustädtel, 16. Sept. In der am Alton tag abend abge haltenen Kirchgemeindeoertreter-Sitzung wurde der für die hiesige Kirchgemeinde bedeutungsvolle Beschluß gefaßt, für die über zwei Jahre unbesetzt gebliebene Stelle des zweiten Geist lichen Pfarrer Walde aus Breitenbrunn zu berufen und das evangelisch-lutherische Landeskonsistorium zu ersuchen, diese Wahl zu bestätigen. Ferner wurde noch beschlossen, Sticker Her. mann Seifert von hier vom 1. Oktober ab zunächst probe weise auf ein Jahr Las Kirchneramt zu übertragen und in Zu- kunft alle Gebühren für das Aufsetzen und die Pflege der Gräber durch die Kirchkasse einzuheben. Oberpfannenstiel, 16. Sept. Bevorzugte Fortunas sind die hiesige Einwohnerin Frau G. und ihr Sohn, die zwei Zehntel des großen Loses der Sachs. Staatslotterie gewonnen haben. Den Gewinnern, die auch nicht übermäßig mit Glücks gütern gesegnet sind, ist dieser Glückszufall zu gönnen. * " Oberwiesenthal. Ein hier als Bauführer tätiger 18jäh- ciger Bauschüler aus Döbeln erschoß sich dieser Tage in der Wohnung seiner Geliebten. Der Grund soll in Krankheit und Aufkündigung seines Arbeitsverhältnisses zu suchen sein. " Oberwiesenthal. An der Südseite des sogenannten „Kleinen FichteWerges", unweit von dem neuen Hiekeschen Unterkunftshaus, hat ein Chemnitzer namens Fritsche eine Pelztierfarm angelegt. ** Zwickau. Fast jede der letzten Stadtverordnetensitzun- gen fand Lurch Beschlußunfähigkeit ein vorschnelles Ende, so daß häufig dringende Vorlagen unerledigt bleiben mußten. Nachdem erst die Sitzung am 7. September von der Linken be schlußunfähig gemacht worden war, mußte auch dis letzte Sitzung aus demselben Grunde vorzeitig abgebrochen werden. Die Linke erreichte aber diesmal nicht ihren Zweck, denn die Vorlage, um die der Kampf geht, die Straßenreinigungs- und Schleusengebühren, honnte noch schnell unter Dach und Fach gebracht werden. Grimma. Die Fürstenschule feierte in diesen Tagen ihr 375jühriges Bestehen. Nach den wohlgelungenen Aufführungen des sophokleischen Oedipus erreichte am Sonn- tag, am eigentlichen Gründungstage der Fürstenschule zu St. Augustin, die Feier in: Festgottesdicnst und Festaktus ihren Höhepunkt. Der Festgottosdienst, den: die Niedevlegung von Kränzen an: Gedenkstein der gefallenen Augustiner voranging, fand in der alten 1287 bis 1290 erbauten Klosterkirche statt. Oberstudienrat Lotichius hielt die Festpredigt über Mich. 4,2 und brachte den Dank der Alt- u:kd Iungaugustiner zum Ausdruck. » Dresden. Ein schreckliches Brandunglück, bei dem drei Kinder im Alter von eineinhalb, drei und fünf Jahren den Flammen zum Opfer gefallen sind, hat sich in Rathewalde (Sächs. Schweiz) im Hause des Gutsbesitzers Richter ereignet. Das Ehepaar Schöne hatte sich frühzeitig zur Arbeit begäben und seine vier Kinder allein zurückgelaffen, die vermutlich mit Streichhölzern gespielt haben. Die Mutter konnte bei ihrer Rückkehr nur ihr jüngstes Kind, einen Säugling, retten. Da« Haus ist niodergebvannt. Limdel, gn-«skrte, Volkswirtschaft. I vom StabeisenverbanL. Düsseldorf, 18. Sept. Ende Juli d. I. wurde bekanntlich von den hauptsächlich in Betracht kommenden Stabeisenwerken die Bildung -es Stabeisenverband«» beschlossen. In der Zwischenzeit sind die Arbeiten für die Organisation dieses Verbandes soweit gefördert worden, daß die Geschäftsstelle, die sich beim Stahlwerkverband befindet, den Stabeisenverkauf be- reits in der vorigen Woche aufnehmen konnte. Heute fand in Düsseldorf eine Mitgliederversammlung des Stabeisenver bandes statt, in der der Derbandsvertrag endgültig festgestellt wurde. Ferner wurde die Aufnahme der folgenden Werke in den Verband beschlossen: Eisenwerk Krafft, Abteilung nieder rheinische Hütten, Peter Harkard L Sohn in Witten (Ruhr), sächsische Gußstahlwerke Döhlen, Geisweider Eisenwerk und Stahlwerk van -er Zyven. Die Stahlwerk« Brüninghaus, das Stahlwerk Pinra und die Firma Eicken L Lo. haben sich grund sätzlich bereit erklärt. Ueber einige Punkte wird mit diesem Werk noch verhandelt. Ebenso wird noch verhandelt werden mit dem Gußstahlwerk Witten, Eisenindustrien zu Menden und Schwerte und dem Gelsenkirchener Gußstahl- und Eisenwerk. Im Hinblick auf die am 1. Oktober d. I. eintvetende Ermäßi- gung Ler Umsatzsteuer um Prozent wurde beschlossen, die bisherigen Verkaufsgrundpreise mit Frachtgrun-lage Oberhausen für Lieferung für Derbandsvechnung vom 1. Okt. ab um 70 Pfg. die Tonne zu ermäßigen, obwohl schon die bisherigen Preise für die Werke verlustbringend sind. * Berlin, 15. Sept. Die Presse berichtet über die Nutzbar machung einer Erfindung des in Berlin ansässigen Schweizers Voßhardt. Es handelt sich um einen neuen Stahl, der bei gleichen Festigkeitseigenschoften um 40 Prozent leichter und um 30 Prozent billiger ist als der gewöhnliche Stahl. Berliner Produktenbörse vom 15. September. Weizen, mär- kischer, neuer 211—216, Oktober 236—233,50, Dezember 241,50 bis 240,50; Roggen, märkischer 162—166, Oktober 185—182,50, Dezember 188—186; Sonnnergerste 206—238; Wintergerste, neu 174—179; Hafer, märkischer 174—182, Dezember 187,50 bis 187; Mais, loko Berlin 211—215; Weizenmehl 30,00 bis 33,25; Roggomneyl 23,50—25,75; Weizenkleie 11,80; Roggen kleie 10,80; Raps 355; Diktoriaerbsen 26,00—31,00; Futter erbsen 21,00—24,00; Wicken 25,00—28,00; Lupinen, blaue 12,75—14,00; Rapskuchen 16,00—16,20; Leinkuchen 22,60 bis 22,80; Trockenschnitzel 12,00; Soya-Schrot 21,00—21,20; Torf melasse 30/70 8,80—9,00; Kartoffelflocken 17,80—18,00. Neues aus aller Well. — Flugzeugunglück. Das seit einigen Wochen in Bremen stationierte Wasserflugzeug setzte Dienstag abend bei der San- düng zu hart auf und geriet dabei durch Explosion des Benzintanks in Brand. Gleich darauf versank der vor- dere Teil 'des Rumpfes im Wasser. Von den drei Insassen sind die beiden Passagiere ertrunken, der Pilot wurde ge rettet. — Ein schwerer Autounfall ereignte sich im Manöverge lände bei Rudolstadt. Ein Kraftwagenführer hatte etwa 30 Kinder, sowie «ins Anzahl älterer Personen auf Len Bei nlagen seines Automobils genommen. Der Wagen geriet in- folge schlüpfrigen Weges ins Schleudern und der Beiwagen stürzte um. Sämtliche Kinder wurden herausgeschleudert. Dabei erlitten eine Anzahl Kinder und mehrere Erwachsene nicht unerhebliche Verletzungen — Zugentgleisung. Der Schnellzug Basel—Boulogne ist auf dem Bahnhof von Boulogne entgleist. Die beiden letzten Wagen fuhren auf den Bahnsteig und rannten ein Weichen stellerhäuschen um. Mehrere Personen wurden leicht verletzt. Der Sachschaden ist sehr bedeutend. — Vom Zug getötet. In eine Streckenarbeiterkolonne fuhr Dienstag früh ein D-Zug bei Naumburg bei starkem Nebel hinein. Zwei Arbeiter wurden überfahren und auf der Stelle getötet. — Von einer Granate zerrissen. Bei der Suche nach Me tallen in der Gegend des Forts Douaumont bei Verdun, stieß ein mit einer Hacke arbeitender mohamedanischer Arbeiter auf eine deutsche Granate. Diese explodierte und zerriß ihn. — In der Rosenschen DoppelmordaffSre sind zwei weitere Verhaftungen in Breslau erfolgt. Die polizeilichen Ermitt lungen hoben ergeben, daß die Wirtschafterin Neumann trotz ihrer Stellung im Hause des ermordeten Professors ihre Be ziehungen zu Breslauer Zuhälter- und Dirnenkreisen fortge setzt hat und daß sie auch in einem Breslauer Absteigequartier mehrfach Gast in der Woche war. — Der Mordanschlag im Wahllokal. Am Tage der Reichs präsidentenwahl hatte in einem Wahllokal der Potsdamer Straße in Berlin 'der 60 Jahve alte völkische Dichter und frühere Konditor Laube auf den Fabrikbesitzer Wachter und dessen Gattin angeblich aus Rache mehrere RevolverschUsse abgegeben. Wachter wurde sofort getötet. Seine schwerverletzte Gattin ist gestern nach fünf Monaten ihren Verwundungen erlegen. Der Täter befindet sich in einer Irrenanstalt zur Untersuchung seines Geisteszustandes. — Tqphusepidemie in Pommern. Durch Schnitter war in dm: vorigen Woche in die Avbeiterbaracken in Carpin Ruhr und Typhus eingeschleppt worden. Die Nuhrerkrankungen konnten schnell lokalisiert werden. Die Typhuserkrankungen haben aber auch auf Lie Ortschaft Eggesin übergegriffen. Bis her kamen in beiden Dörfern etwa 20 Typhusfälle zum -Aus bruch, davon Wei mit tödlichem Ausgang. Die Schulen in Eggesin sind auf behördlicher Anordnung geschlossen worden. Ebenso wurden sämtliche Lustbarkeiten verboten. — Amundsen kommt nach Berlin. Der norwegische Polar forscher Roald Amundsen wird in Berlin am 17. Deptsinber im Großen Schauspielhaus «inen Lichtbildervortrag über seinen Polarflug halten. — Ein kleiner Weltreisender wurde auf den: Bahnhofs in Blankenese festgenommen. Es handelt sich um ein 11 Jahre alte» Bürschchen aus Leipzig. Der unternehmungslustige Jungs hatte sich in Leipzig für 30 Pfennige eine Dorortkarte gelöst und war mit dem Schnellzug nach Hamburg und von dort mit der Stadtbahn nach Blankenese gefahren. Als er dort an der Sperre seine Leipziger Vorortkarte präsentierte, wurde er sestgcqenommen. Der Junge gibt an, schon mehrere Ausflüge nach Frankfurt a. M. und Bremen gemacht zu haben. Er wurde jetzt unter -er Obhut eines Zugführers nach Leipzig zurückaebrocht. AWoney ünü deAewerieM <Ier OontinevtsI-^Kriltre, veil »ie dellen, -«trtiz« unä körperliche krücke ru erbslteo. v/oll«n ruck 81« Ihre dlerven »ckovea unck »ick vor vorreitIger Lrmüäunz sckütren, ä-na trsgea 81e äie ln tzueUtLt vorrügltckcv GoNnenlal 8ie »Inci billiger uoä krltbrrer im Qebrsuck Kr lecker, ln xr.iu, ?ckvsrr ocker braun bei jeckew 8ckukmscker erkaltlick. 8o gut vi« LootmentK-Keileo. — Der blinde Passagier. Vor dem Amtsgericht Stuttgart hatte sich dieser Tage der 21 Jahre alter Schlosser Imo Czengeri aus Debreczin (Ungarn) wegen Betrugs zu verantworten. Er nhr als blinder Passagier mit dem Orientexpreß von Budapest mch München und befand sich während der ganzen Fahrt auf der Querachse eines der durchlaufenden Wagen. Ueber den Abenteurer erzählt ein Berichterstatter: Bis August dieses Jahres arbeitete er in Berlin, ohne einen gültigen Paß zu be- itzcn. Neun Monate war er in einem Karosseriewerk tätig, ns er wegen seiner nachträglich festgestellten unerlaubten Ein wanderung nach seiner Hemmt ausgewiesen wurde. So kam er per Schub nach Budapest. Er suchte vergeblich nach Arbeit. Ind da reifte in ihm ein Plan. Im Kino will er etwas Aehn- iches gesehen haben. Ohne große Vorbereitungen, ja sogar ohne vorher etwas gegessen zu haben, nur mit vier Hemden gepolstert", über seinen: Anzug einen Schlosserkittel, aber mit 40 Zigaretten bewaffnet, erscheint er am 16. August morgens gegen 5 Uhr auf den: Budapester Bahnhöfe. Der Orient- Expreß geht allerdings erst um iL7 Uhr ab. So lange hält er Unischau und findet auch einen passenden Platz unter einem der Personenwagen. Er hat anscheinend unmittelbar auf der zweiten oder dritten Achse des großen Wagens gelegen; auf dem Bauche, auf der Seite und auf dem Rücken, eine Zigarette nach der andern paffend. Der Staub bedeckt ihn fingerdick. Nichts im Magen; Durst und kein Wasser; bei 90 Kilometer Durchschnittsgeschwindigkeit. Nach 15 Stunden Fahrzeit ist München erreicht. Der Durst plagt ihn so sehr, daß er 'sein Versteck verläßt und am Brunnen gierig Wasser trinkt. Doch als er seinen „Ruheplatz" wieder einnehmen will, muß er bemerken, daß der Zug schon im Abfahren begriffen ist. Er kann sich gerade noch auf den Puffer des letzten Wagens schwingen. Der Bremser bemerkt ihn und fragt, was er da eigentlich wolle. „Bitte schön, ich wollen nach Paris fahren!" ist die kecke Antwort. Man nimmt ihn in den Packwagen herein. Mit freudigem Erinnern erzählt er, wie er bewirtet wurde und fügt hinzu, daß er die Absicht gehabt habe, in di« Fremdenlegion einzutreten, um zu den Rifkabylen Uberzu- gehen. — Die Operation eines wahnsinnigen Arztes. In einer Klinik zu Tschita ereignete sich ein schreckenerregouder Vorgang. Ein Handwerker war in die Klinik des Dr. Rasomin gebracht worden, da er an einer Blinddarmentzündung schwer erkrankt war, die eine sofortige Operation notwendig machte. Schon am Tage vorher hatte Dr. Nasomin eine Operation begonnen, aber nicht ausgeführt, da er 'der Meinung Ausdruck gab, daß er sich in dem Wesen 'der Krankheit geirrt habe und darum eine Operation nicht notwendig sei. Seine beiden Assistenz ärzte waren zwar der Meinung, daß die Operation durchge führt werden müsse, widersetzten sich aber der Absicht des Arztes nicht, da ein Irrtum immerhin im Bereiche der Möglichkeit lag. Als die Blinddarmopevation nun vorgenommen werden sollte und der Kranke bereits in der Narkose lag, führte Dr. Rasomin eigenartige zynische Reden, die man an ihm nicht gewohnt war. Der erste operative Eingriff war völlig sachgemäß, so daß die Assistenzärzte keinerlei Bedenken hegten. Plötzlich aber lachte Dr. Rasomin laut auf und meinte, daß die ganze Arbeit doch keinen Sinn habe. Er wolle lieber aufhören. Seine beiden Assistenten sahen sich erstaunt an, da sie nicht ahnten, daß sie einen Wahnsinnigen vor sich hatten. Erst als der Arzt anschei nend scherzhaft äußerte, er könne mit einem Stoß des Messers den Kranken von seinen Leiden erlösen, drängte sich der sine Assistenzart zwischen ihm und den Kranken. Nm: brach der Wahnsinn offen aus. Der Arzt widersetzte sich 'dem Dazwischen treten seines Assistenten und wollte auf ihn losgehen. Es be gann ein furchtbares Ringen, wobei es dem herkulisch gebauten Assistenten gelang, den: Operateur das Niess er zu entwinden und ihn zu'knebeln. Die entsetzten Krankenschwestern flohen aus dem Zimmer; nur der andere Assistenzarzt blieb ruhig und unerschütterlich bei den: Kranke:: und setzt« ohne Rücksicht auf die Szenen im Zimmer, di« sich draußen auf dem Korri dor fortsetzten, die Operation, die Rasomin begonnen hatte, ruhig fort, um den Kranke:: zu retten. Der Ringkampf Wischen dem anderen Assistenzart und dem Doktor hatte nur wenige Minuten gedauert. Beide Aerzte bemühten sich nun mit ver einigten Kräften um den Kranken, und es gelang ihnen, die Overation glücklich durchzuführen. Nach Leven Beendiaung bekam der eine Arzt, der sich nur mit größter Willensstärke aufrechterhalten hatte, einen Nervenschock, der ihn auf das Krankenlager warf. Die Operation, die unter so furchtbaren Begleitumständen vor sich gegangen war, wurde von bestem Er folge gekrönt, da der Kranke sich bereits auf den: Dege der Genesung befindet. Dr. Nasomin, der ein starker Trinker war,' wurde als unheilbar wahnsinnig einer Irrenanstalt übergeben. Willerungsaussichlen mitgeteilt von der Sächsischen Landcswetterwarte für den IS. September nachmittags bis 17. September mittag». Vorübergehend zeitweise stark bewölkt, sonst ziemlich heiter, sehr kühl, örtlich Bodenfrost, tagsüber gemäßigt« Temperaturen. Schwach« bis mäßig« südöstliche bis südwestlich« Winde. Am Morgen, besonders in den Niederungen, neblA Derantwortlich iür die Schristleitung: Friedrich Menznrr, für den Anzeigenteil: Heinrich Seibert, Rotationsdruck und verlaßt <l. M. Gürtner, sämtliche in Aue, Srzged. Die heutige Nummer umfaßt S Setten.
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