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Erzgebirgischer Volksfreund : 22.10.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192510221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19251022
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19251022
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1925
- Monat1925-10
- Tag1925-10-22
- Monat1925-10
- Jahr1925
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 22.10.1925
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Die sranzvstsche« 0sk»»om«e«. Pari«, 20. Ott. Der stan-Sstsch-volniisch« Schiedsvertrag, der Mt dem fvanzösisch-tschechoslowakychen Schiedsvortraa im Wortlaut volllonnnen identisch ist, beicht au« vier Para graphen: 8 1. Mir den Fast, baß Polen ob« Frankreich durch einen Verstoß der heute von ihnen und Deutschland für Aufrechterhaltung des allgemeinen Friebens Übernommenen Verpflichtungen berührt werden, verpflichtet sich Frankreich und umgekehrt Polen in Anwendrmg des Artikels 16 des Völker- bundpaktes sich unverzüglich Hilfe und Beistand zu leisten, wenn ein solcher Verstoß von einer unpvovozierten Er greifung der Waffen begleitet wird. Für den Fall, daß der Völkerbundsrat bei Beurteiluna einer Frage, Lie auf Grund der erwähnten Verpflichtungen zu seiner Begutachtung unter breitet wird, es nicht durchsetzen kann, daß ein Bericht von seinen sämtlichen Mitgliedern und den Vertretern der betei ligten Parteien angenommen wird, und daß Polen oder Frank- reich ohne Herausforderung angegrifen wird, werden sich Frankreich und umgekehrt Polen auf Grund des Artikels 18, Abs. 7 de« Dölkevbundpaktes unverzüglich Beistand und Hilfe leisten. 8 2. Der vorliegende Vertrag wird den Rechten und Pflichten der yertragschließenden Parteien als Mitglieder des Völkerbundes keinen Abbruch tun und nicht als Ein schränkung der Aufgaben des Völkerbundes ausgelegt werden, die darin bestehen, die zur wirksamen Sicherung des Friedens notwendigen Maßnahmen zu be schließen. 8 3. Der vorliegende Vertrag wird gemäß den PakÜbe- stimmungen vom Völkerbund registriert werden. 8 4. Der vorliegende Vertrag wird ratifiziert werden. Die Ratifizierung wird beim Völkerbund in Genf gleichzeitig mit der Ratifizierung des heute zwischen Deutschland, Belgien, Frankreich, Großbritannien und Italien unterzeichneten Ver trages und des Vertrages, der mit demselben Datum zwischen Deutschland und Polen abgeschlossen wird, niedergelegt werden. Er wird unter denselben Bedingungen wie die genannten Ver- träge in Kraft treten und bleiben. Der vorliegende Vertrag, der in einem einzigen Exemplar ausgefertigt ist, wird in dem Archiv des Völkerbundes niedergelegt, wobei der Generalse- kretär ersucht wird, jeder der vertragschließenden Parteien be glaubigte Abschriften zu übermitteln. Russische Kritik an Locarno. BerN«, 20. Okt. In der „Prawda" wird die in einem Teil Ler deutschen Presse zutage tretende optimistische Beurteilung der in Locarno zustande gekommenen Ergebnisse kurz sichtig genannt. Baldige Enttäuschung sei zu erwarten. Der wahre Sieger von Locaron sei:das englische und amerikanische Kapital, wobei England der Kommissar Amerikas sei, dos die Voraussetzungen für günstigere Kapitals anlage und für eine bessere Ausbeutung Europas schaffen wolle. England entschädige sich für die an Amerika geleisteten Dienste durch Lie Ausspielung Deutschlands und Frankreichs gegen die Sowjetunion und gegen die Oststaaten. M« deutsche Wirtschaft könne ohne die Sowjetunion und ohne Lie großen asiatischen Märkte nicht wieder hergestellt werden. Die Ab hängigkeit Deutschlands von der englischen Politik werde für Deutschlands Politik ihre Folgen haben, und zwar nicht nur im Verhältnis von Deutschland zur Sowjetunion, sondern auch im Verhältnis Deutschlands zu C h i na, Per s ien usw. In diesen Ländern werde Deutschland seine frühere Be wegungsfreiheit und die ihm entgegengebrachte Sympathie ver- lievm. Für die Rückgabe der deutsche« Kolonie«. Berlin, 20. Okt. Der Vorstand des Deutschen Kolonial- vsveins hat folgend e Entschließung gefaßt und der Reichs regierung zur Kenntnis gebracht: Der Deutsche Kolonialver ein, Gesellschaft für nationale Siedlungs- und Außenpolitik e. D., richtet an die Reichsregierung Lie dringende Bitte, dafür sorgen zu wollen, daß Deutschland seinen früheren Kolo - nialbesitz wiedererlangt. Die Rückgewinnung der Kolonien durch Deutschland ist eine Dorbedumung für den Wiederaufbau der deutschen Weltgeltung und Volkswirtschaft. Nur wenn die deutsche Industrie wieder Rohstoffgebiete einer- seits und Absatzgebiete andererseits schält, ist es möglich, unsere Handelsbilanz aktiv zu gestalten. Geschieht das nicht, so wird sich sehr bald die Unmöglichkeit der Er füllung des Londoner Abkommens erweisen. Weitechin ist es für die wirtschaftliche und weltpolitische Er ziehung der deutschen Jugend sehr bedeutungsvoll, wenn von ihr ein großer Teil im Auslände seine praktische Ausbildung «hält. Erleichterung des inneren Arbeitsmarktes und damit Entlastung der älteren Arbeitnehmer, sowie die erwünschte Einordnung der deutschen Auswanderer in eigene Siedlungs gebiete ist der in die Augen fallende sofortige Nutzen. Jetzt ist die Stunde gekommen, Deutschlands Kblonialansprüche zu verwirklichen und di« koloniale Schuldlüge zu be- fei-tigem. Französische U-Boote für Polen. Danzig, 20. Okt. Wie aus Warschau gemeldet wird, hat Lie polnische Negierung in Frankreich 12 Untersee boote angekauft. In der englischen Presse wird diese Nach- richt Lahin kommentiert, daß Frankreich mit «dieser Maßnahme sich über den Washingtoner Vertrag, betreffend die Wrüstung auf dem Meer, hinmeggesetzt habe und zur Verant wortung gezogen werden müsse. * Newyork, 20. Ott. Senator V o rah hat auf Grund' eines Berichtes über Lieferung von Unterseebooten seitens Frank- reichs an Polen eine Untersuchung eingeleitet, ob darin ein Bruch des Washingtoner Abkommens zu er blicken sei. Barmen, 20. Okt. Bei der Barmer Straßenbahn- und Barmer Dcvglian-A.-G. traten heute plötzlich die Angestellten wegen Lohn-' und Arbcitszcitfordcrüngen, ohne Laß dies bis her bekannt geworden war, in den Ausstand, so daß der Stadt- und Fernverkehr vollständig lohmgelegt ist. -ambor«, 20. Okt. Am 1. November wird auf den Thyssen-Zechen weiteren 1000 Bergleuten zum 15. No- vember gekündigt werden. Stuttgart, 20. Okt. Der N e i chs Präsident wird seinen Besuch bei der württenrbergischen Regierung Mitte Rovench« abstatten. Ser zur Sparsamke«. verli«, 20. Ott. Di« Vorstände Ler Spitzenoerbände der Gemeinden und Gemeindeverbände waren heute auf Einladung de« Reichsfinanzminister« v. Schliebe« im Rvich-flnanzmtni- sterium unter Beteiligung von Vertret«« der Länderregierun gen zur Aussprache über de allgemeine Finanzlage Mammen. Der Reichsfinanzminister erklärte es für seine Pflicht, in offener Aussprache mit den berufenen Organisatio nen der Gemeinden die Aussichten auf steuerlichem Gebiet für di« nächste und spätere Zukunft festzustellen. Der Minister gab dann an Hand Ler veröffentlichten Uebersichten eine ein. gehende Darlegung der finanziellen Lage. Im Hinblick auf die neuen Steuergesetze warnte er dringend vor der Annahme, daß mit einem Mvyraufkommen von rund 400 Millionen Mark, das sich bekanntlich in der ersten Hälfte des laufenden Rech- nungsjahres gegenüber dem Voranschlag ergeben hat und zum größten Teil den Ländern und Gemeinden zugute gekommen ist, auch in der zweiten Hälfte des Rechnungsjahres gerechnet werden könne. Reich, Länder und Gemeinden, Lie in enger Notgemeinschast miteinander verbunden seien, müßten durch strengste Sparsamkeit Len sachlichen und persönlichen Aus gabenbedarf so stark wie möglich einschränken. Deutscher Wahlsieg in Memel. Memel, 20. Okt. Das vorläufige Endergebnis der Wahlen zum Landtag in der Stadt Memel ist folgen des: Wahlberechtigte: 19 778, abgegebene Stimmen 16 907. Einheitsfront: Dolkspartei 12195, Landwirtschaftspartei 208, Sozialdemokratie 2949 Stimmen. Autonomiebund 145, Kom munisten 943 Stimmen. Von den drei Landkreisen lie gen die Ergebnisse aus 46 von insgesamt 67 Stimmbezirken vor. Die abgegebenen Stimmen verteilen sich wie folgt: Ein heitsfront: Volkspartsi 9378, Landwirtschaftspartei 16 234, Sozialdemokratie 5175 Stimme«. Autonomiebunü 285, Kom- nutniston 253 Stimmen. Immer «och Militärkontrolle. Bautzen, 20. Okt. Kürzlich fuhr in Kleinwelka ein Auto bei der Zweigstelle der Finna Engert-Kirschau vor. In Be gleitung von deutschen Offizieren stiegen ein Engländer, zwei Franzosen und ein Italiener, Mitglieder der interalliierten Kontrollkommission, aus. Sie waren von Dresden nach Kleinwelka herübergekommen, um zu untersuchen, ob sich im ehemaligen Artilleriedepot, dem jetzigen Grundstück der Firma Engert, noch Befestigungen befänden. Trotz langen Suchens fanden sie nichts, was sie beanstanden konnten, außer einigen alten pulverfesten Häuschen, die jetzt für Geschäftszwecke ver- wendet werden. Sofort wurde ihre Schleifung ange ordnet. Fra«zösische Ausschreitungen im Saargebiet. Berlin, 20. Okt. Wie aus Saarlouis gemeldet wird, kam es in der Nacht zum Sonntag zu schweren Ausschreitungen französischer Soldaten. Vier französische Sergeanten vom 3. Dragonerregiment betraten abends gegen 12 Uhr ein Hotel. Als mehrere Gäste das Deutschlandlied anstimmten, verließen die Sergeanten das Lokal und gaben sechs scharfe Schüsse ab. Kurze Zeit darauf fielen noch acht scharfe Schüsse. * Mainz, 20. Okt. Der Bürgermeister von Alzey, Dr. Hill, der kürzlich, wie vom „E. V." berichtet, vom französischen Kriegsgericht in Mainz zu einem halben Jahr Gefängnis ver urteilt worden war, wurde in der Berufungsinstanz freige- prochen. Dr. Hill hatte bekanntlich für ein neues Tür- chloß an der Tür einer Kaserne 15 Ml. berechnet, während päter das alte Schloß, das gewaltsam entfernt worden war, wieder gefunden wurde. Griechisch-bulgarischer Zwischenfall. Paris, 20. Okt. Gestern haben reguläre bulgarische Streitkräfte überraschend griechisch« Posten in der Gegend von Demir-Eapu angegriffen. Ein griechi scher Offizier, der als Parlamentär die weiße Fahne trug, ist von den bulgarischen Truppen getötet worden. Der Zwi schenfall ist über einen einfachen Grenzkonflitt hinaus- gvwachsen. Der Kampf ist heute vormittag von feiten der Bul garen wieder ausgenommen worden. Von feiten der Griechen sind Maßnahmen getroffen worden, um der Lage zu begegnen. Di« Lage i« Syrien. Pari», 20. Ott. Havas berichtet aus Beirut: Der Aufstand, der in den Vororten von Damaskus aus gebrochen war, ist been d et. Die Führer der Aufständischen haben sich unterworfen. Sie haben eine hohe Summe zu be zahlen und mehrere tausend Gewehre zu übergeben. Gegen die Eisenbahnlinie Damaskus—Beirut ist «in Sabotageakt versucht worden, der jedoch rechtzeitig entdeckt worden ist. G Beirut, 20. Okt. Auf einer von den Franzosen unternom menen Säuberungsaktion wurden 100 Aufständische meder- gemacht. 24 Laichen brachte man nach Damaskus, um sie als warnendes Beispiel auf dem Hauptplatz auszu - stellen. Wieder Bürgerkrieg in China. London, 20. Ott. Bei Tschounkiang, 150 Meilen westlich Schanghai gelegen, hat ein erbittertes Gefecht zwischen Tschangtsolin-Truppen und einer Brigade Dschekiang stattgefunden. Tschangtsolin scheint jetzt nicht mehr Lie Absicht zu haben, sich auf Sui schon zuriickzuziehen, sondern zieht seine Kräfte auf dem Nordufer des Dangt sc zusammen. Der Zivil gouverneur von Schantung ist mit Hilfstruppen zu ihm unter wegs. General Wup «ifu wird heute in Lankau den Ober befehl über di« Truppen Zentvalchinas übernehmen. Er steht an der Spitze eines Bündnisses verschiedener Truppenführer. Wupeifu fordert von den Regierungen in Peking und Mukden den Rücktritt und Lie Einberufung eines verfassungsgebenden Parlaments. Truppen der Mukden-Regierung sind gestern am Panis« von Soldaten Kiangsus entwaffnet und in ihre Aus gangsort« zurückgeschickt worden. Wie«, 20. Ott. Die Bemühungen um eine Leutsch« Einheitsfront in der Tschechoflowakei für die bevorstehenden Neuwahlen sind gescheitert, vor allem haben die Nationalsozialisten den Eintritt in die Einheitsfront abgelehnt. Der Marokkokrieg. Di« französisch,« und spanischen Trnppe« bezieh«, Winterquartiere. Pari«, 20. Ott. Rach Abschluß der Gichevungsoperattonen haben die französtsch^spantschen Truppen ihre Winter quartiere bezogen. Die in diesem Jahve verfrüht ein- setzend« Regenzeit hat all« Offensivakttonen unterbrochen. Man erwartet, daß Abd el Krim versuchen wirb, unter Ler Benutzung des schlechten Wetters gegen di« französischen Stel- lungen vorzugehen. Es scheint aber, daß sein« Propaganda für den Krieg gegen die Franzosen immer weniger Anklang findet. Madrid, 20. Okt. Meldungen aus Melilla zufolge sollen di« französischen Abteilungen unter dem Befehl des Generals Boichut auf ihrem Rückzug« bei Sebt-Ain-Amar von starken Abteilungen der Gesnaja und der Marnissa angegriffen worden sein. Paris, 20. Okt. Havas meldA aus Tanger: In einer Der- sammlung in Targuist erklärte Abd el Krim, ein Abkom- nien mit Frankreich und Spanien könne nur zum Nachteil der Rifbowohner abgeschlossen werden. Infolgedessen sei es besser, den Kampffortzusetzen. Lando«, 20. Okt. Wie der im Hauptquartier befindliche Sonderberichterstatter des „Daily Expreß" berichtet, hat die vielgerühmte Eroberung von Ajdir durch die Spanier eine zweite Seite, die bisher unbekannt geblieben ist. Ajdir wurde nämlich gegen die gesamte französisch« und spanische Flotte und die übrigen Streitkräfte im ganzen von sieben Mann verteidigt, und Lie gesamte Stärke der Truppen bei der Bucht von Alhuoomas, wo von den Spaniern die Landung vorgenommen wurde, betrug nicht mehr als 100 Mann. Im übrigen wird das BombardementTetuans durch Abd el Krim fortgesetzt, und die Mehrzahl der. französi schen und spanischen Gefangenen in den Händen Abd^l Krim» befindet sich gegenwärtig in zwei kleinen DörfMr südlich Ajdirs. Paris, 20. Ott. „Neuyork Herold" meldet aus Madrid, daß der spanisch« Flieger Fer ran die, der an der spanischen Marokkosront als Kampfflieger tätig war, bei einem Flug über den Flugplatz Alcala abstürzt« und tödlich verunglückte. Leipzig, 20. Ott. Unter Ausschluß der Oeffentlrchkeit fand vor dem 4. Strafsenat des Reichsgerichts ein Landesverrats prozeß gegen den Stellmacher Kurt Schi m mayer aus Pots dam, den früheren Militärfunker Alfred Abicht und gegen Li« Militäroberfunker Wilhelm Damaschke und Josef Marschall aus Berlin statt. Di« Angeklagten Abicht, Da maschke und Marschall waren beschuldigt, im Jahre 1924 wich tige, im Interesse des Staates geheimzuhaltende Zeichnungen und Gegenstände aus einem Schrank der Funkerkaserne ge stohlen und diese dem Angeklagten Schimmayer ausgeliefert zu haben, -er mit dem französischen dlachrichtenoffizier Thomas in Verbindung stand und gut bezahlt wurde. Schimmayer teilte sich di« Beträge mit den anderen Angeklagten. Er hatte inner halb weniger Monate außerordentlich viel Material dem fran zösischen Nachrichtendienst überwiesen. Das Gericht verurteilt» die Angeklagten wegen Spionage, Verrats mili tärischer Geheimnisse, Diebstahls und Bestechung, und zwar Schimmayer zu zehn Jahren einer Woche Zuchthaus und zehn Jahren Ehrenrechtsverlust, sowie dauernder Stellung unter Polizeiaufsicht, Abicht zu sechs Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrenrechtsverlust und Marschall zu zwei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrenrechtsverlust. München, 20. Ott. Gegen den Befehl, daß künftig bei mili tärischen Feiern Vorbeimärsche von Truppenteilen der Reichs wehr vor dem bayrischen Kronprinzen unterbleiben sollen, haben die drei bayrischen Offiziersverbände (Deutscher Offizier-Bund, Nationalverband Deutscher Offiziere und Verband der bayrischen Offiziers- und Regimentsvevein«) zusammen mit Lem Bayrischen Kriegerbund in einem Schreiben an den Reichswehrminister und dem Reichspräsiden ten Einspruch erhoben. Er ist damit begründet, daß die Reichswehr den Geist und die Traditionen des alten Heeres * fortzupflanzen habe und deshalb auch bei Feiern der An- gehörigen der alten Armee die Führer dieses alten, in seinen Leistungen unerreichten Heeres anzuerkennen und zu ehren nicht bloß das Recht, sofern auch die Pflicht haben dürfte. Von diesem Recht Len bayrischen Kronprinzen und ander« königliche Prinzen auszunshmen, wäre eine Beleidigung. Ein Dolchslokprvzeh. Zeuge v. Röder über die Spionageabwehr während des Kriege*. In München findet gegenwärtig ein Beleidigungs prozeß mit wichtigen: politischen Hintergrund« statt. Der be kannte Herausgeber der „Süddeutschen Monatshefte", Professor Goßmann, wehrt sich in dem Prozeß gegen Anschuldigungen, die der Redakteur der soz. Münchner „Post", Gruber, gegen ihn erhoben hat. In Len Verhandlungen wird die Dolchstoß- frage eingehend erörtert werden. Schon der am Dienstag vernommene erste Zeuge, der Major a. D. Karl v. Roeder in Berlin, der Auskunft geben soll über die Wühlarbeit hinter der Front, mochte recht interessante Angaben. Er füllte u. a. aus: Ich war während des Krieges Leiter der Spionage- abwehr im Generalstab. In der Wühlarbeit hinter der Front sind zwei verschiedene Tätigkeiten zu unterscheiden: Ein mal Lie Tätigkeit des Feindbundes, die sehr gut organi- siert war, und ferner die Tätigkeit derjenigen Deutschen im Auslände, di« ein Interesse davan hatten, Laß Lie deutsche Armee nicht den Sieg davontrug. Die Tätigkeit des Feindbundes erstreckte sich zunächst auf das militärische Gebiet. 1915 setzte aber bereits Lie feind liche Erkundungstätigkeit auf wirtschaftlichem Gebiet und später die politische Beeinflussung ein. Für die politische Tätigkeit des Feindes gab es «in« Zentralstelle in London, die unter Leitung von Lord Northcliffe arbeitet«. Zunächst war es di« „Alleinschuld Deutschlands am Kriege", mit der gearbeitet wurde. Ein weiteres Ziel war di« Unter grabung des Willens zum Durchhalten, Lie Her beiführung des Dolchstoßes und di« Vorbereitung der Revolution. Das sind die Gesichtspunkte, von denen die feindliche Propaganda und die politische Wühlarbeit geleitet wurden. Die feindliche Tätigkeit setzt« ein mit dem Ein schmuggeln von Flugschriften, Broschüren und Zeitschriften aller Art. Wir hoben eine große Zahl solcher Zeitschriften in die Hände bekommen. Di« Einfchmuggelung solcher Flug- schriften usw. erfolgte in der Regel Uder di« Grenzen Le« neutrale« Auslandes, tu der Hauptsache Uber die Schwei- und
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