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Erzgebirgischer Volksfreund : 26.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192511262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19251126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19251126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1925
- Monat1925-11
- Tag1925-11-26
- Monat1925-11
- Jahr1925
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 26.11.1925
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Nachkommen will. Berlin, 24. Nov. Generalfeldmarschall v. Mackensen hat sich in entschiedener Weise gegen die Annahn« des Locarno- Paktentwurfes ausgesprochen. Er hat sich mit einem Schreiben an Hindenburg gewandt und den Reichspräsidenten auf das inständigste gebeten, noch in letzter Stunde sich die Frage vor- zulegen, ob es ihm und der von ihm vertretenen nationalen Tradition entspricht, wenn unter diesen Vertrag der Name eines Hindenburg zu stehen kommt. Berlin, 24. Nov. Von deutschnationaler Seite wird mit geteilt, daß die Ablehnung Locarnos durch die Reichstagsfrak tion freiwillig einstimmig erfolgt, so daß ein Frak tionszwang, wie er vorher erörtert worden war, nicht stattzufindsn braucht. Köln, 24. Nov. Der Textilarbeiterstreik in Köln und Beuel ist beigelegt. Die Beueler Löhne verändern sich nicht; die Kölner werden um 1 bzw. 2, bzw. 3 Pf. für die Stund« für die ' weiblichen jugendlichen Arbeiter und die Handwerker erhöht. Briand lehnt die Kabinettsbildung ab. Paris, 24. Nov. Briand hat dem Präsidenten der Re publik mitgeteilt, daß er die Kabinettsbildung nicht überneh men könne, da er die notwendige Mitarbeit verschiedener Poli tiker, auf die er hätte rechnen müssen, um raschestens die Finanzsanierung durchzuführen, nicht habe finden können. Der Präsident der Republik hat Doumer die Bildung des neuen Ministeriums übertragen. München, 24. Nov. Eine Korrespondenz berichtet von einem scharfen Gegensatz zwischen dem Ministerpräsidenten Dr. Held und der Neichstagsfraktion der Bay ri s ch « n Volks partei. Held soll beabsichtigen zurückzutreten, falls die Frak tion sich an einer Locarno-Koalition im Reichstag beteilige. — Dies« Meldung soll jeder Begründung entbehren. Zur Lag« lu Syrien. Parks, 24. Nov. Der Sonderberichterstatter des Temps schreibt, daß die französisch« Levant«.Arms» leit gur Regierungsbildung in Baden. Karlsruhe, 24. Nov. Die Zentrumsfraktion gibt zur Regierungsbildung eine Erklärung ab, in der sie bedauert, daß es ihr nicht gelungen ist, die Große Koalition und, als diese unmöglich wurde, die Alto Weimarer Koalition durch- zufiihren. Zentrum und Sozialdemokratie wür den jetzt gemeinsam di« kommende Regierung vorschlagen. Abwehr einer Verleumdung. Berlin, 24. Nov. Die Reichsgeschäftsstelle der vereinig, ten vaterländischen Verbände teilt mit: In letzter Zeit werden in einem Teil der Presse Gerüchte über angebliche Geheim- sitzungen, bevorstehende Rechtsputsche usw. verbreitet. Mr hüben bisher geschwiegen, da wir annshmen konnten, daß die Stellung der vaterländischen Verbände hierzu genügend bekannt sei. Nachdem jetzt jedoch aus den Gerüchten deutlich das ganz bestimmte System zu erkennen ist, gegen die vater- ländischen Verbände Stimmung zu machen, sei nochmals mit aller Deutlichkeit erklärt, daß alle diese Gerüchte erfunden sind. Man möchte die unbeiplemen Rufer und Mahner nn Streit um Locarno mundtot machen. Dazu wird dann immer wieder das alte Märchen von angeblichen Rschtsputschabsichten hervorgeholt. Der englische Kriegsminifter kneift. London, 24. Nov. Im Unterhaus fragte der Abg. Kenn- worthy den Kriegsminister, wie das Gerücht über die „Leichenverwertungsfabrik" während des Krieges entstanden sei und bis zu welchem Grade es damals vom Kviegsamt akzeptiert wurde. Der Kriegsminister gab eine Uebersicht über die Angelegenheit und erwähnt« dabei, daß auch «in deutsches Wörterbuch und deutsche anatomische Bücher damals als Beleg angeführt wurden, daß das Wort „Kadaver" auch menschliche Leichen bedeut«. Er fuhr fort: „Auf das damals vorliegende Material hin schien das Kriegs amt keinen Grund zu sehen, die Mitteilung für unwahr zu halten." Auf eine weitere Anfrage Kennworthys sagte der Kviegsminister, er glaube nicht, daß irgendwelchen öffentlichen Interessen durch neue Anfragen über diese Geschichte gedient werde. Kennworthy fragte, ob der Kri«gsminist«r es nicht für wünschenswert erachte, im Hinblick auf Locarno usw. jetzt zu zugeben, daß di« Geschichte unwahr sei. Der Kriegsmini- ster antwortete, er habe sich nur mit der Information befaßt, die damals dem Kriegsamt vorlag. Die Tatsache, daß seitdem nichts bekanntgeworden sei, was das Material bekräftigte, ändere natürlich das Aussehen der Sache. Das deutschnatkanal« Mißtrauensvotum hat folgenden Wortlaut: „Der Reichstag wolle beschließen: Angesichts der Er klärungen, die die Reich regierung zur Locarno, und Völker- bundsfrage abgegeben hat, obwohl sie gleichzeitig ihren dem- nächst erfolgenden Rücktritt angekllndigt hat, entzieht der Reichstag der Reichsvegierung das Vertrauen, dessen sie noch Artikel 54 der Reichsverfassung bedarf." Die deutschnationale Reichstagsfraktion legt weiter fol genden Antrag vor: „Der Reichstag wolle beschließen, dein Artikel 2 des Ge setzes über die Verträge von Locarno und den Eintritt Deutsch lands in den Völkerbund folgenden Absatz 2 hinzuzufügen: ,Lum Eintritt Deutschlands in den Völkerbund bedarf es eines besonderen Gesetzes." Gesundung unserer Verhältnisse nur auf dem Dege über den Osten erfolgen könne. Damit ist die erste Lesung -es Locarna-Grsetzes beendet. Di« Borlage wird den. Auswärtige» Ausschuß über» wiesen. 48 Stunden unter starker llmkkammerungsbedroh- ung durch di« Drusen stände. 5 bis 600 Mann unter Füh rung von Said el Atrasch, den» Bruder des Sultans Atrasch, seien vom Dschebel-Drus vorgedrungen bis etwa 60 kn, süd östlich von Beirut. Es sei ihnen gelungen, die Drusen des Bezirks zum Aufstand zu veranlassen, wodurch ihre Stroit- kräfte auf mehr als 2000 Mann angewachen seien. Me fron- -vsischen Streitkräfte, die in Rachoja eingeschlossen seien, seien gering. Die Verbindung sei seit 5 Tagen völlig abgeschnitten. General Gamelin habe gestern den Versuch gemacht, di« ein geschlossene französische Truppe zu entsetzen. Beirut, 24. Nov. Der Drusenführer Sultan Pascha el Atvasch veröffentlicht ein Manifest, in dem er erklärt, die Drusen würden keine anderen Bedingungen annehmen, als ihre vollständigeUnabhängigkeit und nichts würde sie von ihrem Kampfe um ihr Vaterland abbringen. O London, 24. Nov. Im Irakist gestern ein Militär flugzeug bei Hinaidi abgestürzt. Die beider» Insassen, darunter ein Offizier, wurden getötet. * „Schreibt auf Dlnformaten!" „Verwendet Dinformatei" Seit mehreren Monaten liest man aus dem Poststempel zahl reicher Postsendungen diese Mahnung, derer» Bedeutung wohl nicht alle Leser sofort erkennen. Was für Formate werden hier empfohlen? Seit mehreren Jahren Haber» sich die deut schen Behörden entschlossen, an Stelle des bisheriger» nun mehr veralteten Dehördenformats, Folio oder Kanzlei ge nannt, ein neues Einheitsformat zu verwenden, das „neue Reichsformat" 210 mal 297. Zugunsten dieses Formates ver läßt auch die Geschäftswelt ihr bisheriges Quartformat. Fssr Schriftstücke und Vordrucke, di« kleiner oder größer als dieses Format sind, wählt »nan die durch Hüllten und Doppeln aus dem Blatt 210 mal 297 enrstcherrdcn Formate, die wiederum als „Normlormate" gelten. Aber warum denn ein neues Format? Das in der ganzen Welt merkbare Bestreben, durch Vereinheitlichung der industriellen Erzeugnisse (Normung) Verbilligung der Waren und Vorteile sür die nationale Volkswirtschaft zu erzielen, erstreckt sich auch auf das Papier wesen. Hier lagen die Verhältnisse besonders arg. Neben der Norm der Behörden, dem Folio, und der Norm der Ge schäftswelt, dem Quart, bestanden eine Unmenge der verschie densten Formate, die allgemein als störend empfunden wur- der» und Papierhandel und Papiererzeuaung unnötig ver teuerten. Bald nach dem Kriege beschlossen Behörden und Geschäftswelt in Deutschland, hier Ordnung zu schaffen. Das Ergebnis dieser Arbeit ist oben schon erwähnt worden: Di« Behörden verlassen ihr Folio, Industrie und Handel ihr Quart. Beide werden ersetzt durch das neu« Reichsformat Abg. Thälmann (K.) behauptet, die Kommunisten seien di« wirklich ernsthafte»» Geg»»er des Loearuo-Vertrages. Hundert» und Millionen Arbeiter würden durch den Vertrag unterdrückt und vergewaltigt. Der Westpakt sei ein Frieden mit beschränkter Haftung unter englischer Garantie. Abg. Koch-Weser (Dein.) betont, di« Deutschnationa len hätten in der Regierung die Verantwortung nur aufge halten, aber keine neuen Wege gezeigt. Selter» hat eine Partei den richtigen Weg wie di« demokratische, die schon in» Ja nuar ein Zusammengehen mit den Deutschnationalen für un möglich hielt. Im Gegensatz zum Reichskanzler betrachten wir Locarno nicht als einen Anfang, sondern als ein« Etappe auf dem Wege, der» wir seit sechs Jahren gegangen sind, um Deutschland durch Verständigung zur Freiheit zu führen, zur Revision des Versailler Vertrages, nicht durch Ab änderung, sondern durch seine Auslegung und Weiterbildung. An diesem Wege stehen Leichensteine, vor allem der Leichen stein Nathenaus, der ein Führer auf diesen» Wege war. Wir begrüßen das Werk von Locarno, weil die Verhandlungen dort im Geiste eines wahre»» Pazifismus geführt morden sind. Darum sind wir dennoch nicht mit allen Einzelheiten der bis herigen Außenpolitik einverstanden. Wären wir schm» im vorigen Jahre in de»» Völkerbund eingetreten, dann hätten wir in Locarno Besseres mit geringeren Mitteln erreichen können. Wir müssen die Aufhebung der Besatzung und die frühere Abstimmung im Saargebiet erreichen. Unsere Mit wirkung im Völkerbund »nässen wir dazu benutzen, den An schluß Oesterreichs durchzusetzen. Der Hauptgogner dieses Anschlusses ist jetzt Mussolini, obwohl Italien goeint worden ist unter der Sympathie des deutschen Volkes und unter Mitwirkung der preußischen Waffe»». Das Wertvollste für uns ist der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund. Mr sind jetzt schon im Völkerbund, aber bisher nur als Ob jekt, während wir jetzt gleichberechtigtes Subjekt werden sol len. Wir werden im Völkerbunds auch Wirksamer als bisher für die deutschen Minderheit«»» im Auslande «»»»treten kön nen. Unser Schritt richtet sich in keiner Weis« gegen Rußland. Wir wollen vielmehr den Völkerbund aus einem Westbunde zu einen» Weltbünde macben. Frankreich ist gegenwärtig zur Verständigung mit Deutschland bereit. Europa ist verloren, wenn es sich nicht zusammenfindet. Es wird sich vereinige»» oder der Balkan der Welt werden. Das gilt auch auf wirt schaftlichem Gebiete. Die Regierung hat außenpolitisch einen Schritt vorwärts gemacht, innenpolitisch ein Fiasko erlitten. Jetzt gilt es, über alle Gegensätze hinweg diejenigen zusam menzufassen, für die Locarno kein Notbehelf und keine Epi sode, sondern «in zielbewußtes Vorwärtsstveben ist. Locarno ist für sich allein nichts, Locarno ist aber, wenn es getragen und fortgesetzt wird von einer einmütigen mch zielbewußten Politik, alles. Reichsaußenminister Dr. S tre semo nn weist gegenüber der Forderung, daß mm» schon »m vorigen Jahre hätte in den Völkerbund eintreten sollen, darauf hin, daß der damalige Appell des Völkerbundes der deutschen Regierung vollkommen unerwartet kam. Die Regierung Luther ist in keinem Punkte 'abgewichen von den Richtlinien, die sie in einer Sitzung unter dem Vorsitz des Reichspräsidenten Ebert über die Völkerbunds- fvage aufgestellt hat. In der Frage des Sicherheitspaktes war ein deutsches Eingreifen unbedingt nötig, wenn nicht ein ein seitiges Eingreifen der anderen Seite gegen uns erfolge»» sollte. Wäre di« Paraphierung in Locarno deutscherseits nicht erfolgt, dann hätten sich di« Alliierten unter sich geeinigt und Briand wäre trotzdem nicht mit leere»» Händen nach Paris gekommen. (Hört, hört!) Die Rückwirkungen sind bis her noch nicht in vollem Umfange eingetreten. Die belgische Regierung hat uns zu der Mitteilung ermächtigt, daß sie beschlossen habe, die Verfahren gegen angebliche deutsch« Kriegsverbrecher nicht mehr fortzusetzen, »veil nach der Kon ferenz von Locarno ihre Fortsetzung geeignet sein würde, die wünschenswerte Verbesserung der Stimmung zwischen beiden Völk«rn unnötig zu behindern. Die französische Regierung hat erklärt, sie bereite einen ähnlichen Beschluß vor. Abg. Dr. Bredt (Wirtsch. Vereinigung): Wir bekämpfen die Verquickung Ler Völkerbundsfrage mit der Annahme des Locarnopaktes und halten den Zeitpunkt für unseren Eintritt in den Völkerbund noch nicht für gekommen. Wird dieser Antrag abgelehnt, so stimmen meine Freunde gegen das ganze Locarnogesetz. Mg. Graf von Lerchenfeld (Bayr. V. P.) betont di« Notwendigkeit, die bisherig« Kontinuität der deutsche»» Außenpolitik beizubehalten. Ohne Locarno wäre Deutschland isoliert. Gute Beziehungen mit Rußlaicd seien durchaus er wünscht. Bezüglich der Rückwirkungen könne »nan der Re gierung den Vorwurf nicht ersparen, daß sie mehr ver sprochen habe, als sich jetzt tatsächlich erfüllt habe. Abg. Graf Neventlow (Völk.) lehnt den Locarno- Vertrag und den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund ent* schieden ab. Der Redner wirft der Regierung vor, sie habe ft? der Locarnofrage hinterhältige Politik getrieben. Es sei ein Frevel und «ine Schande, den Reichspräsidenten '' mitverantwortlich zu machen. Abg. Strasser (Nat.-Soz.) wirst der Regierung vor, § ss« habe in Locarno einen Verrat am deutschen Lande, an der f deutschen Ehre und an der deutschen Zukunst begangen. Durch d«n Locorno-Vertraq werde der Weg »»ach dem Osten verbaut, s die nationale Opposition aber sei der Ueberzeugung, baß eine Reichsvegierung, daß sie heim Eintritt in den Völkerbund «r- peut den deutschen Standpunkt in dieser Frage darlegt. Bon einem Verzicht auf deutsche» Land steht nach unserer Auffas sung nicht» im Westpakt. Der Entritt in den Völkerbund soll Deutschland nicht kriegerischen Verwicklungen mit anderen Staaten aussetzen. Deutschland muß allem bestimmen kön nen, ob und inwieweit es den Verpflichtungen des Artikels 16 nachkommen «stil. Eine wesentliche Verkürzung der De- feßung der 2. und 3. Zone würde den genügend besprochenen Geist von Locarno in der Praxis zeigen. Der Redner »sendet sich dann den Deutschnationale,» zu und bezeichnet die Rede Westarps als „verständig". Wenn die Haltung der Deutschnational«» von Anfang an so gewesen wäre, dann hätten »vir einen besseren Boden für d»« Verständigung ge habt. Mit großem Ernst müsse er sich gegen einig« in deutsch- nationalen Zeitungen in letzter Zeit erhobene schwere An- griffe wenden, die denen, die nicht leichten Herzens, aber ver nunftgemäß für Locarno einträten, di« vaterländische Ge sinnung absprechen. Mr nehmen für uns in Anspruch, so schließt der Redner, mt<»destens ebenso national zu gelte»» als dür Deutschnattonale Volkspartei. Wir vertreten unsere vaterländisch« Gesinnung nicht durch Schlagworte, sondern, und das hat immer noch mehr gegolten, in der Welt, durch die verantwortlich« Tot. 1 Oerlliche Angelegenheiten. 1 Um die Zukunft unseres Volkes. Der Zusammenschluß der kinderreichen Familien im Reichsbund der Kinderreichen, veranlaßt durch bittere Not, ist «ine ernste Mahimng an alle Politiker, Gesetzgeber und Volks wirte. Einer ihrer Vorkämpfer, Prof. Thomsen von der Uni versität Münster, legt in seiner Schrift :„Der Völker Vergehen und Werden" die Folgen des in der Presse so oft erörterten Geburtenrückganges mit rücksichtsloser Offenheit klar. Thomsen führt uns zuerst in das Altertum und zeigt uns, wie fast alle uns aus dein Altertum bekannten Kulturvölker, vor allem die Griechen und Römer, verschwanden durch Geburtenrückgang und Vermischung der Volksrestc mit fremden Einwanderern. Das kölnische Blut ging in dem Bölkergemisch, das in Rom zusammenströmte, restlos unter, da es selbst keine Nachkommen schaft mehr erzeugte. Und in das aus dem gleichen Grunde ent völkerte Griechenland wanderten im Mittelalter Slawen ei»». Für wei» — so fragt Thomsen — schafften nun die Alten ihre gewaltigen Kulturwerke? Sie selbst starben weg. „Barbaren" traten das Erbe an. Aehnlich« Fragen kann man heute in poli tischer Hinsicht stellen; für wen wurde mit Strömen von Blut die französisch« Vormacht geschaffen? Für wen errangen die Pankees die Führung in der Welt? Beide Völker sind im rasche»» Aussterber» begriffen. In Frankreich müssen schon iähr- lich 200 000 fremdstämmige Arbeiter einwandern, um die Wirt schaft aufrecht zu erhalte»», und trotzdem sind schon weite Land strecken unbebaut. Di« Gsburtenrat« der Pankees (Nachkommen der Alteinwanderer Nordamerikas) ist so schlecht, daß man in 46 Häuser»» einer reichen Newyorker Straße nur 17 Kinder gezählt hat. Deutschland Hot keinen Grund, über diesen Untev^ng seiner vormaligen Feinde zu triumphieren. Es ist an dem Ge burtensturz Europas in vorderster Linie beteiligt. Wie man Griechenland im Mittelalter wegen der einwanderndel» Slawe»» „Slawin" nannte, so wird »nan vielleicht einmal Deutschland „Polonia" nennen. Alle Völker Europas sind nach Thomsens Ausführungen dem Aussterben verfallen, das Erbe wird nach den Slawe»» dereinst den Chinesen zufallen, die — ein biolo gisches Elitevolk — noch nichts von Geburtenrückgang wissen. Um den Bestand eines Volkes zu erhalten, bedarf es eines Durchschnittes von 3,6 Kindern in der Eh«. Daher gilt es, den kinderreichen Teil eines gefährdeten Volkes sorgfältig zu schützen und zu bevorzugen. Der Kinderveichen-Schutz muß sich auch aus die gebildeten kinderreicher» Schichte»» beziehen, die be sonders stark den» Aussterben verfallen sind. Die Nichtigkeit dieser These ist den europäischen Kulturvölkern weithin be kannt. In vielen Ländern strebt die Gesetzgebung diesem Ziele nach. Deutschland ist auf diesem Gebiete noch verhältnisinäßig rückständig. Verfechter des Kinderreichen-Schutzes in Deutsch land ist der Neichsbund der Kinderreichen, der sich aber nicht auf die materielle Seite der Sache beschränkt. In unserer an Opfermut und Lebensmut bitter armen Zeit pflanz» er das Ideal der kinderreichen Familie auf. Kinderreichtum ist nach ihm kein Nachteil, sondern ein Segen, Kinderreichtum eine frohe Hoffnung aus di« Zukunst, Kinderreichtum kein Giftbecher der Not und Entbehrung, sondern ein Becher voller Freuden für den, der bei» Mut hat, ihn zu füllen und zu leeren. T«r Neichsbund der Kinderreiche»» Hot am 7. November d. I. auch ii» Aue eine Ortsgruppe gegründet: sie ist parteipolitisch und religiös neutral und vereinigt die Familie»» aller Stände mit 4 und mehr Kindern, Witwen mit 3 Kindern. Anmeldungen niinmt entgegen: Hermann Mitte, Au«, Lindenstraße 43. >— Äan-el, Industrie, Dolkswlrlfchast. -NN
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