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Erzgebirgischer Volksfreund : 10.12.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192712101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19271210
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19271210
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1927
- Monat1927-12
- Tag1927-12-10
- Monat1927-12
- Jahr1927
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 10.12.1927
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I Die paMsNichen «elfer Frankreich». Deutsche Fragen vor dem Dölkerbun-srat. Der vberschlesische Schulflreii kommt vor -en «aager Gerichtshof. Die Snlschei-nng über die Westerplatte wieder verschoben, j Unterhaltungen. Str^eman« bei Chamberlain. Genf, 8. Dez. Dr. Stresemann hat heute den eng lischen Außenminister Chamberlain besucht, und die Staatssekrrtäre von Schubert und Weismann sind beim polnischen Außenminister Zaleski erschienen. Die Aussprache mit Chamberlain war der allgemeinen politischen Situation gewidmet. Beide Außenminister hatten schon kurz nach ihrer Ankunft die Absicht geäußert, sich per sönlich über alle Fragen zu unterhalten, die gegenwärtig die europäische Politik berühren. Dr. Stresemann hat sich über die Unterhaltung befriedigt geäußert. Senf, 8. Dez. Der Völkerbundsrat behandelte heute zunächst die ober schlesische Schulfrage, Dr. Stresemann teilte mit, daß Deutschland zur Klärung der Rechtsfragen beabsichtigt, sich an den ständigen Gerichtshof im Haag zu wenden, um die endgültige Auslegung über die Einschulungsbestimmungen der Genfer Konvention zu erlangen. Gleichzeitig beantragte er, daß der Völkerbundsrat die Entscheidung des Internationalen Ge- richtshofes auch als maßgebend für die endgültige Zuteilung der Schulkinder des Jahrganges 1927/28 anerkenne. In diesem Ginne wunde beschlossen. Weiter stand die Frage der Westerplatte und des Anleaehafens zur Ueberwinterung der polnischen Kriegsschiffe im Danziger Hafen zur Debatte. Dem Nat laa ein Rechtsgutachten der beiden Juristen Hurst und Piloti vor, in dem die Souveränität Danzigs auf der Westerplatte anerkannt und die Zulassung der Danziger Kontrollbehörden auf der Westerplatte gefordert wird. Der polnische Delegierte Straßburger beantragte dagegen Einholung eines Nechtsgutachtens des Haager Schiedsgerichtshofes und lehnte das Gutachten der Juristen als im Widerspruch mit den polnischen Wünschen stehend ab. Dr. Stresemann und Präsident Sahm erklärten, das Nechtsgutachten uneingeschränkt anzunehmen. Auch Briand verwarf die Eürholuna eines weiteren Nechtsgut achtens, das die Behandlung der Frage der Westerplatte, die bereits zum 17. Male vor dem Rate sei, nicht weiterbringen werde. Schließlich wurde beschlossen, die Entscheidung auf die nächste Taguna zu ve r s ch i e b e n. In der Zwischenzeit soll die Danziger Negierung gesetzgeberische Maßnahmen über das Einlaufen und den Aufenthalt polnischer Kriegsschiffe im Danziger Aasen für Frudcnszcitcn treffen. Gleichreitia sollen zwischen Polen und Danzig entsprechende Verhandlungen geführt werden. Der pslmfch-Mauische Konflikt. Im Anschluß an die öffentliche Sitzung des Rates fand eine nichtöffentliche Sitzung statt, die diesmal einen außergewöhnlich geheimen Charakter trug. An der Sitzung nahmen lediglich die 14 Ratsmitglieder und der Generalsekretär teil unter Ausschluß sämtlicher übrigen De legierten, jedoch wurde Woldemaras zu der Sitzung hin- zugezogcn. Ueber den Inhalt dieser Unterredung wird mit geteilt, es sei über den Fortgang der Verhandlungen zur R e - gelung des polnisch-litauischen Konfliktes beraten worden. Die weiteren Verhandlungen würden von dem Eintreffen Pilsudskis abhängen. * Von der litauischen Delegation wird mitgeteilt, daß Wold emaras bereit sei, eine Erklärung abzugeben, nach der der Kriegszustand zwischen Litauen und Polen als beendet betrachtet werde. Eine derartige Er klärung würde jedoch in keiner Weise eine Wiederaufnahme der diplomatischen und konsularischen Beziehungen bedeuten. Die Grenzen zwischen Polen und Litauen würden weder für den Eisenbahnverkehr noch für den Telephon- und Tele graphenverkehr geöffnet werden können. * Sine Anfrage und die Antwort. Genf, 8. Dez. In einem Bericht zur gestrigen Ratstagung wird erzählt: Zaleski hatte gegen Schluß seiner Rede gesagt, die Mächte würden jetzt vielleicht bedauern, daß sie Memel cm Litauen gegeben haben, das wirtschaftlich so schlechten Ge brauch davon mache. Im Saale verstand man nicht recht, wo Zaleski hinauswollte. Dachte er au eine Rückgabe Memels an Deutschland, dem schließlich Memel doch wohl am meisten gehört, oder wollte Zaleski „für alle Fülle" die Ansprüche Polens auf Memel anmelden? Line kurze Diskussion unter den Journalisten führte dazu, daß ein paar Amerikaner Dr. Stresemann einen Zettel auf den Ratstisch schickten mit der Anfrage: „W ollen die Polen Ihnen Memel wieder verschaffen?" Stresemann zeigte den Zettel zuerst Zaleski, der aber nichts zu sagen hatte. Stresemann gab dann die Antwort: „Es wäre das logischste — aber geschieht immer das logischste?" * * Politischer Diebstahl? Warschau, 8. Dez. In Kowno soll ein Einbruchs- bieb stahl in der Wohnung von Woldemaros verübt worden sein. Im Arbeitszimmer des Ministerpräsidenten seien olle Schubladen und Fächer des Schreibtisches erbrochen und politische Dokumente gestohlen worden. Die Täter seien rmbekannt. Auf die Nachricht von dem Diebstahl hin sollen 76 Verhaftungen erfolgt sein. Ferner wird mitgeteilt, daß sich de« Inhalt der gestohlenen Dokumente hauptsächlich auf die Beziehungen Litauen» zu Rußland erstreckte. - . * Die französische «ilse für Polen. Amerika lst ungehalten. Washington, 8. Dez. Hier hat man es mit Befremden ver- merkt, daß die polnis che Regierung den ihr auf Grund der Amerika-Anleihe auferlegten Santerungsbedinnngen zum Troß in der wichtigen Frage des Ausbaues ihrer mili- tärischen Rüstungen an die französische Regierung herangetreten ist und von dieser die finanzielle Hilfe für den Ausbau der polnischen Kriegs-und Handelsflotte verlangt hat. Polen soll diesen aufsehenerregenden Schritt damit begründet haben, daß die polnische Regierung nicht über genügende Mittel verfüge, da die Bedingungen der Amerika- Anlethe eine Verwendung für militärische Zwecke verhindere. Diese Verhandlungen mit Paris haben nach zuverlässigen Nachrichten nunmehr zu einer Einigung geführt. Danach hat sich Frankreich bereit erklärt, Polen die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen, jedoch nur unter der Bedingung, daß die polnischen Schiffsbau.Aufträge nur an fran zösische Werften gegeben werden. Ferner soll Frank reich die Konzession zum Bau einer Werst in Gdingen erteilt werden. Man nimmt diese Vereinbarung zwischen Frankreich und Polen um so ernster, als sie der von Polen vor Ausschluß der Amerika-Anleihe betonten friedfertigen Politik und der Haltung der französischen und polnischen Delegierten bei den letzten Abrüstungsverhandlungen in Genf schroff widersprechen. .«ün Neue SlillegungsanlrSge. Aachen, 8. Dez. Die Direktionen des Eschweiler Berg werkvereins und der HUttengesellschaft „Rote Erde" haben Stillegungsanträge bei der Aachener Regierung gestellt. Düsseldorf, 8. Dez. Am Montag findet hier eine Zusammenkunft der Verkauksverbände der Schwerindustrie statt. Es soll eine Einstellung des Eisenverkaufs geplant sein. * Berlin, 8. Dez. Der Gesamiverband der Deutschen Angestelltengewerkschaften, Landesausschuß Nie- dcrrbein-WMalcn erklärte, daß die Stillegungsandrobuna als deutlich erkennbarer Ausdruck eines antisozialen Machtwillens aufgefaßt werden müsse. Auch der Deutschnationale Aandlungsgehilfenverband wendet stch gegen die Maßnahmen der Industrie. Der Kamps gelte in er^er Linie den Arbeiteraewerkschaften, die Angestelltenschaft stehe in ihm Gewehr bei Fuß. Terror in Sü-ttrol. Aufhebung des Postgeheimnisses in Italien. Innsbruck, 9, Dez. In Matsch kam es zu Kund gebungen der Bevölkerung gegen den italienischen Lehrer, weil er die Kinder eingesperrt hatte. Die Bauern zogen vor die Schule und forderten die Freilassung der Kinder. Die Anstifter dieser Kundgebung wurden ver haftet. * Mailand, 8. Dez. An alle italienischen Postanstalten ist ein Mini st erialrundsch reiben versandt worden, in dem die Postämter ersucht werden, sämtliche aus dem Aus- lande eingehenden Postsachen zur Verfügung -er faschistischen Postmiliz zu stellen. Diese könne sie prüfen. Die elsässische Frage. Katzbalgereien in der französischen Kammer. Paris, 8. Dez. In der Kammer verlas der kom. Mg. Huber in französischer Sprache eine wegen seines elsässi schen Akzents schwer verständliche Rede. Das Haus nahm sie gleichgültig auf bis zu dem Augenblick, in dem pch Poin - carä plötzlich erhebt und den Präsidenten ersucht, nicht Aeußernngen durchzulassen, die außerhalb Frankreichs das größte Unheil anrichten könnten, und alsdann, zu Huber gewandt, erklärt: Sie sind einer der kommunistischen Auto nomisten, die sogar den Anschluß an Deutschland wünschen. Dieser Tage haben Sie unter dem Schutze Ihrer parlamentarischen Immunität versucht, in einem Koffer, dessen Schlüssel Sie versteckten, deutsche und autonomistische Zeitungen zu befördern. Das treiben die Kommunisten im Elsaß, dem Teile Frankreichs, der allen Franzosen am heilig- sten sein sollte. Huber ließ sich nickt beirren und richtete neue An klagen gegen die Derwaltungsmethoden im Elsaß. Als er fragt: Was würden Sie sagen, wenn ein siegreiches Deutschland Ihnen seine Diktatur aufgezwungen hätte, ruft Poincare dazwischen: Das ist ein schänd- ltcher Vergleich! Die Rede Hubers ist ein Schande für das Elsaß! Trotzdem setzt Huber seine Kritik fort. Als er erklärt: Das imperialistische Frankreich hat gelogen! erhebt sich ein unglaublicher Lärm. Die Sitzung wurde unterbrochen. Nach Wiederauftrahme der Sitzung erklärt der lothrin gische Abg. Serot: Huber begreift nicht das tiefe patrio tische und freundschaftliche Gefühl unserer Bevölkerung. Wir sind von unseren Landsleuten mit dem Auftrag hkerherge- schickt worden, an der moralischen Größe Frankreichs mitzu- arbeiten. Poincare drückt dem Redner die Hände. Teuf, 8. Dez. Der Berliner Professor Wilamowitz- Möllendorf hielt hier einen Vortrag über Plurarch. Er wurde zum Ehrendoktor der Universität Genf ernannt. Riffel für die Schweiz. Senf, V.Dez. In hiesigen Blättern sind Artikel er, schienen, welche die Derständtgungsabsichten Deutschlands auf» gröbste verdächtigen. Der ein« dieser ArMel stammt, von Merten», der stch al» Pazifist in der französischen Presse einen Namen gemacht hat. Man versucht darin, Mertens, Rötlicher und Förster al« die Vorläufer einer wirklichen deutsch, französischen Verständigung hinzustellen und erhebt sie gleichzeitig zu Märtyrern. Es ist höchst seltsam, daß eine derartige Propa ganda, die bereits im September in weiten Kreisen der Völker- bundsversammlung peinlichstes Aufsehen hervorgerufen hatte, auch jetzt wieder am Sitz des Völkerbundes ausgenommen wird in einen, Zeitpunkt, in dem die deutsch-französische Annäherung auch von französischer Seite immer stärker betont wird. Die Vermutung, daß diese Kampaane im Einverständnis mit der französischen Delegation unternommen wird, kann als gegenstandslos zurückgewiesen werden. (?) Man muß annehmen, daß es sich um Ueberbleibsel alter französischer Kriegspropaganda handelt, die offenbar nnt Hilfe gewisser militärischen Kreise Frankreichs wieder auflebt. Daß diese Artikel in den deutschen Kreisen erheblichen Unwillen er- regen, ist selbstverständlich, um so mehr, als diese Unfreund lichkeiten in einem Lande veröffentlicht werden, das die Gast freundschaft sonst bewußt pflegt. Die Unparteilichkeit der Schweiz und ihrer öffentlichen Mienung steht jedenfalls in einem schreienden Gegensatz zu der Kampaane, der man hier öeiwohnt, die die sich angeblicher deutscher Pazifisten bedient, um die eingeleitete Verständigungspolitik von einem dritten Lande aus zu durchkreuzen. Paris, 9. Dez. Iy einer Nachtsitzung der Kam- m e r wurde das Budget des Finanzministers verabschiedet. Im Anschluß mur-s die Fraae beraten, wann di« Belnreckunaen der sozial? st ischenInterpellationen über die Finanz politik der Neuerung erkolaen sollen. Ministervräsident Voin- carö forderte Vertaguna bis zum Januar und ^eMe Ver- trauensfrage, die mit 40ä gegen 132 Stimmen zu Gunsten der Negierung entschied. Wie du mir.... Englisches Echo anf Coolidge« Botschaft. London, 8. Dez. Der Minister des Innern sagte in eine? RedeüberdieBotschaftCoolidgesan den Konaref über die Nüstungsfrage: Ick beschwere mich nicht übcn den Präsidenten der Vereinigten Staaten, aber ich schließ« mich seinen Worten volkommen an und erkläre dem Präsidenten und dem Volke Amerikas: Was für Euch zu treffend ist, trifft in gleicher Weise für Großbritannien zu (s Wie Coolidge beschlossen bat, zu bauen, was er für das ameri kanische Völk für notwendig erachtet, so ist es unsere Pflicht, das zu tun, was wir kür richtig halten ohne Rücksicht auf die Forderungen und Wünsche irgend einer anderen Nation in der Welt. Trotz aller von uns unternommenen Bemühungen das Schiedsverfahren zwischen den Nationen zur Regelung von Schwierigkeiten einzuführen. sind noch immer große siebende Heere auf dem Kontinent vorhanden. Solange ich Mitglied der Regierung bin. die den, Lande für die Sicherheit von Leben und Eigentum der Bevölkerung verantwortlich ist, ist das erste, woran ich gemeinsam mit den anderen Ncgierungsmit- aliedern denken muß: Sicherheit! Und erst in zweiter Linie kommt Sparsamkeit. Einigung Englands mit dem Irak. London, 9. Dez. Daily Telegraf schreibt: In den etzten Wochen war es sehr zweifelhaft, ob eine Vereinbarung zwischen der britffcben R"a?er"ng und König Faisal zu siande kommen werde. Der Premierminister des Irak hatt London in arö'-ter Entrüstuna über die britische Haltung ff der Mandatsfrage verlassen. Seither sind aber bet Besprechungen zwischen König Faisal und Mitaffedern des Kabinetts Grundlagen eines beide Teile befriedigenden Kompromisses gefunden worden, nach denen Groß britannien das Gesuch des Irak um Aufnahme in den Völkerbund im Jahre 1932 unterstüben wird. Ein Ver trag wird in Ler nächsten Woche unterzeichnet werden. Wie die Sowjets arbeiten! Stockholm, 8. Dez, Wie bekannt wird, hatte der wegen Landesverrats verhaftete schwedische Leutnant Nor berg einen Dertra-g mit der russischen Gesandtschaft ab geschlossen. Danach mar er verpflichtet, gegen 800 Kro nen monatlich Berichte über die Küstenartil lerie zu lieftrn Die schwedische Prelle ist ä"üerst erreg! und fordert die Abberufung des Gesandten. (!) „Räterepublik Aegypten". London, 8. Dez. Morning Post meldet aus Kaire die Aufdeckung einer bolschewistischen Verschwö rung zum Sturze der Regierung und zur Herbeiführung einer Räterepublik Aegypten. 21 Russen konnten auf einem finnischen Dampfer verhaftet werden, ehe es ihnen gelungen war, an Land zu gehen. Pufgefundcne Korrespon denzen belasten eine Anzahl ägyptischer Politiker schwer. Athen, 8. Dez. Unter der Anklage, gegen die Sicherheit des Staates agitiert zu haben, wurden sieben und in der Provinz eine weitere Anzahl Kommunisten verhaftet. Die Kammer wird sich über die Aufhebung der Immnnffät bei einigen kommunistischen Abgeordneten aussprechen.
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