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Erzgebirgischer Volksfreund : 06.05.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192805068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19280506
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19280506
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1928
- Monat1928-05
- Tag1928-05-06
- Monat1928-05
- Jahr1928
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 06.05.1928
- Autor
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"Wer khn sind wie Herr K., möchte ick folgendes Rezept empfehlen: Jedem Konzertbesucher wird ein Zettel in die -an» gedrückt, auf dem zu lesen steht, daß bas Konzert außer, ordenlich gefallen hat. Diese Zettel müssen nach Beendigung des Konzerts in eine Urne gesteckt werden. Wenn die Urne dann geleert ist, kann der Konzertgeber getrost behaupten, daß man einstimmig des Lobe» voll war über die gelungene Aufführung. F. M. * Berelnfacht« Einreichung der Steuerabzugsbelege. Damit die Arbeitt,.ber alsbald die erforderlichen Maßnahmen zur rechtzeitigen und reibungslosen Durchführung der ihnen nach den Durchführungsbestimmungen Uber den Steuerabzug vom Arbeitslohn hinsichtlich der Ausschreibung und Einreichung Ler Steuerabzugsbelege auserlegten Verpflichtungen treffen Annen, hat der Reichsminister der Finanzen schon jetzt das für Lie Ausschreibung und Einreichung dieser Belege Erfor derliche angeordnet. Hiernach sind für das Jahr 1928, ähnlich wie fiir da» Jahr 1S26 wieder LohnsteuerUberwei- sungslisten herauszuschreiben. Diese Ueberweisungs- blätter sind aber wesentlich vereinfacht worden und von den Arbeitgebern nur für die Arbeitnehmer herauszuschreiben, die im Kalenderjahr 1928 vor dem 31. Dezember 1928 aus ihrem Dienstverhältnis ausgeschrieben sind. Für die bei ihnen am 31. Dezember 1928 noch im Dienste stehenden Arbeitnehmer dagegen ist auf der Rückseite der Steuerkarte für 1928 nur eine Bescheinigung über den bei ihnen im Kalenderjahr 1928 be zogenen Arbeitslohn und die Höhe des davon einbehaltenen Steuerabzugs anzubringen. Für die Lohnsteuerbescheinigung hat das Landesfinanzamt -um Aufkleben hergerichtete Vor drucke anfertigen lassen, die ebenso wie die Vordrucke zu den Ueberweisungsblättern bei den Finanzämtern vom 18. Mai ab unentgeltlich entnommen werden können. Di« Lohnsteuer- bescheinigungen und Lohnsteuerüberweisungsblätter hat der Arbeitgeber gemeindeweise geordnet dem Finanzamt einzusen- den, und zwar die Lohngelder -Bescheinigungen auf der Rückseite der Steuerkarte für 1928 an das Finanzamt, in dessen Bezirk die Steuerkarte fiir 1919 und die Lohnsteuer - U e b « r - Weisungsblätter an das Finanzamt, in dessen Bezirk die Steuerkarte für 1928 ausgeschrieben ist. Soweit für die einLehaltenen Steuerbeträge Marken verwendet worden sind, hat der Arbeitnehmer seine Steuerkarte für 1928 mit den ver wendeten Einlegebogen an das Finanzamt einzusenden, in dessen Bezirk er zur Zeit der PersonenstanLsuufnahme am 1V. Oktober 1928 seinen Wohnsitz hatte. Als letzter Vermin für die Ablieferung ist der 18. Januar 1929 bestimmt worden. Weitere Auskünfte erteilen auf Verlangen die Finanzämter. Aue, S. Mai. Besonders hingewiesen sei auf die heute und morgen stattfindend« Haus- und Straßensamm lung zugunsten der Aü nstlerh ilfs w och«. Die Samm lerinnen, die um Gaben für den guten Zweck ansprechen wer den, bieten Schmetterlinge und Metallblumen an, außerdem Steinzeichnungen, die von ersten Künstlern angefertigt worden sind. Auch werden Prcisausschreibunqskarten zu haben sein. Wer eine solche Karte einsendet und den Betrag der Brutto einnahme der Sächsischen Künstlerhilfswoche 1928 verhältnis mäßig am richtigsten errät, erhält einen Preis von 100 Mark in bar. Für 2 weitere Lösungen, die Ler richtigen Summe am nächsten kommen, sind 2 weitere Preise von SO und 40 Mark ausgesetzt worden. Die Einwohnerschaft wird gebeten, die Not der Künstler durch Zeichnung eines Beitrage« lindern zu helfen! Aue, 5. Mai. Freitag nachmittag gegen ttö Uhr entstand etwa 700 Meter hinter dem Schlachthofe im städtischen Walde ein Brand, der sich auf eine Länge von etwa 200 Meter ausdehnte und wahrscheinlich durch Funkenflug aus einer Lokomotive entstanden war. Wegen der großen Ausdehnung mußte di« Feuerwehr alarmiert werden. Doch kurz vor dem Eintreffen gelang es den auf dem Sportplätze beschäftigten Arbeitern, den Brand zu löschen. Aue, 8. Mai. Jin Monat April sind bei der Spar- lasse 238 502,42 RM. in SSO Poften eingezahl und 79 214,07 Reichsmark in 294 Posten abgehoben worden. 14 Konten wur- den aufgehoben, 980 Konten neu eröffnet. Schneeberg, 8. Mak. Gelegentlich einer Prediger- konferenz, an der etwa 20 Prediger aus Sachsen teil- nehmen, werden von: 7.—10. Mai abends 8)4 Uhr in der Friedenskapelle Evangelisationsvorträge gehalten, worauf aufmerksam gemacht wird. Näheres steht im Inserat. Schneeberg, 8. Mai. Geschäftsverkehr bei der Stadt girokasse im April 1928: Eingänge: 1801582,38 NM. in 6072 Buchungsposten, Ausgänge: 1773 613,03 RM. in 6903 Buchungsposten, Gesamtumsatz: 3 878195,42 RM. in 12 975 Buchungsposten. Schwarzenberg, 6. Mai. Der Bürgerschule sind als Lehrervertreter Paul Mädler und die Schulamtsanwär terinnen Maria Richter aus Freiberg und Magdalene Christ aus Niederrosien zugewiesen worden. Schwarzenberg, 5. Mai. Nach langer Zeit hielten die Fotofreunde fiir Schwarzenberg und Umgebung in der „Sonne" ihren Vereinsabend wieder ab. Der Vor sitzende begrüßte die Mitglieder und vor allem mehrere neue Gäste und Mitglieder. Nach dem er noch einmal auf ver schiedene Preisausschreiben aufmerksam gemacht und alle Mitglieder zur regen Teilnahme aufgefovdert hatte, erteilte er Hrn. Nitzsche das Wort zur Bildbesprechung. Es zeigte sich aüch dieses Mal, wie fruchtbar und anregend eine solche Besprechung sein kann. Lr. Nitzsche sprach im Zusam- menhang über Stilleben, ein Kapitel, das für Viele noch neu ist. Anschließend sprach Dr. Zschenderlein über neu artige Versuche. Ausgehend von dem bekannten einfachen Verfahren, Schattenrisse ohne Benutzung von Platten, sondern direkt auf das Papier herzustellen, hatte er Bilder angefertigt, die nicht mehr nur Schattenrisse waren, sondern durch ver schiedene Graustufen plastisch wirkten. Er zeigt« verschiedene solche Aufnahmen, die sich besonders für Glos und Planzen eignen. Der Hauptvortrag des Abends galt dem Vergrößern. Hr. Elajus hatte vor den Anwesenden seinen Experimentier tisch mit dem Vergrößerungsapparat des Vereins aufgcbaut und demonstrierte in anschaulicher Weise dieses Verfahren, wobei er manchen Wink und Kniff aus seiner reichen Erfah rung bekanntgab. Er zeigte, wie ein kleines Bild dur^' eine Vergrößerung wirkt, und daß ein jeder Fotofreund selbst vcr- größern können muß. wenn er seine Bilder zur rechten Wir kung bringen will. Der Vortragende zeigte auch, wie man ge rade bei dieser Arbeit durch Abdecken, Weichzeichner, besonderes j Papier usw. aus unscheinbarem Negativ noch recht gut« BM>« gewinnen bann. Die nächste Sitzung findet Freltag, Len 18. Mak statt. Schwarzenberg, 5. Mai. Ballon „Schwarzenberg 2" de» Obererzgebirgischen Vereins für Luftfahrt startete am 1. Mat um 10 Uhr mit vier Insassen zu einer Vereinsfahrt unter Whung von Erich Kreyß-Ehemnitz. Nach einer Zwischenlan dung nördlich von Plauen flog der Ballon weiter bis nach Mellingen bei Weimar, wo bei lebhaftem Wind sehr glatt gelandet wurde. Lauter, 8. Mai. Di« öffentliche Tuberkulosefür sorge st«l I e hält am Dienstag nachmittags von 3 bi» 5 Uhr unentgeltlich« Beratungsstunde im Arztraume von Dr. med. Reinhard ob. Lauter, 8. Mai. Für den heutigen Sonnabend, abends 8 Uhr, hat im Gasthofe zum Löwen der Hausbesitzer, verein eine öffentliche Versammlung einberufen, in welcher der Syndikus Dr. Nißmann au» Frankenberg Uber die Neichspartei des deutschen Mittelstandes spricht. Lauter, 5. Mai. Der Posten der Hausmeisterin im Nathauseist infolge Dienstkündigung der jetzigen Inhaberin durch den Gemeinderat zur Besetzung ausgeschrieben worden. Für die Bewerbung kommen nur hiesige Interessenten in Frage. Die Vergütung wird nach Uebereinkunft festgesetzt. Eine Gie- belwohnung kann im Rathaus« berei (gestellt werden. Die Dewerbungsgesuche sind bis zum 18. Mai beim Gemeiderate einzureichen. Klrchemrachrtchlen für Sonntag (Kantate), den 6. Mai. (Fortsetzung aus der gestrigen Nummer.) Aue - FriedenErch«. Der erste Konfirmandenunterricht haute Sonn abend nachin. 5 Uhr in der Kirche. — Sonntag (Kollekte fiir den Landeskirchenchor-Derband) S Uhr: Hauptgottesdienst, Beichte und HI. Mendmahl. 11 Uhr: Kindergottesdienst. 146 Uhr: Singe- Gottesdienst der Iungmädchen-Dercine. (Für die Gemeinde sind die Emporen freigchalten.) Eintritt ist frei! — Dienstag 8 Uhr: Iungfrauenverein. — Mittwoch 8 Uhr: Maiandacht i. o. Kirche, Beichte und hl. Abendmahl. — Christlicher Verein Jung. Männer. Freitag, 4. Mai: Schnitzabend b. H. G. Pfab, Gabels- bergerstraßc 2g. — Sonntag früh 7 Uhr: Weihestunde für Mit glieder. — Montag nachm. Uhr: Christl. Zungschar: ,/Samuels Jugend und Ler Muttertag". 8 Uhr: Hauptvereinsabend „Des Meisters Dienstanweisung und der Muttertag". (Mittwoch ^8 Uhr: Tressen im Bereinssaal aus besonderem Anlaß.) Mr Innere nncl tservsn^rankkeltsn, auberk. der 8Udt nnl einer Entlüde Im Villenviertel gelegen. In slnr-m 3'/, ka groben alten park, angrenzend an den Stadlpark. ^'le bsrvlibrten elsktro- rMxsUisl kiurmlttel. KNniscii-dlMUcko ttsbandlung borond. der brk-ank. de» Stollrvsrlisel», das klaren - Darms, Herrens- und bleivensvstsms. bledlco - marbsn. Institut. Drobo Diegekalis lm?ark. Individuelle bvbandlung. ksxckotlierapls. 2 Zerrte. Obsksrrt: Öl'. Etkugsl. Isl. 2150. - Hile Knrmlttel aucil Mr ^uivitrtlgo. ! Ungegliedert Im dssond. Ususo: clrirurglsck goburtsbIM. Klinik. Sohr -er Knecht. Roman von Arno Franz. (Urheberrechtsschutz durch Derlag Oskar Meister in Werdau.) 28. porNtPunc!.' Wi« wenig die Finkenschlager seit dem glorreichen 9. No vember auf gelehrten Mumpitz und dergleichen zweifelhafte Dinge gaben, aing schon daraus hervor, daß sie sich einen Dorfschulzen erwählt hatten, der mit Orthographie und Gram matik einen qualvollen Kampf kämpft« und — weiß der Kuckuck — doch stets schweißtriefend unterlag, so daß „höheren Ortes" der Bezug eines Duden angelegentlichst empfohlen werden mußte. Unser Dorfschulze — Kröber hieß er — hatte beim Kreis direktor Rückfrage gehalten: was denn ein Duden sei und war dahingehend beschieden worden, daß es sich im Duden uni eine Rechtschreibung handele. Rechtschreibung?! — Wieder so was Neues! — Kröber .kannte nur Rechtsprechung. Er setzte sich denn auch hin und anwortete denen da oben: ,Zch beehre mir mitzuteilen, Laß das hierorts vorhandene Bürgerliche Gesetzbuch für unsere Verhältnisse genkegt." Na also! Schultheiß Kröber war eben ein sparsamer Herr. Geld, Körperfülle und Rühe — das sind Lie Eigenschaften, die ein richtiger Gemeindeoberst haben muß und die hotte er, Gott Lob und Dank! Was brauchte er einen Duden! Er regierte auf leine Art und regierte nach seiner Meinung nicht schlecht. Im GomeinLerot standen ihm überdies die Weisesten des Ortes — helfend zur Seite, und was er nicht wußte, wußten die auch nicht. Das ergänzte sich also harmonisch und tat keinem weh. , Endlich gegen drei Uhr funktionierte auch Ler Rummel auf dem Schützenplatz, der im „Weißen Roß" schon Wellen schilug. Herr Schultheiß Kröber war — schnaufend in einzwängen. Lem Bratenrock — am Arm seiner durch das Sonntagskorsett ebenso arg beengten Karoline inmitten seiner harrenden Schäflein erschienen und mit einem Tusch empfangen worden. Der Herr Gendarm Glück kam mit den schultheißlichen Töchtern , hinterher. Freundschaftlich, nicht dienstlich. „Ah" machte die junge Welt bei ihrem Anblick und mit Recht, denn die Schulzendamen sahen frisch gewaschen und neugebügelt aus. Und der Gendarm auch. - Herr Kröber hatte seine Gattin Mischen Len anderen ? Frauen von Rang und Besitz verstaut. Auf den Dörfern pflegen sich die Geschlechter, so sie ehelich verbunden sind, zu festlichen Gelegenheiten zu trennen. Einmal will der Mensch allein sein. Ich hab sie immer verstehen können. Karoline saß wichtig und schwer just auf dem Stuhl, auf den sie alten Traditionen gemäß gehörte und somit hatte der j treusovgende Gatte seiner Rittevpflicht Genüg« getan. Jetzt ! trat er seinen oberhoheitlichen Begrüßungsganq an. Auch so'n Stück Arbeit, das die Würde erforderte! An jedem Tische tauschte er Händedrucke — in Wirklich keit suchte er die Runde der Exklusiven. Das waren: Der vom Plahtor, der vom Hök, der dicke Echwabenhäußer, der krumme Oskar und Tütchen-Hoffmann Zwei von diesen Herren waren selbst mal Schulzen ge wesen, die anderen hofften es noch zu werden. Tütchen-Hoffmann gehörte — wenn man es mit Herkom- men und Sitte genau nahm — eigentlich Ocht in diesen Kreis. Er war kein Bauer. Er verkaufte den Finkenschlagern Salz heringe, Bonbons, Petroleum, Strickwesten, Sirup, Brust pulver, Iagdpatronen, saure Gurken, Fahrräder, Fliegenfänger und andere Kulturgüter. Man kann also sagen: er erfüllte eine Mission. Demzufolge hatte er Geld und konnte zu Steuer terminen, Kindtaufen und plötzlich eintretenden Sterbefällen ,xwshelfen". Zu Hochzeiten gab er nichts her — prinzipiell nicht — denn er war selbst verheiratet und zwar empfindlich. Bestimmt bedeutete er im Familien- und Wirtschaftsleben der Finkenschlager einen Faktor. Man brauchte ihn unL dester- wegen (so sagen die Finkenschlager) war man großzügig und duldsam. Die Kapelle, die sich der Schützenhauswirt seiner vorneh men Gäste wegen von auswärts verschrieben hatte, hatte das offizielle Konzert mit dem neuesten Schlager: „Still ruht Ler See, die Vöglein schlafen" Glock Dier beendet, um nun -er jüngeren Generation zum Tanze aufzuspielen. Das — war so Brauch in Finkenschlag. Und während die Iungfräuleins mit ihren Kavalieren im Saale das verbrachen, was nian heute tanzen nennt, hielt die alte Garde bei bitterdttnnem Lagerbier treu und brav im Freien Stand. Da reckten sich die Köpfe. Alle, ohne Ausnahme! Die Ler Neichen und die der Vermögenden! — Die Herren rückten die Krawatte gerade und die Damen strichen sich die Kleider glatt. Und wem vom un-verschnittenen Schnurrbart Dierschaum aufs weiße Vorhemd tropfte, wischte ihn weg. Was war da los? Wegen irgendwem tat man das nicht. Nur Besonderes rechtfertige die Erregung. Und das Besondere kam: Frau Carla Kaden betrat mit ihrem Söhnchen den Schützenplatz. Zum Erntedankfest darf niemand fehlen, der über Pflug und Hacke verfügt. In diesem Brauch klingt aus vergangenen Jahrzehnten noch etwas herüber, das aussieht wie Zusammen gehörigkeit und Familie. Man hätte es Frau Kaden sehr Übel genommen, wenn sie nicht gekommen wär. Herr Schultheiß Kröber wälzte denn auch schleunigst seine zweihundertzehn Pfund Körpergewicht mit Eleganz und Tem perament der Gutsherrin entgegen und führte sie den Finken schlager Damen zu, die sie beglückt und geehrt an die Tafel der Wohlhabenheit obenan setzten, während sich der Herr Schultheiß mit Händedruck und Dank für gnädiges Erscheinen verabschiedete — innerlich froh, wieder eine wichtige Arbeit getan zu haben. „Waß sieht sie aus," sagte die vom Hök zu der vom Platztor und die vom Piatztor zu Ler vom Hök: „Es scheint ihr doch nahe gegangen zu sein, das mit dem Sohr und ihrem Jungen." „Was ist denn gewesen mit den zweien?" frug Lie Toni vom Schwabenhäußer, die von ihrem muffigen Alten nie eine Neuigkeit erfahren konnte und Frau Fleischermeister Schulz — das Finkenschlager Tageblatt — radiale — ihre Wissen- schaff. Aber nicht mit Lautsprecher! Dohlweißlich. „Der Sohr hat dock, den Claus aesund gemacht. Dr. Stei nitz hat's erzählt und di" blonde Möbiusen hat mir gesagt," er hätt ihn nur durch Sympathie geheilt. Denken Sie sich nur — durch Sympathie! — Wie der das bloß gemacht haben muß? Wie weggehext ist das Fieber gewesen." „Und was hat sie denn dazu gesagt?" „Bscht" machte Frau Schütz und winkte Schweigen, weit Frau Kaden am oberen Ende der Tafel auf die tuschelnder Frauen am unteren Ende aufmerksam geworden war. Als aber Frau Schultheiß mit Frau Kaden ein Gespräck über Pflaumenmus begann, war die Luft rein und Frar Fleischermeister Schütz brauchte sich ihr mitteilsames Herz nichi abdrücken zu lassen. Wie Wurstfett — weiß und beißig — fuhr sie denn auch fort: „Geweint hat sie und hat ihn wieder anstellen wollen aber er hat nicht gewollt. Er hat ihr gar keine Antwort gegeben und hüt sie stehen lassen. Der gibt doch nicht nach der Dickkopf." „Ein richtiger Nickel ist der schon," fühlte sich Frau Tüb chen-Hoffmann bemüßigt, Las Kraut fettzumachen. Die Schützer mußten je denken, bei ihr verkehrten überhaupt keine Leuti und sie habe gar nichts zu berichten. „Von dem können wn alle noch was erleben. Wenn er den Finkenschlagern was aus. wischen könnt«, würde er's tun, hat er gesagt. — Ganz rech! geschehen ist ihm, daß er fortgejagt wurde. Das hat er av dem Voigt verdient. Der arme Kerl hat immer noch keinl Stell«. Und wie es der Sohr mit dem Hinzelmann hält, das ist Loch «ine Schande. Die beiden Stänker haben sich gesucht und gefunden." — So urteilten Lie Suffragetten von Finkenschlag, die sick zwar weniger in Politik, dafür aber umso intensiver ii Familiengeschichten betätigten und wie die Holzwürmer jede» noch intakten Leumund anknapperten. Und in dieses Idyl hinein klang ein Glockenton, dann noch einer und mit einen Male schallte Las ganze Geläute des Finkenschlager Turme, über Lie Ebene hin. Nock; bevor dieses Ungewöhnliche den Anwesenden völlü zum Bewußtsein gekommen war, fielen auch die Großsteinaue, Glocken ein. — Wahrhaftig, La fing es auch in Seeberg an zi läuten und in Günthersleben auch. „Was bedeutete das?" Die Glocken läuteten schon seit Jahren nicht mehr zi Siegen, sondern über ihre eigentliche Bestimmung hinaus nur noch zum Unglück. Da erschallte ein Schrei: „Es brennt!" Die Tanzmusik riß jäh ab und im Nu herrschte auf den Schützenplatz ein wildes Durcheinander. Vom Orte her hört, man auch schon das dumpfe schauerliche „Tut-tut" der Feuer Hörner und über den Baumwlmpfeln stiegen dunkle Rauch wölken auf. Träge wälzten sie sich gen Osten. Dr. Steinitz trat auf Frau Kaden zu. „Gnädige Frau wenn ich nicht irre, hat Sie ein Leid betroffen," sagte der alb Herr teilnahmsvoll. „Um Gottes Willen, Herr Doktor," rief Frau Kaden ev schreckt, „es wird doch nicht —" „Ich glaube wohl. Die Richtung laßt keinen anderer Schluß zu." „Auch das noch!" „Darf ich Sie nach Hause geleiten?" „Ditte! — Wo ist Claus?" „Der wirb, wie viele schon, vorausgesprungen sein." — (Fortsetzung folgt.)
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