1866. für , " Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt de» Königlichen Verichtsamte» und -es Stadtrathes zu Difchofsmer-a. viest Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch» und Sonnabend«, und kftrt vierteMrlich 121 Rar. Inserate werden nur dir Dienstag und Freitag früh 8 Uhr angenommen. ^F2S.s Mittwoch, den 11. April. Mun-scha«. Immer tiefer hängen die Wolken am politischen Himmel und nirgends scheint die Hoffnung zu leuchten, daß diesmal das Unwetter über unserm Vaterlande vorüberziehe. Und doch halten wir bis ausS Letzte an der unverwüstlichen Hoffnung fest, daß unS das Schlimmste, was geschehen kann, erspart werde. So lange nicht der erste Schuß gefallen, glauben wir eS nicht, daß das Schwert aus der Scheide fliegen werde, so schwer eö uns auch an kommt, unfern Glauben, gegenüber den neuesten Ver wicklungen, noch aufrecht zu halten. Sollte man eS für möglich halten, daß in unserm Jahrhundert, dem Zeitalter der Civilisation, in Deutschland, dessen Volk mit Recht das cultivirteste genannt wird, unter Menschenstäwmen, die so sehr auf- und an einander angewiesen sind, die Barbarei deS Krieges aufkommen und von einer Seite her geflissentlich herbeigrführt wird? Lassen wir die neuesten Er, eigniffe sprechen, um unsere schweren Besorgnisse zu rechtfertigen. Die Depesche deS preußischen CabinrtS an alle deutschen Staaten ist unfern Lesern bekannt, sie wissen, wie Bismark in derselben die Dinge geradezu auf den Kopf stellte, daß er sich als daS Lamm auSgab, daS nie ein Wäfferletn getrübt und das nun der österreichische Wolf zerreißen wolle. Ueber diese beispiellose Verdrehung der Wahrheit ist kein Wort mehr zu verlieren, eine Sache, deren einzige Waffe die bodenlose Lüge ist, richtet sich selbst und «S fällt uns gar nicht mehr ein, jede einzelne Un wahrheit deS preußischen CabinetS aufzudecken, wir würden unmöglich damit fertig. Völlig neu aber ist die Art, in welcher BiSmark die deutschen Staatsmänner über di« letzte Vergangenheit zu blenden sucht. Er sucht ihnen weiß zu machen, daß er die Mittel- und Kleinstaaten stets auf daS Rück sichtsvollste behandelt und von ihnen nicht das Ge ringste verlangt habe, als was aus den thatsächlichen Verhältnissen unumgänglich nolhwendig für Preußen wäre. Wenn nun auch die Staaten jetzt freund schaftliche Gesinnungen gegen Preußen hegten (welch Slnundzwanzigst« Jahrgang. kühne Voraussetzung!), so genüge daS doch nicht für die Zukunft, vielmehr müsse die ganze deutsch« Bundesverfassung nach einer Richtung reformtrt werden, die den preußischen Größrnverhültniffen besser Rechnung trüge. In Deutschland, fährt der Minister fort, seien zunächst die natürlichen Bundesgenosse« für Preußen (also giebt eS auch unnatürltchr! ver- gleiche Italien) und ihre Hilfe verlange er zunächst, falls er von Oesterreich angegriffen, oder zum Krieg« genöthigt würde. — Man traut kaum seinen Augen, wenn man daS liest. Ist denn nicht daö außer preußische Deutschland größer als Preußen? Und hat nicht Oesterreich wiederholt seine Friedensliebe ausgesprochen? Wer zwingt denn Preußen, Krieg zu führen? DaS ganze Deutschland, ja daS eigene preußische Volk widerstrebt ja auf das Lebhafteste dem Kriege, kein Kreis, außer dem militärisch-reak tionären, will Krieg. Und reformirt man etwa eine Verfassung, wenn man sie bricht? Die osst- cielle „Prov.-Ztg " tn Berlin erklärt ja geradezu, daß alle Staaten, welche nicht für Preußen sich er klären, dessen Feinde seien, eine Hinweisung auf den Artikel 1t der Bundesverfassung umgehe die Frage, die Preußen stelle und sei feindlich zu deuten. Bessert man ein Kleid auS, wenn man eS zerreißt? Es ist bet solcher absoluter Willkür gar nicht abzu sehen, welche Forderungen Preußen eigentlich stellt. Don dem, der sich außerhalb deS Gesetzes begirbt, ha» man sich deS schlimmsten Verbrechen» zu ge wärtigen und selbst, wenn die deutschen Staaten Alles thäten, waS Preußen nur verlangt, sie thu« immer noch nicht genug, wenn sie nicht ihr« Für sten zur Abdankung nöthigen, wessn sie nicht preu ßisch werden. Bei solcher Gesinnung erschein» eS fast unmöglich, noch durch Verhandlungen, Vor stellungen und Depeschen auch nur daS Geringste zu erreichen. Spricht doch jetzt ein hervorragendes Berliner Blatt, die,Nat.- Ztg.", davon, daß «S schließlich doch einmal zum Kriege mit Deutschland kommen müsse, aufgeschoben sei nicht aufgehoben, denn Deutschland müsse preußisch werden. Al- ob eS nicht viel richtigem wäre, daß Preußen deutsch würde, haß sich der Theil nach dem Ganzen richte» müsse, nicht aber das Tanze nur eia Theil d«S