V l »t V l U » » - . . ft- - >r U M .ßi / BisctlvfSwerda, Stolpen und Umgrgeych. ' — —--—— Amtsblatt -es Königlichen Verichtsamtes und -es Stadtrathes 4» KifchöfowffrU,. l-Zs". Dies« Zeitschrift erscheint^wöchentlich zwei Mal, Mittwoch» und Sonnabends, und kostet vierteljck^rlich 12j Rgr. Süden, Norden und die Mitte. Gar häufig hat man in früheren Zeilen von der süddeutschen Gemüthlichkeit sprechen hören, welche manchen biederen Sachsen bestochen und bei ihm ein günstiges Vorunheil für Oesterreich erzeugt hat. Mit höchstem Unbehagen dagegen sprach man früher von dem norddeutschen Preußen, dessen Be nehmen mit den Anforderungen des Sachsen nicht in Uebereinstimmung gebracht werden konnte. Die jüngst vergangenen Zeitereignisse dürfen jedoch nicht bloS geschehen sein, um eben bloS erlstirt zu haben, sondern sie müssen bei Jedem, der das Staats- und Völkerleben verfolgt, auf besonderes Nachdenken hinwirken, müssen offenbar unsere Ansichten "regu- liren und dahin gehört denn auch die Ansicht über das Wesen des Süddeutschen und des Norddeutschen. Bleiben wir zunächst einmal beim Süden stehen und geben wir der Sache etwas näher aus den Grund. Gar Diele, welche früher für Oesterreich schwärm ten, dachten sich dessen Bewohner als „urgemülhliche" Leute; womöglich Jeder einen Tyrolerhut auf dem Kopf, den ganzen Tag jodelnd vor Lust und alle Leute „Du* nennend. Diese Vorliebe wurde nicht abgekühlt durch die Kenntniß deS Auftretens Oester reichs in der Weltgeschichte. Die sogenannte Ge mächlichkeit schrieb man sogar der Armee zu. In neuerer Zeit hören wir ganz Anderes. Wohl wird von den beimkehrenden Truppen viel Rühmliches von dem Einzelnen in Oesterreich erzählt, doch kann dies allein nicht maßgebend sein, da diese Einzelnen eben Parteigenossen waren und diese sind unter einander immer gut Freunds Wir müssen uns an die herrschenden allgemeinen Zustände halten. So erfahren wir z. B. mehrfach über die süddeutsche Gemüthlichkeit in der österreichischen Armee, daß eS allerdings vorkommt, daß ein Offizier zu einem vielleicht strafbaren Soldaten sagt: Höre Du, Franzl, döS war halt nit Recht von Dir, mach'S halt nit wieder, Franst! — Daß es aber eben so gut vor kommt, daß derselbe Offizier dem Soldaten den Stiefelabsatz auf. den Leib tritt oder gar sagt: Wenn halt bei uns der „Stock* abgeschofft wird, nehm' i halt meinen Abschied ,c. — Wir wissen Alle, in «inundzwanzigster Jahrgang. welch' erbarmungswürdige« Zustande sowohl/ dir Armeeverbältniffe Oesterreichs, als die der.innere« Landesverwaltung sind, daß Bestechlichkeit, Betrüge reien und grenzenlose Nachlässigkeit leider gär zu sehr in das Beamtrnthum sich eingenistet haben. Dachte man nun, die öfterreichischeRegierungrSÄßte seit 1859 endlich dahinter gekommen und klug ge worden sein, so haben sich diese Krebsschäden doch zu keiner Zeit wieder mehr gezeigt/ alS' in rem letztvergangenen Kriege. Gegenwärtig schicken NUN die mährischen LandlagSmitglieder ttni Deputation zu den „Füßen des Thrones*/ nm den Ausdruck von Mährens Dank (!) daselbst ganz ergebenst pieder- zulegen. Das ist denn doch sehr diel Gemüthlichkeit. Wofür denn Dank? Man wird Niemand au^rkgen und Haß erzeugen wollen, aber Dank für schlechte Armceführung, für verwüstetes Land, für/hohe Steuern und schlechte Finanzwirlhschaft— da hört die Gemüthlichkeit auf und scheint eher an Charakter losigkeit zll grenzen. Gehen wir zu dein Auftreten der Regierung über — wir bemerken, daß wir mit Beust'ö Eintritt das Erscheinen eines, wenn auch nicht goldenen, so doch weit glücklicheren Lebens abschnittes hoffen — so finden wir, daß Leute, die daS ganze Volk für schuldig spricht, alS schuldfrei bezeichnet werden. Gablenz hat wacker auSgehalten, in Schleswig sowohl, als in Böhmen; er wird dafür „entlassen*; Tegethoff hat bei Helgoland europäisches Erstaunen erregt, bei Liffa eine bedeutende Schlacht geschickt gewonnen — er wird dafür „zur Disposition gestellt*, d. b. Du kannst jetzt Deiner Wege gehen, wenn wir Dich wieder einmal brauchen, wollen wir's uns noch überlegen. Wir wollen diese Heft« nicht fortsetzen; sie deckt unS aber Manches auf und lehrt unS, nachzudenken, woher daS kommt, daß eS in Oesterreich nie besser Mrd, daß man di« Jesuiten auS Italien, welche daS Volk nicht haben will, gastlich aufnimm»; sie lehrt unS, zu bedenken, daß vieLeicht manches sächsische Auge nicht um Bruder und Sohn zu wetneft brauchte, wenn die O-sterreicher geben ihrer sog,nannten Gemüthlichkeit auch Standhaftigkeit undMeiSheit besessen , hätten. Also sein sacht« mit dem Urtheil über die süddeutsche Gemüthlichkeit (von Baiern wollen wir ganz schweigen)/ ' " ' '