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Der sächsische Erzähler : 13.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-188010133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-18801013
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-18801013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-13
- Monat1880-10
- Jahr1880
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 13.10.1880
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irenoeo. Um ihr diese Hoffnungen zu vereiteln und da» Einverstäodniß unter den Mächten aufrecht »u erhalten, sei e« nicht nöthig, daß die Mächte sämmtliche schwebenden Fragen gleichzeitig regelten, sonWku daß st« mit Dulcigno begönnen. Die Netto» Müsse sich schnell auf diefrn bestimmten Punkt Hin richten und der Pforte müsse ein wirksamer Beweis von d^r Einigkeit und Entschlossenheit Europa'« ge- Gtben werden. Später würden die Mächte auch die adrigen türkischen Fragen, zu regeln haben. — Die „Republique Fran-aise" bespricht ebenfalls die jüngste Note der Pforte und meint, 'dieselbe übersteige jedes Maß in einem Grade, daß man die Note so be handeln dürfe, wie man rS mit Handlungen und Worten von Leuten macht, die theilweise ihrer Ur teilskraft beraubt find. E« werde gut sein, daß di« Mächte nicht die Natur de» zu überwindenden Hindernisses au» den Augen verlieren. Diese« Hinderniß sei einzig und allein der Wille de» Sultans. ES gebe unterrichtete Leute in Eonstantinoprl, welche die Hartnäckigkeit de» Sultan» einer gewissen Geistes störung beilegen zu müssen glaubten. Wenn es auch kein anderes Hinderniß zu überwinden gebe, al» diese», so sei die gegenwärtige Lage der Dinge doch nicht minder schwierig und e« sei angezeigt, derselben die größte Ausmersamkeit bei den Ver handlungen zuzuwenden, zu welchen die türkische Note Veranlassung geben werde.' — Weitere Nachrichten au« Frankreich lassen erwarten, daß demnächst ernstlich gegen die Congregationen vor gegangen wird. Telegraphische Berichte meldeten dieser Tage: E» bestätigt sich, daß die Regierung Vie Märzdecrete mit der gleichzeitigen Schließung aller Kirchen und Capellen der widerspenstigen Congregationen beginnen wird. Diese Maßregel soll noch im Laufe dieser Woche zur Ausführung gelangen. Wie jetzt in den betreffenden Kreisen versichert wird, würde kein förmlicher Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit dem Vatikan statt finden, sondern der päpstliche Nuntius vorläufig eine Urlaubsreife antreten. —Die zwischen der italienischen und französischen Regierung über die tunesische An gelegenheit und da» bisher ausschließlich Frankreich zustehende Protektorat der Christen im Orient statt gehabten Unterhandlungen sind in günstiger Weise erledigt worden. Danach soll im Hafen von Tunis ein italienisches und ein französisches Stationsschiff verbleiben können, die französische Cscadre jedoch sogleich zurückberufen werden. Bezüglich des Schutze« der Christen im Orient hat die französische Regierung sich bereit erklärt, Italien selber die Beschützung der italienischen Unterthanen zu überlassen. Der englische Premierminister Gladstone wird jetzt nicht bloS von den orientalischen Wirren, sondern mehr auch von der irischen Frage in Anspruch genommen. Sie ist weniger eine politische, al» eine sociale Frage der schlimmsten Art, denn alle Bitter keit solcher Jntereffenkämpfe und alle Schwierigkeiten, welche durch Jahrhunderte lang geübte« und dadurch zu einer befestigten Institution gewordenes Unrecht aufhäufen, spielen da hinein. Der Kern des UebelS liegt darin, daß der größte Theil des irischen Groß grundbesitze» iu den Händen weniger englischen Familien ruht, welche nicht im Lande leben, ihre unermeßlich großen Besitzungen verpachtet haben und alljährlich die sehr bedeutenden Pachtsummen au« dem Lande ziehen. Die Pächter erklären, diese Pacht summen nicht länger bezahlen zu können und zu wollen. Di« Großgrundbesitzer stützen sich natürlich auf ihr EigrnthumSrecht. Wie ist da zu helfen? Die Pächter au» ihren Pachtungen zu treiben, geht nicht, denn ihr Fleiß, zum Theil auch ihr baare« Vermögen steckt in den Ländereien, welche sie viele Jahre laug bearbeitet und zum Theil auch verbessert haben. Da» Land den Pächtern zum allmäligeo Eigenthum zu überlassen, geht auch nicht, denn die Entschädigungssummen an die Grundbesitzer müßten so hoch sein, daß weder der Staat noch die Pächter Lust haben werden, sie aufzubringen. Vielleicht findet ein Vermittlung-Vorschlag Beachtung, nämlich den Pachtschilling zu capitalisiren und von den so «fuudeoen Summen mit mäßigem Zinsfuß eine Mente auf die den bisherigen Pächtern al» Eigen- thUm zu überlastenden Besitzungen zu legen, welche dm bisherigen Grundbesitzern zufließe. Aber diese Sud ähnliche Vorschläge durchzuführen, wird doch sehr bedeutende Anstrengungen de« leitenden Staats mann«» Erfordern. In Belgien suchen die klerikalen bet jeder GeleAmheit Vie Durchführung , der liberalen Schul gesetze zu hiiidern. An verschiedenen Orten haben dirfrrhalv bereit» lärmende Auftritte stattgefunden, in dem Dorfe Heule bei Courtrah (Kortrhk) ist e« sogar züvt Blutvergießen gekommen. Ein RegierungS- «Uimissär traf t vön zwei Gendarmen begleitet, in Hetile ei«, ÜM Vit Räumung eine« unbefugter Weise al» klerikale Schill« benutzten Grmeindelocal« zu Kam» wurde Wr Anwesenheit bekeumt, 534 al» eine Zusammenrottung vor dem Locale erfolgte. Diese Schaar beschränkte sich darauf, Rufe und Geschrei vernehmen zu lasten, und Alle« schien sich friedlich zu vollziehen, al» plötzlich die Sturmglocke geläutet wurde. Sogleich trafen die Bauern der benachbarten Dörfer, welch« glaubten, daß Heule in Flammen stände, von allen Seiten ein und in weniger al« einer halben Stunde belagerte eine VolkSmaste von 60V bis 700 Personen, Männer, Frauen, Kinder, buchstäblich da» Local, Geschrei auSstoßend und gegen die beiden Gendarmen, welche den Eintritt bewachten, Steine schleudernd. Die Gendarmen versuchten die Menge mit Kolbenstößen zurückzutreiben. Sie wurden von allen Seiten ange griffen und feuerten schließlich zur Abschreckung ihrer Augreifer ihre Gewehre in die Luft. Die» hatte jedoch keinen Erfolg; man schlug sie und warf mit Steinen nach ihnen. Jetzt feuerten di« beiden Gendarmen in die wüthende Menge und tödteten zwei der Angreifer. DaS half. Die Menge flüchtete nach allen Richtungen. Welcher Zorn sich der Clerikalen wegen diese« Vorfalles bemächtigt hat, zeigt der Umstand, daß der klerikal gesinnte Bürger meister von Brügge den Oberpolizei-Lommissar sofort seine» Amte» entsetzte, weil dieser r« gewagt, dem mit Durchführung de» Schulgesetze» in Heule beauf tragten RegierungScommiffar die erwähnten beiden Gendarmen mitzugeben. In Oesterreich nehmen die Kämpfe der Deutschen gegen da» Ministerium Taafe größere Dimensionen an, denn auch der Wiener Gemeinde rath hat einstimmig beschlossen, einen österreichischen Parteitag nach Wien einzuberufen, um, wie in Carlsbad, Brünn u. s. w. energische Resolutionen gegen die jetzige SlavirungSsucht zu fassen. Die Politik de» Grafen Taaffe findet natürlich aber von anderer Seite auch ihre Vertheidiger. So sagt z. B. ein längererer Artikel im „Journal de» Debatte": Während man sich dazu anschickt, Rußland die Slaven der Balkanhalbinsel streitig zu machen, wäre e» doch gar zu ungeschickt gewesen, gegen die österreichischen Slaven eine Unbeugsamkeit zu zeigen, welche sie gezwungen hätte, nur noch auf St. Petersburg zu hoffen. Ohne in die föderalistischen und verfassungswidrigen Abenteuer zu verfallen, mit welchen sich mehrere seiner Vorgänger bloSgestellt hatten, hat der Graf Taaffe also den Slaven wichtige Zugeständnisse gemacht. Oesterreich befindet sich in einer Umwandlungsperiode und e« ist schwer vorauSzusehen, iu welcher Gestalt eS aus derselben hervorgehen wird. Unser deutscher Kaiser Wilhelm hat der Stadt Cöln zu ihrer großen Freude die Mittheilung zugehen, lassen, daß er der Dombaufeier auch am Morgen des zweiten Festtage» persönlich beiwohnen wolle, um den historischen Festzug mit anzusehen. Bald darauf hat er auch den Ultramontanen zu wissen gethan, was er von ihrem dreisten Vorgehen, ihn iu Cötn mit einer „Vorstellung" zu behelligen, hält. Er hat denselben nämlich erklären lassen, daß er in der von ihnen angeregten Frage weder Deputationen noch Adressen irgend einer Art vor dem Dombaufest cntgegennehmen Werve und daher anheimstelle, die betreffende Immediateingabe erst nach dem 16. Oktober nach Berlin absenden zu wollen. Die Wuth der Römlinge, so abgefahren zu sein, läßt sich denken. Am 10. Oct. Nachmittag- fand im Schlöffe zu Schönbrunn bei Wien zu Ehren der Anwesenheit de» König» und der Königin von Sachsen ein Diner statt, an dem außer dem Kaiser und seinen hohen Gästen noch 30 Personen theilnahmen. Wien, 11. Oct. Die Königin Carola von Sachsen reist« heute Abend nach Italien zum Be suche der Herzogin von Genua ab. Der König Albert von Sachsen reiste heute Abend nach Dresden ab und wurde vom Kaiser Franz Jolef bi« zum Bahnhofe begleitet: In den höheren Lehranstalten der Rheinprovinz soll nach einem Erlaß de« CultuSmlnister» in der letzten BormittagSstunve de« 15. Oct. eine Schul feier au« Anlaß der Vollendung de« Cölner Dome» stattfinden. — Mit einiger Bestimmtheit verlautet, daß für den Posten de» Oberpräsidenten von Schlerwig-Holstein Graf Rantzau, der Schwiegersohn de« Fürsten Bi-marck, in Aussicht genommen sei. Der ungünstige Ausfall der Prüfungen für den einjährig-freiwilligen Dienst sowohl in Berlin al« in anderen großen Städten Deutschland», bildet den Gegenstand lebhafter Erwägungen in den zustrhenden Kreisen. Die Frage, ob die Anforderungen an die Examinanden etwa zu hoch gegriffen seien, hat sich nicht bejaen lassen und e« steht durchaus nicht zu erwarten, daß diese Bedingungen etwa herabgesetzt werden. — Der Abgeordnete LaSker hat am 30. Sept, eine längere Reise nach Italien angetreten. (Wegen Erkältung?) — Der Abgeordnete Hassel- mann Sam 14. Sept, in New-Kork angekommen, um sich, wie er angab, über die Lage der Arbeiter in den Vereinigten Staaten eingehend zu informiren. (Wenn er doch gleich drüben bliebe!) Die „Agence HavaS" meldet au» Baos ichr Infolge Mißverständnisse» fand am 6 October Ge- wehrfeuer zwischen türkischen Truppen und Albanese» bei Nuju statt und gab e» dabei mehrere Todt« und- Verwundete. — Die Nachricht von ter Reise Rtz» Pascha'« nach Podgoritza bestätigt sich nicht. Sachsen. Bischofswerda, 11. Oct. Nachdem schor» am Freitag Abend ein Gewitter mit Wolkenbruch artigem Regen ziemlich heftig hier ausgetreten, ent» lud sich wiederum gestern Nachmittag gegen 4 Uhr ei» solche« mit derartiger Heftigkeit, wie dieselben in den heißesten Augusttagen nicht schlimmer aufzutreten pflegen. Schlag folgte auf Schlag, so daß oft die Fenster gewaltig erzitterten. Auch hat man mehrere Blitzeinschläge zu verzeichnen; in Schmiedefeld wurde eine Scheune durch den Blitz eingcäschert, in der Nähe der Ziegelei de« Herrn Käufer wurde ein Baum zersplittert, desgleichen eine Birke auf dem Gold-- bacher Berge, auch soll der Blitz in den Blitz ableiter de» hiesigen Kirchthurme« eingeschlagen haben- ES ist jedenfalls das Auftreten eine» solchen heftige» Gewitter» zu dieser Jahreszeit als eine höchst seltene Erscheinung zu bezeichnen. — Wenn man von vielen Seiten infolge der abnormen Witterung über neue Baumbluth berichtet, so fügen wir dem bei, daß wir am Sonntag Ge legenheit hatten, in einem Garten an der Gerber gasse in Bautzen blühenden Wein zu bewundern. — Am 23. und 24. d. Mr«, werden Vormittag«- 8 Uhr und Nachmittag« 2 Uhr Comrolversammlungew der Mannschaften des Beurlaubtenstande« im hies. Schützenhaus abgehalten werden. — Der Auftrieb beim heutigen Vieh markt war Folgender: 515 Stück Rindvieh, 6l> Stück Pferde, 32 Körbe Ferkel und 2 Heerde» Schweine. kr. Goldbach, 9. Ocibr. Gestern fand allhier (Filial von Bischofswerda) Schulprobe statt, da der treuverdiente Hr. Cantor Schumann krankheitshalber- sich nach ziemlich 30jähriger AmtSthätigkeit allhier in den wohlverdienten Ruhestand zurückzieht. Herr^ Schulinspector Or. Wild nahm in Beisein de» Herrn Oberpfarrer Or. Wetzel, de« Herrn Pfarrer Or. Otto aus Frankenthal (al» derzeitigen Local- inspector, da da« Archidiaconat zur Zeit erledigt ist), sowie in Anwesenheit der Schul- und Kirchen- vorstandSmitglieder, auch mehrerer Lehrer der Um gegend von früh ^8 bis nach 12 Uhr Mittag« die Probe in der Schule und von 2—4 Uhr die Probe- in der Kirche ab. Al« Candivaten waren von der hohen Behörde von den vielen (man sagt 38) Be werbern um die ziemlich gute Kirchschulstelle dir Herren Lehrer Handrack au« Beiersdorf, Wetzel, au« Schönborn bei Radeberg und Gelbke au« Herms dorf bei Lausa auserwählt worden. Die Aufgaben« zu den Probelektionen hatten die Aspiranten Abend« vorher auf der Pfarr» zu Frankenthal sich einhole» müssen. Herr Lehrer Wetzel al« Erster sprach nach gemeinschaftlichem Gesang« von Ver« 2 aus Lied 43 de« Dresdner Gesangbuches über Joh. 6, 68 und 69, worauf Herr Lehrer Handrack über Matth. 11, 29 und 30 ganz textgemäß über die Einladung zur Nachfolge Jesu s) in der Sanftmuth d) in der Demuth und deren beseligende Folgen, .so werdet ihr Ruhe finden u. s. w." sich trefflich mit de» gutgeschulten und gut antwortenden Kindern ver-« breitete. Darnach hatte Herr Lehrer Gelbke über Jesaia« 53, 4 und 5 eine Katechese zu halten und brachte ebenfall« ganz textgemäß den Kindern zum klaren Verständlich: .Jesu« hat gelitten für un» Sünder, der Gerecht« für die Ungereckten. Warum? Auf daß wir Frieden fänden hier zeitlich und dereinst ewig. Nach einer kleinen Pause zur Erholung der Kinder hatte Herr Gelbke Rechnen mit Brüchen,. tn«besondere die Multiplikation, darauf Herr Wetzüi Sprach- und Satzlehre und hiernach Herr Handrack da« Freiligr. Gedicht: .Dir Trompete von Grave- lotte" mit den Kindern durchzusprechen. Hierauf mußte Gelbke einen geschichtlichen Vortrag über Napoleon I., Wetzel einen geographischen: .die Elbe und ihre Nebenflüsse" und Handrack einen physikal. .die Luft" halten. Nachdem mit Gesang und Gebet geschlossen und dir Schüler der Oberclass« entlasse» waren, «raten di« der Unterclaff« ein, mit welch«» jeder Candidät eine Lection au« der bibl. Geschichte hatte abhalten müssen. Der schwülen Schulstuben luft halber hat sich Referent jetzt entfernt, meinend,, e« wäre an den Lectionen der Obrrclasse auSrricheud und mehr al« nvthig zu Erforschung der Leistungen der Stellbewerber geschehen. Gegen Hl Uhr begab- pch jeder männtglich in'« Erbgericht, um eine löb liche Erquickung auf die gehaKe geistsg« AZHmmMNH rtnzunrhmen. Daß di«
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