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Der sächsische Erzähler : 23.09.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-189109237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-18910923
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-18910923
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Beilage "Winterfahrplan der königl. sächs. Staatsbahnen" auf der Mikrofilmvorlage nicht vorhanden.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-23
- Monat1891-09
- Jahr1891
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 23.09.1891
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K ! ' ! 1 W c i U der Bei Awc stör spr< fori feill verl aut gen Akt Lä> Bli tön um zw< Ec De gi" sicl Ve we au Zc läi di> ge S be NI de ei> ko ai N in sc sc st 6 b ei d b n n S ft'' - U manche politische und historische Anklänge ent hielten. Dies kann namentlich von den kaiser lichen Tischreden in Kassel und Erfurt, speziell aber von dem Trinkspruche des Kaisers auf das 4. Armeekorps gelten. Der hohe Herr wies auf die geschichtliche Bedeutung Erfurts hin und erinnerte daran, daß hier der korsische Eroberer einst deutsche Fürsten schwer gekränkt und das deutsche Land tief gedemiithigt habe. Des Kaisers weitere Erinnerungen streiften dann die ruhmvolle Erhebung von 1813 und blieben schließlich an der ehrwürdigen Heldengestalt Kaiser Wilhelms I. haften. Der erlauchte Redner ge dachte der vor acht Jahren stattgesundenen Manöver des 4. Armeekorps vor seinem kaiser lichen Großvater und erinnerte daran, daß daS Armeekorps damals unter der bewährten Führung deS Feldmarschalls Grasen Blumenthal stand. Dasselbe habe — betonte der Kaiser — auch heute seine» Höhepunkt vollkommen innegehalten, dasselbe werde sich hoffentlich auch fernerhin in Krieg und Frieden in jeder Beziehung bewähren. Die Wirkung, welche der Erfurter Trinkspruch des deutschen Kaisers aus die Franzosen geübt hat, findet in der englischen Presse bereits ein gehende Würdigung. So wird der „Voss. Ztg." gemeldet: Die „Times" bespricht den Erfurter Trinkspruch des Kaisers und sagt, die Thatsache, daß der Ausdruck, den die Franzosen so anstößig finden, unterdrückt wurde, deute klar an, daß cs dem Kaiser nicht in den Sinn gekommen ist, denselben an die Franzosen zu richten. Selbst Kaisern müsse gestattet werden, etwas von der ursprünglichen Freiheit des Menschen zu behalten, u. A. die Freiheit, unter Freunden ihre Gedanken auszudrücken. „Wenn er unter solchen Umständen — das Gemüth erfüllt von dem von seinen Landsleuten erduldeten Elend — alles Andere für den Augenblick vergessend, den Kaiser Napoleon einen korsischen Parvenü nannte, so können wir wirklich nicht einsehen, warum daraus so viel Wesens gemacht werden sollte. Die Deutschen haben sehr guten Grund, das Andenken Napoleon'S zu verabscheuen. Wenn sie ihn nichts Schlimmeres nennen als Parvenü (Emporkömmling), so dürfen sie wegen ihrer Mäßigung gelobt werden. Die Fran zosen sind nicht besonders maßvoll in ihren Aus drücken überAnSländer,welche sie nicht leiden können, noch ist Grund vorhanden, warum sie oder die Deutschen eine Achtung heucheln sollten, die sie nicht empfinden. Es würde auf Seiten eines Deutschen sicherlich ungezogen und unhöflich sein, sich beleidigend über einen französischen Helden zu äußern. Aber dies ist genau das, was der deutsche Kaiser nicht gcthan hat. ES steht ernstem Zweifel offen, ob der Kaiser sich des Wortes „Parvenü" überhaupt bediente. Unzweifel haft wird der Ausdruck verleugnet. Darauf zu bestehen, dem Kaiser Ausdrücke anzuhcsten, deren er sich überhaupt niemals bedient haben mag, welche er aber jedenfalls öffentlich in Abrede stellt, ist weder besonders billig noch besonders würdevoll." — Der französische „Paix" sagt über die Erfurter Kaiscrrede: „Wir haben gestern mitgetheilt, daß der „Reichsanz." einen Text der Kaiserrede veröffentlicht, welcher deutlich von dem Texte abweicht, den die „Post" und die „Köln. Ztg.", sowie telegraphische BurcauS zuerst meldeten und welchen die französische Presse übereinstimmend wiederholt hat. Wir dürfen wohl annchmen, daß die erste Fassung die richtige war. Wir geben indessen zu, daß die durch das offizielle Blatt veröffentlichte Aenderung die Tragweite der ge sprochenen Worte wesentlich abschwächt. Es beweißt dies, daß man sich der Verantwortlichkeit und Tragweite dieser Worte mehr und mehr bewußt wurde. Jeder Vernünftige muß zugebcn, daß die Sache hiermit abgethan ist. Wir können jedoch die Haltung gewisser französischer Zeitungen wohl verstehen, die in einem heftigen Tone unter der Flagge des Patriotismus Mißklänge in die große Menge zu bringen suchen, denn man merkt, daß es nicht nur die Ehre ihres Volkes ist, welche sie vertheidigen, sondern daß sie auch für ihre eigenen Interessen kämpfen, welche sie in erster Linie wahrzunehmen und zu erhalten suchen." Der Kaiser hatte sich am Mittwoch früh von Erfurt nach Mühlhausen begeben und wohnte Vormittags dem Manöver des Südkorps gegen daS NordkorpS in der Nähe von Höngeda bei. Der Kaiser begleitete die Cavalleric-Division des Südkorps beim Vorgehen gegen daS NordkorpS und entschied nach erfolgtem Zusammenstöße beider Corps, daß die Cavallerie des Südkorps nach Langensalza geworfen sei. Nach Beendigung des Manövers hielt der Kaiser, begleitet vom Prinz-Regenten Albrecht von Braunschweig, seinen Einzug in die festlich geschmückte Stadt Mühl hausen. Nach Beendigung der Manöver bei Mühlhausen an diesem Sonnabend, beabsichtigt denkt der Czar mit den^Seinigen äm 3Ü. d. M. oder am 1. Oktober die Rückreise nach Peters burg anzutreten. Es darf wohl als feststehend betrachtet werden, baß dieselbe wiederum zur See erfolgt; die neulich aufgetauchtcn Gerüchte, welche wissen wollten, das russische Kaiscrpaar werde nach Beendigung seines SommcrausenthalteS in Däne mark den Rückweg zu Lande nehmen und hierbei dem Berliner Hofe einen Besuch abstatte», habe» sich bis jetzt wenigstens nicht bestätigt. Der Kaiser von Oesterreich ist auf seinen Manöverreisen am Mittwoch in Temesvar, der Hauptstadt des sogenannten Banats, eingetroffen. Dem Herrscher wurde von der Bevölkerung ein begeisterter Empfang bereitet. Der ungarische Ministerpräsident Gras Szapary befindet sich in der Begleitung des Kaisers. I» Wien sanden, gemeinsame Ministerkonserenzen statt. In den selben wurde über daS den Delegationen vorzu legende Budget Beschluß gefaßt und gilt es als nahezu sicher, daß das Kriegsbudget eine be deutende Erhöhung erfährt. Zwischen Oesterreich- Ungarn und seinem kleinen Nachbar auf der Balkanhalbinscl, Montenegro, herrscht anscheinend eine kleine Spannung. Hierauf deutet die scharfe Sprache hin, welche daS offiziöse Wiener „Frcmdenblatt" gegen die montenegrinische Re gierung wegen deS Verhaltens derselben in dem Zwischenfalle von Ragusa gebraucht hat. Von der dalmatinischen Hafenstadt Ragusa aus waren letzthin eine Anzahl Schußwaffen auf einem türkischen Fahrzeuge nach Corsu geschmuggelt worden. Der montenegrinische Vertreter in Konstantinopel hatte nichts Eiligeres zu thun, als den Vorgang in ungemein aufgebauschter Weise im Sultanspalast mitzutheilen, in welcher Handlungsweise daS „Fremdenblatt" mit Recht eine hinterlistige Absicht Montenegro's erblickt, bei der Pforte Mißtrauen gegen Oesterreich zu erregen. Besondere Folgen dürste der Zwischen fall indessen schwerlich haben. Die einundzwanzißjährigc ErinnerungSfeier an den Einzug der italienischen Trup pen in Nom verlief trotz RegenwctterS in imposantester Weise. Eine große Menschen menge, darunter zahlreiche Pilger, besuchten die Bresche bei der Porto Pia. Die Muni zipalität und eine Deputation der Offiziere der Garnison legten einen Kranz an der Gruft des Königs Victor Emanuel nieder und begaben sich alsdann zur Bresche, woselbst die römischen Deputirten, eine Abordnung des ProvinzialratheS und etwa fünfzig Vereine versammelt waren. Der Maire verlas ein Telegramm des Königs Humbert und schloß seine mit großem Beifall aufgcnommcne Ansprache mit einem Hoch auf den König. Socci sprach unter Beifall Namens der Arbeitervereine. Die Munizipalität und die Vereine hängten Kränze an die Bresche. Die Ordnung wurde nirgends gestört. In den größeren Provinzstädten wurde der Jahrestag ebenfalls festlich begangen. In der französischen Hauptstadt bildet daS Wochenereigniß die am Mittwoch trotz aller Umtriebe der Chauvinisten glänzend in Szene gegangene erstmalige Aufführung von „Lohen- grin" in der Pariser Großen Oper. Die Blätter der Boulangisten und ihres Anhanges hatten Alles gethan, um die Darstellung der Oper WagnerS in Paris alS eine Verhöhnung Frankreichs hinzustellen, und die geheimen Macher des Anti-Lohengrin-Spektakels waren bis zuletzt thätig gewesen, um die Aufführung der Oper entweder zu verhindern oder dieselbe doch wenig stens dazu zu benutzen, eine „patriotische" De monstration vom Stapel zu lassen. Es hat vor Beginn der Vorstellung in der That auch nicht an Versuchen in dieser Richtung gefehlt, aber die Pariser Polizei trat diesmal ungewöhnlich ener gisch auf, sie säuberte den Platz.vor dem Opern hause von den Massen der Demonstrationslustigen und verhaftete eine ganze Anzahl skandalirender Personen. Um 8 Uhr begann die Vorstellung von „Lohengrin", nachdem der Eintritt der Zu schauer in daS Opernhaus ohne die befürchteten Zwischenfälle und Schwierigkeiten verlausen war. Der erste Akt hatte einen glänzenden Erfolg, im ganzen Hause wurde stürmisch applaudirt, die Darsteller wurden zwei Mal gerufen. Die Jn- szenirung war außerordentlich prachtvoll. Aus den Treppengängen des Opernhauses und der benachbarten Häuser waren ungeheure Menschen mengen versammelt, die durch Johlen und Singen der Marseillaise, sowie durch Hochrufen auf Elsaß - Lothringen großen Lärm verursachten. Die von den Massen verhöhnte Polizei mußte wiederholt einschreiten und viele Verhaftungen vornehmen. Auch die beiden letzten Akte von: „Lohengrin" hatten, wie der erste, einen glän zenden Erfolg. — Die zweite Vorstellung. Der stMche «Wer! ^ette S. der Kaiser nach Schloß WilhelmShöhe bei Kassel zurückzukehrcn und daselbst bis zum 21. Septbr. zu verweilen. Alsdann reist der Monarch, so weit bekannt, über Berlin nach Stettin, um hier dem Stapcllaufe der beiden neuen auf der Werft deS „Vulkan" erbauten Panzerschiffe beizuwohnen. Hierauf soll noch ein Jagdausflug nach Ost preußen folgen. DaS Befinden des Kaisers ist trotz der vielen Reise-und Manöveranstrengungen der letzten Wochen ein höchst befriedigendes und wird allgemein das frische Aussehen des hohen Herrn gelobt. Aus einem Privatbrics des Herrn Emil Voigt auS Hamburg, der vor wenigen Tagen beim Fürsten Bismarck in Varzin zu Gaste war, ist den „Hamb. Nachr." folgende Stelle zur Ver fügung gestellt worden: „ . . . Des Fürsten Gesundheit läßt Nichts zu wünschen übrig. Am Tage meiner Ankunft war er zwei volle Stunden zu Pserde; und, wie Ihnen bekannt, pflegt er dabei oft Trab oder Galopp zu reiten. Am nächsten Morgen lud er mich zu einem längeren Spaziergange in den Park ein, der an Größe und Schönheit den Friedrichsruher weit übertrifft; Nachmittags besahen wir einen Theil der fürst lichen Güter, und cS dauerte die Wagcnfahrt durch die herrlichen Wälder von drei bis sieben Uhr. Noch weit erstaunlicher als die körperliche, ist die geistige Regsamkeit des Fürsten, und wenn er auch im Scherze sagte, sein Interesse für Politik habe seine übrigen Neigungen verschlungen, wie im Fischteiche die größte Forelle alle kleineren zu verspeisen pflege, so bemerkte ich andererseits auf unseren Ausflügen durch Wald und Feld, mit welcher Freude er den guten Stand der Kulturen musterte und mit welcher eingehenden Sorgfalt er später forstliche und landwirthschaft- liche Anordnungen gab. Als ich jetzt las, daß gerade während der Tage meines Varziner Auf enthaltes einige Zeitungen den Fürsten hatten bedenklich krank sein lassen, war ich überrascht und erheitert, wußte ich doch, daß diese üblen Nachrichten nirgend anders entsprungen sein konnten, als aus den „frommen" Wünschen seiner Feinde. Die Sommerstille in der inneren Politik hat nunmehr am längsten gedauert und werden sich schon in nächster Zeit die Vorboten deS wiedercrwachenden politischen Lebens bemerk lich machen. Im Laufe dieser Woche werden sämmtliche zur Zeit noch auf Urlaub befindlichen Mitglieder des preußischen Staatsministeriums nach Berlin zurückgekehrt sein und sollen dann alsbald die regelmäßigen Sitzungen des Staats- ministeriumS wieder beginnen. In denselben wird cs sich vorläufig darum handeln, das Material für die Reichs- und LandtagSarbciten aufzustellcn und zu sichten und dürste in dieser Beziehung jedenfalls bald Näheres zu erwarten sein. Herzog Georg von Meiningen feierte am vorigen Sonntag sein 25jährigeS Regic- rungsjnbiläum. Der 65jährige Fürst beging dielen Ehrentag indessen in aller Stille und, wie es heißt, auf schweizerischem Boden, um sich allen Ovationen zu entziehen. Auch hatte sich der Herzog jede offizielle Feier seines Regierungs jubiläums verbeten. Die Verhandlungen der in München ver sammelten Bevollmächtigten zu den deutsch-öster reichisch - italienischen Handelsvertrags unterhandlungen sind am Mittwoch Nachmittag nach längerer Pause wieder ausgenommen worden. Die Delcgirten traten am genannten Tage in die zweite Lesung des Vertragsentwurfes ein und zwar konferirten die Oestcrrcicher und die Italiener mit einander, am Donnerstag folgte dann eine Konferenz zwischen den deutschen und den italienischen Bevollmächtigten. Die letzteren haben dem Vernehmen nach neue Instruktionen > vorgelegt, welche einen günstigen Verlauf der ferneren Verhandlungen erhoffen lassen. Der vielgenannte chilenische Kreuzer „Pre- sidentc Pinto" ist unter einem neuen Comman- dante» von Hamburg nach Havre abgegangen. Ueber die erschütternde Katastrophe in Deutschostafrika, den Untergang derZelewski- schen Expedition gegen die Wahehe, liegen noch keine vollständig aufklärendcn Nachrichten vor. Ebensowenig ist bis jetzt bekannt, welche Maß regeln deutscherseits in Aussicht genommen sind, nm der gefährlichen Situation, welche unzweifel haft durch den Sieg der Wahehe im südlichen Theile Deutsch-OstafrikaS erwachsen ist, die Spitze abzubrechen. Jedenfalls wird es aber für die Leiter unserer Kolonialpolitik heißen, rasch und energisch zu handeln, sollen die Folgen der be- klagenSwerthcn Katastrophe für unsere gesammte Stellung in Ostafrika nicht verhängnißvoll werden. Die hochfürstliche Familienidylle auf Schloß Friedensborg wird demnächst »u Ende gehen. Wie man aus Kopenhagen meldet, ge-
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