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Der sächsische Erzähler : 18.10.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-190410181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19041018
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19041018
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-18
- Monat1904-10
- Jahr1904
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 18.10.1904
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L»i Der fSchftfqe «rzechtor. Sette S 1«V4 Dresden, 16. Oktober. Zu einer kirchlichen Trauerseter gestaltete sich die gestrige Vesper in der Krr uzkirche, dir von Andächtigen bis zum letzten Platz besetzt war. Eingeleitet wurde die Frier durch den „Trauermarsch" für Orgel von Händel. Ihm folgten da- innige Lied von MagnuS Böhme: „Ach, wie ist da» Leben doch so schwer", Bachs geistliche» Lied „Bist Du bet mir", der fünfsttmmtge Chor von Wermann „Zion» Stille" und „Herr, wenn ich Dich nur habe" von Michael Bach. Der Geistliche widmete in seinem Gebet der Bedeutung de» Tage» ernste Worte. Nun sei der Königliche Dulder erlöst, der wohl die goldene Krone auf dem Haupt, aber auch da» Kreuz auf seinen Schultern getragen habe. Er habe da» Regiment tn schweren Zeiten übernommen und manchmal möge ihm der goldene Reif zur Dornenkrone geworden sein. Nun habe er da» Kreuz überwunden und trage die Krone de» ewigen Leben» ohne da» Kreuz. Den neuen königlichen Herrn möge Sott auSrüsten mit Weisheit und Besonnenheit, mit Tatkraft und Freudigkeit, daß er dem Lande zum Segen und den Landeskindern zum Vorbildr werde, damit ihm tn unwandelbarer Treue die Herzen de» Volkes rntgegenschlügrn. Dresden, 16. Oktober. Der Senat der königl. technischen Hochschule beschloß au» Anlaß de» Tode» de» König», den Beginn der Vor lesungen und Urbungen bi» zum Tage nach der Beisetzung zu verschieben. Dresden. Mit dem Abbruch der Häuser Ecke Tüntzplatz und Pfarrgasse, wo später ein Teil des neuen Rathauses stehen wird, ist bereits begonnen worden. Leipzig. Das Reichsgericht plant die Her stellung eine» umfassenden Nachschlagewerkes, da» alle Entscheidungen der Zivilsenate vom 1. Januar 1900 ab berücksichtigen soll. — Da» hiesige Landgericht verurteilte den Naturheilkundigen HrnSgrn zu zwei Monaten Gesängni», weil er einer unterletbskranken Frau von der notwendigen Operation abgeraten, und sie durch Verabreichung von Tee behandelt/Hatte. — Die hiesigen GaS- arbetter sind in rmr Lohnbewegung eingrtreten, ste fordern u. a. Einführung der Achtstundenschtcht. Leipzig: Eine Neuregelung der Gehälter der Schutzleute, RatSdiener usw. hat zahlreichen Angehörigen dieser Beamtenklassen eine Erhöhung ihre» Dlensteinkommen» gebracht. LeiSntg. Der Besitzer der hiesigen Stadt brauerei, Herr Simon, wurde am Donnerstag früh beim Ueberschreiten des Gleise» auf dem hiesigen Bahnhose von einem Tütrrzuge überfahren und tödlich verletzt. Politische Weltschau. Der Heimgang König Georg» von Sachsen hat wett über die Grenzen de» sächsischen Lande» hinaus innige Teilnahme erweckt, schätzte man doch im gesamten deutschen Volke den nun verewigten Sachsenhrrrscher vor allem al» einen echten deutschen Fürsten und zugleich als den letzten deutschen Heerführer au» der ruhmreichen Zett von 1870/71, welcher der Nation noch lebte. Ueber die letzten LrbenSstunden de» Königs wird folgende» bekannt: Sonnabend früh kurz vor 1 Uhr ließ Prinzessin Mathilde die Beamten des Schlosses Pillnitz in die Gemächer de» Königs rufen, um ihnen Gelegen heit zu geben, sich von ihrem hohen Herrn zu verabschieden. Um 2 Uhr 20 Mtn. gingen sämt liche Stallleute in voller Livree, teilweise mit ihren Frauen, im Eilschritt ins Schloß, um den König noch einmal zu sehen. Um 2 Uhr 25 Min. ver schied der König; bet seinem Tode waren von seinen Kindern Prinz Max und Erzherzogin Josefa noch nicht anwesend. Kurz vgj^seinem Ableben erhielt der König durch Hospremger Insult die Sterbesakramente. Sonnabend mittag trafen die StaatSminister au» Dresden beim König Friedrich August tn Pillnitz rin. Letzterer übermittelte die Trauerkunde vom Ableben seine» königlichen Vater» sofort telegraphisch an den Kaiser nach Schloß HubertuSstock. Im Mausoleum zu Lütjenburg erfolgte am Freitag dir definitive Beisetzung der Leiche de» FeldmarschallS Grafen Waldersee. Au« diesem Anlaß sandte der Kaiser der Gräfin Waldersee erneut sein Beileid mittels Depesche. Da» Deutsche Reich hat, wie bekannt, gegen wärtig mit acht Auslandsstaaten Tarifverträge. Di« Erneuerung der letzeren ist mit 4 Staaten zum Abschluß gebracht, mit zwei schweben die ent sprechenden Verhandlungen, mit einem sollen ste demnächst eröffnet werden. Bleibt noch ein Tarif. Vertragsstaat übrig, über dessen künftige Handels beziehungen zu Deutschland bisher noch nichts verlautete, und dieser Staat ist Griechenland. Der Verkehr Deutschlands mit Griechenland ist nicht allzu bedeutend. Der HouptauSsuhrartikel Griechenland» nach Deutschland sind dir Korinthen. Daneben kommen noch Häute und Felle und einige andere Rohprodukte tn Betracht. Deutschland führt, verschiedene Jndustrieartikel nach Griechenland au», die Mengen der einzelnen Artikel sind ober nicht allzu bedeutend. Der Tarifvertrag, der den gegenwärtigen Verkehr regelt, ist am 20. Februar 1885 ratifiziert worden und kann jetzt jeden Tag mit einjähriger Frist gekündigt werden. Griechen land hat Deutschland einige Zollzugrständnissr tn Eisen, Etsenwarrn, Maschinen, Instrumenten usw. gemacht, während Deutschland sich auf die Zoll- frriheit einzelner Waren, wie Erze, Häute und Felle, Serbmatrrialtrn, Schwämme gebunden und andere Zugeständnisse sür Korinthen, Feigen und Oliven gemacht hat. ES ist al» ganz sicher anzu sehen, daß der alte Tarifvertrag mit Griechenland, der auf dem bisherigen deutschen autonomen Zoll tarif aufgrbaut ist, nicht tn Kraft sein kann, wenn mit den neuen Tarisverträgrn auch der neue Zoll- tartf in Deutschland Platz greifen wird. ES ist deshalb anzunehmen, daß über kurz oder lang auch eine Neuregelung der Handelsbeziehungen zu Griechenland tn Aussicht genommen werden wird. Die Nachricht von einer Erkrankung de» Graf-Regenten Leopold von Lippe während seiner Durchreise tn Kassel erweist sich als unbegründet, sie beruht auf einer Verwechselung. Graf Erich zur Lippe-Weißenfrld ist tn Kassel erkrankt. Graf Leopold hat Detmold seit Antritt der Regentschaft noch nicht verlassen. — Auf da» Ergebenheits telegramm, welche» die Teilnehmer der zu Lage stattgefundenen Volksversammlung an den Graf- Regenten Leopold gerichtet hatten, dankte letzterer telegraphisch tn bewegten Worten. Aussteuer für die Herzogin Ereilte. Der diesjährige Landtag der Großherzogtümer Mecklen burg ist zum 15. November d. I. nach Malchin einberufen worden. Zu den Verhandlungs gegenständen gehört auch die rrbvergletchSmäßtge Prinzesstnnrnsteuer für die Herzogin Cccilie zu Mecklenburg tn Rücksicht auf die im Frühling nächsten Jahres bevorstehende Vermählung der selben mit dem Kronprinzen de» deutschen Reiche» und von Preußen. — Die Steuer ist von den Hausbesitzern tn Mecklenburg. Schwerin aus zubringen und beträgt 70000 Mark. Ein Konflikt ist tn Oldenburg auS- grbrochen. Der Großherzog al» Protektor des Kriegerverbandes hat gefordert, daß die Krieger beim Parademarsch den Hut vor ihm ziehen. Der Vorstand de» Krtegerbunde» hat darauf eine entsprechende Verordnung erlassen, ohne den Ver band zu sragrn. Dir Krtegervereine lehnten da» unmilitärische Grüßen ab. Ein Verein, der öffentlich gegen die eigenmächtige Anordnung de» Bundesvorstandes protestierte, wurde ausgeschlossen. Darauf haben die Vorsitzenden von mehr als 100 Krtegervereinen in Oldenburg am Sonntag sich mit großer Mehrheit strikte gegen das Hut- abnehmrn erklärt. Hieraus wurde ihnen rin groß herzoglicher Erlaß mitgrtetlt, tn welchem der Groß herzog von Oldenburg bet Nichterfüllung seines Wunsches mit Niedrrlrgung de» Protektorat» drohte. Nunmehr erklärten die Vorsitzenden der Kriegerveretne, daß sie vor endgültiger Stellung nahme ihre Vereine mit dem Inhalt diese» Er lasse» bekannt machen müßten. Königin WIlhelmtna der Nieder lande und Prinz Heinrich, die augenblicklich auf ihrem Tute Dobbtn tn Mecklenburg weilen, hatten am Sonntag nachmittag sür die Dobbiner Jugend ein Kinderfest veranstaltet. Die Königin leitete selbst die Spiele der kleinen Mädchen, Prinz Heinrich die der Knaben; die Königin sprach nur hoch deutsch, Prinz Heinrich bediente sich öfter des Plattdeutschen. Unter einem Schwebebaum waren auf Veranlassung de» Prinzen einige Säcke Kleie auSgrschüttrt worden, und großer Jubel herrschte allemal, wenn rin kleiner rotbäckiger Knabe in die Klei« fiel und weiß wie rin Schneemann wieder zum Vorschein kam. Biel Vergnügen machte auch unter anderen ein Wettlauf der Mädchen, wobei jede» aus einem kleinen ouSgrhöhlten Brett eine Kartoffel tragen mußte. Dann ging e» zur PreiSvrrteilung und zur Tafel. Di« Königin bewirtete eigenhändig ihre kleinen Gäste mit Schokolade und Kuchen, und die größeren Kinder erhielten noch jede« ein Bild vom vorjährigen Kinderfeste, da» die Königin Im vorigen Jahre ausgenommen hatte. Den Abschluß de» Feste» bildete wieder eine Aufnahme der fröhlichen Kinderschar durch die Königin. Au» Deutsch Südwrstafrika kommt eine neue Hiobspost, Hendrik Witboi, der einflußreiche Ober häuptling der Witboi-Hottrntottrnstämme, hat sich plötzlich offea als Feind der Deutschen hekaaat. Er ließ dem Brztrk»hauptmann von KeetmannSkoop, von BurgSdorff, eine förmliche Kriegserklärung zugehen, wa» den Ausbruch eine» allgemeinen Aufstande» in ganz Drutsch-Südwestafrika bedeutet. Noch bi» in die jüngste Zeit hinein galt Hendrik Witboi al» rin treuer Anhänger der Deutschen, al» welcher er auch amtlichersrtt» anerkannt und mit mehrfachen Auszeichnungen bedacht wurde. Hendrik Witboi machte bislang mit einer Anzahl seiner Leute ja auch den Krieg gegen die Herero» auf Seiten der Deutschen mit, erst jetzt hat er r» für gut befunden, dir Ma»ke der Freundschaft ab- zuwrrfrn. Zweifellos ist auch der jetzige neue Aufstand der Witboi» im Süden de» Schutzgebiete» auf die Machinationen Hundrtka zurückzusühren, und e» kann nur tief bedauert werden, daß sich die leitenden Persönlichkeiten Deutsch-Südwest- afrtka» dergestalt durch den geriebenen Burschen haben täuschen lassen. Jedenfalls ist durch die offene Feindschaft Hendrik Witboi» eine überaus ernste Lage für unser südwestafrikanischr» Schutz gebiet geschaffen worden und wir werden zur Be hauptung dkSselben wohl kaum um einen förm lichen Kolonialkrieg herumkomwrn. Offiziös meldet die „Köln. Ztg." au» Berlin zu diesen Vorgängen: Neuere Nachrichten lassen r» al» ziemlich sicher erscheinen, daß Hendrik Witboi der aufständischen Bewegung nicht fernsteht und daß alsdann der Aufruhr den größten Teil der Hottentottenstämmr ergreifen wird. Ein besonderer Anlaß zum Auf stande der Hottentotten scheint, abgesehen von der bei ihnen immer vermuteten Meinung, im günstigen Augenblicke noch einmal den Versuch zu machen, die deutsche Herrschaft abzuschütteln, nicht vorzu liegen. Wie mau hört, wird die neue sür Süd westafrika bestimmte Truppenverstärkung rin Re giment und zwei Batterien betragen. Inzwischen haben im Süden de» Schutzgebietes neue Gefechte der deutschen Truppen mit den Leuten des Rebellen Marenga stattgefunden. Hierbei fielen deutscher seits Leutnant Eih und ein Reiter, Oberleutnant Schultze, zwei Unterosfiziere und vier Mann wurden schwer verwundet. Vom General Trotha ist ein neuer längerer Bericht über den Stand der Operationen gegen die Herero» eingegangrn. Der böhmische Landtag ist infolge der andauernden Obstruktion der Deutschen am Sonn abend durch kaiserliche Verfügung vertagt worden. In Mazedonien treiben seit einiger Zett auch griechische Bauden ihr Unwesen. Bon UeSküb ist ein Nizam-Bataillon gegen dieselben entsendet worden. Von offiziöser Petersburger Seite tritt man den immer wieder austauchrnden Frtedrnsgerüchtrn nochmal» entgegen. Die lebhafte Besprechung der Frage der FriedenSvermtttelung tn dem russisch japanischen Kriege in der Presse veranlaßt da» Journal de St. PStrrSbourg darauf htnzuweisen, daß man sich über die Zurückhaltung der russischen Regierung dieser Prrßkampagne gegenüber nicht wundern dürfe, ebenso nicht über da» Schweigen des auswärtigen Amt», welche» klar erklärt habe, daß keine fremde Einmischung geduldet werden würde. Diese Erklärung lasse tn ihrer Bestimmt heit nicht» zu wünschen übrig, jede Wiederholung sei daher unnütz. Wie au» Washington gemeldet wird, hat sich Präsident Roosrwelt doch entschlossen, noch vor seiner Wahl die Mächte wegen der Einberufung einer neuen Friedenskonferenz sondieren zu lass'«. Nach seiner Wahl will er die nötigen Verfügungen wegen Einberufung dieser Konferenz treffen. Nach Meldungen au» Venezuela wurden zahlreiche Verhaftungen in den Städten vorgenommen, um einer umfassenden Aufstandsbewegung, dle gegen den Präsidenten Castro gerichtet ist, entgrgen- zutretrn. Da» neue argentinische Kabinett ist wir folgt gebildet: Rafael Castillo Innere», Rodriguuz Larreta Aeußere», Trrrh Finanzen, Gonzalez Justiz und Unterricht, Tortno Ackerbau, Orma öffentliche Arbeiten, General Godona Krieg und Martin Marine. Neue» Palat» bet Potsdam, 15. Oktober. Anläßlich de» Ableben« weiland Seiner Majestät de» König» Georg von Sachs« ist eine Hof trauer von drei Wochen angesetzt worden. Berlin, 15. Oktober. Der „RrichSanzeiger" schreibt: Der König von Sachsen ist in der Nacht zum 15. Oktober tn Pillnitz sanft entschlaf«. Nach wenig mehr al» 2 Jahren folgt der greife Herrscher dem königlichen Bruder in die Gruft. Unter zunehmender Kränklichkeit hat der heim- gegangene Monarch in eiserner Pflichttreue die Sorgen der Krone getragen, vorbildlich tn nie ermüdender Arbeit für sein Laad, harrte er au seinem Platze aus, bis dir Zügel der ermüdete« Hand entfiel«. So betrauert Sachsen und mit
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