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Der sächsische Erzähler : 03.10.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192610034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19261003
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19261003
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1926
- Monat1926-10
- Tag1926-10-03
- Monat1926-10
- Jahr1926
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 03.10.1926
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Der Sächsische Erzähler. 2. Beiblatt z« N»»»er 231 Wohnungsnotzählung. Zur besonderen Beachtung für Doh- l nungssuchende weisen wir darauf hin. daß nach einer I Verordnung des Arbeits- und Wohlfahrtsministeriums vom s 1. Sept. 1926. am 8. Oktober 1V2S «ine Woh- f nungsnotzählung stattfindet. Die sür die Durchfüh rung dieser Wohuungsnotzählung bestimmten Ausnahmebo- ! gen sind den der Gemeindebehörde bekannten Wohnungs suchenden in diesen Tagen zugestellt worden. Der noch kei nen Ausnahmebogen erhalten hat. lasse sich einen solchen von seiner Gemeindebehörde (Einwohnermeldestelle) schleunigst aushändigen. Der ordnungsmäßigen Durch- füyrung dieser Wohnungsnotzählung kommt, was vielfach noch nicht hinreichend bekannt ist, außerordentliche Bedeu tung zu. Die Ergebnisse der Wohnungsnotzählung sollen nämlich für künftige Verteilungen aus dem Wohnungsbau- ausgleichstock sowie für etwaige weitere Verteilungen von Reichs- und Staatsmitteln zur Förderung des Wohnungs baues als Schlllsselgrundlage Verwendung finden. Nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 16. Juni 1925 hat die Bevölkerung in den Bezirksverbänden seit 1910 im all gemeinen in erheblich stärkerem Maße zugenommen, als die Bevölkerung der Großstädte, die zum Teil sogar einen Rückgang zu verzeichnen hat. Gleichwohl wird von den Großstadtverwaltungen immer wieder behauptet, daß eine wirkliche Wohnungsnot nur in den Großstädten, nicht aber auch in den Mittel- und Kleinstädten und insbesondere nicht aus dem platten Lande bestehe. Es ist damit zu rechnen, daß die Großstädte mit ihrem ausgebauten Verwaltungs apparat die jetzt vorgesehene Wohnungsnotzählung aufs peinlichste durchführen. Es muß daher, wenn die Bezirks gemeinden bei späteren Mittclverteilungen nicht schwer be nachteiligt werden sollen, unbedingt darauf gesehen wer den, daß auch außerhalb der Großstädte jeder Wohnungs suchende einen Aufnahmebogen ausfüllt. Es ist bisher oft wahrgenommen worden, daß Wohnungssuchende, insbeson dere auf dem Lande, von einer Anmeldung ihres Wohnungsbedarfes abgesehen haben, weil sie sich von dieser Anmeldung keinen praktischen Erfolg ver sprachen. Diese Einstellung der Bevölkerung ist durchaus falsch, da durch sie die Behebung der Wohnungsnot auf dem Lande infolge falscher Verteilung der Wohnungsbaumittel unötig erschwert wird. Jeder Wohnungssuchende muß sich darüber klar sein, daß er bei Nichtausfüllung des Auf nahmebogens einmal Gefahr läuft, von der Wohnungsliste gestrichen zu werden, zum andern aber auch die richtige Verteilung der öffentlichen Mittel vereitelt, wodurch die Bautätigkeit im Bezirk erschwert und letzten Endes auch die Befriedigung seiner eigenen Wohnungswünsche nur hinaus geschoben wird. Darum Wohnungssuchende! Aufnahmebo gen zur Wohnungsnotzählung am 8. Okto ber 1926 besorgen, sorgsam ausfüllen, und rechtzeitig (bis zum 12. Oktober) bei der Gemein- debehörd« (Einwohnermeldestelle) wieder abge ben. Das Arbeitsbeschaffung-Programm der sächsischen Regierung. Die Regierung hat dem Landtage «ine Vorlage zu gehen lassen, in der die Genehmigung zur Einstellung von insgesamt 8680000 Mark in den außerordentlichen Staats haushalt für 1926 — Nachtragsplan -- nachgesucht wird. Um der Arbeitslosigkeit in noch weiterem Umfange, als es der Staatshaushaltplan und sein Nachtrag bereits vor sehen, abzuhelfen, sollen von den für das Rechnungsjahr 1927 in Aussicht genommenen und in den ordentlichen Haushaltplan für dieses Jahr einzustellenden Bauten schon jetzt zwei Projekte, die bereits baureif sind, ausgeführt wer den. Die Mittel hierzu, soweit sie im laufenden Rechnungs jahr benötigt werden, sollen imWege des Vorschusses aus dem bewegl. Staatsvermögen beschafft werden. Die beiden Pro jekte sind der Bau eines neuen Küchengebäudes bei der An stalt Hochweitzschen (480 000 Mark) und die Erweiterung und -er Einbau einer Zentralheizungsanlage in den Dienst- und Werkstatträumen beim Haupteichamt (56000 Mark.) Der Nachtrag zum außerordentlichen Haushaltplane, der in der Hauptsache das sächsische Arbeitsbeschaffungspro gramm darstellt, zeigt folgenden Titel: Darlehen an die durch Hochwasser und Unwetter Ge schädigten 250 000 Mark Kapitalbedarf des Staatlichen Kraftwagenunternehmens 2 280 000 Mark: weitere Kapitalbeteiligung an der in eine Dresdner Ueberland- verkchr G. m. b. H. umzuwandelnden Straßenbahn Losch- witz—Pillnitz G. m. b. H. 100 000 Mark; Derechnungsgeld für die Beteiligung an den Arbeiten zur Vollendung des Mittellandkanals einschließlich des Südflügels 400 000 Mark; Bau der Talsperre bei Kriebstein im Tale der Zschopau (erster Teilbetrag) 400 000 Mark Bau der Talsperre bei der Lehnmühle in Flur Reich städt an der Wilden Weißeritz (erster Teilbetrag) 400 000 Mark; zur Ausführung weiterer Wasserbauten 2 Millionen Mark. Zu den einzelnen Teilen ist zu bemerken: Die Anforderung für das Kraftwagenunternehmen er höht diesen Titel auf 6 880 000 Mark. Die neu geforderte Summe soll dazu dienen, insgesamt 80 neue Kraftwagen zu beschaffen, die zum Ausbau und Ersatz nötig sind. Da die Lieferfristen für Kraftomnibusse noch ziemlich lang sind und die Wagen Anfang 1927 zur Eröffnung neuer Linien zur Verfügung stehen möchten, soll die Bestellung nicht aufge schoben werden. Für diesen Titel legt die Regierung eine besondere Vorlage vor. Die 400 000 Mark für den Mittellandkanal sind als Be rechnungsgeld gedacht, damit mit den Arbeiten am Süd flügel möglichst rasch begonnen werden kann. Nach Klärung Sonntag, den 3. Oktober 1926 der Verhältnisse — Verhandlungen mit der Stadt Leipzig und Wirtschaftskreisen über deren Kostenanteil — soll dem Landtage noch ein« Vorlage zugehen. Die Talsperrenbauten sind in besonderem Maße als Notstandsarbeiten anzusehen. Eine besondere Regierungs vorlage bringt eingehende Berechnungen über Kosten und Rentabilität. Nach Abzug der aus der produktiven Er werbslosenfürsorge gewährten Mittel bleiben sür den Staat bei der Talsperre Kriebstein für die Jahre 1926 bis 1928 2 730 000 Mark Kosten. Die Gesamtkosten für diese Tal sperre betragen 4 900 000 Mark. Der Bau wird 160 000 Erwerbslosentagewerke (400 Erwerbslose zwei Jahre lang an je 200 Arbeitstagen) in Anspruch nehmen. Es wird da mit gerechnet, daß das vom Staate investierte Kapital sich mit 6,1 v. H. verzinsen wird. Für den Talsperrenbau bei der Lehnmllhle lauten die entsprechenden Zahlen: 5 782 000 Mark Staatskosten, 9 850 000 Mark Gesamtkosten, 300 000 Tagewerke (500 Erwerbslose drei Jahre lang an je 200 Ar beitstagen), Verzinsung 4,2 v. H. Die angeforderten je 400 000 Mark sind erste Teilbeträge. Zu der Anforderung von 200 000 Mark zur Ausfüh rung weiterer Wasserbauten bemerkt die Vorlage: Die Pro jekte stehen im einzelnen noch nicht fest; gleichwohl wird um Zustimmung zur Verausgabung dieser Summe gebeten, um weitere Notstandsarbeiten in Angriff nehmen zu können. Ueber die Verwendung der Mittel wird dem Land tage schriftliche Mitteilung gemacht werden. Durch die hier angeforderten 8 680 000 Mark erhöht sich der Gesamtbedarf des außerordentlichen Staatshaus halts 1926 von 66109 000 auf 74789 000 Mark. Aus Sachjeu Dresden, 2. Okt. Die Dresdner Lehrer-Sänaer in Königsberg. Auf seiner Ostmarkenfahrt traf der Lehrer gesangverein Dresden, von Danzig kommend, am Mittwoch mit einem Sonderzug in Königsberg ein. Im großen Saale der Stadthalle gaben die Gäste am Abend ein Konzert. Die Vorträge ernteten stürmischen Beifall. Im Alten Schützen haus gab später die Stadt Königsberg den Dresdner Sän gern einen Begrüßungsabend. Oberbürgermeister Dr. Loh- meyer begrüßte die Gäste mit herzlichen Worten. Den Dank des Dresdner Vereins für die so überaus freundliche Aufnahme in Königsberg sprach dessen Vorsitzender, Direk tor Philipp, aus, der mit einem Hoch auf die Stadt Königs berg schloß. Am Donnerstag unternahmen die Gäste Aus flüge an die Samlandküste, um dann über Elbing und Marienburg, wo ebenfalls Konzerte vorgesehen sind, die Heimreise anzutreten. Dresden, 2. Okt. Ein Dampfsammler geplahk. Im Elektrischen Werk am Wettinerplatz platzte Freitag vormit tag ein Dampfsammler. Eine Anzahl Kesselreiniger und Rcparaturschlosser konnte sich in Sicherheit bringen. Ein Arbeiter war durch starken Druck fortgeschleudert worden, wodurch er eine leichtere Kopfverletzung erlitt. Zwei Ar- einem einfachen, weißen Bau, der direkt an der Straße liegt. Noch ein Gebäude fällt uns besonders auf: der Friedens palast. Es ist der Ort, an dem alle internationalen Strei tigkeiten entschieden werden. Eine Menge Menschen wartet vor den Toren auf den Führer. Engländer und Amerikaner sind dabei, lachend unterhalten sie sich. Einige Deutsche ste hen ruhig daneben. Die Führung beginnt. Der Führer er klärt: z. B. sei der große kunstgeschmiedete Zaun, der das Riesengrundstück umgibt von den Deutschen gestiftet. (Dic- > fes Geschenk findet bei den anderen Nationen nicht viel An klang. Es wird behauptet, daß der Deutsche absichtlich nichts für das Gebäude direkt geben wollte.) Der Palast selbst wurde im Jahre 1913 beendet. Jeder Staat hat zu diesem Wunderwerk beigetragen. Die Gänge, Säulen und Trep pen sind von amerikanischem und italienischem Marmor ge baut. Afrikanisches und argentinisches Holz wurde verwen det. Die Wände sind mit persischen Teppichen und franzö sischen Tapeten behangen. Chinesische Vasen und eingelegte Möbel schmücken die Zimmer. Ein besonderes Zierstück ist eine russische Marmoroase, die einen weitesten Durchmesser von ungefähr 2 Meter und eine Höhe von 3 Meter hat, sic steht in einem besonderen Zimmer. — Müde vom vielen Be wundern gehen wir hinaus nach Scheuerungen. In 20 Minuten hat uns die Straßenbahn an Ort und Stelle gebracht. Wir achten nicht auf die prächtigen Ge bäude, unser einziges Streben ist die See. Wie eine blau schwarze Wand steht das Meer vor uns, mächtig rillen und pladdern die weißschäumenden Wogen heran. — Das Strandleben ist wie überall. Die Kapellen natürlich spielen Schlager. Eine lange, lange Reihe Autos steht auf der Straße. Immer kommen neue hinzu, andere fahren ab. Die Badeanstalten sind gut besucht. 30 Meter vom Strand entfernt stehen aber auf schaukelnden Kähnen die Badewär ter und warnen die Badclustigen, sich nichc zu weit hinaus zu wagen, damit sie nicht abgetrieben werden. So war es gerade einem fürwitzigen Jüngling geschehen, dem man eine Leine zuwarf und an den Strand zog. Am Sportstrand ist ein Tanzpodium errichtet. Hier erteilt eine Abteilung der Wigmannschen Tanzschule aus Dresden rhythmischen Unter richt. Alte Damen und junge Mädchen beteiligen sich daran. Hier führt ein Mann das Rhönrad vor, dort schnallt eine Tänzerin aus Ulk Schneeschuhe an und läuft einen Sand hügel hinauf und herunter. An einem der nächsten Tage konnten wir diese junge Dame bereits im Kino gefilmt Wie dersehen. liegt tief im Park versteckt. Es ist die Wohnung des ehe maligen Kaisers. Wir brauchen eine gute halbe Stunde, um fein Grundstück zu umgehen. Es gleicht einem deutschen Hochwald und ist von einem hohen Drahtzaun umgeben. Unser Führer erzählt, daß der Exkaiser oft darin spazieren geht und Leute, die er für Deutsche hält, anspricht und mit ihnen über Deutschland plaudert. Der Begleiter fügt noch hinzu, daß der Holländer spricht: „Wir sind froh, daß wir einen „Kaiser" haben; denn er bezahlt recht viel Steuern." Wir kommen an einen hohen Eingang und versuchen, da die >Tür offen steht, einzutreten, trotz des großen Schildes mit den schwarzen Lettern: „Toegang verboden." (Zugang ver boten.) Da geht aber schon eine Tür auf und gleich zwei holländische Polizisten treten auf uns zu. Ich frage sie: „Js onzer keiser t'huis?" — aber die Schildknappen und Be- wächter „Jhro Majestät" zeigen nur stumm nach der Tür. An der Wasserkante. Rotterdam, der Haag und Scheveningen. Auf dem Hauptarm des Rheines, dem Waal, fahren wir mit dem Dampfer nach Rotterdam. Zu beiden Seiten die alte, eintönige Landschaft Hollands. In Dordrecht, einer alten Stadt, laufen wir an. Durch den immer regeren Ver kehr auf dem Flusse und der sich häufenden Anzahl der Ort- schäften merkt man, daß wir Rotterdam nicht mehr fern sind. Wer an einer Hafenrundfahrt teilnehmen will, muß einen kleineren Dampfer besteigen, die anderen Passagiere treten an Land. Wir wollen natürlich den Hafen ansehen. Schiffe aller Nationen, auch viel Deutsche, liegen in ihm vor Anker. Das Boot sucht sich geschickt feinen Weg durch das Meer der Schiffe. Motorboote und Schleppkähne nehmen sich wie Ameisen unter den Ozeanriesen aus. Vorbei gcht's an den Trockendocks, die zum Bau größerer Schiffe dienen. Um uns herum ist ein Poltern, Hämmern, Feilen; die Schiffe pfeifen, der Motor knattert, das Wasser rauscht, Flie ger surren in der Luft. Wir sind betäubt von diesem Lärm. Der Landverkehr Rotterdams nimmt uns auf. Es ist immer dasselbe Bild: Grachten; enge Straßen, deren Häuser uns ihre Giebel zeigen; Autos sausen hin und her, Straßenbah nen bimmeln, schwere Frachtwagen werden von starken Pferden gezogen. In diesem Durcheinander sucht sich der Mensch seinen Weg. Wir betrachten ihn uns eine Weile. Eines fällt uns an diesen Menschen aller holländischen Han delsstädte auf: es sind nicht mehr die großen blonden u. blau äugigen de» flachen Landes, sondern oft kleine, braune, un tersetzte Menschen; Schönheiten unter den jungen Mädchen und Frauen mit ihrem blauschwarzen Haar und den großen, glühenden Augen. Ein seltsamer Anblick ist diese Bevölke rung der großen Städte. Di« Ursache ist: zahlreich ist ma- layisches Blut durch die Kolonisten in da» Mutterland einge- brungen. Mein Führer erzählt, daß vor allem die großen Kaufmannsfamilien zu zählen sind, die noch reinrassig wären. Den nächsten Tag fahren wir nach dem Haag. Hier, in einer der schönsten Städte Hollands, bat die Regierung ihren Sitz aufgeschlagen. Sn dieser Stadt finden wir die breiten schattigen Straßen, die wir gewohnt sind. Man könnt» oft denken, daß man in Dresden sei, wenn man unter den hohen, schattigen Bäumen wandelt. Das Leben und Treiben ist ebensall» wie in einer deutschen Großstadt. Wir > an dem Schloß der Königin wilhelmina vorbei, Amsterdam: Amsterdam ist die größte Stadt Hollands, wie Peters burg auch auf Psahlrosten gebaut. Es ist vor allem durch das Reichsmuseum mit seinen kolonialen Schätzen und den Bildern der 7 großen Maler wie Rembrandt und Rubens berühmt. Sonst auch hier die Grachten und engen Straßen und vor allem macht sich auch hier der Rassenmischmasch bemerkbar. Ein übler Dunst und verschmutzte Straßen in dem sonst so peinlich sauberen Holland finden wir in dem Judenviertel, dem Ghetto, aus dem der große Baruch de Spinoza hervorging und der vor seinen eigenen Stammes brüdern fliehen mußte. In einer besonderen Straß« hat man die Haustypen der verschiedensten Länder zusammen gestellt; das deutsche Haus ist am einfachsten. Die Hafen- Holländische Reiseeindrücke. Don Johannes Kohl, Rammenau. Die Fahrt. Hastend, ratternd und brausend rast der Zug durch Deutschlands Gaue, hinein in das flache Land der Nieder länder — immer durch die Ebene dahin. Mit Windeseile gleiten die Bilder vorüber. Hier weidende Kühe und Pferde, ruhende Schafe; Kanäle, auf denen Schiffe und Boote trei ben; ab und zu einzelne verstreute, und rot angestrichene Häuser, selten ein Dorf, Windmühlen treiben ihre Flügel — ewig dieselbe Abwechslung. Eintönig mutet einem das Land — die große Ebene an, nur manchmal unterbrochen von einzelnen Baumgruppen, meist Obstbäumen und den typischen Pappelreihen, die Napoleon pflanzen ließ. Der Zug donnert durch Bahnhöfe — aber weiter, immer noch weiter hinein in das fruchtbare Land. Utrecht. Aus der Ebene wächst eine Stadt empor — Utrecht, in Gold getaucht scheinen die Türme von den Strahlen der scheidenden Sonne. Wir fahren in die Stadt ein, über d'e Brücken der Grachten (Kanäle) dröhnt der Zug, — läuft ein in die düstere, dämmerige Halle des Bahnhofs. — Kellner bieten — aber was uns fast komisch anmutet: laut sin gend ihre Limonaden (Bier gibt es keins auf den Bahn steigen!), aber hauptsächlich Milch usw. an. Utrecht: das Bild einer mittelalterlichen Stadt mit modernen Verkehrs mitteln, — das ist der erste Eindruck, den man hat; Straßen, die so eng sind, daß man anfängt, Häuser abzubrechen, um Platz zu schaffen; beim Nahen der Straßenbahnen muß man sich an die Mauern drängen, um nicht vom Fußsteig her un tergerissen zu werden. Autos jagen einher, Radfahrer bim meln, Fußgänger hasten; überall wickelt sich der Verkehr einer Großstadt ab. Der Schutzmann sitzt stolz auf seinem Pferde inmitten dieses Getriebes und Gelärmes und hält die Ordnung aufrecht. — Plötzlich hallen durch die Luft ernst« Töne. Die Glocken des Domes, die stündlich einen Choral spielen, erklingen. Wir sehen die Kirch« schon vor uns auf ragen. Der Turm, durch dessen Unterwölbung der Verkehr geht, steht getrennt von ihr. Bald nehmen uns gut gepflegt« Parkanlagen auf, ein prächtiger Rosengarten liegt inmitten. Da jede Stadt ihr« Steuern selbst bestimmt, gibt der Utrech ter Bürger, für die Erhaltung dieser Anlagen schon, die mei sten Steuern von ganz Holland. Fahri nach Doorn. Tutend und ratternd kommt «in großer Omnibus an gesaust. „Naar Doon" (nach Doorn). Er hält, wir stei gen ein, knatternd springt der Motor an. Weiter geht'» — zum Wohnsitz des ehemaligen Kaisers! Der Waaen fliegt oahin; durch schattige Alleen, grün« Anlagen, buntschillernde Blumengärten, vorbei an neuen, geschmackvollen Billen. Wir sind in einer der schönsten Gegenden Holland». Doorn! Der Wagen bremst, hält in einem vornehmen Dorf; Hotel», größere Läden, Straßenbahnen; sie fahren von Utrecht über Doorn nach Arnhem. Zuerst wollen wir uns natürlich da» Hau» unseres ehemaligen Kaiser»^M»hen. Auf dem Weg« dahin erblicken wir in fast jedem päoen viel Photographien cm Ihm und seiner Familie. Er trägt «inen schlichten Jagd zug, sitzt auf einer Bank, führt hier «in«n Hund spazieren Lrelben cr er lustwandelt allein. Sin veißlev-trude» Gebäude Ikouunen
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