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Der sächsische Erzähler : 10.12.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192612102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19261210
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19261210
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1926
- Monat1926-12
- Tag1926-12-10
- Monat1926-12
- Jahr1926
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 10.12.1926
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Der Sächsische ErzWer Der Mordprozetz Donner s Beiblatt z« Rmm«ee 287. MUUVW, »e« 10. Deze«»ev 18« Jeremias. Don Georg Freiherr von Ompteda. Jeremias zu heißen ist keine Kleinigkeit, zumal, wenn man bereits drei Körbe bekommen hat. Dennoch steckte er, als ihn zum dritten Male eine Begehrte abgewiesen, sich ruhig eine Zigarette an und beschloß, in den „Leckeren Bissen" essen zu gehen. Da ihm die Kellnerin seinen Stamm sitz nicht freigehalten, nahm er, nicht ohne artig zu grüßen, an einem Tische Platz, an dem bereits zwei Damen sich be mühten, ihre Suppe zu essen. Sich bemühten, denn sie war augenscheinlich noch zu heiß. Jeremias sah das gefährliche Beginnen eine Weile kopf schüttelnd mit an, dann sagte er: „Ich würde ganz einfach etwas blasen!" Die beiden Damen antworteten zwar nicht, fingen jedoch derart an zu pusten, daß in beider Löffel dis kochende Suppe Wellen schlug. Als sie nun, die Weinkarte musternd, einander geltan- den, sine Flasche sei sowohl zu teuer als auch zu viel, sagte Jeremias: „Dann trinkt man eben einen Pfiff!" Da er beim Sprechen kaute, mochten sie ihn wohl nicht verstanden haben; so bestellte er kurzerhand einen Pfiff für die Damen. Nun war aber der „Leckere Bissen" trotz mäßiger Preise bekannt wegen der geradezu abenteuerlichen Größe feiner Portionen. Don den Riesenschüsseln schienen die Damen freilich nichts zu ahnen, denn als die Größere ihren Schmorbraten vorge setzt bekam, erschrak sie sichtlich vor dem handflachengroßen Fleischstück, dem ein wenig gewichtiges Geschöpf, wie sie, kaum gewachsen schien. Da nun die andere sich noch zu nichts hatte entschließen können, sagte Jeremias, und wieder mit vollem Munde: „Sie essen es einfach zusammen!" Ohne ihr Einverständnis abzuwarten, hatte er schon ein zweites Be- steck bestellt und dazu, mit den Neigungen des weiblichen Geschlechtes sichtlich vertraut, Schaumtorte. Und das zwei mal. Dann zahlte er, grüßte artig und ging. Als die Schwestern, denn das waren sie, die Rechnung verlangten, hieß es, der Herr habe sie bereits beglichen. So ist es klar, daß sie sich, ihre Schuld abzutragen, am nächsten Mittag wieder einfanden. Auch Jeremias. Er bestimmte widerspruchslos das Essen, zahlte und war davon. Nun durften sich die Damen aber unmöglich von einem fremden Herrn dauernd freihalten lasten. Sie erschienen allo notgedrungen abermals; und keinen wird es wunderneh men, daß auch der Freigebige nicht fehlte. Diesmal stellte er sich sogar vor; aber wie so häufig bei solchem Anlaß, war es unmöglich, mehr als den Dornamen Jeremias zu ver stehen, obwohl er heute dabei nicht kaute. Di« Damen woll ten bestellen, doch die Kellnerin meinte: „Der Herr hat schon ang'schafft!" Und er entwaffnete die Schwestern völlig mit der Erklärung, er sei nun einmal auf diese Welt gekommen, «m für ander« Menschen zu sorgen. sie so eine Woche lang zu dritt gegessen, gestand Je- wie er schon seinen dritten Korb bekommen habe. Vorsitzender: Die Vorbereitung«« zeigen deutlich, daß Vie an nahmen, daß Donner bleibt! Der Vorsitzende schildert dann etnaebend dl, baulich« Art tzeg Einganges der Billa, an dem der Schuß fiel. Der Angeklagte sagt, daß er sich direkt vor die Haustür, «ine Kleinigkeit nach links, och- stellte Al, er ein« halbe Minute gewartet habe, sei da» elektrisch« Licht im Hause aufgeflammt. Donner kam heraus. Dann wurde kur- hinter mir Licht auf der Treppe und ich war ziemlich er schrocken. Vorsitzender: Ls ist unglaubhaft, daß man zum Zuschließen der Haustür extra Licht anbrennt. Angeklagter weiter: Er schloß ganz langsam di« Tür aus. Da stellte ich meinen Fuß auf die Schwelle und sagte: Halt, Herr Don ner! und stand ihm gegenüber. Er stutzte. Ich war überrascht da er ein großer Mann war. Ich sah ihn erschrocken an, und er sagte zu mir ungefähr: Sind Sie nicht Krönest? Wir sahen uns beide an Ich war erstaunt, daß er in mir den Krönert orrmut«te und sagte zu ihm: Dann können Sie sich sa denken, warum ich hie» bin. Ich wollte ihm Dorholtungen wegen der schlechten Vehanvlung seiner Frau machen, habe das aber nur stoßweise hervorgebrachf. Ich stand da und war wütend und aufgeregt. Es ist möglich, daß er meine Waffe sehen konuke. Donner fuhr ganz energisch auf und sagte: Wer wird denn daran denken? Da siel sein Stock zu Boden. Ich fuhr zusammen. Dann zog er seine rechte Hand hinter der Tür vor, ich sah eine Waffe in Don ners Hand und nun habe ich blindlings darauflosgeschos» s e n, ohne zu zielen. Der Anblick der Waffe hatte mir die letzte Ueberlegüng genommen. Ich habe dann Donner nicht mehr ange sehen, ich sah nicht, wohin ich geschossen hatte oder wie er gestürzt ist. Vorsitzender: Ich muß Ihnen vorhalten, daß es sehr unauuw- haft ist, daß Donner außer dem Schlüssel und dem Stock auch «och die Waffe in der Hand gehabt hat! Sie haben bisher bloß Aw«» geben, daß sie den Schuh abgegeben haben, im übrigen suchen Sie alles zu beschönigen und stellen es als eine Augenbltckstat dar. Angeklagter: Jedenfalls bin ich nicht mit dem Bewußtsein ge gangen, den Donner zu ermorden. Nach sechs Jahren kann ich nach auch nicht genau mehr entsinnen auf Einzelheiten. Vorsitzender (mit gehobener Stimme): Herr KrSnert, ich glaube eine solche Tat prägt sich tief ins Gedächtnis ein. Sie habe« e» tz- kg gebracht, nach dem TÄ>e Donners noch jahrellma in der vuv zu wohnen, in der Donner getötet wurde. Sie sind jeden Ttttz über die Schwelle geschritten, aus der der Erschossen« lag. Sie haben jahrelang die Anzüge des Verstorbenen gestagrn. So was können Sie nicht vergessen haben! Der Vorsitzende hielt dem Angeklagten hierauf vor, daß er we nige Monate nach der Tat mit der Frau Donner wi« Mann und Frau gelebt habe. Er wundere sich, daß er gar keine Gewissens bisse empfunden habe. Alles dies lasse eine große Gefühlsroheit er kennen Angeklagter: Die Liebe laste sich nicht tot machen, Frau Donner sparte jeden Bisten vom Munde ab, ich habe gearbeitet von MH 6 Uhr an, Grundstück und Garten waren in bester Ordnung. Vorsitzender: Sie betonen immer und immer wieder ihre große Liebe zu Frau Donner. Wie verhält «s sich denn aber damit, daß Sie auch andere Beziehungen unterhallen und ein Mädchen sogar mit in das Mordhaus gebracht haben? Weiter bemerkte der Vorsitzende: Alles verrät hier eine ganz niedrige und auch recht merkwürdige Gesinnung der Frau Donner gegenüber, Ihre ganzen Angaben wechseln im mer. was soll man denn nun eigentlich von Ihnen noch glauben? In der Nachmittagssitzung behauptete Krönert, man habe ihm auf der Polizei fälschlicherweise gesagt, Frau Donner hab« alle» Die Schwestern begriffen solches nicht, wenn es auch bedenk-1 griff der Wirt ein und verbot den Schwestern jeden länge- lich schien, daß seine Zukünftige offenbar widerspruchslos ren Aufenthalt im „Leckeren Bisten". essen mußte, was er „anschaffte". Immerhin Schaumtortei konnte man sich schon gefallen lassen. Nun hielten die Schwestern auch nicht zurück; und er erfuhr, daß sie, als Inhaberinnen eines Damenhutladens, in ganz annehmbaren Verhältnissen lebten. Die Jüngere, klein und rund, putzte mit Geschmack die Hüte aus, konnte aber mit der Kundschaft nicht reden, während die Aeltere, lang und schmal, es trefflich verstand, den Damen ihre Ware auf zuschwatzen. Nun sannen die beiden darauf, wie Jeremias seine Gastfreundschaft zu vergelten sei. Einen Damenhut konnten sie ihm unmöglich verehren; aber wenn er sich etwa doch noch verlobte, so wäre ein solcher für die Braut gewiß ein um so passenderes Angebinde gewesen, als man dann an ihr sicherlich eine gute Kundschaft gewann. Da nun aber Jeremias nie wieder von dergleichen redete, sie dagegen mit Schaumtorten überschüttete, so stieg in ihnen die Hoffnung auf, sie möchten selbst die Veranlassung sein, weshalb er sich noch zu keinem neuen Anträge entschlossen, worin er doch bereits einige Uebung besaß. Es hätte aber niemand sagen können, welche er vorzog. Da begab es sich, daß der Beglückte, als die ältere Schwester einen Augenblick sich entfernt hotte, die Gelegen heit wahrnahm, der Jüngeren zuzuflüstern, er müsse sie in einer überaus zarten Sache sprechen, und zwar allein. Wie Frauen, wenn sie nur wollen, immer «ine Möglichkeit fin den, so begegnete sie kurz darauf Jeremias ganz zufällig im Stadtwäldchen, wo er ihr seine Hand antrug. Obwohl ge sonnen, „ja" zu sagen, bat sie dennoch um Bedenkzeit, da sie erst mit ihrer Schwester Rücksprache nehmen müsse. Was nun geschehen, bleibt im Dunkel. Gewiß ist nur, daß Jere mias seinen vierten Korb bekam.Wie immer bei solchem An laß, steckte er sich gekästen eine Zigarette ast und beschloß, essen zu gehen im „Leckeren Bissen". Al» bei der etwas peinlichen Mahlzeit der Zufall es wollte, daß die Jüngere, die Kleine und Runde, die ihn eben noch abgewiesen, «men Augenblick sich entfernt hatte, erklärte er der Aelteren, der Langen und Dünnen, er müsse sie in einer überaus zarten Sache sprechen, und zwar allein. Sie bat ihn, ohne Verzug zu reden, er aber bat sie um ihre Hand. Wider Erwarten sagte st« „sa", ohne erst die Schwester ins Vertrauen zu ziehen. Damit würde nun olles ein gutes Ende genommen haben, HHte nicht ein furchtbarer Austritt ein schweres Zer würfnis zwischen alle Beteiligten geworfen. Als nämlich die Zurückgekehrte, die Jüngere, die Verlobung erfuhr, erklärt« sie, nur deshalb Jeremias einen Korb ««geben W haben, weil di« Schwester es verlangt, da sie doch geschworen, ein- ander nie zu verlassen. Und nun entbrannte «in Streit, bei dem die Damen sich nicht entblödeten, Worte zu brauchen von derart urwüchsigem Tastenton, daß man sich erstaunt fragen mußte, woher sie nur solche» kannten. Darüber merk ten di« Derkämpsten nicht einmal, daß inzwischen Jeremias entsetzt geflohen war. Als nun oar Tätlichkeiten drohten. Bekanntschaften mit Mädchen gehabt, aber ni« mit etner Frau, und er habe sich nach einem Menschen gesehnt, der lieb und gut mit ihm sei. Wörtlich fuhr er fort: Nach einiger Zell mußten wrr al» Film- Übung Llebesszenkn üben, wodurch wlr uns näherkamen. Frau Donner war immer gut zu mir, sie strich mir über da» Haar, und war aut und lieb zu mir wie ein« Mutter, so daß Ich weinte. (Die Angeklagte Donner weint bei diesen Ausführungen.) Krönest geht dann auf seine weiteren Beziehungen zu Frau Donner ein, wird aber vom Vorsitzenden beschicken, Vies später unter Ausschluß der Oesfentlichkeit darzulegen. Vorsitzender: S i e haben haben einmal um Weihnachten herum angesangen zu äußern, wie schön eswäre, wenn Don - ne r.w egwär« ? Angeklagter: Ja, über Pläne sind nie geschmiedet worden Ich habe einmal gesagt, wenn ich ihm beim Radfahren begegnete, würde ich ihm direkt ins Rad fahren. E» find nie Pläne geschmiedet worden darüber, wie Donner am besten aus der Welt zu schaffen wäre. Ich erfuhr dann, daß Donner dann und wann aus Patrouille gehe, und fragte Frau Donner, ob er eine Waffe habe. Sie war sehr er staunt, und ich sagte: Habe nur keine Ang st. Sie mag aber geahnt haben, daß ich etwas vorhatte Sie sagte, daß er zwar eine Pistole habe, wußte aber nicht, was für eine. Dann habe ich meine Pistole Frau Donner mltgegeben und habe gesagt: Wenner so e:nenRevoloerhat,danntausche dieWafse. Frau Donner tauschte dann gelegentlich die Waste um. Vorsitzender: Warum wollten sie den Tausch vornehmen? Angeklagter: Ich wußte selbst nicht, wie alles kommen würde. Ich habe mit Frau Donner aber nie über einen Mord gesprochen. Vorsitzender: Das ist gänzlich unglaubhaft. Sie müssen doch über den Waffentausch gesprochen haben? Angeklagter: Ich habe nur gesagt, daß ich mit Donner in der betreffenden Nacht zusammenträfe. Frau Donner wäre nie von allein auf diesen Gedanken gekommen Vorsitzender: Nach Ihrer Verhaftung haben Sie vor der Poll- zei ausdrücklich erklärt, daß Sie durch das Verhalten des Erschösse- nen seiner Frau gegenüber zu dem Entschluß gekommen seien, ihn aus dem Wege zu schaffen. Dies sei gemeinsam zwischen Ihnen und Frau Donner besprochen worden. Angeklagter: Ich war furchtbar aufgeregt nach der Verhaftung. Es wurde mir gesagt, Frau Donner sei vollkommen zusammange- brochen, da habe ich in aufgeregter Weise alles gesagt. Vorsitzender: Auch vor dem Untersuchungsrichter haben Sie sich ausdrücklich auf diese Aussage bezogen. Angeklagter: Ich habe ausaesagt, daß ich genau wußte, daß einer von uns beiden auf dem Platze bleibt. Ich wollte der Ge schichte em Ende machen. Vorsitzender: Wann geschah derWaffentausch. Angeklagter: An dem betreffenden Abend. Die Waffe lag auf einem Tisch. Es war abends gegen 10 Uhr im Schlafzimmer der Frau Donner. Sie war aufgeregt und zitterte, da sie wußte, daß ich mit Donner zusammentreffen würde in dieser Nacht. Sie war fas sungslos und zitterte am ganzen Körper. Ich sagte zu ihr, sie solle doch mutig sein, und für den Fall, daß ich nicht wiederkäme, solle sie den Zusammenhang nicht verraten. Ich war drei- oder viermal nachts im Schlafzimmer der Frau Donner. Vorsitzender: Sie waren also in der betreffenden Nacht über drei Stunden in der Kammer der Frau Donner mit dem Plan, so bald Herr Donner sein Zimmer verläßt, zum Eingänge zu gehen und ihm cntgeaenzutreten. Was dachten Sie sich denn dabei?' Angeklagter: Ich ging mit dem Gefühl, es geht um alles, denn wir hatten beide Waffen. Nun gab es zwar genug andere Gaststätten, aber wie sollten sie Jeremias wiederfinden, da sie doch damals bei. der Vorstellung seinen Familiennamen nicht verstanden hatten? Da geschah Erstaunliches: an der Tür des Hut ladens hing eine Papvkarte: „Familienverhältniste halber geschloffen. Beide Schwestern irrtdn nämlich durch die Stadt, um Jeremias zu suchen, irrten getrennt, aber irrten. Nun gelang es zuerst der Jüngeren, der Kleinen und Run den, seine Spur zu entdecken. Sie sah ihn nämlich au» einem Laden treten, ging hinein und fragte, wer der Herr sei? Die Ladenjünglinge fingen höchst unerzogen an zu grinsen, doch den Namen erfuhr sie nickt, nur wo er wohnte. Zagend stand sie vor seiner Tür. Kein Schild war daran. Aber aus dem Briefkasten lugte ein Brief. Sie lauschte, riß ihn heraus und las: Herrn Jeremias . . . Das Blut trist ihr aus den Wangen. Nein, nein, so konnte kein Mensch heißen! Da stieß sie den Brief tief in den Spalt zurück, daß nur ja keiner solch ' -schämenden Namen läse und rannte bren nend rot in ihren Laden mit der Gewißheit, einem Mannes der so hieß, niemals angehören zu können. Inzwischen h stte die Aeltere in der Auslage eines Licht bildners zufällig Jeremias' Bild entdeckt. Hastig trat sie ein. Die Empfangsdame legte ihr eine Anzahl Aufnahmen vor, zu bestimmen, ob Knie- oder Brustbild. Al» die Er regte eben erklären wollte, sie wünsche nur zu ckiffen . . ., erblickte sie unter den Prob.bildern wieder Jeremias und fragte mit bebender Stimme, wer der Herr sei. Da» Fräu lein erbleichte und gefiel sich in allerlei Ausreden. Doch die Erpichte verlangte den Namen, den Namen! Da» Cmpfanasfräulein errötete, ergriff einen Bleistift, schrie, schob gesenkten Auges den Zettel hin und wandte sich zart fühlend ab. Die Neugierige aber las: Jeremias ... Aus geschlossen! Jeremias ... Unmöglich! Jeremias .. » das Blut schoß ihr in die Wangen. Empört stieß sie da» Papier von sich mit ei: m einzigen Wort „Pfui!" Dann rast« sie rot wie ein Paradiesapfel davon. Da heim brach sie am Ladentisch zusammen. Als nun die Jün gere sie also sah, sprach sie, letzten Endes weich von Ge müt: „Weine nicht, liebe Schwester, es wäre doch ver gebens, denn ich weiß nun, wie er heißt!" Und st« haucht« ihr jene» Erschreckende ins Ohr, das die andere doch schon kannte, und blickte sich dabei scheu um, ob es auch keine Seele vernommen hätte. Da begriffen die Schwestern, warum keine jener drri, um die er gefr nr, ihren ehrlichen Vaternamen hatte Eintau schen wollen gegen Jeremias ... Still, um Gotte» willen, fast hätte es hier gestanden ... -. Wie mag nun, die Frage steht jetzt brennend auf, jener Jeremias . . . wohl geheißen haben? Wen mtzchtz» es nicht quälen, es zu wissen? Aber wie mm, wenn «s^«K Namen, den beschämenden, den unmöglich«« Namen O« nicht gäbe, und aüe» dieses wäre nichts als das LptÄ einer müßigen Stunde?. Die Tragödie im Landhaus in Köhfchenbroda. Dor Eintritt in die Verhandlung ermahnt« der Dorsitzende die Zeugen, streng unparteiisch auszusagen, und wie» auf die schweren Folgen hin. die bei Verletzung der Eidespslicht eintreten. Es han dele sich um eine ungemein schwere Tat. Landgerichtsdirektor Dr. Schuster trat dann in Vernehmung der Angeklagten zur Person ein. Daraus ist kurz anzusühren, daß Krönert bei der Mitange klagten gewohnt hat. In den letzten zwei Monaten vor der Ver haftung war er erwerbslos und will in dieser Zeit die übliche Er werbslosenunterstützung bezogen haben. Er gab dann weiter an, Inhaber des Eisernen Kreuzes zu fein, den Ausweis darüber habe er verloren Frau Donner gab an, ihr Vater sei verstorben, die Mutter lebe noch, einen besonderen Berus habe sie nicht erlernt, wohl aber Ausbildungskurse:m Schauspiel und Film genommen. Das auf ihren Namen eingetragene Grundstück werde jetzt von den Erben des verstorbenen Mannes angefochten, es sei ein Arrest dar auf ausgebracht worden. Beide Angeklagte gaben an, noch völlig unbestraft zu fein. Der Vorsitzende verlas hierauf den Eröffnungsbeschluß worauf er die Frage an beide Angeklagten richtete, ob sie sich zur Sache vcr- nehmen lassen wollten, was beide bejahten. Auf die weitere Frage, ob sie sich schuldig bekennen, antwortete Krönert ebenfalls mit Ja!, aber zugleich mit der weiteren Einschränkung: soweit ich mich vor Gericht darüber geäußert habe. Auch Frau Donner machte Im Ge gensatz zu ihrer früheren Angabe bei der Festnahme eine gleiche Einschränkung. Nunmehr wurde Krönert eingehend vernommen. Er schilderte zunächst seinen Lcbensgang bis zu dem Augenblicke, wo er Frau Donner kennenlernte. Er habe von Kindheit an den Wunsch gehabt, Schauspieler zu werden. Während des Krieges wurde er Gefreiter und erhielt das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Wegen Ungehörigkeiten gegen Vorgesetzte wurde er jedoch wieder zum Soldaten degradiert. Don Meißen aus wurde er entlassen und ging zunächst ms Elternhaus zurück. Bei der Truppe wie nach seiner Entlastung hat der Angeklagte sich viel mit Theaterspielen beschäftigt. Er schilderte bann in breiter Form seine Betätigung bei einem Filmlnstitut auf der Schloßstraße. Vorsitzender: In Ihren ganzen Ausführungen haben Sie alles Ungünstige für Sie weggelassen. Sie sollen das Sorgenkind Ihrer Eltern gewesen sein. Sie sollen dem Vater Geld aus det Kaste gestohlen haben. Sie sollen von Jugend aus zu Leicht sinn und großem Mundwerk angetan gewesen sein. Angeklagter: Jawohl. Vorsitzender: Wenn Sie besuchsweise nach Schmiedeberg kamen, trugen Sie Monokel und traten auch sonst so auf, daß Sie die ge samte Bevölkerung von Schmiedeberg als einen „Hampelmann" an gesehen hat. Man hat sogar den Eindruck gehabt. Sie seien ein Zu hälter. Der Angeklagte erklärt, das Monokeltragen usw. sei nur aus Spaß geschehen. Der Angeklagte geht nun näher auf die Beziehungen Krönerts zu Frau Donner ein, die er im Filmatelier kcnnengelernt hat. Vorsitzender: Bis jetzt haben Sie sich oft in Widersprüche ver wickelt, bleiben Sie jetzt bei der Wahrheit. Der Angeklagte schildert, oftmals stockend, daß Frau Don ner durch ihr ruhiges und stilles Wesen einen großen Eindruck auf ihn gemacht habe. Er habe bis dahin höchstens vier- bis fünfmal
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