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Der sächsische Erzähler : 24.04.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-193404248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19340424
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19340424
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1934
- Monat1934-04
- Tag1934-04-24
- Monat1934-04
- Jahr1934
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 24.04.1934
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Man glaubt, annehmen zu können, daß er sich um einen Mord und Selbstmord handelt. Reichenbach l. v.» 24. April. Schwere Bluttat eine» An getrunkenen. Am Sonntagabend in der 8. Stunde hat sich kn der Wohnung des Materialwarenhändlers Voigt ein Familiendrama abgespielt. Voigt war, wie schon oft, in an- geheitertem Zustande nach Hause gekommen und war mit seiner Ehefrau in «inen Wortwechsel geraten, in dessen Ver lauf v. seiner Ehefrau einen Stich in die linke Halsschlag ader belbrachte. Ehe der Arzt hinzutommen konnte, hatte sich Frau Voigt verblutet. Die Leiche wurde beschlagnahmt. Voigt wurde festgenommen. SkNsMWkM lii Skttl». Irau v. Puttkamer vor dem Breslauer Schwur geeicht. — Verfahren wegen Meineid und Konkurs verbrechen». Am Montag begann vor dem Breslauer Schwurgericht unter Vorsitz von Landgerichtsrat Kempe der für mehrere Tage berech nete Prozeß gegen Frau Agne» v. Putttamer-Schickerwitz geb. Kumm aus Schönsteine, Kreis Groß-Wartenberg. Mitangeklagt sind ihre beiden Schwestern Olga Kumm und Fraulein Dr. Elisa beth Kumm aus Halle a. d. Saale. Die Anklage lautet auf Mein eid, Konkursverbrechen, versuchten Betrug und Untreue. Dqp Mitangeklagten wird Beihilfe dazu zur Last gelegt. Die Angeklagte kam 1918 auf die Puttkamer'schen Güter al» Lehrerin. 1919 heiratete sie den von seiner ersten Frau geschiede nen Freiherrn v. Puttkamer, der das 7V. Lebensjahr schon über schritten hatte, während sie selbst damals erst etwa 30 Jahre alt war. Die Che hatte eine erhebliche Feindschaft mit den Kindern aus erster Ehe zur Folge, die sich noch verschärfte, als Prozesse ge führt wurden. Nachdem die erste Frau de» Freiherrn 1929 ge- starben war, versuchten die Söhne erster Ehe, den Vater wegen Eingehens einer Mischehe des Familiengute» verlustig erklären zu lassen. Diese Bemühungen veranlaßten den Freiherrn von Putt- kamer, seine Ehefrau für den Fall seine» Todes nach Möglichkeit sicherzustellen. Da aber das Familiengut als Fideikommiß unteil bar war, standen ihm nur die Erträgnisse der Güter frei zur Ver fügung, und er ging nun mit der Angeklagten daran, den Schön steiner Forst in großem Ausmaß allen Grundsätzen einer geord neten Forstwirtschaft zuwider auszuholzen, das Holz zu verkaufen und den Erlös in Wertpapieren sicherzustellen. Die Vermögens anlage erfolgte so, daß die Vermögenswerte im Jahre 1927 fast ausschließlich in Händen des Freiherrn und der Angeklagten wa ren. Nun ging das Ehepaar daran, den größten Teil der Wert papiere bet Schweizer Banken anzulegen. 1929 starb Freiherr v. Puttkamer. Im Testament setzte er seine Frau zur Univer» salerbin ein, während die Kinder aus erster Ehe nur das Pflichtteil erhielten. Es kam zu Prozessen zwischen der Witwe und den Kindern aus erster Ehe, und daher rühren auch die der Angeklagten zur Last gelegten Straftaten. Sie soll vor dem Amts gericht in Wohlau wissentlich einen Falscheid geleistet haben, um ihre Stiefkinder zu benachteiligen. Schließlich hat sie sich auch des Konkursverbrechens schuldig gemacht, indem sie über den Stand des Nachlasses bei Gericht ein Verzeichnis vorlegte, das den Tat sachen nicht entsprach. Die Mitangeklagten sollen bei der Konkursverhinderung Hilfe geleistet haben. Später verzog die Angeklagte von Schönsteine nach Bayern. Die Gelder, die sich bei einer Schweizer Bank be fanden, wurden dann zum Teil abgehoben und nach Deutschland zurückgebracht. Auch hierbei sind ihr die Schwestern behilflich ge- wesen. Die Angeklagte wurde in Bayern verhaftet. Die Unter suchung führte zu dem überraschenden Ergebnis, daß die von ihr unter Eid angegebenen Vermögensverzeichnisse_ganz unvollständig waren. Verschwiegen wurden u. a. 150 000 RM., die noch in der Schweiz lagen. Doch gelang es dem Konkursverwalter, diese Gel der zur Nachlaßmasl« zurückzubekommen, vl» Untersuchung «r- aab auch, daß di« Anaeklaat» in einem zwischen ihr und «nem Sohn de» Freiherr» v. Puttkamer au» erster Eh« geführten Arrest prozeß zwei falsche eidesstattliche Versicherungen dahin abgegeben hatte, daß zu Lebzeiten ihre» Manne» Forftbücher über da» Gut Schönsteine nicht geführt worden seien. Die Vernehmung der Hauptanaeklaaten erstreckt, sich zunächst auf die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie v. Hmkamrr. wegen eines Grammophon» la» Svchthan». Da» Dresdner Schwurgericht verurteilt« den 4S Jahr« alten Schmied Christian August Lehmann wegen Abgabe und Verlei tung zur Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung in Verbindung mit Betrug sowie wegen Beihilfe zum Meineid in Verbindung mit Prozeßbetrug zu zwei Jahren Zuchthaus, und di« 40 Jahre alt« Hausfrau Marte gesch. Kunzrmann geb. Schön« we gen Zeugenmeineids und Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung zu einem Jahr vier Monaten Zuchthaus, beide außer dem zu drei Jahren Ehrverlust. Dem Angeklagten Lehmann drohte in einer Zwangsvollftrek- kungsangelegenheit die Pfändung «ine» in seinem Belitz befindlichen Grammophon». Um sich da» Grammophon zu erhalten, ließ er sich von einem „Rechtsvertreter" zu einer Schiebung raten, di« den Anfang einer Kett« von falschen eidesstattlichen Versicherungen und schließlich eines Meineide» bildete und jetzt den L und sein« „Zeugin" in» Zuchthaus bracht«. Der Angeklagte Lehmann kaust« ein Grammophongehäuse ohne Werk, baute Teil« seine« Grammo phon» ein und bezeichnete den Sprechapparat nun al» Eigentum seiner Tochter, di« er zur Abgabe einer entsprechenden eldrsstatt- lich«n Erklärung veranlaßte. Er reklamierte die erfolgt« Pfän dung, fügte selbst noch eine falsche eide»stattliche Versicherung bei und erreichte auch die Einstellung de» Psündunasverfahren». Der Gläubiger verweigerte jedoch trotzdem die Freigabe, mußt, aber klein beigeben, da der Angeklagte in der Angeklagten Kunzrmann eine „Zeugin" fand, die in dem um die Freigabe entstandenen Prozeß im Sinne de» L. au»sagte und einen Meineid leistete. Schließlich kam die Wahrheit doch noch an» Tageslicht, und beide Angeklagte mußten ihr Verhalten schwer büßen. Neues aus aller Wett. — Verheerende» Großseuer bet Zell am See. Da» früher von deutschen Gästen viel besuchte Kesselfall-Hotel im Kapru ner Tal bei Zell am See, in der Nähe von Salzburg, ist Montag nacht einem Großseuer zum Opfer gefallen. Offen bar durch Funkenflug entstand auf dem SHndeldach de» Touristenhauses ein Feuer, das sich infolge des starken Sturmwindes in rasender Schnelligkeit ausbreitete und dem trotz verzweifelter Bemühungen der Einwohnerschaft kein Einhalt geboten werden konnte. Da» Hotelgebäude, die in der Nähe befindliche Kirche, das Touriltenhaus, da« Der- kehrsbüro, die Stallungen und das Schalthaus des Elek trizitätswerkes wurden bis auf die Grundmauern einge äschert. Menschenlebett sind nach den vorliegenden Meldun gen nicht zu beklagen. Di« eingeäscherten Häuser liegen in der Nähe des Kesselfalles in den Hoyentauern, des berühm ten und größten Wasserfalles der Ostalpen. — Das Spiel mit Zündhölzern. In der „Neumühle* bei Schönburg bei Naumburg verursachten zwei vier- und sechsjährige Kinder durch Spielen mit Streichhölzern einen Brand. Das vierjährige Kind fand den Tod in den Flam men. Der Vater zog sich beim Rettungsversuch erhebliche Brandwunden zu. — Riefenbranb in einem norduugarischea Dors. In dem nordungarischen Dors Derpelet ist im Verlaufe de» Montag nachmittag wahrscheinlich infolge einer Kaminfunkens ein Brand entstanden, der Dienstag noch andauerte und durch den bi» fetzt etwa 2» Häuser samt Stallung« und faupgen Gebäuden «ingeäschert worden find. Der Brand war bei seiner Ausbreitung dadurch besonder» begünstigt, daß sich der größt« Teil der Dorsbewohnerschaft auf einem benach barten Jahrmarkt befand und nur wenig Hilfskräfte im Dorfe anwesend waren. Ma» befürchtet, daß da» Feuer noch weiter um sich greifen wird. — Schwere» Lranduuglilck tu der Slowakei. Montag, mittag wurde der Ort Babin im Komitat Arva von einem großen Brand, der sich infolge de» Sturme» mit rasender Schnelligkeit auobreitet», hetmaefucht. iso Häuser brannten nieder. V-r ganz« Ort besteht nur noch au» Trümmern. Drei Menschen fielen den Flammen -um Opfer. Auch viel Vieh kam in den Flammen um. — Explosiva eine, Sa»behälker» bei Mailand. — Mai land ohne Saoznfvhr. In dem Mailänder Jndustrievorort Lovisa explodierte am Montag ein Gärbehälter, wodurch die Gasverforgung Mailands und der umliegenden Ortschaft ten unterbunden wurde. Man glaubt, daß der Schaden erst in zwei Tagen behoben sein wird. Zwei Arbeiter erlitten Verletzungen. — Neun Tage, all und schon ASHuel Ein winziger Erdenbürger brachte da« ganze Reichchojvital in Kopen hagen in Aufregung. Ein vor neun Togen geborener Knabe bekommt jetzt schon die ersten Zähne. Der Kleine befindet sich sehr wohl und läßt sich vepgnugt kreischend von den Lerzten sein winziaes Mündchen untersuchen. Da« „Zahnen , da« so vielen Kindern große Schwierigkeiten be reitet, geht durchaus normal vomtatten. Der neuntägige Knirps, der berolt« in so jugendlichem Alter dem Leben die Zähn« zeigt, ist die Sensation des Krankenhauses. — Der Gibraltarfelsen an der Lette. Da» Meer be droht den höchsten Felsen von Gibraltar. Die Spitze de« Felsens zeigt seit einten Monaten tiefe Risse, so daß die Ge fahr besteht, -atz sie eine» Tage« abbricht und ms Meer stürzt. Die englischen Behörden haben sich daher entschlos sen, Sicherung »Maßnahmen zu treffen. Abergläubische Stimmen munkeln bereits, daß mit dem Brüchig werden des höchsten Felsens von Gibraltar auch die Machtstellung Groß Britanniens im Mittelmeer in» Wanken gerat. Da man sich noch nicht einig ist, auf welche Weis« man den ge fährdeten Feyen vor dem Untergang bewahren kann, hat man ihm vorläufig an hie Kette gelegt. Die Fel-spitz« wur de mit starken tzmhlketten umwunden und Im Hinterland verankert. Di« Ingenieure, die mit der Sicherung de« Gibraltarfelsens bttvaut wurden, sind jedoch einstimmig der Ansicht, daß es kaum möglich sein wird, die Felsspitz« auf die Dauer vor dem Abtragen zu bewahren. Di« Sicherungsmaßnahmen köitnen das „Unglück* zwar hinaus- schisben, aber Naturgewalten lassen sich Nun einmal nicht an die Kette legen. — Der yundezHnarft von Stockholm. In der schwe dischen Hauptstadt gibt es einen Zahnamt, der sich darauf speKalisiert hat, Hunde zu behandeln. Er plombiert Hundszähne und setzt sogar Brücken ein. Natürlich ge- taltet sich die Behandlung der Hundegebiss« ein wenig chwieviger als die Behandlung von Menschen, die Kosten ind daher auch nicht gerade gering. Der Hundezahnarzt ist aber bemüht, seinen vierbeinigen Patienten nach Mög lichkeit ihr vollständiges GE zu erhalten. Er zieht nur dann einen Zahn, wenn die Krankheit schon sehr w«t vor geschritten ist. Im allgemeinen werden die Zähne ausge- gebohrt und plombiert. E, gibt in Schweden eine ganze Erprobtes Rezept «New Reischöttche mit «erstich. Zvtatea: 2 «er, 2 Eßlöffel Mitch, t Teelöffel Sutter, l Prise Seh, 4 Maggie Alelsibbrühwürfef, l Liter Wässer, felngrhackt« vettrsill«. Zubereitung: Dl« Eier mit ter Milch, etwa» ftiagehackter Petersilie und einer Prise Sah der- quirlen, io »in mit Sutter ausgeftrichev«» Töpfchen gießen und ölest« LS-30 Minuten in tötend hei-w Master stellen, ölö di, Mslhkelt erstarrt Ist. Dann dl« Form stühen und di« Maste mit dem Suat« ichaeidemtsstr in »lerlich» Würfel schneiden. Maggi« Meischdrühmürfel in «taem Liter kochendem Wastrr restletl auflts« und beim Anrichten tu jeden Teller Aleijihwüh« eia« Anzahl EÜrsttchwürftl «eben Mutter und Kind. Skizze von Wolfgang Federau. (Nachdruck verboten.) Sie war eine jener merkwürdigen und trotzdem nicht seltenen Frauen, deren Eifer an der Arbeitsmenge wuchs, deren Kraft mit den Schwierigkeiten zunahm, die es zu über winden galt. Kein Racksteufel, oh n«in —. Dieser kleine, aber neue und gut eingerichtete Hausstand lief ja gemeinhin wie am Schnürchen — man hatte eine tüchtige Hausgehilfin, fand bei vorerst einem Kind Zeit genug, konnte lesen, musi zieren, spazieren gehen nach Herzenslust. Und die junge Frau und Mutter, die erst in der Ehe das Glück sorglosen Dahin lebens kennen lernte, nutzte dieses Glück nach bestem Vermö gen aus. Es gab niemanden, der es ihr verargte. Aber es gab Tage, wie etwa den heutigen, da fühlte sie sich plötzlich un erfüllt. Da sehnte sie sich nach einer handfesten Arbeit, die ihre ganze unverbrauchte Kraft, ihren ganzen starken Wil len in Anspruch nahm. Sie fing ganz bescheiden an. Mit der Küche, ja. „Wir müßten eigentlich mal die Küche in Ordnung bringen, Anna, und recht gründlich, nicht wahr?" sagte sie am Morgen. Das Mädchen nickte. Die Küche glänzte vor Sauberkeit, nach Ansicht des Mädchens, das em nettes, adrettes Wesen war. Aber natürlich wird auch das sauberste Hausmädchen noch zuweilen sich sagen lassen müssen: „Es ist wirklich mal wieder nötig, daß gründlich sauber gemacht wird." Und wird bei solcher Ge legenheit gut daran tun, zustimmend zu nicken — so wie Anna es tat, an diesem sonnigen Frühlingstage. Mit der Küche sing es an, wie gesagt. Aber eine Küche, eine einzige kleine Küche, reichte natürlich nicht aus, um den Tätigkeitsdrang der Hausfrau zu befriedigen. Als die bei den mit dieser Arbeit fertig war«n und nun eigentlich ein wenig hätten ausruhen können, blieb die Frau, die den schö nen Namen Maria trug, sinnend und mit gekrauster-Stirn stehen. „Wie wäre es", überlegte Ne, „wenn wir gleich da« Schlafzimmer Vornahmen? Es sind noch gut vier Stunden Zeit, bis mein Mann zum Mittagessen kommt.* Wieder nickte das Mädchen, und die zweite Phase der Arbeitrfchlacht begann. Frau Maria vergaß alles im Eifer diese» Kampfes. Bi-, jäh und unerwartet, ein leiser Schaft ten über ihre Seel« glitt. „Wo ist eigentlich Lob?* fragte sie, das Abstäuben der Bilderrabmen plötzlich unterbrechend. „Bob?* erwiderte das Mädchen. ,Lch weiß wirklich nicht. — Eben war er doch in oer Küche.* Ja, eben hatte Bob, der vierjährige, blonde Lockenkopf, noch in der Küche gespielt. Hatte die» und jene« Ding, das sonst unerreichbar hoch hing und nun plötzlich vorübergehend von seinem angestammten Platz entfernt wurde, triumphie rend an sich gerissen und die beiden schwer arbeitenden Frauen auf jede nur mögliche Weise gehindert und aestört. Aber war dies wirklich „eben noch* gewesen? Hatte man die Küche nicht bereits vor mehr als einer Stunde in neu aufgeblühter, schimmernder Sauberkeit verlassen? Und seitdem — wo war Bob geblieben? Frau Maria spürte einen Druck, der ganz langsam ihre Kehle zusammenpreßte. Eine unbestimmte, dunkle Angst, die aus der Tiefe ihrer Seele hervorbrach. „Er wird im Wohnzimmer spielen*, sagte sie leise, und die Worte tropften ihr schwer und schmerzhaft von den Lippen. Sie legte das Bild, das sie eben abstäubte, sorgfältig aus die Bettdecke, glitt mit eckigen Bewegungen au» dem Schlafzimmer heraus, überquerte den Flur und öffnete die nur angelehnte Wohnzimmertür. Der erste Blick zeigte ihr: Bob ist nicht km Wohnzimmer. Der zweite Blick: Barmherziger Himmel, da war Bob! Auf dem Balkon stand er, ja. Hatte sein schmächtiges Kinder körperchen zwischen zwei eisernen Gitterstäben hindurch gezwängt, stand nun auf dem außerhalb de» Gitter» entlang laufenden schmalen Sims, hieü sich mit einer Hand, mit einer so kleinen Hand, die kaum den Eisenstab zu umklam mern vermochte, fest und blickte mit strahlendem Gesicht in den Abgrund der Straße hinab. Schaute vom Balkon de» dritten Stockwerks auf die sauber gepflasterte Straße, die unten am Hause vorbeilief. Seine seidenweichen Haare weh ten im Fruhlingswind. Die Frau wollte schreien vor Schreck und Angst- Aber nur ihr Mund wollte es — eine Erkenntnis durchflutet« sie, die ihr die Kraft gab, die Hand fest auf den geöffneten Mund zu pressen; so fest, daß die Nägel ihrer Finger die Lip pen, die Wangen blutig ritzten. Ganz leise, Schritt für Schritt, näherte sie sich dem Bal kon. Bob sah sie nicht. Er hatte so viel zu beobachten, un ten auf der Straße — deshalb konnte er die Mutter nicht sehen. Nun war si« ganz nahe herangekonunen. Sanft schob sie die Arme durch bas Geländer — im nächsten Augenblick hatte sie ein strampelnde«, schreiende», empörte« Kind mit diesen Armen umschlossen wie mit einem unzerreißbaren Netz. Sie hatte noch die Kraft, den Zungen über di« Brüstung de» Geländer» zu beben, ihn in» Zimmer zu tragen, di« Bal kontür fest zu verschließen. Dann fiel sie, wo sie ging und stand, mit einem furchtbaren, ächzenden Schrei zu Boden m»d versank im tröstenden Dämmer einer langwährenden Ohnmacht. Als sie, von dem Mädchen Anna betreut, endlich in ihrem Lett erwachte^slosftn ihr« Tränen wie ein Bach Sie weinte noch, al» der Mann heimkehrte. „Aber was ist denn, Maria?* fragt« er erschrocken. ,Lch hab« heute unser Kind zum zweitenmal geboren*, erwiderte sie flüsternd und lächelte unter Tränen. Noch nie hatte der Mann ein so schöne« Lächeln an ihr gesehen. die neue vrwdea, 20. April. Die Intendanz der Lrwdner Staats- Dresdner riMtstoper. oper hat sHn manch« jung« Talent« «ntdttkh di« sich bald zu wertvollen Mitgliedern de» Solisten-Ensemble» entwickelt haben und in kurzer Zeit bedeutenden und vielbegehrten Künstlern hervngerelst sind So haben Lorenz Böhme, Erna Berger, Matta Fuchs und Matta Gebotart ihren Ruhm in Dresden be- gründet. Auch der jung« Tenor Krtstjanston ist «in vt«lv«rsvre- chender Sänger. Am Donnerstag betrat nun Elfriede Trötschel erstmalig al» Vertreterin einer großer«» Noll« di« hiesig« Opern- bühne, und zwar mit enwgesvrochmrm ErW. St« sang die Jung fer Anna Reich in Nicolais „Lustigm Wetbern von Windsor. Mit dem Engagement der S ' sonder» glücklichen Griff g«t Besitz »ine» kostbaren Stimm Resonanz der Tön« ist ideal dervoller Weichhett. Die B« zeugt von außerordentücher .... warb sich di. anmutig» «M«rin bmch Gr frische» ik Man hatte sozusagen ein« fettig« Anfängerin vor sich ! stung vor stder Kritik besteh«« kann. E, pchött nicht phetentum dazu, Cgtt«d« Trötschel " ' auizulagen. Di« Schnelligkeit ihr Art ihrer Beschäftigung ab Hänger Laten mit Interest« «ntgegensehen. itttrag «in«n be- TröSchel «st ,m > Safmaut. Die Höh« »an »un- mu» «udMtto« HtÄrlent. ckK^z VEsEN «El» ! viel Pro- Bahn vor- " r weiteren Rudolf Feigerl.
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