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Der sächsische Erzähler : 07.05.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-193405079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19340507
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19340507
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1934
- Monat1934-05
- Tag1934-05-07
- Monat1934-05
- Jahr1934
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 07.05.1934
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Mnsere L>oirnat r.MM . 8 r?" " ^^L^Ä^SAZZ-Ws H^WkWßKr 3-?-»? ZZ?3Z-ss Wem Zodiakus von Hinterwiakrl oder Das Opfer der Heimat. Eine Dorfgeschichte, erzählt von Paul Gottlöber. Vorwort. Der Besuch. Ich war nach einem langen Aufenthalt im Auslande wieder nach Deutschland zurückgekehrt und beschloß, sobald als möglich dem einsamen Heidedorfe Hinterwinkel, mit hem mich so liebe Erinnerungen verknüpften, einen Besuch abzustatten. Die Bahn brachte mich nach Mühlbach, wo ich ausstieg und zunächst im Gasthof zum Sschwarzen Adler einkehrte. Sie, Herr G . . .? fragte mich der Besitzer, Herr Mink witz, ganz überrascht: ich glaubte. Sie lebten gar nicht mehr. O ja, „ich befinde mich ja noch", antwortete ich mit Onkel Bräsig. Die Sehnsucht zog mich endlich wieder ein mal hierher zurück und besonders zu meinen geliebten Hin terwinklern, die ich solange nicht gesehen habe. — Die treffen Sie in ihrem Hennatdorfe nicht mehr an, entgegnete Herr Minkwitz mit Bedauern. — Wissen Sie denn nicht, daß das Dorf aufgelöst, und auf seinen Fluren ein Truppenübungsplatz errichtet worden ist? Aufgelöst? Das ganze Dorf aufgelöst? frage ich mehr mals, als habe ich falsch gehört — und seine Bewohner nicht mehr daheim? Alle in die Fremde zerstreut, beteuerte Herr Minkwitz. Nur wenige haben sich hier in Mühlbach angesiedelt; die Heimatliebe hat sie in der Nähe festgehalten. — Von dieser Nachricht aufs schmerzlichste ergriffen, fragte ich: Und wer sind die hier in Mühlbach? — Herr Schuhmachsrmeister Hietzke und die Familie Finsterbusch. — Herr Hietzke, die Seele und der gute Geist von Hinter winkel? rief ich mit der Wärme aus, die die Hoffnung auf das Wiedersehen eines unserer besten Freunde in uns er weckt. — Können Sie mir sagen, wo er wohnt? — Steinauer Straße 16, gegenüber von Polizeidiener Ftnsterbusch; jedes Kind zeigt Ihnen die Firma, fügte Herr Minkwitz lächelnd hinzu. — Das Haus war bald gefunden: es trug die seltsame, mir längst bekannte Firma: Schuhe- und Stiefel-Atlier nebst -Klinik von Ludwig Hietzke. Ich klopfte an der Wohnzimmertür an, aber es erfolgte kein „Herein". Vielleicht ist er in seiner „Klinik", denke ich und klopfe auch hier an. Ein Lehrling öffnete und fragte nach meinem Begehr. Ist Herr Meister Hietzke zu sprechen? Der Meister is off Kundschaft gegangen, wenigsten« denke ich so; denn er hat seine „Praxistasche" mitgenom men. Wann denken Sie, daß er zurückkehrt? — Das kann ich ni sagen, da müssen Sie Frau Finster busch über der Straße drüben fragen; denn die führt hier die Wirtschaft und ochs Regiment — die wird'» schon wis sen. — Als ich aus der Haustür trat, kam mir Frau Finster busch schon entgegen. — Sie stutzte, dann fragte sie sichtlich erfreut: Sind Sie nicht Herr G . . .? Ja, der bin ich. — Ich wollte die lieben Hinterwinkler besuchen und besonders Ihren Kostgänger Hietzke, habe ihn aber zu meinem Bedauern drüben nicht angetroffen. — Dann schilderte ich Frau Finsterbusch meine Betrübnis über das schwere Schicksal, das die Gemeinde Hinterwinkel betroffen habe. Frau Finsterbusch liefen die Tränen über di« Wangen. Wann wird Meister Hietzke zurückkommen? fragte ich hierauf. Ich weiß gar nichts, antwortete sie. Seit wir aus Hin terwinkel fortmußten, hat sich Hietzkes unruhiges Wesen noch mehr gesteigert. Er kundschaftet die ganze Umgegend aus und nimmt seinen Heimweg fast immer über das ver lassene Hinterwinkel. — Sie wollen unsere alte Heimat be suchen? Vielleicht treffen Sie ihn in der Heide. — In dieser Hoffnung trat ich den Weg nach Hinterwin kel an und schritt auf den alten, tiefen Sandpfaden dahin, von denen der Briefträger Kowark behauptete, man geh« darauf einen Schritt vorwärts und rutsche zweie zurück. Aber, was war das plötzlich? — Ueber den fernen Kiefernwäldern blitzte es auf, und ein tiefes Brummen rollte über die endlose Heide dahin. — Es war die Artille rie, die Schießübungen abhielt und die stille Heide mit Kriegsdonner erfüllte. Da kamen die Sanddünen in Sicht, unter deren Schutz die tausendjährige Siedelung einst entstanden war, umi über die Wälle hinuntersteigend trat ich voll Bangigkeit in das Dorf wie in einen Fri«hof ein. Um die Grabsteine der fensterlosen Häuser schwebte er wie ein Hauch aus Grüften, der mich mit Furcht und Weh mut gleichzeitig erfüllte. — Da stand das Schulhaus mit dem Glockentürmchen wieder vor mir, aber das Uhrwerk stand still, die Zeiger waren gefallen, und die Zeit war für Hinterwinkel abgelaufen; es hatte nur eine Vergangen heit, keine Zukunft mehr! Die Haustür war zugeschloffen, aber die Schulstuben- fenster standen offen. — Kurz entschlossen schwang ich mtch durch eines hinein! Das Pädagogium aller Hinterwinkler Geschlechter stand völlig leer. Durch die Wohnräume schallte das Echo meiner Schritte. Ich erstreckte die Besichtigung bis in das Türmchen, kletterte durch die Falltür auf die kleine Plattform hinaus und hielt von hier oben aus wieder einen Rundblick auf das
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