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Der sächsische Erzähler : 02.09.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-193709020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19370902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19370902
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1937
- Monat1937-09
- Tag1937-09-02
- Monat1937-09
- Jahr1937
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 02.09.1937
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Aere de» , Ichen am! , , in Gegenwart zahlreiLer Vertreter der ^den^Me?^ «. Parole für den BetrievsaPPeU am Freitag, Z. September: . Die menschwürdige Ausgestaltung des Arbeitsplatzes ist die erste Tat der Fürsorge für die am Arbeitsplatz Schaffenden. Claus Selzner offen Brüt auf t War nicht den r oben der I vom die H den 5 verzu Schla deuts< leicht so wi S deutsc die D Düna Ort a zum < tmn, in der deutsch H land» sich un 1917 h Brücke 12. Ar die St« Stadt De bostimn Senera Mnem Wo sol Brücker fi«e M lands BewÄ dran« l«, M Arbeiten zu verrichten. Mr wünschen ihr fernerhin einen gesegneten Lebensabend. Aus der Oberlaufitz Hoyerswerda. 2. Smrtember. Für 800 Mark Aleisch und Wurst entwendet. Eine mchrkopfige Diebesbande ent- wendete' nacht» durch Einbruch. in die Fleischerei zu Pro schin bei Haidemühl für etwa 600 Mark Fleisch, und Wurst- waren. Die unbekannten Spitzbuben schafften di« Beute mittel» Kraftwagens fort. Zittau. 2. Sevt. Spielzeitbegiun im LrenzlandtHeater. Nachdem Ende August die Spielzeit der Oybiner Wald- bühne abgeschlossen worden ist, eröffnet das Zittauer Grenzlandtheater am 16. September mit Shakespeares „Hamlet" die neue Spielzeit. Die Oper, die im neuen Spiel plan wieder einen breiten Raum einnehmen wird, beginnt mit Ü'Alberts „Tiefland". 25 Jahre Unterstützungsverein Naundorf und Umgegend Naundorf, 2. September. Eigentlich besteht der im Juni 1907 gegründete Jubelverein 30 Jahre, da aber im Jahre 1932 das 25jährige Jubiläum fällig war und zu dieser Zeit die Mehrzahl seiner Mitglieder unter der großen Erwerbs losigkeit zu leiden hatte, verschob man die Feier auf bessere Zeiten und so wird dieses Jubiläum nun am Sonntag, dem 5. September, in festlicher Weise begangen werden. Ur sprünglich war der Verein ein Gesangverein in Naundorf, dessen Dirigent aus verschiedenen Gründen abberufen wurde. Da nun für diesen wichtigen Posten in unserem kleinen Orte ein Ersatz nicht zu finden war und die gepflegte Kamerad schaft erhalten bleiben sollte, so gigg von den Naundorfer Mitgliedern zuerst die Anregung aus, daraus einen Unter» stützungSverein zu begründen. Dieser zählte bei der Grün dung 60 und heute rund 80 Mitglieder. Deshalb erhielt er den Namen „Unterstützungsverein Naundorf und Umge gend" mit dem Sitz in Gaußig. wo später auch sämtliche Ver sammlungen abgehalten wurden. Der bei der Gründung gewählte erste Vorsitzende, Max Schilber, Golenz, verwaltet dieses Amt noch heute mit seltener Treue und Umsicht, ebenso haben dem Verein noch 31 Mitbegründer die Treue gehalten, die zum Jubelfest mit einer Auszeichnung bedacht werden sollen. Im Gasthof zu Gaußig erfolgte seinerzeit die Grün dung, hier soll auch die Jubelfeier avgehalten werden. Im Jahre 1932 trat der Verein gelegentlich einer Tagung in Doberschau der Jnteressen-Gemeinschaft Oberlausitzer Unter- tützungsveretne bei, die jetzt in 16 Vereinen mit rund 1700 Mitgliedern unter dem Vorsitzenden, Duttenbach, Kirschau, mit der Jubelfeier zugleich ihre Haupttagung verbinden wird. Viele segensreiche Arbeit durch Unterstützung in be sonderen Notfällen leistete der Jubelverein in den Jahren seines Bestehen» bis auf den heutigen Tag, was von allen Mitgliedern dankbar anerkannt wird. Ber der Jubelfeier, bei der auch der sehenswerte gräfliche Schlosspark den aus wärtigen Festteilnehmern zur Besichtigung freisteht, werben von mittags 12 bis 1 Uhr die Vereine im Gasthofsgarten Gaußig empfangen werden. Nach einer Sitzung der Jnte ressen-Gemeinschaft erfolgt um 3 Uhr nachmittags das Stel len zum Festzug durch den Ort Gaußig und anschließend ein Malt mit Einmarsch der Fahnen und Begrüßung durch den Vereinsführer, M. Schilder, Golenz. Nach der Geschenküber- reichung des Vorsitzenden der Jnteressen-Gemeinschaft, Paul Duttenvach-Kirschau, erfolgt die Auszeichnung der VereinS- iubilare und der Dank deS Vereinsführers. Ein Konzert auf dem Festplatz unter Leitung von Reinhold Jähne-Neukirch bildet den Abschluß der Jubelfeier. fahren, ohne seinen Wagen zum Halten bringen zu können. Beide Angeklagte wurden für schuldig an dem Unfall erklärt. Berge hatte die Kurve nicht schneiden dürfen, Grünow hätte mit »einem Wagen vorsichtiger fahren müssen, al» er da» LoS- fahren Bergers gemerkt habe. Berger wurde zu einer Geld strafe von 20 RM., Grünow zu einer solchen von 10 RM. ver urteilt. Goldbach, 2. Sept. Liederabend der LanddieastmSdel. In dem weihen Haus am Berge, da, wo alle Tage die Fahne am Mast grüht, sind 2S BDM.-Mädel auch noch weit In den Abend hinein tätig. Morgens gehen sie, bekannt als üanddienstmiidel, zu ihren Bauern, um ihnen nach besten Kräften zu Helsen. Abends mühen sie sich alle, Ihr Wissen und Können zu erweitern, um es andern weiterzugeben. Sie wollen sich nicht sür sich abschliehen, sondern sie wollen Dienst für die Gemeinschaft tun. Darum gehen sie hinein fti unser Dorf und zeigen, erzählen und singen uns etwas von ihrem Leben und Schaffen. Am 5. Sept, will der Landdienst wieder einen großen Liederabend im Crbgericht Goldbach gestalten. Wie oft schon, so erzählen die Mädel, war es ein Lied, das sie hochgerissen hat, wenn sie müde werden wollten. Fast immer ist es das Lied, das von ihnen und ihrem Wollen erzählt, welches ihr ganzes Empfinden »rej salbt. Die Madels treffen fleißig Borbereitungen für oe^Liedembend und wünschen sich eine zahlreiche Zuhörer- Neukirch (Laufitz) und Umgegend Neukirch (Lausitz), 2. September. Dresdner „Kaffee- LonderzUg". Nachdem Neukirch und das Gebiet um die WeseNitzquelle und um den Baltenberg herum in letzter Zeit bereits, mehrmals das Ziel verschiedener von Bautzen aus veranstalteter „Kaffee-Sonderzugsfahrten" gewesen sind, wird m der kommenden Woche erstmalig auch von der fach» .'Achen Landeshauptstadt aus «in „Kaffee-Sonderzug" nach Neuklrck und dem Baltenberggebiet kommen. Cs ist das erstemal, daß eine derartige Dresdner Ausflugssahrt auch dds Mittellousitzer Bergland berücksichtigt, denn bis setzt fuhren die Dresdner „Kaffee-Sonderzüge" meist nur in das sächsische Felsengrbirg« (Sächsische Schweiz) und in das öst liche Erzgebirge, also in Gegenden, die ohnehin einen stär keren Wochentagsausslugsverkehr von Dresden aus auszu weisen haben./ Schon aus diesem Grunde ist es sehr zu be grüßen, daß nun auch für Dresdner „Kaffeezuasahrer" bas Bergland der mittleren Lausitz als gewiß recht lohnendes Mhrtziel an der Reihe ist. Lohnend schon deshalb, weil sich in der Umgebung von Neukirch so vielerlei ÄüssluHsmög- lichkeitey kneten, von denen di« Dredner Gäste, die am nächsten Mittwoch kurz nach 15 Uhr im Bahnhof Neukirch (Lausitz) West vintreffen, bei einigermaßen günstigem Wet ter recht regen Gebrauch machen werden. Da der Aufent halt in Neukirch auf rund fünf Stunden bemessen ist, können die Wanderungen ganz bequem noch bis zur Hohioald- schenke und auf den Daltenberggipfel ausgedehnt werden. Steinigtwolmsdorf, 2. September. Die nächste Ve- ratungsftunde der Tuberkuloseberalungsstelle des Staatli chen GesuÄcheitsamtes Bautzen findet am 7. September von bis 1/26 Uhr in der Ortskrankenkasse zu Neukirch statt. Steinigtwolmsdorf. 2. September. Zum verwaltungs- asfistenten als planmäßig^ Beamter wurde mit Wirkung vom 1. August 1937 der Derwaltungspraktikant Walter Richter berufen. Richter, der seit 1935 bei der Gemeinde beschäftigt ist, leitet die Steuerkasse. Er ist ferner als Polt- tischer Leiter in der Ortsgruppe der NSDAP, tätig. ' Steinigtwolmsdorf. 2. September 84. Geburtstag. 84 Jahre alt wird heute, 2. Sept., die Rentenempfängerin Wilhelmine Ander in Ortsl. Nr. 107. Sie wohnt mit ihrer Schwester in einem Haushalt. Ihr Gesundheitszustand erlaubt ihr nicht mehr, in der Landwirtschaft die notigen Auftakt zur Gaukulturwoche in Bautzen !L Gegenwart zahlreicher Vertreter der staatlichen und städti- schen Behörden, der Parteigliedenmgen, der Wehrmacht, der Schulen und der, schaffenden Künstler zwei Ausstellungen er- öffnet, die den Auftakt zu den Veranstaltungen während der Gaukulturwoche in Bautzen bilden. Im Gewandhaussaale ist die grosse Wanderschau deS Deutschen Hygtenemuseums Dresden „Blut und Rasse" aufaebaut und zugleich durch rei chen Forschungsstoff und viele Bilder aus dem Kreise Baut- zen erweitert worden. Eine besondere Abteilung ist der Sip penforschung und der Arbeit des Rassenpolitischen Amtes der Kreisleitung gewidmet. Die zweite Ausstellung befindet sitz im Stadtmuseum und vereinigt rund 100 Bildwerke uiü Plastiken der Oberlausitzer schaffenden Künstler. Jeder Künst- ler aus den Kreisen Bautzen, Zittau, Löbau und Kamenz hat hier -Wei seiner Arbeiten zur Sichtung ausgestellt. Die Schau steht unter dem Leitgedanken: „Wir wollen unsere Künstler kennenlernen". Schon ein erster Rundgang durch die Aus stellung liess erkennen, daß neben den allbekannten Oberlau. sicher Künstlern neue Kräfte am Werke sind, die rum Teile gute Anlagen im Kunstschaffen zeigen und durch diese Aus- stellung bestimmt wertvolle Anregung und Förderung er fahren werden. Die Schau untersteht der Aufgabe der Gau. leitung der NSDAP., die auf dem Heimatbooen erwachsene Kunst zu fördern. Sie lässt erkennen, dass in der Oberlausitz Volks« und heimatverbundene Kunst gepflegt wird, die in ihrem Hauptteile mit dem Kunstschaffen «Sachsens und des Reiches gut Schritt hält. Beide Ausstellungen bleiben bis zum 10. September geöffnet und werden vornehmlich auch den Schulen und Betrieben zugänglich gemacht werden. Zedes Zahr GesundheltSavvell -er deutschen Zagend Anordnung de, Reichsjugendführers Eine wichtige Neuerung in der gesundheitlichen Betreu ung der deutschen Jugend hat der Reichsjugendführer der- fügt. Künftighin wird alljährlich in der ersten Woche des Aprils der Gesundheitsappell der deutschen Jugend stattfin. den. Der Thef des Gesundheitsamtes der Reichsjugend führung, Bannführer Hördemann, teilt dazu in dem amt- lichen Organ des JugendführerS „Das junge Deutschland" mit, daß alle Jungen und Mädel zu diesem Appell antreteu müssen und von den Aerzten u. Aerztinnen der HI. und von den Aerzten des Amtes für Volksgesundheit auf ihren Ge- sundheits- und Leistungszustand und ihre Tauglichkeit über prüft werden. Das Ergebnis des Appells wird im Amt für Gesundheitsführung der Reichsjugendführung ausgewertet. Alle Jugendlichen, die beim Gesundheitsappell sich als krank oder anfällig erweisen und die Beschwerden beim Dienst haben, werden einer genauen Nachuntersuchung zugeführt bzw. wird eine laufende ärztliche Ueberwachung angeordnet. Es werden alle die Jugendlichen ebenfalls ausgewählt, die volkspflegerischer Maßnahmen bedürftig sind. Enge Zusam menarbeit mit den übrigen zuständigen Stellen ist vorgesehen. Das bisherige Gegeneinander und Nebeneinander ber Aus wahl von Jugendlichen für volkspflegerische Maßnahmen durch eine große Anzahl von Stellen wird nun durch eine planvolle Einheitlichkeit abgelöst. Auch die Aerzteschast braucht dann nur noch mit einer Stelle zu verhandeln. — Günter Kaufmann bemerkt in einem Kommentar, daß diese Ankündigung über einen Ausbau der Gesundheitsfüyrung der Jugend vor allem auch im deutschen Elternhaus ein freu diges Echo finden werde. Die Jugendführung übernehme es, die gesundheitliche Betreuung der ihr anvertrauten Jugend lichen über den eigentlichen Dienstbetrieb hinaus zu veran lassen. Der Kommentar nimmt noch Bezug auf den Reichs auftrag vom 1. Dezember 1936 an die HI. und sagt schließ lich u. a., es werde nach der neuen Initiative kein NnterMeS mehr in der gesundheitlichen Sorge des Reiches für seine Ju gend vorhanden sein, während bisher die über 14jährige Schuljugend weiter unter der Obhut der Schulärzte stand und ich um die doch schweren körperlichen Anforderungen ausae- etzte Jungarbeiterschaft und die Lehrlinge niemand ärztlich besorgte. sich, wie Asbjörnsen In seinen norwegischen Volksmärchen erzählt, gegenseitig ausleihen? Tannen mit ihren im Wind schwankenden Stämmen werden im Halbdunkel zu gespenstergleichen Wesen. Ein einsames Bergwasser blinkt in der Landschaft wie ein seltsames Auge, und wenn man in einer Hellen Nacht vor einer halbverfalle nen Sennhütte steht, dann kann man plötzlich drsi grüngekleidete Sennerinnen treffen. Sie tanzen mit dem Fremdling, während ein boshaft grienender, verwachsener Kerl dazu die Fiedel streicht, einen tollen Reigen, bei dem einem alle Sinne vergehen. Wenn man wieder zu sich kommt, ist die jämmerliche Hütte ein Schloß, der boshafte Alte der Dovrekönig und die Sennerinnen seine Töch ter. Und die Trolle tanzen, schwerfällig und plump geht die Weise . . . unheimlich, mit allen Lauten des Berges und seiner unter- irdischen Welt. Unser Bergwanderer ist kein Phantast. Aber er kennt sein Dolk, kennt die norwegischen Bauern, diese harten Menschen mit ihrem stillen Wesen, hinter dem sich oft ein glühend reiches Innen leben verbirgt, und einer stets ungestillten Sehnsucht im Gemüt. Und sie ist auch das Grundmotio seines Schaffens. Wenn er oben auf dem Gipfel den Ozean erblickt, der mit seinem Blau das Ge- riesel unzähliger Schären umspült und mit einer stahlgrauen Linie den Himmelsrand schneidet, dann gibt er der Sehnsucht nach fer nen Meeren und Ländern, wo in der Wüste eine braune Schöne auf dem Araberhengst reitet und unter Palmen vor dem Scheich leidenschaftlich und hingerissen tanzt, künstlerische Gestalt. Und be scheiden schreibt er zu Hause auf die noch nach frischer Tinte duf tenden Noten seinen Namen: Edvard Krieg. Jeder große Mann ist beeinflusst von der Seele und dem Be icht seiner Heimat. Edvard Grieg stammt zwar au» dem norwegi- chen Fjordland, wo die Berge vernarbt, die Wände durchfurcht sind und jede Kiefer mit dem Gestein um da» armselig« Leben kämpft und der Ozean im Sttirmgeheul an die Klippen brandet, aber sein« Vaterstadt Bergen liegt, der rauhen See zum Trotz ein Idyll, lieblich als Siebenhügelstadt zwischen grünen Berghängcn und einer blauen Meeresbucht. Gewiss, diese Stadt voll Seemanns geist und Tatkraft kann auch Nüchternheit und Regen und Grau zeigen. Deshalb hatte sie unter ihren grossen Männern zwei Ge genpole. Aus der nüchternen Einstellung erwuchs der in Bergen geborene, grosse satirische Komödiendichter Ludwig Holberg, aber die Lyrik, die Sehnsucht, der weichere Ton sind das innere Zeichen von Norwegens größtem Tonschöpfer Edvard Grieg. Die Straßen und Gassen von Bergen verraten etwas von den Kräften, die den Meister bestimmten. Das Meer ist in dieser Stadt das grosse, lebendige und mystische Element, das alles beherrscht. Es hat alle möglichen Laute, vom zarten Plätschern und gläsernen Glucksen an, das an die Holzplanken der alten Speicher am Wasser schlägt, bis zum Brausen und Wogenprall draussen im Park von Nordnes, der als steinige Landzunge in die See ragt. Ja, noch mehr: Selbst die Sprache der Bevölkerung hat etwas vom Meer. Mehr als an derswo hat der Tonfall etwas ganz eigenartig Singendes. Und hie Menschen sind ganz eigenartige Persönlichkeiten. Man braucht nur über den Fischmarkt zu gehen, — da stehen sie, die Fischer mit ihren durchfurchten Gesichtern, in di« der Kampf mit dem Meer, ein Menschenalter hindurch geführt, seine Runen eingegraben hat: jung geblieben sind darin nur die Augen, die stahlblau wie das Meer leuchten. Manches in Bergen, unter anderem verschiedene plattdeutsch« Worte im Dialekt, erinnern noch an die Zeiten der Hansa. Aber trotzdem ist die Stadt ganz norwegisch. Sie hat ihre bewegt« Ge schichte, die nicht nur aus Bränden und Belagerungen sondern auch grossen Umformungsoorgängen besteht. Nach der neuen Er kenntnis, dass in Genies ganze Generationen nachwirken, ist Ed vard Grieg ein Mensch, dem die Sehnsucht von drei, vier tzerma- nischen Völkern im Blut gelegen hat. Es gibt Städte mit guter und solche mit schlechter Bölkermischuna. Für Bergen war sie gut. Durch hohe Berge in alter Zeit vom Umland abgeschnitten, sahen die Menschen hier im Meer nicht da» trennende, sondern da» ver einende Element. So war es von Bergen nach Hamburg oder Rotterdam näher als nach der Hauptstadt. Und auch andere Völker fanden den Weg hierher. Aus ihnen hatte die Stadt ihren Zu strom und gewann frisches Blut. Die Deutschen der Hansa, Hollän der, Engländer, Dänen und Schotten bevölkerten im Laufe der Jahrhunderte die Stadt, und Bergen ward zum grossen Schmelz- tkegel. Das kräftige norwegische Blut sog alles von aussen Kommen de auf, Und es wirkte, weil aus dem Blut der besten germanischen Völker stammend, veredelnd. Bei dem grossen Schmelzvorgang blieb manches edle Kristall zurück, und das reinste und lauterst« Stück hiervon ist Edvard Grieg. . , Der Meister geht durch die Stadt. So, wie sie, von den Wel len des Fjordes benetzt, vom Kat bis zum Berghang terrassenför mig aufsteigt, gleicht sie fast südlichen Vorbildern. Und doch ist sie ganz nordisch, mit ihren Holzhäusern, weiss, sauber, mit schmalen, aber blitzblanken Fenstern, hinter deren weissen Vorhängen und Blumentöpfen oft ein blonder Mädchenkopf oder ein weißhaariges Treisenhauvt neugierig ausblickt. Ein Gewirr und Geschachte! solcher Gassen steigt zum Berg an, und je höher man in jedem Gässchen kommt, desto weiter steht man über rote Hausdächer und Dachfirste, Hafen und Meer. Dies« „smugets", so genannt, weil sich in ihrer Enge ein Mensch am anderen förmlich vorbei „schmiegt", haben ihre Poesie Wer hier wohnt, liebt sein Haus, ja, selbst das Stück Gartengriin, das oft an den unwahrscheinlichsten Stellen ge schaffen. ist, in einem Eck, zwischen zwei Zäunen, auf dem flachen Dach einer Stallung. So steil steigt die Gasse oft an, so eng steht ein Haus neben und zugleich über dem anderen, dass man ost sei nem Nachbar im wahrsten Sinne des Wortes „aufs Dach steigen" kann. Begreiflich, daß es hier nie ganz still ist. Der „smuget" hat seine Laute: Kinder lachen mit Heller Stimme, eine Mutter ruft, ein backcnbärtiger Seemann stapft mit schweren Stiefeln über das Pflaster, ein Kater jault klagend sein Liebeslied vom Dachfirst, und abends.tönt aus einem erleuchteten Fenster eine Ziehharmo nika. Meister Grieg fühlte sie alle, diese Laute der nordischen Stadt. Und an manch einem Abend, wo ein klarer Sonnenuntergang wie ein roter Brand hinter den Bcrglnseln glüht, ist er wohl die Berg gassen emporgclchritten, den kühlen Wind des Hochfsellg einatmend, zu seinem Sommerhaus Trollhaugen, nach dem er ein» seiner schönsten Tonstiicke, den Hochzeitr^ig, benannt hat. Und wenn ihm an der Schwelle von Trollhaugen seine getreue Gefährtin, Nina Grieg, entgegenkam und mit dem Arm nach unten zeigte, wo In der Abendsonne rot und golden der Ozean glänzte, dann löste si^ im Sinn des Meisters, als Miderklang der ewigen, unans» sprachen«» Sehnsucht, die der Nordli' der fühlt, eine andere M" Solvttg» Lied. Die Stadt -es Meisters (Scherl-Bilderdienst-M.) (Ium 30. Todestag Edvard Griegs am 4. September) Don Ilse Brodö Ein Mann wandert über die Hochlandsheide. Er schlägt einen einsamen Bergpsad «in, wo ihm kaum ein Mensch begegnen wird. Da» Hochsjell ist still und einsam, ringsum nur Stein und Geröll, Zwergbirken, dichtes Laubgestrüpp und niedrige Tannen. Dann, nach einer Lichtung, wieder weite, endlose Hochlandsheide. Sie blüht rostrot, ein Bach plätschert, Vögel zwitschern, «in Ha bicht schreit, Bienen und Hummeln lummen im Heidekraut, von fern tönen die Glöckchen einer Schafherde. Für diesen Mann hier, der über die Hochlandsheide wandert, ist alles Musik. Und wenn er auf einem Felsblock liegt und oben im Himmelsblau die weissen Wolkenschiffe segeln sieht, dann formt sich ihm olles das zu einer Melodie. Oft wird dann aus dem Motiv «in Satz und ein Takt, und er summt ihn vor sich hin. als habe das Hochsjell einen neuen Laut. Und der Mann im schlichten Berganzug und den derben Stiefeln, an dem nur das dichte, lockige Haar und der bunte, oft im Windstoss hochslatternde Schlips etwas vom Künstler äusserlich verrät, wandert weiter. Mehr als hundertmal ist er alle diese Made gegangen, zwischen dem Flöifjell und dem mächtigen Berg Uirfkken, hoch über seiner Heimatstadt Bergen. Aber immer ist hier etwas Neues. Diesen mächtigen Ftlsblöcken hier könnte man Leben elnhouchen: gleichen sie nicht den Trollen, jenen riesenhaften, ptuckpen Berggeistern, die ost nur zu dritt «in Auge haben und es
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