Tulpenkanzel genannt. Hans Witten hat dieses wunderbare Kunstwerk, das nicht seinesgleichen hat, um 1510 geschaffen. Der Sockel der Kanzel stellt die Sage von der Entdeckung des Silberbergbaues dar; allerdings ist ihr volkstümlicher Inhalt durch religiöse Scholastik verwischt. Am Fuße der Kanzel sitzt Daniel, der Schutzheilige des Bergbaues. Ein Bergmann stützt die kunstvolle Treppe. Die neue Kanzel ist ein Werk des Frühbarocks; sie wurde 1638 geschaffen. Aus ihr kann man eine Wahrheit lesen: Von schwerer Last gebeugt, tragen zwei Bergleute die Kanzel, ärmlich gekleidet, den Blick zu Boden gerichtet. Mitsamt dem ganzen Prunk lastet auf ihnen das Patrizier paar Schönlebe (die Stifter der Kanzel), dem Kruzifix als dem Symbol des Heiligsten zunächst knieend, dick, an maßend und behäbig. Die Kanzel ist mitten im Dreißig jährigen Krieg entstanden, als Freiberg bittere Not litt. Dessenungeachtet sind die beiden Patrizier reich gekleidet, auch konnten sie die Mittel für die Kanzel aufbringen. Der mächtige dreiteilige Prospekt der großen Silbermann orgel beherrscht das Langhaus. Sachsens berühmtester Orgelbauer hat sie in den Jahren 1711 bis 1714 in seiner Freiberger Werkstatt (Burgstraße Ecke Kirchgasse) als eines seiner ersten Werke geschaffen. Seit einiger Zeit ist ihr gegenüber auf der linken Seite eine zweite, kleinere Silbermannorgel aufgestellt worden. Der gotische Dom, Silbermanns Orgeln, Musik von Bach,- das zusammen macht diese Stätte alter deutscher Kunst zu einem wunderbaren Erlebnis. Fanden wir im Langhaus die Welt des Bergmanns und des Bürgers, so betreten wir im Chor das Reich des fürstlichen Hofes. Herzog Heinrich hat ihn nach der Reformation zur Fürstengruft der Wettiner gemacht. Mitten in dem mehr fach erweiterten Raum steht das Grabmal des Kurfürsten Moritz, der 1553 in der Schlacht bei Sievershausen gefallen ist. Das Kunstwerk stammt von dem italienischen Archi-