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Weißeritz-Zeitung : 07.08.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-188308075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18830807
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18830807
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1883
- Monat1883-08
- Tag1883-08-07
- Monat1883-08
- Jahr1883
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 07.08.1883
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MeWtz-MtNg Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehnc in Dippoldiswalde Nr. 91 Dienstag, den 7. August 1883 48. Jahrgang benachbarten Städten wir hiermit schon im Kälber" beginnen zu können. Mögen Diejenigen, die sich an diesem Vergnügen betheiligen wollen, zusehen, daß sie den Tanzboden ungerupft verlassen. Doch wozu die Warnung; bleibt doch das Dichterwort wahr: Willst Du der getreue Eckhard sein Und willst die Leute vor Schaden warnen? 's ist auch eine Nolle, — sie bringt nichts ein, — Sie laufen dennoch nach den Garnen. Auf politischem Gebiete steht eine Unterbrechung der Windstille nicht zu erwarten. Ein Historiker hat berechnet, daß es durchschnittlich nach 18 Jahren eine größere Bewegung giebt. Demnach hätten wir noch ca. 5 Jahre auf Windstille zu rechnen. Das ist zwar ein schlimmer Trost für die schon lange an Stoff mangel laborirenden Zeitungen; aber „es sind die besten Zeiten, wo nichts in den Zeitungen steht," pflegte ein Fanatiker der Ruhe zu sagen. In unserem Heimathlande werden vielleicht die bevorstehenden Land tagswahlen ein wenig Staub aufwirbeln, wir sagen ein wenig; denn obwohl der Wahltermin in vier Wochen bevorsteht, hört man doch nicht viel von Wahl- comiteebegründungen, Wahlvorbereitungen und dem sonst üblichen Lärm. Die große Mepge verläßt sich darauf, daß schließlich ein halbes Dützen» Leute einen oder niedrere Kandidaten zur Auswahl vorschlagen werden und wählt nach ihrem jeweiligen Geschmacke. Man weiß heut zu Tage, daß der Unterschied zwischen Konservativen und Liberalen ziemlich wesenlos gewor den, daß beide Parteien gut monarchistisch und beide mit Haut und Haar dabei interessirt sind, daß die Staatsmaschine ordnungsmäßig und ruhig funktionirt. Wenn Beide zur Erreichung desselben Zieles ver schiedene Mittel und Wege eingeschlagen wissen wollen, so hat die Menge dafür wenig Verständniß. Es er innert dies an das alte politische Witzwort: „Die Ser vilen wollen sehr viel, die Liberalen lieber Alles." Im letzten Grunde laufen alle Parteifragen auf Macht- und Jnteressenfragen hinaus. 2. Schmiedeberg, 6. August. Am Sonnabend fand hier (in Fischers Restauration) eine Versammlung des Bezirks-Lehrervereins Dippoldiswalde statt, welche trotz des regnerischen Wetters recht gut besucht war. In der Hauptsache handelte es sich um die An meldung zur Theilnahme an der vom 1. bis 3. Oktober in Zittau stattfindenden Versammlung des allgemeinen sächsischen Lehrervereins. Da derselbe aus den ein zelnen Bezirksvereinen besteht, so sind, wie der Vor sitzende hervorhob, zur Theilnahme an der Haupt versammlung selbstverständlich nur solche Lehrer be rechtigt, welche einem Bezirksvereine als Mitglieder angehören, und können auch die Eintrittskarten gegen Ablieferung des Betrags von 2 Mark nur durch die Vorsitzenden der Bezirksvereine erlangt werden. Da die Beträge für die Festkarten bis zum 3. September in Zittau eingezahlt sein müssen, forderte der Vorsitzende (Herr Schuldirektor Engelmann-Dippoldiswalde) auf, ihm die betreffenden Anmeldungen (Name, Stand, Wohnort, Alter, Angabe des besuchten Seminars, Wünsche über Gasthofs- oder Freiquartier enthaltend) spätestens bis zum I. September zugehen zu lassen. Schließlich beschäftigte den Verein noch die Frage nach der zweckmäßigsten Form der Feier des 10. November d. I. (400jährige Luther-Feier), soweit sich dieselbe auf die Schule bezieht, und fand der Gedanke einer „liturgischen" Feier Anklang, doch wurden Beschlüsse in dieser Hinsicht nicht gefaßt. * Altenberg. Die in unserer Nachbarschaft wei lenden Sommergäste, welche noch nicht Gelegenheit hatten, eine Berg parade mit anzusehen, machen wir auf das, Sonnabend, den II. d. M., hier statt findende Nevierbergfest aufmerksam. Der Festzug mit Musik und Fahne begiebt sich '/»9 Uhr Vormittags nach der Kirche und wird dieselbe nach beendetem Gottesdienste etwa '/»II Uhr verlassen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 6. August. Nicht unter den günstigsten Witterungsaussichten, doch mit keineswegs geminderter guter Laune begann am Freitag die Ex kursion des Gewerbevereins, dem sich als Gast das in der Nähe zur Sommerfrische weilende Handels kammermitglied, Herr Buchwald - Großenhain, ange schlossen hatte. Auf Bahnhof Hainsberg, über welchen sich leider bald ein Regenschauer wölbte, empfing der Direktor der Thode'schen Papierfabrik, Herr Lamer, den Verein mit liebenswürdiger Zuvorkommenheit und vermittelte sodann die Führung desselben (in 3 Ab- theilungen) durch die weiten Räume des großartigen Etablissements. — Von hier aus ging es zu Fuß nach Deuben, wo nach kurzer Stärkung im „Sächsischen Wolf" die Gußstahlfabrik, in welche Herr Direktor Lamer gütigst den Eintritt erwirkt hatte, besichtigt wurde. Bei vortrefflicher Führung und Erläuterung aller einschlagenden Arbeiten gewann man ein anschau liches Bild der erfreulichen Entwickelung, welche der hier vertretene Industriezweig erlangt hat. Wenn auch, da der Betrieb der Stahlbereitung nur zeitweilig stattfindet, dieser Theil der Arbeit gerade ruhte, so ersetzte der führende Herr Mitdirigent den Mangel durch eine kurze, aber sehr klare Darstellung des Pro zesses, bei welchem,' was gewiß den meisten Besuchern neu war, die Spektralanalyse Anwendung findet. Bis zum Abgänge des Mittagszuges bot die kleine, aber recht nette Bahnhofsrestauration Gelegenheit zu erwünschter Ruhe, ja, sogar im Garten, da sich in zwischen der Himmel aufgehellt hatte und warme Sonnenstrahlen grüßten. Den ganzen Tag blieb denn auch das Wetter warm und hell, was in jetziger Zeit etwas sagen will. — In Dresden vereinte im Saale der „Drei Raben" ein gemeinschaftliches Mittagsmahl, dem nach Qualität des Gebotenen, wie nach Promptheit Windstille an der Börse, im Handel und Verkehr, in der Politik, — das ist die Signatur der Zeit. Die treibenden Elemente stecken in Bädern und Sommerfrischen, welche Letztere vermöge der nicht ausgeschlossenen Nieder schläge, theilweise niederschlagend, jedenfalls aber er frischend gewirkt haben werden. Wenn es erlaubt ist, Zukunftsmusik zu treiben, so fürchten wir, wird die Windstille am ersten unterbrochen werden an der Börse. Billiger Geldstand, friedliche Aussichten, leid liche Erndte, also die hauptsächlichsten Bedingungen sind vorhanden, um „den Tanz um die goldenen der Bedienung allgemeinste Anerkennung wurde, den größten Theil der Mitglieder nebst Gästen. — Um 3 Uhr ging es per Dampfer nach Tolkewitz in Do naths „Neue Welt", ein Etablissement, das in jeder Hinsicht höchst überraschend und erfreulich wirkt, und das gewiß der größte Theil der Besucher mit dem Wunsche baldigen Wiedersehens verlassen hat, was jedoch nicht hinderte, daß das zurückfahrende Dampf schiff an der „Vogelwiese" so Manchen aussetzte, der die Gelegenheit nicht versäumen wollte, das Feuerwerk und Anderes in der Nähe zu betrachten. Pünktlich um II Uhr 10 Minuten fuhr man in Dresden ab, und 12 Uhr 41 Minuten war man daheim mit der Befriedigung, einen in jeder Hinsicht angenehmen Tag verlebt zu haben. — Ihre König!. Hoheiten Prinz und Prinzessin Georg nebst Familie und Gefolge, die den gestrigen Geburtstag Ihrer Majestät der Königin in Rehefeld verbrachten, reisten mit Wagen nach Hosterwitz zurück und passirten gestern Abend gegen 7 Uhr unfern Ort. — Am Vornnttag des vergangenen Sonnabend ist hier das 8jährige Töchterchen des Bahnwächters Kin- dermann durch ein Reichstädter Geschirr überfahren worden. Das Mädchen erlitt eine nicht unbedeutende Stirnwunde und mehrere leichtere Quetschungen; die Verletzungen sind jedoch nicht gefährlich. Eine Schuld» trifft übrigens den Fuhrmann nicht. — Es verlautet, daß die Strecke Schmiedeberg- Kipsdorf am 15. September eröffnet und dem Be triebe übergeben werde; doch bleibt die Bestätigung noch abzuwarten. — Wie wir hören, wird Herr Musikdirektor Hoppe in Gemeinschaft mit Frau Concertmeister Kröber, Herrn Korrepetitor' N. Tronicke und dem königl. Hosopern- sänger Herrn Oskar Tronicke, welcher gegenwärtig in den Ferien hier weilt, in den einige Concerte geben, auf die Voraus aufmerksam machen. Schmiedeberg, 6. August. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptinannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Mr „Weißer«--Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 8t Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirte Inserate mit entspreche»« dem Aufschlag.—Einge-' sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Frankreichs Streitkräfte zur See. Mau hat mit Recht nach dem Kriegsjahre 1870/71 die rasche Wiederherstellung und bedeutende Vermehrung des französischen Landheeres bewundert, aber man kann wirklich im Zweifel darüber sein, ob man das An wachsen der französischen Kriegsflotte nickt noch mehr bewundern muß; denn was Frankreich in seinen Streit kräften zur See anstrebt, übertrifft um das vier- und fünffache die Kriegsmarine der übrigen festländischen Großmächte und ist dabei, der englischen Kriegsflotte den Rang abzulaufen. England besitzt allerdings einige 70 Panzerschiffe, darunter 10 von einer Stärke hin sichtlich der Panzer und Kanonen, an welche die an dern Mächte nur mit einzelnen ihrer Panzerschiffe heranreichen. Frankreich stellt dieser Flottenmacht Eng lands aber bereits jetzt mehr als 50 Panzerschiffe von zum Theil stärkster Ausrüstung gegenüber, und was die noch im Bau befindlichen französischen Kriegsschiffe anbetrifft, so will Frankreich offenbar England zeigen, daß es entschlossen ist, der englischen Marine ein Pa roli zu bieten und die in den letzten Jahren immer mehr zu Tage tretenden überseeischen Interessen der französischen Republik nöthigeufalls auch gegen eng lische Zumuthungen zu vertheidigen. Die französische Regierung hat gegenwärtig die wahrhaft erstaunliche Anzahl von 46 Fahrzeugen im Bau. Von denselben sind nicht weniger als 14 Ge schwaderschlachtschiffe mit stärkstem Panzer und schwersten Kanonen, und sie bekommen die für Frankreich ruhm reichsten Namen, wie „Admiral Baudin", „Charles Märtel", „Magenta" rc., oder erhalten die trotzigen Namen „Terrible" (der Schreckliche), „Formidable" (derFurchtbare) und ähnliche. Diese 14 neuen Schlacht schiffe, von denen schon einige vom Stapel gelaufen sind, kosten allein schon 126 Mill. Frcs. Außerdem läßt aber die französische Negierung noch 4 Stations panzerschiffe, I Küstenschutzpanzerschiff, 3 Batteriekreuzer, 2 Kreuzer mit Kanonen auf Deck, 3 Geschwaderavisos, 3 Stationsavisos, 1 großen Transportdampfer, I Trans portaviso, 4 Kanonenboote, 6 kleine Avisos und noch 4 kleinere Kriegsschiffe bauen. Man sieht aus dieser enormen Vermehrung der bereits schon sehr zahlreichen französischen Flotte, wie ernst es den Franzosen mit ihren überseeischen Unternehmungen in Afrika und Asien ist, und daß sie entschlossen sind, für die Ver mehrung und das Wachsthum ihrer Kolonien einen hohen Einsatz zu wagen. Natürlich steht auch die Verwendung der franzö sischen Kriegsflotte gegen europäische Marinen auf dem Aktionsplane Frankreichs, und ist es z. V. Deutschland zur See weit überlegen, denn die deutsche Kriegsmarine zählt nur 16 Panzerschiffe. Doch diese würden im Vereine mit den Seefestungen und Torpedos wohl genügen, um eine feindliche Flotteninvasion zu ver hindern, und im Uebrigen hätten die Landheere einen etwa neu ausbrechenden Streit zwischen Deutschland und Frankreich ausznfechten, woran aber gegenwärtig und hoffentlich für lange Zeit hinaus nicht gedacht wird. Frankreichs kolossale Seemacht hat sonach vor wiegend der Ausbreitung von Frankreichs Macht in überseeischen Ländern zu dienen, und dort hat es be kanntlich nur England zum wirklichen Nebenbuhler.
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