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Weißeritz-Zeitung : 11.03.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-188603111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18860311
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18860311
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1886
- Monat1886-03
- Tag1886-03-11
- Monat1886-03
- Jahr1886
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 11.03.1886
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„Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend, — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer» 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehme» Be stellungen an. MHmh-MiiW. Amtsblatt Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage deS Blattes -ine sehr wirt- same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im revaltionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Psg. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Nedacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Nr. 28. Donnerstag, dm 11. März 1886. 52. Jahrgang. Die GkUttMskiHeil iibn die KiUMt- ummlilMMl-Notlage. Die dreitägige Generaldiskussion des Reichstages über den Branntweinmonopol-Entwurf hat am Sonn abend mit der Ueberweisung desselben an eine Kom mission geendet, welches vorläufige Resultat nur der Hierüber allgemein gehegten Erwartung entspricht. Weniger sind indessen die Erwartnngen auf hitzige und leidenschaftliche Debatten in Erfüllung gegangen, zu denen man in gewissem Grade wegen des vor liegenden so überaus wichtigen Materials wohl berech tigt war, im Gegentheile, die Verhandlungen flössen im Allgemeinen in einem sehr ruhigen Tempo dahin und nur die überfüllten Tribünen und das stark be setzte Haus selbst deuteten darauf hin, daß sich eine nicht gewöhnliche parlamentarische Aktion vollzog. Der Hauptgrund, daß sich die erste Lesung der Brannt weinmonopol-Vorlage in so verhältnißmäßig glatten Bahnen bewegte, muß jedenfalls darin gesucht werden, daß Fürst Bismarck wegen Erkrankung leider ver hindert war, gerade diesen seit Jahren wichtigsten Verhandlungen beizuwohnen. Er hatte allerdings den dringenden Wunsch zu erkennen gegeben, sich wenig stens an dem einen oder anderen Tage an der Dis kussion zu betheiligen, aber ein heftiger Muskel rheumatismus, welcher den Kanzler in voriger Woche heimsuchte und noch anhält, machte es ihm unmöglich, seinen Vorsatz auszusühren, namentlich da sich auch die Aerzte entschieden dagegen erklärten, und darf man überhaupt wohl jedes parlamentarische Auftreten des Reichskanzlers für die nächste Zeit als ausgeschlossen betrachten. Uebrigens hätte selbst auch Fürst Bis marck schwerlich durch sein Eingreifen in die Verhand lungen das Schicksal der Branntweinmonopolvorlage retten können. Nachdem bereits am Donnerstag, also gleich am Beginn der Generaldebatte, vom Centrums- nbgeordneten Frhrn v. Huene die Erklärung Namens seiner Partei abgegeben worden war: dieselbe sei ent schieden gegen das Monopol und stimme nur aus formellen Gründen einer vorherigen kommissarischen Berathung zu, ist bei der ausschlaggebenden Stellung der Centrumspartei an eine Annahme der Monopol vorlage nicht mehr zu denken. Dieser Eindruck, den schon der erste Verhandlungstag machte, ist durch den weiteren Verlauf der Debatten über die Monopolvor lage nur bestätigt worden, namentlich erklärten hier bei auch die Nationalliberalen durch den Abgeordneten vr. Buhl, daß sie dem Branntweinmonopol aus vor wiegend wirthschaftlichen Gründen nicht zustimmen könnten, doch betonten sie ihre Bereitwilligkeit, eine anderweitige höhere Besteuerung des Branntweins im Interesse des Volkswohlstandes zu unterstützen und empfahlen durch l)r. Buhl die Einführung einer Kon sumsteuer. Selbstverständlich sprachen sich die Redner der freisinnigen Partei, in erster Reihe die Herren Richter und Rickert, in schärfster Weise gegen die Monopolvorlage aus, ebenso die Redner der Sozial demokraten, Elsässer und der Volkspartei; selbst die Konservativen hatten verschiedene Bedenken vorzu bringen und überhaupt äußerten sich merkwürdiger Weise nur die Polen durch den Abgeordneten v. Sza- niecki ziemlich wohlwollend zum Monopolentwurf, doch empfahl auch Herr v. Szaniecki eine gründliche kom missarische Vorberathung desselben. — Die Last der Vertheidigung der Vorlage lag seitens der Regierung ganz allein auf Herrn v. Scholz, dem preußischen Finanzminister, und ließ derselbe allerdings nichts un versucht, um die Vorlage von ihren günstigsten Seiten zu präsentiren. Aber so oft und eindringlich Herr v. Scholz auch sprach, mit so viel Wärme und Ueber- zeugungstreue er auch die Vortheile des Branntwein monopols vom politischen, finanziellen und volkswirth- schaftlichen Standpunkte aus beleuchtete und so uner müdlich er auch all' den b-kannten Einwänden gegen das Projekt entgegentrat — er vermochte in der Stimmung des Hauses keinen Umschwung zu erzielen und zuletzt klang aus den Aeußerungen des Ministers selbst die resignirte Ueberzeugung heraus, daß trotz all' seiner Bemühungen das Schicksal der Vorlage als besiegelt betrachtet werden müsse. Daß an letzterem die Kommissionsberathungen noch etwas ändern wer den, ist nach dem Gang, den die erste Lesung ge nommen, kaum mehr anzunehmen. Vielleicht wird man sich hier und da über einzelne Punkte verstän digen, aber daß die Vorlage im Ganzen für unan nehmbar befunden worden ist, daran werden auch schließlich die eingehendsten Verhandlungen der Kom mission nichts ändern, nachdem das Plenum in so unzweifelhafter Weise seine ablehnende Stellung kund gegeben hat. Was nun aber den Fürsten Bismarck anbelangt, so wird ihn die voraussichtliche Ablehnung seines neuesten großen finanz- und wirthschaftspoli- tischen Projektes, eben des Branntweinmonopols, des Reichstages, schwerlich von abermaligen Versuchen, dem Reiche durch eine erhöhte Besteuerung des Brannt weins neue große Einnahmequellen zu verschaffen, ab halten. Fürst Bismarck soll sich ja bezüglich einer anderweitigen Besteuerung des Branntweinverkaufes in Form einer Lizenzsteuer schon geäußert haben, so daß er das vermuthliche Mißgeschick des Monopolent wurfs wohl nicht allzu tragisch nehmen dürfte. Aschermittwoch. Mit der Aschermittwoch, dem Tage nach Fastnacht, erreicht der Karneval sein Ende; die tollen Lustbar keiten sind verrauscht, und es beginnt eine Zeit ernster Sammlung und Einkehr in das Gemüth. So wollte es von jeher die Kirche, so wird's noch jetzt bei unfern katholischen Mitchristen geübt. Unter vorgeschriebenem Ceremoniell auf dem Altar geweihte Asche wird an diesem Tage zuerst dem Priester, dann der Gemeinde aufs Haupt gestreut mit den Worten: Nomento, guoä 61018 68 6t in oinerom revorterw! (Bedenke, daß du Asche bist und zur Asche zurückkehren wirst!). In der evangelischen Kirche hat man diesen Gebrauch nicht beibehalten; doch verkennt es gewiß Niemand, wie gut und heilsam es für den Menschen ist, wenn er sich bisweilen seiner Sterblichkeit und Vergänglichkeit lebhaft bewußt wird. Daß dazu die Zeit nach ge räuschvollen, aber bisweilen sehr geist- und gedanken losen, und das Gemüth leer lassenden Lustbarkeiten besonders geeignet ist, zeigt Jedem die eigne Er fahrung, und so hindert denn auch uns nichts, heute am Aschermittwoch an den Refrain zu erinnern, den I. G. Jakobi in seinem schönen Gedichte „Aschermitt woch" durchgeführt hat: Was geboren ist auf Erden, Muß zu Erd' und Asche werden! — Aber ebensowenig wollen wir vergessen, wenn er tröstend hinzusetzt: Liebe kann nicht untergehen, Was verweht, muß auferstehen! Was wir aber vor Allem betonen möchten und wonach der Mensch bei jedem heitern Lebensgenüsse trachten möchte, ist das: niemals den Leidenschaften und den sinnlichen Begierden Rechte einräumen, die nach eingetretener Uebersättigung, unfehlbar den Zu stand herbeiführen, der sich geltend macht als physischer und moralischer — Katzenjammer. (Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der am Sonntage hier stattgefundenen Bezirksversammlung der Militär vereine in der Amtshauptmannschast Dippoldiswalde waren von den 22 zum Bunde gehörenden Vereinen 13 vertreten. Nachdem der Bezirksvorsteher die An wesenden begrüßt und des hohen Protektors von Sach sens Militärvereinsbund, Sr. Maj. des Königs, ehr furchtsvoll gedacht hatte, erfolgte der Jahres- und Kassenbericht, aus welchem unter Anderem hervorzu heben ist, daß von den 24 Militärvereinen im Bezirke, nachdem nun auch Hartmannsdorf und Rechenberg- Holzhau beigetreten sind, nur noch der zu Hermsdorf dem Bunde fernsteht, während der zu Burkhardtsdorf, wegen besserer Verbindung nach Freiberg, sich diesem Bezirke angeschlossen hat. Obige 22 Vereine zählen zusammen 1784 Mitglieder. Unterstützung aus der Bundeskasse erhielten im Jahre 1885 5 Vereine in der Höhe von zusammen 85 Mk. Die Bundessteuer beträgt pro Mitglied 4 Pf., während die Bezirkssteuer für 1886 auf 1 Pf. festgesetzt werden konnte. Nach Erledigung einiger anderer Militäroereins-Angelegen« heilen schritten die Vorstände der vertretenen Vereine zur Neuwahl eines Bezirksvorstehers und eines Stell vertreters desselben, da ersterer freiwillig sein Amt niederlegte und letzterer statutengemäß auszuscheiden hatte. Die Wahl ergab, daß Kamerad Schröter-Dip poldiswalde als Bezirksvorsteher und Kamerad Lindig- Glashütte zu dessen Stellvertreter gewählt worden waren. Die Genannten nahmen die Wahl an. Zum Schluß der Sitzung erschien noch zur Freude der An wesenden Kamerad Bundespräsident Tanner aus Dres den, nahm Kenntniß vom Verlaufe der Versammlung, widmete den ausscheidenden Vorständen warme Worte der Anerkennung und begrüßte darauf die neugewählten ebenfalls in kameradschaftlicher Weise, worauf die Sitzung geschloffen wurde. — Die Finanzdeputation der 2. Kammer hatte sich auch mit verschiedenen aus unserer Amtshaupt mannschaft stammenden Petitionen wegen Wege- baut en zu befassen und hat nunmehr ihren Bericht erstattet. Ueber die Petition Ufer und Genoffen in Hermsdorf, die um Aufschluß des wilden Weißeritz- thales durch eine Straßen- oder Bahnverbindung bitten, beschloß die Deputation, welche insbesondere den Ausführungen des Herrn Abgeordneten Steyer- Reinholdshain folgend, wenigstens eine theilweise Be rücksichtigung der vorgebrachten Wünsche für angezeigt hielt, zu beantragen, die Kammer »wolle beschließen: die Petition von Ufer in Hermsdorf und Genossen, die Erbauung einer Straße im wilden Weißeritzthal, der Königlichen Staatsregierung zur Kenntnißnahme zu überweisen. — Weiter beantragt die Deputation, die Petition des Gemeinderaths zu Niedersedlitz und Genossen um Gewährung einer laufenden Unter stützung zur Unterhaltung der Straße Kreischa-Nieder sedlitz auf sich beruhen zu lassen. — Eine weitere Petition, eingereicht vom Abg. Steyer-Reinholdshain und zahlreichen Genossen, betrifft die Fortsetzung der Bezirksstraße Kreischa-Lockwitz resp. Ausbau der noch unvollendeten Strecken. Der zu den Deputationsver-, Handlungen zugezogene Hauptpetent, Abg. Steyer, hob hervor, daß das in Frage kommende Wegestück die Grenze zwischen zwei Amtshauptmannschaften bilde, welche um deswillen kein Interesse an dem Ausbau desselben zeigten, weil sie fürchteten, daß sich der ohne hin sehr starke Verkehr dann noch wesentlich stärker entwickeln und die Wegeunterhaltungspflicht der an der Straße liegenden Gemeinden dann noch erheblich steigern werde; es bliebe deshalb nur übrig, sich wegen des Ausbaues, bittend an den Staat zu wen den. Die Königlichen Herren Kommissare erkannten an, daß auf irgend einem Wege Abhilfe geschafft werden möge. Anträge seien an die König!. Staats regierung bis jetzt aber nicht gerichtet worden; sie sei jedoch geneigt, die Angelegenheit zu erörtern und eventuell einen erheblichen Betrag zum Ausbau der Straße zu bewilligen. Die Deputation beantragt dar nach, die Kammer wolle beschließen: die Petition des Abgeordneten Ernst Steyer und Genoffen, den Aus bau der Straße Kreischa-Niedersedlitz betreffend, der Königlichen Staatsregierung zur Erwägung zu über geben. (Die Petitionen sind am 8. März nach ein gehender Befürwortung feiten des Herrn Abg. Steyer- Reinholdshain dem Deputationsantrage gemäß er ledigt worden.)
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