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Weißeritz-Zeitung : 28.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-188608281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18860828
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18860828
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1886
- Monat1886-08
- Tag1886-08-28
- Monat1886-08
- Jahr1886
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 28.08.1886
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§ MHmtz-MiW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithne in Dippoldiswalde. 52. Jahrgang Sonnabend, den 28. August 1886 Nr. 99 n >r Inserate. »Sh» bet »er bedeuteten Auflage de« Blatte- «ine sehr wirb ,s !N Spaltemeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, nn redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« S0 Pf». «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 27. August. Gestern gegen Mittag rückte mit kriegerischer Musik das hier und in der Umgegend verquartierte königl. sächs. 2. Gre nadier-Regiment Nr. 101 ein. Üeberall warteten Bürger und namentlich solche, die es werden wollen, um ja die Einquartierung gleich selbst in Empfang zu nehmen und heim zu führen. Der Tags vorher gefallene reichliche Gewitterregen hatte die Luft ge kühlt und den Straßenstaub gelöscht, so daß man den Mannschaften den vierstündigen Marsch von Dresden weder an den Kleidern, noch an den Gesichtern ansah. Alle sahen sehr sauber und frisch aus. Das war denn nun freilich ein ganz anderes Schauspiel, als das, das sich vor nunmehr 73 Jahren, fast genau um dieselbe Zeit, der Bürgerschaft unseres Städtchens zeigte. Kothbedeckt, oft ohne Fußbekleidung, kamen vom 27. August an auf den von Ungeheuern Regen güssen durchweichren Wegen die in der Schlacht bei Dresden geschlagenen Russen und Preußen, zum Theil auch Oesterreicher, durch Dippoldiswalde, in ihrer Mitte ein sterbender Mann, der von 40 Kroaten ab wechselnd bis hierher getragene General Moreau. Von hier aus trugen ihn preußische Gardisten und andere Krieger auf den damals noch so beschwerlichen Wegen über das Gebirge nach Böhmen. Damals standen keine gastfreien Ouartierwirthe vor den Thü- ren, um den militärischen Gast willkommen zu heißen; ängstlich zogen sich die Bürger/in ihre Häuser zurück, um Hab und Gut vor Raub und Plünderung und besonders vor den gefürchteten Marodeurs zu schützen. Ihnen liegt in erster Linie die Wahrnehmung zu Grunde, daß die Cholera stetig von der italienischen Provinz Venetien und westwärts durch die Lombardei gegen die Grenzen der Eidgenossenschaft vorrückt und zunächst den Kanton Tessin bedroht. Den direkten Anstoß zu dem Erlasse der schon vor einigen Tagen signalisirte» Maßregeln des Bundesrathes scheint das Auftreten mehrerer aus Verona eingeschleppten Cholerafälle in dem italienischen Grenzdorfe Porlezza am östlichen Ende des Luganer See's gegeben zu haben. Da die Schweiz nicht nur als eigenes Staatsganzes, sondem auch als ein Hauptanziehungs- und Mittelpunkt des europäischen, ja des universellen Touristenverkehres in Betracht kommt, so liegt auf der Hand, wie ungemein viel von der sanitären Politik der Schweizer Bundes regierung gegenüber der von Italien her drohenden Choleragefahr abhängt. England. Das englische Unterhaus hat sich mit der dem britischen Charakter auch in parlamentarischen Dingen eigenen Zähigkeit in die Adreßdebatte vertieft, deren Abschluß sich vorläufig noch gar nicht absehen läßt. Aus ihr ist bis jetzt für das Ausland gerade nicht viel Interessantes hervorzuheben, es sei denn die Entschiedenheit, mit welcher die Anhänger Parnell's dem Ministerium Salisbury aegenübertreten, es geht hieraus hervor, daß sie die Rolle der „Unversöhnlichen" fortspielen wollen, gleichviel, ob das Kabtnet Salisbury in Irland eine energische oder eine milde Politik zu befolgen gedenkt. Frankreich. In Frankreich beschäftigt man sich wieder einmal mit dem Plane der Bildung einer ge schlossenen konservativ-republikanischen Partei. Der Gedanke ist von Herrn Jules Ferry, dem Führer der Opportunisten, angeregt worden. Ein klerikaler Depu- tirter der Rechten, Auguste Lepoutre, und der bekannte „unabhängige" Bonapartist, Herr Duval, haben sogar schon ein Programm für die in Aussicht genommene neue Partei ausgearbeitet, das aber allseitig als nicht geeignet erklärt wird, einer Verständigung zwischen den „republikanischen" und den „monarchistischen" Konser vativen zur Grundlage zu dienen. Mit der Bildung einer konservativ-republikanischen Partei in Frankreich wird es bei dem Vorwiegen der radikalen Tendenzen überhaupt noch gute Wege haben. wegung zu Gunsten des Fürsten; ferner hat sich in Timowa, der alten Hauptstadt Bulgariens, eine pro visorische Regierung gebildet, Zwecks der Wiedereinsetzung des Fürsten; die ostrumelischen Milizen beabsichtigen, gegen Sofia zu marschiren, auch die Garnisonen von Schumla, Nustschuk und Widdin haben sich für den Fürsten erklärt und selbst die Gamison von Sofia will sich ihm wieder unterwerfen, wenn sie Amnestie erhält. Weitere Depeschen besagen, daß sich auch die Truppen von Silistria und Nikopoli offen gegen die provisorische Regiemng in Sofia ausgesprochen hätten; Oberst Mutkurow, der Chef der rumelischen Milizen, habe sich erboten, den Fürsten nach Sofia zurückzusühren, der Kammerpräsident Stambulow befinde sich mit Mut kurow im Einverständniß und werde die Leitung der Protestbewegung übernehmen. Diese unerwartete Re aktion kommt den Urhebern des Staatsstreiches von Sofia sicher sehr ungelegen und ihr nächstes Bestreben ist daher darauf gerichtet, den abgesetzten Herrscher vom bulgarischen Boden fern zu halten, denn wenn es Fürst Alexander gelingt, sich selbst an die Spitze der Protestbewegung gegen das Vorgehen der provi sorischen Regierung in Sofia zu setzen, dürfte er ge wonnen Spiel haben. Der Führer der bulgarischen Dacht, welche den Fürsten von Lompalanka aus die Donau abwärts bringt, hat denn auch offenbar seine gemessensten Befehle, wenigstens war bis Dienstag Abend -eine Landung des Fürsten nicht erfolgt und dies hat jedenfalls zu dem Gerücht geführt, die augen blicklichen Machthaber in Sofia beabsichtigten, den ge fangenen Fürsten den Russen in die Hände zu spielen. Andrerseits wird behauptet, der Fürst solle in Reni, am Einflüsse des Pruth in die Donau, also auf ru mänischem Boden, an's Land gesetzt werden. Die rumänische Regierung hat für diesen Fall schon alle Vorkehrungen getroffen, um dem Fürsten Alexander ihren Schutz zu gewähren und heißt es, es würde sich alsdann eine bulgarische Deputation nach Rumänien begeben, um den Fürsten zurückzuführen. Im Uebrigen ist über sämmtliche Städte des Fürstenthums der Be lagerungszustand verhängt worden, der telegraphische und postalische Verkehr für Private wurde suspendirt und auf verschiedenen Eisenbahnlinien der Verkehr gänzlich eingestellt. Jedenfalls ist die politische Scenerie in Bulgarien höchst ungewiß und wenn nicht bald eine kräftige Hand energisch eingreift, stehen im Lande Anarchie und Bürgerkrieg zu erwarten. Vorläufig macht indessen die Kontre-Revolution zu Gunsten des Fürsten rasche Fortschritte. Die „Neue Fr. Pr." meldet unter dem 20. dss. Mts. aus Kalafat den Sturz der provisorischen Negierung in Sofia, die Verhaftung der Mitglieder derselben und die Wiedereinsetzung des Ministeriums Karaweloff. Das Volk wie das Militär sei höchst erbittert und weise jede neue Regierung zu rück. Deputationen gehen nach Bukarest, Berlin und Darmstadt, um den Fürsten Alexander, wo sie ihn treffen, zur Rückkehr nach Bulgarien zu bewegen. Auch aus Philippopel, der Hauptstadt Ostrumeliens, werden Demonstrationen des Volkes und des Militärs für den Fürsten gemeldet. Dieser Rückschlag zu Gunsten des von einer kleiner Partei entthronten Herrschers ist sehr natürlich — wird aber diese Strömung an halten? — Von russischen Blättern betonen „Nowosti" und die russische „Petersburger Zeitung" die Noth- wendigkeit einer Intervention Rußlands in Bulgarien, doch räth die Petersburger Zeitung von einer sofortigen Okkupation des Landes ab, da die Ruhe Bulgariens allein neue Blutopfer nicht werth sei. — Einstweilen herrscht denn auch im übrigen Europa die Ueberzeugung vor, daß der Friede durch die bulgarischen Ereignisse nicht bedroht sei. Schweiz. Die von der Schweizer Regierung ge troffenen Vorbeugungsmaßregeln gegen die Verschleppung der Cholera von Oberitalien nach dem schweizerischen Gebiete sind von Erwägungen diktirt worden, welche dem Charakter der Situation durchaus entsprechen. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Der König von Portugal nebst Gefolge ist am Donnerstag Nachmittag, von Trave münde kommend, in Berlin eingetroffen und wurde bereits auf dem Lehrter Bahnhofe vom Kaiser, den Königlichen Prinzen rc. begrüßt. Im Königlichen Schlosse fand alsdann die Begrüßung zwischen der Kaiserin und dem hohen Gaste statt. Zum Ehrendienst für König Ludwig sind der General der Kavallerie v. Rauch und der Oberstlieutenant von und zu Schachten beföhlen. — Marquis Tseng, der chinesische Botschafter, welcher sich sowohl auf der Hinreise nach Petersburg wie auf der Rückreise von der nordischen Hauptstadt nach seiner fernen Heimath in Berlin seitens der höchsten Kreise — in erster Linie der Kaiserlichen Majestäten selbst — der größten Aufmerksamkeit zu erfreuen hatte, ist am Montag definitiv von Berlin abgereist. An diesem- Tage stattete Marquis Tseng noch verschiedene Abschiedsbesuche ab, u. A. dem Unter staatssekretär im Auswärtigen Amte, Grafen Berchem, woselbst der chinesische Staatsmann über eine Stunde weilte und nahm derselbe hierbei Gelegenheit, dem Vertreter unseres Auswärtigen Amtes seinen lebhaften Dank für die auszeichnende Aufnahme, die ihm, dem Marquis, in Deutschland zu Theil geworden, auszu sprechen. Marquis Tseng hat sich zunächst nach Chem nitz zur Besichtigung der Hartmann'schen Maschinen- Fabrik und von da am Mittwoch nach Buckau bei Magdeburg zur Besichtigung der Gruson'schen Werke begeben. Am Donnerstag beabsichtigte der chinesische Diplomat, welcher das lebhafteste Interesse für die deutsche Jndustriethätigkeit bekundet, in Essen einzu treffen, um die Krupp'schen Fabrikanlagen zu besichtigen und auch noch einigen anderen rheinisch-westfälischen Etablissements einen Besuch abzustatten, worauf die Weiterreise nach England erfolgt. — Der künftige Erbe des sächsischen Königsthrones, Prinz Friebrich August, welcher sich unter dem Namen eines Grafen von Weesenstein schon seit längerer Zeit auf einer Rundreise durch Europa befindet, traf am Mittwoch in Wilhelmshaven ein, um die dortigen Marine-Eta blissements in Augenschein zu nehmen. Der Prinz hat beim Chef der Marinestation der Nordsee, Vize admiral Grasen von Monts, Absteigequartier genommen. — Der Kuraufenthalt des Fürsten Bismarck in Gastein erreichte am Dienstag sein Ende. Es heißt, Fürst Bismarck beabsichtige, den Rückweg über Franzensbad zu nehmen, um hier mit dem russischen Minister v. Giers zusammenzutreffen. Die Bestätigung dieses letzteren Gerüchtes bleibt denn doch noch abzuwarten. — Die Reichstagsnachwahlen in Lauenburg und Brom berg haben kein definitives Resultat ergeben, da sich dort wie hier eine Stichwahl nothwendig macht. Da in Lauenburg die ca. 660 sozialdemokratischen Stimmen den Ausschlag geben, so erscheint im zweiten Wahl gange die Wahl des freisinnigen Kandidaten, Kammer- raths > Barling, gegenüber seinem konservativen Mit bewerber, Grafen Bernstorff, fast als gewiß. In Bromberg hat die Stichwahl dagegen zwischen dem konservativen Kandidaten, Hahn, und dem Kandidat der Polen, v. Komieravski, stattzufinden; hoffentlich machen hierbei die deutschen. Wähler gemeinsam gegen den Polen Front. Orient. Die bulgarisch-rumelische Frage ist durch die Thronentsetzung des Fürsten Alexander abermals aufaerollt und verwickelt worden. Die neueren aus Bulgarien und Ostrumelien eingelaufenen Nachrichten lassen kaum einen Zweifel daran, daß die Thronent setzung des Herrschers durch die russische Clique in Sofia bei einem großen Theile des bulgarischen Heeres wie Volkes denn doch auf Widerstand stößt und daß nur die Raschheit, mit welcher der Ueberfall und die Gefangennahme des Fürsten Alexander in seinem Sofiaer Palais erfolgte, die Bulgaren verblüffte. Be sonders in Ostrumelien entwickelt sich eine starke Be „rSeißeritzgeitmis" «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »iertsljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, eimnonatlich 42 Pfg. Gnzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan ¬ stalten, Postboten, sowie Amtsblatt für d« Königliche Ainlshanptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen "Amtsgerichte und dre Mdtrathe zu Dippoldiswalde und Irauenstein
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