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Weißeritz-Zeitung : 01.05.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-189405019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18940501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18940501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1894
- Monat1894-05
- Tag1894-05-01
- Monat1894-05
- Jahr1894
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 01.05.1894
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Vermischtes. Eine poetische Strafandrohung hat in Lichtenfels bei Ko- burg ein Jagdeigcnlhümer an der Grenze seines Reviers in Gestalt einer Tafel ausstellcn lassen, die folgende humoristisch poetische Umschreibung der 88 294 und 295 des Strafgesetz buchs enthält: Wer Wilddieb ist von Prosession Erhält als allerkleinstcn Lohn Ein Vierteljahr Gefangenschaft; Auch sichert die erlittne Hast Vor Bürgerehr' Verlust ihn nicht, Sowie vor Polizeiaufsicht. — Bei Jagdvergehn ist nebenher Stets einzuziehn das Schießgewehr, Das Jagdgeräth, sowie der Köter, Die mitgeführt der Schwerenöther; Und es verfallen dem Gesetze Dergleichen Schlingen und auch Netze, Mit deren Hilfe Jnculpat Im Jagdgesetz gefrevelt hat. Egal, mess' Eigenthum sie sind. Denn die Gerechtigkeit ist blind. Zur Erdbebenkatastrophe in Griechenland. Jetzt, nachdem die erste furchtbare Aufregung sich einigermaßen gelegt hat, werden geradezu haarsträubende Einzelheiten über die entsetz liche Katastrophe bekannt. In ProSkona sind beim Einsturz des Klosters zum heiligen Martin zwanzig Kinder, die sich in Dienstag, den 1. Mai 1894. der Klosterschule befanden, verschüttet worden. Ein gleicher Fall, nur mit noch furchtbareren Folgen, hat sich in Diagana ereignet. Dort stürzte das Schulgebäude beim ersten Stoß in sich selbst zusammen und begrub etwa 80 Kinder unter den Trümmern. Das Geschrei der Unglücklichen war herz zerreißend und dauerte etwa zwanzig Minuten. Dann wurde Alles still. An Reltungsarbeiten hatte die bestürzte, aus das Feld flüchtende Einwohnerschaft gar nicht gedacht. An der Küste von Limun und Presovo bemerkte man plötzlich einen enormen Wellenberg, der donnernd gegen das Land heran- rauschte und viele dort stehende Häuser sortriß. Ueberhaupt war es augenscheinlich, daß auch starke unterseeische Eruptionen stattgefunden hatten. Das Elend der Betroffenen spottet der Beschreibung. Die Regierung ist außer Stande, schnell die erforderliche Hülse und Verpflegung zu leisten. Die Zahl der untergegangenen Segelschiffe soll über hundert betragen. Auch der Kanal von Korinth ist stark beschädigt. Viele Verwaltungs gebäude stürzten ein. Der Schaden an Menschenleben und Materialien dürste sich erst nach Wochen ungefähr ermitteln lassen. Aus Zante fehlen bis jetzt Nachrichten, aber man be fürchtet, daß die Katastrophe auch dort eingetreten sei. Aus zahlreichen Ortschaften werden Fälle von plötzlichem, durch die Furcht hkrvorgerusenen Wahnsinn gemeldet. Das Ministerium hat an die Nachbarmächte telegraphirt und sie ersucht, Schiffe mit Lebensmitteln, Zelten und Kleidungsstücken zu senden. Aus allen Theilen des Landes kommen Nachrichten von Un- glückssällen. 112-120 140-150 12,50 12,00 17,50 16,00 28,00 25,50 24,00 22,00 16,50 14,00 20,50 19 50 18 50 17,00 14,50 11,40 9,40 9,20 9,60 do. do. do. do. Weizenkleie, grobe. do. feine . Roggenkleie. . . . 49,50, 30,00. Weizen, pro 1000 kg netto: Weißweizen . . 147—150 Brauweizen,Ld., neu 138—140 Weißwcizen, Pos.. 146—152 Roggen, sächs.. . 118—121 Gerste, sächsische . 150-163 do. böhm. u.mtihr. 164—177 Futtergerste. . 112-120 Hafer, sächs., feiner 150—164 do. mittel . . 140—150 Mais, Einquantine 120—125 do. rumänischer u. bessarabischer 110—115 U ungarischer, neuer do. amerik., mircd 110—114 Erbsen pro 1000 kx netto: weiße Kochwaare . 170—180 Futterwaare . . 135—140 Bohnen, pro 1000kg 135—145 Wicken, pro 1000kg 175—190 Buchweizen, pro IM ks netto: inländ. ».fremder 135—145 Oelsaaten pro 1000 kg netto: Winlerraps, sächs. Winterrübsen, neuer Leinsaat, feinste . 240—245 do. seine . 230—240 do. mittlere. 210 -230 Rnböl pro 100 kg netto (mit Faß): raffinirt . 49,00 Spiritus. . Auf dem Markte: Hafer (50 kg) . 7,50—8,50 Kartoffeln (Ar.). 2,00-2,40 Butter (kg) . . 2,40—2,80 I Heu pro Ctr. . 5,00—5,80 StrohproSchock 35,00-36,0« Dresdner Produktenbörse vom 27. April. An der Börse: Rapskuchen pro 100 kg netto: lange .... runde ... Leinkuchen, einmal gepreßte . . . oo. zweimal gepr. Malz pro 100 kg brutto (ohne Sack) .... 27-29 Kleesaat pro 100 kg Brutto, (mit Sack) rothe 120—158 do. weiße . . 140-175 do. schwedische 110—142 do. gelbe . . 110-120 Thymothee, sächs.. 55—60 Weizenmehl pro 100 kg netto: Kaiserauszug . . " ArieSlerauszug. . Semmelmehl Bäckermundmehl . GrieSlermundmehl Pohlmehl . . . Roqgenmehl Nr. 0 Nr. 0/1 Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 Wie Trude ging und wie Trude kam. Solche Aufregung und Verwirrung wie jetzt, war lange nicht im Hause gewesen. Alles wurde von oberst zu unterst gekehrt, ein Kommando sehr ost durch ein anderes widerrufen, ein Zimmer ausgeräumt, dann wieder vollauf besetzt und gleich darauf das Arran gement bei einem andern aufs Neue versucht. Damals, bei TrudchenS Hochzeit — es find noch nicht zwei Jahre seitdem vergangen — war nicht im Entferntesten solcher Wirrwarr. Du lieber Gott, sehr angenehm konnte die Zeit der „Aussteuer" auch nicht genannt werden. Wochen hindurch die beiden Mamsell Wicherts — sie stammten wirklich noch aus der „Mamsell-Zeit" und ließen sich so tituliren — im Wohnzimmer, der Fußboden stets voll weißer Flickchen und kleiner Reste Spitzen und Stickereien, das ewige Raffeln der Näh maschinen, die nölhige Pflege, die den beiden Mamsells zu Theil wurde, dann die Besuche unseres Schwieger sohns — er war sehr verliebt und kam trotz der zwölf stündigen Eisenbahnfahrt häufig, was natürlich wichtige Veränderungen im Küchenzettel zur Folge hatte, schließ lich Polterabend und Hochzeit — das waren auch keine Ruhepunkte in der Erscheinungen Flucht, o nein, im Segenthetl. Beilage zu Nr. 50. Ueber die Grenzen der amerikanischen Getreidekonkurrenz. Da heutzutage nicht mehr die einheimische Ernte und der inländische Markt, sondern die Weltproduktion und der Weltmarkt maßgebend für die Bildung der Getreidepreise geworden sind, so entsteht die Frage, ob das außerordentlich große, ja abnorm zu nennende amerikanische Getreideangebot nicht auch bald seine Grenzen in der eintrelenden Beschränkung billiger An bauflächen, in der Erhöhung der Produktionskosten und in der Vermehrung der amerikanischen Bevölkerung finden wird. Wenn verschiedenen amerikanischen Ur- theilen und Berichten Glauben zu schenken ist, so wären die Vereinigten Staaten von Nordamerika, also die wichtigsten Getreideproduktionsländer, überhaupt nur noch 6—7 Jahre im Stande, bedeutend mehr Getreide über ihren eigenen Bedarf zu erzeugen, also große Mengen zu exportiren. Die Regierung zu Washington hat eine Untersuchung über die zur Ernährung der dortigen Bevölkerung erforderlichen Ackerflächen an gestellt; dieselbe ergab, daß pro Kopf und Jahr I,i Acre Mais, 0,779 Heu, 0,443 Weizen, 0,4», Hafer, 0,134 Baumwolle, 0,134 Kartoffeln, Tabak, Roggen, Gerste und Buchweizen, zusammen also 2,973 Acres, bestellt werden müssen. Von der letzten Ernte sind rund 68 Mill. Menschen zu ernähren, die sonach 202 Mill. Acres bedürfen. Die bestellte Fläche betrug 220 Mill. Acres, so daß 18 Mill, zu Export übrig bleiben. Der jährlich versandte Tabak und die Baumwolle wird auf 13 Mill. Acres gewonnen, so daß für Getreide ausfuhr aller Art noch etwa 5 Mill. Acres verfügbar bleiben. Letzteres ist nicht der Rede werth, und so ergiebt auch diese Untersuchung, daß es mit der großen Konkurrenz Amerikas in Getreide nicht mehr viel aus sich hat. Im Jahre 1900 würde also danach der Ge treide-Export überhaupt zu Ende sein. Wir wollen indessen annehmen, daß durch bessere Bodenbearbeitung und sonstige Fortschritte auch der amerikanische Getreide bau dann noch einer Steigerung fähig ist, wenn der ge schilderte Ausgleich stattgefunden hat. Immerhin geht aber aus diesen Ausführungen hervor, daß in S—10 Jahren die amerikanische Getreidekonkurrenz nicht mehr so groß wie jetzt sein wird. ES ist dies der naiürliche Gang der Entwickelung, wie ja auch Deutschland noch vor wenig Jahren ein Getreide exportirendes Land war und inzwischen ein importirenoes geworden ist. Auf die Preisgestaltung muß dieser Umschwung einen be deutenden Einfluß ausüben, er treibt die Preise in die Höhe. Möglich ist es nun, daß inzwischen noch neue GetreideprvdukiionSlänoer auslauchen, indessen ist dies nicht sehr wahrscheinlich, da man in Südamerika und in Australien mehr zur Viehzucht neigt und es dort auch an Unternehmungsgeist, Kapital und Arbeits kräften, sowie auch an Eisenbahnen zur Förderung des Getreidebaues noch fzir Jahrzehnte hinaus fehlen wird. 60. Jahrgang. Der Polterabend, diese alle Jugendsünden ans Tageslicht ziehende gesellschaftliche Riesen-Indiskretion hatte mich besonders tief in ihren Bann gezogen, hier mußte ich mich nothgedrungen noch, auf irgend eine Thorheit aus TrudenS Kinderleben besinnen, dort für den unausbleiblichen Logirbesuch die Räume ordnen. Solcher Besuch ist doppelte Freude: einmal, wann er kommt, und dann, wann er geht; so brauchte mein Gustav, der geduldige Gatte, der besonders als „Zahl meister" figurirte, nur ein paar Tage mit den JungenS zu schlafen, — na und für mich hatte es noch immer eine mitleidig die Arme öffnende Chaiselongue ge geben. Wieviel Schlaf kommt denn überhaupt in solchen Tagen auf eine Hausmutter? Dann — würdiger Schluß — die Hochzeit! Außer dem Hause! — war die Losung. Es mag nicht poetisch sein, nicht patriarchalisch und auch nicht nach den Ueberlieferungen unsrer Voreltern, solches Fest in gemietheten Räumen 'zu begehen; aber in Anbetracht der vielen Gäste war es geboten; und es war prächtig gewesen und außerordentlich gelungen, wie sie sagten. Ich wußte eigentlich von Nichts, sah Alles wie durch einen Schleier, den Wehmuth und Thränen ge woben, sah das liebe Gesicht meiner Trude, die schlanke Mädchengestalt in dem weibseidenen Schleppkleide, sah die braunen Augen voll Zuversicht an dem stattlichen Erich, dem jungen Gatten, hängen, bis dieser — das Fest neigte sich bereits dem Ende zu, die Gäste tanzten, lachten, tranken — ihr etwas Ernstes, Bittendes, zu flüsterte. Das Köpfchen nickte, sie zog dis Handschuhe fester uud nahm das duftende Rosenbouquet .... „Frauchen," hätte mein Gustav vorher gesagt, „wenn das junge Paar fortgeht, keine Aufregung, kein Abschied, sie geht nicht aus der Welt." Ich blieb auch still, ganz still, bewegte mich kaum und hörte nicht, was die Frau Major Klein mir eben Lobendes über das Fest sagte, nur meine Augen ver folgten die Beiden, wie sie da anscheinend im kosen ven Spazierengehen, durch den Saal schritten, langsam, langsam der Thüre zu, wie Trude sich noch einmal umwandte, als suchte sie Jemand, als müsse sie doch Einer, einer Einzigen noch ein Wort sagen ich biege mich, zurück, schließe einen Augenblick die Augen .... wie aus weiter Ferne höre ich die Frau Major etwas von Hummern und Filet sprechen . . . nun sehe ich auf, die Pforten haben sich schon wieder geschloffen ... die Jugend tanzt . . . mein Kind ist verschwunden, ins neue Leben hinaus, fort, fort. AuS ists mit meiner erkünstelten Ruhe und Ueber- legung, vergessen ist jedes Versprechen, ich nicke der Nachbarin eine Entschuldigung zu und durchschreite unauffällig den Saal. Noch sind sie wohl in der Garderobe, eS ist eine rauhe Herbstnacht und Tücher liegen bereit .... so eile ich die teppichbelegten Treppen hinunter, an dem erstaunten Portier vorbei . , . da, dicht hinter mir, kommen sie die Stufen langsam herab, verhüllt, schweigsam. Schnell trete ich hinter den Pfeiler, jetzt fällt der Schein des elektrischen Lichtes auf ihr Köpfchen ... sie weint. Trude! will ich rufen, meine süße Trude! — vor stürzen will ich, sie noch einmal an mein Herz ziehen, aber nein, mit übergroßer Kraft halte ich mich zurück, mir tsis, als ergreift mich meines Gustav starke, liebe volle Hand, noch einen Blick sende ich ihnen nach, einen tiefempfundenen, heißen Segensspruch, der Portier öffnet die Thür. Wie einen Schatz hebt Erich sein junges Weib in den Wagen, nun setzt er sich zu ihr, der Schlag fällt zu, die Pferde ziehen an, fort rollen die Räder, ich lege meine heiße Stirn an das kühle Gestein des Vestibüls .. . nur einen Augenblick, dann steige ich langsam die Stufen hinan .... hinein zu den Tanzenden, Plaudernden, Lachenden. Keiner hat mein Fehlen bemerkt, nur Else, jetzt meine Aeltefte, kommt leise herangeschritten, legt das Köpfchen an mich und fragt leise: „Mütterchen, ist sie fort?" Ich nickte ihr wortlos zu; in ihrem Kuß liegt Ver- ständniß, Trost und Versprechen. — Und darauf eine lange Zeit des AuSruhen«, wie eine Mutter eben auSruhen kann, wenn drei gesunde Gymnasiasten, der Jüngste erst zehn Jahre alt im Hause sind; aber Else hält Wort, sie ist treue Hülfe und Stütze.
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