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Weißeritz-Zeitung : 17.03.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-191403172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19140317
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19140317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1914
- Monat1914-03
- Tag1914-03-17
- Monat1914-03
- Jahr1914
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 17.03.1914
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Ki-b richli man » « GN ! LS-8« 8-V«N k»kl Savki». mschen. sie sUe /Irmen. lonäem nur ös, Srliidl, geliebt ru «eiöen. unä cksrln linä gleich, äie vornedmen uncl Leiinzen. Sie Kelchen «le ch« Aus der Rezeptierkunst der Vergangenheit« Wie man von glücklich erstiegenen Höhen fern ms liefe Tal zurückblickt, so bereitet es auch em eigenes Ver gnügen, von den Gipfeln, die unsere moderne Heilkunde erklommen hat, in die W gründe herabzuschauen, die vor Jahrhunderten die Kunst des Aeskulap mit den hohen Wänden des Aberglaubens Umgaben und mit dem üppi gen Unkraut der wunderlichsten Heilmittel überwucherten. Die Rezeptierkunst der früheren Aerzte verfügte wohl über eine Fülle von Heilmitteln, aber an dieser „Kunst" ist mehr die Verwendung der seltsamsten Elemente aus Tier- und Pflanzenreich zu bestaunen, als die Möglich keit einer heilenden Wirkung zu erkennen. Denkspruch. Nicht Solch nlchl köeltlein können «In weid «ädtbskl glücklich Margots erste Liebe. s Aus ihrem Tagebuch ' mitgeteilt von Lothar Brenkendorff. (Nachdruck verboten) 18. Februar. Heute habe ich mit Meiner älteren SchweKr Thea über Dr. Seibelt gesprochen, weil ich mit den arLeren aus der Klasse nicht von ihm reden mag. Sie mache« sich immer über seine Schüchternheit lustig, und darüber, daß er so oft rot wird. Ich finde diese Art von Spott kindisch, denn erstens bemerkt man es bloß, weil er einen so wunderschönen, zarten Teint hat, und zweitens ist es für mich der Beweis einer fein empfäidendeu Seele, wofür Wesen wie Hilde von Sternegg allerdings kein Verständnis haben können. Sie schwärmt nämlich für einen Detter, der Korpsstudent ist, und den man niemals anders als mit verbundenem Kopf herumlaufen sieht. Ich finde das einfach roh. Ich sprach also mit Thea von ihm. Das ist beinahe, als wenn ich mit einer Mutter spräche, denn sie wird im nächsten Monat schon zwanzig Jahre alt. Und sie benahm sich ganz so lieb, als ich es an ihr gewöhnt bin. ES ist eine wunderbare Fügung des Schicksals, daß sie den Doktor vor einiger Zeit zufällig in einer Gesellschaft kennen gelernt hat. Und sie findet ihn auch sehr nett. Ich hätte sie dafür umarmen können. Wer ich habe eS doch lieber nicht getan. Ob das nun Liebe ist? Ich würde sehr gern Hanna Riefenstahl danach fragen, die am meisten davon versteht. Aber sie ist so Plauderhaft. Und wenn sie mich verriete, es wäre einfach schrecklich. 21. Februar. Das war ein Tag, wie man ihn auf dieser Erde gewiß nur einmal erlebt. Ich habe ihn auf meinem Wandkalender mit drei dicken, roten Strichen bezeichnet, zum Unterschied von den Geburtstagen in der Familie, die immer nur einen, und von meinem eigenen, der zwei bekommt. Dr. Seibelt hat uns einen Besuch ge macht!!! Kann man es ausdenken?? Als ich ahnungs los in den Salon herunterkam und ihn im Gespräch mit Mama und Thea sitzen sah, dachte ich, ich müßte vor Schrecken und Seligkeit gleich tot hinfallen. Denn ich wußte ja sofort, was ihn zu uns gezogen hatte, so gut er sich auch in der Schule zu beherrschen Weitz. Später hörte ich allerdings, cs habe sich zufällig heraus gestellt, daß seine Mama und die meinige Jugend freundinnen waren. Aber ich müßte am Ende nicht die geringste Lebenserfahrung haben, wenn ich diesen Vor wand nicht durchschaute. Sie sprachen von Dehmel und Liliencron. Und weil ich diese Dichter, die ich offiziell noch nicht lesen darf, nur dem Namen nach kenne, konnte ich nicht mitreden. Aber ich merkte wohl, daß viele seiner herrlichen Worte nur für mich bestimmt waren, wenn er auch, um keinen Verdacht zu erregen, immer nur meine Schwester Thea ansah. Ich war ihm in meinem Herzen sehr dankbar dafür. Denn wenn Mama etwas merkte, es wäre einfach schrecklich! Sie hält mich ja noch für ein halbes Kind. Urü» doch weiß ich, daß Julia nicht viel älter war, als sie sich mit Romeo verlobte. Wie ich nur glauben konnte, daß mein Herz nicht für die Liebe gemacht sei!! Wein Herzl! LH! (Schluß folgt.) 20. Januar. Ich weiß nicht, wie ich es mir erklären soll, aber es scheint wirklich, daß ich nicht für die Liebe geschaffen bin. Vor vier Monaten schon habe ich meinen vier zehnten Geburtstag gefeiert, und mein Herz schweigt noch immer. Alle meine gleichalterigen Freundinnen sind verliebt, Lucy Breuning schon zum zweiten und Hilde von Sternegg sogar bereits zum dritten Male. Ich aber kann ihr Schwärmen ebensowenig verstehen, wie die Tränen, mit denen sie, wie sich Ainslie Stein wender neulich sehr hübsch ausdrückte, hier und da das zarte Pflänzchen ihrer keuschen Neigung betauen. Ich kann nicht mit ihnen fühlen; aber ich beneide sie manchmal, das kann ich mir selber nicht verhehlen. Es muß doch schön sein, bis in den Tod zu lieben und bis über das Grab hinaus geliebt zu werden. Nun, vielleicht bin ich doch noch nicht zu alt, nm schon jede Hoffnung aufgeben zu müssen. Hanna Riefenstahl sagte mir neulich, die Liebe käme bei manchen Menschen erst sehr spät, dann aber sozusagen über Nacht. Ein paar Monate also will ich immerhin noch darauf warten. 1. Februar. Wir haben heute einen neuen Literatur-Lehrer be kommen, einen Dr. Hans Seibelt. Die ganze Klasse findet ihn gräßlich, weil er angeblich semmelblond sein soll. Ein dummes Wort, das natürlich keine andere als die boshafte Frida Mertens aufbringen konnte, die sich auf ihre dicken, blauschwarzen Zöpfe Wunder was einbildet. Als wenn alle Menschen nur für dunkle Haare schwärmten, und als wenn es für dichtes, welliges, hellblondes Haar nicht auch passendere und hübschere Vergleiche gäbe, als den mit einer Semmel! Schade, daß mir geraü' keiner einfällt. Es würde mir Spaß machen, die anderen damit zu ärgern. Sonderbar ist, daß Dr. Seibelt mich, in der ersten Stunde so oft an gesehen hat. Ich hatte das neue Dunkelblaue an, das mir Mama zu Weihnachten geschenkt hat. Ob er so viel Geschmack hat? Zutrauen möchte ich! es ihm schon. Er hat so wundersam tiefe, hellblaue Augen. Wasser blaue, wie Frida Mertens sagt. Abgeschmackt. 10. Februar. Heute auf dem Heimwege von der Schule hat mich Dr. Seibelt ein Stück Weges begleitet. 'Es 'waren Augen blicke, von denen man fühlt, daß man sie nie vergessen wird. Wir sprachen sehr ernst — zunächst von meinem Aufsatz über „Hermann und Dorothea". Dr. Seibelt findet, daß mein Stil gut ist, und daß ich hübsche eigene Gedanken habe. Es schien fast, als ob er noch mehr sagen wollte. Denn er begann: „Außerdem —". Dann aber brach er ab und blieb lange stumm. Ich fühlte, daß ich sehr rot wurde. Er aber auch. Dann sprachen wir von Goethe. Dr. Seibelt stellt ihn sehw hoch. Und doch haben wir inzwischen in Erfahruwg gebracht, daß er selber schon einen Band Gedichte herausgegeben hat. Solche Neidlosigkeit soll unter Dichtern sehr selten sein. An der Ecke der Platanen-Allee nnußten wir scheiden, weil Dr. Seibelt im „Roten Löwem" zu Mittag speist, wie Hanna Riefenstahl herausgebvachk hat. Ich halte ihn jedenfalls für einen bedeutenden Menschen.
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