Suche löschen...
Weißeritz-Zeitung : 02.06.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-191606029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19160602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19160602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1916
- Monat1916-06
- Tag1916-06-02
- Monat1916-06
- Jahr1916
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 02.06.1916
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Me übeMtunde (Nachdruck verboten.) Roman von L. IDaldbröl. (29. Fortsetzung.) erkwürdig ist an diesem Briefe nur, daß er eine Ursache nennt, von der jeder, zum mindesten aber Ihres Vaters Freund und Hausarzt Dr. Stein harter, wissen muß, daß sie der Wahrheit nicht entspricht. Denn an der unheilbaren Krankheit, die seinen Lebensüberdruß verschuldet haben soll, hat Stephan Gotter in Wahrheit nicht gelitten ! Aber es steht da schwarz auf weiß, und von seiner eigenen Hand. Dem gegenüber müssen notwendig alte Be denken, auch die des Arztes, verstummen. Wir wissen nicht, ob der Doktor beim Anblick der Leiche nicht einen Augenblick gestutzt haben mag — ob ihm nicht vielleicht die Empfindung gekommen ist, daß dieser Erhängte nicht in allem und jedem seinem Freunde Gotter gleiche. Aber selbst wenn es so gewesen wäre, würde ich es doch vollkommen verstehen, daß er sich zuletzt doch von der bloßen Aehnlichkeit täuschen und überzeugen ließ. Ich weiß aus eigener vielfältiger Erfahrung, die ich gerade während der letzten Monate sammeln konnte, daß sdas Antlitz eines Toten oft überraschende Verschiedenheiten aufweist von dem Antlitz des Lebenden, das wir in unserer Erinnerung bewahrten. Der Tod entstellt oder verklärt oft weit über die Grenzen dessen hinaus, was män für möglich halten sollte. Er kann Jünglinge zu Greifen machen und Greise scheinbar um Jahrzehnte verjüngen. Wenn dann noch andere unzweideutige Kennzeichen dügukommen, wie zum Beispiel eine wohl bekannte Kleidung oder charakteristische Schmucksachen, eine Uhr, die man ost bei dem Lebenden gesehen, oder etwas dergleichen, dann ist es wohl begreiflich, wenn sehr bald alle Zweifel schwinden." Margarete hatte mit einer raschen Bewegung den Kopf erhoben, und nun sagte sie lebhaft: „Da Sie gerade von einer Uhr sprechen — ich er innere mich jetzt deutlich eines Vorkommnisses, das mir damals auffiel, wenn ich es mir auch selbstverständlich nicht in dem von Ihnen dargelegten Sinne deuten konnte! Mein Daler besaß eine Uhr, die er feit meiner frühesten Kindheit trug, und die ich genau kannte, weil er das Repetierwerk unzählige Male zu meiner Unter haltung hatte spielen lasten. Diese Uhr und die dazu gehörige Kette hatte er nicht mehr, als er sich nach un serer letzten Abreise aus dem Heidehause wieder mit uns vereinigte. Auf meine Frage nach ihrem Verbleib gav er die verlegene Antwort, daß sie ihm abhanden gekommen sei. Wahrscheinlich fei sie ihm unterwegs gestohlen worden, oder er habe sie verloren. Aber es war ihm unverkennbar sehr unangenehm, davon zu sprechen." „Nun, ich würde mich nicht wundern, wenn wir auf Nachfrage die Auskunft erhielten, daß diese Uhr damals bei dem Toten neben der Wanduhr gesunden worden ist! Aber das nur nebenbei! Lassen Sie mich da fortfahren, wo ich aufgehört habe! Der Tote wurde also als Stephan Gotter festgestellt; die geringe Mei nungsverschiedenheit der beiden Aerzte über die mut maßliche Todesursache fiel als belanglos für die Be hörden in Mildenburg nicht weiter ins Gewicht, und die Leiche wurde anstandslos zur Bestattung freigegeben. Zu der nämlichen Zeit aber, wo Stephan Gotter hier begraben worden war, verwandelte sich der, den Sie bisher unter diesem Namen gekannt hatten, in einen Stephan Holderegger. Und es war ein besonders glücklicher Zufall, daß diese Verwandlung vor sich geheu -konnte, ohne bei irgend jemandem Verdacht oder Miß trauen zu begegnen.- Der Träger des neuen Namens aber wählte seinen Aufenthalt in einer Gegend, die mit der ländlichen Bevölkerung der Mildenburger Heide kaum irgendwelche Beziehungen unterhält, so daß die Möglichkeit einer Begegnung mit einem alten Bekannten geradezu in das Reich der Wunder zu verweisen ge wesen wäre. Don dem Heidehause durfte in der Fa milie Holderegger überhaupt nicht mehr gesprochen werden, und die Ehegatten taten in ausgesprochenem oder stillschweigendem Einverständnis alles, was in ihren Kräften stand, um von dem Geiste ihrer Tochter jede Ahnung des Geschehenen fernzuhalten. Finden Sie nicht, liebste Margarete, daß in dieser Darlegung recht viel Einleuchtendes ist, und daß sich die einzelnen Glieder mühelos zu einer geschlossenen Kette zusammen fügen ?" „Ja!" erwiderte sie leise. „Es ist sehr schmerzlich für mich, das eingestehen zu müssen; aber ich würde gegen meine Ueberzeugung handeln, wenn ich es nicht täte." „Sie brauchen aucb vorläufig gar keinen Schmerz darüber zu empfinden. Denn je länger ich über das scheinbare Rätsel nachdenke, desto stärker w:rd meine Hoffnung, daß es sich auf sine befriedigende Weise lösen lasten wird. Vor allem sollen Sie sich nicht länger mit Vorwürfen darüber quälen, daß Sie durch Ihre Hierhsrkunft den Stein ins Rollen gebracht haben. Es gibt eine Gesetzmäßigkeit und eine unabwendbare Vorbestimmung in allem, was geschieht. Lasten Sie >tns also getrost annehmen, daß auch Sie unter dem unbewußten Zwange eines unerforschlichen höheren VSMe MeMkings-beiliige «ul' Weikepik-Srilung (ümlsblatt)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder