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Weißeritz-Zeitung : 30.09.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-191609309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19160930
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19160930
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- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1916
- Monat1916-09
- Tag1916-09-30
- Monat1916-09
- Jahr1916
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 30.09.1916
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„Emden". <?ine indische „Emdcn"-Leg«,be. Es war zur Zeit, als die „Emden" durch den Indischen Ozcan fuhr, Entsetzen verbreitend, Schrecken und Erfahr in sich bcigcnd für alles, was Deutschlaich feindlich entgegensteht. So erzählte kürzlich ein Missionar aus Mauawcram in Vorderindien^ Ae «vch» Mm!« «»» WO M eine, «eue» Heldentat nnßer« bravsn Kren-ev«» d<« mm, «m, es gegangen wäre, gern «rterdE hütt^ «eh da- T-ermdnxtq der Wut steigen. Di« englisch-indische Presse stieß ins gleiche Hm, und übertrieb die Schmähungen, die dte englischen Untertan«, ständig im Mund stihrton, wen« di« Rede aus Deutschland Lm in «ine- kaum noch zu übertreffend«» Weist. Mes, was devist war, wurde in die Reichweite niederträchtigst« Schmäh««« g« zogen, und der deutsche Kaiser, den mm» sonst nicht genug - feiern gewußt hatte, muhte es sich jetzt gefallen lasten, daß d« perfideste Engländer ihn, wo es nm angins, mit allen Untatei bedacht«. , Hatte man ihn früher als ein leuchtendes Beispiel echte, Frömmigkeit gepriesen, so wurde jetzt dieselbe Frömmigkeit ver< höhnt, in der niedrigsten Art und Weise geschmäht. All das wurde geflissentlich getan, weil es kein Geheimnis war, daß di« ei» geborene indische Bevölkerung aufmerksam geworden war. Sst sah die Ereignisse in Europa in einem anderen Lichte, als di, Engländer es hinstellten, und jede Meldung von neuen Taten de, „Emden" war in den Kreisen der Eingeborenen rascher verbreite^ als es den Briten lieb war. Natürlich schmückte di« Phantast» di« von Mund zu Mund übermittelten Nachrichten weiter aus; und so konnte es nicht ausbleiben, daß sich ein regelrechte« Leg enden kranz-um das deutsche Schiff und iwch mehr um feinen tapferen Führer spann. Alle indischen Heldenideale wurden ihm angedichtet, und der Name von Müller bekam einen heiligen Klang. Die Verehrung, di« ihm bereitet wurde, erreicht« fast den Grad der Eötterehrung, und nicht selten bekam man zu hören, daß der deutsche Kapitän kein irdischer sein könne. Die Sympathien für ihn hat der Untergang der „Emden" nicht zerstören könnens und heute noch feiert ihn die indische Bevölkerung insgeheim ast den größten Seehelden. Di« höchsten Triumphe aber feierte die Legende um Kapitän von Müller natürlich, als die „Emden" noch am Werke war. Die Inder glaubten damals mit aller Bestimmtheit, daß zauberisch« Kräfte in dem germanischen Seehelden walten müßten. Ande« konnten sich die ungebildeten Jnderkreise seine Taten nicht er klären, und als sie obendrein von den Erfolgen der deutschen Lnftkreuzer und Unterseeboote vernahmen, da war der Glaube allgemein, daß Kapitän v. Müller seine „Emden" je nach Belieben in ein Luftschiff oder in ein Unterseeboot verwandeln könne.' ' Dieser Glaube ging so weit, daß cs eines schönen Tages in Mayaweram hieß, v. Müller habe bei Nacht und Nebel den Missionar Hartmann mitsamt seiner Familie tm geisterhaften Luftschiff entführt. Die Aufregung war grenzenlos. Der Bürgermeister der Stadt wurde bestürmt und konnte sich nicht anders helfen, als daß er, gefolgt von einer großen Menschen menge, vor dem Hause des Missionars vorfuhr und sich ver gewisserte, daß der deutsche Missionar tatsächlich nicht entführt worden war. Man sieht: die englische Negierung hat zwar die Träger deutscher und europäischer Kultur in Indien in ihrer Wirksamkeit lähmen können, aber die Sympathien für Deutsch land, die i» der indischen Volksseele leben, vermocht« sie nicht zu ersticken! — - Lu^charrt gele« und EmPft, Vckvvit «e «sie Jett t» «kW haltendem kalten Regen, Hotz für den Bau von Unter» ständen war durch das stetige Sperrfeuer nicht hindurch zu dringen. Es wußte aber jeder, daß er für sein Leben schanzte und das gab ihm doppelte Kräfte. Die Verpflegung kam an den meisten Tagen, wenn auch öfter kalt als warm, bis in den vordersten Graben. An den Haupttampstagen war es nicht möglich, sie durch die Granaten- und Gas^erre nach vorn zu schaffen. Doch war da jeder Man« mit einer aus- reicheitden Zahl von eisernen Rationen und Flaschen mit Mineralwasser versehen. Auch gelang es durch die auf opfernde Fürsorge der Verpflegungsoffiziere, kakten Tee nach vorn zu bringen, der als große Wohltat empfunden wurde. In diesen Tagen wurde von uns ein zweiter An» griff gegen den Delvillewald gemacht. Es ge lang der angreifenden Trltppe, ihre Stellung über die deckungslose Ebene bis dicht an den Waldrand vorzuschieben und mit dem rechten Flügel in diesen einzudringen. Man nahm dabei stürmend fünf englische Maschinengewehre weg. Inzwischen hatten die von ihren früheren Stellungen her an den Grabenkrieg gewöhnten Truppen schon aus eigenem Antriebe begonnen, unter sehr geschickter Anleh nung an die natürlichen Hohlwege und Geländefalten, die in der Gegend vorhanden waren, Riegel- und Bereitschafts stellungen für die Abschnittsreserven zu schaffen und Len vorderen Gräben eine größere Tiefe zu geben. So konnte man die sich fortwährend, besonders nachts steigernde Be schießung mit größerer Gelassenheit über sich ergehen lassen. Allerdings wurde vieles von dem, was mit unendlicher Mühe gebaut und gegraben worden war, täglich fast ebenso schnell wieder durch die schweren Kaliber des Feindes ein geebnet. Dem Feinde kam dabei seine sehr zahlreiche und keck arbeitend« Luftaufklärung zu statten. So begann einer der großen Angriffstage, den die Truppen in diesem Abschnitt zu überstehen hatten. Achtzehn feindliche Fesselballons und zahllose Flieger leiteten von der Luft aus das mit Morgengrauen einsetzende ungeheure Vorbereitungsfeuer Les Feindes. Man hatte den Eindruck, als ob seine schweren Kaliber alles in den Boden stampfen müßten. Schon um 3 Uhr früh erfolgte als Einleitung ein starker englischer Angriff aus der SLdosteckedesDelvillewaldesheraus.der aber zurückgeschlagen wurde. Seit 6 Uhr vormütags wiederholten sich, vorbereitet durch wiederholte Gaswellen, starke englisch französische Angriffe gegen einen Regimentsabschnitt, die bis zum Nachmittage fortgesetzt, aber immer wieder abge wiesen wurden. Nur am äußersten linken Flügel konnte der Feind mit starker Uebermacht in unsere Stellung ein dringen, wurde aber durch sofortigen Gegenstoß wieder zurückgedrückt. Die Truppen litten sehr unter der nassen Witterung. Aber alle empfanden, daß die Kranken- und Verwundetenfürsorge sehr gut und schnell oonstatten ging. Drei Tage später eröffnete der Feind seine neuen Anstürme am frühen Morgen mit einem Angriff gegen den Nordteil des Fassemont—Ferme-Abschnittes. Er wurde zuriickgetrieben und verlor dabei ein französisches Maschinengewehr. Von 7 Uhr ab setzten starke englische Jn- fanterieangriffe gegen den Abschnitt Guillemont ein. Bald den Nord- und bald den Südteil des Dorfes bestürmend,, wiederholte der Feind seine Angriffe im Laufe des Vor mittags fünfmal mit regelmäßiger Steige rung vergeblich, bis es ihm endlich gelang, mit sehr überlegenen Kräften nicht nur in die Ruinen des Dorfes einzudringen, sondern darüber hinaus teilweise durchzu- stoßen. Doch sofort griffen die in Ler zweiten Stellung be reit gehaltenen Reserven mit ungeheurer Wucht in das Ringen ein, warfen in unaufhaltsamem Gegen- stoßden Feind« ufdie Dorftrümmer zurück und vertrieben ihn daraus in heißem Nah» kämpfe. An zwei Stellen im Westrande hatten sich Eng länder schon einnisten können. Hier wurde noch bis in die Abendstunden mit Handgranaten gekämpft. Dann konnte gemeldet werden, daß die Stellung wieder restlos in unserer Hand sei. Ein französisches, sieben englische Maschinenge wehre und vier Offiziere und 156 Mann an Gefangenen waren die Beute des Tages. Schon am folgenden Abend mußte wieder ein Jnsan- terieangriff auf Guillemont abgewiesen werden. Dann folg ten fünf Tage schwerster Beschießung, wie man sie noch nicht erlebt hatte. Und dann kam ein deutscher Ehrentag an der Somme. Schwere Granaten, Gasgeschosse und Gasbomben waren die ganze Nacht auf die Stellung gehagelt. Ein Angriff gegen den Abschnitt von Ginchy wurde in der Nacht abge wiesen. Am frühen Morgen herrschte starker Nebel. Unter dessen Schutze gelang es den Engländern, sich nach einem Einbruch in den Nachbarabschnitt auch im Dorf Euille- mont festzusetzen. Sie breiteten sich überall mit unablässig nachslutenden starken Kräften aus, setzten sich am Süd- und Ostrande des Dorfes und in den dort anschließenden Gräben fest und für eine Weile fehlten die Verbindungen zwischen den fechtenden Truppen untereinander und zwischen ihnen und der Eefechtsleitung. Gegen Uhr vormittags war es gelungen, die Lage zu klären. In kühnem Gegenstoß warfen die Sachsen und die braven anschließenden Res. . . . Bayern die Engländer noch während des Vormittags aus Lem Nord teile des Dorfes, säuberten dieses im Laufe des Nachmittags und waren abends im vollen Besitze der Stellungen,' 6 eng lische Offiziere und 365 Mann waren gefangen, 5 Maschinen gewehre erbeutet, lleber tausend tote Feinde lagen in den Trümmerhaufen des Dorfes. Das ist in großen Zügen der Rahmen der Ereignisse, von denen ich in den folgenden Berichten eingehender er zählen werde. Dieser äußere Rahmen, den ich dem Leser zum Verständnis des folgenden geben möchte, läßt noch nicht ahnen, welche Fülle von unvergleichlichen Waffentaten jeder beteiligte Verband, die unter den schwierigsten Verhältnissen arbeitende Führung und alle Mitkämpfer bis zum letzten Manne geleistet haben. W. Scheuermann, Kriegsberichterstatter, Witze vom Tage. Ein Heuchler. Junge Frau (Mi Gatten, der zum erstenmal seit seiner Verheiratung abends in« Wirtshaus gegangen war): „Aus deiner SNansrhette hier sind zeh« Striche, was soll denn das bedeuten?" — Mann: „So oft hat e« mich im Laufe des Abends gereut, daß ich nicht bei dir dahei« geblieben bin!" — Es war einmal. „Aber, liebe Frau, was belustigt dich denn so!" — „Da lese ich gerade im Kochbuch: Man nehme 1 Pfund Butter, 12 ganze Eier, 1 Psund Zucker . . - (Fliegend« Blätter.) — Spezialfall „Du trinkst ja Selter» »vasser! Bekämpft du etwa auch den Alkohol? — „Ja, aber MV den von gestern abend." — Im Zorn. Unteroffizier (in dessei Nähe, während er sich rasiert, eine Granate platzt): „Donner weiter, so'n Unverstand, beinahe hätte ich mich geschnittene (Meggendorfer Blätter.! Di« Geistreichen und der Krieg. Im Literatur-Blatt der „Köln. Ztg." liest man: „Zu den Ursachen, die über Politik recht eigentümliche und verschwommene Ansichten gerade in den Krei sen der künstlerischen und schriftstellerischen Intelligenz verbreite ten, gehörte der Internationalismus, der vielfach in diesen Krei sen herrschte. Der Internationalismus, besonders auf dem Gebiets , des Theaters und der Musik, hatte in den letzten zwanzig Jahren vor dem Kriege stark zugenommen. Theater und Musik sind in ihrem Wesen internationale Künste: vielfach bilden ihre Unter nehmer große geschäftliche Ringo durch ganz Europa, deren Mit glieder gar nicht anders können als international empsinden. Jedes kräftige nationale Fühlen ist gewissen Leuten aus dieser Kaste ei» Greuel: sie wittern darin eine unbestimmte Gefahr für ihren geschäftlichen Vorteil, und Liest geschäftlichen Interessen werden mit der heitersten Unverfrorenheit ihren politischen Ansichten zugrunde gelegt. Bei ihrem großen Ein fluß, den sie zum Beispiel in einer Stadt wie Berlin hatten, haben sie das Urteil vieler Unerfahrenen und Urteilslosen gefälscht. In Berlin, wo von jeher die Welt des Theaters ungebührlich über schätzt worden ist, schmeckten so manche politische Ansichten, die man hörte, nach dem Salonstück, dem tantiemereichen Ausstat tungsstück, oder nach der Einfuhrware von der Seine — je nach der Veranlagung des Kundgebers. Freilich schmerzte es manchen dieser Edeln, wie er im vertrauten Zwiegespräch gern offenbarte, daß er die fremde Einfuhr nicht durch einheimische Stücke ersetze« , könne! Aber was machte es, daß die Seele litt, die Dividende»« stiegen doch. Die politischen Ansichten dieser manchmal recht! talentierten Leute — sie haben oft viel Geist! — sind demnach! richtig einzuschätzen. Dann hatten wir noch eine andere Sorte von« geistreichen Leuten unter uns, die auch während des Krieges nicht! aufgehört haben, ihre Wirksamkeit zu zeigen: das sind nämlich! di« Leute, di« anders sein müssen als di« andern. Sie leben da-I von, daß sie anders sind, bloß anders, nichts anderes als „anders"^ Sie haben im Grunde gar keine bestimmte Ansicht über die Dinge» es ist ihnen auch daruin nicht zu tun. Aber wenn Herr Meyer in einem Bries oder in einem Artikel die nicht gerade überraschend« Beobachtung macht, daß die Rapsfelder schön gelb blühen, so setzen sie sich hin und beweisen ihm in einem anderen Artikel, unter Wälzen des Konversationslexikons und unter Aufwand ungeheu rer Gelehrsamkeit, daß die Napsfelder in Wahrheit blau blühen, und daß er eigentlich ganz falsch sähe. Für diese Leute war del Krieg mit seinen Massenstimmungen, mit dem begeisterten Auf schwung eines von allen Seiten angegriffenen Volkes ein Le« häugnis." Sachsen an der Somme. 1. Im Kampfabschnitt einer Division. Mehr als anderthalb Fahre lang hatte ein sächsisches Re serve-Korps, das sich schon auf dem Vormarsche ganz heroor- ltagenL ausgezeichnet hatte, in derselben Gegend im Stel- ilungskrtege gelegen. Die Landschaft war öd« und erinnerte In nichts an die lachenden Fluren Sachsens, an seine lieb- Fichen Gebirge und seine gewerbefleißigen Flecken und volks- »eichen Großstädte. Und doch war mit der Zeit in aller Derzen «in« Art Heimatgefühl für diesen traurigsten Flecken kanFöstscher Erde entstanden, der geweiht war durch den Schweiß sächsischer Männer, die hier undurchdringliche Stel lagen erbaut hatten, geweiht vor allem durch das Blut von. Söhnen des Sachsenlandes, die hier zu Tausenden ihr Leben vahingegeben hatten, auf daß das liebe Vaterland ruhig sein möge vor Raub und Brand haßerfüllter Feinde. Ewig, so lange der deutsche Name klingt, wird man den Sachsen nicht vergessen, was sie hier in vielen Monaten der Abwehr im aufreibenden Erabenkampfe, was sic besonders bei zwei Ler schwersten Durchbruchversuche geleistet haben, als ihre Leiber sich als stählerne Mauer dem Anprall der Ueber macht entgegenstellten, daß sie daran zerschellte. Man kannte Weg und Steg und jeden Grabenwinkel im Fin steren. Kameraden, die auf Urlaub zu Hause gewesen wgren, gestanden, daß sie Sehnsucht nach ihrem Kompagnieabschnitt gehabt hätten. Man kannte, was nach so langem Stellungs- irioge nicht so seltsam ist, wie es manchem klingt, Lie feindlichen Truppen, denen man gegenüber lag, und ihre Gewohnheiten. Auf vorgeschobenen Posten kannten sich die beiderseitigen Ablösungen an den Stimmen. Und jeder Erabenabschnitt hatte seinen heimatlichen, durch Sachsenschweiß und Sachsen- blut geadelten Namen. Da kam ganz unerwartet der Aufbruch. Wenige Viertelstunden blieben dem Korps Zeit, um von den Unter- pänden und Ruheguartieren, vor deren Fenstern die selbst- heMen Blumen blühten und wo jedes Eckchen seine Erinne rungen barg, Abschied zu nehmen. Jeder bewältigte sein Gepäck, so gut es ging. Wenn man so lange an einer Stelle gelegen hat, sammelt sich manches an, was man nicht gerne missen mag. Ein kurzer Marsch, dann wurde man auf der Bahn verladen. Jeder Wagen wurde mit Blumen, mit Grün und Zweigen, wie man sie eben fand, geschmückt, und die Fahrt begann, hinaus in fremdes Land. Niemand wußte, wohin. Man riet auf die Somme und man riet aus den Osten. Von Zeit zu Zeit hielt der Trans portzug, bald aus freiem Feld, bald aus Stationen, deren fremde Namen man an den erleuchteten Laternen las. All mählich fand man sich auf dem nächtlichen Eisenbahnwege zu recht. Es stand nun fest: Es geht an di« Somme. Dort will der Feind mit den seit langen Kriegsmonaten angesammelten Kräften durchbrechen! Nun, er soll die Sachsen kennen lernen! Der Zug hält. Das Regt legt sein Gepäck ab, um nach mehrstündigem Nachtmarsche sofort eingesetzt zu werden. Singend ziehen die Kameraden in die nahe flacht, deren Lichter bis zum Verladeplatz her liberblitzen. Zug auf Zug kommt an. Die Verbände for mieren sich und marschieren ab. Es herrscht eine merkwürdige Stimmung. Man gedenkt der Lieben zu Hause, denn keiner weiß, ob er morgen noch Les treuleitenden Vaters, der stets gütigen Mutter, der hoff nungsvollen Geschwister und der liebenden Braut gedenken kann. Man hat noch ein wenig die Abschiedsstimmung von den vorigen Quartieren im Kopfe. Aber schon überwiegt das Fieber der nahen Schlacht und der Gedanke, daß der Feind hier durchbrechen will und Laß jeder mit seiner Brust Lgs Vaterland schirmen muß. Man beneidet förmlich das Regiment, das zuerst nach vorn darf. Dann folgt ein langer, ermüdender Marsch durch be schossenes Gelände in beschossene Quartiere. Am näch sten Tage ist man mitten drin in der Schlacht. Welch ein Unterschied gegen den Krieg, wie man ihn zuletzt und so lange gewohnt war. Keine Stellungen, un bekanntes Gelände. Kaum knietiefe Gräben und Granat löcher als einzige Deckung. Man hört, das gegen die Eng länder, die im D e l v i l l e w a ld e vorgedrungen waren, sofort eingesetzte Regiment hat einen schönen Erfolg gehabt und den Feind zurückgeschoben. Mer der Angriff mußte über freies, ganz fremdes Feld vorgetragen werden. Das Regiment hatte schwere Verluste. Mancher liebe Kamerad hat die Augen für immer geschlossen. An der Spitze der Stürmenden ist der tapfere, allgemein verehrte Major v. d. D. gefallen. Der Feind schießt sehr viel und mit sehr schweren Kalibern. „Kohlentisten" nen nen die Sachsen die ungeheuer krachenden und haushohe Rauchsäulen aufwirbelnden 28er. In der nächsten Nacht schläft man, fast ohne Deckung, auf freiem Felde. Wilde Gerüchte gehen um. Die Engländer sollen bei Flers und Martinpuich durchgebrochen sein. Das Fernsprechnetz ist sehr zerschossen. Sichere Nachrichten feh len. Alles ist in Alarmbereitschaft, niemand schließt ein Auge. Um 2 Uhr nachts erfährt man: Flers ist fest in unseren Händen, in Longueval wird noch gekämpft. Am folgenden Morgen steht fest, daß auch im Delvillewald« die Engländer nicht wieder haben vorstoßen können. Im Laufe des Tages werden zwei Regimenter der Division im Abschnitte Ginchy—Guillemont-Hassemont-Ferme einge- sctzt. Die Gefechtsleitung der Division liegt regelmäßig, be sonders bei Nacht, unter schwerem englischem Feuer. Sehr stark beschossen werden die Beobachtungsoffiziere auf ihren Hochständen, unter denen sich Prinz Ernst Heinrich durch Kaltblütigkeit und wichtige Meldungen auszeichnet. Die nächsten zehn Tage bringen die h ö ch st e A n st r e n - aung und die Forderung Les äußersten Ausharrens für jeden Offizier und jeden Mann. Stellungen waren in dem Sinne, wie es die Truppen gewöhnt waren, überhaupt nicht vorhanden. Die Truppen hatten zunächst auf gewachsenem Boden gelegen, dann war notdürftig eine Art von durch kaufendem Schützengraben durch Verbinden der Granat trichter hergestellt worden. Hindernisse waren fast nirgends mehr übrig. Die Grabenstücke boten an keiner einzigen Stell« volle Deckung. Das feindliche Artillerieseuer brach »te ab, moder bei Tage noch bei Nacht, und zumeist kamen ganz schwere Kaliber. In solcher Lage haben die sächsischen Truppen, ohne Dach und Deckung, zum Teil 16 Tags lang
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