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Weißeritz-Zeitung : 28.06.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-191706285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19170628
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19170628
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1917
- Monat1917-06
- Tag1917-06-28
- Monat1917-06
- Jahr1917
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 28.06.1917
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DMMii einem jauchzenden Jubelrüf warf sich Lotte an Brust deS alten ManneS und herzte und küßte thn stürmisch. Doch dieser wehrte ihr sanft und rieb sich heftig die Augen — eS war ihm wohl etwas hineingeflogen. — MvebeMM- Bon H. Förster. In einem kleinen Dörfchen der „Weißen Berge" waren sie beide aufgewachsen. Wie sich über der herr lichen Landschaft ihres wildzerklüsteten, heimatlichen Hochtales der schneegekrönte Ida, der heutige Psiloriti, erhob, immer schön, immer derselbe in allen Stürmen und Wirren, welche über die Insel dahingingen, so stand über allen Sorgen ihrer Armut das Glück ihrer Jugend, das Gefühl, welches sie verband, immer gleich fest und innig, immer beseligend. Gabriel und Charis liebten sich seit ihren Kinder tagen, sie hatten zusammen gespielt, zusammen Hir- tendienst getan, zusammen von einem Mönch das biß chen Weisheit erlernt, welches man in den kretischen Bergen braucht. Die Klosterbrüder auf Kreta sind von jeher Anhänger der nationalen Bewegung gewesen, die Flinte in der einen, das Kreuz in der andern Rand, sind sie in die Freiheitskämpfe gezogen, was Wunder, wenn auch in den jungen Verzen Gabriels und Charis' von dem Lehrer Gefühle geweckt und gepflegt wurden, die den beiden als Kindern ihrer freien Berge im Blute lagen. Mit flammender Begeisterung erzählte ihnen der Mönch von dem nahen Kloster Arkadi, dessen heldenmütiger Abt Jgumenos Gabriel mit eigener Rand Feuer an die Pulverkammer gelegt, als er dem Bombar dement der Türken unter Mustafa Pascha nicht mehr Widerstand leisten konnte. Seit der Zeit hatten Gabriel und Charis, so oft sie hinunter zum Strand nach Retimo kamen, mit einem Gefühl des Hasses die trotzige Festung angeschaut, welche gleich einer rechten Zwing burg die Stadt überragt, und oft hatten sie in den Ruinen von Arkadi gesessen und an den alten Jgu menos Gabriel gedacht, der ein Mann des Friedens und doch Held gewesen war. Ob sie auch an ihn gedacht, wenn sie sich übten, mit der Flinte zu schießen? Cha ris und die Flinte — das waren die beiden, denen Gabriels Herz gehörte. Und er hatte seine Helle Freude, wenn Charis es ihm gleichtat und die kleine Piaster münze traf, so lange sie diese mit ihren hübschen Augen nur noch zu sehen vermochte. Im November 1889 kam ich zum erstenmale nach Kreta, wenige Wochen später lernte ich Charis kennen. Gabriel und Charis hatten eigentlich in jenem Herbst heiraten wollen, aber es war anders gekommen. Bei Beginn des Sommers war der Haß der Kreter von neuem aufgelodert, hier und da gab es offene Auf stände, überall gärte es im stillen. Gabriel war unter der Jugend seines Reimattales der Feurigste für die Sache der Freiheit. Er glaubte schon den eigenen Herd auf freiem Boden bauen zu können. Alle Tage war er unterwegs, bald hinunter nach Retimo, bald tiefer hinein in die Berge. Er besorgte die wichtigsten Botschaften unter den Aufständischen, er wußte um die Waffeneinkäufe, welche die Mönche machten, er fehlte bei keiner der heimlichen Versammlungen tief in der Nacht in irgendeiner unwegsamen, abgelegenen Felskluft. Da wurden die Insurgenten bei einer solchen Zusammenkunft eines Nachts von einer starken Eskorte türkischer Gendarmerie überrascht. Die Aufrührerischen ergaben sich erst nach verzweifelter Gegenwehr? auf türkischer Seite hatte man mehrere Tote und Verwun dete. Gabriel und seine Genossen wurden in das Ge fängnis der Festung zu Retimo abgeführt. Lange, peinvolle Monate kamen nun für Charis. Die leise Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang schwand immer mehr in der furchtbaren Angst, daß man die Gefangenen von der Insel fort zur Verurte^ lung nach Konstantinopel bringen würde. Da pochte eS an einem stürmischen Novemberabend an dem Fen sterladen des kleinen Häuschen, in dem Charis mit der alten Mütter wohnte. Als Charis öffnete, streckte sich ihr eine Hand entgegen und drückte ihr ein zu- sammengefaltetes Papier in die bebenden Finger. Eine Stunde später war Charis auf dem Wege nach» Retimo. Sie trug ihre ganze Barschaft bei sich, die zu2s sammengesparten Piaster, die zur Ausrüstung ihrer; Hochzeit bestimmt gewesen; und unter dem flatterndes Tuche verwahrte sie noch etwas anderes, lang, schlank und blank, Gabriels andere Liebe. ? Um dis Mauern von Retimo herum schlug Charis! den Weg ein, der steil auf zur Festung führte. In der! halben Höhe des Berges stieß sie auf die Straße, dis direkt aus den Festungstoren sich zum Hafen hinunter-' zieht. Es war eine dunkle, stürmische Nacht; siel meinte aber doch unten am Strande das schwarze, große Ungetüm zu erkennen, das türkische Kriegsschiff, welches den Befehl hatte, die Gefangenen von Retimo nach dem Festland zu bringen. Charis war totenbleich, in ihren Augen glühte ein unheimliches Feuer, aber ihre Kniee wankten nicht, ihre Hand zitterte nicht, sie war bereit. Von ihres Liebe verlangte Gabriel das größte Opfer, mehr als ihr eigenes Leben, er verlangte es, er forderte es, er wollte es — für sie gab es nur einen Willen. In'' ihrem Gürtel steckte sein Brief, ein abgerissener schmutziger Zettel mit ungelenken Schriftzügen, von lebenslänglicher Zwangsarbeit sprachen sie, und von der Erlösung, von ihre^ o-ebe und von der Treue ——- bis in den Tod. Nach Mitternacht öffnete sich das Außentor der Festung. Die Gefangenen wurden zur Einschiffung geführt. Im phantastischen Schein der Fackeln sind die Soldaten sichtbar, die blanken Läufe ihrer Flin ten, die bleichen Gesichter der Unglücklichen, die auf< fremder Erde sterben sollen, im Frondienst der der-' haßten Feinde. Die Gefangenen, zwei und Hwei zu sammengefesselt, gehen schwankenden Schrittes, ihre glühenden Äugen suchen in der sturmdurchtobten Nacht vergebens zum letztenmale die Sterne der Heimat. In der letzten Reihe geht Gabriel. Stolz trägt er den hübschen, dunklen Kopf, und ob auch seine Wangen bleich sind, wie die der Genossen, sein Gang ist fest, sein Auge freudig und mutig, als ginge es nicht in Jahre voll Schmach und Schande, in das grauenvollste Schicksal, sondern in den freien Kampf, dem der Sieg gehört. An der Biegung der Straße, dort, wo der Weg einmündet, der von der Stadt heraufführt, blickt Ga briel zum Himmel auf. Eben zerteilt der Sturm die Wolken, ein Sternlein schaut herab — weithin durch die Nacht, in Wind- und Meeresrauschen, tönt der Knall eines Schusses. Der Genosse, mit dem Gabriel zu-, sammengefesselt ist, hält sich nur mühsam aufrecht, uns nicht von dem ins Herz getroffenen Gefährten nieder- gerissen zu werden, dessen erbleichende Lippen mit seligem Lächeln leise flüstern: ..Charis Geliebte hab' Dank ! Und ehe man recht wußte, was eigentlich geschehen, war Gabriel eine Leiche Charis aber ist wieder in die Berge gegangen. Ob sie den Tod, den sie suchte, gefunden, habe ich nicht erfahren. Scherz und Ernst. tf. Gründe für» Heirate«. Goethe «klärte offen, er habe sich „des Anstandes wegen" vermählt. — Eine WiWe, die sich sehr schnell wieder verheiratete, sagte, sie habe eS getan, um sich am Herzen des Zweiten üb« den Verlust, ihres Ersten ausweinen zu können. — Eine andere Witwe meinte, als sie sich wieder vermählte, es sei nur geschehen? um das ewige Gelaufe der Bewerber loszuwerden. — Und wieder eine sagte: Hochzeitmachen ist doch so hübsch, die Kinder amüsieren sich dabei. — Ein Mann gab alS! Grund anr Um eine ordentliche Köchin zu behalten. —: Ein anderer: „Seitdem ich verheiratet bin, habe ich we nigstens Knöpfe an meinen Hemden." — Wieder einer der sein Dienstmädchen geheiratet hatte: „Ich wollte meine Verwandten ärgern." — Ja, eine sehr energische Dame' behauptete sogar, sie habe ihren Gatten aus Rache ge-- nommen, tveil er sie immerfort mit seinen Anträgen ver«. folgt habe. ,
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