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Weißeritz-Zeitung : 28.07.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-191707282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19170728
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19170728
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1917
- Monat1917-07
- Tag1917-07-28
- Monat1917-07
- Jahr1917
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 28.07.1917
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ren, und gen Reicht nimmt. Es genügt, 'der unwillig, kom de U 'g folql , d Seit Fritze garnisondienstfähig, Ist er beim Telephvndienst seh' ich. -mmwiL 'qu,M:0unjmjn^ „Liller Kriegsztg." V unsre zu mt dos r Glocke 8 Uhi folgen ins G zu Mr hiesige so ma Ellern lieben, uns w lande« wollen fügen, land » L. Kapitel. Das Fest, welches die junge Gräfin*Stammegk in dem prächtigen Schlöffe ihres Gemahls seinen und ihren Freun den und Verwandten gab, nahm einen glänzenden Verlauf. DaS Grafenpaar und seine vornehmen Gäste repräsentier ten eine so ungemein große Summe hoher Geburt und ausgezeichneten Ranges, seltenen Reichtums, vornehmer Würde und großer Schönheit und Jugend, daß die stolze und glänzende Versammlung gar Wohl in den reichen Rahmen paßte, mit welchem die weiten, prachtvollen Säle von Tennenborn sic umgaben. Und während kostbare Steine und schöne Augen blitz ten, feurige Weine und rosige Wangen glühten, Blumen dufteten, Perlen flimmerten und leichtes Geflüster in den berauschenden Tönen der Symphonie verschwamm, welch« ein reich besetztes Orchester mit vollendeter Kunst vortrug bereiteten sich unter der gleißenden Oberfläche Handlungen und Entschlüsse vor, welche nur zu verhängnisvoll für daS Schicksal mancher der Anwesenden werden sollten. Das langandauernde, üppige Diner war beendet; i« den großen Gesellschaftszimmern ruhten die älteren Damen aus Sophas, die jüngern standen in den Fensternischen, bei den Blumen- und Büchertischen, oder promenierten in Gesellschaft ihrer Bewunderer auf und nieder. Viele der älteren Herren hatten sich in das Rauchzimmer zurückge- zogen, um bei ihrem Mokka der Zigarre nicht zu entbeh- und mit den blauen Wölkchen kamen zugleich manche Gedanken über ihre Lippen; sie berührten in ihrer erstaunlichen Vielseitigkeit die hohe Politik und die edle Pferdezucht, das neue Schankgesetz und die vorzügliche Form eines neu eingeführten Jagdwagens; ja, sie ver- ,schmähten es sogar nicht, sich dem Gebiete der Kochkunst zuzuwenden und eine lange Erörterung darüber anzustel len, ob die Gänseleberpastctchen, welche man in Tennen born beim Frühstück zu servieren pflege, eben so ausge zeichnet seien, wie die französischen, oder ob es wahr sei, daß man sie nirgendwo so vortrefflich zu backen verstehe, wie in Paris. Diese Streitfrage brachte den Grafen Sinsfeld auf den Gedanken, sich von dem Tennenborner Koch ein Rezept zu dem gerühmten Backwerk zu verschaffen, und um es nicht zu vergessen, verließ er das Rauchkabinett, um seinen Wunsch seiner Tochter Claudia mitzuteilen. Die Gräfin saß neben einem Sofa, welches die Ba ronin Rhoden und die Gräfin Gunstoff, zwei der stolzesten angesehensten Damen des Zirkels, eingenommen hat- Als sie aber ihren Vater mit einer äußerst wichtigen und geschäftigen Miene auf sich zukommen sah, beurlaubte sie sich für den Augenblick von ihren Gästen, weil sie ver mutete. daß Graf Sinsfeld ihr irgend eine auf die Bewir tung der zahlreichen Gesellschaft bezügliche Mitteilung zu machen habe. Freilich fand sie seine Anfrage nach dem Backrezept so unwichtig, daß sie fast einen leichten Ver druß darüber verraten hätte, um einer solchen Kleinigkeit willen gestört worden zu sein; allein gewöhnt, sich zu be herrschen, gab sie ihrem Vater eine freundliche Antwort und fuhr dann rasch und leise fort: „Gib mir den Arm, Papa, und laß uns, ohne Aufsehen zu erregen, durch die Salons promenieren. Wir können dann einen Augenblick in das grüne Kabinett treten, welches nur schwach erleuch tet und vermutlich leer ist; ich habe dich etwas zu fragen, was keine Zeugen verträgt." Graf Sinsfeld fah seine Tochter verwundert an. Sie hatte ihm niemals ein entgegenkommendes Vertrauen be wiesen, und so mußte ihr Verlangen nach einer geheimen Unterredung mit ihm ihn natürlich überraschen. War sie ihm aber früher ziemlich unbedeutend erschienen, so nahm sie dagegen jetzt als Gräfin Stammegk eine so bevorzugte Stellung ein, daß selbst ihr Vater glaubte, derselben Rück sicht zollen zu müssen, und so ging er mit der liebenswür digsten Bereitwilligkeit auf ihren ihm fo seltsam dünken- den Vorschlag ein. Die Voraussetzung der Gräfin traf zu; das grüne Ka binett, ein schmales, ziemlich schmuckloses Zimmer, durch welches die Gesellschafts-Säle mit einer Treppe für die Dienerschaft verbunden waren, war leer. Ein rascher Blick überzeugte Claudia davon, und sich im Sopha niederlas send, winkte sie ihren Vater neben sich und fragte ihn dann leise und angelegentlich: „Möchtest du Philipp gut verhei- Der Graf sah seine Tochter an, als glaubte er nicht recht gehört zu haben; aber sie blickte mit so großem Ernste zu ihm auf. daß nicht zu verkennen war, sie meinte es nicht nur aufrichtig mit der Frage, sondern sie legte auch der selben keine geringe Wichtigkeit bei; und dann wiederholte sie dieselbe im Tone leichter Ungeduld, aber dennoch sehr keise sprechend. „Natürlich möchte ich das," erwiderte der Graf jetzt zögernd und gleichfalls in gedämpftem Tone redend; je doch habe ich noch nicht darüber nachgcdacht, und dein Bruder ist noch so jung und so — und so —" „So einfältig," fiel die junge Gräfin dem Vater scho nungslos ins Wort. „Freilich; indes dächte ich, daß es eben aus diesem Grunde geraten sei, ihm eine ordentliche Frau zu geben." „Jawohl, jawohl," versetzte der Graf, immer noch nicht ganz in seiner gewohnten Verfassung, so sehr setzten ihn die unvorhergesehenen Fragen und Erklärungen sei ner Tochter in Verwunderung. „Jedoch, du wirst ein- sehen, liebe Claudia, daß nicht jede Dame uns als künf tige Gräfin Siüsfeld zusagen würde, und daß eine solche, deren Geburt und sonstige Eigenschaften uns befriedigten — ah, sieh' da, eine Motte zur Winterzeit — daß, ah, wie Wollte ich mich ausdrttckcn? — daß eine solche —" „Daß eine solche sich wahrscheinlich nicht befriedigt zei- würde über die Eigenschaften meines Bruders, meinst hals ihm die Tochter wieder ein. „Nun, das wäre möglich. Allein cs ist ja auch nicht nötig, daß seine Frau ihn aus besonderer Liebe zu ihrem Ehcgc- wenn sie cs überhaupt tut; ob kommt dabei nicht in Betracht." meine Liebe; aber wie können wir „Erlaucht hätten vorhin die Gnade," nahm der Gr« das Wort, „mir Schmeichelhaftes über meine Schwester z sagen, ich freue mich, gestehen zu dürfen, daß Luise gut aus steht. Aber wie sehr wird sie in deck Schatten gestellt du« Ke Komtesse Stammegk, deren blendende Schönheit nich Milian. Aonnm von arie lenzen Scbicgond <5. Foctlctznug) eine fremde junge Dame bewegen, Philipp'S Frau zu wer den, wenn sie selbst — nun, ich will sagen, wenn sic cbe« keine Lust dazu verspürt." „Wir, d. h. du und Mama, ihr habt keine Mittel, das zu bewerkstelligen. Eine derartige Nötigung, falls sie er forderlich sein sollte, müßte natürlich von den Verwandten deiner künftigen Schwiegertochter ausgehen." „Freilich, freilich," gab Graf Sinsfeld zu; „aber, da wir so tief auf die Sache eingegangcu sind — und ich kann mir nicht denken daß du dies ohne Grund veranlaßt hitt- test — also, da wir einmal so tief auf diese Angelegenheit eingegangen sind, so wird es am besten sein, daß wir uns jetzt auch mit vollkommener Offenheit über dieselbe aus sprechen." „Warum sollten wir das auch nicht?" fragte Claudia, die sonst ausdruckslosen Augen mit überraschender Schärfe auf ihres Vaters Gesicht bettend. Lucier vcwegle pcy unruyrg und sprach etwas unsicher: „Nun, du weißt, es ist da ein heikler Punkt zu erwähnen, den ich, so viel wie möglich, immer unberührt lasse. Dein Bruder ist nicht wie andere junge Leute seines Alters, und seine Verschiedenheit von dem, was — was er eigentlich sein sollte, ist leider augenfällig genug, so daß — daß eine junge Dame von Rang und Vermögen nicht freiwillig ihn wählen wird, und daß es Wohl kaum Eltern gibt, welche ihre Tochter zur Heirat mit Philipp zw sagen wir bereden würden — wenn sie nicht durch ihre untergeord neten Rang- und Vermögensverhältnisse dazu bewogen würden. Nun muß ich dir aber gestehen, mein Kind, so sehr ick auch über — über die Eigentümlichkeiten meines Sohnes im klaren bin, so könnte ich mich doch nur schwer dazu entschließen, eine vermögenslose und nicht ebenbür tige Dame zur Schwiegertochter zu nehmen." „Das darf auch nicht geschehen!" versetzte Claudia leb hafter und lauter, als sie bisher gesprochen hatte, und un ter ihrem sich aufbäumenden Stolze schien ihre kleine, unbe deutende Gestalt sichtlich in die Höhe zu wachsen. „Mein Bruder mag im übrigen sein, wie er will, er ist der Erb gras von Sinsfeld, und danach sind die Ansprüche zu be messen, die wir an seine künftige Fran zu machen haben. Was denkst du von meiner Schwägerin Clarisse, Papa?" Gras Sinsfeld fuhr zurück, so bestürzt, so erschrocken, daß er kaum zu stammeln vermochte: „Von deiner Schwä gerin? — Von der Comtesse Stammegk?" Die junge Gräfin lächelte höhnisch. „Ja, was denkst du von ihr, Papa? Würde sie den Anforderungen genü gen, welche du an eine Schwiegertochter stellen mußt?" „Die Komtesse Stammegk? — Sie, so jung, so schön, so geistvoll? — Sie und dein Bruder? — Und sie ist von so hoher Abkunft, so reich! — Wenn du nicht Spott mit mir treibst, so muß ich sagen, daß du dich in ein wunder liches Hirngespinst verwickelt hast, und daß du Wohl tätest, dich davon je eher, je lieber los zu machen." „Nicht doch, Papa; wenn Graf Milian Stammegk eine Komtesse Snsfcld heiraten konnte, weshalb sollte dann nicht Graf Philipp Sinsfeld eine Komtesse Stammegk zur Frau nehmen? — Uebrigens besorge ich, daß der Reich tum, den sie ihm zubringen würde, sehr hinter ihren übri gen glänzenden Eigenschaften Zurückbleiben möchte." „Darin irrst du zuverlässig, versetzte der Graf, der sich allmählig von seinem bestürzten Staunen zu erholen an fing, mit der Miene überlegenen Wissens. „Bei der Ver mögensordnung der Grafen Stammegk ist ein beträchtli ches Kapital für die Töchter des Hauses veranlagt worden, und die verstorbene Gräfin, obzwar eigentlich keine Erb tochter, hat doch durch die großen Güter ihres Mutterbru ders. welche ihr ungeschmälert zufielen, den Besitz des Hau ses Stammegk so vergrößert, daß es den Erbgütern deines Mannes weit mehr als gleichsteht. Von diesem immensen Vermögen erbt Milian nur etwa ein Achtel, das ist ein Drittel von dem ursprünglichen Vermögen der Stammegk. In alles übrige teilen sich, nach dem Testamente der ver storbenen Gräfin, ihre beiden Töchter, die Gräfin Heiklamm und die Komtesse Clarisse." „Ich weiß das alles. Papa, aus Milians eigenem Munde; dennoch behaupte ich: sollte Clarisse meinen Bru der heiraten, so würde sie nicht die reiche Partie sein, für welche sie jetzt gilt." „Was sprichst du? Wie ist das zu verstehen?" „Ich habe jetzt nicht länger Zeit. Papa; ich muß not wendig zur Gesellschaft zurück. Denke du indes darüber nach, ob meine Schwägerin dir mit — etwa der Hälfte ihres von dir vermuteten Vermögens noch eine willkom mene Schwiegertochter sein würde. Ich hole mir die Ant wort auf diese Frage heute nacht vor Schlafengehen; ich komme dann auf einen Augenblick zu dir in dein Zimmer." Graf Sinsfeld, dem zahllose Fragen auf den Lippen brannten, suchte seine Tochter noch zurückzuhalten, aber vergebens. Unter dem freilich zutreffenden Vorwande, sich ihren Gästen schon zu lange entzogen zu haben, enteilte sie ihm. Er blieb noch eine gute Weile allein im grünen Ka binett, eine Beute ratloser Verwunderung, zweifelhafter Vorsätze und widersprechender Entwürfe. Claudia wurde bei ihrem Wiedereintritt in den gro ßen Gesellschaftssaal von ihrem Gemahl mit finsterm Stirnrunzeln und der unwilligen Frage empfangen: „Wo steckst du denn, Claudia? Man hat bereits gefragt, ob du unwohl seiest, und statt deiner macht Clarisse die Aufwar tung von Tennenborn." „Gönne cs ihr, Milian," .rwiderte die Gräfin spöttisch und zog die Hälstc ihrer schmalen Oberlippe in die Höhe, wodurch ihr reizloses Gesicht einen unbeschreiblich wegwer fenden Ausdruck erhielt. Und als der Gras sie fragend an- sah, fügte sie hinzu: „Verlaß dich auf mich, Milian, es wird nicht ost mehr geschehen. — Ah, Graf Gunstorff, wie schön Ihre Schwester heute ist! Mein Mann ist nicht we nig stolz darauf, daß Komtesse Ludovika ihm den ersten Tanz zugesagt hat." Der stattliche junge Mann, an welchen sie diese Worte richtete, war eben zu ihr getreten und bot ihr den Arm, um sie selbst zum Tanzsaale zu führen, wo bei ihrem Erscheinen der Ball mit einer Polonaise eröffnet wurde, welche bald in einen munteren Walzer überging. Als nach einem Nund- ianz von einigen Touren die Gräfin plaudernd an der Seite ihres Partners stand, sielen ihre Blicke aus ein nur wenige Schritte von ihr entferntes Paar, und ein Schat te» flog flüchtig, jedoch nicht ohne das; Graf Gunstorff ihn wahrgenommen hätte, über ibr Gekickt. Rätsel. Wirkt die Naturkraft mit Matz, erhält sie anderen das Leben; Schreitet sie stärker einher, bringt sie der anders den Tod, mr mich, sondern den ganzen Kreis meiner hier anwesen den jungen Freunde völlig überwältigt hat." „Ich bin Ihnen dankbar, Graf, für Ihr günstiges Ui teil über meine Schwägerin. Sje ist so selten in der Lag, sich an einer Gesellschaft beteiligen zu können, daß es un doppelt erfreulich ist. wenn sie das Vergnügen einer solche einmal ohne — ohne Unfall genießen kann." „Sie ist doch scheinbar so frisch und blühend," sprm »er Graf, das Auge mit aufrichtiger Teilnahme auf Clc cisse heftend, welche sich voll anmutiger Heiterkeit mit ihre» Tänzer unterhielt. „Und dennoch scheinen Ew. Erlauck Worte leider das zu bestätigen, was ich schon wiederhol nit tiefem Bedauern vernahm, daß der GesundheitSzr stand der Komteffe ein sehr zarter ist." „Leider ist eS so, und —" , Sie wurde zu ihrem Verdruß unterbroch«, denn fi jätte gern ihre Absicht durchgcjührt, dem Grafen noc 'inige dunkle Andeutungen über den angeblichen Zustau! ihrer Schwägerin zu machen, um dem sichtlichen Eindruck! welchen Clarissens Schönheit und Anmut auf ihn gemach hatte, ein Gleichgewicht zu geben. „Findest du rticht, Claudia," fragte ihr durch einig Paare von ihr getrennter munterer Vetter Karl v. Gladen »eck, „daß die Komteffe Clarisse und dieser Prachtmensch »er zur Spreng«, das schönste Paar auf diesem Balle sind! — Ob der Bursche Schneid hat! Sich gleich diese feudal Schönheit zur Partnerin auszuwählen!" „Was das Aeußere betrifft, so sind sie einander wert, »ersetzte Claudia, kaum fähig, den tiefen Verdruß zu ver iergen, welchen Clarissens unzweifelhafter Erfolg ihr be kettete; „und es scheint überdies, daß dein kluger Schütz äng sich leidlich gut mit meiner Schwägerin unterhält? „Leidlich gut! — Aber was denkst du? Ich habe die «n ernsthaften Menschen noch nie so angeregt gesehen. Uni neinen Schützling nennst du ihn? — Du lieber Himmel! Als ob ich jemals in die Lage käme, jemanden zu be- zönnern; und noch dazu diesen ebenso sündhaft reichen als mabhängigen Selstherrscher, ja Selbstherrscher! Denn ei st innerhalb seines Reiches — so kann man seine ausge- »ehnten Besitzungen Wohl nennen — ein unumschräktere» Vebieter als irgend ein Fürst in Europa." „Und ich habe Maina doch oft erzählen hören, wie sei- »em Vater die Hand seines Gesellschafts-Fräuleins vor »essen blutarmen Ettern verweigert wurde, wegen seine; iußerst üblen Verhältnisse," entgegnete Claudia mit ge- »ärnpfter Stimme ihrem inzwischen näher getretener Vetter. „Ich glaube das gern, meine gnädige Gräfin." sagt! Äraf Gunstorff. „Es ist bekannt, daß die zur Sprenge stä nit großer Kraft und Ansdauer aus einer recht mißliche; Zage zu ihrer jetzigen Höhe cmporgearbeitet haben. Ob »er ältere zur Sprenge die Abweisung, welche er von den Gesellschafts-Fräulein erfuhr, sehr bedauert hat, weiß ick licht; jedenfalls hat er sich später darüber getröstet. Er hat ich nämlich »stit der Tochter eines hochgestellten Beamter »ermählt, welche ihn. wie ich hörte, sehr glücklich gemach >at. Ick glaube das gern, denn einer liebenswürdigerer Dame, als die Mutter meines Freundes Günther ist, be zegnet man kaum jemals." „Ihren Freund Günther? Bezeichnen Sie so der Herrn zur Sprenge, Graf?" „Er erlaubt mir, ihn so zu nennen, Erlaucht." „Er erlaubt Ihnen? — Aber was sagt denn dazr sie Frau Gräfin Gunstorff?" „Ich denke, Mama sagt sich, ihr leichtsinniger Sohr önne leicht gefährlichere Freundschaften schließen, als mi »em ernsten, in jeder Hinsicht tüchtigen zur Sprenge." Claudia zog die halbe Oberlippe auf, und Gra Sunstorff, der eben jetzt mit ihr anzutreten hatte, dacht, >ei sich, Milian Stammcgk habe eigentlich eine häßlich, Zrau, was um so seltsamer sei, als jeder Blick auf sein, Schwester ihn davon hätte überzeugen müssen. Diese Schwester des finsteren Milian verlebte eber etzt eine Stunde so ungetrübter Heiterkeit, wie sie ihr sei äuget Zeit nicht mehr zuteil geworden war. Schon dei Umstand an sich, daß sic sich inmitten einer zahlreiche; dem Anscheine nach in frohester Stimmung befindlichen Gl sellschaft bewegte, gab ihr. der seit Jahren in einsamer Ab geschlossenhett Lebenden, ein Gefühl der Freude, und die wurde erhöht durch den Glanz und die Vracht der Umgc bung, durch die Anmut und Freundlichkeit der Franc und ihr munteres Geplauder, das so Wohl zu dem Klang der Weichen, vollen Touwcisen paßte, welche einander i reizendem Wechsel ablöstcn. Mehr jedoch als alles übrige erfreute Clarissen ih Zusammentreffen mit dem jungen zur Sprenge. Wen auch durch sein vornehmes Aeußere und durch sein cbeus sicheres wie einfaches Benehmen vollkommen in den Nal men dieser vornehmen Gesellschaft passend, unterschied e sich doch durch den Geist und den Ton seiner Unterhalt;»» auffallend von der oberflächlichen Weise, »nit welcher di meisten jungen Herren ihre Gespräche zu führen Pflegte; Die Wärme seiner sich unwillkürlich verratenden Empfir düng, der Ernst, womit er der» Dingen auf den Grun ging, seine Gewalt über die Sprache, seine ebenso ei; fachen wie treffenden Ausdrücke hatte« für die junge Dam, da diese in den wenige»» geselligen Zusammenkünften, di sie seit dem Tode ihrer Elter»» besucht hatte, wenig and« res als leere Plauderei vernommen hatte, den Reiz Neuen. Ueberraschenden.
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