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Weißeritz-Zeitung : 12.12.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-191712127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19171212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19171212
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1917
- Monat1917-12
- Tag1917-12-12
- Monat1917-12
- Jahr1917
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 12.12.1917
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a Also besser Heim- Sein ft Kut verdankte er einem Lottcriegewinn, nnn würde er sicher für seinen Sohn die goldene Erbin gewinnen. Er suchte ihn auch sofort auf, um ihm anzukündigen, daß er Edith als Tischnachbarin haben und daß er über haupt verpflichtet sein werde, sich vorzugsweise mit ihr zu unterhalten. . Waldemar seufzte. „Ich fürchte, das wird ein saures Stück Arbeit werden," meinte er. „Gerade sehr crmnti gend steht die exotische Vase nicht aus; entweder ist sie UüchnEa ober lauawetlia oder dumm über all« Maßen. Kienholz jubelte innerlich bei diesen Worten, geizig war diese Millionärin auch noch! Um so für ihre Tochter und den Mann, der die letztere führte. Was war doch er, Kienholz, für ein Glückspilz! „Ist denn Gustav nicht gut zu dir, Tante?" fragte sie und schaute der Tante dabei forschend in die Augen. Die Tante lachte zuerst über die kindliche Frage, dann leuchtete ihr Antlitz auf einmal auf in Rührung und stolzer Freude. „O ja, mein Kind, gut ist er und lieb und brav; aber schau, ein Mann muß in die Welt, seine Studien, sein Um gang mit Kameraden, das alles entfernt ihn von der i Mutter, je mehr es heranreift. Dich, Mariechen, dich werd' ich recht liebgewinnen, das seh' ich schon jetzt. Aber, sag einmal, darf ich nicht Mizzerl zu dir sagen? Mariechen ist gar so lang " Die Kleine, die erst den Worten der Tante mit An dacht gelauscht hatte, lachte nun hell auf. „Dasselbe hat mir Vetter Gustav auch schon gesagt," rief sie fröhlich „Nur will er nicht Mizzi, sondern Mimi zu mir sagen." „Gefällt dir das bester?" fragte die Tante. Di« Kleine zögerte einen Augenblick. „Ja," sagte sie endlich und lächelte dabei ganz eigen süß und schelmisch. „Also Mimi, meine liebe, kleine Mimi!" sagte dir Tante herzlich und drückte den Blondkopf an sich. Indessen hatte Kienholz die Amerikanerin in die für sie vorbereiteten Zimmer geleitet und entschuldigte sich tausendmal, daß er der lieben Cousine nicht mehr Koni fort bieten könne. Sie wehrte gnädig ab. „Aber ich bitte dich, lieber Ferdinand, wie magst du nur davon reden! Wenn du wüßtest, welche Zeiten ich durchgemacht am Anfang meiner Künstlerlaufüahn! Dann freilich, als mein Stern leuchtend anfging, als ich gefeicri und bewundert wurde und gar später, als ich den Mann fand, der mir seinen ganzen Besitz zu Füßen legte, dann ' war alles Glück und Herrlichkeit. Aber ich habe die harten Tage nie vergessen können und ich bin nie zur Verschwen derin geworden; mein Mann behanptete oft im Scherz, ich würde einmal ans einem Gcldsack verhungern. Du siehst also, daß ich keine Ansprüche mache; ich weiß übri gens immer den Verhältnissen Rechnung zu tragen." bzaeisterl«» Loh dafür; Kienholz flüsterte ab«r dann sein« t Estin zu: „Ra, jetzt wirst dn'S doch glaube», daß der s Junge wirklich ein Tapezierer ist." Nun ging es ans Tischdecken und kann, war das be- c endet, fuhr draußen ein Wagen vor, von Fritzchen mit ge- i waltigem Gebrüll begrüßt. Alle eilten hinaus, die An- kommenden zu empfangen; drei Damen entstiegen dem > Lagen: die eine, klein und etwas rundlich, in eleganter, - hellgrauer Reisekleidung, die zweite groß, etwas hager, L in grellschottischcm Staubmantcl, und endlich ein junges f Mädchen mit feinen Zügen, das blaß und merkwürdig l -ernst auSsah. k .- Kienholz war schon im Begriff gewesen, der rnnd- l ltchen Dame, deren elegante Toilette trotz ihrer Einfach- h heil ihm ausgefallen war, zuerst entgegenzmilen; aber zur k rechten Zeit hatte er bemerkt, daß sie lächelnd Gustav zu- L genickt, und er stürzte sofort auf die buntgckleidete r Dame zu. „Amalie, welche Freude!* rief er. „Ferdinand, so U sehen wir uns wieder!" klang es zurück, und der M rotschottischc Mantel umhüllte den biederen Kienholz. Unterdessen hatte Frau Betti die rundliche Dame in U die Arme geschlossen und das blasse Mädchen stand allein, sah von einem zum andern und lächelte seltsam müde und traurig. Frau Betti hatte trotz der Zärtlichkeit, mit der sic ihre l Verwandte und Jugendfreundin begrüßte, doch Zeit ge- ' funden, ihren Gemahl zu beobachten, und hatte mit Miß fallen seinen langen Aufenthalt, in der schottischen Um- x hüllung bemerkt. Es war ein säuerliches Lächeln, mit dem - ste Amalie begrüßte, als Kienholz sie ihr zuftthrte; die i Amerikanerin nahm das blasse Mädchen an der Hand nnd i tief theatralisch: „Hier, meine Lieben, mein kostbarster - Schatz, mein höchstes Glück, meine Tochter Edith! Oeffnet i ihr eure Herzenk" i Ein feines Rot stieg in die Wangen Ediths bei dieser i Vorstellung, und dies Erröten gewann ihr das Herz Frau s Bettis. Sie schämt sich für die komödienhafte Art ihrer 5 Rutter, dachte sie und schloß das Mädchen mit größerer Wärme in die Arme, als sie sonst Wohl getan hätte. Unterdessen hatte Gustav seiner Mama die Kinder des Onkels vorgestellt; Mariechen schmiegte sich besonders innig an die Tante und erregte auch deren besonderes M Wohlgefallen. M Tante Amalie aber brach fast in Tränen aus, als sie M die Kinder sah. „Mein Gott, wie frisch, wie blühend sehen M wure Kinder aus und mein Kleinod ist so bleich!" „Bei uns wird sie bald Farbe haben," rief Kienholz U. eifrig; „unsere Gegend ist gesund und das Leben in U unserem Hause heiter; ich wäre stolz darauf, wenn deine U Tochter sich gerade bei uns erholte. H r Man ging dem Hause zu, bewunderte laut die ge- M schmackvolle Dekoration und Kienholz lobte in seiner Mr Herzensfreude Emma gegenüber die Geschicklichkeit ihres M Sohnes überschwenglich. Vorerst begaben sich die Angekommenen in die ihnen U zur Verfügung gestellten Zimmer, um die Neisekleider ab- U zulegen. Mariechen ergriff die Hand Tante Emmas und A fragte ängstlich besorgt: „Tante, bist du auch gewiß nicht M böse, daß ich in deinem Zimmer schlafe? Wenn du lieber M allein bleibst, dann will ich's Mama sagen, daß sie mich in W Trinens Stübchen legen läßt, die kann ja indessen in der H Küche schlafen." „Aber du liebes Herzerl," sagte die Taute herzlich und drückte einen Kuß in das Blondhaar der Nichte, „ich T bin ja froh, wenn ich so ein nettes Mäderl bei mir haben k» darf; ich wollte, ich hält' eins oder der Gustl wäre eins! h Lon den Buben hat man ja gar nichts." Das letztere wü« mtr, osten gestand««. am liebste«, aver daS wird ktder gerade nicht der Fall sem. Hast du st« «in Wort reden gehört, Papa?" , Kienholz dachte einen Augenblick nach. „Nein, mußte er dann zngestehen; „aber du, ich hab's! Das Mädchen kann gar nicht deutsch. Wenn die Mutter auch - eine Deutsche ist, sie haben in Amerika gelebt und jedenfalls im Hause nur englisch gesprochen worden; du mußt also eng lisch mit ihr reden." „Englisch? Ich?" rief Waldemar entsetzt. „Nun etwa nicht?" fragte Kienholz entrüstet zurück. „Wozu habe ich dich denn so lange unterrichten lassen, wenn du dein Wissen nicht anwenden willst? Ich hoffe, du gibst dir alle Mühe." Damit verließ er seinen Sohn und begab sich in die Küche, um nachzuschen, ob das Frühstück bald fertig sei. Waldemar fuhr sich aufgeregt mit den Fingern durch die Haare. Die Aussicht, mit der neuen Cousine englisch sprechen zu müssen, machte ihm diese nicht sympathischer und gerade dieses Mädchen sollte er um jeden Preis er obern. Nicht genug, daß er sich mit ihr in einer fremden Sprache unterhalten mußte, er wußte ja nicht einmal, wie und wovon sich unterhalten. Sie war reich, verwöhnt, war viel in der Welt herumgekommen, was konnte er ihr erzählen? Seine Studentenerlebnisse, ein paar lustige tkncipgcschichtcn, das war alles; und bei diesen armseligen, kindischen Geschichten noch nach Vokabeln suchen müssen, das war einfach haarsträubend! Den Mann hätte er sehen mögen, der unter solchen Umständen ein Mädchen be zaubert Hütte. Ver zweifelt begab er sich in sein Zimmer und nahm ein Büchlein vom Regal: „Der kleine Engländer oder die Kunst, in drei Monaten vollständig englisch zu sprechen." Eifrig blätterte er darin und schrieb von Zeit zu Zeit einen Satz auf einen Bogen Papier; endlich schlug er das Buch zu und ging dann mit dem Bogen im Zimmer- Hin und her, halblaut die Sätze memorierend, die er aus geschrieben hatte. Als er sie endlich auswendig wußte, lachte er ingrimmig auf. Mit diesen Schulsätzen sollte er einem zweifellos gebildeten Mädchen imponieren! Es war zu dumm! Wenn er doch nie ein Wort englisch ge lernt hätte, daß der Papa keine solchen Anforderungen an ihn stellen könnte! Wenn das Mädchen doch lieber eine Chinesin wäre, dann könnte er sich der Zeichensprache be dienen, und die ist in allen Landen so ziemlich gleich. Gustav trat jetzt ein und störte ihn in seinen Be trachtungen; er erblickte das aufgeschlagene Buch mid schaute hinein. „Du treibst Englisch?" fragte er. „Ich habe es getrieben und wieder vergessen und jetzt muß ich es wieder hervorkramcn wegen der amerikani schen Verwandten," entgegnete Waldemar seufzend. „Ich bekomme die Cousine als ständige Tischnachbarin und muß sie unterhalten; wie soll ich da mit meinem trostlos kümmerlichen Englisch vorwärtskommen?" „Armer Kerl!" sagte Gustav mit tiefgefühltem Be dauern; „ich möchte nicht an deiner Stelle sein. Ucbrigens ist die Geschichte vielleicht gar nicht so gefährlich; die Mama spricht, soviel ich gehört habe, ganz vorzüglich Deutsch, davon wird die Tochter doch Wohl auch was abbe kommen haben. Also nur Mut!" In diesem Augenblick steckte Fritz den Kopf zur Tür herein. „Ihr sollt zum Frühstück kommen!" ries er und verschwand wieder. Waldemar gab sich einen gewaltigen Ruck und ging stramm hinaus, um sein inneres Unbe hagen zu verbergen. Draußen traf er schon auf den Vater, der ihm rasch zuflüsterte, er möge nur ja recht liebenswürdig sein. In demselben Augenblick trat Tante Amalie, gefolgt von Edith, aus ihrem Zimmer. Kienholz eilte auf sie zu und bot ihr den Arm; sie schlug ihn lachend aus. „Nichts da, lieber Ferdinand, nicht feierlich und nicht galant; ich bin zu euch gekommen, um einmal ein so recht gemütliches, kleinstädtisches Familienleben zu führen, je einfacher, je lieber. Unsere Kinder sollen wie Geschwister und wir alle gleichberechtigte Hausgenossen sein; ach, ich hoffe, cs wird reizend werden!" Sie schlug wie in kindischer Frende die Hände zu sammen; Kienholz sah sie freudig au. „Du bist entzückend, Amalie," sagte er im Tone echte ster Ucbcrzeugung, denn er war wirklich entzückt von ihrer Art; für ihn konnte nichts vorteilhafter sein als diese tolle Laune der Millionärin, die arme Kleinstädterin zu spielen; diesem Gelüste sollte sie hier nach Herzenslust frönen können und das junge Mädchen sand vielleicht sogar Ge fallen an einem derartigen Leben; alles Neue und Unge wohnte zieht an und fesselt. Waldemar hatte bei den Worten der Tante erleichtert ausgeatmet; bei einem ge schwisterlichen Verkehr würde gewiß auch sein mageres Englisch von der scherzhaften Seite genommen und schadete ihm weiter nicht. Und so wagte er es denn mutig nach einigem Räuspern, Edith leise zu fragen, ob sie nicht müde von der Reise sei. Das Mädchen lächelte fast unmerklich, Waldemar hatte es aber doch gemerkt und. errötete; dies leise Lächeln sagte ihm, daß seine Aussprache doch wohl nicht ganz ein wandfrei sei. Nun würde das so fortgehen, er immer mühsam zusammengesuchte Sätze stammelud, sie immer lächelnd; wenn dies Lächeln auch nur so schwach und so wenig boshaft war, ärgern würde es ihn doch jedesmal. Ehe er diese Gedanken noch zu Ende gedacht, schlug Ediths Stimme an sein Ohr: „Die Mühe war über flüssig, ich spreche vorzüglich Deutsch." Er starrte sic einen Moment lang verblüfft an, dann sagte er mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung: „Gott sei Dank!" So treuherzig kam das heraus, daß Edith lachen mußte, und Waldemar lachte mit; Kienholz aber freute sich innig, daß die beiden jungen Leute sich so gut unterhielten. Jin Verandazimmcr waren die anderen schon ver sammelt, und bei dem Frhstück ging es äußerst lebhaft zu; die Gäste waren weltgewandt, die Wirte liebenswürdig, und an Gesprächsstoff mangelte es nicht. Wenn man ein ander so viele Jahre hindurch nicht gesehen, und wenn jedes Einzelne wechselvolle Lebensschicksale gehabt hat, gibt es eine Menge zu erzählen. Zn einem ausführlichen Bericht iiber die Schicksale kam es nun allerdings nicht in dieser ersten Stunde des Beisammenseins; erstens wcren Emma und Ainalie einander fremd und zweitens war die Anwesenheit der jungen Leute ein Hinderuis. Zu einer vertraulichen Anssvracke war ia bei einem lanaen Anfeni- i halke A« gmug, und so gab es bot diesor ersten Mahl- zrit nur eia buntes Durcheinander von kleinen Episoden aus der längst- und aus der jüngstvergangenen Zeit. An die Erinnerung an einen lang verstorbenen Verwandten, der ein sonderbarer Kauz gewesen, knüpfte sich die Er Zahlung von einem drolligen Coupegenoffen, den man ans der Herreise gehabt hatte, an einen funkelnagelneuen Witz von heute, ein Kindergeschichtchen, das vor sünfund- > zwanzig Jahren die Verwandtschaft erheitert hatte. Kien ! Holz bemerkte mit einigem Mißvergnügen, daß Gustav eine besondere Unterhaltungsgabe besaß; er schien äußerst welt gewandt zu sein und dabei hatte er etwas so herzig Frisches und Liebes in seinem Wesen, daß er durchaus nicht den Eindruck eines Schwadroneurs machte, und daß man ihm gut sein müsse, ob man wollte oder nicht. Emi germaßen beruhigte sich der beobachtende Onkel dabei, daß ! Gustav sich hauptsächlich mit Mariechen beschäftigte, und ! daß sich Edith mit dem stilleren Waldemar ganz gut untcr- i hielt. Nur als Amalie anfing, von ihrem glänzenden Leben in Amerika zu erzählen nnd bei jedem Satze: „Nicht > wahr. Ditha?" zu ihrer Tochter sich wandte, da ward das ! Mäuschen stiller und sagte schließlich nichts mehr als ein müdes: „Ja, Mama." Nach dem Frühstück gingen die beiden Frauen auf ihre Zimmer, die Reiseeffetten auszupacken, die jungen Leute schlenderten mit den Kindern ihres Oheims in Garten, ; Stall und Wirtschaftsgebäuden umher. Sie waren bald vertraut miteinander, und besonders Gustav gegenüber hatten die Kienholzschen Sprößlinge bald das Gefühl, als obste seit Jahren miteinander verkehrt hätten. ! Am Nachmittag kamen dann auch die beiden Frauen nnd ließen sich von ihren Wirten Haus und Hof zeigen. Mit Stolz machte Kienholz den Führer und es gab ihm einen Stich ins Herz, als Amalie schließlich sagte: „Wie niedlich das alles ist, wie ein Spielzeug!" ' Aber er faßte sich schnell und entgegnete: „Das Gut ist nach unseren Verhältnissen ganz respektabel, du frei lich bist an größere Verhältnisse gewöhnt," — er stockte, es fiel ihm ein, daß er in Emmas Gegenwart nichts von dem Reichtum Amaliens erwähnen durfte — und fügte , dann rasch hinzu.: „In Amerika geht alles ins Große." tivrnt : Scherz und Ernst. ts. Ter Aufschwung der deutschen Brauukohlenin- ! dustrie. Durch tue Kriegswirtschaft hat der Braun- ! kohlenbergbau in Mitteldeutschland eine ungeahnte Be- i deutung bekommen. Schon vor dem Krieg zeigte er eine sehr starke Zunahme. Im Jahre 1913 betrug! die Produktion 87 Millionen Tonnen gegen 67 Miö - lionen Tonnen im Jahre 1910. Im Krieg litt der ! Braunkohlenbergbau zunächst ebenso wie die Stein- ! vohlenerzeugung unter Mangel an Arbeitern. Es ist ; aber bald gelungen, diesen Mangel auszugleichen, weil ! die Art des Betriebes die Verwendung von ungelernten j Arbeitern, also auch von Kriegsgefangenen, begünstigt. Ließ sich dem Arbcitermangel abhclfen, so entstand durch den Krieg andererseits eine gewaltige Nachfrage i nach Braunkohlen. Nicht allein für die Zwecke des ! industriellen und Hausbrandes, sondern in größerem Maße noch für die chemische Industrie und die Elek trizitätsindustrie. Die Braunkohlen sind für die Elek- ! trizitätsindustrte dadurch wichtig geworden, daß die ; Tlektrizitätserzeugung direkt an den Gewinnnngsort der Kohle verlegt wurde. Statt des Transportes der Kohle wird nun der elektrische Strom auf große Ent fernungen fortgeleitet. Die Beleuchtung Mitteldeutsch lands wird hierauf beruhen. Dadurch wird einmal das Transpvrtproblem viel besser als früher gelöst, > zweitens wird durch direkte Verbrennung die sparsame i Ausnutzung der Braunkohle gewährleistet. Gewaltige ! Verbesserungen sind hier noch im Gange, die Kohlen i io wirtschaftlich wie möglich auszunutzen. Da direkt and indirekt die Elektrizitätserzeugung hohe Bedeu tung für alle Kriegszwecke hat, so leuchtet es ohne weiteres ein, daß alle Anstrengungen gemacht worden sind, die Braunkohlenerzeugung zu steigern. Sie haben auch Erfolg gehabt. Die Produktion ist gegenwärtig i noch großer als vor dem Krieg. Dabei ist die Ver- ; ivendung der Braunkohle zur Elektrizitätserzeugung i nur ein Teil der kriegswirtschaftlichen Ausnutzung, j Wertvoller fast ist sie noch als Rohstoff in der chemr- - schen Industrie. Auch die in Elektrizität verwandelte Kohle kommt zwar großen Teils der chemischen In dustrie wieder zugute, soweit ste bei der Gewinuung ! oon Luststickstoff VerwendunL findet. Vor allem aber Lüelt die direkte chemische Verarbeitung der Braunkohle auf Teer, Oele usw. eine hochwichtige Rolle in der Kriegswirtschaft. Vom Anfang des Krieges an hatte , dies die deutsche chemische Industrie erkannt. Sie hat sich in erster Linie durch die Badische Anilin- und Sodafabrit in großem Umfange direkt am mitteldeut- chen Braunwhlenbergbau beteiligt. Eine Reihe an- , derer chemischer Werke sind ihr gefolgt. Es ist daher kein Wunder, daß sich die deutsche Braunkohlenin- j dustrie während des Krieges außerordentlich günstig ! rntwickelte. Die Preise der Kohlenselder sind enrom ! gestiegen. Wo früher Ackerbau betrieben wurde oder i Heide war, sind große Werke entstanden- Die bei i der Braunkohlenvcrwertung gemachten Erfindung n und i die Nicsenanlagcn des Krieges bilden dabei auch für I die Friedenszeit einen bedeutenden Zuwachs an Deutsch- ; lands industrieller Produktionskraft. In der Aus- i Nutzung der einheimischen Rohstoffe ist ein gewaltiger! ; Schritt vorwärts getan worden. Erst nach Beenoi- § zung des Krieges wird es möglich sein, die neu ent? . standenen Industrien und ihre Produkte zu übersehen und zu würdigen. Auf jeden Fall aber ist durch die aus Not geborenen Erfindungen des Krieges der Wert der deutschen Braunkohlenlager um ein Viel- i faches gehoben worden. Ste werden nach dem Krieg > im Wirtschaftskampf eine sehr große Rolle spielen. * * * . ; , > - Humoristisches. i Nus einem Brief. ... in d,er rechten unteren Ecke findest du einen Fettfleck. Sehr fein. Ganslcber. ! Hoffentlich wird er nickt an der Grenze beschlagnahmt!
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