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Weißeritz-Zeitung : 22.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192309220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19230922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19230922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1923
- Monat1923-09
- Tag1923-09-22
- Monat1923-09
- Jahr1923
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 22.09.1923
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Veranlworllicher Redakleur: Selir Ieb«e. — Druck und Verlag: Tarl Iev«e in Dtppol-iswal-e Sonnabend den 22. September 1923 89. Jahrgang Nr 222 IM edigt im rgenfälle i«. » Sonn- 4»/. Adr r 1923. hkwerkeS gemästete 1114800, lühe und d Eaug- ugkälber öchweine im Alter i 000000, l1 Tiere, k gestellt mepreise ma ikox »KS« ier. "e'O >ndt. »ier. den s. 1680 st. 49. 22, Mdt. Bezugtpr^lS: Diese Woche 10200000 AI, mit Anträgen. Einzelne Nummern 2 000 000 M. Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nummer 3. Gemeinde - Verbands - Girokonto Nummer 3- Postscheckkonto Dresden 12 248. >t. i-ar ' u. m„ 2 7 cm. , 79 83. n «nt- aeen-t. edankfest. mdmahls. fendmahl. : Pfarrer >/, 11 Uhr k. 2 Uhr st. 2 Uhr . 2 Uhr Krömer- : Pfarrer Pfarrer !>r Tauf- r Unter- 3ug«nd. AuzeigeupreiS: Die 42 Millimeter breite Petitzeile 120 M. X jewelltg« Schlüsselzahl. Eingesandt und Reklamen Zeile 300 M. X se- weillg« Schlüffelzahl. ;t flch ,n beben er- 1S2S. n. »endmahl: 11 Uhr WecheritzZeitung Tageszeitung un- Anzeiger sür Dip-ol-iswal-e, Schmiedeberg u.A« O , ----- -1 «etteNe Jett««« -es Leztrk» x Dieses Blatt euthSlt -le amtlichen Lekanntmachrmgea -er Amlshamilmanafchafl, -es Amtsgericht» un- -es Sta-trats zu Dtppol-iswal-e OerllicheS und SSchstscheS. Dippoldiswalde, 22. September. Wenn in der .guten allen I Aeit' in aufreibender, rastloser Berufstätigkeit die .sauren Wochen I durchgerackert waren und ein .frohes Fest' an die Reihe kam- I lo schloß Baker die Werkstatt, das Bureau und feierte mit den I Seinen die Festtage in ungetrübter Freude, das Leben nur von der I angenehmen Seite betrachtend. Kopf und Hand sie ruhten aus. I Erholungsstunden. — So war es gestern abend in dem der Heimat- I liebe gewidmeten Vortragsabend des Gewerbevereins, nur I noch in erhöhtem, in unendlich vielfach erhöhtem Matze. Ver- I gellen war auf eine Stunde di« Sorge, die vom Morgen bis zum I Abend und oft auch vom Abend bis zum Morgen uns nicht los läßt: .Wie. bestreite ich in den nächsten Tagen das Lebensnot wendigste'; vergessen war der stumme Fluch darüber, datz die Gas rechnung erst gestern wieder alle Berechnungen über den Haufen warf und den letzten Millionenschein aus der Brieftasche holte; vergessen auch Mutters wehmütige Bemerkung: .Da möchten wir diesmal auch zum Sonntag auf Fleisch verzichten.' Der Nullen- wahnstnn und der Ingrimm über jene, die ihn mindestens mit ver schuldeten, trat in den Hintergrund. Der Kopf schlief ein, aber das Herz wurde wach, wach durch das, was der Vortragende, Lehrer Melzer aus Dresden, dem Ohr und dem Auge bot durch echt deutsche Worte von hohem Schwung und gemütvoller Tiefe und durch Lichtbilder, die — die einfach .schön' waren. Heimatliebe. War es nicht, als ob in der Brust sich etwas dehnte und reckte, was wir ganz vergessen, vernachlässigt hatten? Der gestrige Abend brachte uns eine Erholungsstunde nicht zu übertreffender Art. Heimatliebe. Und fast störend im Nachgenuß konnte man den wohlverdienten lauten Beifall am Schluffe des Vortrags empfinden. Redner führte uns aus -er engeren Heimat Sachsen in die Lausitz, in die Wendei, nach Niedersachsen, in die Mark, nach Franken, an den Rhein, in die deutschen Alpen und zurück ins sächsische Erzgebirge; überall edle Perlen suchend und findend. Er — doch nein — nichts weiter an dieser Stelle — — das mutz man selbst gesehen und gehört haben — gesehen und gehört mit dem Herzen. — .Deutscher Junge, das ist Dein Vaterland, lerne es lieben! Möchten gestern abend unter den Zuhörern recht viele Schulmädel und Schuljungen gewesen sein! Wollen wir uns alle zu ihnen zählen! — Datz ein pünktlicher Beginn auch diesmal nicht möglich war, des unpünktlichen Erscheinens eines Teiles der Zuhörer wegen, bedarf kaum der Registrierung; das ist heute in Dippoldis walde selbstverständlich. Dippoldiswalde. Wiederholt ist an dieser Stelle von dem Ausgleichsstock die Rede gewesen, der aus Zuschlägen zur Woh- nungsbauaogabe gebildet werden soll und bestimmt ist, für sosche große Instandhaltungsarbeiten, die dringlich sind, vom Grundstücks besitzer aber aus irgend welchem Grunde nicht bezahlt werden. Die Schiedsstelle, der die Vergebung dieser Mittel zusteht, hat hierfür folgende Grundsätze für unsere Stadtgemeinde aufgestellt: Darlehen aus dem AuSglelchsstock sind in erster Linie für solche große InstandsehungSarbeiten zu gewähren, deren Vornahme unbe dingt notwendig ist, um das Grundstück vor Verfall zu bewahren oder Gebrauchsunfähigkeit und Gesundheitsschädlichkeit der Woh nungen zu verhüten. Maßgebend für die Beleihung ist nicht der Zeitpunkt der Antragstellung, sondern die Dringlichkeit sowie Wirt schaftlichkeit der vorzunehmenden Arbeiten. Darlehen können an alle zum Ausgleichsstock beitragspflichtigen Hausbesitzer gewährt werden. Bei gleicher Dringlichkeit ist auf ihre VermögenSver- hältniffe Rücksicht zu nehmen. Die Darlehnsgewährung wird auf einen Teil des erforderlichen Aufwands beschränkt, wenn dem Vermieter zugemutet werden kann, einen Teil aus dem Haus- Konto A oder bei nickt vermieteten Häusern aus eigenen Mitteln zu nehmen. Maßgebend sind die wirtschaftliche Lage des Ver- Mieters und die Verhältnisse des Geldmarktes, bei Entnahme aus dem HauSkonto A auch der Zustand des Grundstücks. — Die Dar lehen find unverzinslich. Gebühren für ihre Gewährung oder ein lausender Verwaltungskostenbetrag werden nicht erhoben. — Als Sicherheit ist auf dem Grundstücke des Darlehnsempfängers auf seine Kosten eine SicherungShöchsthyoothek für die Stadtgemeinde Dippoldiswalde für ihren Äusgleichsstock im Betrage der ge währten Summe zu bestellen. Bei mittellosen Hausbewohnern kann die Echiedsstelle eine andere Regelung dieser Kosten treffen. Der Darlehnsempfänger hat die der Hypothek vorgehenden oder gleichstehenden Hypotheken auf Verlangen der Schiedsstelle für Hauserhallung löschen zu lassen, soweit sie sich mit dem Eigentum in einer Berson vereinigen oder vor diesen Hypotheken einen Vorrang für dieses Darlehen einräumen. Diese Verpflichtung ist durch Vormerkung im Grundbuch zu sichern. — Der DarlehnS- empfänger hat der Stadtgemeinde Dippoldiswalde für den Fall der Veräußerung ein durch Vormerkung zu sicherndes Ankaufsrecht zu dem Verkaufswerte, den Grundstücke gleicher Art zur Zeit der beabsichtigten Veräußerung im allgemeinen haben, an dem be- liehenen Grundstück einzuräumen. DaS Ankaufsrecht wird nicht mehr ausgeübt, wenn das Darlehen in Höhe der zur Zelt der Rück zahlung geltenden Baukostensähe zurückerstattet wird. Die Schätzung des Grundstückes erfolgt durch den städtischen Schätzungs- ausschuß. Bei Stetigkeiten über die Höhe des Veräußerungs- Wertes entscheidet ein Schiedsgericht unter Ausschluß des Rechts weges. Das Schiedsgericht wird aus je einem von dem Allge meinen Hausbesitzerverein und dem Allgemeinen Mietbewohner- vereinzu Dippoldiswalde vorzuschlagenden Beisitzer der Vermieter und Meter, sowie einem von beiden Organisationen gemeinsam vorzuschlagenden unoarteiischen Vorsitzenden gebildet. Schlägt der Hausbesitzerverein oder der Mietbewohnerverein binnen einer von der Schiedsstelle bestimmten Frist einen Beisitzer nicht vor, so be stimmt ihn der Rat. Kommt eine Einigung über den Vorsitzenden nicht zustande, sy bestimmt ibn die Kreishaupkmannschast. — Der Darlehnsnehmer ist zu verpflichten, für die sorgfältige und dauer- haste Ausführung der Instandsetzungsarbeiten nach den im Einver ständnis mit der Schiedsstelle für Hauserhaltung festgesetzten Kosten anschlägen unter Verwendung guter Baustoffe Sorge zu tragen und bei etwa als notwendig sich herausstellenden Aenderungen zuvor die Zustimmung der Schiedsstelle etnzuholen. Den Beauf tragten der Schiedsstelle ist auf Verlangen jederzeit das Betreten, die Besichtigung und die Untersuchung des Grundstückes, die Ein sichtnahme in die Bücher, den Schriftwechsel und die Belege, so- weit sie auf die InstandsehungSarbeiten Bezug haben, zu gestatten, sowie wahrheitsgemätze Auskunft über die Drundstückseinnahmen 1 und -auSgaben zu geben. —- Das Darlehen wird je nach Fork- ' schreiten der Arbeiten in Teilbeträgen gewährt. Die Auszahlung erfolgt unmittelbar an die ausfahrenden Gewerken. Die Schieds stelle für Hauserhaltung kann die Auszahlung des DarlehnS oder eines Teiles ablehnen, wenn der Darlehnsempfänger den ihm auf erlegten Verpflichtungen zuwiderhandelt. — Der Darlehnsnehmer kann das Dartehn jederzeit ganz oder teilweise zurückzahlen. Bei Veräußerung des Grundstückes ist das Darlehen ohne Kündigung sofort zur Rückzahlung fällig. DaS Wohnungsamt kann jedoch nach billigem Ermessen, das Darlehnsverhältnis erneuern. — Bei der Darlehnsgewährung ist zu vereinbaren, Laß bei Aenderung oder Ergänzung der Bestimmungen über die Hauskonten, den Aus gleichsstock oder dieser Grundsätze das Wohnungsamt zu Aen derungen der DarlehnSbedingungen berechtigt ist. Um Ent täuschungen zu verhüten und die Hoffnung auf diese Hilfe nicht allzusehr ins Kraut schießen zu lasten, sei darauf HInaewiesen, datz dieser Ausgleichsstock jetzt noch leer ist. Erst die Bezahlung der genannten Abgabe wird ihm Mittel zufahren. Der Iahresertrag wird gegenwärtig auf eine Milliarde veranschlagt. Unter den heutigen Verhältnisten ist damit nicht viel anzufangen, sodaß wahr scheinlich nur sehr dringende Fälle berücksichtigt werden können- wo tatsächlich Wohnungen gefährdet sind. Es sei deshalb auch bet dieser Gelegenheit darauf hingewiesen, daß es flch dringend empfiehlt, jeden Schaden am Hause sofort auSzubeffern, ehe er groß wird. Reichen dazu die Zuschläge für laufende Instandhaltung nicht aus, wird eine einsichtsvolle Mieterschaft, vorher über die Sachlage aufgeklärt, gewiß auch einmal darüber hinausgehen. — Den Grundstücksbesitzern sei empfohlen, diese Grundsätze auszuschneiden und aufzubewahren. Dippoldiswalde. Wenn die SchiedSstelle für Hauserhaltung mit der Festsetzung der neuen Aundertsähe etwas wartete, so des halb, weil wiederum Richtlinien der Landesregierung erwartet wurden. Und sie kamen, wurden sogar nach wenigen Tagen noch mals der Geldentwertung angepaßt. Diese Richtlinien setzen für das ganze Land den Zinsenzuschlag und die Mindestzuschläge sür lausende Instandhaltung fest und geben Rahmengrenzen für Ver waltungskosten. 'Die Schiedsstelle für Hauserhaltung beschloß zu nächst, die Hundertsätze nicht auf das Jahr, sondern nur für das 4. Vierteljahr zu bestimmen, um nicht zwecklos mit unnötig großen Zahlen arbeiten zu müssen, und setzte auf Grund obiger Richtlinien folgende Zuschläge fest: Zinsendienst */, Grundmtete, Betriebs kosten einschließlich vorstehender halben Grundmiete) KO 000 Grund mieten, laufende Instandhaltung 90 000 Grundmteken, große In standhaltung talso Rücklage auf Hauskonto A) 30 000 Grundmieten, bei Grundstücken bis zu einem Alter von 20 Jahren 20 000 Grund mieten. Letzteres geschah um deswillen, weil die Grundmiete der neuen Wohnhäuser an sich meist etwas höher ist und dadurch die Summe auch höher wird und weil ferner bei ihnen große Instand haltungsarbeiten nicht so bald zu erwarten sind, wie bei älteren Häusern. Im übrigen gin«Mkn davon aus, daß es richtiger fei, für große Instandhaltungen etwas weniger zu nehmen, der zu be fürchtenden Entwertung der Rücklagen wegen, und lieber etwas mehr für laufende Instandhaltung bereitzuhalten, um entstehende Schäden möglichst sofort beheben zu können. Freilich war man flch auch klar, daß auch das letztere Ziel nur in bescheidenem Maße er reicht werden kann, trotz der hohen Zahl von 90000 Grundmieten Im Vierteljahr. Bei einem Grundstück mit 1000 M. Iahresgrund- miete ergibt das 90 Millionen. Anter gewissen Umständen läßt dieser Betrag sich verdoppeln. Daß flch damit viel nicht anfangen läßt, wird jeder einsehen. Dazu kommt, daß sehr viele Grundstücke weniger als 1000 Äl. Iahresgrundmtete haben, ost kaum 500 Koh vieler Wohnungen. Die Höheren Grundmieten sind in der Minder zahl. Die Betriebskosten enthalten 2000 Grundmieten für Haus verwaltung und 1500 Grundmieten für Hausmannsarbeiten und werden als Berechnungsgeld gezahlt. Am Vierteljahrsschluß ist darüber abzurechnen, ebenso über die laufende Instandhaltung. Die Vermietervertreter stimmten diesen Sähen nur zu unter der Be dingung monatlicher Teilzahlung der Miete, womit die Vermieter vertreter flch einverstanden erklärten. Ebenso sagten letztere zu, In ihren Kreisen dahin zu wirken, daß dort, wo eine größere Nutz garten zum Grundstück gehört, dieser einen entsprechenden Teil der Grundsteuer vorweg zu tragen hat. — Nach diesen Sähen beträgt die Miete für eine Wohnung, die Im Jahre 1914 100 M. kostete, im 4. Vierteljahr 15 300 000 M. resp. im jüngeren Haus 14 450 000 Mark; hat die Wohnung 1914 200 M gekostet, das Doppelte usw. — Schließlich setzte man noch Richtlinien für die Untermiete fest. Ms Entgelt für die Ueberlaffung möblierter Wohnungen gilt das 1500 000 fache der Ftiedensmiete. Hiervon entfällt das 500000- fache auf den leeren Raum und das 1000 000 fache auf Ueber laffung der Möbel. Bei Ueberlaffung von Wasche kommt das 330 000 fache der Friedensmiete dazu. Bevor diese Sähe Geltung er langen können, werden Vertreter der Untermieter und ihrer Logis- wirte gehört. Vorstehende Angaben haben deshalb vorläufig nur informatorischen Wert. — Sonntag nachmittag findet in der „Reichskrone" Bezirks tag des organisierten Haus- und Grundbesitzes statt. — Der Diebstahl macht auch an der Friedhofstür nicht halt. Vor einiger Zeit wurde von einem Kindergrab ein Blumenstock entwendet. -7 In der Schule werden die letzten Vorbereitungen für eine öffentliche Aufführung getroffen, deren Reinertrag für dieSchüler- bücherei bestimmt ist. Die Kinder haben zwei Märchenreigen und ein Märchenflngspiel eingeübt. Auch der Kirchenchor und eine Kinderkapelle wollen flch hören lasten. Für alle Freunde der Äugend steht ein genußreicher Abend bevor. Näheres siehe Inserat. — Der außerordentlichen Nachfrage wegen hat flch die Stadt nochmalsum zwei Wagenladungen Kartoffeln bemüht, die voraus sichtlich Mitte nächster Woche hier eintreffen und wieder unmittel bar am Bahnhofe abgegeben werden. Es handelt flch um die letzte Sendung Frühkartoffeln. Vor der Belieferung mit Winterkar- toffeln treffen also keine wetteren Sendungen hier ein. Der Preis wird flch allerdings auf mindestens 50 Millionen Mark für einen Zentner stellen. — Ein gewaltiger Feuerschein war am Donnerstag ln der 8. Stunde von hier aus zu beobachten. Er rührte vom Brand« einer Scheune vom Rittergute Schönfeld bei Pillnitz her. Das Feuer fand in der eingebrachten Ernte reiche Nahrung. Der an- gerichtete Schaden ist unermeßlich. Im Spätherbst vorigen Jahre» brach zu gleicher Abendstunde Im selben Rittergut« eln ähnliches Großfeuer aus, wodurch die Scheune ebenfalls völlig «ingeäschert > wurde. An ihrer Stelle wurde die gestern in Brand gesetzt« Scheune erbaut. Wie im Vorjahre, so wird auch diesmal vorsätz liche Brandstiftung als Entstehungsursache angenommen. — Unsere Sammlung von Papiergeld zugunsten der Klein- kinderbewahranstall hat flch auf 1789 827 M. erhöht. — Welter« Zuwendungen werden dankend angenommen. — Am morgenden 23. September begeht der Zentralaus- schuß für Innere Miss ton die Feier seines 75jährigen Be stehens. Er entstand in den Revolutionswirren von 1848, durch welche die äußere und innene Not unseres Volkes schlaglichtartlg zu Tage getreten war, und ist di« Zusammenfassung aller christ lichen LiebeStättgkeit in der evangelischen Kirche. Auf dem Kirchen tag zu Wittenberg am 22. und 23. September hatte Johann Hein rich Wichern, der als Gründer des Äettungshauses am Horn bei Hamburg schon weiterhin bekannt geworden war, seine berühmte Rede gehalten, die das leibliche und seelische Elend Hundert- tausender enthüllt, die Gewissen mächtig gepackt und zur Tat rettender, gewinnender und bewahrender Liebe ausgerufen hatte. Die unmittelbare Folge und Frucht dieser Rede und des Kirchen tages war die Gründung eines „EentralauSschuffeS für Innere Mission". Aos der Not jener Zett ist er geboren, überaus reichen Segen hat er in den 75 Jahren daher dem deutschen Volke in leid- und freudvollen Tagen gebracht, sollte er non in der gegen wärtigen Rot, wo er immer nötiger geworden ist, versagen müssen, well ihm die Mittel fehlen? Das könnte verhängnisvoll werden. Zu seiner Stärkung soll morgen in allen evangelsichen Kirchen des deutschen Vaterlandes eine Kollekte zum Besten dieses wich tigen Zentralorgans christlicher LiebeStättgkeit gesammelt werden. Die Gemeindeglieder seien freundlichst darauf hingewiesen. — Der GoldumrechnungSsah für die Landabgabe vom 22. bis 25. September beträgt 33600000. — Die Buchhändler-Schlüsselzahl ist auf 35 Millionen herauf- gesetzt worden. — Zur Verschärfung der StillegungSverorbimng erklärt der Verband Sächsischer Industrieller, datz er die scharfen Vorwürfe gegen die Unternehmer, daß sie mit Stillegungen absichtlich gegen volkswirtschaftliche Notwendigkeiten verstießen, «nergisch zuruck weist. Die Quellen des Ministeriums über die Ursachen der Still legungen seien ausschließlich die Gewerkschaften, die die Verfügung vom 10. September 1923 schon unmittelbar nach ihrem Erlaß in Händen gehabt hätten, als sie noch gar nicht zu allen Dienststellen gelangt war. Die Verfügung enthalte eine Reihe von Ungesetzlich keiten und greife in reichsrechtliche Zuständigkeiten ein. — Bekanntlich gehen in Sachsen am 1. Oktober 1923 die Ge schäfte der Mieteinigungsämter ln Reichsmieten- und Mieterschutz- sachen auf die Justizbehörden über. Wie der Regierung bekannr- geworben ist, sollen einige gemeindliche Mieteinigungsämter mit Rücksicht hierauf schon jetzt ihre Tätigkeit wesentlich eingeschränkt haben. Dazu schreibt die Nachrichtenstelle der Ekaatskanzlel, daß diese Einschränkung nicht gebilligt werden könne. Die ungehin derte Abwicklung der Geschäfte, ole nicht nur im Interesse der un mittelbar Beteiligten, sondern des gesamten Staatswesen» liegt, gebiete dringlichst, daß bis einschließlich Ende September 1923 die Tätigkeit der bisherigen Mieteinigungsämter in vollem Umfang aufrechterhalten wird und daß tunlichst alle noch anhängigen Sachen von den jetzigen Mieteinigungsämtern aufgearbeitet werden. — Diebstähle und Plünderungen nehmen in Dresden immer mehr überhand. Am Donnerstag-Morgen wurden von einem an der Markthalle stehenden, mit Weißkraut beladenen Wagen die Kraukköpfe, von denen einige Zentner bereits in die Markthalle gehracht worden waren, geraubt. Unter den Dieben befanden flch Leute, denen man nach Kleidung und Ansehen solche Räubereien nicht zugetraut hätte. Schmiedeberg. MutterberatungSversammlung findet Mittwoch, den 26. 9.1923 nachmittags von 2—3 Uhr in der Schule statt. Dresden. In der Donnerstagfltzung der Stadtverordneten wurde folgender Antrag der Stadtverordneten Fräulein vr.Smell angenommen: Kollegium wolle beschließen, den Rat zu ersuchen, Maßnahmen zur Aufrechterhaltung deS Betriebes der Kinderheil anstalt zu treffen. Hierzu erklärte Oberbürgermeister Blüher: Den Wunsch der Frau Antragstellerin teilen wir im Rate durchaus, aber wir müssen uns doch vergegenwärtigen, daß in erster Linie drei Hauptaufgaben für den kommenden Winter erledigt werden müssen: Wir wollen uns bemühen, daß unsere Bevölkerung nicht arbeitslos wird, daß fle nicht hungert und daß sie nicht friert. DaS find die drei Hauptaufgaben, higter denen alle anderen zurück- stehen müssen. Der Erfolg der Bemühungen von Freunden der Kinderheilanstalt sei ja sehr erfreulich, es seien 3'/, Milliarden zusammengekommen. Aber die Anstalt erfordere monatlich 140 Milliarden. Vielleicht gelinge es, mit Hilfe amerikanischer Kinder- freunde der Anstalt zu helfen. Er bitte jedoch, sich über den Ernst der Situation nicht hinwegzutäuschen. Sollte es nicht gelingen, mit privaten Mitteln die Kinderheilanstalt zu retten, so würde sie eingehen müssen. Die Kinder müßten dann auf die übrigen städti schen Anstatten verteilt werden. Freiberg. Die staatliche Münze In Freiberg hat fett längerer Zeit die Herstellung von Scheidemünzen für das Reich eingestellt. Zurzeit werden In der Münze größere Privataufträge erledigt. Falls diese zu Ende gehen sollten, wird der Betrieb der Münze tillgeleat, und die dort beschäftigten Arbeiter werden auf die staat lichen Hüttenwerke übernommen werden. Zwickau. Am Montag verlangten die Erwerbslosen vom WohlfahrtSamte abermals die sofortige Auszahlung einer Wirt- schaftsbethllse von 50 Millionen. Da ihnen nach Zustimmung -et Rates nur 10 Millionen in Aussicht gestellt werden konnten, schritten fle zur Selbsthilfe und reouirierten in der Erbmühle 10 Sack Mehl im Werle von 6 Milliarden Mark. Belm Fort- schaffen der Beute wurden fle von der Polizei gestellt, die dat Mehl In die Mühle zurückschaffte. Die Polizei mußte schließlich mit Gummiknüppeln gegen die Menge Vorgehen. Später verhan delte der Erwerbslosenrat erneut mit den Mühlenbeflhern, worauf diese schließlich den Erwerbslosen 5 Sack Mehl schenkungSweis« überließen, und die weiteren 5 Sack unter der Voraussetzung Her ausgaben, daß der Rat für die Bezahlung aufkommen w«rb«, wat aber nach Lag« der Sach« kaum anzun«hmen ist.
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