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Weißeritz-Zeitung : 19.10.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192610196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19261019
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19261019
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1926
- Monat1926-10
- Tag1926-10-19
- Monat1926-10
- Jahr1926
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 19.10.1926
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Chronik des Tages. — Reichspräsident v. Hindenburg ist von seinem Be such in Braunschweig und Groß-Schwülper wieder in Ber lin eingetroffen. — Die deutschnationale Reichstagsfraktion hat nach der Sommerpause ihre erste Sitzung abgehalten und in streng vertraulicher Beratung die politische Lage erörtert. — Die Große Polizeiausstellung in Berlin, die aus In- und Ausland stark besucht worden war, ist geschlossen worden. — Nach einer offiziellen Schlußfeier hat die Düssel dorfer Gcsolei ihre Pforten geschlossen. — Die angekündigte Erklärung der internationalen Hochfinanz wird in der Presse viel erörtert. Es soll sich um eine Kundgebung handeln, die von den führenden Wirtschaftlern aller Länder unterzeichnet ist. — Der französische Kriegsminister Painlevä erklärte die Gerüchte über eine „überstürzte" Räumung des Rhein- laudes für unbegründet. Das Drama in Nordschleswrg. Bei der Abstimmung in Schleswig ist das Schlagwort von den „Speckdänen" geprägt worden, den Deutschen, die nur einer dänischen Liebesgabe willen sich auf die andere Seite schlugen. Unter dem Drucke der dänischen Propaganda, die ihnen immer wieder die gesicherte Lage der dänischen Wirtschaft im Gegen satz zu den verworrenen Zuständen in Deutschland vor Augen führten, hatten sich viele Nordschleswiger be tören lassen, für den Anschluß an Dänemark zu stim men, um damit, wie sie sagten, ihrs wirtschaftliche Existenz zu retten. Gar bald hat sich hcrausgestellt, einen wie schlech ten Tausch diese Leute eigentlich doch gemacht haben. Durch den Versailler Vertrag wurde Nordschleswig von dem übrigen Schleswig-Holstein, mit dem es bis 1920 wirtschaftlich und politisch verbunden war, abge trennt und mit Dänemark vereint. Damit waren die wirtschaftlichen Beziehungen mit den bisherigen deut schen Absatzmärkten Nordschleswigs jäh unterbrochen. Während der Tonderner Viehzüchter früher wöchentlich bis zu 5000 Rinder nach den Großstädten Hamburg und Berlin lieferte, beträgt die Viehausfuhr Nord schleswigs nach dem Süden heute im gleichen Zeitraum nur noch einen Bruchteil davon. Aehnlich liegt es mit den Bodenerträgnissen. Früher verkaufte der Nord schleswiger Bauer sein Korn bis nach Bayern hin, heute muß er seine früher an die Münchener Bier brauereien zu hohen Preisen gelieferte Gerste an seine Schweine verfüttern. Dieser Verlust der deutschen Ab satzgebiete trifft Nordschleswig umso empfindlicher, als ihm in Dänemark selbst entgegen den während des Abstimmungskampfes gemachten Versprechungen, keine neuen Märkte erschlossen wurden, denn Dänemark als Bauernstaat hat selber Ueberproduktion. Ausländische Absatzgebiete sind aber schwer zu gewinnen, hinzu kommt die Tatsache, daß Dänemark in den letzten Jahren verschiedene Valutakrisen, Bankzusammenbrüche und wirtschaftliche Rückschläge mannigfacher Art erlebt hat. Angesichts dieser trostlosen Verhältnisse hat sich der nordschleswigschen Bauernschaft eine tiefe Unzu friedenheit bemächtigt. An die Spitze der Bauern stellte sich ein Mann, der 1920 einer der lautesten Rufer für den Anschluß Nordschleswigs an Dänemark gewesen ist, der Hofbesitzer Cornelius Petersen. Er gründete eine Vereinigung, die sich „Selbstverwal tung der Bauern" nennt, und eröffnete einen heftigen Feldzug zugunsten der Autonomie der nordschleswig schen Landwirte. Der Mode des Tages entsprechend, wurde die Sache faschistisch aufgezogen. Petersen trat in Verbindung mit einigen wegen der Abrüstung nicht vergnügten Offizieren des dänischen Heeres und kon spirierte mit ihnen, um seine Ziele durchzusetzen. Die Bauernbewegung erreichte ihren Höhepunkt, als Pe tersen kürzlich in einer großen Bauernkundgebung in Aabenraa, zu der sich über 4000 Bauern eingefunden hatten, die die dänische Regierung beschimpften, mit Tätlichkeiten drohte und mit der Ankündigung hervor trat, daß er sich jetzt an den Völkerbund wenden will mit dem Antrag, das Gebiet zwischen Kongenaa und Eider als selbständigen Staat „Schleswig" zu erklären. Jetzt griff die Regierung in Kopenhagen energisch durch und ließ gegen Cornelius Petersen und die übrigen Führer ein Verfahren wegen Aufruhrversuches einleiten. Die in die Affäre verwickelten Offiziere wurden verhaftet, jedoch nach ihrer Vernehmung wie- . der freigelassen. Diese Maßnahmen der Dänischen Regierung sind i ein Beweis dafür, daß man sich in Kopenhagen über die Bauernbewegung in Nordschleswig erheblich beun ruhigt. Leider aber hat Cornelius Petersen auch be reits den Erfolg, das dänische Urteil, Deutschland stehe hinter seiner Bewegung, heraufbeschworen zu haben. Tatsächlich hat Deutschland mit dem Renega ten Cornelius Petersen nicht das gerinste zu schaffen. Wir werden Weiler für eine Korrektur der neuen ! dänisch-deutschen Grenze kämpfen. Diese Grenze ent hält sowohl wirtschaftliche wie auch politische Unmög lichkeiten. Wir wissen auch, daß die aus der wirt schaftlichen Notlage oer Nordschleswigschen Bauern ge borene Bewegung des Petersen unsere Argumente be züglich der wirtschaftlichen Schäden teilweise unter- stützt. Aber wir werden uns bei unserem friedlichen ' Kampf um die Wahrung deutscher Rechte nicht eines > Renegaten bedienen. Und es gibt ja noch genug ! Deutschgesinnte jenseits der neuen Grenze, deren Treue i sich auch in den Abstimmungstagen bewiesen hat. Berechtigte Forderungen. Dr. Bell über Besatzung und Völkcrver« sühnung. Der Reichsminister für die besetzten Gebiete Dr. Ell, der seine Reise durch das besetzte Gebiet — übrrgens die erste Rheinland-Reise, Vie der oberste „E"mte dieses Ministeriums seit dessen Gründung weiter fortsetzt, hielt in Aachen ' D-r -in L WL ! «ebenen Verhältnisse frei von Uevertreibungen unv Nervo, sitüt einstellen. Wer glaubt, daß wir durch unseren Eintritt in den Völkerbund über alle Schwierigkeiten bereits hinweg» gekommen seien, der gibt sich Selbsttäuschungen hin. Für Deutschland und insbesondere für unsere Diplomatie begin nen jetzt erst die eigentlichen Arbeiten und Schwierigkeiten. Die bedauerlichen Zwischenfälle, die wir in den letzten Wochen beklagen mußten, legen den Gedanken nahe, daß schon die Möglichkeit weiterer Zwischensälle ein schweres Hemmnis für die dauernde Verständigung bedeute. Der Geist von Locarno und Thoiry, Deutschlands Eintritt in den Völkerbund als gleichberechtigtes und gleichwertiges Mit glied des Bölkerbundskonzcrns und beb VölkerbunbSrateS, soll nach der ausdrücklichen Versicherung aller Beteiligten eine neue Aera des Friedens anstelle des Hasses und der Feindschaft einletten. Darum ist eS bcgreislich, wenn jetzt spontan und mit elementarer Gewalt im ganzen Rheinland, in Rheinhessen und in der Nheinpsalz Wunsch nnd Verlangen nach Freiheit von der Besatzung sich geltend macht, in der berechtigten Ueberzeuguna, daß deren Aufrechterhaltung sich mit wahrem Frieden «nd wahrer Versöhnung ebensowenig verträgt, wie mit unabweisbare» deutschen Interessen «nd nationalen Empfindungen." Der Minister kommt noch auf die wirtschaftliche Verständigung' der europäischen Völker zu sprechen, deren Leitmotiv der wirtschaftliche Selbsterhaltungs trieb sei und fährt fort: Man kann eben nicht Deutschland ausschalten, wenn man wirtschaftlich den Wiederaufbau Europas in die Wege leiten will. Europa steht vor ungeheuren Gefahren oer Verarmung und des wirtschaftlichen Zusammenbruches, vor der drohen den Schicksalswelle, von der neuen Welt auf den Altenteil gesetzt zu werden. Dieser drohenden Gesahr kann nur begeg net werden durch unverzüglichen Zusammenschluß, durch rechtzeitige und zielstrebende Gemeinschaftsarbeit. Politische Rundschau. — Berlin, den 19. Oktober 1926. — Die Hamburger Tagung deS Neichsbürgerratö ist beendet. Es gelangten noch Entschließungen zur Annahme, in denen die Neichsregierung ausgesorder wird, für die Erlau- gung von Kolonien, die Rechte der AuslandSdenischen und für eine Bereinigung der Kriegsschuldfrage einzutreten. — Aus Antrag der Deutschen Negierung werden zwischen der Tschechoslowakei und Deutschland in den nächsten Tagen , Flugverhandlungen beginnen. Dabei handelt eS sich in erster i Linie um die Aufnahme einer Luftverbindung Prag— ? Berlin. — In Gegenwart des Gcneralfeldmarkchalls von ! Mackensen wurde vom Deutschen Ostmarkenverein in Schlawe ein »Deutscher Tag" veranstaltet. — Ja einer Zentrumsvcrsammlung in Konstanz behau- belle der frühere Reichskanzler Dr. Wirth innen- und ! außenpolitische Probleme. Er forderte eine Erziehung des > Volkes zur Selbstregierung und bekämpfte den Gedanken eines Bttrgerblocks. , :: Abkürzung ver Grundschulzeit. Der preußische Kultusminister hat kürzlich die Bedingungen normiert, unter denen besonders leistungsfähige Volksschüler der Grundsckuljahrgänge ausnahmsweise schon nach drei Jahren des Besuches der Grundschule zur Aufnahme in eine mittlere oder höhere Schule zugelassen werden können. Dabei war bestimmt worden, daß der vor zeitige Uebergang in eine höhere Klasse der Grund schule grundsätzlich nur zu Beginn des zweiten, zum Herbst des zweiten oder zum Beginn des dritten Schul jahres erfolgen darf. Praktisch wäre ein solcher Ueber gang erstmals im April 1927 möglich gewesen. Aus nahmsweise kann eine solche Versetzung nach einem neuen Erlaß des Ministers schon in diesem Herbst vorgenommen werden. :: Tie mecklenburgischen Klostergütcr. Zwischen den Ländern Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg- Schwerin war über die in Mecklenburg gelegenen Klostergüter, die nach der Revolution von Mecklenburg- Schwerin in Besitz genonlmen worden waren, Streit ausgebrochen. Es handelt sich um etwa 50 Güter mit einem Gesamtwert von 2Vr Millionen Mark. Mecklen burg-Strelitz verlangte die Güter für sich und stützte sich dabei auf die Gesetzgebung der früheren Groß? herzöge und der Stände, wonach das Land das Nutzungs- und Verwaltungsrecht der Klöster und ihrer Güter seit Jahrhunderten habe. Der Streitfall be schäftigte jetzt den deutschen Staatsgerichtshof, der nach längerer Beratung den Antrag des Landes Mecklen burg-Strelitz zurückwics. Die historischen Abmachun gen des früheren Staates seien infolge der Revolution nicht mehr maßgebend. :: Die Wechsel der Landwirtschaft. In einem von der deutschnattonalen Fraktion des Preußischen Landtags eingebrachten Antrag wird darauf hinge wiesen, daß vom November bis Januar nächsten Jahres 400 Millionen Mark aus öffentlichen Mitteln stam mende landwirtschaftliche Wechsel fällig werden. Da die Rückzahlung auch nur eines größeren Teiles dieser Summe die Existenz der landwirtschaftlichen Betriebe gefährden muß, wird beantragt, das Staatsministerium um eine weitgehende Verlängerung der Laufzeit der Wechsel zu ersuchen. — Ein ähnlicher Antrag liegt von der volksparteilichen Landtagsfraktion vor, der sich mit dem der Landwirtschaft von der Preußen kasse gewährten Kredit befaßt und das Staatsministe rium ersucht, 1. auf die Preußenkasse einzuwirken, , die Termine zur Rückzahlung der Kredite zu ver- ! längern, 2. unter Berücksichtigung der fälligen Steuer- ! termine einen bestimmten Tilgungsplan für sämtliche - Notstandskredite aufzustellcn, und 3. die Rückzahlung ! des letzten Drittels bis nach der Ernte 1927 zu ver- sckieben. Rundschau im Auslande. k In Paris ist das Unterkomitee der vorbereitenden Abrüstungskonferenz zusammengetreten. AIS Hauptpunkte i der Beratung werden die Fragen der Giftgase und der . chemischen Fabriken genannt. ; Bei der Eröffnung des elsässischen Katholikentages in Sennheim kam es in der Besprechung der Schulsrage zu , stürmischen Kundgebungen. U. a. wurde eine angemessene i Berücksichtigung der deutschen Muttersprache gefordert. ; Zu den Pressemeldungen über die Absichten der französischen Regierung in der Frage der Ratifizierung des Washingtoner Schuldenabkommens wird aus Paris halb- amtlich mitgeteilt, daß diese Angelegenheit bisher den Mi- nisterrat noch nicht beschäftigt habe. ; In Locarno fand aus Anlaß der Wiederkehr des j Tages, an dem vor einem Jahre die Locarnoverträge para- s phiert wurden, eine feierliche Gedenkfeier statt. < Da» tschechische Regier«n»»-«xperi»e«t. k Unter Anwesenheit von Vertretern aus allen beut- schen Sprachgebieten der Tscheckw-Slowakei wurde in Znaim der Parteitag der Deutschen Nationalpartei der Tscheche, Slowakei eröffnet. Nach längeren Verhandlungen, denen auch zahlreiche Reichsdeutsche beiwohnten, wurde eine Ent, schließung angenommen, in der der Eintritt der, einer an deren Partei angehörenden, deutschen Minister in die tsche chische Regierung bekämpft wird. In der Entschließung wird festgestellt, daß in Wahrheit eine Aenderung der gegen die Deutschen gerichteten Systems nicht eingetreten ist. — Daß die notwendige Neuorientierung bei den unteren Verwaltungsbehörden noch längere Zeit in Anspruch nehmen wrrd, geht aus einer anderen Meldung hervor, nach der 65 deutsche Grundbesitzer ein Strafmandat er. halten haben, weil sie bei einem Gauturnfest ihre Häuser mit deutschen Fahnen geschmückt hatten! Keine „überstürzte" Räumung des Rheinlanves! ; In Paris fand ein Ministerrat statt, in dem carö über seine Reise nach Elsaß-Lothringen bericht«,. Briand behandelte die außenpolitische Lage. Der Kriegs Minister machte Mitteilung über den Rücktransport d« Marokkotruppen, der bis zum 2V. November beendet sein seh. Zeitungsmeldungen zufolge hat der Kriegsminister nach Schluß des Ministerrats erklärt, daß die Gerüchte über eine „überstürzte" Räumung des Rheinlandes und üb« Vorbereitungen für den Abmarsch der Besatzungsarmee uw begründet seien. Wenn er eine Unterredung mit dem Ober, befehlshaber gehabt habe, so deshalb, um sich über die Aus. führung des Planes zu unterrichten, der schon seit mehreren Monaten festgelegt worden sei und sich seitdem nicht ge ändert habe. Der Schluß des Radikalen Parteitags. ; Der Kongreß der französischen Radikalen wurde mit der Verlesung einer umfangreichen Parteierklärung durch den neuen Vorsitzenden beendet. Die Haltung der , Partei dem Kabinett PoincarS gegenüber kommt darin ' zum Ausdruck, daß man den Eintritt und den Verbleib der ' vier radikalen Minister im Kabinett PoincarS mit der schwierigen Lage rechtfertigt, in der sich das französische Schatzamt zurzeit der Bildung des Kabinetts Poincarb befunden habe. — In den Pressestimmen über den Partei tag wird vielfach hervorgehoben, daß der Kongveß den wichtigen Fragen ausgewlchen sei und ihre Lösung ver tagt habe. In der Wahl Sarrauts zum Parteivorsitzen den wird ein Erfolg Hoincaräs gesehen, da Sarraut mit Poincaro eng befreundet ist. Damit habe der Kongreß dem Kabinett Voincarä die Bahn freigemacht. Die Regierung könne also ihre Politik fortführen. Das Wirtschaftsmanifest. Die angekündigte Erklärung internatio naler Wirtschaftler. Die aus London angekündigte Erklärung der inter nationalen Hochfinanz hat die Aufmerksamkeit der ge samten in- und ausländischen Presse erregt. In spal tenlangen Artikeln werden die voraussichtlichen Unter zeichner der Kundgebung und der erwartete Inhalt ausführlich erörtert. Einzelne Zeitungen gehen sogar soweit, die Kundgebung als das wichtigste Ereignis seit Versailles zu bezeichnen. Mit solchen Bezeichnungen sollte man jedoch sparsamer umgehen. Ter Inhalt der Kundgebung. Das Manifest beschäftigt sich in erster Linie M der großen Verwirrung, die durch die übertriebenen Handels- und Verkehrsbeschränkungen der einzelnen Staaten eingetreten ist und propagiert die Wiederein führung der Handels- und Berkchrsfreiheit, besonders auch die Patzfrciheit. Das Manifest ist das Ergeb nis eingehender internationaler Besprechungen. Es entspringt englischer Anregung, auch die Bearbeitnng hat England übernommen. Sie hat vom Beginn Ver Besprechungen ab mehr als ein halbes Jahr in An spruch genommen. Schon daraus und aus der Ver schiedenartigkeit der Namen geht hervor, daß die Kund gebung nicht in unmittelbarer Verbindung mit den deutsch-englischen Wirtschafts-Besprechungen in Rom« sey steht. > Versailles — die Ursache allen Uebels. In der Schilderung der wirtschaftlichen Lage Europas, mit der das Dokument beginnen soll, wird darauf hingewiesen, daß die in Versailles vorgenom mene politische Neuordnung Europas den interna tionalen Handel schwer geschädigt habe. . Weite Gebiete, die bis dahin in freiem Handels austausch standen, wnrden plötzlich durch neue Gren zen «nd Zollgcsctze von einander abgesperrt. Attest dieser Nmschwnng hat den Wohlstand der betroffene» Länder erheblich vermindert. Lie zur Verteidigung der neuen Grenzen in Europa eingeführten Handels verbote, Zolltarife nsw. haben sich für alle Beteiligte» als höchst nachteilig erwiesen. Tas Entstehen neuer Eisenbahnnetze hat den Durchfuhrverkehr erschwert unv die Transporte verteuert. Eine künstliche Tencrnng ist dadurch in ganz Europa hervorgcrufen worve«, die Gesamtproduktion ging zurück, die Kredite haben sich vermindert «nd der Geldumlauf abgenomme». Das ist allerdings eine Verurteilung des Versailler Friedensvertrags, die an Deut lichkeit nichts zu wünschen übrig läßt. Tie Unterzeichner des Aufrufs. Ueber die Personen, die diese Erklärung unterzeich net haben sollen, und von denen der Wert der Kundgebung abhängt, wird gesagt, daß Deutschland durch folgende Herren vertreten ist: Geheimrat Dr. Bosch, Geheim rat Felix Deutsch, Dr. Karl Melchior, Franz v. Mendelssohn, Dr. Schacht, Carl Friedrich v. Siemens, Franz Urbig, Generaldirektor Bög ler und F. H. Witthoeft. England ist u. a. durch Arthur Balfour, Montagu Norman, Ame- rika durch Morgan und andere führende Industrielle > und Finanzmänner vertreten. Die Erklärung soll außer obigen Ländern noch von Wirtschaftsführern folgender Staaten unterzeichnet sein: Oesterreich, Belgien, Tschechoslowakei, Dänemark, Frankreich, Holland, Ungarn, Italien, Norwegen, Po- len. Rumänien, Schweden und der Schweiz. Die reuigen Söhne. Trotzki und Sinowjew unterwerfen sich. Die Opposition innerhalb der kommunistischen Partei Rußlands hat in letzter Zeit wiederholt von
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