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Weißeritz-Zeitung : 25.11.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192611251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19261125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19261125
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1926
- Monat1926-11
- Tag1926-11-25
- Monat1926-11
- Jahr1926
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 25.11.1926
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88 Denkspruch. Der !»!> m»n verMu'n, Hui lie Hw nicht veürllen: h«d' »ui Sich leldll Uiittsu'n, wenn inäre sich vrrlsllen. llnck «s «lein SeldltveMru'n, wie S»k »ui Menlchen deicht, !» l»d' nul 8»N üeMru'n, vur ei v«ILbt sich nicht. küchelt. Schwärmen, das Dich bei einem echten Weibe lächerlich machen mutz. Mit Versen gewinnst Du Deine Lotte nicht, nur mit der Tat. Du nennst sie „Deine Lotte", ist sie denn schon vergeben und schmachtest Du wirklich ganz um sonst, dann rufe Deine ganze Energie gegen Deine Nei gung auf, sei Mann und schüttele ein Gefühl ab, das ebenso verderblich, wie unmännlich ist; denn wozu soll es führen? Etwa zu einem Bruch mit ihrem Verlobten? Willst Du um einer keimenden Neigung willen, die Du noch bekämpfen kannst, einen anderen unglücklich machen, der das Mädchen vielleicht ebenso liebt, als Du? Fliehe Deine Lotte, bringe sie nicht in den Zwiespalt zwischen Dich und ihn, Du raubst Dir, ihr und ihm das Glück. Tändle nicht mehr. Du hast schon zu viel Zeit verloren. Beendige endlich Deinen Roman, der schon wieder zwei Jahre brach liegt, stelle Dein Drama druckfertig, und sei kein Esel, der in nutzloser Schwärmerei hinschmachtet! Kannst Du aber, ohne einem Dritten wehe zu tun, das liebenswerte Kind für Dich gewinnen, so gewinne sie auch ganz. Du bist fähig, Du hast alle Mittel, ein Weib tief und voll zu beglücken, wende sie an u:d Dein Leben wird eine Kette schöner Stunden werden. Du kennst Deine Fehler, vor allem Deine fürchterliche Starrköpfigkeit, kokettiere nicht damit, sondern sei lieb gegen die Kleine, sieh ihr alles, nach; und ihr werdet glücklich werden! Ich schließe jetzt, weil ich morgen mit dem ersten Zuge in Deine Arme eile. Dein Hermann. Hermann fühlte, daß für den Freund eine neue Zeit angebrochen war; eS genügte ihm nicht, ihn schriftlich zu stützen, er wollte durch das lebendige Wort auf ihn wirken. Deshalb machte er sich sofort auf, den Freund zu besuchen und traf noch am selben Abend bei ihm ein. Horaz hatte sich von der Laufbahn eines freien Schriftstellers in den Hafen einer kleinen Redaktion ge rettet und sich mit dem vollen Mute der Jugend an seine Arbeit gemacht. Die gemeinsame Aufführung eines lokalen Festspieles, an dem er sich mit seinem reichen Talent be teiligte, hatte ihn seinen neuen Mitbürgern näher gebracht und ihm auch Gelegenheit gegeben, die Töchter derselben kennen zu lernen. Unter allen diesen war ihm eine kleine Blondine mit zartem ätherischen Teint und wunderbaren blauen Veilchenaugen aufgefallen, und bald hatte sein verwaistes Herz eine ernste Neigung zu dem Mädchen gefaßt. Die Blicke, die ehrlichste Koketterie der Liebe, eröff neten den Kampf, und der junge Journalist fühlte, daß sie ihn tiefer getroffen, als er geglaubt. Noch, hütete er das Geheimnis still in seinem Busen, aber, die Weiber sind schlau, sie hatte es bemerkt, und er jubelte fast laut auf, ihr Blick suchte ihn. Sie liebt mich, sie liebt mich, klang es jauchzend in seinem Busen, und mit diesem Bewußtsein kehrte auch jene süße Unruhe in sein Herz ein. Es kam über ihn, wie der Frühlingssonnenschein über das Schnee feld, er lebte auf, neu auf, es lehrte ein wonniges Glück in seine Seele ein, das ihn unfähig machte, länger zu schweigen, es mußte heraus, was ihn beglückte, und wie er sich dessen entledigte, zeigte sein erster Brief. — — Die beiden Freunde wohnten dicht genug beieinander, um sich in knapp zwei Stunden erreichen zu können, und so war kaum acht Uhr vorüber, als auch schon Hermann aus dem Zuge auf den Bahnsteig sprang und seinen Freund umarmte. „Da bin ich," begann er, „und zwar mit der festen Absicht, dir deinen Tollkopf derb zurechtzusetzen." „Nur immer zu, mein alter Junge, ich werde es dir danken." „Vor allem, wie kommst du dazu, die Kleine beige Lotte zu heißen?" „Ja, mein Gott, sie heißt Äen Charlotte . . ." „Und deine anmaßende Anspielung auf Goethe?" ' „Hat ihre Berechtigung!" „Nun bitte?" „Sie ist verlobt, oder vielmehr sie hat einen Schatz, oder noch besser, der Schatz hat sie." Mein teurer Freund! Du tust mir aufrichtig leid. Aber ich kann Dir den Schmerz nicht ersparen, rch muß Dir sagen, daß Dir recht geschieht. Ja, Du bist ein Narr! Wozu das ewige Meine Lotte. / AuS den Papieren eines Anmaßenden. Novellette von Ferdinand Runkel. lNachdruck verboten.) Mein lieber alter Junge! Daß Du mich ob meiner Schwäche, die ich Dir jetzt beichten will, auslachen wirst, bin ich fest überzeugt, aber ich muß eS geduldig hinnehmen, denn ich kann nicht anders als Dir recht geben. Ich bin em Narr, Hermann, aber ich bin schuldlos, ich liebe. Schon wieder, wirst Du jetzt in Deinen Bart murmeln, und auf wie lange? Wie lange? Auf ewig, antworte ich Dir. Achl ich sage Dir, ein Geschöpf so reizend, so lieb, .so züchtig, na das kannst Du Dir ja aber alles denken. Du hast mich ost in meiner dichterischen Entwicklung mit Goethe verglichen, leider hat der Goethesche Erfolg diesen Entwicklungsgang noch nicht beschlossen, aber ich sage Dir, auch äußere Umstände haben dazu beigetragen, mich dem Altmeister ähnlich zu machen. Erinnere Dich an meinen Lilliroman: das darauf folgende vage Suchen nach einer Herzensbefriedigung, ohne das rechte Weib zu finden, das mir genügt. Ich fand allerdings meins Frau von Stein, aber das Verhältnis gedieh nur zu einer warmen Freund schaft, die meinem Herzen keine Befriedigung gewähren konnte. Nun habe ich, wenn auch etwas verspätet, „meine Lotte" gefunden; und ich bitte die heilige Vorsehung, daß der AuSgang nicht dem des unglücklichen Werther gleich sein möge. Denn wenn ich je eine wahre Herzensneiguwg emp- finden kann, so ist es die, ach ich sage Dir, ich bin zmn Kind geworden, meine ganze Unbefangenheit den Frauen gegenüber ist zum Teufel, ich stehe vor der Schönen, wie ein armer Sünder, und wenn ich recht geistreich sein will, schwatze ich eine Dummheit über die andere. Wenn ich galant sein will, bin ich ungezogen, aber sie scheint es in ihrer liebenswürdigen Herzensgute zu übersehen, oder sie übersieht es mit Willen und lacht mich dann aus. Freund, wenn ich daran denke, steigt es mir heiß zu Kopfe, mein Herz pocht wild und ich finde keine Ruhe. Noch die späte Nacht und der grauende Morgen schon wieder finden meine Gedanken bei ihr und ich darf es ihr nicht sagen, denn ich fühle, daß eS mit meinem Glück zu Ende ist, wenn sie mir sagen würde: „Ich liebe Sie nicht." Ich nehme alle meine Kraft zusammen, zu erkennen, was in ihrem kleinen, süßen Herzchen vorgeht, vergeblich, ich werde nicht klar aus ihr, sie spricht so unbefangen mit mir, so furchtbar gleichgültige Sachen, daß ich fast anfange zu glauben, sie liebt mich nicht. Freund, es wäre furchtbar! Ach, daß ich Dich, Deine warme ausgleichende Liebe nicht hier habe, Du würdest mich trösten. Ich eile demnächst zu Dir, um an Deiner Brust Ruhe, im Laute Deiner lieben Stimme Frieden zu finden. Du siehst, ich bin sehr erregt, erlasse mir für heute alles Weitere. In deutscher Treue Dein Horaz.
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