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Weißeritz-Zeitung : 11.02.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192902113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19290211
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19290211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1929
- Monat1929-02
- Tag1929-02-11
- Monat1929-02
- Jahr1929
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 11.02.1929
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5. Fortsetzung Viel hast du nicht gehabt vom Leben, liebe Frau. Auci von mir nicht. — Das Los der Bauern ist kein erfreuliches Sie müssen die Regungen des Herzens totschweigen. Sic nassen sich Wünsche versagen, selbst kleine, bescheidene, derer Erfüllung andere als selbstverständlich hinneymen. Und sie tat ihm leid. Da ging er zu ihr, nahm sie in die Arme, ganz leise uni behutsam und kühte sie auf den Mund. Das war Seligkeit für Carla. So selten ward ihr die, wü die Hohen Feiertage im Jahre sind. Sie lehnte den blonden Kopf an seine breite Brust, mit dei Rechten hielt sie seine harte braune Hand. „Warum wollen wir immer nur Sklaven sein, Liebster, Immer nur arbeiten und sorgen ohne auszuruhen! — Sol! das Land kaufen wer will!" „Verzeih'. Ich denke anders, Carla. Als Sklave fühl, ich mich nicht. Ich diene freiwillig. Ich kann von meine« »«ten nicht das verlangen, was ich selbst zu tun nicht willen- M«. Mit welchem Rechte auch! Ich habe selbst die best «»gezogensten Faulenzer von jeher schon ebensowenig leide» können, wie die in Lumpen. Was ich von anderen verlange will ich selbst freudig und gern tun. Und wenn ich mein, Nrkelkinder vor ihrer Geburt schon vor künftigen Unan genehmen bewahren kann, meine ich, sollte ich es tun." „Du," sagte sie und noch einmal „du" und streichelte sei» an den Schläfen schon ergrautes Haar. „Immer sorgst du. Und hörst nie auf zu sorgen. — Ver mißt du nichts?" „Ich habe dich, Carla." „Die Gewißheit, daß du mich hast! Es ist so wenig. Wan» war eine Stunde da wie diese ? Wann küßtest du mich vor dem? — Weißt du's noch?" „Offen gestanden, nein," bekannte er ehrlich. Carla lächelte nachsichtig. „An meinem Geburtstage," sagte sie. „Der war an 24. April. Heute schreiben wir den 28. August." „Lange her, das muß ich sagen," scherzte Sohr. „Streichs! du die Tage rot an im Kalender?" „Eigentlich sollte ich es, um sie dir ab und zu vor Auge« HM«, zu können. Ich für meinen Teil kann mir sie merken Nesind so selten." „Lnd deshalb so schön. — Im Winter jagt uns die Zeit nicht, da lind wir freier." „Wir könnten es auch im Sommer sein." „Nicht aut!" „Doch, Sohr." ^Wie denn?" — Er zog sie neben sich auf das Sopha. — „Äm mir, wie wir es könnten." ^Wenn Claus heiratete." Ä« sagte sie zögernd und als sie sein ungläubig lächelnder Ekstchi sah, ergänzte sie schnell: ^Ucht heute und morgen, Sohr" — so nannte sie ihn immer, wenn sie Familiäres oder Wirtschaftliches beforschen — „aber in zwei Jahren. Er ist ein stattlicher Mensch und könnte wohl eine Familie gründen. Dam, bewirtschaftete er Großsteinau und wir blieben für uns. G» wäre gut, wenn da kein tägliches Herüber und Hinüber erfolgte. Was du dann an Arbeit weniger hättest, hättest du an Zeit mehr — für dich und mich." „Und der Junge ginge nach einigen Sommern schon über die Berge." Carla war enttäuscht. „Traust du Claus so wenig zu?" fragte sie verstimmt. „Das nicht! — Die Theorie ist etwas sehr Hübsches, di« Praxis aber ist etwas noch Besseres. Die fehlt ihm. — Unter Umständen hast du die erstere nicht nötig, die letztere aber sehr. Und zwar immer! — Dem guten Claus müßte ich schon noch ein paar Jährchen Krückstock sein. Er hat die Stützen nötig." „Auch wenn du das müßtest, wärst du entlastet," beharrte Carla. „Gewiß! Und noch mehr würde ich es sein, wenn das Wettersche Land uns gehörte. Ich hätte dann geraden Weg nach Steinau." „Und die jungen Leute nach Finkenschlag," siel Carla ein. „Das eben möchte ich nicht. Ich will mit dir allein sein, dich mehr für mich haben. Du mußt mich verstehen, Fritz." „Das tu' ich ja," — er steichelte ihre Hand — „und freue mich deines Wunsches. Aber da ist doch noch etwas anderes, Carla, was wir bedenken sollten. Finkenschlag und Steinau liegen nicht in Mecklenburg, Pommern oder Westvreuhen, sondern vor den Toren Berlins. Handel und Industrie zahlen das Vielfache an Gehältern und Löhnen wie wir. Daher die Landflucht der Leute. Die Industrie kann zahlen, wir können es nicht. Die schiebt Löhne und Steuern dem Ver braucher zu, wir müssen ste selbst tragen. Heute fragt keiner mehr nach dem anderen. Er fragt nach sich. Di« wenigsten nur kümmert das Ganze, di« meisten kümmert da» Ich. Liner nach dem anderen geht. Verdenken kann ich «s keinem. Der mühelosere größere Verdienst hat den Vorzug vor dem mühe volleren kleineren. Um vier Uhr pfeif«« die Fabriken, um sechs Uhr schließen die Büros. Wann schließen wirS" Carla seufzte. Sohr fuhr fort: „Unsere Lage wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Zwangs läufig! Sie muß es werben. Die nächste Generation wird nur noch Arbeit kennen. Maschine« «ülei» schaffen es nicht Es gehören auch Mensche« dazu. Und die feistem" „Laß Polen kommen," riet Carla. „Ich?! Polen? — Richt ums Vervecksnl — Entschuldige de« Ausdruck. Lieber schlaf ich überhaupt nicht meHr „Warum streubst du dtch^' „Ich bin nicht für Pazifismus. Ich will nicht mk wes«ns- fern« Menschen um «ich haben. Auf »einer deutschen Erde stehe ich mit Gleichgesinnten und Blutsverwandten. Richi mit Fremden! — Es widerstrebt mir auch, einen Staat ab zulehnen und seine «»gehörigen für »ich arbeiten zu lassen. Ich kann auch nicht e««u Staat, der meinem Vaterland« übel will und schadet wo er kann, indirekt Geld -»führen, auch nkcht im kleinste« und allerkleinste«. Wenn es andere tun, ist das ihre Sache. Ich tu« es Glicht." „Und leidest darunter, begibst dich jeder Freude und steigst vor der Zeit in» Grab." „Möglich! — Deshalb hab' ich es eilig mit dem Wettersche» Land." Carla stutzte. Immer wieder-kam er auf-dieses Land zurück, Warum nur? „Was hat das Land mit dem allen zu tum?" fragte sie. „Wenn man nicht Arbeitskräfte genug hat, erwirbt man doch nicht »eues zum asten." „Weshalb nicht? — Man könnte erwerben, um zu ver schenken." Carla sah ihren Satten sprachlos an. Was sagte er da? Erwerben — verschenken! Sie fürchtete für feinen Verstand. In ihren Augen war Schrecken. Sohr, dsr es bemerkte, lächelte. „Es stimmt schon noch hier oben," sagte er und zeigte auf die Stirn. „Ich denke sehr klar und denke auch über den Tag hinaus. Was ich vorhabe, paßt gewiß keinem Menschen so recht ins Konzept. Am wenigsten meinen Berufsgenossen. Ich erkenne dieses Vorhaben aber als einzige Möglichkeit unsere Zukunft zu sichern, und das rechtfertigt seine Un gewöhnlichkeit. — Notabene verstehe ich unter „unsere" Zu- runft auch die unserer Kinder und Kindeskinder." Carla war unruhig geworden. So sprach Sohr selten und nur, wenn es um wichtige Dinge ging. Sie drängte: „Nun rede schon!" „Geduld, meine Liebe." ' Mit kurzem Ruck erhob er sich. Er stand mitten im ZtvMer« Breitbeinig, die Hände in den Reithosen. Wie ei» Möst. „Ich will die Arbeiter binden," sagte er. „Arbeiter binden?" wiederholte sie. „Ja! — Halten will ich sie. Seßhaft machen! — Lozu irauche ich das Wettersche Land." Carla lachte schallend auf. „Glänzend!" rief sie. „Das nenne ich reformieren. Aas brauchen wir Staatshilfe? Absolut nicht nötigt Mr greifen in die Tasche und werfen Hunderttausende auf die Straße. Zur gütigen allgemeinen Bedienung! — Die Herr- chaften könnten sich ja das Lachen nicht verkneifen." Sohr hatte sich in einen Sessel gesetzt und hörte ihr »e- ustigt zu. » Sie ging mit großen Schritten im Zimmer auf u«d ab. „Ne, mein Lieber," fuhr sie fort, „da mache ich nicht mit. so gut geht es uns nicht, daß wir uns derartige Scherze Matten können. Land verschenken! Um Himmelswusty, >as darf man ja nicht laut sagen. Unsere Nachbarn würben uns steinigen. Mit Recht! Es zwänge zu neuen Belastungen und würde unabsehbare Folgen Haven. Ich könnte es um meinem Stande nicht verantworten, vor Claus nicht, über Haupt vor niemandem, schon gar nicht vor meinem Gewissen.' „Halt!" rief Sohr und trat zu ihr. Er faßte ihren Kaps mit beiden Händen. Tief in die blauen Augen blickend, s«te er: „Mes, was du eben erwidertest, warRonsens, meine Liede, Verzeihe gütigst das harte Urteil. Das Letzte nur war wesent lich. lieber allem steht das Gewissen und nur das Gewißen! — Du kam,st mir nicht kolaeo. «btt nicht ein» mit mir. -- Gorstetzvag Wir s fahrt aus. Kart«, im Rathai Platzprris« dingung Is! wird. Dic Kraftwage Mppo Tbermvm« Ma n- glau worben ist wind noch -auch nu-r < stunde, aus nig B-erkÄ men. Tro n och recht Kältegrad« versagte. - P erscheinen und zwm dem Pulr heute un! Preis", und einer? S S.K.B. sl dieser Nu — Dc Behörden Februar n -ab. Zn der
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