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Weißeritz-Zeitung : 13.02.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192902130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19290213
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19290213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1929
- Monat1929-02
- Tag1929-02-13
- Monat1929-02
- Jahr1929
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 13.02.1929
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Mehrere Tage später kam Lutz heiter nach Hause. Er war bei seiner Mutter gewesen, und sie hatte Hilde und ihn für Sonntag zum Mittagessen eingeladen. Ganz ge mütlich allein. Nachmittags würden vielleicht die Damen Baumann kommen, die bei ihr im Hause wohnten. Sehr angenehme und freundliche Damen» nicht wahr? „Kommen dann vielleicht auch Pastors und das Fräu lein mit dem frechen Gesicht?" fragte Hilde. Er sah sie erstaunt an. „Wen meinst du?" „Nun, natürlich die Dame, die bei dem Doktor in Stellung ist und die sich mächtig aufspielt. Ich kann ohne sie leben!" „Wenn du Fräulein Bering meinst, so ist diese eine sehr kluge und gebildete Dame!" erwiderte Lutz, der etwas heiser wurde. „Natürlich ist sie gebildet! Heutzutage sind alle hüb schen Mädchen gebildet oder tun so. Sie ist Haushälterin, wie die Herrlich bei uns. Kokett bis in die Knochen!" „Jedenfalls malt sie sich nicht so, wie du es tust! Wer seine frische, junge Haut zeigt, ist noch lange nicht kokett!" Mit diesen Worten verließ Lutz das Zimmer. In den letzten Tagen hatte sich Hilde angewöhnt, ungezogen zu werden. Aber es war wohl besser, nicht darauf zu achten. Lutz wunderte sich manchmal, wie sonderbar es doch in der Ehe zuging. Ehemals hätte er nie darüber nach gedacht, wie es wäre, verheiratet zu sein. Jetzt kamen ihm alle Eheleute bemitleidenswert vor. Man war aneinander geschmiedet und mußte miteinander auskommen. Man konnte sich doch nicht gleich wieder scheiden lassen. Er nahm aber an, daß Hilde mit ihm der Einladung seiner Mutter folgen würde, und sie schien auch mitkommcn zu wollen. Bis, gerade als der Wagen vor der Tür stand, seine Frau erklärte, so heftige Migräne zu haben, daß sie unmöglich anderswo essen könnte. Sie müßte sich gleich hinlegen. Also ging Lutz achselzuckend allein. Bestellte den Wagen ab, da er dem Kutscher und den Pferden die Sonntags ruhe gönnte und selbst gern zu Fuß ging. Als er von der Landstraße abbiegen und in den Weg gehen wollte, der zum Hause seiner Mutter führte, sah er Feldern kommen. Der schlenderte tatenlos umher und redete Lutz gleich an. „Nun, mal wieder bei Muttern? Wo ist denn die Frau Gemahlin? Doch nicht krank?" „Migräne!" erwiderte Lutz kurz. „Ach, da wünsche ich aber gute Besserung! Migräne kann sehr unangenehm sein!" Feldern grüßte und schlenderte weiter, und Lutz freute sich auf das ruhige Gesicht seiner Mutter und auf ein paar freundliche Stunden. Sie waren wirklich freundlich, und wenn auch Frau Agathe bedauerte, daß Hilde nicht kom men konnte, so war es doch behaglicher ohne ihre Gegen wart. Die Fräuleins Baumann erschienen zum Kaffee, er zählten allerlei, und Lutz hoffte leise, daß auch Fräulein Helga erscheinen würde; dies war aber nicht der Fall. Sie kam nicht, Doktor Glauber wünschte, daß sie ihm Gesell schaft kostete, da sein Sekretär beute frei batte. Vielleicht kam es von dieser Mitteilung, daß Lutz nicht- sagte, als er merkte, daß Hilde ihm Geld wegnahm. Aber der Schreibtisch hatte ein anderes Schloß erhalten, und er schien sein Geld anderswo hinzubringen. In Hilde wogten die Gedanken. Sie haßte Feldern plötzlich. Was bekümmerte er sich um sie? Er sollte weg- bleiben, sie wollte nichts mit ihm zu tun haben! Aller dings war er oft ganz lustig und konnte feine Geschichten erzählen, anders wie Lutz, der jetzt immer langweiliger wurde und in seiner Wirtschaft aufging. Nun, vielleicht sparte er, daß sie später reifen konnte. Hier durfte er sie doch nicht einsperren! Hilde warf sich aufs Sofa, nahm ein Buch zur Hand und versuchte, den Besuch zu vergessen. „Wohin geht der wohl immer?" fragte LeontN«, 4« Frau von Lörrach berichtete, eine Absage von Hüga «, halten zu haben. Frau von Lörrach wußte es nicht. Ihr gefiel das junge Mädchen sehr gut, daS kein- leichtes Dasein hatte; Frau Agathe empfand immer Leili nähme für die, die mit dem Leben kämpften. Ueber Fel», dein dachte sie nicht nach. Sie hatte ihn einmal flüchtig aus der Ferne gesehen, und da beide Fräuleins Baumanns keinen Wert auf seinen Umgang legten, so war es an-, genehm, daß er nicht ins Haus kam. Die Pastorin Elwers, mochte ihn auch nicht. Irgendeine häßliche Geschichte war mit ihm geschehen — er hatte einem Mädchen nachgesteLt, aber von dem Bruder heftige Prügel erhalten. Es war besser, mit diesem Menschen nichts zu tun zu habe«. Die Fräuleins Baumann sprachen nicht gern über Feldern, als» überging man ihn möglichst mit Stillschweigen. A-nK S Während Lutz bei seiner Mutter aß, nachher ein kurzt- Schläfchen machte und dann sehr freundlich von den Fräu leins Baumann behandelt wurde, saß Harald Feldern i« Ankleidezimmer der jungen Frau von Lörrach. Vor ihm stand eine Weinflasche, aus der er sich gelegentlich «in Glas einschenkte, und Hilde lag ausgestreckt auf dem Sofa. „Das haben wir gut gedeichselt, Minchen!" sagt« Feldern. „Ich hörte ganz zufällig, daß Ihr geliebt« Lutz, heute bei seiner Mutter speisen würde. Sie waren natür«, lich auch eingeladen, aber da ich nicht viel freie Zett hab«,- mußten Sie mir das Opfer bringen, Migräne zu Habens „Ich wäre doch nicht hingegangen!" murmelte Hild«. „Weshalb nicht, mein Kind? Mit Mutter Lörrach, müssen Sie sich gut stellen, das gebietet die Klugheit, meine Tanten Baumann sind brave alte Jungfern, di« «h ein Wässerchen getrübt haben. Von ihnen können Sir «mb Lehren der Weisheit und Tugend lernen. Sie müssen sich! schon an diese Menschen gewöhnen, Sie können doch nichH immer auf dem Sofa liegen und nichts tun!" „Was ich tue, geht Sie nichts an!" Hilde warf ihm" einen bösen Blick zu, der Feldern zu belustigen schien. ; „Gewiß geht es mich an, was Sie tun, Minchen! GH müssen fleißig sein und einige Scheine verdienen, mH denen Sie dann Ihrem getreuen Ritter unter die Armt greifen! Können Sie nicht den Hühnerstall und den verkauf übernehmen? Das tun viele Gutsfrauen und ver^ dienen hübsche Summen." „Ich kann Ihnen kein Geld geben, da ich selbst nicht-! habe. Und mit Hühnern verkehren mag ich nicht: versteh auch nichts davon! Sie müssen sich schon an di« Herrlich' mit Ihren Wünschen wenden!" „Wie soll ich mich bei besagter Dame einführen? Soll! ich ihr von Fräulein Minchen Wenninger erzählen, mH der ich einmal nach Rügen gereist bin, die ich freihiett und die alles von mir annahm, jetzt aber nichts für eine« alten Freund übrig hat? Finden Sie es nicht geradezu reizend, daß ich hierher gekommen bin, ohne daß man mich sah? Diese kleine Heckentür im Garten ist sehr an genehm und die Haustür ist ja nie geschlossen. Sie habe« doch auch die Herrlich ausgehen lassen, wie ich Ihr«" schrieb. Im Grunde sind Sie ja viel zu verständig, liebes Minchen, um nicht meine Wünsche zu erfüllen. Was will ich denn? Einige hundert Mark, weiter nichts!" „Die habe ich ja nicht!" schluchzte Hilde. Feldern legte seine Hand auf die ihre. „Regen Sie sich nicht auf, Minchen! Die brauche« es mir nicht gleich zu geben. Nur vielleicht zwanzig oder dreißig Mark. Vorläufig bleibe ich noch hier. Glauber ist ein schäbiger Kerl, aber im Augenblick finde ich keine andere Stellung, und da das Glück will, daß ich Sie hi« treffe, wäre es verkehrt, wegzugehen. Ditte, weinen Die nicht! Frauentränen rühren mich immer so, daß ich mtt- weinen muß. Das schickt sich nicht für mich. Den Wein haben Sie mir doch gleich besorgt; sehr nett von Ihn««, man wird in dieser Gegend ganz zum Abstinenzler, der schöne Sekt, den wir zusammen getrunken hab««?" .r:L: 2 «r s Z S »S L ^7 L L 8 '2 LZ« 8 L N Z «NN'-S
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